Disclaimer:

Labyrinth und die dazugehörenden Charaktere gehören nicht mir. Colin, Daniel, Lucille, Darlene und Jasmina und alle anderen, die ganz allein aus meiner Feder geflossen sind, gehören mir allerdings schon.
Dieses Werk ist nicht profitorientiert und nur aus Spass an der Freude entstanden.


Endlich!!!! Die Harry-Potter-Fic ist fertig und kostet mich keine Nerven mehr - obwohl's Spass gemacht hat. Aber jetzt kann ich mich endlich wieder zur Gänze meinem wirklichen Anliegen widmen...
Wie versprochen, geht es heute mit dem Verlobungsball weiter!


+++~~~ Die zauberhaften Jahre ~~~+++


Fanfiction by Lorelei Lee


Kapitel 16


Am nächsten Morgen erwachte Sarah wie fast jeden Morgen geraume Zeit vor ihrem Ehemann. Sie lag noch einige Zeit ruhig im Bett und dachte über dies und jenes nach. Sie mochte die Zeit am frühen Morgen, wenn das Schloss noch schlief und sie noch nicht Königin, Mutter oder Gastgeberin sein musste, sondern einfach nur Sarah - eine Frau, die zufällig mit dem begehrenswertesten Mann diesseits des Universums im Bett lag. Doch nach einer Weile merkte sie, dass Jareth sich bewegte und verschlafen blinzelte. Sie schmunzelte nachsichtig. Bereits nach ihrer ersten Nacht hatte sie die Vermutung gehabt, dass ihr Liebster ein Morgenmuffel und eine Schlafmütze war. Diese Vermutung hatte sich bestätigt.
Sie knuffte ihn liebevoll.
"Bist du schon wach?"
Jareth brummte etwas Undefinierbares und drehte sich auf die andere Seite. Doch Sarah genügte das.
"Ich finde, wir sollten einen Ball geben."
"Mmmh?"
"Du hörst ja gar nicht zu!" sagte Sarah vorwurfsvoll und knuffte ihn erneut. Immerhin drehte sich Jareth daraufhin wieder zu ihr um und blinzelte sie verschlafen an.
"Beantworte mir bitte zwei Fragen", brummte er undeutlich. "Warum habe ich dich geheiratet und warum haben wir uns Kinder angeschafft?"
"Auf beide Fragen gibt es nur eine Antwort: weil wir uns lieben, mein Schatz", erklärte Sarah geduldig.
"Aber nicht morgens, wenn gerade erst die Sonne aufgegangen ist", sagte Jareth mürrisch und schloss wieder die Augen.
Doch so leicht gab sich Sarah nicht geschlagen. "Schlafmütze! Also, wann sollen wir den Ball geben?"
"Ich höre immer Ball." Jareth rieb sich die Augen, gähnte herzhaft und setzte sich endlich im Bett auf. "Was denn für ein Ball?"
"Der Ball anlässlich der Verlobung unseres ältesten Sohnes - erinnere dich - du warst gestern dabei!"
Jareth musterte seine ausgeschlafene Frau leicht überfordert. "Hör mal, findest du das nicht ein bisschen übertrieben?"
"Was ist eigentlich los mit dir? Früher warst du der Erste, der scharf auf eine Party war und jetzt auf einmal ist dir alles zuviel!"
Jareth grinste müde. "Jetzt bin ich schliesslich Grossvater. Sei mal ehrlich, meine geliebte Elfe, findest du nicht, dass die Kinder noch viel zu jung zum Heiraten sind?"
"Wer redet denn vom Heiraten? Die beiden haben sich gerade erst verlobt, kein Mensch will, dass die beiden sich jetzt schon heiraten", ereiferte sich Sarah. "Oder hast du am Ende etwas an Melanie auszusetzen?"
Nun musste sich Jareth geschlagen geben. "Nein, natürlich nicht", beschwichtigte er seine Frau.
"Na also. Ich muss allerdings auch zugeben, dass sie mir tatsächlich lieber ist, als alle anderen Mädchen, die in Betracht gekommen wären."
Wie fast alle Männer war auch Jareth von dieser Seite im Wesen seiner Frau unangenehm berührt.
"In Betracht gekommen? Sag' mal, was redest du da eigentlich? Es scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen, dass die beiden zusammen kommen."
"Sicher", sagte Sarah leicht verwundert. "Dir etwa nicht? Ist dir etwa noch nie aufgefallen, wie Melanie unseren Sohn ansieht?"
"Doch natürlich." Jareth lehnte sich wieder tiefer in seine Kissen hinein. "Als ob er ihr einziger Halt und Stütze in einer feindlichen Welt wäre."
Sarah's Gesichtsausdruck wurde weich.
"Du hast es also auch gemerkt."
Jareth musterte seine Frau nachdenklich. "Du hast mich früher auch so angesehen."
"Nicht nur früher..." hauchte Sarah und schmiegte sich eng an Jareth.



Es war bald beschlossene Sache, dass der Ball zwei Wochen später stattfinden sollte. An alle königlichen Familien wurden Einladungen verschickt und auch alle anderen wichtigen Persönlichkeiten wurden eingeladen. Melanie und Colin durften ihre Freunde der Gästeliste hinzufügen und schliesslich setzte Melanie auch ihren Vater von ihrer Verlobung in Kenntnis.
Seine kurze Antwort und seine knappen Glückwünsche enttäuschten alle, bis auf Melanie selbst, die ihren Vater eben besser kannte. Als Forscher und Gelehrter berührten ihn die Dinge des täglichen Lebens oft nur am Rande, was nicht heissen sollte, dass er seine einzige Tochter nicht liebte.

Allerdings war Melanie trotz allem enttäuscht und zwar von dem Verhalten ihres Verlobten.
Natürlich hatte sie sich keinen Illusionen hingegeben, er würde bei ihr nun den zärtlichen Liebhaber spielen, doch etwas mehr Zuwendung hatte sie sich insgeheim schon erhofft. Doch bald genug stellte sie fest, dass sie diesbezüglich enttäuscht wurde. Sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich seit der Bekanntgabe ihrer Verlobung um kein Jota verändert. Tagsüber bekam sie ihn kaum zu Gesicht, da er ständig irgendwelchen Unterricht zu haben schien oder wichtige Dinge zu erledigen hatte, von denen er ihr nichts erzählte. Wenn er nachmittags ausritt, fragte er sie seltener als früher ob sie Lust hatte, ihn zu begleiten - und sie war zu stolz um einfach uneingeladen mit zu kommen. Es gab Momente, in denen sie bereute, ihre Freundschaft für die Verlobung eingetauscht zu haben.
Doch dann schaute Jareth bei ihr vorbei und heiterte sie mit einer komischen Geschichte auf oder Lucille und Darlene nahmen sie mit in den Garten und flochten Kränze für sie oder Sarah suchte mit ihr zusammen Kleider aus. Sogar Daniel brachte ihr ab und zu etwas mit - meist so nützliche Dinge wie ein Laubfrosch im Glas oder eine besonders hübsche Eidechse in einer Schachtel mit Luftlöchern.
Kurzum, die ganze Familie war rührend um sie bemüht - mit Ausnahme ihres Verlobten.
Gerade deshalb setze Melanie einige Hoffung auf den Ball. Sie hatte nicht vergessen, wie bewundernd Colin sie auf Tante Allegra's Hochzeit angestarrt hatte. Sie wollte sich deshalb so hübsch wie möglich herausputzen, damit er sie endlich wieder als das wahrnahm, was sie tatsächlich war: eine hübsche, junge und sehr verliebte Frau.

Sarah und die Mädchen unterstützten sie dabei nach Kräften und das Kleid, das sie schliesslich ausgewählt hatten, war schlichtweg ein Traum. Es war aus lindgrüner, schimmernder Seide und wurde über einem mehrlagigen Tüll-Unterrock getragen, der für die gewünschte Weite sorgte. Das Oberteil war enganliegend geschnitten, mit einem runden Halsauschnitt und kleinen Puffärmeln. Der ganze Stoff war über und über bestickt mit zierlichen goldenen Blättern und geschwungenen, moosgrünen Ranken. Lange Handschuhe, ein wundervoller goldener Haarreif, ebensolche Ohrringe und eine Smaragdkette, die Sarah Melanie geschenkt hatte, komplettierten Melanie's Erscheinung.
Als der grosse Abend gekommen war, waren Sarah und die Mädchen einfach hingerissen von Melanie's blendendem Aussehen. Melanie drehte sich noch ein wenig vor dem Spiegel um ihre weibliche Eitelkeit zu befriedigen und schüttelte dann lachend ihre sorgfältig gelegten rotbraunen Locken.
"Nicht schlecht - oder was meint ihr?"
"Nicht schlecht?" äusserte Sarah entrüstet. "Mein liebes Kind, du hast nie besser ausgesehen. Ich bin sicher, dass alle anderen Damen grün vor Neid sein werden."
"Danke, Tante Sarah." Melanie wurde vor Verlegenheit über dieses Lob leicht rot.
"Mum hat recht. Du siehst toll aus - und ich fürchte, ich bin schon ein bisschen grün im Gesicht", neckte Lucille sie, die in ihrem pastellblauen Kleid mit Silberstickerei selbst ganz reizend aussah.
"Schluss mit der Diskussion. Es ist Zeit", mahnte Sarah und zog ihre Handschuhe an. "Wir sehen alle vier einfach umwerfend aus und deshalb gehen wir jetzt runter in den Saal und brechen ein paar Herzen."
Darüber mussten alle drei Mädchen amüsiert kichern, so dass sie völlig entspannt und mit einem reizenden Lächeln auf den Lippen den Ballsaal betraten.

In der Zwischenzeit waren auch Jareth, Colin und Daniel auf dem Weg in den Ballsaal um die Gäste zu begrüssen.
"Ich weiss, dies ist weder die Zeit noch der Ort für ein Vater-Sohn-Gespräch, trotzdem werde ich dich mit einigen Ratschlägen belästigen", sagte Jareth zu seinem ältesten Sohn.
"Und das wäre?" fragte Colin leicht geistesabwesend.
Jareth musterte missbilligend Colins Kleidung. Sein Sohn trug ein weisses Hemd mit weiten Ärmeln, dazu eine lange, schmalgeschnittene schwarze Weste mit angeschnittenen Ärmeln und eine enge schwarze Hose.
"Erstens - wir sind nicht auf einer Beerdigung", bemerkte Jareth. Er schnippte mit den Fingern und das Hemd war nicht mehr weiss, sondern zartgrün, während die Weste eine schwarzgrüne Färbung mit goldschwarzer Stickerei angenommen hatte. "Und zweitens..."
"Dad!" rief Colin entrüstet und starrte auf seinen nun zartgrünen Hemdärmel. "Mach das sofort rückgängig!"
Jareth lächelte ungerührt. "Mach's doch selbst."
"Du weißt, dass ich das noch nicht kann!" maulte Colin.
"Wie schon gesagt, mein Junge, das ist deine Verlobungsfeier. Du solltest dort nicht derart farblos auftreten."
"Na gut", gab Colin klein bei. "Und zweitens?"
"Du wirst Melanie ein hübsches Kompliment über ihr Aussehen machen", antwortete Jareth bestimmt.
"Ja, gut."
"Wenn ich unseren Gästen dann eure Verlobung bekannt gebe, wirst du ihr den Ring auf den Finger stecken und ihr dann einen Kuss auf die Wange geben", instruierte Jareth seinen Sohn.
"Was?"
"Ich will bei diesem Anlass keine wilde Knutscherei haben. Ein Kuss auf die Wange genügt völlig", erklärte Jareth trocken.
Colin sah seinen Vater mit grossen Augen an, dann schüttelte er kurz den Kopf.
"Nein, das meinte ich doch gar nicht. Ich habe nur keinen Ring."
Jareth schloss für einen Moment die Augen. ‚Ganz ruhig' dachte er bei sich. ‚Nicht aufregen'.
"Du hast tatsächlich keinen Ring für deine Verlobte besorgt?"
"Naja." Colin zuckte mit den Schultern.
"Leider habe ich mir das schon gedacht", sagte Jareth grimmig mit halblauter Stimme. Dann griff er in sein Jacket und holte ein zusammengelegtes Seidentuch heraus.
"Geh schon mal vor", sagte er zu Daniel. "Wir kommen gleich nach."
Er legte das Seidentuch auf seinen Handteller und faltete es auseinander. Darunter kam ein weissgoldener Ring zum Vorschein bei dem eine Hand sich um eine kleine Kristallkugel schloss.
"Diesen Ring habe ich damals deiner Mutter bei unserer Verlobung an den Finger gesteckt. Er symbolisiert sehr viel für uns." Er hielt den Ring seinem ältesten Sohn hin. "Erweise dich ihm würdig", sagte er mit einem seltsamen Unterton, als Colin den Ring an sich nahm.
"Danke, Dad. Das ist total cool." Colin schien erfreut, doch bei weitem nicht so beeindruckt, wie Jareth sich dies gewünscht hätte. Sie nahmen den Weg zum Ballsaal wieder auf.
"Also noch Mal", nahm Jareth den Faden wieder auf. "Du steckst ihr den Ring an und küsst sie auf die Wange. Dann eröffnest du mit ihr den Ball."
"Alles klar, Dad." Mit diesen Worten steckte Colin den Ring ein, dann betraten sie den Saal um die ersten Gäste zu begrüssen.


Sarah, Melanie und die beiden Mädchen trafen erst einige Zeit später ein und Colin setzte gleich den ersten Ratschlag seines Vaters in die Tat um.
"Das ist ein tolles Kleid, Mel. Du siehst richtig gut aus heute abend."
Dann zog er sie mit sich um einige ihrer Freunde zu begrüssen. Jareth sah den beiden nach und ärgerte sich.
"Einfach erbärmlich. Erinnere mich daran, dass ich meinem Sohn an einem dieser Tage zeige, wie man einer Frau Komplimente macht", sagte er zu seiner Frau.
"Reg' dich nicht auf", beschwichtigte Sarah ihren Mann. "Nicht jeder kann so charmant sein wie du. Ausserdem hatte Melanie nichts gegen das Kompliment einzuwenden. Hast du's nicht gesehen? Sogar ihre Ohren sind vor Freude rot geworden."
"Trotzdem", beharrte Jareth mürrisch.
Sarah liess ihren Blick müssig über die versammelten Gäste schweifen.
"Welcher Schwachkopf hat eigentlich Calliope auf die Gästeliste gesetzt?" stöhnte Sarah entsetzt auf, als sie die Nymphe erkannte.
"Ich glaube, der Schwachkopf war ich", entgegnete Jareth trocken.
"Du? Aber warum um alles in der Welt hast du das gemacht?" fragte Sarah fassungslos.
"Weil Tobias mich darum gebeten hat", antwortete Jareth schlicht. "Wo ist er eigentlich? Ich habe ihn noch nicht gesehen."
"Er kommt später zusammen mit Jasmina, Robin und der Kleinen." Sarah war sichtlich verärgert. "Aber lenk' jetzt nicht vom Thema ab!"
"Was hast du eigentlich gegen Calliope?"
"Ich? Nichts - nur dass Persena den ganzen Abend wieder darüber lästern wird, dass Tobias um eine Nymphe herumscharwenzelt."
Jareth grinste. "Lass' ihm doch den Spass. Und wenn Persena sich unbedingt das Maul über uns zerreissen will, dann lass' auch ihr den Spass. Stell' dir vor - ohne uns hätte sie womöglich nichts zu reden."
"Ach du!" Sarah verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dann seufzte sie leise. "Im Grunde genommen habe ich Persena sehr gern. Wenn sie nur nicht immer so etepetete wäre."
"Wird schon werden", tröstete Jareth sie. "Schau mal - da kommen gerade Allegra und Leander."
Eine etwas abgekämpfte Allegra und ein strahlender Leander begrüssten das Königspaar.
"Tja, Sarah, jetzt werden wir wohl doch noch so was wie verwandt", scherzte Allegra.
Sarah lachte überrascht. "Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Aber es ist schön, dass ihr heute gekommen seid. Habt ihr Melanie schon begrüsst?"
"Ja, natürlich. Leander, Liebster, würdest du mir bitte einen Stuhl besorgen?"
"Natürlich, mein Engel", antwortete Leander prompt. "Soll ich dir vielleicht etwas zu essen bringen?"
Allegra verfärbte sich leicht. "Essen", stöhnte sie, "willst du mich umbringen?"
"Dann vielleicht etwas zu trinken?" fragte Leander geduldig. "Wasser, Saft, oder vielleicht ein Glas Milch?"
"Nur einen Stuhl, ja?"
"Natürlich, sofort."
"Leander, warte, ich komme mit", sagte Jareth und folgte Leander.
"Ach, ist Leander nicht einfach ein Schatz?" hauchte Allegra.
Sarah wartete, bis die Männer ausser Hörweite waren.
"Allegra, du siehst grässlich aus. Bist du krank oder bekommt dir die Ehe nicht? Und seit wann bist du so...", sie suchte nach einem Wort, "...nett?"
Ein nachdenklicher Ausdruck huschte über Allegras Züge.
"Ich bin nicht krank und wenn ich meinem königlichen Hofquacksalber glauben darf, bekommt mir die Ehe sogar ausgezeichnet."
"Meinst du im Ernst, du bist...", flüsterte Sarah freudig. "Wann ist es denn so weit?"
"Psst", mahnte Allegra. "Es ist noch ein wenig zu früh, um darüber zu reden. Warten wir lieber noch ein paar Wochen ab. Allerdings platzt mein lieber Mann jetzt schon fast vor Stolz. Aber wo wir schon ein Mal dabei sind: ist es möglich mehr zu erbrechen, als man jemals gegessen hat ohne zu verhungern?"
Sarah musste über das Bild, das ihre Freundin bot leider kichern.
"Entschuldige", sagte sie immer noch kichernd. "Aber das klingt alles so besorgt, so weiblich und rührend - so gar nicht nach dir." Sarah biss sich kurz schuldbewusst auf die Lippen als sie das böse Gesicht von Allegra sah.
"Keiner nimmt mich mehr ernst", schmollte diese.
"Doch, ich nehme dich sogar sehr ernst und ich kann dir versichern, dass du eine riesige Menge erbrechen kannst, ohne zu sterben. Ich spreche da aus Erfahrung", ergänzte sie heiter.
"Na, das sind ja schöne Aussichten", brummte Allegra düster.
Sarah unterhielt sich noch eine Weile mit ihrer Freundin, bis Leander mit dem Stuhl und ohne Jareth zurückkam. Dann ging sie zum Buffet um dort nach dem Rechen zu sehen. Während sie die Platten inspizierte kam Melanie auf sie zu geeilt und zupfte sie aufgeregt am Ärmel.
"Na, amüsierst du dich gut, mein Schatz?" fragte Sarah lächelnd.
"Oh, es ist wundervoll! Und das Beste ist, dass tatsächlich einige Damen grün vor Neid geworden sind, als sie mich gesehen haben. Allerdings auch meine Tante Allegra", setzte sie nachdenklich hinzu.
"Darüber würde ich mir keine Sorgen machen, Melanie", erwiderte Sarah und ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Heiterkeit. "Die Gesichtsfarbe deiner Tante hat andere Ursachen."
"Ja? Was..."
Doch in diesem Moment kam Colin und nahm Melanie an die Hand.
"Komm', Mel", sagte er. "Es geht los. Dad wird jetzt unsere Verlobung bekannt geben."
Gerührt sah Sarah den beiden nach, dann folgte sie ihnen langsam um an Jareth's Seite zu sein.



Alles war reibungslos verlaufen. Jareth hatte die Verlobung bekannt gegeben, die Gäste hatten das junge Paar hochleben lassen und Melanie hatte mit Colin den Tanz eröffnet. Das Fest verlief höchst zufrieden stellend und alle schienen sich gut zu amüsieren. Nur Jareth hatte ab und zu Grund die Stirn zu runzeln.

Später am Abend erwischte er seinen frisch verlobten Sohn endlich allein in einer Ecke des Saals.
"Warum tanzt du nicht mit Melanie?" fragte er seinen Sohn.
"Das habe ich doch schon", antwortete Colin arglos.
"Einmal! Du hast einmal mit ihr getanzt!"
"Ja, und?"
‚Ich hätte ihn als Kind öfter übers Knie legen sollen' dachte Jareth verbittert bei sich.
"Die Idee von der Verlobung ist sicher nicht allein auf Melanie's Mist gewachsen. Ich nehme stark an, dass du es auch wolltest. Du hast damit eine gewisse Verantwortung übernommen, nämlich dich um deine Verlobte zu kümmern. Du hast erst ein Mal mit ihr getanzt, während Torben sie gerade das dritte oder vierte Mal auffordert. Das sieht vor den Gästen nicht sehr gut aus, Colin." Er funkelte seinen Sohn drohend an und Colin fühlte sich mit einem Mal sehr unbehaglich. "Und ich darf noch hinzufügen: vor mir sieht es auch nicht sehr gut aus."
Colin stellte bei diesen Worten hastig sein Glas ab und machte sich auf die Suche nach seiner Verlobten.

Kurze Zeit später hatte er sie gefunden. Sie sass mit Torben auf einer kleinen Bank und unterhielt sich mit ihm.
"Habe ich dir schon gesagt, wie himmlisch du heute abend aussiehst?" sagte Torben gerade.
"Torben, du sollst das endlich lassen", schimpfte Melanie halbherzig.
Doch Torben liess sich nicht beirren. "Du siehst aus wie eine knospende Rose an einem frostklaren Wintermorgen."
Gegen ihren Willen errötete Melanie sehr kleidsam. "Torben!" schalt sie. "Du solltest so etwas wirklich nicht sagen." Langsam wurde ihr die Sache wirklich zu peinlich.
Auch Colin hatten Torben's Worte die Röte in die Wangen getrieben. Sogar er musste zugeben, dass dieses Kompliment sehr viel hübscher war, als das, welches er Melanie selbst gemacht hatte. Colin begann sich zu ärgern.
"Was ist? Tanzen wir noch mal?" fragte Torben Melanie.
"Nein, ich glaube nicht, dass wir das sollten", sagte Melanie streng.
"Warum nicht? Colin tut es ja sowieso nicht", erwiderte Torben abschätzig.
Colin war noch näher an die Bank herangetreten.
"Oh, doch, das tut er!" sagte er ein wenig heftiger als beabsichtigt.
Torben musterte ihn ungerührt. "Niemand hindert dich daran." Er stand ungezwungen auf und liess die beiden allein.

Für den Rest des Abends wich Colin nicht von Melanie's Seite. Er tanzte noch einige Male mit ihr und versorgte sie mit Speisen und Getränken, doch seine Laune hatte sich um einige Grade verschlechtert. Er spürte zum ersten Mal auf empfindliche Weise, dass Torben auch an Erfahrung um einige Jahre älter war als er selbst. Colin musste leider anerkennen, dass das Auftreten seines Freundes sehr gewandt war und seine Manieren um einiges geschliffener. Das Geplänkel zwischen seiner Verlobten und seinem Freund hatte ihm einen Stich versetzt. Er wusste nicht so genau warum, denn Eifersucht konnte es ja wohl nicht sein. Allerdings brauchte er Melanie als seine Vorzeige-Verlobte und er konnte es sich nicht leisten, dass sie schon so früh ihre Abmachung brach. Das wäre wirklich nicht sehr nett von ihr gewesen. Colin beschloss, Torben zukünftig besser im Auge zu behalten. Nicht dass der Kerl noch in seinem Revier wilderte.


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Soviel zu Kapitel 16 - Damit ist der Grundstock für die nächsten Irrungen und Wirrung gelegt! Das nächste Mal (es wird nie wieder so lange dauern, versprochen) stattet Torben Melanie einen Besuch ab, dessen Verlauf für Melanie sehr peinlich wird...