Reason for Breathing III
6.1
Schon halb zwei... Setsuna sah seufzend auf die Uhr in der Bar, in der sie nun schon eine ganze Weile gesessen und versucht hatte, genug zu trinken, dass sie alles um sich herum vergaß. Doch war das wirklich das, was sie wollte?
~Pluto?~
War sie jetzt schon so besoffen, dass sie Stimmen hörte?
~Sailor Pluto!~ Sie sah sich in der Bar um. In der Ecke saß eine Gruppe Teenager, die um diese Zeit eigentlich nichts dort zu suchen hatten, aber von niemandem rausgeschmissen wurden. Es war nicht mehr besonders voll, die meisten Gäste waren zwischen Mitternacht uns ein Uhr gegangen.
Darunter auch ein Kerl, der ihr einen Drink spendiert und mit lasziven Blicken seine Telefonnummer zugeschoben hatte.
Setsuna hatte ihn und seine Flirtversuche einfach ignoriert, bis er nach einer Viertelstunde endlich begriffen hatte, dass er bei ihr auf Granit biss.
Was jetzt? Am besten war es, entschied sie, nach Hause zu fahren und ins Bett zu gehen, denn sie hatte in - flüchtiger Blick auf die Uhr- sechseinhalb Stunden am Arbeitsplatz zu sein, möglichst ausgeschlafen.
Bei einem weiteren Blick durch den Raum blieben ihre Augen an einem langen, blonden Haarschopf, gefolgt von braunen Locken hängen.
"Heh, ihr beiden!" Ihre eigene Stimme hallte in ihrem Kopf wieder, schien unwirklich und meilenweit weg. War sie überhaupt noch bei Bewusstsein oder träumte sie?
"Setsuna-san!" Makoto und Minako steuerten auf sie zu und setzten sich auf die freien Hocker neben ihr.
"Ich dachte, du musst noch einen Entwurf fertig kriegen?"
Warum mussten die auch immer so neugierig sein?
"Habe ich schon erledigt", antwortete sie apathisch.
Makoto, die ihr langes Haar offen trug, sah sie forschend an. "Ist auch alles in Ordnung?"
Setsuna überlegte, wie sie den beiden und ihrer Inquisition entkommen konnte, fand aber keine Alternative, außer sitzen zu bleiben oder sich unhöflicher weise zu verabschieden.
"Oder hast du wieder..." ,deutete Minako an. "Was habe ich?" "Naja, mit Mamoru hast du ja auch..."
Vielleicht war es der Alkohol, der ihr zu Kopf stieg, vielleicht war es aber auch nur ihr ureigenes Temperament, das sie dazu veranlasste, dieses Mal vor den Inners nicht die mysteriöse Schweigsame zu spielen.
"Wollt ihr mir unterstellen, mit jedem Kerl ins Bett zu springen, der mir über den Weg läuft?"
Schweigen. Musste sie sich das überhaupt bieten lassen? Warum war sie überhaupt hier, wie konnte sie jemals in so eine Situation geraten?
Wegen der Mission, den Talismanen war sie einst in die Vergangenheit gereist. Das war jetzt schon Jahre her und die Mission längst erfüllt. Wer brauchte sie hier schon noch?
"Denkt doch was ihr wollt."
Setsuna schnappte sich ihre Tasche und rauschte, wenn auch ein bisschen benommen, aus der Kneipe.
Wo fuhr um diese Zeit noch ein Bus? Sie blickte sich auf der Straße um, die in der Nacht belebter schien als am Tag: Leuchtreklamen drängten sich ihr auf, überall war es überfüllt, dreckig, laut.
Schließlich fand sie eine Bushaltestelle. Wenn der Plan noch gültig war- in der Dunkelheit ließ sich nicht alles erkennen und es kam oft vor, dass die Pläne ausgewechselt wurden- sollte in zwanzig Minuten ein Bus kommen. Sie setzte sich in das leere Bushäuschen; um diese Zeit fuhr niemand mehr in so eine abgelegene Gegend Tokyos.
Setsuna schloss die Augen und versuchte, nicht auf den Lärm der Stadt zu hören. Sollte sie nicht doch Haruka anrufen und fragen, ob sie sie abholen könne? Nicht um diese Zeit, und nicht wenn noch ein Bus fuhr... ~Pluto?~
Als sie die Augen öffnete, stand sie in einem schwarzen Raum, nein, es war Nichtmals ein Raum, vielmehr eine schwarze, dimensionslose Ebene.
Vor ihr stand ihr Alter Ego, Sailor Pluto. Also hatte sie sich die Stimme nicht eingebildet...
"Was..." "Die Prinzessin muss zurückkehren."
"Was habe ich damit zu tun?" "Setsuna Meio, dich wird es nicht mehr lange geben."
"Aber... bedeutet das, dass ich..."
"Du wirst mit ihr in die Zukunft zurückkehren, dort wirst du gebraucht." "Wie kannst du denn mit mir reden, wenn ich nicht in der Zukunft bin?"
"Ich existiere in der Zeit, in der die kleine Lady bereits erwachsen ist, also in der Zeit, aus der sie zu euch gekommen ist. Du bist aber damals aus einer Zeit vor meiner gekommen,
und genau dorthin wirst du auch wieder reisen. Das wolltest du doch, oder?"
"Ja..." "Rede einfach mit der kleinen Lady..."
Setsuna zitterte, doch als sie die Augen öffnete, saß sie zu ihrer Beruhigung wieder an der Bushaltestelle. Sie hatte die ganzen Jahre über wissen müssen, dass sie nicht ewig in dieser Zeit verweilen konnte.
Vielleicht hatte sie deshalb nie wirklich versucht, sich dort eine Existenz, eine Familie, einen Freundeskreis aufzubauen. Sie blieb doch immer die Kriegerin der Zeit, und die Zeit für sie nie proportional. Nie hätte sie jemandem so sehr vertrauen können, dass sie ihm erzählen konnte, wer sie wirklich war.
Ihr Leben wäre eine Lüge gewesen- aber wäre es das nicht sowieso geworden?
So hatte sie jedenfalls nichts,um das es ihr Leid tat, es aufzugeben. Sie hatte niemandem vertrauen können außer sich selbst.
Und anderen Kriegerinnen. Bei einem Blick auf ihre Armbanduhr schickte sie einen stummen Fluch gen Himmel- was immer ihr Alter Ego getan hatte, der Bus war eindeutig schon vorbei gefahren.
Sie kramte eine alte Telefonkarte aus ihrer Tasche und lief zur nächsten Telefonzelle. Ein letztes Mal beteuerte sie es, sich noch immer kein Auto geleistet zu haben. Doch war das jetzt nicht egal? Sie brauchte nie wieder das fünfte Rad am Wagen zu sein, dass sie während der Missionen gewesen war. Jeden Plan, den sie ausgeklügelt hatte, wussten Uranus und Neptun zu durchkreuzen. Das hatte zwar oft geholfen, aber die "Outers", wie es die anderen ausdrückten, hatte es dadurch nie gegeben: da waren Uranus und Neptun, eine nervtötende Pluto und Saturn, die ihnen am Rockzipfel hing. Und privat hatte es auch immer genauso ausgesehen. Ihre "Familie" war nichts als eine Illusion gewesen: Haruka-papa, Michiru-mama und Setsuna- mama!
Das war doch entschieden eine Mama zuviel...
Setsuna atmete auf, als die Telefonzelle ihr noch Guthaben auf der Karte, die sie schon für abgelaufen gehalten hatte, anzeigte.
Bald musste sie Haruka nicht mehr darum bitten, sie abzuholen... sie wählte und hörte bald darauf das Freizeichen.
"Nimm ab, komm schon..."
"Moshi moshi?; tönte ihr eine entnervte Michiru entgegen. "Hi, hier ist Setsuna... hab' ich euch geweckt?" "Nein!" meckerte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Natürlich, warum sollten die beiden an Harukas Geburtstag auch brav im Bett liegen? Setsuna seufzte. Sie hatte keine andere Möglichkeit, entweder sie ließ sich abholen oder wartete auf den nächsten Bus, der um sechs Uhr morgens fuhr. Fürs Taxi hatte sie nicht mehr genug Geld dabei...
"Gibst du mir mal Haruka?"
"Mh..." Schweigen. Hatte Michiru aufgelegt? Warum auch nicht, so unverschämt sie war, mitten in der Nacht anzurufen, hätte Setsuna es verstehen können.
"Taxiunternehmen Tenou zu ihren Diensten..."
"Ich sitze in Shinjuku fest, könntest du..."
"Dich abholen? Glaubst du eigentlich, ich habe sonst keine Hobbies?"
"Es tut mir leid, was soll ich denn machen?" "Draußen in der Kälte rumsitzen, wie du es verdient hast!"
Leise drang ein gezischtes "Haruka" durch den Hörer. "Okay okay, ich kann in zwanzig Minuten da sein, wenn der Verkehr normal ist..."
Kichern und ein geflüstertes "Verkehr" im Hintergrund. War Michiru betrunken oder sich einfach nicht darüber bewusst, wie gut die Verbindung war?
"Danke, dafür schulde ich dir etwas."
"Selbst wenn ich im sterben läge, irgendwer käme sicher noch auf die Idee, mich zu stören. Bis gleich... "
"Ähm Haruka?"
"Nani?"
"Weißt du überhaupt, wo du hinfahren musst?"
"Wohin denn?" "Die Bushaltestelle an der Ecke vor diesem komischen..." -sie sah sich um- "Puff." "Willst du mich verarschen?"
"Nein! Weißt du, wo du hin musst?"
"Ich werd's schon finden."
6.2
Hotaru
Als ich um halb elf erwachte und sie nicht mehr neben mir lag, hatte ich beinahe geglaubt, dass alles nur ein Traum gewesen war, ich nie so nahe bei mir gespürt haben konnte...
Vielleicht wäre es so auch besser gewesen, so hätte ich nie den Schmerz spüren können, der nun tief in meiner Brust lag.
Doch eine Nachricht, die ich auf dem Nachttisch fand, sagte mir, dass sie zu Mamoru und Usagi wollte. Wie konnte sie ihnen nur vergeben, nach allem, was passiert war?
So sehr ich mich bemüht hatte, zu mehr als Gleichgültigkeit ihnen gegenüber war ich nicht mehr fähig.
Wahrscheinlich war mir soviel Glück einfach nicht gegönnt, vielleicht hatte ich, die glücklich sein sollte, dass sie überhaupt noch am Leben war, nicht mehr verdient.
Spielte es überhaupt noch eine Rolle, ob ich sie jemals geliebt hatte?
Wenn sie in ihre Zeit zurück kehrte, wurde sie die Königin und würde mich sicher bald vergessen...
Ich wusste von Anfang an, dass unsere Liebe aussichtslos war. Aber ich war zu egoistisch, liebte sie zu sehr, als dass ich sie jemals hätte abweisen können- auch wenn ich genau wusste, dass meine Liebe nur ihr Verderben war.
Es hatte Ärger mit Mamoru und Bunny gegeben, es würde Ärger mit ihren Eltern geben... und alles wieder einmal wegen meinem Egoismus.
Wie in Trance nahm ich das Klopfen an der Tür wahr, ignorierte es jedoch.
Was bedeutete mir diese Welt schon noch, wenn ich sie nie wieder sehen konnte? Ich hätte sterben sollen, dann hätte ich allen eine Menge erspart.
"Hotaru?"
Mein Name, doch niemand sprach ihn so aus wie sie es tat. Es half nichts, ich musste aus meiner Resignation erwachen... ich setze mich im Bett auf und rief "Herein"
Setsuna betrat das Zimmer.
Hatte sie jemals einen Menschen so sehr geliebt wie ich? Hatte sie jemals solchen Schmerz verspürt wie ich?
War das nicht schließlich alles egal und wir waren Gegenstände, die einfach zu funktionieren hatten?
"Ich werde mit Chisa in meine Zeit zurückkehren."
Nein, geh nicht. Warum du auch? Ich sehe es ein, sie hatte mir schon vor langer Zeit erklärt, dass sie eines Tages gehen musste. Doch genauso wie den Gedanken, Chisa zu verlieren, hatte ich versucht, es zu verdrängen.
6.2
Michiru
Sechs Uhr morgens.
Man sollte meinen, ich sei müde, aber auch als die an meiner Seite spät in der Nacht einschlief, ließen meine Gedanken mich nicht zur Ruhe kommen.
Was brachte es also noch, im Bett zu liegen. Wecken könnte ich sie ohnehin nicht, wie sie da in die Decke eingekuschelt liegt und in gleichmäßigen Zügen atmet. Also entschließe ich mich dazu, zu duschen und danach ein wenig am Strand, der direkt hinter unserem Haus begann, spazieren zu gehen. Vielleicht würde das Meer mir meine Ruhe wiedergeben können...
Erst als ich durch den Sand promeniere, bemerke ich die Kälte, die diesen Wintermorgen beherrscht. Der Wind fährt durch meinen Mantel und lässt mich ein wenig frösteln.
Auch die See ist stürmisch- wie meine Gedanken, aber zwischen all das mischt sich eine erfreuliche frische Klarheit- keine Andeutungen, keine Vermutungen, keine Visionen mehr, die mich aufwühlen.
Chisa musste zurückkehren.
Doch mit der Gischt der Wellen, die auf den Sand peitscht, kommen neue Fragen auf.
War das alles überhaupt gerecht?
Hatte nicht jeder Mensch das Recht, über sein eigenes Leben zu bestimmen? Nun, ich für meinen Teil hatte mein Schicksal als willkommen begrüßt. Durch die Mission habe ich Haruka, die wichtigste Person meines Lebens kennen gelernt, und so hatte ich gar keinen Grund, mich gegen mein Schicksal zu stellen.
Damals hätte ich mir nie träumen können, das wir jemals so glücklich zusammen leben könnten wie wir es nun bereits seit Jahren taten.
Wohin gegen Chisa und Hotaru, das Kind, dass wir mit all unserer Liebe erzogen hatten, sich schon trennen mussten, kaum da sie zueinander gefunden hatten. Des Schicksals wegen.
"Bist du wahnsinnig, in der Kälte spazieren zu gehen?"
Ich drehe mich um und blicke in ein Paar funkelnde Augen.
"Und warum rennst du mir hinterher?" "Weil du mich geweckt hast." "Deswegen musst du auch nach draußen?"
"So werden wir wenigstens beide krank."
Ich zucke mit den Schultern und umarme sie.
"Haruka?"
"Nani?"
Nein, jetzt zu reden, wäre falsch. Sie weiß selbst, dass diese Welt nicht fair ist. Sie es nicht sein kann, denn der sicherste Weg ins Verderben ist, es immer allen recht machen zu wollen.
Zärtlich spiele ich mit ihrer Unterlippe. Und ich spüre, dass ich sie noch immer genauso liebe wie bei unserem ersten Treffen. Daran hätte sich auch nichts geändert, wäre eine von uns im Kampf umgekommen.
Denn es ist nicht die Zeit die man mit jemandem verbringt, oder der Ort, an dem man sich trifft- es sind einzig und allein die Gefühle, die zählen.
6.2
Setsuna
Immer wieder hatte ich mich in dieser Welt zurück in meine Zeit gewünscht. Doch nun, wo ich die Tage, bis ich Abschied von ihr nehme, an einer Hand abzählen kann, frage ich mich immer wieder, wieso ich nicht etwas besseres aus dieser Zeit gemacht habe.
Vielleicht würde ich dann jetzt gar nicht gehen wollen... aber will ich das jetzt denn wirklich?
Ich habe sie alle in mein Herz geschlossen, aber ihre Welt ist nicht meine, wird es nie sein. In dieser Zeit kann ich nie die sein, die ich wirklich bin.
Doch auch in der Abgeschiedenheit, in der ich zuvor gelebt hatte, war ich nicht wirklich ich. Ich hasste die anderen dafür, dass sie einander hatten, vertrauen konnten, während ich in Einsamkeit die Pforte bewachen musste.
Erst jetzt wird mir klar, dass ich mehr aus meinem Leben hätte machen können- und ich werde machen, was ich will- endlich mein eigenes Leben leben!
Es war dumm von mir, zu glauben, dass man sich dem Schicksal fügen muss.
Man kann nicht beeinflussen, in welche Zeit oder in welche Gesellschaft man geboren wird, man kann nicht beeinflussen, was man fühlt, aber man kann versuchen, das beste aus allem zu machen.
6.2
Haruka
Gab es denn keine Alternative?
Müssen sie uns wirklich verlassen?
Natürlich wusste Setsuna, dass sie früher oder später zurückkehren musste. Und so handelte sie auch. Und Chibi-Usa?
Sie wusste genau, dass ihre Liebe zu Hotaru keine Chance hatte, auch wenn sie erwidert wurde. Und trotzdem hat sie es versucht.
Vielleicht ist es Dummheit, aber ich hätte genauso gehandelt. Was ist schon Schicksal?
Sofern es dieses 'Schicksal' gibt, woher kommt es?
Wie kann man sich etwas ergeben, über das man nichts weiß?
Den Weg des geringsten Widerstand gehen ist immer eine bequeme Lösung. Wenn man sich selbst verlieren will.
Die Welt ist leichter, wenn man sich anpasst- wäre ich nicht mit Michiru zusammen und würde im Röckchen vor Mamoru herumtanzen (was für eine perverse Vorstellung!), er wurde mich sicherlich nicht mehr beschimpfen.
Ist es das wirklich wert?
Chisa wusste, dass sie nicht viel Zeit mit Hotaru haben würde, aber sie ist trotzdem gekommen, gegen den Willen ihrer Eltern.
Es hätte auch anders kommen können... wenn man etwas wenigstens versucht hat, kann man sich nicht vorwerfen, nichts getan zu haben, um darauf in Selbstmitleid zu versinken...
Und schließlich hätte auch alles anders kommen können... vielleicht gibt es sie immer noch, die Chance auf ein glückliches Leben für die beiden?
Ich stehe auf und sehe in ein Paar leuchtend blauer Augen. Auch für uns gab es schlechtere Zeiten...
Die Welt ist nicht, wie sie in Märchen dargestellt wird- aber etwas gutes gibt es immer- man muss nur daran glauben.
6.2
Chisa
Jetzt ist es also soweit... warum muss ich gehen, auch wenn ich alles getan habe, um glücklich sein zu können? Wäre es nicht besser gewesen, ich wäre von Anfang an zu Hause geblieben, um ihr nun den Schmerz zu ersparen?
Es war naiv, zu glauben, dass ich ewig bei ihr bleiben könne. Aber im Ernst. Ich bereue nichts.
Ein Augenblick, so perfekt, dass man ein ganzes Leben von seiner Liebe leben kann... das war alles, das ich von Anfang an wollte.
Vielleicht ist mir auch, trotz Adelstitel, nicht mehr beschieden. Was sind denn schließlich Namen und Zeit, wenn man jemanden aus ganzem Herzen liebt?
6.3
-Epilog-
Nun bin ich also Königin. Da angelangt, wo ich schon immer hingehörte. Auf diesem mit Diamanten besetzten Thron, mit unzähligen Dienern, die tun, was ich will, in meinem riesigen, bis in die kleinste Ecke blankpolierten Palast, in dem man vom Boden essen könnte.
Ich dachte immer, ich könnte jetzt, einen Tag nach der Krönungszeremonie, tun was ich wollte. Aber egal wie man es drehte, ich war immer noch die Königin.
Aber ich habe ihr damals versprochen, nicht aufzugeben.
Das war wohl das einzige, was ich noch für sie tun konnte. Und ihr das Versprechen geben, mir keinen Traumprinzen zu suchen. Meine Prinzessin lebte in einer anderen Welt als meiner, aber das bedeutete nicht, dass ich ihr jemals die Treue brechen würde.
"Eure Majestät?"
Wahrscheinlich wieder so ein nervtötender Gesandter, der unwichtige Probleme mit mir besprechen will. Aber das gehörte nunmal zu meinen Aufgaben.
"Herein."
In die Tür trat eine alte Bekannte. Ihr dunkelgrünes Haar glänzte, als sie sich zum Fenster neben mir begab und die Sonne einige Strähnen streifte.
"Pluto?" "Prinzessin, nein, Königin." "Setz' dich doch, ich hasse dieses ganze Brimborium. Wir sind doch Freunde."
"Majestät, ihr seid zu gütig." "Hör' auf damit, zwischen uns hat sich nichts verändert."
Das hatte es, und das wussten wir beide ganz genau. Auch wenn ich das Oberhaupt des Königreichs war, konnte ich nicht plötzlich die Monarchie stürzen, das Denkmuster, das in den Köpfen festgebrannt war, auslöschen. Das Volk wollte eine Königin, dann musste es auch eine bekommen.
Pluto wartete darauf, dass ich sie zum Sprechen aufforderte.
"Worum geht es?" "Ich habe..." Sie senkte den Blick "Ich habe mir erlaubt, sie auf eine Spazierfahrt durch die Stadt einzuladen. Der Wagen wartet vor dem Palast." "Wozu?" "Das werdet Ihr sehen, wenn Ihr mitkommt. Es ist eine Überraschung."
Was gab es schon in meinem Leben, dass mich überraschen konnte?
"Wo gehen wir hin?" "Dahin, wo Eure Eltern euch nie haben gehen lassen."
Während der Fahrt durch Crystal Tokyo überlegte ich krampfhaft, worum es sich bei Plutos Überraschung handeln konnte. Auf ihrem Gesicht lag ein undefinierbares Lächeln. Noch immer ganz die Mysteriöse.
Schließlich wurde mir vom Chauffeur die Tür geöffnet und wir traten vor ein Haus von einer Größe, wie es bei mir am Palast vielleicht einem Schuppen entsprechen würde.
Verwundert sah ich mich um. Wir waren am äußersten Rand der Stand gelandet!
"Was soll ich denn hier?" "Ihr werdet erwartet."
Pluto winkte mir ermutigend zu, als sie wieder in den Wagen stieg und mich allein stehen ließ.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
"Chisa."
Ich wollte mich umdrehen, doch bevor ich meine Bewegungen koordinieren konnte, stand sie vor mir.
Glatte, schwarze Haare, die das Sonnenlicht und tiefblaue Augen, die meine Liebe zu ihr reflektierten.
"Aber du darfst doch nicht..." "Du meinst, ich bin die Kriegerin der Stille. Wer macht hier die Gesetze?"
"Ja, aber..." "Hast du mich vergessen?" "Wie könnte ich." "Du durftest damals auch nicht weg, aber jetzt darfst du darüber entscheiden, ob ich bei dir bleiben darf."
"Da fragst du noch?"
Und ich merkte, dass wir uns manchmal alle in den von der Gesellschaft vorgegebenen Gedankengängen verirren. Aber dass es immer wieder Ereignisse gibt, die einen aufrütteln und dazu bringen, dass man sich fragt, wer man eigentlich ist.
Und die Antwort lautet bei jedem gleich: in keinem Fall 'die Anderen' !
FIN
Hi Leute!
Es ist geschafft ^_^ Und ich habe doch nicht, wie ich zuerst dachte, bis Dezember gebraucht. Ich denke, ein Vorwort hätte die Story kaputt gemacht, deswegen schreibe ich hier.
In diesem letzten Kapitel geht die Handlung verloren, dass könnt ihr jetzt als positiv oder negativ sehen. Aber ich denke, eine große Abschiedsszene braucht das ganze nunmal nicht, die Gedanken der einzelnen Leute sind viel mehr wert, als man in ein bisschen Gefühlsduselei hätte unterbringen können.
Vielleicht denken jetzt auch einige, das hier ist ein Happy End. Für mich ist es ein offenes Ende. Ich kann nicht mit ganzem Herzen eine Geschichte schreiben, die auf realen Problemen basiert und das ganze dann mit einem -irrational unwirklichen- Happy End beenden. Ich weigere mich strikt, daran zu glauben, dass im Leben irgendwann "alles gut" wird- es gibt Höhen und Tiefen, aber das Leben ist nicht durchweg positiv. Das hat etwas von dieser "Wenn du alles gibst, dann kommst du einmal ins Paradies"- These, und die ist noch von niemandem nachgewiesen worden.
Ich hätte eine Abschiedsszene- die es sicherlich gab- schreiben können und beschreiben können, wie die beiden getrennt voneinander leben. Dann wäre es ein "schlechtes" Ende gewesen. Leider gibt es aber nicht immer nur schwarz oder weiß.
Für mich liest sich diese Fanfiction wie ein Tagebuch, ich habe tatsächlich eine ganze Menge darin verarbeitet, was vielen wieder eine Basis für Kritik bieten wird. Aber wem's nicht passt:ich zwinge niemandem, mein Zeugs zu lesen und wem die Storyline nicht passt, der soll sich eine eigene Fanfiction schreiben.
Und schließlich möchte ich diesen letzten Teil wieder Nuggi widmen, denn ohne Muse kann ich net schreiben ^_-
Anschließend kopiere ich hier einmal den Songtext zu "Reason for Breathing" von Babyface rein. Der Song entspricht meiner Laune, als ich die Story begonnen habe und so entstand der Titel. Deswegen gehört der Text für mich einfach dazu und ersetzt vielleicht auch ein bisschen das Stück, in dem Taru nach Chisas Rückkehr in die Zukunft von ihr getrennt ist und über das ich nicht geschrieben habe.
Wer mir mailen will, das macht das unter skygoddess@gmx.net ; das ist jetzt endgültig meine neue Mailaddy, nachdem ich mit der anderen Probleme hatte.
Man liest sich, Ja Ne, Yukio 24. 11. 02.
"Reason For Breathing"
If I cried like a baby would you change your mind?
If I told you I'm crazy would you come running back to me?
The harder I try to break away, the more I get lost in yesterday
The man that you know is just a shell, living without your life is hell
I turn on the radio just to take the hurt away
Another night and I'm missing you
Girl, it's killing me, well
[Chorus:]
I don't wanna die tonight, but I think I might be going down
'Cause the only one I ever cared about is nowhere to be found
I don't wanna close my eyes 'cause I might not see the light of day
I'm almost out of air
You're my reason for breathing
You're my reason for breathing
I don't wanna go clubbing, I got no one to dance with me
I don't wanna go shopping, I got no one to spend my money on
Spending my time with one glass of wine
Playing solitaire just to ease my mind
Poured one for you, but I drank that too
Anything to kill the pain of losing you
I turn on the radio just to take the hurt away
Another night and I'm missing you
Girl, it's killing me
[Chorus 3x]
So I'm reaching out on this distant line
Hoping deep inside your heart's gonna find a reason
To keep me breathing
But I'm lost in this pain and I don't have much time
I'm so tired of walking this same old line
So I'm taking my pride, gonna throw it aside
Please let me breathe girl, I'm sorry
[Chorus 2x]
Baby girl, don't leave me standing here
I'm barely breathing, girl, I'm running out of air
Baby girl, don't leave me standing here
I'm barely breathing, girl, I'm running out of air
by Babyface
6.1
Schon halb zwei... Setsuna sah seufzend auf die Uhr in der Bar, in der sie nun schon eine ganze Weile gesessen und versucht hatte, genug zu trinken, dass sie alles um sich herum vergaß. Doch war das wirklich das, was sie wollte?
~Pluto?~
War sie jetzt schon so besoffen, dass sie Stimmen hörte?
~Sailor Pluto!~ Sie sah sich in der Bar um. In der Ecke saß eine Gruppe Teenager, die um diese Zeit eigentlich nichts dort zu suchen hatten, aber von niemandem rausgeschmissen wurden. Es war nicht mehr besonders voll, die meisten Gäste waren zwischen Mitternacht uns ein Uhr gegangen.
Darunter auch ein Kerl, der ihr einen Drink spendiert und mit lasziven Blicken seine Telefonnummer zugeschoben hatte.
Setsuna hatte ihn und seine Flirtversuche einfach ignoriert, bis er nach einer Viertelstunde endlich begriffen hatte, dass er bei ihr auf Granit biss.
Was jetzt? Am besten war es, entschied sie, nach Hause zu fahren und ins Bett zu gehen, denn sie hatte in - flüchtiger Blick auf die Uhr- sechseinhalb Stunden am Arbeitsplatz zu sein, möglichst ausgeschlafen.
Bei einem weiteren Blick durch den Raum blieben ihre Augen an einem langen, blonden Haarschopf, gefolgt von braunen Locken hängen.
"Heh, ihr beiden!" Ihre eigene Stimme hallte in ihrem Kopf wieder, schien unwirklich und meilenweit weg. War sie überhaupt noch bei Bewusstsein oder träumte sie?
"Setsuna-san!" Makoto und Minako steuerten auf sie zu und setzten sich auf die freien Hocker neben ihr.
"Ich dachte, du musst noch einen Entwurf fertig kriegen?"
Warum mussten die auch immer so neugierig sein?
"Habe ich schon erledigt", antwortete sie apathisch.
Makoto, die ihr langes Haar offen trug, sah sie forschend an. "Ist auch alles in Ordnung?"
Setsuna überlegte, wie sie den beiden und ihrer Inquisition entkommen konnte, fand aber keine Alternative, außer sitzen zu bleiben oder sich unhöflicher weise zu verabschieden.
"Oder hast du wieder..." ,deutete Minako an. "Was habe ich?" "Naja, mit Mamoru hast du ja auch..."
Vielleicht war es der Alkohol, der ihr zu Kopf stieg, vielleicht war es aber auch nur ihr ureigenes Temperament, das sie dazu veranlasste, dieses Mal vor den Inners nicht die mysteriöse Schweigsame zu spielen.
"Wollt ihr mir unterstellen, mit jedem Kerl ins Bett zu springen, der mir über den Weg läuft?"
Schweigen. Musste sie sich das überhaupt bieten lassen? Warum war sie überhaupt hier, wie konnte sie jemals in so eine Situation geraten?
Wegen der Mission, den Talismanen war sie einst in die Vergangenheit gereist. Das war jetzt schon Jahre her und die Mission längst erfüllt. Wer brauchte sie hier schon noch?
"Denkt doch was ihr wollt."
Setsuna schnappte sich ihre Tasche und rauschte, wenn auch ein bisschen benommen, aus der Kneipe.
Wo fuhr um diese Zeit noch ein Bus? Sie blickte sich auf der Straße um, die in der Nacht belebter schien als am Tag: Leuchtreklamen drängten sich ihr auf, überall war es überfüllt, dreckig, laut.
Schließlich fand sie eine Bushaltestelle. Wenn der Plan noch gültig war- in der Dunkelheit ließ sich nicht alles erkennen und es kam oft vor, dass die Pläne ausgewechselt wurden- sollte in zwanzig Minuten ein Bus kommen. Sie setzte sich in das leere Bushäuschen; um diese Zeit fuhr niemand mehr in so eine abgelegene Gegend Tokyos.
Setsuna schloss die Augen und versuchte, nicht auf den Lärm der Stadt zu hören. Sollte sie nicht doch Haruka anrufen und fragen, ob sie sie abholen könne? Nicht um diese Zeit, und nicht wenn noch ein Bus fuhr... ~Pluto?~
Als sie die Augen öffnete, stand sie in einem schwarzen Raum, nein, es war Nichtmals ein Raum, vielmehr eine schwarze, dimensionslose Ebene.
Vor ihr stand ihr Alter Ego, Sailor Pluto. Also hatte sie sich die Stimme nicht eingebildet...
"Was..." "Die Prinzessin muss zurückkehren."
"Was habe ich damit zu tun?" "Setsuna Meio, dich wird es nicht mehr lange geben."
"Aber... bedeutet das, dass ich..."
"Du wirst mit ihr in die Zukunft zurückkehren, dort wirst du gebraucht." "Wie kannst du denn mit mir reden, wenn ich nicht in der Zukunft bin?"
"Ich existiere in der Zeit, in der die kleine Lady bereits erwachsen ist, also in der Zeit, aus der sie zu euch gekommen ist. Du bist aber damals aus einer Zeit vor meiner gekommen,
und genau dorthin wirst du auch wieder reisen. Das wolltest du doch, oder?"
"Ja..." "Rede einfach mit der kleinen Lady..."
Setsuna zitterte, doch als sie die Augen öffnete, saß sie zu ihrer Beruhigung wieder an der Bushaltestelle. Sie hatte die ganzen Jahre über wissen müssen, dass sie nicht ewig in dieser Zeit verweilen konnte.
Vielleicht hatte sie deshalb nie wirklich versucht, sich dort eine Existenz, eine Familie, einen Freundeskreis aufzubauen. Sie blieb doch immer die Kriegerin der Zeit, und die Zeit für sie nie proportional. Nie hätte sie jemandem so sehr vertrauen können, dass sie ihm erzählen konnte, wer sie wirklich war.
Ihr Leben wäre eine Lüge gewesen- aber wäre es das nicht sowieso geworden?
So hatte sie jedenfalls nichts,um das es ihr Leid tat, es aufzugeben. Sie hatte niemandem vertrauen können außer sich selbst.
Und anderen Kriegerinnen. Bei einem Blick auf ihre Armbanduhr schickte sie einen stummen Fluch gen Himmel- was immer ihr Alter Ego getan hatte, der Bus war eindeutig schon vorbei gefahren.
Sie kramte eine alte Telefonkarte aus ihrer Tasche und lief zur nächsten Telefonzelle. Ein letztes Mal beteuerte sie es, sich noch immer kein Auto geleistet zu haben. Doch war das jetzt nicht egal? Sie brauchte nie wieder das fünfte Rad am Wagen zu sein, dass sie während der Missionen gewesen war. Jeden Plan, den sie ausgeklügelt hatte, wussten Uranus und Neptun zu durchkreuzen. Das hatte zwar oft geholfen, aber die "Outers", wie es die anderen ausdrückten, hatte es dadurch nie gegeben: da waren Uranus und Neptun, eine nervtötende Pluto und Saturn, die ihnen am Rockzipfel hing. Und privat hatte es auch immer genauso ausgesehen. Ihre "Familie" war nichts als eine Illusion gewesen: Haruka-papa, Michiru-mama und Setsuna- mama!
Das war doch entschieden eine Mama zuviel...
Setsuna atmete auf, als die Telefonzelle ihr noch Guthaben auf der Karte, die sie schon für abgelaufen gehalten hatte, anzeigte.
Bald musste sie Haruka nicht mehr darum bitten, sie abzuholen... sie wählte und hörte bald darauf das Freizeichen.
"Nimm ab, komm schon..."
"Moshi moshi?; tönte ihr eine entnervte Michiru entgegen. "Hi, hier ist Setsuna... hab' ich euch geweckt?" "Nein!" meckerte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Natürlich, warum sollten die beiden an Harukas Geburtstag auch brav im Bett liegen? Setsuna seufzte. Sie hatte keine andere Möglichkeit, entweder sie ließ sich abholen oder wartete auf den nächsten Bus, der um sechs Uhr morgens fuhr. Fürs Taxi hatte sie nicht mehr genug Geld dabei...
"Gibst du mir mal Haruka?"
"Mh..." Schweigen. Hatte Michiru aufgelegt? Warum auch nicht, so unverschämt sie war, mitten in der Nacht anzurufen, hätte Setsuna es verstehen können.
"Taxiunternehmen Tenou zu ihren Diensten..."
"Ich sitze in Shinjuku fest, könntest du..."
"Dich abholen? Glaubst du eigentlich, ich habe sonst keine Hobbies?"
"Es tut mir leid, was soll ich denn machen?" "Draußen in der Kälte rumsitzen, wie du es verdient hast!"
Leise drang ein gezischtes "Haruka" durch den Hörer. "Okay okay, ich kann in zwanzig Minuten da sein, wenn der Verkehr normal ist..."
Kichern und ein geflüstertes "Verkehr" im Hintergrund. War Michiru betrunken oder sich einfach nicht darüber bewusst, wie gut die Verbindung war?
"Danke, dafür schulde ich dir etwas."
"Selbst wenn ich im sterben läge, irgendwer käme sicher noch auf die Idee, mich zu stören. Bis gleich... "
"Ähm Haruka?"
"Nani?"
"Weißt du überhaupt, wo du hinfahren musst?"
"Wohin denn?" "Die Bushaltestelle an der Ecke vor diesem komischen..." -sie sah sich um- "Puff." "Willst du mich verarschen?"
"Nein! Weißt du, wo du hin musst?"
"Ich werd's schon finden."
6.2
Hotaru
Als ich um halb elf erwachte und sie nicht mehr neben mir lag, hatte ich beinahe geglaubt, dass alles nur ein Traum gewesen war, ich nie so nahe bei mir gespürt haben konnte...
Vielleicht wäre es so auch besser gewesen, so hätte ich nie den Schmerz spüren können, der nun tief in meiner Brust lag.
Doch eine Nachricht, die ich auf dem Nachttisch fand, sagte mir, dass sie zu Mamoru und Usagi wollte. Wie konnte sie ihnen nur vergeben, nach allem, was passiert war?
So sehr ich mich bemüht hatte, zu mehr als Gleichgültigkeit ihnen gegenüber war ich nicht mehr fähig.
Wahrscheinlich war mir soviel Glück einfach nicht gegönnt, vielleicht hatte ich, die glücklich sein sollte, dass sie überhaupt noch am Leben war, nicht mehr verdient.
Spielte es überhaupt noch eine Rolle, ob ich sie jemals geliebt hatte?
Wenn sie in ihre Zeit zurück kehrte, wurde sie die Königin und würde mich sicher bald vergessen...
Ich wusste von Anfang an, dass unsere Liebe aussichtslos war. Aber ich war zu egoistisch, liebte sie zu sehr, als dass ich sie jemals hätte abweisen können- auch wenn ich genau wusste, dass meine Liebe nur ihr Verderben war.
Es hatte Ärger mit Mamoru und Bunny gegeben, es würde Ärger mit ihren Eltern geben... und alles wieder einmal wegen meinem Egoismus.
Wie in Trance nahm ich das Klopfen an der Tür wahr, ignorierte es jedoch.
Was bedeutete mir diese Welt schon noch, wenn ich sie nie wieder sehen konnte? Ich hätte sterben sollen, dann hätte ich allen eine Menge erspart.
"Hotaru?"
Mein Name, doch niemand sprach ihn so aus wie sie es tat. Es half nichts, ich musste aus meiner Resignation erwachen... ich setze mich im Bett auf und rief "Herein"
Setsuna betrat das Zimmer.
Hatte sie jemals einen Menschen so sehr geliebt wie ich? Hatte sie jemals solchen Schmerz verspürt wie ich?
War das nicht schließlich alles egal und wir waren Gegenstände, die einfach zu funktionieren hatten?
"Ich werde mit Chisa in meine Zeit zurückkehren."
Nein, geh nicht. Warum du auch? Ich sehe es ein, sie hatte mir schon vor langer Zeit erklärt, dass sie eines Tages gehen musste. Doch genauso wie den Gedanken, Chisa zu verlieren, hatte ich versucht, es zu verdrängen.
6.2
Michiru
Sechs Uhr morgens.
Man sollte meinen, ich sei müde, aber auch als die an meiner Seite spät in der Nacht einschlief, ließen meine Gedanken mich nicht zur Ruhe kommen.
Was brachte es also noch, im Bett zu liegen. Wecken könnte ich sie ohnehin nicht, wie sie da in die Decke eingekuschelt liegt und in gleichmäßigen Zügen atmet. Also entschließe ich mich dazu, zu duschen und danach ein wenig am Strand, der direkt hinter unserem Haus begann, spazieren zu gehen. Vielleicht würde das Meer mir meine Ruhe wiedergeben können...
Erst als ich durch den Sand promeniere, bemerke ich die Kälte, die diesen Wintermorgen beherrscht. Der Wind fährt durch meinen Mantel und lässt mich ein wenig frösteln.
Auch die See ist stürmisch- wie meine Gedanken, aber zwischen all das mischt sich eine erfreuliche frische Klarheit- keine Andeutungen, keine Vermutungen, keine Visionen mehr, die mich aufwühlen.
Chisa musste zurückkehren.
Doch mit der Gischt der Wellen, die auf den Sand peitscht, kommen neue Fragen auf.
War das alles überhaupt gerecht?
Hatte nicht jeder Mensch das Recht, über sein eigenes Leben zu bestimmen? Nun, ich für meinen Teil hatte mein Schicksal als willkommen begrüßt. Durch die Mission habe ich Haruka, die wichtigste Person meines Lebens kennen gelernt, und so hatte ich gar keinen Grund, mich gegen mein Schicksal zu stellen.
Damals hätte ich mir nie träumen können, das wir jemals so glücklich zusammen leben könnten wie wir es nun bereits seit Jahren taten.
Wohin gegen Chisa und Hotaru, das Kind, dass wir mit all unserer Liebe erzogen hatten, sich schon trennen mussten, kaum da sie zueinander gefunden hatten. Des Schicksals wegen.
"Bist du wahnsinnig, in der Kälte spazieren zu gehen?"
Ich drehe mich um und blicke in ein Paar funkelnde Augen.
"Und warum rennst du mir hinterher?" "Weil du mich geweckt hast." "Deswegen musst du auch nach draußen?"
"So werden wir wenigstens beide krank."
Ich zucke mit den Schultern und umarme sie.
"Haruka?"
"Nani?"
Nein, jetzt zu reden, wäre falsch. Sie weiß selbst, dass diese Welt nicht fair ist. Sie es nicht sein kann, denn der sicherste Weg ins Verderben ist, es immer allen recht machen zu wollen.
Zärtlich spiele ich mit ihrer Unterlippe. Und ich spüre, dass ich sie noch immer genauso liebe wie bei unserem ersten Treffen. Daran hätte sich auch nichts geändert, wäre eine von uns im Kampf umgekommen.
Denn es ist nicht die Zeit die man mit jemandem verbringt, oder der Ort, an dem man sich trifft- es sind einzig und allein die Gefühle, die zählen.
6.2
Setsuna
Immer wieder hatte ich mich in dieser Welt zurück in meine Zeit gewünscht. Doch nun, wo ich die Tage, bis ich Abschied von ihr nehme, an einer Hand abzählen kann, frage ich mich immer wieder, wieso ich nicht etwas besseres aus dieser Zeit gemacht habe.
Vielleicht würde ich dann jetzt gar nicht gehen wollen... aber will ich das jetzt denn wirklich?
Ich habe sie alle in mein Herz geschlossen, aber ihre Welt ist nicht meine, wird es nie sein. In dieser Zeit kann ich nie die sein, die ich wirklich bin.
Doch auch in der Abgeschiedenheit, in der ich zuvor gelebt hatte, war ich nicht wirklich ich. Ich hasste die anderen dafür, dass sie einander hatten, vertrauen konnten, während ich in Einsamkeit die Pforte bewachen musste.
Erst jetzt wird mir klar, dass ich mehr aus meinem Leben hätte machen können- und ich werde machen, was ich will- endlich mein eigenes Leben leben!
Es war dumm von mir, zu glauben, dass man sich dem Schicksal fügen muss.
Man kann nicht beeinflussen, in welche Zeit oder in welche Gesellschaft man geboren wird, man kann nicht beeinflussen, was man fühlt, aber man kann versuchen, das beste aus allem zu machen.
6.2
Haruka
Gab es denn keine Alternative?
Müssen sie uns wirklich verlassen?
Natürlich wusste Setsuna, dass sie früher oder später zurückkehren musste. Und so handelte sie auch. Und Chibi-Usa?
Sie wusste genau, dass ihre Liebe zu Hotaru keine Chance hatte, auch wenn sie erwidert wurde. Und trotzdem hat sie es versucht.
Vielleicht ist es Dummheit, aber ich hätte genauso gehandelt. Was ist schon Schicksal?
Sofern es dieses 'Schicksal' gibt, woher kommt es?
Wie kann man sich etwas ergeben, über das man nichts weiß?
Den Weg des geringsten Widerstand gehen ist immer eine bequeme Lösung. Wenn man sich selbst verlieren will.
Die Welt ist leichter, wenn man sich anpasst- wäre ich nicht mit Michiru zusammen und würde im Röckchen vor Mamoru herumtanzen (was für eine perverse Vorstellung!), er wurde mich sicherlich nicht mehr beschimpfen.
Ist es das wirklich wert?
Chisa wusste, dass sie nicht viel Zeit mit Hotaru haben würde, aber sie ist trotzdem gekommen, gegen den Willen ihrer Eltern.
Es hätte auch anders kommen können... wenn man etwas wenigstens versucht hat, kann man sich nicht vorwerfen, nichts getan zu haben, um darauf in Selbstmitleid zu versinken...
Und schließlich hätte auch alles anders kommen können... vielleicht gibt es sie immer noch, die Chance auf ein glückliches Leben für die beiden?
Ich stehe auf und sehe in ein Paar leuchtend blauer Augen. Auch für uns gab es schlechtere Zeiten...
Die Welt ist nicht, wie sie in Märchen dargestellt wird- aber etwas gutes gibt es immer- man muss nur daran glauben.
6.2
Chisa
Jetzt ist es also soweit... warum muss ich gehen, auch wenn ich alles getan habe, um glücklich sein zu können? Wäre es nicht besser gewesen, ich wäre von Anfang an zu Hause geblieben, um ihr nun den Schmerz zu ersparen?
Es war naiv, zu glauben, dass ich ewig bei ihr bleiben könne. Aber im Ernst. Ich bereue nichts.
Ein Augenblick, so perfekt, dass man ein ganzes Leben von seiner Liebe leben kann... das war alles, das ich von Anfang an wollte.
Vielleicht ist mir auch, trotz Adelstitel, nicht mehr beschieden. Was sind denn schließlich Namen und Zeit, wenn man jemanden aus ganzem Herzen liebt?
6.3
-Epilog-
Nun bin ich also Königin. Da angelangt, wo ich schon immer hingehörte. Auf diesem mit Diamanten besetzten Thron, mit unzähligen Dienern, die tun, was ich will, in meinem riesigen, bis in die kleinste Ecke blankpolierten Palast, in dem man vom Boden essen könnte.
Ich dachte immer, ich könnte jetzt, einen Tag nach der Krönungszeremonie, tun was ich wollte. Aber egal wie man es drehte, ich war immer noch die Königin.
Aber ich habe ihr damals versprochen, nicht aufzugeben.
Das war wohl das einzige, was ich noch für sie tun konnte. Und ihr das Versprechen geben, mir keinen Traumprinzen zu suchen. Meine Prinzessin lebte in einer anderen Welt als meiner, aber das bedeutete nicht, dass ich ihr jemals die Treue brechen würde.
"Eure Majestät?"
Wahrscheinlich wieder so ein nervtötender Gesandter, der unwichtige Probleme mit mir besprechen will. Aber das gehörte nunmal zu meinen Aufgaben.
"Herein."
In die Tür trat eine alte Bekannte. Ihr dunkelgrünes Haar glänzte, als sie sich zum Fenster neben mir begab und die Sonne einige Strähnen streifte.
"Pluto?" "Prinzessin, nein, Königin." "Setz' dich doch, ich hasse dieses ganze Brimborium. Wir sind doch Freunde."
"Majestät, ihr seid zu gütig." "Hör' auf damit, zwischen uns hat sich nichts verändert."
Das hatte es, und das wussten wir beide ganz genau. Auch wenn ich das Oberhaupt des Königreichs war, konnte ich nicht plötzlich die Monarchie stürzen, das Denkmuster, das in den Köpfen festgebrannt war, auslöschen. Das Volk wollte eine Königin, dann musste es auch eine bekommen.
Pluto wartete darauf, dass ich sie zum Sprechen aufforderte.
"Worum geht es?" "Ich habe..." Sie senkte den Blick "Ich habe mir erlaubt, sie auf eine Spazierfahrt durch die Stadt einzuladen. Der Wagen wartet vor dem Palast." "Wozu?" "Das werdet Ihr sehen, wenn Ihr mitkommt. Es ist eine Überraschung."
Was gab es schon in meinem Leben, dass mich überraschen konnte?
"Wo gehen wir hin?" "Dahin, wo Eure Eltern euch nie haben gehen lassen."
Während der Fahrt durch Crystal Tokyo überlegte ich krampfhaft, worum es sich bei Plutos Überraschung handeln konnte. Auf ihrem Gesicht lag ein undefinierbares Lächeln. Noch immer ganz die Mysteriöse.
Schließlich wurde mir vom Chauffeur die Tür geöffnet und wir traten vor ein Haus von einer Größe, wie es bei mir am Palast vielleicht einem Schuppen entsprechen würde.
Verwundert sah ich mich um. Wir waren am äußersten Rand der Stand gelandet!
"Was soll ich denn hier?" "Ihr werdet erwartet."
Pluto winkte mir ermutigend zu, als sie wieder in den Wagen stieg und mich allein stehen ließ.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
"Chisa."
Ich wollte mich umdrehen, doch bevor ich meine Bewegungen koordinieren konnte, stand sie vor mir.
Glatte, schwarze Haare, die das Sonnenlicht und tiefblaue Augen, die meine Liebe zu ihr reflektierten.
"Aber du darfst doch nicht..." "Du meinst, ich bin die Kriegerin der Stille. Wer macht hier die Gesetze?"
"Ja, aber..." "Hast du mich vergessen?" "Wie könnte ich." "Du durftest damals auch nicht weg, aber jetzt darfst du darüber entscheiden, ob ich bei dir bleiben darf."
"Da fragst du noch?"
Und ich merkte, dass wir uns manchmal alle in den von der Gesellschaft vorgegebenen Gedankengängen verirren. Aber dass es immer wieder Ereignisse gibt, die einen aufrütteln und dazu bringen, dass man sich fragt, wer man eigentlich ist.
Und die Antwort lautet bei jedem gleich: in keinem Fall 'die Anderen' !
FIN
Hi Leute!
Es ist geschafft ^_^ Und ich habe doch nicht, wie ich zuerst dachte, bis Dezember gebraucht. Ich denke, ein Vorwort hätte die Story kaputt gemacht, deswegen schreibe ich hier.
In diesem letzten Kapitel geht die Handlung verloren, dass könnt ihr jetzt als positiv oder negativ sehen. Aber ich denke, eine große Abschiedsszene braucht das ganze nunmal nicht, die Gedanken der einzelnen Leute sind viel mehr wert, als man in ein bisschen Gefühlsduselei hätte unterbringen können.
Vielleicht denken jetzt auch einige, das hier ist ein Happy End. Für mich ist es ein offenes Ende. Ich kann nicht mit ganzem Herzen eine Geschichte schreiben, die auf realen Problemen basiert und das ganze dann mit einem -irrational unwirklichen- Happy End beenden. Ich weigere mich strikt, daran zu glauben, dass im Leben irgendwann "alles gut" wird- es gibt Höhen und Tiefen, aber das Leben ist nicht durchweg positiv. Das hat etwas von dieser "Wenn du alles gibst, dann kommst du einmal ins Paradies"- These, und die ist noch von niemandem nachgewiesen worden.
Ich hätte eine Abschiedsszene- die es sicherlich gab- schreiben können und beschreiben können, wie die beiden getrennt voneinander leben. Dann wäre es ein "schlechtes" Ende gewesen. Leider gibt es aber nicht immer nur schwarz oder weiß.
Für mich liest sich diese Fanfiction wie ein Tagebuch, ich habe tatsächlich eine ganze Menge darin verarbeitet, was vielen wieder eine Basis für Kritik bieten wird. Aber wem's nicht passt:ich zwinge niemandem, mein Zeugs zu lesen und wem die Storyline nicht passt, der soll sich eine eigene Fanfiction schreiben.
Und schließlich möchte ich diesen letzten Teil wieder Nuggi widmen, denn ohne Muse kann ich net schreiben ^_-
Anschließend kopiere ich hier einmal den Songtext zu "Reason for Breathing" von Babyface rein. Der Song entspricht meiner Laune, als ich die Story begonnen habe und so entstand der Titel. Deswegen gehört der Text für mich einfach dazu und ersetzt vielleicht auch ein bisschen das Stück, in dem Taru nach Chisas Rückkehr in die Zukunft von ihr getrennt ist und über das ich nicht geschrieben habe.
Wer mir mailen will, das macht das unter skygoddess@gmx.net ; das ist jetzt endgültig meine neue Mailaddy, nachdem ich mit der anderen Probleme hatte.
Man liest sich, Ja Ne, Yukio 24. 11. 02.
"Reason For Breathing"
If I cried like a baby would you change your mind?
If I told you I'm crazy would you come running back to me?
The harder I try to break away, the more I get lost in yesterday
The man that you know is just a shell, living without your life is hell
I turn on the radio just to take the hurt away
Another night and I'm missing you
Girl, it's killing me, well
[Chorus:]
I don't wanna die tonight, but I think I might be going down
'Cause the only one I ever cared about is nowhere to be found
I don't wanna close my eyes 'cause I might not see the light of day
I'm almost out of air
You're my reason for breathing
You're my reason for breathing
I don't wanna go clubbing, I got no one to dance with me
I don't wanna go shopping, I got no one to spend my money on
Spending my time with one glass of wine
Playing solitaire just to ease my mind
Poured one for you, but I drank that too
Anything to kill the pain of losing you
I turn on the radio just to take the hurt away
Another night and I'm missing you
Girl, it's killing me
[Chorus 3x]
So I'm reaching out on this distant line
Hoping deep inside your heart's gonna find a reason
To keep me breathing
But I'm lost in this pain and I don't have much time
I'm so tired of walking this same old line
So I'm taking my pride, gonna throw it aside
Please let me breathe girl, I'm sorry
[Chorus 2x]
Baby girl, don't leave me standing here
I'm barely breathing, girl, I'm running out of air
Baby girl, don't leave me standing here
I'm barely breathing, girl, I'm running out of air
by Babyface
