von Gründern und Erben

1. Langweiliges Hogwarts?

Dunkle Sturmwolken zogen über den nächtlichen Himmel und verdunkelten die Welt zunehmend. Nur gelegentlich durchzuckten Blitze die Nacht und erhellten die Welt für wenige Augenblicke. Einer dieser Blitze gab das schottische Hochland frei, auf dem gerade drei Hexen ein altes Ritual durchführten. Sie hatten ein Pentagramm auf den Boden gezeichnet, einige Feuer um das geschehen herum entfacht und einen großen Kristall in die Mitte des Pentagramms gelegt.

Alle drei Hexen trugen lange Talare mit langen Kapuzen, die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatten. Eine der Hexen ersuchte gerade die Mithilfe einer alten magischen Macht. Die anderen Beiden stiegen langsam mit einem Singsang in den Zauberspruch ein und ein hellleuchtendes Band schien sich um sie und das Pentagramm zu legen.

Dann schlug ein blauer Blitz direkt in die Mitte des Pentagramms ein und hinterließ ein wirres Muster, das sich nur schwer als Zeichen und Runen entziffern ließ. Stückweise hörte der Zauberspruch auf und die drei Personen traten näher an das Zeichen heran. Im Licht des hinuntergebrannten Feuers konnten sie einen Wolf erkennen, der anscheinend gerade über etwas sprang. Alle drei starrten kurz auf das Zeichen, bevor sie den Rasen magisch verbrannten, neu wachsen ließen und dann verschwanden.

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Das neue Jahr in Hogwarts war weder für Harry noch für sonst jemanden in seinem Jahrgang spaßig. Die ersten ZAGs würden am Ende des Jahres abgefragt werden und so waren schon massig Übungstests geschrieben worden, um das Wissen der Schüler noch einmal zu überprüfen.

Hatten Gryffindor- und Slytherinschüler gedacht, Snapes Unterricht beispielsweise könnte nicht schlimmer werden, hatten sie sich getäuscht: es konnte. Er schrie zwar nicht allzu viel rum, was merkwürdig war, aber er zog mehr Punkte ab und gab sehr komplizierte Hausaufgaben auf. Die meisten Schüler wären ohne Kameraden wie Hermine verloren gewesen, aber selbst sie konnte über die meisten Dinge nicht mehr finden als Snape vorgegeben hatte.

Ihr neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste stellte sich als guten Vorleser heraus. Er nahm nur den Stoff durch, der in den Lehrbüchern stand und hielt sich ständig an alle Regeln, ob sie Sinn machten oder nicht. Dadurch machte er sich zwar keine Freunde, aber er war fair und gerecht, was seine Macken einigermaßen ausglich. Sein Name war Norman Watson, ein schmächtiger Mann ende sechzig, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hatte, außer hinter einem Schreibtisch zu sitzen und Anweisungen u befolgen. Niemand konnte sich so recht vorstellen wie Dumbeldore gerade auf ihn als neuen Lehrer gestoßen war. Nun, zumindest schien er ungefährlich, was man bisher noch von keinem Verteidigungslehrer hatte sagen können.

Noch nie in seinem Leben hatte Snape sich so gelangweilt wie bei den Essen dieses Schuljahres. Er saß, wie die Tradition es verlangte, neben dem Lehrer für Verteidigung, der dieses Jahr nervender als je zuvor war. Normalerweise verstand sich Snape sehr gut darauf, Leute zu vergraulen, aber bei diesem Mann war alles umsonst.

Er hatte ihn mit bösen Blicken vergraulen wollen, hatte ihn weggeschickt, ihn angeschnauzt, angeschrieen, beleidigt und bedroht. Nichts hatte etwas gebracht. Und Snape war nicht der einzigste der es so versucht hatte. Mittlerweile hielt es niemand mehr in seiner Nähe aus.

Snape seufzte tief und beschloss, dass er sich auf den Weg in die Kerker etwas zu Essen aus der Küche besorgen würde. Schnell stand er auf und verließ, den wissenden Blick von Dumbeldore im Rücken, die große Halle wieder. Hinter sich hörte noch ein letztes: "Na Albus, dann bleiben wohl nur noch wir zwei!" Und ein schnelles: "Tut mir leid. Ich habe noch so viel Papierkram zu erledigen. Aber ich glaube, Minerva ist im Lehrerzimmer und würde sich über einen Plausch nicht beklagen!".

Knapp 5 Minuten später saß Snape in der Küche, ihm Gegenüber Dumbeldore und beide verdrückten stillschweigend ein richtiggehendes Festmahl, welches die Hauselfen aus dem Abendessen zubereitet hatten. "Minervas Rache wird furchtbar sein!", sagte Snape nach einigen Minuten.

"Ja, das glaube ich auch." Dumbeldore hatte sein Glas erhoben und trank etwas Rotwein. Snape tat es ihm gleich, bevor er noch etwas Salat nahm.

"Wieso hast du ihn eingestellt?" Ein Stück Gurke weigerte sich beharrlich, gegessen zu werden.

"Nun. Eigentlich sollte ich so etwas nicht sagen, aber er war nur zweite Wahl", Dumbeldore beugte sich leicht über den Tisch und nahm sich noch etwas Gulasch.

"Die Lehrerin, die ich wollte, war nicht zu erreichen. Es ist auch nicht sicher, dass er das ganze Jahr hier bleibt", hier sah Snape hoffnungsvoll auf, "Ich versuche noch immer meine erste Wahl zu erreichen!"

"Und wer ist diese erste Wahl?" Snape gab einer Hauselfe die Aufgabe, noch etwas Salat aufzutreiben.

"So neugierig? Nun, sie heißt Katharin Slytherin!" Snape brustete etwas Wein in sein Glas zurück und sah ungläubig in die Augen seines Freundes.

"Du hast richtig gehört. Slytherin. DIE Slytherin. Sie wäre perfekt, nicht nur als Lehrerin. Niemand würde das Schloss besser beschützen als ein Erbe!"

"Wie hast du sie gefunden? Die Erben gelten seit ein paar hundert Jahren als verschollen!" Der Salat war vergessen. Dumbeldore lächelte.

"Das, mein Lieber, ist eine merkwürdige Sache. Ich würde mehr sagen, dass sie mich gefunden hat. Wie und warum? Das weiß ich selbst nicht genau. Nur, dass wir uns in einem kleinen Pub in Deutschland aufeinander getroffen sind." Snape zog eine Augenbraue nach oben.

"Was machst du denn in einem Pub in Deutschland?", fragte er schließlich.

"Oh, habe ich das nicht erwähnt? Ich habe dort nach verbündeten gesucht, genau wie in Europa allgemein. Für mehr Länder hatte ich in den Sommerferien keine Zeit mehr. Aber Deutschland und Italien haben mir wirklich sehr gut gefallen!", schloss er und sah über den Tisch, auf der Suche nach etwas, was er zum Abschluss des Abends noch verdrücken wollte und entdeckte dabei den frischen Salat.

"Ich habe noch immer keine Ahnung, warum du soviel Salat in die hinein schaufelst, obwohl wir uns nun schon so lange kennen", lenkte der ältere das Gespräch auf ein anderes Thema.

Snape ging darauf ein, aber nicht ohne sich vorzunehmen, seinem alten Freund bald einen Besuch abzustatten. Neugierde war schon immer Snapes Schwachstelle, gleichzeitig aber auch eine seiner Stärken.

"Keine Ahnung. Nach so etwas hat mich noch nie jemand gefragt", gab Snape zurück, wobei er traurig wirkte. Wieder einmal wurde Dumbeldore bewusst, dass Snape für ihn als Spion und Lehrer wichtig war, doch das es anders herum genauso war. Außer Dumbeldore hatte Snape kaum noch Freunde, die meisten waren im Kampf für und gegen den dunklen Lord gefallen, oder hatten sich abgewandt.

Dieses Wissen machte Dumbeldore traurig, gleichzeitig fühlte er sich geehrt, dass sein Freund ihn so viel Vertrauen entgegen brachte.

"Das ist aber keine Antwort!", stichelte der Direktor weiter, ohne sich seine Sorgen anmerken zu lassen.

"Nun, dann eben, weil ich nicht dick und fett irgendwann enden will, wenn ich überhaupt alt werde", gab Snape zurück. Er hatte nicht wirklich versucht, seinen bitteren Unterton zu unterdrücken. Dumbeldore hatte genug Einfühlungsvermögen, um das Thema wieder einmal zu wenden, diesmal auf ein sicheres Gebiet: Nachtisch.

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Katharins Kopf schmerzte sehr und nur langsam wurde ihre Sicht wieder klarer. Sie hatte das Gefühl, einen über den Durst getrunken zu haben, doch Alkohol hatte sie die letzten Wochen nicht zu sich genommen. Sie brauchte nicht lange zu überlegen um zu wissen, was passiert war. Ein Fluch musste sie härter erwischt haben.

Ja, die Todesser waren doch teilweise stärker als sie gedacht hatte. Nun, England war überhaupt anders als sie es sich vorgestellt hatte. Aber die junge Slytherin ließ diese Tatsache kalt. Sie hatte schon vor einigen Jahren aufgehört, sich von jemanden oder etwas überraschen zu lassen.

Äußerlich und innerlich hatte sie sich soweit abgestumpft, dass ihr Schutzschild fast undurchdringlich war. Viele ihrer Freunde hatte das beunruhigt und einige sogar vergrault.

"Geht es dir wieder bessser?", fragte eine zischende Stimme neben ihr. Faye, ein Lindwurm, lag scheinbar neben ihr.

"Faye? Wo bin ich?", fragte sie schwach. "Du bisst bei unsss zu Hausse!", zischte ihre beste Freundin zurück.

Obwohl Katharin fließend Parsel sprach, wandte sie es bei Faye nur selten an, da diese auch menschlich sprechen konnte und sehr stolz auf ihre Fähigkeit war.

Faye wand sich neben ihr und rutschte dann über sie hinweg um sie ansehen zu können.

"Du bisst ganzz warm. Gessstern bissst du im Flur umgekippt!"

"Warm? Das nennt man Fieber. Hast du das schon mal gehört?" Katharin wusste, wie sehr Faye alles wissen wollte, was es zu wissen gab.

"Ja. Dasss hat mit Krankheit und Tod zu tun, oder?" Katharin nickte schwach und setzte sich langsam auf. Verschwommen nahm sie ihre Umgebung war, doch ihre Sicht wurde fast minütlich besser.

"Stimmt. Du hast wieder mal viel dazugelernt nicht? Mittlerweile bist du bestimmt der schlauste Lindwurm überhaupt!"

"Ich bin der letzzzte Lindwurm, außer mir gibt esss niemanden mehr von meiner Rassse!" Faye klang traurig.

Katharin wusste, wieso die Lindwürmer ausgerottet worden waren. Die Menschen hatte angst vor ihnen bekommen und die Kirche hatte beschlossen, dass sie das Werk des Teufels seien und sie jagen und verbrennen lassen, genau wie Hexen und Drachen.

"Nicht traurig sein. Das ist doch nicht sicher, es gibt bestimmt noch mehr von dir und wenn nicht, gibt es vielleicht eine andere Art deine Rasse zu retten!"

"Diesser Albusss ssowiessso sssucht sssseit einer Zzzeit nach dir!" Katharin sah auf. "Wieso?"

"Er will, dass duunterrichtessst. Er glaubt wohl, dass du Hogwartsss bessschützzzen würdest. Und dass isst auch deine Pflicht, alss ein Erbe, ob esss dir passst oder nicht!" Katharin sah ihre Freundin düster an und knurrte etwas unwirsches.

"Nagut. Ich schreib ihm später einen Brief. Aber erst brauch ich ein Aspirin!"

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Dumbeldore gähnte herzhaft. Er hatte den Abend zuvor noch lange mit Snape zusammengesessen und auch einiges an Wein getrunken.

Glücklicherweise war heute Samstag und so brauchte keiner von ihnen beim Frühstück zu erscheinen - und wenn er sich es sich so überlegte, würde er bestimmt auch zu keiner anderen Mahlzeit erscheinen. Nur wenige Lehrer, genaugenommen die die mussten, ließen sich noch bei Essen blicken, und das auch nur um den schrecklichen Gesprächen des Neuen zu entgehen.

Plötzlich flatterte ein kleiner Falke bei ihm durchs Fenster.

"Oh, Post!", stellte er fest. Der Falke hatte den Brief nicht wie eine Eule am Bein festgebunden, sondern, was sehr untypisch war, im Schnabel. Er kreiste einmal schnell über ihm und ließ den Brief fallen, nur um schnell wieder wegzufliegen.

"Nun gut", murmelte der Direktor und ´sah auf den Brief in seinen Händen hinab.

Ein grün-silbernes Siegel, auf dem zwei Schlangen ein geschwungenes 'S' bildeten, verschloss den Brief. Dumbeldore öffnete das Siegel, welches leicht zerbrach, scheinbar war es magisch und der Brief nur an ihn gerichtet. Im Inneren des Umschlages lag nur ein kleines Pergament, auf dem mit geschwungenen Buchstaben ein kleiner Brief, mehr eine Notiz, geschrieben war.

Sehr geehrter Professor Dumbeldore,

Hiermit beantwortete ich eine ihrer vielen Nachrichten. Ich bin bereit den freien Posten anzunehmen, sofern sie nicht zu viel von einer sogenannten Erbin erwarten. Ich möchte noch erwähnen, dass mir Hogwarts nicht mehr bedeutet als jedes beliebige Haus in England.

Wenn sie nichts dagegen haben, werde ich sie kommenden Sonntag besuchen,

KS

Schmunzelnd legte Dumbeldore das Pergament zur Seite, welches sich sofort wieder schloss und versiegelte, und sah zufrieden durch eines der Fenster auf die Ländereien hinab. Ja, er konnte von sich behaupten, einen großen Schritt in die richtige Richtung getan zu haben.

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"Posst!", rief Faye ihrer Freundin aus dem Wohnzimmer zu. Diese stand in der kleinen Küche und war gerade beim kochen. Ihre Kopfschmerzen waren dank Aspirin fast komplett verschwunden und wiedereinmal lobte sie Muggelmedizin in den höchsten Tönen.

"Von wem?", rief sie zurück.

"Von Cleo!" Cleo, eigentlich Cleopatra, war eine der drei Mitglieder im gemeinsamem Hexenzirkel, war eine Freundin aus Kindstagen, die Katharin niemals aus den Augen verloren hatte.

Schon seit langer Zeit rätselte Katharin, wie Eltern ihrem Kind einen solchen Namen geben konnten. Cleo hatte nicht im entferntesten etwas mit ihrer Namensgeberin zu tun. Sie zog sich Schlappriege Kleidung an, achtete kaum auf ihr aussehen und hing mit ihrer gemeinsamen Band rum, welche außer Katharin und Cleo nur aus Jungs bestand.

"Hier", Fayes Stimme neben ihrem Ohr ließ sie zusammen fahren.

"Habe ich dich erschreckt?", fragte Faye spitzbübisch, was durch den Brief in ihrem Mund seltsam klang.

"Ähm, ja." Sie nahm den Brief und öffnete ihn.

Hi Kath!

Ich schreibe in größter Eile, da ich ein größeres Angebot für unsere Band am Haken habe.

Ich habe gehört, dass du vielleicht in Hogwarts beginnst (und ich freue mich für dich, falls es stimmt!), aber ich mache mir gleichsam große Sorgen. Wieso hast du dich als Erbe zu erkennen gegeben?

Nu, es ist und war deine Entscheidung. Pass auf dich auf und vergiss nicht, welch mächtiger Fluch auf dir und den anderen Erben liegt.

Nimm Faye mit, ich glaube, sie wird gut auf dich aufpassen können. Und vergiss mich nicht,

Deine Cleo

Katharin konnte nicht sagen, was sie mehr bewegte. Die Tatsache das ihr Leben für einen gewissen Kreis an Menschen ein offenes Buch war, oder, dass Cleo sich scheinbar ernsthafte Sorgen machte.

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Die Woche schlich wieder dahin und niemand konnte so recht sagen, ob dieses Jahr je ein Ende nehmen würde. Das Ministerium tat, wie nicht anders erwartet, nichts, aber zur allgemeinen Überraschung schien Dumbeldore es Fudge nachzutun.

Harry saß am kommenden Samstag in seinem Gemeinschaftsraum und lass sein neustes Buch über Quidditch, welches er in der Winkelgasse gekauft hatte, Hermine lass auch, allerdings ein Buch über höhere Verwandlungen. Ron war nicht da, er hatte sich entschlossen, mit seinen Brüdern und ein Paar anderen nach Hogsmead zu gehen. So zog sich der Mittag hin, bis Ron plötzlich in den Raum platzte, und zu seinen Freunden lief.

"Hey!", rief er und Hermine und Harry schreckten hoch.

"Ron, was soll das?", ragte Hermine erstaunt und Harry gab ihr voll und ganz recht.

"Das müsst ihr euch anhören! Wir bekommen nen neuen Lehrer!"

"Was ?!", riefen Harry und Hermine gleichzeitig aus. Doch das störte niemanden, da sie allein waren.

"Ja, ich hab's eben erfahren. Der neue Schulsprecher und McGonagall haben sich darüber unterhaltet! Es ist, glaube ich, eine Frau. Und sie kommt morgen an!" Ron hatte sich aufgeregt gesetzt und zwei große Tüten Süßigkeiten aus seinen Taschen gezogen und ihnen hingehalten.

"Darf ist ja gaffe!", jubelte Harry mit vollem Mund, während Hermine ihn pikiert ansah. Man sah ihr an, dass sie wieder ein mit-vollem-Mund-spricht-man-nicht-Kommentar auf der Zunge hatte, welches sie nur schwer unterdrücken konnte. Doch in letzter Zeit war ihr das Streiten mit Harry immer kindischer vorgekommen, lieber unterhielt sie sich mit ihm und Ron über ernsthafte Themen.

"Das heißt ja dann, dass wir diesen langweiligen Typen loswerden!", freute sich jetzt auch Hermine. "Ich habe schon geglaubt, er würde das ganze Jahr nicht noch etwas Stoff zur sechsten dazutun! Aber neuer Lehrer, neues Glück!", setzte sie noch dazu, wobei Harry und Ron sich wissend angrinsten.

Der Samstag verlief relativ schnell und die Gerüchte um einen neuen Lehrer hielten das ganze Schloss im Bann. Jeder kannte einen anderen Teil der Geschichte und jeder hatte seine eigenen Vermutungen, wer es sein würde.

Beim Abendessen wurde allerdings klar, dass auch die Lehrer nichts genaues wussten, da auch sie - der Neugierde wegen hatten sich alle in die Große Halle versammelt - versuchten etwas aus Dumbeldore herauszubekommen.

Doch dieser schwieg sich verbissen aus. Seltsamerweise hatte Snape ein sehr wissendes grinsen aufgesetzt und beteiligte sich nicht im geringsten an den Vermutungen.

Als Flitwick vermutete, es könne ein Riese sein, hörte man ein schnaubendes Geräusch. Alle drehten sich zu Snape um, der gerade etwas von seinem Wein wieder zurück in das Glas geprustet hatte und sich nun scheinbar nur schwer einen Lachkrampf unterdrücken konnte.

"Severus, sag mal, du weißt doch anscheinend mehr, als du zugeben willst, oder?", fragte McGonagall nach einigen Minuten des Schweigens. Es war schon ein Anblick für sich, den gefürchteten Tränkemeister dabei zu beobachten, Wein wegzuwischen und ein Lachen zu unterdrücken. Auch Dumbeldore grinste.

"Du warst schon mal schweigsamer, mein Lieber!", brachte er schließlich hervor, auch ihm war anzusehen, dass er sich gerade sehr amüsierte. Snape stand auf, murmelte etwas das klang wie: "Mehr dieser vergleiche schaffe ich nicht!" und dann verschwand er schnellen Schrittes durch die Tür neben der Lehrertafel.

"Was war denn mit dem los?", fragte Harry verwirrt. Ron und Hermine sahen genauso überrascht aus wie alle anderen, doch langsam kam wieder Leben in die Halle.

"Ach Harry, dass hat man doch gesehen!", gab Hermine besserwisserisch zurück. Ron und Harry hatte sehr wohl gesehen was passiert war, doch warf das gesehene ihre Theorien über den grausamen Menschen Snape alles über den Haufen und so beschlossen die Drei, Snape von nun an noch besser zu beobachten.

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Katharin und Faye mussten sich derweil ganz anderen Problemen stellen. Sie waren in die Winkelgasse kappariert um noch einige Besorgungen zu machen und 99% der Menschen drehte sich nach ihnen um.

Nun, ein Lindwurm, auch wenn er noch so klein und jung war wie Faye, erregte schon immer viel Aufmerksamkeit. Und die Winkelgasse, dessen war sich Katharin sicher, würde mehr Gerüchte über sie in umlauf bringen als sie in 100 Jahren erzählen könnte. Schon hörte sie Getuschel hinter sich, Finger zeigten auf sie und Verkäufer schienen zu hoffen, den seltsamen Gast nicht bedienen zu müssen.

'So komme ich nie in die Nocturngasse. Na, dann muss ich halt nachher noch einmal apparieren', innerlich zitterte Katharin. Menschenmengen waren schon immer schrecklich für sie gewesen und eine innere Unruhe machte sich in ihr breit. Cleo hatte einmal gesagt, so etwas nenne man Platzangst. Doch auf einer so großen Straße wie der Winkelgasse war das eigentlich sehr ungewöhnlich.

Schnell ging sie zu Madam Malkins. Kaum war die Tür zugefallen, kam auch schon eine ältere Hexe, ganz in zarten Rosatönen gekleidet - scheinbar neuste Mode.

"Guten Tag, wie kann ich ihnen helfen, meine Liebe?", fragte sei freundlich. Scheinbar war sie ganz Verständnisvoll und hielt sich mit Kommentaren zurück. Katharin lächelte.

"Ich hätte gerne einen schwarzen, einen dunkelgrünen und einen blauen Umhang. Und einen Festumhang. Machen sie sie aber bitte nicht allzu dick, ja?", zählte sie so freundlich lächelnd auf, wie sie konnte. Ihr Gegenüber nickte und zeigte auf einen Hocker.

"Könnten sie sich bitte darauf stellen? Ich muss Maße nehmen. Und könnten sie bitte den Umhang und alles was zu dick ist ablegen?" Katharin lächelte weiter und jede Minute wurde es leichter. Schnell legte sie ihren Umhang und ihren Pullover ab. Faye hatte sich selbstständig zusammengerollt und sah neugierig zu. Knappe 5 Minuten später hatte Katharin mehr über ihre Maße erfahren, als je zuvor. Und auch mehr als sie erfahren wollte. Abgemagert, war nur einer der Begriffe die auf Madame Malkins Gesicht zu erraten war.

Als sie wieder auf die Straße trat, hatte sie zumindest nicht mehr den Wunsch, laut schreiend wegzulaufen und sich dann verschreckt in einem Loch zu verstecken. Sie hatte wieder das Gefühl, atmen zu können.

Bis zum späten Mittag hatte sie alle Läden abgeklappert und war zum umfallen erschöpft.

"Lass uns ne Pause einlegen und heute abend in die Nocturngasse gehen", flüsterte sie leise und schlug dann den Weg zu der kleinen Eisdiele, die sie beim Betreten der Winkelgasse gesehen hatte.

Nachdem sie sich einen Eiscafé [anmerkung: ich denke, dass auch Zauberer und Hexen mal nen Eiscafé trinken wollen. Schmeckt ja schließlich im Sommer besonders gut, nicht ?] bestellt hatte, döste sie etwas vor sich hin und sah den Leuten aus der kleinen sonnigen Nische, in die sie sich gesetzt hatte, beim Einkaufen zu. Faye lag versteckt zu ihren Füßen und sah sich eines der Bücher, die Katharin gekauft hatte, an. So ging der Mittag vorüber und drei Café später, stand sie auf und bezahlte den Kellner mit einem reichlichem Drinkgeld (der Kellner bedankte sich überschwänglich und sofort war ihr aussehen und alle Gerüchte vergessen), und verlief das Lokal relativ gut gelaunt.

Die Winkelgasse hatte sich gelehrt und so brauchte Katharin nicht unnötig zu apparieren und konnte gleich ohne Umwege in die Nocturngasse gehen. Hier kam Faye aus ihrem Rucksackversteck heraus und schlängelte sich offensichtlich um sie herum. Zwar fiel Katharin noch immer auf, aber jetzt wurde sie mit Respekt behandelt und es gab andere, die noch auffälliger waren.

Nachdem sie etwas gelaufen hatte, kam sie an einem Giftladen an. Dort fühlte sie sich gleich viel besser. Der Laden war verdunkelt und eine Art Rauch lag in der Luft. Katharin war sich der Tatsache bewusst, dass der Verkäufer und wahrscheinlich auch der Besitzt des Ladens - falls das nicht ein und die selbe Person war - sie beobachteten. Doch das war ihr egal.

Schnell hatte sie ein paar interessante Bücher gefunden.

"Hey! Jetzt komm raus!", rief sie laut und mit drohender Stimme. Fast augenblicklich hörte sei ein Geräusch ein paar Regale weiter und wenige Sekunden später erschien ein kleiner hagerer Zauberer. Er hatte ein Rattengesicht und stank abstoßend nach Chemikalien. Zischend begrüßte er sie, Katharin sah allerdings nur angeekelt auf ihn hinab.

"Die Bücher hier und die Zutaten auf dieser Liste!", schnappte sie dann und hielt ihm ein dichtbeschriebenes Blatt unter die Nase, die fast als Schnauze durchgehen konnte. Er sah ängstlich in ihre schwarzen Augen, musterte ihre Haare die schwarz waren, aber mit grünen und silbernen Strähnen durchsetzt waren. Dann fiel sein Blick auf Faye, die ihre lindwurmtypischen Flügel angelegt hatte und ihren 2 Meter langen, grün-braun geschuppten Körper um ihre Freundin schlängelte.

Dann nahm er den Zettel an und verschwand so schnell er auf seinen kleinen Plattfüssen konnte.

"Versssager", zischte Faye und schüttelte sich angewidert. "Er ssstinkt!", fügte sie trocken hinzu.

Es dauerte etwas bis der schleimige Kerl zurück kam und ihr einen Beutel hinhielt. Sie nahm ihn an und überprüfte den Inhalt, allerdings schien alles zu stimmen.

"Hier. Stimmt so", knurrte sie und warf ihm einen Beutel mit Geld hin und ging mit schnellen Schritten aus dem Laden, dabei achtete sie allerdings darauf, dass es nicht nach einer Flucht aussah.

Draußen musste sie erst einmal tief Luft holen. Faye schien noch immer den Gestank in ihrer 'Schlangennase' zu haben und dachte scheinbar gar nicht daran, etwas zu sagen.

"Hast du Lust noch etwas zu trinken?", fragte Katharin nach einigen Minuten und sah eine Seitenstraße hinab, wo der Eingang zu einem kleinen Pub war.

"Habe ich eine andere Wahl?", zischelte Faye leicht beleidigt. Katharin schüttelte ihren Kopf und grinste in sich hinein, zeigte dies aber nicht.