Am Morgen war diesmal Piccolo der erste der erwacht war. So dachte er zumindest, bis er neben sich sah. Am Vorabend war an dieser Stelle Solstice eingeschlafen, doch der Platz war jetzt leer. Er sah sich um. Er sah Son Gohan, der noch friedlich schlief. Ein ganzes Stück weiter lagen Son Goku und Kuririn nebeneinander. Sie schienen sich in der Nacht nicht einmal bewegt zu haben und lagen in der selben Position, wie sie am Vorabend eingeschlafen waren.

Piccolo stand auf. Er fühlte sich ruhig und ausgeruht. Probeweise bewegte er sich - streckte die Arme und machte zwei Kniebeugen. Tausende von Kratzern und Schrammen, die ihn gestern noch geplagt hatten, spürte er heute kaum noch. Es schien einfach nur ein schöner Morgen zu sein. Doch der Namekianer blieb mißtrauisch.

Er war ein par Schritte gelaufen, um das Plateau zu begutachten, da sah er endlich das Mädchen. Sie saß ziemlich in der Mitte des Plateaus, hatte die Beine gekreuzt und die Arme nach links und rechts ausgestreckt. Ein leuchtender goldener Schimmer überzog ihren Körper und weiches Licht ging von ihr aus. Je mehr sich Piccolo ihr näherte, desto wohler fühlte er sich. Er umrundete sie und blieb vor ihr stehen. Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an: „Guten Morgen, Piccolo! So früh schon wach?" „Was tust du?" „Ich reinige die Ebene. Wir müssen hier noch ein paar Stunden verbringen bis der Dämon auftaucht. Damit fühlen wir uns wohler." „Ich spüre die Anwesenheit des Dämons nicht mehr.", der Namekianer hatte die Augen geschlossen und lauschte in sich hinein, doch alles was er fand, war dieses angenehme, warme Gefühl, „Kannst du ihn damit vertreiben?" „Leider nicht," Solstice schüttelte traurig den Kopf, „ich zerstöre nur den Einfluß des Dämons. Das Plateau ist ja nicht so groß und ich hab noch ein paar Stunden Zeit mich hinterher auszuruhen. Ich bereite die Ebene auf den Kampf vor. Fühlst du es nicht?" Piccolo nickte. „Versuch mal zu fliegen!", forderte das Mädchen ihn auf. Es kostete ihn sichtlich Mühe, doch es gelang ihm, sich einige Meter vom Boden zu erheben. „Naja, wird noch besser.", versprach sie und schloß wieder die Augen. Staunend sah Piccolo sie noch ein paar Minuten an, dann ging er zurück zu seinem Schlafplatz. Er setzte sich wieder an den Felsen. Er schloß die Augen und konzentrierte sich voll auf das Mädchen. Man konnte deutlich spüren, wie von ihr etwas ausging - eine ganz starke Kraft, die die ganze Ebene veränderte. Es veränderte auch ihn. Piccolo fühlte, wie seine Kräfte wiederkehrten und er bezweifelte nicht, daß es bei den anderen ebenfalls der Fall war.


Zwei Stunden später erwachte Son Gohan. Er streckte sich und gähnte laut. „Guten Morgen, Piccolo. Die anderen schlafen ja noch. Wo ist denn Sol?" Der Namekianer deutete hinter sich, wo irgendwo das Mädchen sitzen mußte: „Sie sitzt da schon seit Stunden und reinigt diesen Felsen hier von den Einflüssen des Dämons." Gohan sah in die gezeigte Richtung: „Sieht eher aus, als ob sie schläft." Piccolo drehte sich um. Goku und Kuririn erwachten gerade, als der Namekianer zur Mitte der Ebene hinüberflog. „Hab ich was an den Augen oder ist Piccolo grad geflogen?", fragte Kuririn. Staunend sahen ihm alle hinterher.

Piccolo landete bei Solstice und beugte sich besorgt über sie. Sie lag auf der Seite und hatte sich zusammengerollt. Als er ihre ruhigen Atemzüge wahrnahm, war er beruhigt. Er flog zu den anderen zurück, wo er schon erwartet wurde. „Seit wann kannst du denn wieder fliegen?", fragte Son Gohan. „Versuchs mal!", forderte er den Kleinen auf, „Kannst du auch."

Die nächsten Minuten waren alle damit beschäftigt ihre zurückgewonnenen Kräfte zu entdecken, während Piccolo berichtete, was Solstice gesagt hatte.


Der Tag verging nur langsam und je später es wurde, desto unruhiger wurden alle. Solstice war gegen Mittag erwacht und hatte sich wieder zu den anderen gesellt. Sie alle versuchten krampfhaft den Tag zu verbringen und sich nicht die Unruhe anmerken zu lassen, die sie alle empfanden. Son Goku trainierte mit Kuririn, Solstice spielte ein wenig mit Son Gohan und Piccolo hatte sich zurückgezogen und meditierte. Die Ebene fühlte sich zwar nicht mehr bedrohlich an, doch jeder von ihnen war sich bewußt, was sie erwartete.

Es war schon später Nachmittag, als Piccolo die Augen öffnete. Sein Blick glitt über das Plateau. Er konnte nichts außergewöhnliches entdecken, doch er wußte, daß gerade etwas passiert war. Sein Blick traf den von Solstice. Sie schien es auch zu spüren. Gohan sah von einem zum anderen. Auch er merkte, daß etwas geschah, doch er wußte nicht was.

Goku und Kuririn traten zu den beiden und auch Piccolo näherte sich.

„Es geht los!"

Der Namekianer hatte die Worte ausgesprochen, die allen anderen ebenfalls im Kopf herumschwirrten. Sie nickten schweigend. „Die Dimensionen fangen an sich zu überschneiden." erklärte Solstice. „Es kann noch Stunden dauern, vielleicht aber auch nur ein paar Minuten, bis der Dämon durchbrechen kann." Alle ließen ihre Blicke über die Ebene gleiten, um ein Anzeichen des Wesens zu erspähen. Keiner sprach mehr. In stiller Übereinkunft traten sie einen Schritt auseinander und machten sich für den Kampf bereit. So standen sie wortlos zehn Minuten da, doch nichts tat sich. Nebel zog auf und es wurde merklich kühler, doch von einem Gegner war nichts zu sehen. Die Sonne stand noch immer am Himmel, doch ihr Licht war seltsam fahl geworden. Man konnte nicht mehr genau sagen, ob es nun wirklich hell war.

Gohan erschauerte. Er rückte einen Schritt näher an seinen Vater heran. „Was passiert jetzt?", fragte der Kleine. „Der Dämon bereitet den Ort auf seine Ankunft vor," flüsterte Solstice, „wenn er erstmal da ist, werdet ihr eure Kräfte nicht mehr lange nutzen können. Ich schätze, meine Rückendeckung existiert nur ein paar Minuten lang." Goku sah sie an: „Was können wir tun?" Das Mädchen seufzte: „Ich fürchte, nicht viel. Ihr habt vielleicht fünf Minuten. Der Dämon muß sich auch erstmal an die neue Welt gewöhnen. Wenn sein Einfluß stark genug ist, beginnen auch meine Kräfte zu schwinden. Wir haben nicht mehr viel Zeit." „Ich dachte, du bist auserwählt, dieses Ding zu besiegen.", meinte Piccolo. „Ich bin auserwählt, gegen es zu kämpfen. Der Sieg ist meine Sache.", sagte sie niedergeschlagen. „Du schaffst das schon!", sagte Son Gohan und sah sie strahlend an. Sie sah unendliches Vertrauen in den unschuldigen Augen des Kindes und lächelte: „Danke! Ich werde ihn für dich erledigen." Gohan nickte. Der Glaube des kleinen Sayajins ließ auch von den anderen etwas Spannung abfallen. Goku legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Gohan hat recht. Du schaffst es. Und wir werden kämpfen bis zur letzten Sekunde. Dieser Dämon wird es nicht leicht haben, wenn er diese Welt will. Wir werden nicht aufgeben!" Auch Kuririn nickte: "Wer soll es denn sonst schaffen, wenn nicht wir." Piccolo sah die vier an: „Dann laßt uns mal loslegen!" Er deutete mit dem Finger auf die Mitte des Plateaus. Der Nebel bedeckte den gesamten Boden der Ebene, doch an der Stelle, die der Namekianer zeigte, begann er sich zu verdichten und aufzusteigen. Die Nebelsäule wurde immer dichter und ab und an schien sich etwas darin zu bewegen.

Wie auf Kommando hoben die fünf Freunde ab. Sie hielten Abstand zu der Säule und warteten auf die Dinge, die geschehen würden. Die Nebelsäule wurde breiter und die Bewegungen darin schneller und intensiver. Geräusche kamen heraus, die von keinem lebenden Wesen stammen konnten - ein hohes pfeifendes Kreischen und Stöhnen, ein Schmatzen, als wenn etwas sich in tiefem Schlamm bewegen würde. Modriger Gestank erfüllte die Ebene, ein Geruch von rohem Fleisch mischte sich hinein. Das Gefühl der Nähe von etwas absolut dunklen und bösen wurde fast unerträglich.

Gohan stieß ein leises Wimmern aus. Piccolo legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. Der Junge sah den Namekianer an und straffte sich wieder. Auch Solstice lächelte den Jungen an: „Ich weiß es ist hart. Halte durch!" Ihre leise, ernste Stimme brachte ihn endgültig in die Realität zurück. Er wußte so gut wie die anderen auch, daß er verloren war, wenn er sich in den Bann des Dämons ziehen ließ.

Von einem Augenblick zum anderen schienen sich die Pforten zur Hölle zu öffnen. Die Nebelsäule ging in Flammen auf und unglaubliche Hitze raubte den Freunden den Atem. Doch das hielt nicht lange. Die Hitze wandelte sich in Kälte um, als sich etwas gigantisches in der brennenden Säule bewegte. Und dann war es soweit. Brutal wurde der schützende Nebelschleier fortgeweht und das Monstrum schwebte in all seiner Abscheulichkeit vor ihnen - so schrecklich, daß es mit menschlichen Worten nicht zu beschreiben war. Ein Wesen, größer als ein kleines Hochhaus und scheinbar direkt den furchtbarsten Alpträumen entsprungen. Es triefte von Schleim und seine Haut schien sich ständig zu bewegen und zu verändern, als wenn der Körper des Giganten aus vielen kleinen Würmern bestehen würde. Wie gebannt schauten die Freunde auf die Mißgeburt. Kuririn und Son Gohan schienen wie erstarrt zu sein. Solstice und Son Goku starrten den Dämon böse an und schienen weitestgehend unbeeindruckt. Piccolo kam es seltsam bekannt vor. Er fühlte sich an den Fluß zurückversetzt, an die Wesen die sich dort gesuhlt hatten und an das Gefühl, was er dabei empfand. Er wußte, das es ihn in den Wahnsinn getrieben hätte, wenn es länger als ein paar Sekunden angedauert hätte und begann sich zu fragen, was sie alle bei diesem Monster empfinden würden. Der Namekianer bezweifelte nicht, daß sie wieder unter dem Schutz des Mädchens standen. „Wird höchste Zeit daß wir loslegen!", knurrte Piccolo böse und riß damit die anderen aus ihrer Erstarrung. Solstice nickte und machte den ersten Schritt. „Hey, Schleimbolzen!", brüllte sie den Dämon an. Er sah sie an und seine Augen ließen sie zurückschrecken. Sie sah das Böse in ihnen, ein uraltes Wissen und alle Grausamkeit der Welt standen in dem Blick, der das Mädchen jetzt fesselte. Das Wesen lachte. Es war nicht laut zu hören, es dröhnte nur in ihren Köpfen - ein Geräusch das wie das verzweifelte Schreien von Millionen geknechteten Seelen klang. Im selben Moment öffnete das Ding sein Maul und ein Sturm brach los. Arktische Kälte wurde durch die Sturmböen direkt auf das Mädchen geschleudert.

Es war Piccolo, der die vor Schrecken erstarrte Gestalt in die Tiefe riß und sie vor dem Sturm rettete. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Kälte und schützte das Mädchen mit seinem Körper. Sie zitterte. Nach einer Minute ebbte der Wind ab und damit auch die entsetzliche Kälte. Der Namekianer packte sie an den Armen und zwang sie, ihn anzusehen. Ihre Augen wirkten seltsam leer, was seinem Herzen einen Stich versetzte. Gnadenlos brüllte er sie an: „ Reiß dich gefälligst zusammen! Wenn du hier nur zum Zuschauen hochgeklettert bist, hättest du doch lieber zu Hause bleiben sollen." Der unsanfte Griff und die harten Worte des Namekianers brachten sie langsam in die Wirklichkeit zurück. Ihre Augen wurden wieder klar und zeigte plötzlich Erschrecken, was Piccolo nicht gefiel. Sie rollte rückwärts ab und zog ihn einfach mit sich. Beide landeten geschickt auf den Füßen und Piccolo sah mit Entsetzen, daß an der Stelle, an der er gerade noch gesessen hatte, ein Schleimpfropf des Dämons heruntergefallen war und dort ein Loch in den Boden geätzt hatte. Wieder erklang dieses schreckliche Lachen in ihren Köpfen. Das Mädchen schoß wieder in die Höhe. Erst jetzt nahm der Namekianer wahr, das sie doch gesagt hatte, daß sie nicht mehr fliegen könnte, doch er hatte keine Zeit, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Sie stand wieder dem Dämon gegenüber und begann jetzt, ihn mit Energiekugeln und Strahlen zu beschießen. Piccolo war bei den übrigen drei Gestalten angekommen: „Wollt ihr hier jetzt Wurzeln schlagen, oder wollen wir der Kleinen helfen?" Zu viert verteilten sie sich jetzt ebenfalls um den Dämon und ein wahres Bombardement aus Energie in verschiedenster Form prasselte auf ihn ein. Rasch war das Monstrum in einer Qualmwolke verschwunden.


Mehrere Minuten hatte der Angriff gedauert und das Plateau war in einer blauen Wolke verschwunden. Die kleine Gruppe schwebte noch immer in der Luft und wartete nun darauf, daß sich der Qualm verzog. Langsam zeigte sich ein Teil des Plateaus wieder. Ein leichter Wind wehte über die Ebene und trieb den Schleier fort. Niemand sprach auch nur ein Wort. Als die letzten Reste des Rauchs verweht waren, sahen alle verblüfft auf die Mitte der Ebene - sie war leer. „Haben wir ... gewonnen?" Son Gohan´s Stimme klang, als sei sie meilenweit entfernt. Solstice sah in das fahle Licht der Sonne, die immer dunkler zu werden schien. „Nein." Es war nur ein kleines Wort aus dem Mund des Mädchens, doch es schien, als hätte sie damit einen Knopf betätigt, der die Ereignisse startete. Das letzte Licht der Sonne erlosch. Gegen ihren Willen sanken Kuririn, Son Goku, Son Gohan und Piccolo tiefer. Das Mädchen sah erschrocken, daß sie die letzte war, die noch in der Luft stand. Von weit oben kam ein dunkler Punkt zu ihnen herab, der immer größer wurde. Nur wenige Augenblicke später war der Dämon wieder an der Stelle, an der er vorher schon in der Luft gestanden hatte. Wieder erklang sein Lachen. Die Angriffe der Freunde hatten nicht einmal einen Kratzer auf dem Wesen hinterlassen. Nun war seine Zeit gekommen. Es richtete seine grausamen Augen auf die herabsinkenden Freunde. Jetzt hatte es Piccolo anvisiert. Ein gefährlicher Funke entstand in den Augen des Wesens, der sich wenige Sekunden später in einem Blitz entlud. „NEIN", schrie das Mädchen und stürzte tiefer. Piccolo war schnell, doch er hätte dem tödlichen Blitz nicht ausweichen können. Er spürte wie er mit unglaublicher Wucht gerammt wurde. Das Mädchen hatte seine Stelle eingenommen und stand jetzt in der Schußlinie des Blitzes. Sie hob die Hände. Mit gesenktem Kopf blickte sie der anstürmenden Energie entgegen. Als der Blitz nur noch Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war, machte sie eine rasche Handbewegung und lenkte die Energie zurück auf dessen Urheber. Der Dämon wurde von seinem eigenen Blitz getroffen und alle konnten sein Stöhnen in ihren Köpfen hören. Nun blickte das uralte Wesen das Mädchen an. Mutig starrte sie zurück: „Jetzt reicht´s mir!", schrie sie, „Keiner greift meine Freunde an und kommt ungeschoren davon!" Sie begann Energie in ihren Handinnenflächen zu sammeln. Der Dämon blickte sie überrascht an, als sie plötzlich auf ihn zu stürmte.


Etwas tiefer machte sich auch Goku zum Angriff bereit. Er war nah an das Wesen heran geflogen und schlug mit aller verbleibenden Kraft und der Wucht der zwanzigfachen Kajoken in den weichen Leib des Giganten und ... schrie auf. Rasch wich er zurück, raste zum Boden und wischte sich an den Felsen den ätzenden Schleim von den Händen. Er hatte Glück gehabt, seine Haut war nur gerötet und an einigen Stellen auch verletzt. Trotzdem tat es mächtig weh. Die anderen versuchten den Angriff des Mädchens zu unterstützen, ohne das Wesen zu berühren.


Solstice hatte den Dämon erreicht. Ihr Angriffsruf wandelte sich in einen Schmerzensschrei um, als sie es berührte, doch sie ließ nicht los. Ihre Energie sammelte sich an der Körperoberfläche des Monsters. Dann konzentrierte sich das Mädchen und ihre Energie drang langsam in den Körper des Dämons ein. Gellende Schmerzensschreie gepaart mit verzweifeltem Wutgebrüll hallten durch die Köpfe der kleinen Gruppe. Das Mädchen hatte die Hände vom Körper des Dämons gelöst. Sie ignorierte ihre Handflächen, die wie Feuer brannten und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie hatte die Arme nach links und rechts vom Körper gestreckt und die Augen geschlossen. Plötzlich schnellten ihre Fäuste vor. In dem Moment, in dem sie die Hände öffnete und die offenen Handflächen dem Wesen zuwandte, explodierte etwas im gewaltigen Leib des Monstrums. Das Gebrüll des Dämons steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, als Stücke des schwarzen Fleisches durch die Luft flogen. Solstice sah, wie ihre Freunde, die mittlerweile alle am Boden angekommen waren, den Stücken auswichen. Überall, wo das Fleisch den Boden berührte, entstanden klaffende Löcher im Boden.

Nach wenigen Momenten waren die Schreie des Dämons verstummt. Solstice bereitete einen neuen Angriff vor, doch da reagierte das Monstrum. Offenbar hatte es die Stärke seines Gegners jetzt korrekt eingeschätzt und wollte nicht noch einen Angriff riskieren. Gigantische dreifingrige Pranken griffen nach dem Mädchen. Rasch wich sie aus, doch die Hände des Dämons folgten ihr. Wieder griff das Wesen nach ihr, wieder wich sie aus, als plötzlich lange Tentakel aus dem schleimigen Körper schossen. Solstice hatte keine Chance. Die Tentakel umfingen ihren Körper und hielten sie fest. Obwohl das Wesen so glibbrig weich erschien, zogen sich die schleimigen Fäden mit unbarmherziger Härte um sie zu. Sie stöhnte auf, als sich die ätzenden Tentakeln tief in ihre Haut brannten. Solstice versuchte den Griff zu sprengen, doch es gelang ihr nicht. Lachen ertönte in ihrem Kopf, als sich der Griff des Wesens fester um sie zog und drohte, ihr die Luft abzudrücken. Verzweifelt rang sie nach Sauerstoff. Immer fester wurde der Griff des Dämons. Das Mädchen hörte das lauter werdende Lachen des Monsters nicht mehr. Noch kämpfte sie um den rettenden Atemzug, doch alles was sie noch hörte, war das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. Allmählich wurde es dunkler um sie. Dumpf spürte sie das Blut im Rhythmus ihres Herzschlages durch ihre Adern fließen. Bunte Spiralen wirbelten vor ihren Augen und sie verspürte eine starke Übelkeit. `Ich muß kämpfen! Es geht um das Schicksal der Welt!´ Ihre Gedanken wurden von Sekunde zu Sekunde schwächer. `Worum geht es doch gleich? Nicht so wichtig.` Dann umfing sie Schwärze.


Sie hatte das Gefühl, das Stunden, vielleicht Tage vergangen sein mußten, seit sie bewußtlos geworden war. Doch als sie die Augen aufschlug, befand sie sich immer noch in der Luft und stürzte dem Boden entgegen. Sie fing ihren Sturz ab und sah sich rasch um. Noch immer schwebte der Dämon unheilvoll über ihr, doch sie vernahm wütende Schreie in ihrem Kopf. Weit unter sich sah sie ihre Freunde. Son Goku hatte noch immer die Hände erhoben, aus denen er gerade sein mächtiges Kame-Hame-Ha abgefeuert hatte. Seine Attacke hatte die Tentakel des Dämons glatt durchschlagen und das Mädchen befreit. „Danke!", flüsterte sie heiser. Son Goku konnte sie nicht gehört haben, aber er grinste sie an. „Los, zeig`s dem Mistkerl!, schrie er zu ihr hoch, „Unsere Energie ist jetzt aufgebraucht. Du schaffst das schon!"

Sie nickte entschlossen und wandte sich ihrem übermächtigen Gegner wieder zu. Unter den anfeuernden Rufen ihrer vier Zuschauer bereitete sie eine neue Attacke vor. Das mächtige Wesen sah gerade zu Son Goku herunter und begann wieder Energie in seinen Augen zu sammeln. Solstice warf einen riesigen Feuerball auf den Dämon, der seine gesamte Haut, oder vielmehr den Schleim darauf, in Brand setzte. Er kreischte.

„Hast du´s schon vergessen, niemand greift ungestraft meine Freunde an." Das Mädchen flog nah an das brennende Monster heran um es noch zusätzlich mit Energiebällen zu attackieren. Von einer Sekunde auf die andere änderte der Dämon seine Taktik. Plötzlich überzog Eis seine Haut und löschte das Feuer. Das Eis bildete einen Panzer, den die Energiekugeln des Mädchens nicht durchschlagen konnten. Der Anblick des vielen Eises entsetzte das Mädchen sichtlich.



Am Boden stand ein kleines Grüppchen, für die der Kampf vorbei war. Sie konnten nicht einmal fliehen, um den Angriffen des Dämons zu entgehen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als stehenzubleiben und Zuschauer zu spielen. Sie hatten den Kampf des Mädchens verfolgt und mitgefiebert. Son Goku hatte seine letzte Kraft genutzt, um noch einmal eine Attacke auf das Wesen zu starten und konnte damit das Leben der jungen Kämpferin retten. Nun war der Einfluß des Monsters so stark geworden, daß keiner mehr etwas unternehmen konnte. So mußten sie auch hilflos mit ansehen, wie Solstice bei dem Anblick des vereisten Dämons erstarrte. Eine gigantische Faust sauste auf sie herab und schmetterte sie nach unten. Sie konnte sich zwar abfangen, doch der Treffer hatte sie langsamer werden lassen. „Verdammt, was ist mit ihr los?", knirschte Piccolo. Er hatte jeden Teil des Kampfes verfolgt und gesehen, wie gut sich das Mädchen schlug. Sie hatte gar keinen Grund solche Angst vor ihrem Gegner zu haben. „Ich glaube, es ist die Kälte.", hörte er eine Stimme neben sich sagen. Es war Son Gohan: „Sie hat gestern zu mir gesagt, daß keine Hitze dieser Welt ihr etwas anhaben kann. Vielleicht verträgt sie ja keine Kälte." Piccolo sah wieder nach oben. Der Kampf hatte eine schlimme Wendung genommen. Eiskristalle wurden von den Dämon auf Solstice geschleudert. Diese war ausgewichen, doch die Kristalle waren so weit gestreut, daß sie es nicht mehr ganz schaffte. Sie riß die Arme hoch, um ihr Gesicht zu schützen, doch dann waren die Kristalle heran und schnitten in ihre Haut. Überall auf ihrem Körper füllten sich tiefe Wunden mit grünem Blut. Ihre Feuer und Energiekugeln prallten an dem harten Eispanzer ab. Die Luft wurde kälter. Langsam sank Solstice zum Boden hinab. Sie landete zwischen ihren Freunden. Zitternd fiel sie auf die Knie. Son Goku zog eine magische Bohne hervor: „Hier, nimm die! Dann geht es dir besser." Sie schüttelte den Kopf: „Ich schaffe es nicht. Ich kann es nicht schaffen. Es ist diese verfluchte Kälte." Betreten blickten die anderen zu Boden. Sie hatten gesehen, daß die Kälte ihr stark zugesetzt hatte. Piccolo´s Blick wurde noch eisiger als die Luft. „Was hast du denn gedacht?", herrschte er sie an, „Hast du geglaubt, der fällt vor dir auf die Knie und schwenkt die weiße Fahne? Du wirst dich wohl zusammenreißen müssen und dich mal ein bißchen anstrengen müssen!" Ungläubig sahen die anderen ihn an. Hatte er nicht gesehen, daß sie bereits alles gegeben hatte?

Der Namekianer riß sie auf die Füße, nahm Goku die magische Bohne aus der Hand und hielt sie ihr unter die Nase: „Iß das Ding jetzt gefälligst und dann gehst du da wieder hoch und gibst dir mal ein bißchen Mühe! Hast du mich verstanden?" Sie sah ihn an. Zögernd griff sie nach der Bohne in seinen Fingern und sah sie an. Dann sah sie den großen Namekianer an. Sie sah Sorgen in seinen Augen, die im Widerspruch zu seinen harten Worten standen. „Glaubst du wirklich daß ich das schaffen kann?" Ihre Stimme war ganz leise. Piccolo sah ihr in die Augen und hatte das Gefühl, daß sie bis in seine Seele blickte. Plötzlich schämte er sich für seine Worte. Er las in ihren Augen, daß sie die Wahrheit kannte und senkte den Blick. „Haben wir eine andere Wahl als es zu versuchen?" Seine Antwort war ebenso leise wie ihre Frage. Das Mädchen steckte die Bohne in die Tasche: „Die brauch ich später noch." Ihre Stimme klang wieder entschlossener. Die vier blickten sie erstaunt an. „Kämpfst du weiter?", fragte Kuririn. Solstice gab keine Antwort. Sie grinste nur in die Runde und hob wieder ab.