Disclaimer: Die Figuren in dieser Geschichte sind dem "Herrn der Ringe" entliehen. Ich besitze keinerlei Rechte an ihnen und mit Ausnahme von Taina und ihrer Familie sind und bleiben sie sie das geistige Eigentum von J.R.R. Tolkien (wofür ich ihm sehr dankbar bin).

Warnung: Das hier ist meine erste FanFiction, also seid nachsichtig. Die Handlung ist nicht im Einklang mit " Die Rückkehr des Königs", und die Namen und Orte sind der Originalsprache entliehen. (Ich kenne es nur auf englisch...) Ich bitte aber um Reviews! (Es kann nur besser werden...) *g*

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Bäume. Wunderschöne, alte Bäume. Wie alt sie waren, konnte Legolas nur erahnen, doch sie sprachen mit kaum hörbaren Stimmen über alte Zeiten, an die er sich nur vage erinnern konnte. Tausende von Jahren mußte es her sein, und doch schien es für die Bäume gestern gewesen zu sein. Verzückt lauschte er den Stimmen und sah sich weiter um. Er kannte fast jeden der Wälder in Mittelerde und doch, dieser Wald war ihm fremd. Er hatte etwas Beruhigendes an sich und die Bäume schienen sich zu verändern, während sie miteinander sprachen. Wie lange war er schon in diesem Wald? Er versuchte sich zu erinnern, doch ihm schien es, als sei er nie woanders gewesen. War da nicht eine große Schlacht gewesen und war er nicht verwundet worden? Es schien ihm plötzlich so unbedeutend, denn jetzt war er hier, im Wald von Fangorn, wo die ältesten Wesen Mittelerdes wanderten.
Er lehnte sich zurück und atmete tief ein. Plötzlich stutze er. Es roch nach Feuer. Alarmiert blickte er sich um, doch nirgens konnte er ein Feuer erkennen. Und auch die Bäume schienen es nicht zu bemerken. Sie sprachen weiter über das Kommen der Elfen, der Menschen, der Zauberer, der Orks... Orks...!
Schlagartig kam er zu sich. Er war nicht im Fangornwald, und er war auch nicht allein, denn das Feuer war dicht neben ihm und er hörte Stimmen von gegenwärtigeren Wesen als Bäumen!
Alles fiel ihm wieder ein. Er war südlich von Gondor in einer Hütte, und er war verwundet und dem Tode nahe gewesen, als... Er versuchte sich zu erinnern. Er hatte eine Stimme gehört, Aragorn's Stimme, und er hatte gesagt, er erwarte ihn am dritten Tag vor dem Schwarzen Tor. Welcher Tag war heute? Wie lange hatte er in diesem Dämmerschlaf gelegen? Und wer waren die Menschen, deren direkte Anwesenheit er jetzt spürte?

Er öffnete die Augen und sah zwei Frauen und einen Mann auf ihn herabsehen. Die ältere Frau erkannte er. Sie hatte ihn gepflegt.
sagte sie jetzt leise, habt Ihr Schmerzen?
Er erinnerte sich, diesen Satz schon einmal von ihr gehört zu haben, doch er zog es vor, keine Antwort zu geben. Er mußte erst Klarheit über die Lage bekommen.
Langsam sah er sich im Raum um. Außer den drei Menschen war niemand da, dessen war er sicher. Aragorn war ebenfalls nicht mehr da, ebensowenig Gimli. Er war also auf sich gestellt.
fragte die Frau erneut.
Er betrachtete den Mann. Auch er kam ihm bekannt vor. Etwas abseits stand die junge Frau, eindeutig die Tochter der beiden, nur vollkommener in Schönheit. Sie senkte den Blick, als suchte sie etwas vor ihm zu verbergen.
Dann fielen ihm Aragorn's Worte ein. Ihr habt Eurem Feind geholfen, und er wird als Euer Freund erwachen.'
Dann misstraute er also sinnlos. Er sah die ältere Frau an und lächelte. Habt Dank für Eure Hilfe, Isarin. sagte er mit fester Stimme. Es wird der Tag kommen, an dem ich Euch meine Schuld zurückzahle.
Das habt ihr bereits. antwortete Isarin lächelnd. Einem Elfen zu begegnen, ist weit mehr, als ich je zu wünschen wagte. Sie verneigte sich und trat zurück.
Jetzt bemerkte Legolas, daß er nicht mehr auf dem harten Tisch lag, sondern auf einem Fell in einem weichen Lager. Er hob den Kopf und sah sich weiter um.
warnte ihn Dirkan, Ihr seid noch sehr schwach.
Doch Legolas richtete sich weiter auf und lehnte sich vorsichtig gegen die Wand. Seine Schmerzen waren erträglich, also wollte er so schnell es ging zu seiner alten Form zurückfinden. Außerdem hatte er nicht mehr viel Zeit.
Wie lange war ich im Dämmerschlaf? fragte er Isarin, die zu ihm geeilt war, um ihm zu helfen.
Lord Aragorn und Herr Gandalf sind gestern wieder fortgeritten.
Dann werde ich Euch morgen wieder verlassen. Er streckte Arme und Beine um abschätzen zu können, wieweit sein Körper bereits wieder genesen war. Dabei merkte er, daß er beobachtet wurde. Er sah nicht hin, doch er wußte, daß die junge Frau, die die ganze Zeit in einer dunkleren Ecke des Raumes geblieben war, jede seiner Bewegungen verfolgte. Langsam drehte er den Kopf und sah sie an.
Wie ist Euer Name? fragte er.
sagte sie leise. Ich bin froh, daß es Euch besser geht. Sie stand auf und kam näher.
Legolas musterte sie. Sie war recht groß, hatte langes, dunkles Haar und in ihren grünen Augen spiegelte sich Lebenslust und eine Art Trotz wider. Sie hielt seinem Blick stand.
Das bin ich auch. sagte er langsam, denn sonst hätte ich Euch nicht kennenlernen können.
Jetzt sah sie zu Boden, doch seine Augen durchbohrten sie weiter. Sie irritierte ihn. Für einen Menschen war sie zu unnahbar und zu schön. Er hatte bis jetzt nicht viele Frauen kennengelernt, denn er war zumeist im Kampf tätig, und wenn, waren es Elfen gewesen. Doch keine hatte ihn je so bewegt wie diese hier.
Jetzt sah sie ihn wieder an, und er war nicht imstande, ihren Blick zu deuten.
Ihr kennt mich doch gar nicht. sagte sie lächelnd und griff nach etwas, was hinter der Tür zu sein schien.
Unbewußt spannte sich sein Körper an, jederzeit zu einer Reaktion bereit, doch als sie ihre Hände wieder hervorzog, sah er, daß sie seinen Bogen, seinen Köscher und sein Schwert hielten.
sagte sie. das brachte mein Vater vom Kampf mit. Ich nehme an, es ist Euers.
Er nickte.
Ihr werdet es bald brauchen. Damit legte sie die Waffen auf sein Lager und wandte sich ab.
Legolas' Augen blieben an ihr haften, doch sie drehte sich nicht mehr um. Statt dessen verließ sie das Haus.

Dirkan's Stimme riß Legolas aus seinen Gedanken. Eßt das, es wird Euch stärken.
Der Elf blickte auf den gefüllten Teller mit für ihn undefinierbarem Fleisch. sagte er freundlich, aber ich bevorzuge ein wenig von Eurem Brot, wenn Ihr erlaubt.
wiederholte Dirkan ungläubig, wie könnt Ihr da bei Kräften bleiben?
Legolas lächelte nur und nahm dankbar das halbe Brot an, das Isarin ihm jetzt reichte. Dann legte sie ein Hemd neben ihm auf das Fell, denn sein Oberkörper war noch immer unbekleidet, und sah ihn an.
Ich sah Eure Blicke zu meiner Tochter, sagte sie leise, sodaß ihr Mann sie nicht hören konnte, und ich möchte Euch um etwas bitten...
Legolas sah sie fragend an.
Brecht ihr nicht das Herz. Damit stand sie auf und ging zurück zum Tisch.

Legolas lehnte sich zurück und legte den Kopf gegen die Wand. Nichts war, wie es sein sollte. Er sollte nicht hier sein, sondern im Kampf gegen Sauron, und er sollte an nichts anderes denken als an den Krieg und seine Aufgabe darin, und statt dessen verwirrten ihn widersprüchliche Gefühle und der plötzliche Wunsch nach Frieden und Geborgenheit.
Tu ioreth nunirn han.' sagte er sich, du bist ein Krieger.' Gefühle hatten keine Platz in seiner Welt.
Entschlossen griff er nach seinem Bogen und versuchte ihn zu spannen. Doch schon bevor er den Arm halb nach hinten geführt hatte, spürte er den Schmerz in seiner linken Schulter. In diesem Zustand war es unmöglich zu kämpfen. Er mußte sich noch etwas ausruhen. Also legte er sich wieder hin und schloß die Augen.

***

So ein Mist! Wütend trat Taina gegen einen Heuballen. Dann blickte sie gen Himmel und sagte leise, Warum ausgerechnet er? Warum konnte nicht ein hinkender, kleiner, Zwergenkrieger in unserem Haus liegen. Das wäre kein Problem gewesen, aber mußte es dieses vollkommene Wesen sein? Sie trat gegen das Faß mit Hühnerfutter und ließ sich auf den Boden fallen. Sie würde es nicht ertragen können, ihm noch einmal gegenüber zu treten, das wußte sie. Sie würde nicht noch einmal Haltung bewahren. Diese Augen...' Sie rief sie sich in Erinnerung zurück. Blau wie ein Winterhimmel und tief wie die See.
Sie stand auf und blickte nach Nordosten. Mordor... Dunkle Wolken zogen am Abendhimmel auf. Dann hörte sie hinter sich das Geräusch der sich öffnenden Tür. Schnell drehte sie sich um und sah Legolas, der eilig auf sie zukam.
sagte er, Geht ins Haus zurück. Ich höre Orks. Er blickte nach Norden. Mehrere von ihnen.
Taina lauschte, doch alles, was sie hörte, war der Wind. Sie sah ihn ungläubig an.
drängte der Elf und schob sie sanft an den Schultern Richtung Haus.
Doch sie riß sich los und blickte erneut nach Norden. Dann sah sie sie. Etwa zwei Duzend Orks kamen grunzend den Hügel heraufgerannt, in Kettenhemden gekleidet und mit Eisenschwertern bewaffnet. Und unter ihnen befanden sich auch einige Menschen.
Entsetzt drehte sie sich zu Legolas um, doch er war verschwunden. Also rannte sie, so schnell sie konnte zurück ins Haus und rief, Mutter, Vater, die Orks kommen!
Doch ihre Eltern waren schon vorgewarnt und standen kampfesbereit im Raum.
Wo ist Legolas? fragte Dirkan.
Taina schüttelte den Kopf. Ich weiß es nicht. Er war plötzlich weg.
Sie sahen sich verwirrt an.
Es ist sicher besser so, sagte Dirkan schließlich, denn diesmal werden sie ihn sicher nicht am Leben lassen.
Bei der Vorstellung daran spürte Taina das Grauen in sich aufsteigen. Dann hörte sie ein lautes Pochen an der Tür und eine dumpfe Stimme rief, Kommt heraus, Menschen! Die Zeit ist gekommen, um für Euren Herrscher zu kämpfen!

Taina wußte, daß es keine Möglichkeit gab, sich den Häschern von Sauron zu verweigern. Bis zu diesem Tag waren sie von einer solchen Konfrontation verschont geblieben, und sie hatten ein unbeschwertes Leben im Grenzland führen können, doch das war jetzt vorbei. Sie waren im Krieg gegen Menschen und Elfen, auch wenn ihr das in diesem Augenblick sinnloser erschien denn je.
Hoffentlich konnte Legolas entkommen.' dachte sie verzweifelt, Es sind so viele.'
Kommt raus! brüllte die Stimme jetzt, Oder wir kommen rein!
Taina rückte näher an ihre Eltern. Diese sahen sich lange an, bevor Dirkan sein altes Schwert zog und vor die Tür trat.
Kämpft euren Kampf alleine, Diener der Finsternis! rief er entschlossen. Wir haben nichts zu tun mit eurem Krieg.
Das habt ihr wohl! kam die Antwort.. Denn ihr lebt im Reich von Lugburz und genießt seit langem seinen Schutz vor den Schergen des Feindes. Und jetzt seit ihr an der Reihe, euch dankbar zu zeigen!
Vorsichtig trat Taina ans Fenster und sah hinaus. Dort standen mehrere Orks im Halbkreis vor dem Haus und warteten gespannt auf Dirkan's Reaktion.
Diese fiel anders aus, als sie erwartet hatten.
Hier, das ist meine Dankbarkeit für Elend und Krieg! Damit stieß Dirkan der Große einen gewaltigen Schrei aus und stürzte sich auf den Anführer der Orks.
Was tut er da? rief Taina entsetzt, denn sie wußte, daß ihr Vater keine Chance gegen die Übermacht der Orks hatte. Dann sah sie, wie er dem einen halben Kopf kleineren Gegner eine tiefe Wunde am Arm beibrachte. Der Ork schrie auf, und sofort eilte ihm ein zweiter zu Hilfe. Doch gerade als dieser zum Schlag ausholte, fiel er wie vom Blitz getroffen zu Boden.
Unter den Orks brach Panik aus und sie schwärmten aus, um den scheinbar unsichtbaren Gegner zu suchen. Dann fiel der nächste und ein weiterer, und Taina sah, daß sie durch Pfeile getötet worden waren.
rief sie aus und drehte sich zu ihrer Mutter um.
Wir müssen den beiden helfen! Isarin griff nach ihrem Kurzschwert und reichte ihrer Tochter ein anderes Schwert. Es war eigentlich nicht kampfestauglich, aber es war der letzte zur Verteidigung geeignete Gegenstand im Haus. Dann stürzten sie gemeinsam zur Tür.

Draußen bot sich ihnen ein unerwartetes Bild: Die Orks lagen gefällt am Boden, die wenigen Menschen, die mit ihnen gekommen waren, standen ratlos ein paar Meter entfernt, und mitten im Leichenhaufen stand Dirkan der Große und schwang sein Schwert.
rief er übermütig, noch jemand, der die freien Menschen dieses Hauses unterjochen möchte?
Doch niemand der Umstehendes beachtete ihn, denn sie alle blickten angsterfüllt auf etwas, das hinter Isarin und Taina zu sein schien.
Die beiden Frauen drehten sich um. Oben auf dem Dach des Hauses stand Legolas, den Bogen schußbereit gespannt und auf die vermeintlichen Feinde gerichtet. Es war ein nahezu überirdischer Anblick.
Geht nach Hause und wartet dort, bis der Krieg vorüber ist. sagte er ruhig.
Und was dann? Ein großer, kräftiger Mann mit schwarzen langen Haaren trat vor. Gewinnt Euer Volk mit den Männern aus dem Westen den Krieg, tötet Ihr uns, und gewinnt Sauron, kommen die Orks, um blutige Rache zu nehmen!
Glaubt nicht alles, was über die Feinde gesagt wird, Hugrod. mischte sich Dirkan nun ein. Sie mögen fremd sein in unseren Augen und eigentümlich, aber sie trachten nur denen nach dem Leben, die sich ihrer Freiheit bemächtigen wollen. Genau wie wir.
Legolas hob anerkennend eine Augenbraue.
Dann verbrennt Ihr also nicht Eure Feinde bei lebendigem Leibe? fragte Hugrod den Elfen argwöhnisch.
Wer dem Dunklen Herrscher dient, den ereilt unsere gerechte Strafe. sagte Legolas ernst. Aber jedes freie Wesen wird als ein solches behandelt. Mit unglaublicher Leichtigkeit sprang er vom Dach und stellte sich neben Dirkan.
Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen, Dirkan. sagte er. Und Euch..., er wandte sich an die Haradrim, Euch kann ich nicht aufhalten, aber ich kann Euch versichern, daß Ihr Eure Familien nie wiedersehen werdet, wenn Ihr Euch Sauron anschließt. Er gebraucht Euch nur als Futter für die Pfeile seiner Feinde.
Die Männern begannen aufgeregt zu diskutieren, und viele schienen dem Vorschlag des Elfen gegenüber, nach Hause zu gehen, nicht abgeneigt.
Doch Hugrod zweifelte noch immer. Und wer seid Ihr, daß Ihr uns solche Versicherungen macht? wollte er wissen.
Legolas richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Ich bin Legolas Greenleaf, Sohn von Thranduil, König der nördlichen Waldelfen in Mirkwood. sagte er stolz.
Sofort blickten ihn die Männer demütig an, manche verbeugten sich sogar.
Auch Taina und ihre Mutter waren vor Ehrfurcht erstarrt.
Doch Legolas fuhr fort. Geht jetzt nach Hause und denkt über meine Wort nach. Morgen erwarte ich diejenigen, die für ihre Freiheit auf Seiten der Menschen, Elfen und aller freien Völker kämpfen wollen, um mit mir nach Mordor zu ziehen und an der Seite der Könige den Krieg zu beenden. Damit wandte er sich ab und überließ Dirkan das Feld.
Seid keine Narren! Hugrod versuchte, die sich auflösende Gruppe aufzuhalten. Seht ihr denn nicht, daß er lügt?! Nie würde ein Elf euch die Wahrheit über seine Absichten sagen!
Doch viele seiner Landsleute hatten ihr Entscheidung getroffen. Sie wandten sich ab und gingen den Hügel hinunter in Richtung ihrer Häuser.
Jetzt kam Hugrod auf Isarin und Taina zu. Wie kann es sein, daß du dich auf seine Seite schlägst? fragte er Taina vorwurfsvoll. Hat der Elf dich mit seinem Titel verzaubert? Er sah in Richtung Haus und stellte fest, daß Legolas verschwunden war.
Oder fällst du neuerdings jedem Mann zu Füßen? fuhr er fort. Auch wenn er Deiner nicht würdig ist?
Taina wich einen Schritt zurück. Woher wollt Ihr das wissen? entgegnete sie kalt.
Hugrod trat wieder näher und ergriff Taina am Arm. Sieh dich doch an! zischte er. Du verzehrst dich nach ihm, und doch will er nichts weiter als deinen Untergang! Er ist kein Mensch, Taina, nicht vergänglich wie wir, und für ihn bist du nichts weiter als ein fallendes Blatt in einem Herbststurm. Er richtete sich auf und rief, Tod den Elfen! Dann stürmte er wild davon.

Taina brauchte einige Sekunden, um ihre Fassung wiederzufinden. ein fallendes Blatt in einem Herbststurm...' hallte es in ihrem Kopf wider.
Langsam drehte sie sich um.
hielt ihre Mutter sie auf, du weißt, ich halte nicht viel von Hugrod, aber was er über Legolas sagt, kann teilweise wahr sein. Sie sah ihre Tochter ernst an. Elfen werden tausende von Jahren alt, und sie sind wirklich nicht wie wir. Sie hielt inne. Auch wenn wir uns das manchmal so sehr wünschen. Doch jetzt komm' ins Haus, es ist gleich dunkel.

Widerwillig folgte Taina ihren Eltern zurück in die Hütte. Drinnen zündete sie Kerzen an und half ihnen beim Wegräumen der Schwerter.
Legolas saß auf seinem Lager und hantierte gedankenverloren mit seinem Bogen. Er strich bedächtig, ja fast zärtlich über das Holz und die Sehne und schien nichts um sich herum wahrzunehmen.
Dirkan war so überschwenglich, daß er es nicht bemerkte. Statt dessen wiederholte er immer wieder seine Bewunderung über die Treffsicherheit des Elfen.
Das war großartig! sagte er erneut. Sie fielen um wie die Fliegen! Und hast du Hugrod's Gesicht gesehen, als Legolas vom Haus gesprungen ist? fragte er seine Frau. Was für ein Satz das war! Er redete immer weiter, doch weder der Elf noch seine Tochter hörten ihm zu.

Taina hatte sich inzwischen an den Tisch gesetzt. Sie mußte das Geschehene erst verarbeiten. Ein Prinz' schoss es ihr durch den Kopf, nicht vergänglich wie wir...', und doch konnte sie an nichts anderes mehr denken. Seit sie ihn das erste Mal verwundet und sterbend auf dem Tisch hatte liegen sehen, wollte sie wissen, wie er war, was er dachte, was er fühlte. Vielleicht hatte er sie verzaubert, und sicher gab es keine aussichtslosere Liebe, als die zu einem Elfen, und dennoch konnte sie sich ihrer nicht erwehren. Sie konnte nur versuchen, sie vor ihm zu verbergen.
Verstohlen sah sie zu ihm. Er saß immernoch in der gleichen Haltung im dunklen Teil des Raumes und ließ seine Finger über das glatte Holz seiner Waffe gleiten. Doch als sich ihre Augen an das schlechte Licht gewöhnt hatten, sah sie, daß er sie ansah.
Schnell wandte sie den Kopf ab, doch sie spürte weiterhin seinen Blick auf ihr ruhen. Wer ist er, daß ich mich wie ein kleines Kind benehme?' schallt sie sich innerlich. Reiß dich zusammen!' Also sah sie erneut hin, doch was sie sah, ließ sie dahinschmelzen. Sein Blick war erfüllt von unsagbarer Unschuld und Reinheit, wie der eines kleinen Kindes, das zum ersten Mal den Schnee erblickte. Das waren nicht die Augen von jemandem, der ihren Untergang wollte. Sie starrte ihn an, doch ehe sie sich vollkommen in seinen Augen verlieren konnte, erhob er sich und ging zur Tür.
Draußen sind noch ein paar meiner Pfeile. sagte er knapp und öffnete die Tür, jedoch nicht ohne sie noch einmal im Augenwinkel anzusehen.
Wie kann er da draußen noch etwas sehen? wunderte sich Dirkan. Es ist stockfinster!
Er ist ein Elf. sagte Isarin nur und zuckte mit den Schultern.
Taina wunderte sich über nichts mehr. Sie hatte den Kampf gegen sich selbst aufgegeben. Nichts konnte sie ihm mehr entgegensetzen. Was soll's?' dachte sie und stand auf, morgen wird er wieder fort sein. Doch bis dahin ist noch Zeit.'
Sie warf ihrer Mutter einen entschlossenen Blick zu und verließ ebenfalls das Haus.

Draußen mußten sich ihre Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen, doch dann sah sie Legolas inmitten der Orkleichen stehen und bedächtig seine Pfeile aus ihren toten Körpern ziehen. Er drehte sich nicht zu ihr um, doch sie war sicher, er wußte, daß sie da war.
Sie atmete tief durch, dann ging sie näher.
Ihr verwirrt mich. sagte er plötzlich, den Rücken noch immer ihr zugewandt. Sehe ich Euch an, weicht Ihr meinem Blick aus, und weiche ich Euch aus, folgt Ihr mir.
Ich weiß. sagte sie leise. Das seid Ihr sicher nicht gewohnt, Prinz. Ungewollt hatte sie zu viel Betonung in das letzte Wort gelegt.
Macht das einen Unterschied in Euren Augen, Prinz oder nicht Prinz? Er stand jetzt direkt vor ihr und sah sie an.
Sie schüttelte den Kopf. Nein, aber was Euch angeht, macht scheinbar nichts einen Unterschied.
Ihr sprecht in Rätseln.
Sie senkte den Blick. Darf ich Euch etwas fragen? sagte sie schließlich und sah ihn wieder an.
Er hob fragend die Augenbrauen.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. Gibt es jemanden, den Ihr liebt?
Er zögerte. Ihr meint, außer meinem Volk?
Ich meine eine Frau.
Er schüttelte den Kopf. Nein, aber Liebe ist ein zu weit gefächerter Begriff.
Wie meint Ihr das?
Nun ja, er hob den Kopf gen Himmel, ich liebe viele Dinge, darunter natürlich auch Frauen, aber ich denke, was Ihr meint, ist tiefgreifende Zuneigung und das Auswählen einer Einzigen.
Sie nickte.
Ich bin nicht auf der Suche danach, aber wäre ich es, würde ich hier mit der Suche beginnen. Damit drehte er sich weg, doch Taina hielt ihn zurück.
Warum seid Ihr so bemüht, Eure Gefühle nicht zuzulassen? fragte sie. Wovor fürchtet Ihr Euch?
Jetzt veränderte sich sein Gesicht. Er sah sie wieder an, und sie hatte für einen Moment das Gefühl, daß er sie tief in seine Seele blicken ließ. Seine Unnahbarkeit war verschwunden, und sie sah Verlangen in seinen Augen, aber auch Zweifel.
Niemand zieht erfolgreich in eine Schlacht, wenn er zuhause jemanden verlieren könnte. sagte er leise. Dann hob er seine Hand und strich sanft mit den Fingerspitzen über ihre Wange. Unsere Wege haben sich einmal getroffen, Taina, sagte er und sah ihr tief in die Augen. Und sie werden es wieder tun, wenn der Krieg vorüber ist. Aber bis dahin..., er richtete sich auf, muss ich mich auf meine Aufgabe besinnen. Er sah sie noch einmal lange an, dann wandte er sich ab und fuhr fort, die Pfeile einzusammeln.

Taina blieb regungslos stehen. Sie fühlte die Tränen in sich aufsteigen, doch sie wußte, daß Legolas Recht hatte. Sie konnte und durfte ihn nicht aufhalten. Sie konnte nur hoffen, daß sie ihn irgendwann wiedersehen würde.