2. Kapitel In der großen Halle

Wieder diese vertraute, überwältigende Bild. Die schwebenden Kerzen und die blitzenden, goldenen Teller. Schlagartig verstummte die große Horde Schüler.

Phoebe schien jeder bemerkt zu haben, denn alle Köpfe drehten sich nach ihr um. Professor Snape, der gerade in ein Gespräch mit Albus Dumbledore vertieft war, schaute ruckartig hoch. "Da ist sie ja endlich. Meine Enkelin Phoebe, ihre Assistentin, Severus.", Dumbledore freute sich, Phoebe endlich wiederzusehen und jetzt konnte er auch endlich anfangen.

Er wedelte kurz mit dem Zauberstab und ein Feuerwerk ging los, damit die Schüler endlich ruhig würden. Nun erhob er sich und breitete die Arme aus wie jedes Jahr: "Guten Abend, meine Lieben. Nun wie ihr schon gesehen habt, ist jemand in unserem Kreis dazu gekommen. Meine Enkelin Phoebe. Sie wird Professor Snape's Assistentin sein und ihm zur Hand gehen. Bitte begrüßt sie wie jeden neuen Lehrer!".

Und schon kam ein tosender Beifall, der nur Phoebe galt. Sogar Snape klatschte. Dumbledore schloss Phoebe in seine Arme und hielt sie lange. Aber dann räusperte Professor McGonnagall, die stellvertretende Schulleiterin, vernehmlich und bat darum, den sprechenden Hut holen zu können.

Dumbledore stimmte zu. Sie stellte ihn auf und sofort stimmte er sein Begrüßungslied an:

Ich sitz' nun hier auf meinem Stuhl vor euch

und sing' euch auch mein Lied.

Ich hoffe gut geht's eurem Guhl

Doch bin ich nicht so wie Ovid

Und nun ist's auch genug von mir

denn zum Lernen seid ihr hier

Dieses könnt ihr tun nur

in Ravenclaw, Hufflepuff und Griffindor

Doch eines soll'n wir nicht vergessen

Das Haus wo Slytherin hat gesessen

Dort ist man listig und tückisch

und manchmal sogar mürrisch

In Griffindor hält man's mit Mut

Auch Tapferkeit regiert hier gut

In Hufflepuff schwört man sich Treu' und scheut sich nicht vor Arbeit

Und vor Gerechtigkeit hat keiner Scheu

man hilft dem andern eifrig.

Ravenclaw lehrte uns Gelehrsamkeit

und weise war Rowena mit Sicherheit.

Jetzt setzt mich bitte auf sofort

Ich weise euch zum richt'gen Ort.

Ich kann in eure Herzen seh'n

So müsst ihr nun auch dorthin geh'n

wo ich's euch sag'

Auf wiedersehen

Ohrenbetäubender Applaus erfüllte die große Halle und Phoebe fühlte sich endlich wieder zu Hause. Nach all den Jahren. Sie war an den Ort , der sie immer in ihren Träumen verfolgte, zurückgekehrt, hatte ihren Großvater endlich wieder um sich und konnte endlich etwas über ihre übrigen Verwandten erfahren.

Dumbledore hatte sich nach der Auswahl wieder erhoben und sagte: "Oberweserdampfschifffahrtskapitänskajütte! Danke sehr! Ach ja, noch was. Das Essen kann beginnen!".

Alle klatschten- auch die Lehrer und schlagartig füllten sich die Platten und Teller mit Essen und die Krüge mit Kürbissaft und für die Lehrkräfte mit Wein. Alles Erdenkliche an Köstlichkeiten war vorhanden. Es war wie immer ein vorzügliches Mahl und jeder aß so viel er konnte.

Auch vom Nachtisch. Dann war es für die Schüler auch schon Zeit schlafen zu gehen. Die Lehrer hatten, Phoebe eingeschlossen, noch einiges für den folgenden Tag zu besprechen, doch selbst das war schnell vorbei. Phoebe war nun sehr müde und fragte ihren Großvater: "Großvater, sag mal, wo kann ich denn schlafen? Ich bin nämlich ziemlich müde!",

dies unterstrich sie mit einem unterdrückten Gähnen. Dumbledore erwiderte in seiner freundlich Art: "Ach ja, Kind du bekommst ja noch dein Schlafzimmer. Halte dich an Professor Snape, denn sein Zimmer ist in der Nähe von deinem.", und an Snape gewandt sagte er: "Ach, äh, Severus, könnten sie vielleicht meine Enkelin in ihr Zimmer geleiten?".

Snape, der es hasste, allein mit jemandem zu sein, erklärte sich trotz seiner Abneigung bereit, Phoebe dorthin zu begleiten. Es war auch auf seinem Weg, also musste er sich nicht unnötig bemühen. Phoebe konnte das nur recht sein, war er doch der Mensch mit dem sie nun in der nächsten Zeit zusammenarbeiten würde.

Sie fand diesen schwarzäugigen und kaltwirkenden Menschen zudem noch interessant und irgendwie unwiderstehlich. Sie machten sich auf den Weg und Phoebe konnte diese Stille nicht länger ertragen und sagte: "Nun werde ich also mit ihnen das nächste Jahr zusammenarbeiten. Ich freue mich schon sehr darauf, da ich mich sehr für Zaubertränke interessiere und gerne mit Kindern arbeite!",

der Angesprochene erwiderte darauf schroff: "Nun diese Ansicht kann ich nicht teilen. Ich mag junge Menschen nicht. Sie verstehen nicht von der Schönheit eines brodelnden Kessels- genauso wenig wie sie!", dieses Vorurteil wollte Phoebe nicht gelten lassen und meinte gegenteilig: "Ich glaube, da liege sie ziemlich falsch! Ich fühlte mich nur wohl, wenn in meiner Nähe ein Kessel brodelte kurz nachdem...", sie stockte.

Nein, es ging nicht. Sie konnte noch nicht über dieses Schlimme Ereignis sprechen! Sie erinnert sich noch genau an den Ostersonntag, als Voldemort ihre Eltern aufgespürt hatte und gewaltsam in ihr Haus eingedrungen war, ihre Eltern nach einem erbitterten Kampf tötete und sie schließlich folterte. Und erst ihr geliebter Großvater, der zufällig vorbeikam bereitete den Qualen des Cruciatus- Fluches ein Ende.

Nach der Befragung wurde sie zur Erholung in ein Waisenheim gebracht und kam nach Monaten wieder nach Hogwarts, wo sie blieb über die Ferien und Feiertage, weil ihre restlichen Verwandten selbst bedroht waren durch Voldemort. Nach dem Abschluss reiste sie herum, um das Fach Zaubertränke zu erlernen. Das alles schoss in einer irren Geschwindigkeit durch ihren Kopf.

Snape kam das komisch und er hakte nach: "Nachdem was?", Phoebe starrte weg, in eine andere Richtung während sie versuchte zu antworten: "Nachdem...meine Eltern getötet wurden!", sie atmete schnell und tief. Snape wollte wie immer nicht zeigen, dass er Mitleid mit ihr hatte.

Überhaupt zeigte er nie gern Gefühle, auch nicht wenn es sich um starke Zuneigung handelte. "Oh, tut mir leid!", sagte er wenig betroffen oder berührt klingend. Phoebe merkte diese Unbetroffenheit ließ sich aber nichts anmerken. Es wurde langsam kälter, je näher sie den Kerkern kamen, wo die Zimmer der beiden langen. Snape führte Phoebe in Richtung seines Arbeitszimmers, da Phoebe's neues Zimmer direkt neben seinem war.

Er ging mit ihr zusammen hinein. "So, das hier ist ihr Arbeits- und Schlafzimmer. Wir werden uns morgen noch lange genug sehen also verzeihen sie mir sicher, wenn ich mich jetzt zurückziehe!", Phoebe erwiderte ein wenig enttäuscht: "Ja, ist gut, Professor. Bis morgen. Gute Nacht und schlafen sie gut!", Snape stutzt für einen Moment, denn es war neu für ihn, dass jemand ihm eine gute Nacht wünschte oder ihn überhaupt herzlich behandelte. Er war jedoch stur wie immer und ignorierte dies einfach. Mit wehendem Umhang und einem: "Ja, ja. Sie auch!", ging er aus dem Zimmer. Phoebe war nun zu müde um sich über das seltsame Verhalten von Snape zu wundern oder darüber nachzudenken. Sie zog sich rasch um und dann fiel sie müde wie sie war ins Bett und war schon eingeschlafen, als sie sich die Decke hochzog. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht entschwand sie in ihre Traumwelt.