Conans neue Fälle - Tod in Raten - Teil 2
Conan und Ran waren ein wenig außer Atem, als sie wieder vor dem Hotel standen. "Ich gehe mich noch duschen vor dem Abendessen", sagte Ran und wischte sich den Schweiß ab. "Dir würde ein heißes Bad auch nicht schaden, Conan. Soviel ich weiß haben sie ein Gemeinschaftsbad für Männer in der unteren Etage."
Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. "Klar, mach ich gern, Ran. Vielleicht treffe ich dort Onkel Kogoros Klienten."
Privatdetektiv Mori schlief immer noch den Schlaf der Gerechten als Ran kurz drauf in sein Zimmer blinzelte. "Hoffentlich kriegt ihn der Wecker überhaupt wach", murmelte sie und ging in ihr Zimmer, wo Conan sich die Sachen fürs Bad zusammensuchte. "Da das heute das erste Abendessen ist, wollen wir einen guten Eindruck machen, Conan. Nimm also die neue Hose und das Hemd, das ich dir gestern gebügelt habe."
"Ist gut." Conan hätte lieber ein T-shirt getragen, aber da er die Fliege immer griffbereit haben wollte, blieben nur Hemden übrig. Mit seinen Sachen beladen fragte Conan die Kellnerin nach dem Männerbad. "Einfach die letzte Türe links", sagte sie und hetzte wieder in den Speisesaal. Offenbar gab es noch Probleme mit der Sitzordnung.
Im Vorraum des Bades standen bereits zwei volle Körbe. Neugierig, wer da wohl außer ihm noch in heißen Wasser dämpfen würde, zog sich Conan rasch aus und trat ein.
"Du wirst dich doch nicht von Koiji fertig machen lassen, oder?" Das war ganz klar die Stimme des Mannes, der Yuko hieß. Der andere, beide drehten Conan den Rücken zu, seufzte und rückte das zusammengelegte Handtuch auf seinem Kopf zurecht. "Du hast leicht reden, Yuko. Deine Praxis läuft prima, aber ich habe kaum noch Patienten. Wenn es so weiter geht, werde ich bald dicht machen müssen." "Kopf hoch, Akiro. Die Stadt ist doch wahrlich groß genug, um zwei Heilpraktiker zu ernähren."
*Ah, das ist also dieser Akiro, von dem die Frau am See gesprochen hat*, dachte sich Conan und begann, sich leise einzuseifen. Er wollte das interessante Gespräch nicht unterbrechen.
"Nicht wenn Koiji weiterhin allen seinen Patienten im Krankenhaus weismacht, dass ich ein unfähiger Kurpfuscher bin. Warum hast du unsere gemeinsame Praxis verlassen, Yuko? Es lief damals einfach blendend."
"Tja, die gute, alte Zeit." Yuko lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ich schätze, ich wollte einfach meine Selbständigkeit zurück, ganz unabhängig sein und so weiter... Wenn du ehrlich bist, Akiro, wir hatten uns ganz schön in den Haaren damals."
"War das nicht auch wegen Koiji? Ich meine, er hat dir doch Geld geboten, wenn du dich in er Nähe seines Krankenhauses selbständig machst." "Stimmt, aber das hat sich dann als leere Luft erwiesen. Ich bin lange Zeit finanziell auf dem Zahnfleisch gegangen bis die Raten für die Praxisräume abgestottert hatte." "Glaubst du, er hat das absichtlich gemacht? Dir das Geld nicht gegeben?"
"Gefragt habe ich ihn nicht, aber ich denke, er hat mit einer Erbschaft spekuliert, die dann in die Hose gegangen ist. Und dann die Sache mit Sanae..."
"Ist das nicht die junge Frau, die vor drei Jahren im See ertrunken ist?", mischte sich Conan ein und ließ sich am flachen Ende des Beckens vorsichtig ins Wasser gleiten. "Nanu, wer bist du denn und woher weißt du davon?" fragte Yuko erstaunt und verärgert gleichzeitig.
"Es ist nicht höflich, das Gespräch von Erwachsenen zu belauschen", tadelte der magere Akiro mit scharfer Stimme.
"Aber ich habe gar nicht anders können. Sie beide haben mich ja weder reinkommen noch mich waschen hören", sagte Conan betont unschuldig. "Mein Name ist Conan und ich bin heute erst angekommen. Am See habe ich einen Gedenkstein für diese Sanae gesehen. Der See sieht gar nicht so gefährlich aus, gibt es da drin Wirbel und giftige Moränen?"
"Aber, aber kleiner, da hast du in Biologie schlecht aufgepasst", lachte Yuko. "Moränen leben im Meer. Wirbel gibt es gar keine in dem See, soviel ich weiß." "Dann konnte Sanae wohl nicht schwimmen", mutmaßte Conan. "Hat sie ihren Schwimmreifen im Hotel liegen gelassen?"
"Du bist eine Neugiernase, was?" Akiro seufzte. "Aber vielleicht ist es ganz gut, dass du es erfährst, damit du vorsichtiger bist als die arme Sanae. Sie konnte übrigens ganz gut schwimmen, nur leider hatte sie ein schwaches Herz."
"Es war wirklich ein unglücklicher Zufall, dass sie beim Wettrennen in den Riesenbärenklau gefallen ist. Als sie am Ziel dann überall rote Flecken und Pusteln an Armen und Beinen bekam, hat Koiji einen blöden Witz darüber gemacht, dass sie ihr Leben lang so aussehen würde, wenn sie es nicht gleich mit viel kalten Wasser abspülen würde."
"Tja und die arme, ziemlich eitle Sanae war ja leider kein Genie in Botanik oder Medizin. Sie ist wie eine Irre an den See runter gehetzt und vom Steg aus ins Wasser gesprungen. Koiji ist ihr zwar noch hinterher, aber ihr erhitzter Körper, der Schreck, das kalte Wasser..."
"Am Tag zuvor hatte es abgekühlt und wie aus Kübeln geregnet", warf Akiro ein. "Das Wasser im See hatte allerhöchstens 16 Grad an der Oberfläche. Weiter unten muss es noch kälter gewesen sein und als sie rein sprang hat ihr Herz das nicht verkraftet. Als wir unten am See ankamen, war sie schon untergegangen. Koiji ist ihr nachgesprungen und hat nach ihr getaucht, bis er selber blau vor Kälte war. Aber erst die Taucher der Polizei haben ihren Körper vom Grund geborgen."
"Wirklich tragisch", bemerkte Conan.
"Und was lernst du daraus?", fragte Yuko mit erhobenem Zeigefinger. "Mich nie in Riesenbärenklau setzen, niemals erhitzt in ein unbekanntes Gewässer springen. Richtig so?"
"Ganz genau. Sag, Akiro, ist es nicht langsam Zeit fürs Abendessen?" "Du meine Güte, wir schwatzen und schwatzen und finden kein Ende. Was ist mit dir, Kleiner? Deine Eltern erwarten doch sicher auch, dass du pünktlich beim Essen bist, oder?"
"Ich bin mit Onkel Kogoro und seiner Tochter Ran hier", erklärte Conan und stieg aus dem Becken.
Ein paar Minuten später hatte er seine gebrauchten Kleider in einem weißen Beutel mit der Aufschrift seiner Zimmernummer in den Wäscheschacht geworfen und stand frisch eingekleidet vor dem Zimmer des Detektivs. Ran hatte ihn doch noch eigenhändig aus dem Schlaf gerüttelt, damit er sich noch duschen und umziehen konnte, ehe es Zeit zum Abendessen war.
"Ich hätte noch so gut weiter schlafen können", grummelte Mori während Ran ihm die Krawatte umband. "Wenn der Klient auch beim Essen auftaucht, musst du gut aussehen, Paps. Also reiß dich zusammen und trink nicht zuviel!"
"Immer diese Belehrungen, Ran. Du bist schlimmer als deine Mutter jemals war." Ran stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. "Danke, Paps. Das ist ein tolles Kompliment. Ich werde mich in Zukunft noch mehr anstrengen."
Conan unterdrücke ein Lachen, als er Kogoros verdutztes Gesicht sah. Unten im Speisesaal waren sie wieder mal die letzten. Die Gesellschaft am Nebentisch war bereits vollständig versammelt. Conan ließ seinen Blick flüchtig über die Gesichter streifen. Ja, er hatte jede dieser Personen bereits einmal gesehen. "Hallo Kleiner!", winkte ihm Yuko. "Willst du nicht mit deinen Leuten zu uns an den Tisch setzen? Es ist so bestimmt viel lustiger, oder?"
Nun ja, lustig sah es an dem Tisch auch nicht gerade aus. An der Fensterseite saßen Yuko, Koiji und Sakura, ihnen gegenüber Akiro, Hamako und Aya, wobei diese ein verschlossenes Gesicht machte und sich sicher nicht zum ersten Mal ihr Glas auffüllte.
"Wenn es Ihnen keine Umstände macht", sagte Herr Mori ungewohnt zurückhaltend. "Aber nicht doch", winkte Koiji, "in diesem faden Ort ist jede Abwechslung willkommen. Ich bin Koiji Shihodai, Assistenzarzt am St. Anna Krankenhaus, das hier ist Sakura Hakobi, meine Verlobte und Tochter des Besitzers. Und zu meiner rechten..."
"Ich kann mich selbst vorstellen", sagte Yuko entschieden. "Mein Name ist Yuko Eimin ich bin Heilpraktiker."
"Akiro Omoni, ich bin ebenfalls Heilpraktiker wie Yuko."
"Hamako Hasakeri, ich arbeite als Landarzt in einem Dorf ganz hier in der Nähe."
"Aya Bumu. Ich arbeite als Ärztin im Kikoshi Krankenhaus."
"Ist ja toll, lauter Ärzte", freute sich Ran und verbeugte sich höflich. Conan tat es ihr gleich.
"Kogoro Mori", stellte sich Rans Vater vor. "Meines Zeichens Privatdetektiv."
"Ah, deshalb ist mir ihr Gesicht gleich so vertraut vorgekommen. Sie sind doch der berühmte Detektiv, der seine Fälle im Schlaf löst, nicht wahr?", fragte Yuko. "Der bin ich, aber dieses Mal bin ich nicht zum Arbeiten hier, ich mache hier Urlaub mit meiner Familie. Das ist meine Tochter Ran und Conan Edogawa, der lästige Knirps für den wir verantwortlich sind."
*Lästiger Knirps? Du würdest ganz dumm gucken, wenn du wüsstest, wer deine Fälle alle gelöst hat*, schnaubte Conan gedanklich.
"Ah, den jungen Mann haben Yuko und ich zuvor schon im Bad getroffen", lachte Akiro. "Setz dich doch zu mir rüber."
"Gern, wenn ich darf, Onkel Kogoro?"
"Geh nur." Kogoro hatte es sich schon neben der hübschen Aya bequem gemacht. Ran setzte sich auf Conans andere Seite und die Kellnerin brachte neue Gedecke. Auch Frau Kamao gesellte sich zu ihnen und stellte eine zusätzliche Flasche Sake auf den Tisch.
"Was gibt es heute Abend? Wieder europäisch?"
"Ja, dieses Mal kann man zwischen Spinatsuppe und Tomatensuppe wählen und als zweiten Gang gibt es entweder Beefsteak mit Kartoffeln oder Spaghetti mit Broccolicremesauce. Zum Nachtisch werden Apfelkuchen oder Caramelcreme serviert."
"Schon wieder Spinatsuppe?" Akiro verzog das Gesicht. "Seit unserer gemeinsamen Studienzeit habe ich nicht mehr soviel Spinat bekommen."
"Nun, damals musstest du ihn essen, weil wir uns nichts anderes leisten konnten", sagte Koiji und bestellte Spinatsuppe, Spaghetti mit Broccolicremesauce und Caramelcreme.
"Früher hast du Spinat auch gehasst", meine Akiro und wählte Tomatensuppe, Beefsteak und Apfelkuchen.
"Stimmt, aber mittlerweile mag ich ihn, der hier ist außerdem viel besser als jeder in Tokyo weil einer der Bauern aus der Umgebung ein ganzes Feld von Spinat hat, nicht wahr, Sara?"
Frau Kamao zuckte bei der Nennung ihres Vornamens zusammen, nickte dann aber zur Bestätigung.
"Sie scheinen sich hier gut auszukennen, Herr Shihodai", sagte Conan bewundernd. "Kommen sie jedes Jahr hierher?"
"Ich bin zum letzten Mal vor drei Jahren hier gewesen, Kleiner. Da war das noch ein sehr traditionelles Haus", sagte er scharf mit einem Seitenblick zu Frau Kamao, die schwer schluckte, aber nicht rasch genug den Kopf senkte, um das verärgerte Blitzen in ihren Augen zu verbergen. "Auf jeden Fall", fuhr Koiji fort, "bin ich als Kind fast jedes Jahr mit meinen Großeltern hierher gekommen und während meiner Studienzeit, habe ich dann auch meine Kommilitonen und Freunde hierher gebracht." "Und deine Verlobte, die hier ihr Grab gefunden hat", sagte Aya bitter und hob ihr Glas um einen tiefen Schluck daraus zu nehmen.
"Aya!", zischte Akiro und deutete mit einem flüchtigen Kopfnicken auf Herrn Mori und die Kinder, "lass die Toten ruhen, ja?"
"Aber, aber Akiro", sagte Koiji und lachte. "Ich nehme es Aya absolut nicht übel, dass sie vor meiner jetzigen Verlobten dauernd das Gespräch auf die arme, verblichene Sanae bringt. Schließlich haben wir alle aus dem tragischen Zwischenfall damals unsere Lehre gezogen." Wieder ein schmales Lächeln in Richtung Frau Kamakao, die nur kurz die Finger ihrer Hände zu Fäusten krümmte, sonst aber eisern jede weitere Reaktion missen ließ.
Conan beobachtete dies mit Interesse. *Dieser Koiji scheint es echt darauf anzulegen, sich mit jedem in die Haare zu kriegen. Was bezweckt er damit? Oder hat einfach nur Spaß daran, andere zu demütigen?*
"Lass es genug sein, Koiji", sagte Yuko ruhig und gab seine Bestellung auf. Auch er wolle Spinatsuppe, dann die Sphagetti und den Apfelkuchen. Koiji sah ihn scharf an, sagte aber nichts. Sakura wählte die gleiche Kombination wie Yuko. Die anderen alle entschieden sich für Tomatensuppe, Beefsteak und Caramelcreme.
Das Essen kam rasch und schmeckte vorzüglich. Zumindest waren alle einhellig voll des Lobes, auch Koiji. Einzig Sakura und Yuko fühlten sich nach der sehr sahnigen Soße etwas übersättigt. Koiji riet ihnen zu einem weiteren Glas Sake als Verdauungshilfe, aber während Sakura nach dem Glas griff, begegnete sie Yukos Blick und zog die Hand wieder zurück. "Hier, Sakura!" Yuko fischte ein kleines Glas mit gelben Globuli heraus und gab Sakura drei davon. Er selbst schluckte sie ebenfalls.
"Ist das eine Medizin?", fragte Conan. "Da ist ein homöpathisches Mittel", erklärte Yuko bereitwillig und Akiro fügte hinzu: "Heilpraktiker dürfen keine echte Medizin verschreiben so wie Ärzte sondern nur zu Heilmitteln raten, die man auch ohne Rezept bekommen kann, so wie Tees, Salben, Tinkturen und Globuli."
"Interessant", sagte Conan. "Wenn sie alle Medizin studiert haben, warum sind sie beide nicht auch Ärzte geworden?"
"Meiner Familie ging während meines Studiums das Geld aus weil mein Vater sich zusammen mit einem Freund verspekuliert hatte", erklärte Yuko mit einem undeutbaren Blick zu Koiji. "Mein Onkel war Heilpraktiker und bezahlt mir die Ausbildung."
"Akiro ist zu oft durch die Prüfungen gerasselt", grinste Koiji, noch ehe Akiro selbst etwas sagen konnte, "da haben ihm seine Alten den Geldhahn abgedreht und ihn gewzungen, auf die kürzere Ausbildung als Heilpraktiker zu wechseln, die er dann mit Ach und Krach geschafft hat. Anders als Yuko hat er nämlich kein bisschen Talent dafür..."
Akira grinste und rieb sich den Hinterkopf. "Das ist leider richtig. Ich scheine für gar nichts so richtig Talent zu haben." Trotz seines Lachens entging Conan nicht, wie sich seine Hand fester und fester um das Glas schloss.
Sakura, die den ganzen Abend über kaum ein Wort gesagt und nach dem Hauptgang keinen Bissen mehr angerührt hatte, erhob sich und murmelte etwas von Kopfschmerzen. Koiji sah sie scharf an und ihre Blicke folgten ihr, als sie den Raum verließ. Yuko, dem gerade der bestellte Tee serviert wurde, machte Anstalten, sich zu erheben, doch Koiji zog ihn am Ärmel und schüttelte den Kopf. "Sie ist meine Verlobte, vergessen? Ich werde mich um sie kümmern, du hast schon zuviel getan."
Yuko hob abwehrend eine Hand und wollte sich verteidigen, aber ein scharfes Kopfschütteln von Koiji nahm ihm den Wind aus den Segeln. Koiji, der sich eben noch selbst einen Becher Tee eingegossen hatte, ließ diesen einfach stehen und eilte hinter Sakura her.
Der Rest des Abends verlief mehr oder weniger schweigsam. Kogoro Mori versuchte vergeblich, Aya mit seinen Geschichten über die komplizierten Fälle, die er gelöst hatte, zu beeindrucken, vor allem, weil er sich irgendwie nie daran erinnern konnte, was denn nun seine genialen Schlussfolgerungen gewesen waren.
Ran verabschiedete sich bald darauf und auch Conan war ziemlich müde. Aya schloss sich ihnen an und so blieben nur Hamada, Yuko und Akiro in Speisesaal zurück.
Auf dem Weg in sein Zimmer blieb Conan kurz vor der Zimmertüre stehen, hinter der er Sakura und Koiji wusste. Doch es war still. Entweder unterhielten sie sich nur leise, oder waren längst zu Bett gegangen oder sie waren gar nicht im Zimmer. "Steh nicht so dumm da draußen rum, Conan!", rief Ran ihm zu. "Zieh dir deinen Pyjama über und dann ab ins Bett. So kleine Kinder sollten so spät nicht mehr wach sein."
Seufzend ergab sich Conan in die Zwänge seiner Schrumpfexistenz und befolgte Rans Anweisungen. Sie lag schon im Bett als er aus dem Badezimmer kam und hatte das Licht abgedreht. Die Laternen rings um den Gasthof zumindest hell genug, dass ihr Schein das Zimmer ein wenig heller machte.
"Schließ die Vorhänge", tönte es schlaftrunken von Rans Bett her. "Ich will nicht gleich beim ersten Sonnenstrahl wach werden."
"Ist gut Ran." Von Conans Bett war es nur ein Schritt bis ans Fenster. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Vorhänge weiter oben anfassen zu können, da fiel sein Blick zufällig nach unten. *Ist das nicht Sakura Hakobi, da unten? Was tut sie um diese Zeit noch draußen?* Conan beobachtete wie sie hastig etwas aus der Tasche zog. Im Licht der Laterne konnte er ihre Hände sehen, wie sie aus einem Röhrchen eine Tablette auf die Handfläche gleiten ließ und diese dann hastig hinunterschluckte. *Ihhh .. also ich könnte das nicht, so ganz ohne Wasser.* In dem Augenblick trat Koiji ins Licht, er musste sie aus dem Schatten die ganze Zeit beobachtet haben.
Durch das Fenster konnte Conan nicht hören, was er zu ihr sagte, aber sie zuckte zusammen und versuchte, das Röhrchen zu verstecken. Doch Koiji war schneller und entriss es ihr. Sie wollte es sich zurückholen, doch er gab ihr eine Ohrfeige. Einen Moment lang blieb sie erstarrt stehen, dann warf sie sich auf ihn und fuhr ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht. Er wehrte sich und stieß sie mit dem Rücken gegen die Laterne, wobei er ihre Handgelenke zu fassen bekam und ihr die Arme nach hinten bog, sodass sie hilflos war. Sie jedoch trat ihm mit aller Gewalt auf den Fuß, er verzog schmerzhaft das Gesicht und ließ sie los, woraufhin sie heulend davon lief.
"Conan, was ist?" Ran klang ziemlich ungeduldig. "Wie lange brauchst du noch?" "Schon gut, Ran." Conan zog rasch die Vorhänge zu.
Er legte sich hin, konnte aber nicht einschlafen. Von Rans Bett her klangen tiefe, gleichmäßige Atemzüge und da ihm die Sache keine Ruhe ließ, stand Conan wieder auf und tappte auf Zehenspitzen zur Türe. Er öffnete sie nur einen Spalt, auf dem Flur war es dunkel und still und er wollte schon wieder umkehren, da hörte er hastige Schritte die Treppe herauf kommen. Das Licht flammte auf und wie erwartet war es Sakura. Sie ging nicht zu ihrem eigenen Zimmer sondern zu jenem Yukos, das zwei Türen weiter weg war. Conan öffnet die Türe noch ein wenig mehr, um besser sehen zu können, aber egal wie laut Sakura an die Tür von Yuko hämmerte, niemand öffnete ihr. Kein Wunder, Yuko war ja noch unten im Speisesaal. Aus den Augenwinkeln sah Conan einen weiteren Schatten in Richtung Treppe. Er wandte den Kopf und erhaschte einen Blick auf eine Frau mit Schleier und schwarzem Hut, die ein Stück kleiner war wie Aya ,Frau Kamao und die Kellnerin. Ihm fiel ein, dass ja noch ein Gast im Haus war, der offenbar lieber im Zimmer speiste als in den Speisesaal kam. Aber wenn diese Frau so menschenscheu war, weshalb stand sie da drüben im Schatten und beobachtete Sakura? Diese gab gerade auf und schlich mit hängenden Schultern zu ihrer Zimmertüre, die sie mit dem Schlüssel öffnete. Offenbar war Koiji noch nicht zurück. Conan sah wieder zur Treppe hinüber, aber die Frau mit dem Hut war verschwunden. Statt dessen kam Koiji die Treppe hoch und verschwand in seinem Zimmer.
Conan schloss die Türe leise und schlich zurück in sein Bett. Ran schlief immer noch tief und fest. Nun legte sich auch Conan aufs Ohr. Erst gegen Mitternacht wurde er nochmals wach, weil Herr Mori die Treppe heraufgewankt kam und unter viel Ächzen und Fluchen seinen Zimmerschlüssel ins Schloss steckte.
Erst gegen halb neun am nächsten morgen erwachte Conan. Die Sonne schien draußen schon kräftig und hell. Conan schlüpfte rasch in seine Kleider, spritze sich im Badezimmer leise ein bisschen Wasser ins Gesicht und huschte hinaus ohne Ran zu wecken. Sie hatte ohnehin ihren Reisewecker auf viertel vor neun gestellt, also würde sie sowieso bald aufwachen. Und was Onkel Kogoro betraf, so pflegte er an Tagen mit schlimmem Kater sowieso nicht vor dem Mittagessen aufzustehen. Der Speisesaal war bereits für das Frühstück gedeckt. Auf einem Seitentisch war ein kleines Buffet aufgebaut, von dem jeder sich bedienen konnte. Aus zwei großen Kannen dampfte es. Conan wollte in bissche frische Luft genießen und ging Richtung Ausgang.
"Schon wach?" Frau Kamao stand bereits wieder hinter dem Tresen und sortierte grade die Post ein. Für Korgoro Mori war dieses Mal kein Zettel dabei. Conan überlegte, wer von den Leuten, die sie bis jetzt getroffen hatten, am ehesten der Klient sein konnten, aber irgendwie konnte er sich das bei keinem vorstellen. Er war offensichtlich nicht der erste. Draußen vor dem Landgasthof traf er auf Koiji, der gerade vom Joggen zurück kam. Aya saß auf einer Bank neben der Treppe und las in einem Buch. Hamako, der ein wenig verkatert aussah, war offensichtlich beim See unten spazieren gewesen und auch Yuko kam von der anderen Richtung her geschlendert, in der Hand ein Büschel Kräuter, die er unterwegs gesammelt hatte. Ein Gong mahnte, dass die Frühstückszeit bald zu Ende war. Conan ging wieder zurück ins Haus, wo er auf Ran traf, die ihre Haare in aller Eile zu einem Zopf geflochten hatte. Im Speisesaal hatten es sich Sakura und Akiro gemütlich gemacht und sich bereits mit Kaffee versorgt.
"Du solltest eines von den Globuli nehmen", riet Akiro dem verkaterten Hamako. "Schau Yuko und mich an, keine Spur von Kater."
"Danke, aber ich brauche jetzt vor allem einen starken Kaffee", seufzte Akiro. Da war er nicht der einzige. Bis auf Conan und Sakura, die beide Tee wählten, goss sich jeder die Tasse mit Kaffee voll. Koiji stieß zufällig gegen Yuko, worauf dessen Kaffee überschwappte und sowohl auf Yukos Hose wie auch auf jener Koijis Flecken hinterließ. Koiji schob die Schuld natürlich auf Yuko und Frau Kamao brachte ein neues Gedeck.
Erst dann konnte das Frühstück friedlich weitergehen. Conan bediente sich zweimal bei Toast mit Marmelade, Ran schob auch noch ein paar Würstchen und etwas Rührei nach. Das Frühstück war schon fast zu Ende, da tauchte endlich Herr Mori auf und verlangte lautstark nach Kaffee. Die große Kanne beim Buffet war inzwischen Leer, also wurde eine kleinere Kanne gebracht. Auch Koiji verlangte nochmals eine Kanne voll Kaffe, während der Rest schon genug hatte. Während Kogoro Mori sich noch rasch ein, zwei Brötchen strich, fingen Hamako und Akiro eine lebhafte Diskussion über verschiedene Behandlungsmethoden bei Schuppenflechte an, was Ran gründlich den Appetit auf eine zweite Portion Rührei verdarb. Koiji hatte sich beim Kaffee etwas übernommen, jedenfalls nippe er nur noch an seiner dritten Tasse und goss Yuko den Rest ein, der protestierte, weil er nie mehr als zwei Tassen trank.
"Warum kannst du ihn nicht in Ruhe lassen?", kam es von Sakura. "Du weißt doch, dass Yuko von zu viel Kaffee Sodbrennen bekommt."
"Mag sonst noch jemand eine Tasse?", fragte Koiji und schwenkte die Kanne in der Luft. Doch jeder hatte bereits genug. "Also wirst du ihn trinken, Yuko. Keine Widerrede."
Seufzend ergab sich Yuko, um des lieben Friedens willen und trank hastig die Tasse leer. Koiji bezwang seine Tasse auch noch bis zur Hälfte, musste dann aber passen, weil ihm übel wurde.
"So schlecht ist der Kaffee hier sonst nie", ächzte er und schleppte sich Richtung Klo. "Nimm am besten eine von deinen Tinkturen", riet Hamako Yuko. "Du wirst doch was Passendes dabei haben?"
"Ach was, so schlimm ist eine dritte Tasse nicht, Koiji hat sonst auch keinen so empfindlichen Magen, vielleicht hätte er ein paar Würstchen weniger essen sollen." "Koiji bleibt aber lange weg", meinte Akiro nach einer Weile.
"Ich sehe mal nach ihm, bestimmt ist er wieder in sein Zimmer gegangen, um sich hinzulegen", sagte Yuko und stiefelte in Richtung Treppe.
"Du siehst am besten zuerst im WC nach!", rief ihm Akiro hinterher, "falls er dort umgefallen ist."
"Okay!" Yuko wischte sich den Schweiß von der Stirn, und wandte sich in Richtung Klo.
"Du siehst auch nicht gut aus, Yuko", Sakura stand auf. "Gib mir deinen Schlüssel, ich hole die Tinktur, du meist doch die Nummer 15 im blauen Fläschchen, oder?"
"Wäre nett, Koiji kann bestimmt auch einen Schluck davon vertragen", sagte Yuko und gab ihr den Schlüssel. "Der Kaffee war doch etwas zu stark."
"Finde ich nicht", Herr Mori trank eben den letzten Schluck seiner vierten Tasse. "Er ist genau richtig, kräftig und belebend. Ihr jungen Leute vertragt eben nur dieses entkoffeinierte Zeugs oder die dünne Soße aus dem Automaten."
Sakura war innerhalb von einer Minute wieder zurück und gab Yuko das blaue Fläschchen. Er stöpselte es auf und nahm einen kleinen Schluck davon, ehe er zum Klo schritt.
Sakura hörte drinnen zwei Männerstimmen, nickte beruhigt und ging zum Frühstückstisch zurück, um ihren Tee fertig zu trinken.
Zwei Minuten später, Conan hatte sein Frühstück beendet und wollte eben auch aufs Klo, um nach dem Rechten zu sehen. Er griff gerade nach der Türklinke, da hörte er ein dumpfes Geräusch und eine Männerstimme schrie um Hilfe.
Ende des zweiten Teils
Conan und Ran waren ein wenig außer Atem, als sie wieder vor dem Hotel standen. "Ich gehe mich noch duschen vor dem Abendessen", sagte Ran und wischte sich den Schweiß ab. "Dir würde ein heißes Bad auch nicht schaden, Conan. Soviel ich weiß haben sie ein Gemeinschaftsbad für Männer in der unteren Etage."
Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl. "Klar, mach ich gern, Ran. Vielleicht treffe ich dort Onkel Kogoros Klienten."
Privatdetektiv Mori schlief immer noch den Schlaf der Gerechten als Ran kurz drauf in sein Zimmer blinzelte. "Hoffentlich kriegt ihn der Wecker überhaupt wach", murmelte sie und ging in ihr Zimmer, wo Conan sich die Sachen fürs Bad zusammensuchte. "Da das heute das erste Abendessen ist, wollen wir einen guten Eindruck machen, Conan. Nimm also die neue Hose und das Hemd, das ich dir gestern gebügelt habe."
"Ist gut." Conan hätte lieber ein T-shirt getragen, aber da er die Fliege immer griffbereit haben wollte, blieben nur Hemden übrig. Mit seinen Sachen beladen fragte Conan die Kellnerin nach dem Männerbad. "Einfach die letzte Türe links", sagte sie und hetzte wieder in den Speisesaal. Offenbar gab es noch Probleme mit der Sitzordnung.
Im Vorraum des Bades standen bereits zwei volle Körbe. Neugierig, wer da wohl außer ihm noch in heißen Wasser dämpfen würde, zog sich Conan rasch aus und trat ein.
"Du wirst dich doch nicht von Koiji fertig machen lassen, oder?" Das war ganz klar die Stimme des Mannes, der Yuko hieß. Der andere, beide drehten Conan den Rücken zu, seufzte und rückte das zusammengelegte Handtuch auf seinem Kopf zurecht. "Du hast leicht reden, Yuko. Deine Praxis läuft prima, aber ich habe kaum noch Patienten. Wenn es so weiter geht, werde ich bald dicht machen müssen." "Kopf hoch, Akiro. Die Stadt ist doch wahrlich groß genug, um zwei Heilpraktiker zu ernähren."
*Ah, das ist also dieser Akiro, von dem die Frau am See gesprochen hat*, dachte sich Conan und begann, sich leise einzuseifen. Er wollte das interessante Gespräch nicht unterbrechen.
"Nicht wenn Koiji weiterhin allen seinen Patienten im Krankenhaus weismacht, dass ich ein unfähiger Kurpfuscher bin. Warum hast du unsere gemeinsame Praxis verlassen, Yuko? Es lief damals einfach blendend."
"Tja, die gute, alte Zeit." Yuko lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ich schätze, ich wollte einfach meine Selbständigkeit zurück, ganz unabhängig sein und so weiter... Wenn du ehrlich bist, Akiro, wir hatten uns ganz schön in den Haaren damals."
"War das nicht auch wegen Koiji? Ich meine, er hat dir doch Geld geboten, wenn du dich in er Nähe seines Krankenhauses selbständig machst." "Stimmt, aber das hat sich dann als leere Luft erwiesen. Ich bin lange Zeit finanziell auf dem Zahnfleisch gegangen bis die Raten für die Praxisräume abgestottert hatte." "Glaubst du, er hat das absichtlich gemacht? Dir das Geld nicht gegeben?"
"Gefragt habe ich ihn nicht, aber ich denke, er hat mit einer Erbschaft spekuliert, die dann in die Hose gegangen ist. Und dann die Sache mit Sanae..."
"Ist das nicht die junge Frau, die vor drei Jahren im See ertrunken ist?", mischte sich Conan ein und ließ sich am flachen Ende des Beckens vorsichtig ins Wasser gleiten. "Nanu, wer bist du denn und woher weißt du davon?" fragte Yuko erstaunt und verärgert gleichzeitig.
"Es ist nicht höflich, das Gespräch von Erwachsenen zu belauschen", tadelte der magere Akiro mit scharfer Stimme.
"Aber ich habe gar nicht anders können. Sie beide haben mich ja weder reinkommen noch mich waschen hören", sagte Conan betont unschuldig. "Mein Name ist Conan und ich bin heute erst angekommen. Am See habe ich einen Gedenkstein für diese Sanae gesehen. Der See sieht gar nicht so gefährlich aus, gibt es da drin Wirbel und giftige Moränen?"
"Aber, aber kleiner, da hast du in Biologie schlecht aufgepasst", lachte Yuko. "Moränen leben im Meer. Wirbel gibt es gar keine in dem See, soviel ich weiß." "Dann konnte Sanae wohl nicht schwimmen", mutmaßte Conan. "Hat sie ihren Schwimmreifen im Hotel liegen gelassen?"
"Du bist eine Neugiernase, was?" Akiro seufzte. "Aber vielleicht ist es ganz gut, dass du es erfährst, damit du vorsichtiger bist als die arme Sanae. Sie konnte übrigens ganz gut schwimmen, nur leider hatte sie ein schwaches Herz."
"Es war wirklich ein unglücklicher Zufall, dass sie beim Wettrennen in den Riesenbärenklau gefallen ist. Als sie am Ziel dann überall rote Flecken und Pusteln an Armen und Beinen bekam, hat Koiji einen blöden Witz darüber gemacht, dass sie ihr Leben lang so aussehen würde, wenn sie es nicht gleich mit viel kalten Wasser abspülen würde."
"Tja und die arme, ziemlich eitle Sanae war ja leider kein Genie in Botanik oder Medizin. Sie ist wie eine Irre an den See runter gehetzt und vom Steg aus ins Wasser gesprungen. Koiji ist ihr zwar noch hinterher, aber ihr erhitzter Körper, der Schreck, das kalte Wasser..."
"Am Tag zuvor hatte es abgekühlt und wie aus Kübeln geregnet", warf Akiro ein. "Das Wasser im See hatte allerhöchstens 16 Grad an der Oberfläche. Weiter unten muss es noch kälter gewesen sein und als sie rein sprang hat ihr Herz das nicht verkraftet. Als wir unten am See ankamen, war sie schon untergegangen. Koiji ist ihr nachgesprungen und hat nach ihr getaucht, bis er selber blau vor Kälte war. Aber erst die Taucher der Polizei haben ihren Körper vom Grund geborgen."
"Wirklich tragisch", bemerkte Conan.
"Und was lernst du daraus?", fragte Yuko mit erhobenem Zeigefinger. "Mich nie in Riesenbärenklau setzen, niemals erhitzt in ein unbekanntes Gewässer springen. Richtig so?"
"Ganz genau. Sag, Akiro, ist es nicht langsam Zeit fürs Abendessen?" "Du meine Güte, wir schwatzen und schwatzen und finden kein Ende. Was ist mit dir, Kleiner? Deine Eltern erwarten doch sicher auch, dass du pünktlich beim Essen bist, oder?"
"Ich bin mit Onkel Kogoro und seiner Tochter Ran hier", erklärte Conan und stieg aus dem Becken.
Ein paar Minuten später hatte er seine gebrauchten Kleider in einem weißen Beutel mit der Aufschrift seiner Zimmernummer in den Wäscheschacht geworfen und stand frisch eingekleidet vor dem Zimmer des Detektivs. Ran hatte ihn doch noch eigenhändig aus dem Schlaf gerüttelt, damit er sich noch duschen und umziehen konnte, ehe es Zeit zum Abendessen war.
"Ich hätte noch so gut weiter schlafen können", grummelte Mori während Ran ihm die Krawatte umband. "Wenn der Klient auch beim Essen auftaucht, musst du gut aussehen, Paps. Also reiß dich zusammen und trink nicht zuviel!"
"Immer diese Belehrungen, Ran. Du bist schlimmer als deine Mutter jemals war." Ran stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. "Danke, Paps. Das ist ein tolles Kompliment. Ich werde mich in Zukunft noch mehr anstrengen."
Conan unterdrücke ein Lachen, als er Kogoros verdutztes Gesicht sah. Unten im Speisesaal waren sie wieder mal die letzten. Die Gesellschaft am Nebentisch war bereits vollständig versammelt. Conan ließ seinen Blick flüchtig über die Gesichter streifen. Ja, er hatte jede dieser Personen bereits einmal gesehen. "Hallo Kleiner!", winkte ihm Yuko. "Willst du nicht mit deinen Leuten zu uns an den Tisch setzen? Es ist so bestimmt viel lustiger, oder?"
Nun ja, lustig sah es an dem Tisch auch nicht gerade aus. An der Fensterseite saßen Yuko, Koiji und Sakura, ihnen gegenüber Akiro, Hamako und Aya, wobei diese ein verschlossenes Gesicht machte und sich sicher nicht zum ersten Mal ihr Glas auffüllte.
"Wenn es Ihnen keine Umstände macht", sagte Herr Mori ungewohnt zurückhaltend. "Aber nicht doch", winkte Koiji, "in diesem faden Ort ist jede Abwechslung willkommen. Ich bin Koiji Shihodai, Assistenzarzt am St. Anna Krankenhaus, das hier ist Sakura Hakobi, meine Verlobte und Tochter des Besitzers. Und zu meiner rechten..."
"Ich kann mich selbst vorstellen", sagte Yuko entschieden. "Mein Name ist Yuko Eimin ich bin Heilpraktiker."
"Akiro Omoni, ich bin ebenfalls Heilpraktiker wie Yuko."
"Hamako Hasakeri, ich arbeite als Landarzt in einem Dorf ganz hier in der Nähe."
"Aya Bumu. Ich arbeite als Ärztin im Kikoshi Krankenhaus."
"Ist ja toll, lauter Ärzte", freute sich Ran und verbeugte sich höflich. Conan tat es ihr gleich.
"Kogoro Mori", stellte sich Rans Vater vor. "Meines Zeichens Privatdetektiv."
"Ah, deshalb ist mir ihr Gesicht gleich so vertraut vorgekommen. Sie sind doch der berühmte Detektiv, der seine Fälle im Schlaf löst, nicht wahr?", fragte Yuko. "Der bin ich, aber dieses Mal bin ich nicht zum Arbeiten hier, ich mache hier Urlaub mit meiner Familie. Das ist meine Tochter Ran und Conan Edogawa, der lästige Knirps für den wir verantwortlich sind."
*Lästiger Knirps? Du würdest ganz dumm gucken, wenn du wüsstest, wer deine Fälle alle gelöst hat*, schnaubte Conan gedanklich.
"Ah, den jungen Mann haben Yuko und ich zuvor schon im Bad getroffen", lachte Akiro. "Setz dich doch zu mir rüber."
"Gern, wenn ich darf, Onkel Kogoro?"
"Geh nur." Kogoro hatte es sich schon neben der hübschen Aya bequem gemacht. Ran setzte sich auf Conans andere Seite und die Kellnerin brachte neue Gedecke. Auch Frau Kamao gesellte sich zu ihnen und stellte eine zusätzliche Flasche Sake auf den Tisch.
"Was gibt es heute Abend? Wieder europäisch?"
"Ja, dieses Mal kann man zwischen Spinatsuppe und Tomatensuppe wählen und als zweiten Gang gibt es entweder Beefsteak mit Kartoffeln oder Spaghetti mit Broccolicremesauce. Zum Nachtisch werden Apfelkuchen oder Caramelcreme serviert."
"Schon wieder Spinatsuppe?" Akiro verzog das Gesicht. "Seit unserer gemeinsamen Studienzeit habe ich nicht mehr soviel Spinat bekommen."
"Nun, damals musstest du ihn essen, weil wir uns nichts anderes leisten konnten", sagte Koiji und bestellte Spinatsuppe, Spaghetti mit Broccolicremesauce und Caramelcreme.
"Früher hast du Spinat auch gehasst", meine Akiro und wählte Tomatensuppe, Beefsteak und Apfelkuchen.
"Stimmt, aber mittlerweile mag ich ihn, der hier ist außerdem viel besser als jeder in Tokyo weil einer der Bauern aus der Umgebung ein ganzes Feld von Spinat hat, nicht wahr, Sara?"
Frau Kamao zuckte bei der Nennung ihres Vornamens zusammen, nickte dann aber zur Bestätigung.
"Sie scheinen sich hier gut auszukennen, Herr Shihodai", sagte Conan bewundernd. "Kommen sie jedes Jahr hierher?"
"Ich bin zum letzten Mal vor drei Jahren hier gewesen, Kleiner. Da war das noch ein sehr traditionelles Haus", sagte er scharf mit einem Seitenblick zu Frau Kamao, die schwer schluckte, aber nicht rasch genug den Kopf senkte, um das verärgerte Blitzen in ihren Augen zu verbergen. "Auf jeden Fall", fuhr Koiji fort, "bin ich als Kind fast jedes Jahr mit meinen Großeltern hierher gekommen und während meiner Studienzeit, habe ich dann auch meine Kommilitonen und Freunde hierher gebracht." "Und deine Verlobte, die hier ihr Grab gefunden hat", sagte Aya bitter und hob ihr Glas um einen tiefen Schluck daraus zu nehmen.
"Aya!", zischte Akiro und deutete mit einem flüchtigen Kopfnicken auf Herrn Mori und die Kinder, "lass die Toten ruhen, ja?"
"Aber, aber Akiro", sagte Koiji und lachte. "Ich nehme es Aya absolut nicht übel, dass sie vor meiner jetzigen Verlobten dauernd das Gespräch auf die arme, verblichene Sanae bringt. Schließlich haben wir alle aus dem tragischen Zwischenfall damals unsere Lehre gezogen." Wieder ein schmales Lächeln in Richtung Frau Kamakao, die nur kurz die Finger ihrer Hände zu Fäusten krümmte, sonst aber eisern jede weitere Reaktion missen ließ.
Conan beobachtete dies mit Interesse. *Dieser Koiji scheint es echt darauf anzulegen, sich mit jedem in die Haare zu kriegen. Was bezweckt er damit? Oder hat einfach nur Spaß daran, andere zu demütigen?*
"Lass es genug sein, Koiji", sagte Yuko ruhig und gab seine Bestellung auf. Auch er wolle Spinatsuppe, dann die Sphagetti und den Apfelkuchen. Koiji sah ihn scharf an, sagte aber nichts. Sakura wählte die gleiche Kombination wie Yuko. Die anderen alle entschieden sich für Tomatensuppe, Beefsteak und Caramelcreme.
Das Essen kam rasch und schmeckte vorzüglich. Zumindest waren alle einhellig voll des Lobes, auch Koiji. Einzig Sakura und Yuko fühlten sich nach der sehr sahnigen Soße etwas übersättigt. Koiji riet ihnen zu einem weiteren Glas Sake als Verdauungshilfe, aber während Sakura nach dem Glas griff, begegnete sie Yukos Blick und zog die Hand wieder zurück. "Hier, Sakura!" Yuko fischte ein kleines Glas mit gelben Globuli heraus und gab Sakura drei davon. Er selbst schluckte sie ebenfalls.
"Ist das eine Medizin?", fragte Conan. "Da ist ein homöpathisches Mittel", erklärte Yuko bereitwillig und Akiro fügte hinzu: "Heilpraktiker dürfen keine echte Medizin verschreiben so wie Ärzte sondern nur zu Heilmitteln raten, die man auch ohne Rezept bekommen kann, so wie Tees, Salben, Tinkturen und Globuli."
"Interessant", sagte Conan. "Wenn sie alle Medizin studiert haben, warum sind sie beide nicht auch Ärzte geworden?"
"Meiner Familie ging während meines Studiums das Geld aus weil mein Vater sich zusammen mit einem Freund verspekuliert hatte", erklärte Yuko mit einem undeutbaren Blick zu Koiji. "Mein Onkel war Heilpraktiker und bezahlt mir die Ausbildung."
"Akiro ist zu oft durch die Prüfungen gerasselt", grinste Koiji, noch ehe Akiro selbst etwas sagen konnte, "da haben ihm seine Alten den Geldhahn abgedreht und ihn gewzungen, auf die kürzere Ausbildung als Heilpraktiker zu wechseln, die er dann mit Ach und Krach geschafft hat. Anders als Yuko hat er nämlich kein bisschen Talent dafür..."
Akira grinste und rieb sich den Hinterkopf. "Das ist leider richtig. Ich scheine für gar nichts so richtig Talent zu haben." Trotz seines Lachens entging Conan nicht, wie sich seine Hand fester und fester um das Glas schloss.
Sakura, die den ganzen Abend über kaum ein Wort gesagt und nach dem Hauptgang keinen Bissen mehr angerührt hatte, erhob sich und murmelte etwas von Kopfschmerzen. Koiji sah sie scharf an und ihre Blicke folgten ihr, als sie den Raum verließ. Yuko, dem gerade der bestellte Tee serviert wurde, machte Anstalten, sich zu erheben, doch Koiji zog ihn am Ärmel und schüttelte den Kopf. "Sie ist meine Verlobte, vergessen? Ich werde mich um sie kümmern, du hast schon zuviel getan."
Yuko hob abwehrend eine Hand und wollte sich verteidigen, aber ein scharfes Kopfschütteln von Koiji nahm ihm den Wind aus den Segeln. Koiji, der sich eben noch selbst einen Becher Tee eingegossen hatte, ließ diesen einfach stehen und eilte hinter Sakura her.
Der Rest des Abends verlief mehr oder weniger schweigsam. Kogoro Mori versuchte vergeblich, Aya mit seinen Geschichten über die komplizierten Fälle, die er gelöst hatte, zu beeindrucken, vor allem, weil er sich irgendwie nie daran erinnern konnte, was denn nun seine genialen Schlussfolgerungen gewesen waren.
Ran verabschiedete sich bald darauf und auch Conan war ziemlich müde. Aya schloss sich ihnen an und so blieben nur Hamada, Yuko und Akiro in Speisesaal zurück.
Auf dem Weg in sein Zimmer blieb Conan kurz vor der Zimmertüre stehen, hinter der er Sakura und Koiji wusste. Doch es war still. Entweder unterhielten sie sich nur leise, oder waren längst zu Bett gegangen oder sie waren gar nicht im Zimmer. "Steh nicht so dumm da draußen rum, Conan!", rief Ran ihm zu. "Zieh dir deinen Pyjama über und dann ab ins Bett. So kleine Kinder sollten so spät nicht mehr wach sein."
Seufzend ergab sich Conan in die Zwänge seiner Schrumpfexistenz und befolgte Rans Anweisungen. Sie lag schon im Bett als er aus dem Badezimmer kam und hatte das Licht abgedreht. Die Laternen rings um den Gasthof zumindest hell genug, dass ihr Schein das Zimmer ein wenig heller machte.
"Schließ die Vorhänge", tönte es schlaftrunken von Rans Bett her. "Ich will nicht gleich beim ersten Sonnenstrahl wach werden."
"Ist gut Ran." Von Conans Bett war es nur ein Schritt bis ans Fenster. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Vorhänge weiter oben anfassen zu können, da fiel sein Blick zufällig nach unten. *Ist das nicht Sakura Hakobi, da unten? Was tut sie um diese Zeit noch draußen?* Conan beobachtete wie sie hastig etwas aus der Tasche zog. Im Licht der Laterne konnte er ihre Hände sehen, wie sie aus einem Röhrchen eine Tablette auf die Handfläche gleiten ließ und diese dann hastig hinunterschluckte. *Ihhh .. also ich könnte das nicht, so ganz ohne Wasser.* In dem Augenblick trat Koiji ins Licht, er musste sie aus dem Schatten die ganze Zeit beobachtet haben.
Durch das Fenster konnte Conan nicht hören, was er zu ihr sagte, aber sie zuckte zusammen und versuchte, das Röhrchen zu verstecken. Doch Koiji war schneller und entriss es ihr. Sie wollte es sich zurückholen, doch er gab ihr eine Ohrfeige. Einen Moment lang blieb sie erstarrt stehen, dann warf sie sich auf ihn und fuhr ihm mit den Fingernägeln ins Gesicht. Er wehrte sich und stieß sie mit dem Rücken gegen die Laterne, wobei er ihre Handgelenke zu fassen bekam und ihr die Arme nach hinten bog, sodass sie hilflos war. Sie jedoch trat ihm mit aller Gewalt auf den Fuß, er verzog schmerzhaft das Gesicht und ließ sie los, woraufhin sie heulend davon lief.
"Conan, was ist?" Ran klang ziemlich ungeduldig. "Wie lange brauchst du noch?" "Schon gut, Ran." Conan zog rasch die Vorhänge zu.
Er legte sich hin, konnte aber nicht einschlafen. Von Rans Bett her klangen tiefe, gleichmäßige Atemzüge und da ihm die Sache keine Ruhe ließ, stand Conan wieder auf und tappte auf Zehenspitzen zur Türe. Er öffnete sie nur einen Spalt, auf dem Flur war es dunkel und still und er wollte schon wieder umkehren, da hörte er hastige Schritte die Treppe herauf kommen. Das Licht flammte auf und wie erwartet war es Sakura. Sie ging nicht zu ihrem eigenen Zimmer sondern zu jenem Yukos, das zwei Türen weiter weg war. Conan öffnet die Türe noch ein wenig mehr, um besser sehen zu können, aber egal wie laut Sakura an die Tür von Yuko hämmerte, niemand öffnete ihr. Kein Wunder, Yuko war ja noch unten im Speisesaal. Aus den Augenwinkeln sah Conan einen weiteren Schatten in Richtung Treppe. Er wandte den Kopf und erhaschte einen Blick auf eine Frau mit Schleier und schwarzem Hut, die ein Stück kleiner war wie Aya ,Frau Kamao und die Kellnerin. Ihm fiel ein, dass ja noch ein Gast im Haus war, der offenbar lieber im Zimmer speiste als in den Speisesaal kam. Aber wenn diese Frau so menschenscheu war, weshalb stand sie da drüben im Schatten und beobachtete Sakura? Diese gab gerade auf und schlich mit hängenden Schultern zu ihrer Zimmertüre, die sie mit dem Schlüssel öffnete. Offenbar war Koiji noch nicht zurück. Conan sah wieder zur Treppe hinüber, aber die Frau mit dem Hut war verschwunden. Statt dessen kam Koiji die Treppe hoch und verschwand in seinem Zimmer.
Conan schloss die Türe leise und schlich zurück in sein Bett. Ran schlief immer noch tief und fest. Nun legte sich auch Conan aufs Ohr. Erst gegen Mitternacht wurde er nochmals wach, weil Herr Mori die Treppe heraufgewankt kam und unter viel Ächzen und Fluchen seinen Zimmerschlüssel ins Schloss steckte.
Erst gegen halb neun am nächsten morgen erwachte Conan. Die Sonne schien draußen schon kräftig und hell. Conan schlüpfte rasch in seine Kleider, spritze sich im Badezimmer leise ein bisschen Wasser ins Gesicht und huschte hinaus ohne Ran zu wecken. Sie hatte ohnehin ihren Reisewecker auf viertel vor neun gestellt, also würde sie sowieso bald aufwachen. Und was Onkel Kogoro betraf, so pflegte er an Tagen mit schlimmem Kater sowieso nicht vor dem Mittagessen aufzustehen. Der Speisesaal war bereits für das Frühstück gedeckt. Auf einem Seitentisch war ein kleines Buffet aufgebaut, von dem jeder sich bedienen konnte. Aus zwei großen Kannen dampfte es. Conan wollte in bissche frische Luft genießen und ging Richtung Ausgang.
"Schon wach?" Frau Kamao stand bereits wieder hinter dem Tresen und sortierte grade die Post ein. Für Korgoro Mori war dieses Mal kein Zettel dabei. Conan überlegte, wer von den Leuten, die sie bis jetzt getroffen hatten, am ehesten der Klient sein konnten, aber irgendwie konnte er sich das bei keinem vorstellen. Er war offensichtlich nicht der erste. Draußen vor dem Landgasthof traf er auf Koiji, der gerade vom Joggen zurück kam. Aya saß auf einer Bank neben der Treppe und las in einem Buch. Hamako, der ein wenig verkatert aussah, war offensichtlich beim See unten spazieren gewesen und auch Yuko kam von der anderen Richtung her geschlendert, in der Hand ein Büschel Kräuter, die er unterwegs gesammelt hatte. Ein Gong mahnte, dass die Frühstückszeit bald zu Ende war. Conan ging wieder zurück ins Haus, wo er auf Ran traf, die ihre Haare in aller Eile zu einem Zopf geflochten hatte. Im Speisesaal hatten es sich Sakura und Akiro gemütlich gemacht und sich bereits mit Kaffee versorgt.
"Du solltest eines von den Globuli nehmen", riet Akiro dem verkaterten Hamako. "Schau Yuko und mich an, keine Spur von Kater."
"Danke, aber ich brauche jetzt vor allem einen starken Kaffee", seufzte Akiro. Da war er nicht der einzige. Bis auf Conan und Sakura, die beide Tee wählten, goss sich jeder die Tasse mit Kaffee voll. Koiji stieß zufällig gegen Yuko, worauf dessen Kaffee überschwappte und sowohl auf Yukos Hose wie auch auf jener Koijis Flecken hinterließ. Koiji schob die Schuld natürlich auf Yuko und Frau Kamao brachte ein neues Gedeck.
Erst dann konnte das Frühstück friedlich weitergehen. Conan bediente sich zweimal bei Toast mit Marmelade, Ran schob auch noch ein paar Würstchen und etwas Rührei nach. Das Frühstück war schon fast zu Ende, da tauchte endlich Herr Mori auf und verlangte lautstark nach Kaffee. Die große Kanne beim Buffet war inzwischen Leer, also wurde eine kleinere Kanne gebracht. Auch Koiji verlangte nochmals eine Kanne voll Kaffe, während der Rest schon genug hatte. Während Kogoro Mori sich noch rasch ein, zwei Brötchen strich, fingen Hamako und Akiro eine lebhafte Diskussion über verschiedene Behandlungsmethoden bei Schuppenflechte an, was Ran gründlich den Appetit auf eine zweite Portion Rührei verdarb. Koiji hatte sich beim Kaffee etwas übernommen, jedenfalls nippe er nur noch an seiner dritten Tasse und goss Yuko den Rest ein, der protestierte, weil er nie mehr als zwei Tassen trank.
"Warum kannst du ihn nicht in Ruhe lassen?", kam es von Sakura. "Du weißt doch, dass Yuko von zu viel Kaffee Sodbrennen bekommt."
"Mag sonst noch jemand eine Tasse?", fragte Koiji und schwenkte die Kanne in der Luft. Doch jeder hatte bereits genug. "Also wirst du ihn trinken, Yuko. Keine Widerrede."
Seufzend ergab sich Yuko, um des lieben Friedens willen und trank hastig die Tasse leer. Koiji bezwang seine Tasse auch noch bis zur Hälfte, musste dann aber passen, weil ihm übel wurde.
"So schlecht ist der Kaffee hier sonst nie", ächzte er und schleppte sich Richtung Klo. "Nimm am besten eine von deinen Tinkturen", riet Hamako Yuko. "Du wirst doch was Passendes dabei haben?"
"Ach was, so schlimm ist eine dritte Tasse nicht, Koiji hat sonst auch keinen so empfindlichen Magen, vielleicht hätte er ein paar Würstchen weniger essen sollen." "Koiji bleibt aber lange weg", meinte Akiro nach einer Weile.
"Ich sehe mal nach ihm, bestimmt ist er wieder in sein Zimmer gegangen, um sich hinzulegen", sagte Yuko und stiefelte in Richtung Treppe.
"Du siehst am besten zuerst im WC nach!", rief ihm Akiro hinterher, "falls er dort umgefallen ist."
"Okay!" Yuko wischte sich den Schweiß von der Stirn, und wandte sich in Richtung Klo.
"Du siehst auch nicht gut aus, Yuko", Sakura stand auf. "Gib mir deinen Schlüssel, ich hole die Tinktur, du meist doch die Nummer 15 im blauen Fläschchen, oder?"
"Wäre nett, Koiji kann bestimmt auch einen Schluck davon vertragen", sagte Yuko und gab ihr den Schlüssel. "Der Kaffee war doch etwas zu stark."
"Finde ich nicht", Herr Mori trank eben den letzten Schluck seiner vierten Tasse. "Er ist genau richtig, kräftig und belebend. Ihr jungen Leute vertragt eben nur dieses entkoffeinierte Zeugs oder die dünne Soße aus dem Automaten."
Sakura war innerhalb von einer Minute wieder zurück und gab Yuko das blaue Fläschchen. Er stöpselte es auf und nahm einen kleinen Schluck davon, ehe er zum Klo schritt.
Sakura hörte drinnen zwei Männerstimmen, nickte beruhigt und ging zum Frühstückstisch zurück, um ihren Tee fertig zu trinken.
Zwei Minuten später, Conan hatte sein Frühstück beendet und wollte eben auch aufs Klo, um nach dem Rechten zu sehen. Er griff gerade nach der Türklinke, da hörte er ein dumpfes Geräusch und eine Männerstimme schrie um Hilfe.
Ende des zweiten Teils
