Disclaimer:

Labyrinth und die dazugehörenden Charaktere gehören nicht mir. Colin, Daniel, Lucille, Darlene und Jasmina und alle anderen, die ganz allein aus meiner Feder geflossen sind, gehören mir allerdings schon.
Dieses Werk ist nicht profitorientiert und nur aus Spass an der Freude entstanden.




+++~~~ Die zauberhaften Jahre ~~~+++


Fanfiction by Lorelei Lee


Kapitel 14


Etwas mehr als eine Woche war seit Crystal's Aufnahme in die Familie verstrichen, als Colin Melanie bat, mit ihm auszureiten. Melanie stimmte freudig zu und bereits kurze Zeit später waren sie unterwegs zu einem kleinen See am Waldrand.
Als sie dort angekommen waren, sassen sie ab, banden die Pferde an einen Baum und setzten sich nebeneinander ins Gras. Colin rupfte einen Grashalm ab und kaute nachdenklich darauf herum. Melanie sah ihm eine Weile dabei zu, doch dann stellte sie ihm die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.
"Warum haben wir Daniel und Torben nicht mitgenommen?"
Der jüngste Elfenprinz Torben war zwar einige Jahre älter als Colin, doch die beiden hatten sich in letzter Zeit enger miteinander befreundet und Torben war in den letzten Wochen sehr oft im Schloss vorbeigekommen um sich den Ausflügen der Jugendlichen anzuschliessen. Melanie hatte zwar nur Augen für Colin, doch glaubte sie bemerkt zu haben, dass nicht Colin, sonder sie selbst der Grund für seine häufigen Besuche war.
Colin ward den Grashalm mit einer entschlossenen Geste in den See und wandte sich Melanie zu.
"Ich habe sie nicht mitgenommen, weil ich mit dir allein sein wollte. Ich muss dich nämlich was Wichtiges fragen", entgegnete er nervös.
Melanie's Herz klopfte bis zum Hals. Zum Glück hatte sie heute aus einer Ahnung heraus nicht ihre normalen Hosen angezogen, sondern ein ziemlich hübsches Reitkleid ausgewählt. Sie fühlte, wie ihre Hände anfingen zu zittern und sie verschränkte sie hastig in ihrem Schoss, damit er es nicht bemerkte. Sie hätte auch gerne ihr Gesicht abgewandt, damit er nicht er nicht sah, wie verräterisch ihr bei seinen Worten die Röte in die Wangen gestiegen war, doch das brachte sie nicht fertig. Stattdessen hing ihr Blick an seinem Mund und sie wartete bebend auf seine nächsten Worte.
"Weißt du", druckste er etwas herum. "Ich wollte dich fragen..."
Melanie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf nicht ohnmächtig zu werden. Nicht jetzt. Nicht im schönsten Moment ihres Lebens.
Colin holte tief Luft. "Ich wollte dich fragen, ob du dich mit mir verloben würdest", stiess er endlich hastig hervor.
"Oh, Colin! Und ob ich..." Doch mitten in ihrer Zustimmung hielt Melanie inne und blinzelte verwirrt. Das war doch kein Heiratsantrag gewesen! "Was hast du gerade gesagt?" fragte sie perplex.
"Ach, Mel", seufzte Colin. "Ich würde dich nicht fragen, wenn du nicht meine beste Freundin wärst, aber ich sitze in der Klemme und ich fürchte, Mum wird erst Ruhe geben, wenn ich mich verlobe."
So rosig Melanie's Wangen gerade noch gewesen waren, so blass waren sie in der nächsten Sekunde. Doch Colin schien nichts weiter aufzufallen. Er starrte trübsinnig auf den See hinaus und beachtete Melanie nicht besonders.
Melanie biss sich krampfhaft auf die Zunge um nicht in Tränen auszubrechen. Wie hatte sie nur so dumm sein können. Ihr erster Impuls war gewesen, aufzuspringen, das Pferd zu nehmen und sofort zurück ins Schloss zu reiten um sich dort in ihrem Zimmer einzuschliessen. Doch auch dieses Verlangen unterdrückte sie heldenhaft. Hatte er sie nicht gerade bei ihrer Freundschaft gebeten ihm zu helfen? Wenigstens konnte sie ihn doch fragen, was es damit auf sich hatte.
"Colin", sprach sie ihn mit leicht zittriger Stimme an. "Wie kommst du eigentlich auf diese Idee, dass du dich verloben sollst?"
"Ach, das hat schon kurz nach meinem Geburtstag angefangen." Colin begleitete seine Worte mit einer wegwerfenden Geste. "Mum hat mir damals ins Gewissen geredet, dass es meine Pflicht als Kronprinz wäre, mich möglichst bald zu verloben. Wegen der Nachfolge und so - verstehst du?"
"Ich denke schon", erwiderte Melanie bedrückt.
"Also, ich habe mir erst nicht viele Gedanken darüber gemacht, aber Mum hat nicht locker gelassen und nachdem jetzt diese ganze Sache mit Crissy passiert ist, ist ihr das irgendwie wieder alles eingefallen und sie hat gestern wieder mit mir gesprochen."
Melanie nickte und bedauerte geistesabwesend, dass sich der Spitzname Crissy für Crystal Hope bei den Königskindern so schnell etabliert hatte.
"Und nachdem sie fast schon gedroht hat, mich mit einer von Torben's Schwestern näher bekannt zu machen, dachte ich, ich könnte genauso gut dich fragen. Stell dir das doch mal vor! Torben's Schwestern - davon ist Eine schlimmer als die Andere", bemerkte er entrüstet.
Melanie beschlich ein starkes Gefühl von Irrealismus. "Hast du schon mit deinem Vater darüber gesprochen? Ich bin sicher, er wird dich unterstützen", wandte sie schliesslich ein.
"Das hat keinen Sinn, Mel", stellte Colin geknickt fest. "Mutter und er waren immer einer Meinung wenn es um mich oder die Anderen ging. Das kann ich mir genausogut ersparen. Ich sitze echt in der Falle. Willst du mir nicht vielleicht doch helfen?" fragte er und sah sie dabei bittend an.
Melanie's Vernunft schmolz unter seinem Blick aus diesen faszinierenden Augen.
"Wie hast du dir das denn vorgestellt?" erwiderte sie um erst Mal Zeit zu gewinnen.
"Weißt du, ich will jetzt einfach noch nicht heiraten. Ich bin doch gerade erst 18 geworden. Und deshalb dachte ich, wir könnten uns einfach so verloben. Wir sagen es meinen Eltern heute abend und weil sie dich gern haben, werden sie damit zufrieden sein und ich habe erst Mal wieder Ruhe", erklärte er eifrig. "Und dann kann ich mich im Laufe der Zeit ja umsehen, ob ich nicht doch noch ein anderes Mädchen finde, das ich gern heiraten möchte. Dann würden wir unsere Verlobung wieder lösen und alles wäre in Butter. Und falls ich mich überhaupt in niemand verlieben würde, dann könnten wir uns ja immer noch heiraten. Na, was sagst du dazu?" Er forschte eifrig in ihrem Gesicht.
Melanie starrte ungläubig zurück. Als ihr klar wurde, dass es tatsächlich sein Ernst war, wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
"Du hast tatsächlich an alles gedacht", erklärte sie mit schwankender Stimme. "Aber was passiert, wenn ich mich in einen anderen verliebe?"
Colin machte zuerst ein langes Gesicht, doch dann raffte er sich zu einer grosszügigen Geste auf. "Na ja, wenn das passieren sollte, dann können wir die Verlobung natürlich auch lösen."
Melanie fasste es einfach nicht. Das war alles so kindisch, so unreif, dass sie nicht begriff, wie sie sich je in ihn hatte verlieben können. Doch das allerschlimmste war, sie liebte ihn trotz allem immer noch. Er wartete offensichtlich auf eine Antwort, doch sie musste erst ein Mal in Ruhe darüber nachdenken.
"Colin", sagte sie gefasst. "Ich sage nicht ja und ich sage nicht nein zu deinem Angebot. Aber ich werde dir noch vor dem Abendessen meine Entscheidung mitteilen. In Ordnung?"
"Oh, danke Mel! Du bist echt die Beste!"
Melanie grinste schief und ging langsam zu ihrem Pferd zurück.


Zurück im Schloss dachte sie geraume Zeit über sich und Colin nach. Schliesslich hatte sie einen Entschluss gefasst, doch bevor sie mit Colin sprach, musste sie noch etwas anderes erledigen. Nachdenklich verliess sie ihre Zimmer und machte sie auf den Weg zu Jareth, den sie - zum Glück - allein in seinem Arbeitszimmer antraf.
"Onkel Jareth, ich muss mit dir sprechen", erklärte sie nüchtern.
Jareth schmunzelte. "Das klingt aber ziemlich dramatisch. Aber setz dich doch bitte."
Melanie nickte und nahm auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz.
"Nun, was gibt es so Dringendes?"
Melanie faltete die Hände in ihrem Schoss und holte tief Luft. Dann sah sie Jareth direkt in die Augen.
"Bevor ich dir alles erzähle, musst du mir versprechen, dass du niemand etwas von diesem Gespräch erzählst - nicht einmal Tante Sarah", verlangte sie ernst.
"Melanie", Jareth lachte überrascht. "Ich weiss nicht, ob ich dir das versprechen kann."
"Schade. Dann muss ich wieder gehen." Melanie machte Anstalten wieder aufzustehen.
Jareth betrachtete sie verwundert und überlegte rasch. Es schien sich um etwas Ernstes zu handeln. Es war sicher besser sie anzuhören und ihr das Versprechen zu geben. Ihm war durchaus klar, dass er dieses Versprechen halten würde, aber vielleicht konnte er ihr bei ihrem Problem auch allein helfen.
"Nein, nein. Bleib hier", beschwichtigte er sie deshalb. "Ich verspreche, dass ich niemand etwas erzähle."
"Nicht einmal Tante Sarah?" drängte Melanie.
"Nicht einmal Tante Sarah", bestätigte Jareth.
Danach entspannte sich Melanie etwas. Sie holte ein zweites Mal tief Luft.
"Colin will sich mit mir verloben und ich werde seinen Antrag annehmen, obwohl ich weiss, dass er mich nicht liebt."
Jareth's Augen weiteten sich. "Aber das ist ja wunder.... - Moment - hast du gerade gesagt, dass er dich nicht liebt und es dir egal ist?" Er hoffte inständig, dass ihn seine Ohren gettäuscht hätten, doch Melanie's Kopfnicken begrub diese Hoffnung.
"Aber das gibt doch gar keinen Sinn!"
Melanie seufzte leise und erklärte ihm dann alles.
Nachdem sie geendet hatte schüttelte Jareth ungläubig den Kopf.
"Ich begreife es trotzdem nicht. Warum kommt er mit diesen Sorgen nicht zu mir? Glaubt er denn ich wäre genauso kupplerisch veranlagt, wie Sarah?" äusserte er missmutig.
"Ich konnte es mir nicht vorstellen, deshalb bin ich auch zu dir gekommen", erklärte Melanie. "Aber Colin hat gesagt, ihr wärt bei der Erziehung immer einer Meinung gewesen und deshalb glaubt er, dass es auch diesmal so ist."
"Ich werde diesem Schwachsinn ein Ende setzen", sagte Jareth bestimmt.
"Nein, das wirst du nicht!" widersprach Melanie überraschend kräftig.
"So? Und warum nicht?" fragte Jareth mit hochgezogener Augenbraue.
"Weil du es mir versprochen hast", sagte sie mit fester Stimme. "Und weil...", sie druckste herum und fuhr schliesslich mit leiser Stimme fort: "...weil ich dadurch die Chance habe trotzdem eines Tages seine Frau zu werden, auch wenn es nur eine Zweckheirat wäre." Sie blickte verschämt zu Boden.
"Warum willst du dir das antun?" erwiderte Jareth aufgebracht. "Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber etwas Besseres als meinen Sohn findest du allemal."
Da hob Melanie ihren Blick wieder und sah Jareth direkt in die Augen.
"Weil ich ihn unendlich liebe", flüsterte sie und ihre Worte trafen Jareth mitten ins Herz.
Jareth stand auf, ging um den Schreibtisch herum, zog Melanie aus ihrem Stuhl und legte seine Hände auf ihre Schultern.
"Und warum erzählst du mir dann alles, wenn du doch nicht meinen Rat und meine Hilfe willst?"
Melanie schluckte. "Weil ich es nicht fertiggebracht hätte dich in dem Glauben zu lassen, dass alles so wundervoll ist, wie es nach aussen hin aussieht." Ihre Stimme war kaum noch hörbar, als sie ergänzte: "Und weil ich deinen Segen wollte."
Jareth lauschte dem Klang ihrer Worte.
"Du hast ihn immer gehabt", flüsterte er zurück und küsste sie sacht auf die Stirn.



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Soviel zu Kapitel 14 - Damit sind die nächsten Verwicklungen schon mal vorprogrammiert. Die Verlobung wird dann im nächsten Kapitel bekannt gegeben. Und dann dauerts nicht mehr soooo lange bis zum dramatischen Höhepunkt und schliesslich zum verdienten Happy-End!