Kampf gegen die Finsternis



Es war unerträglich heiß auf der Ebene. Sie liefen jetzt schon so lange über diesen schwarzen Boden, und alles was sie bisher gesehen hatten, waren die riesigen, geierähnlichen Reptilien, die hoch über ihnen am Himmel kreisten. Sie kamen sich vor, als wären sie auf einem fremden Planeten - das hier war nicht mehr die Erde, die sie kannten und liebten. Ein bedrückendes Schweigen lag über der kleinen Gruppe. Jeder von ihnen hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach.

Son Goku lief voraus. Sein Blick war aufmerksam auf die Umgebung gerichtet, doch die Konzentration fiel ihm von Minute zu Minute schwerer. So ging es nicht nur ihm allein. Es mußte an der Umgebung liegen, die ihnen dieses Unbehagen einflößte. Man konnte jeglichen Mut verlieren, wenn man betrachtete, in was sich die Erde langsam aber stetig verwandelte. Son Gohan fiel es am schwersten, sich zusammenzureißen. `Ich hätte ihn nicht mitgenommen, wenn ich gewußt hätte, was uns hier erwartet.´, dachte Goku, ´Diese schwarze Ebene macht uns noch alle wahnsinnig.` Kuririn lief zusammen mit Gohan direkt hinter dessen Vater. Immer wieder warf er einen Blick auf den Jungen. Er sah in seinen Augen eine Erschöpfung, die er auch in sich selbst spürte und die in keinster Weise körperlichen Ursprungs war. Es war diese Ebene - sie machte sie alle fertig. Vorsichtig blickte sich Kuririn um und sah zu Piccolo, der hinter ihnen lief und den Abschluß der kleinen Gruppe bildete. Scheinbar unbeeindruckt von dem Ganzen, was um ihn herum geschah, lief er vor sich hin . ´Merkt er es nicht?´,überlegte Kuririn. Der große Grüne sah ihn nicht einmal an. Plötzlich stolperte Gohan. Fast wäre Piccolo über ihn gefallen und in diesem Moment sah Kuririn das Entsetzen in den Augen des Namekianers. ´Er also auch!´

Sie mußten jetzt schon seit Stunden unterwegs sein. Mittlerweile achtete keiner mehr auf die Umgebung. Jeder kämpfte mit sich selbst. Sie trieben sich in Gedanken vor jedem einzelnen Schritt neu an und ihre Gedanken drehten sich nur noch um eines - wer sollte die Welt vor der drohenden Gefahr retten, wenn nicht sie?

Irgendwann mußte es ja geschehen - hinter einem tiefschwarzen Felsen kam eine Kreatur hervorgesprungen, wie sie noch keiner auf der Erde gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte sie die Freunde schon lange beobachtet und profitierte nun von dem Zustand der Gruppe. Das Wesen schaffte es Son Goku anzuspringen und ihm seine Krallen über den Oberkörper zu ziehen, bevor er es auch nur bemerkte. Die Freunde sprangen auseinander. Son Gohan schrie auf und wollte eine Energiekugel nach dem Monstrum werfen. Verdutzt blickte er auf seine Hand, in der sich einfach keine Energie sammeln wollte. Auch Son Goku hatte sich wieder aufgerappelt, wich dem nächsten Angriff der Kreatur aus und setzte zu einem Kame-Hame-Ha an. Doch auch das funktionierte nicht. „Was ist hier los?", schrie er. „Geh zur Seite!", rief Piccolo. Er setzte seine Höllenspirale ein

und ... ein kleiner Anflug von Energie bildete sich in der Luft und verpuffte sofort. „Sieht so aus als müßten wir diesen Kampf auf die herkömmliche Art beenden",meinte Goku, „wie langweilig!" Er versetzte dem Wesen, daß schon wieder einen Angriff auf ihn startete einen Fausthieb, der es gegen den nächsten Felsen beförderte. Weder der Felsen, noch das Wesen wurden ernsthaft beschädigt. Erschrocken keuchte Gohan: "Das ... das gibt es doch nicht! Das kann doch nicht sein! Mein Papa ist viel stärker als dieses komische Ding." Auch die anderen waren schockiert. Wie konnte dieses lächerliche Monster dermaßen stark sein? Oder vielmehr - woher kam diese Schwäche Son Gokus?

Nun versuchten die anderen ihr Glück. Fußtritte und Hiebe regneten aus vier verschiedenen Richtungen auf die Kreatur herab. Etwas verunsichert sprang sie zurück. Doch als Piccolo ihr als erstes nachsetzte und einen erneuten Treffer landen wollte, brüllte das Monstrum, schnappte nach Piccolo, erwischte ihn an seinem Umhang und schüttelte ihn durch die Luft. Der Umhang riß und der Namekianer landete ziemlich unsanft am nächsten Felsen. Er rappelte sich wieder auf, schüttelte den Kopf und sah gerade noch, wie ein riesiger Schatten sich mit gewaltiger Geschwindigkeit in Richtung seiner Kehle bewegte. In ein paar Meter Entfernung nahm er aus den Augenwinkeln den Rest der kleinen Gruppe wahr. Sie waren zu weit weg und seit sie diese verdammte Ebene betreten hatten, waren sie alle offenbar entsetzlich langsam geworden. ´Entschuldige Son Gohan´, dachte Piccolo, ´ich kann dich jetzt nicht mehr beschützen und die anderen werden es wohl auch nicht schaffen.´



Keiner sah, woher der Blitz kam, der die Kreatur in die Flanke traf und sie zu Boden schleuderte. Das Wesen war scheinbar genauso überrascht darüber, wie die Freunde. Das war eindeutig ein Energieblitz gewesen - woher konnte der ausgerechnet hier gekommen sein?

Die Kreatur hatte sich wieder aufgerappelt, sich geschüttelt und stürzte sich jetzt mit einem wütenden Brüllen auf Kuririn. Der nahm eine stabile Kampfposition ein und ballte die Hände zu Fäusten - er war bereit. Als sein schrecklicher Gegner nah genug dran war, holte er aus und schlug zu. Er landete durch seinen eigenen Schwung auf dem Boden, da das Wesen auf einmal nicht mehr vor ihm war, sondern etwa fünf Meter entfernt auf dem Boden lag. Son Goku und Piccolo, der seinen zerfetzten Umhang und den Turban abgenommen hatte, hatten diesmal offenbar gesehen, von woher der erneute Energieblitz gekommen war. Beide schauten angestrengt in Richtung eines ungefähr fünfzehn Meter hohen Felsens, auf dem eine schmale Gestalt stand. Gohan und Kuririn folgten ihren Blicken. Die Gestalt sprang von dem Felsen. Sie fiel kerzengerade nach unten, schlug kurz vor dem Aufschlag einen Salto in der Luft und blieb einen halben Meter über dem Erdboden hängen. Vier Augenpaare waren auf die Gestalt gerichtet und in vier Gesichter stand der gleiche Gedanke geschrieben: ´Wieso kann sie fliegen und wir nicht?´ Die Gestalt hatte sich als Mädchen entpuppt. Ihr langes, in der Sonne rotgolden schimmerndes Haar fiel ihr lose über die Schultern bis zur Hüfte hinab. Sie beachtete die vier Figuren gar nicht, die sie ungläubig musterten. Das Mädchen wandte sich dem Ungetüm zu. „Schäm dich", schimpfte sie mit dem Monster, „hat dir noch keiner gesagt daß man andere Leute nicht umbringt? Außerdem ist es hier viel zu ungemütlich für einen Kampf." Die Kreatur scherte sich herzlich wenig um die Empörung des Mädchens. Sie hielt sie wahrscheinlich nur für eine kleine Vorspeise, die ihr grad von selbst in die Klauen lief. Als das riesige Monstrum angriff, sprang es direkt in die ausgestreckte Faust des Mädchens. Auf dem Rücken liegend blickte es die Kleine ungläubig an, die noch immer ruhig an der selben Stelle stand. „Schluß mit den Spielchen.", sprach sie und hob beide Arme nach oben, über ihren Kopf. In ihren Händen begann sich wogende Energie zu sammeln. Als sie die Arme nach vorne riß, hatte sich das Monstrum gerade wieder zu einem neuen Angriff aufgerappelt. Der weiße Energiestrahl traf aus nächster Nähe mitten in das weit aufgerissene Maul der Bestie. Man konnte sehen, wie die gewaltigen Energien sich in seinen Körper entluden. Es wurde zerrissen noch bevor es den Boden berührte.



Das Mädchen sah einen Augenblick auf die Überreste der Kreatur herab, drehte sich dann um und ging wortlos davon. „Hey, warte!", rief Son Goku hinter ihr her. Sie blieb stehen und sah die kleine Gruppe an. Goku blieben die Worte im Hals stecken. Er betrachtete sie genauer. Sie war noch sehr jung, vielleicht Anfang zwanzig, auf keinen Fall älter, und sie wirkte so zierlich, daß es fast unglaublich erschien, daß sie gerade gegen eine riesige Bestie gekämpft hatte und dazu noch gewonnen hatte - was keinem der Freunde gelungen war. Ihre Augen waren von einem tiefen Blau und in ihnen loderte ein Feuer, was in dieser Intensität bei keinem Menschen zu finden war. „Ja?", fragte sie. Verwirrt stand Son Goku einfach nur da. So etwas hatte er noch nie erlebt. Piccolo ergriff das Wort: „Wer bist du und was machst du hier?" Abschätzend musterte sie den Namekianer. „Geht dich gar nichts an!", knurrte sie. Der abfällige Tonfall paßte irgendwie nicht zu der schmalen Gestalt. Gohan kam auf sie zu: „Ganz egal wer du bist, danke. Du hast uns allen das Leben gerettet. Und seit du da bist, fühle ich mich auch schon wieder viel besser."

Als Son Gohan das sagte, fiel es auch den anderen auf: Seit dieses Mädchen in der Nähe war, war diese unendliche Schwärze, die ihre Herzen umfangen hatte, von ihnen gewichen.

Sie lächelte Gohan an: „Gern geschehen. Ich war grad auf dem Weg von dieser fürchterlichen Ebene herunter und hab gespürt, daß hier irgendwas vor sich geht." Kuririn mischte sich ein: „Und warum hast du noch diese Kräfte? Du kannst fliegen, hast diesen tollen Energieblitz. Bei uns allen geht das schon seit Stunden nicht mehr." „Ich nehme an, seit ihr auf der Ebene seid.", nahm sie an. „Genau!" „Weißt du woher diese Ebene eigentlich kommt?", fragte Goku. „Ja, leider," antwortete sie, „ein großer Dämon, einer der großen fünf, will auf die Erde. Vor vielen tausend Jahren wurden sie in die Dimensionen der Finsternis verbannt. Heute in drei Tagen sind sich die Dimensionen so nah, das einer von ihnen versuchen wird durchzubrechen. Wenn ihm das gelingt, ist die Erde verloren." Für einige Minuten herrschte Schweigen. Das Mädchen drehte sich wieder um und wollte gehen. „Warte!", wieder war es Son Gohan, der sie aufhielt. „Wie können wir ihn denn dann besiegen?" Die Kleine musterte die vier Freunde gründlich. Dann schüttelte sie den Kopf: „Von euch keiner. Es gibt von fast jedem Dämoneneintritt in unsere Welt eine Prophezeiung, auch von diesem. Ein Auserwählter wird ihn besiegen. Dieser Auserwählte ist wahrscheinlich schon auf dem Weg oder vielleicht sogar schon da. Wer immer es auch ist, ein Auserwählter hat das Pech, egal was er auch will, immer zum entsprechenden Zeitpunkt am Ort des Durchtritt´s zu sein. Dann muß er nur noch siegen." Den letzten Satz hatte sie sehr leise gesprochen. „Dann müssen wir da auch hin!", beschloß Son Goku. „Vielleicht können wir ihm ja helfen. Dein Auserwählter hat viel bessere Chancen mit Rückendeckung. Weißt du den Weg?" Sie schaute Goku aus großen Augen an: „Du willst da wirklich hin?" „Wir alle wollen das.", warf Kuririn ein. „Noch ein paar Stunden geradeaus ist die Ebene zu Ende und ein dichter Wald beginnt.",erklärte sie. „ Den müßt ihr durchqueren. Dann stoßt ihr auf einen Fluß. Ihr müßt flußaufwärts bis zum Gebirge laufen. Auf dem höchsten Gipfel ist der Ort, an dem in drei Tagen der Dämon erscheinen wird. Aber ihr findet den Weg nie." „Dann komm doch mit und zeig es uns!", forderte sie Gohan auf. „Pah", machte sie. „Ich bin doch nicht lebensmüde. Ich bin unterwegs um diese Ebene zu verlassen, und zwar bevor sie die ganze Welt in Besitz genommen hat. Schon jetzt ist nur noch wenig von der uns bekannten Welt übrig. Der Dämon ist schon sehr mächtig. Je näher ihr an seinen Erscheinungsort kommt, desto größeren Einfluß hat er auf diese Welt. Wenn ihr euer Leben riskieren wollt - viel Spaß dabei!" „Und wo willst du hin, wenn es mit der Welt zu Ende geht?", fragte Piccolo gereizt. „Geht dich gar nichts an, Grünling!", fauchte sie ihn an. „Du könntest uns wenigstens sagen, wie wir unsere Kräfte wiederbekommen!" „Schafft ihr nicht. Ihr solltet lieber wieder nach Hause gehen. Ich nehme euch auch mit von der Ebene." Piccolo sah jetzt wirklich wütend aus: „Was bildest du dir eigentlich ein? Willst du unbedingt die Erde untergehen sehen? So dumm kannst du doch gar nicht sein, Oder bist du nur so ein großer Feigling?" „Das brauch ich mir nicht mehr anzuhören.", sagte sie locker, drehte sich um und hob vom Boden ab. Innerhalb von Sekunden stand sie wieder oben auf dem Felsen und verschwand aus der Sichtweite der vier. „Toll gemacht, Piccolo!", fuhr Kuririn ihn an, „Vielleicht hätte sie uns doch noch etwas mehr verraten, wenn du sie nicht so angefahren hättest." „Die doch nicht," knurrte der Namekianer, „sie läßt uns in den Tod laufen und wird heute Abend sicher gut schlafen." „Hört auf zu streiten," mischte sich Goku nun ein, „wir werden alle Kraft brauchen, wenn wir gegen diesen Dämon antreten wollen. Wir sollten uns lieber auf den Weg machen. Drei Tage sind nicht lang, der Weg scheint ziemlich weit zu sein und wir sollten es heute wenigstens noch bis zum Wald schaffen.