Disclaimer: Die Firguren in dieser Geschichte sind dem "Herrn der Ringe" entliehen. Ich besitze keinerlei Rechte an ihnen und mit Ausnahme von Taina und ihrer Familie sind und bleiben sie sie das geistige Eigentum von J.R.R. Tolkien (wofür ich ihm sehr dankbar bin).

Warnung: Das hier ist meine erste FanFiction, also seid nachsichtig. Die Handlung ist nicht im Einklang mit " Die Rückkehr des Königs", und die Namen und Orte sind der Originalsprache entliehen. (Ich kenne es nur auf englisch...) Ich bitte aber um Reviews! (Es kann nur besser werden...) *g*

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Du kommst spät.
Aragorn's Begrüßung hatte sich Legolas etwas anders vorgestellt, aber er war froh, daß er ihn ohne weitere Schwierigkeiten in der Nähe des Schwarzen Tores gefunden hatte.
Ich wurde aufgehalten. sagte er nur, aber Aragorn schien es besser zu wissen.
Ich habe eigentlich nicht mehr mit dir gerechnet. sagte er grinsend. Die Gastfreundschaft der Haradrim sollte in die Geschichten eingehen. Er gab ihm einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter und drehte sich zu den anderen um. Seht her, unsere Augen und Ohren sind wieder bei uns!
Legolas zog es vor, die Anspielungen zu überhören und auch nichts über den Vorfall mit den Orks zu erzählen und gesellte sich zu Gimli, Haldir und den anderen Kriegern, die am Feuer versuchten, ihre frierenden Hände und Füße zu wärmen.
Wo ist Gandalf? fragte er, nachdem er sich zu ihnen gesetzt hatte.
Gandalf ist bei König Éomer. antwortete Gimli grimmig. Und es ist auch schön, Euch wiederzusehen, Meister Elf! Der Zwerg warf ihm einen bösen Blick zu, doch Legolas mußte lachen.
In der Tat, Meister Zwerg! Wie ich sehe, habt Ihr Euch nicht verändert.
Aber Ihr scheinbar! Gimli sah ihn verwundert an. Dann ist es wahr, was Aragorn sagte?
Was sagte er?
Daß Ihr nicht mehr derselbe sein werdet, wenn Ihr zurückkehrt. Gimli warf ihm einen prüfenden Blick zu. Ihr seht verändert aus. Hat Sauron Euch so zu schaffen gemacht?
Legolas schüttelte stumm den Kopf. Die Erinnerung an Sauron's Folter war noch zu gegenwärtig, ebenso wie das, was danach passiert war. Er konnte noch nicht darüber reden, zumal Gimli sicherlich nicht die geeignetste Person dafür gewesen wäre. Denn kaum würde er ihm glauben, daß er, der nichts lieber tat als Orks zu erlegen, für einen Moment daran gedacht hatte, nicht zurückzukehren.
Ich bin froh, daß Ihr wohlauf seid. sagte er schließlich und umarmte seinen Freund und Kampfesgefährten herzlich.
Gimli grummelte zufrieden etwas wie Wurde auch Zeit und fuhr fort, seine Finger am Feuer zu wärmen.

Wie sieht es aus? fragte Legolas nach einer Weile, da ihm niemand bis dahin einen genauen Lagebericht erstattet hatte.
Wir leben noch. antwortete Gimli knapp, aber Morannon ist uneinnehmbar. Seit zwei Tagen kommen wir keinen Schritt weiter.
Aber es geht auch nicht zurück, Meister Zwerg. unterbrach ihn Haldir optimistisch. Im Augenblick warten wir auf Neuigkeiten vom Ringträger.
Legolas war erfreut, seinen Namen zu hören. Er lebt noch?
Faramir, Kapitän der Garde aus Gondor hat ihn vor wenigen Tagen getroffen. berichtete Aragorn nun. Er und Sam sind wohlauf, aber sie schlugen einen Weg ein, der ihr Verderben sein könnte. Er sah Legolas vielsagend an. Sie wollten zum Cirith Ungol-Pass.
Cirith Ungol. Legolas hatte davon gehört. Aber es schien ihm der einzige Weg nach Mordor zu sein, jetzt, da das Schwarze Tor geschlossen war. Und Sauron? fragte er.
Aragorn lehnte sich auf sein Schwert. Sauron schickt sein gesamtes Heer. Orks, Goblins, Menschen aus dem Osten, Südländer, einfach alles, was ein Schwert halten kann.
Südländer', dachte Legolas. Dazu zählten auch die Haradrim. sagte er schnell, wann schlagen wir zu?
Wir versuchen, die Nacht über hierzubleiben und greifen dann im Morgengrauen an. Aragorn sah ihn lange an. Ich bin froh, daß du wieder hier bist. sagte er dann.
Legolas verbeugte sich leicht und lächelte. Auch er war froh, wieder das zu tun, was er konnte. Doch er mußte sich eingestehen, daß er sich an keinem anderen Ort mehr zuhause gefühlt hatte, als in jener Nacht in der kleinen Hütte hunderte von Meilen südlich.

Irgendwann in der Nacht schreckte er hoch. Er mußte eingeschlafen sein, denn er hatte von Taina geträumt. Sie hatte auf einem Hügel gestanden und in die Ferne geblickt. Und dann war sie hinunter in eine ihm unbekannte Ebene gegangen und so lange gelaufen, bis sie nur noch ein Punkt am Horizont gewesen war. Und er hatte sie nicht aufhalten können.
Verwirrt setzte er sich auf. Es war untypisch für Elfen zu träumen, denn im Grunde schliefen sie nie so wie Menschen, sondern entspannten sich nur, und dieser Traum war so real gewesen, so lebendig. Er sah sich um und bemerkte, daß alle um ihn herum schliefen. Gimli schnarchte leise vor sich hin, Haldir vom Stamme der Noldor-Elfen ruhte regungslos, die beiden Hobbits, die sich zu später Stunde noch zu ihnen durchgeschlagen hatten, träumten wie kleine Kinder, und Aragorn sah aus, als ob er schlief, doch Legolas wußte, daß dem nicht so war.
Also lehnte er sich gegen einen Baum und dachte nach. Aragorn hatte Recht, er hatte sich verändert. Er hatte entdeckt, daß es Wichtigeres gab als zu kämpfen. Und er wußte, daß er sich dadurch selbst gefährdete. Wenn er diese Schlacht überleben wollte, mußte er Taina und die vergangenen Tage vergessen. Nur so hatte er die Chance, sie je wiederzusehen.
Entschlossen strich er über das Holz seines Bogens und konzentrierte sich auf die bevorstehende Schlacht.

***

Zu mir! Aragorn versuchte, die auseinanderbrechende Kette von Kriegern zusammenzuhalten. Legolas! Gimli!
Sofort kamen die anderen herbeigeeilt, und diejenigen, die hinter der Orkfront kämpften, formatierten sich dort erneut.
Es sah nicht gut aus. Zu viele Orks waren auf einmal durch das Schwarze Tor gekommen und selbst die feinen Ohren der Elfen hatten sie nicht rechtzeitig bemerkt. Und jetzt sah Aragorn weiteres Unheil auf sie zukommen... Nazgul.
Vier der schwarzen Ringgeister traten der Truppe um ihn gegenüber, bereit, jeden Feind mit einem Schlag ihrer todbringenden Schwerter auszuschalten. Aragorn wußte, daß nur die Waffen der Elfen und sein eigenes Schwert imstande waren, ihrem Ansturm standzuhalten. Und das war zuwenig.
Er sah sich nach Gandalf um, doch der Weiße Reiter war nirgends zu entdecken.
Wir müssen uns zurückziehen! rief er, denn sie konnten es sich nicht leisten, weitere Männer zu verlieren.
Ich kämpfe mich vor bis zu Éomer! rief Legolas zurück und deutete auf die kleine Gruppe jenseits der Orks.
Nicht ohne mich! brüllte Gimli, doch Aragorn konnte den kleinen Zwerg im Getümmel nicht ausmachen. Er sah nur seine Axt, die sich immer wieder hob und senkte und unzählige Orks niederfällte.
In Ordnung! Aragorn deutete den anderen zum Rückzug, als ihm plötzlich ein übermachtiger Schatten den Weg versperrte. Er hatte den Nazgul nicht kommen sehen, und jetzt erhobt er drohend sein Schwert. Aragorn versuchte, in der schwarzen Haube ein Gesicht oder auch nur einen Schatten davon zu erkennen, doch er blickte ins Nichts.
rief er aus und erhob Anduril, das Schwert der Könige von Gondor. Wenn das sein Ende sein sollte, dann wollte er ruhmreich untergehen.

Doch plötzlich hörte er ein dumpfes Geräusch, das von weit hinter dem Schwarzen Tor zu kommen schien. Der Nazgul hörte es auch, denn er hielt inne und drehte sich um. Aragorn blickte zum Himmel und sah rote Wolken und Rauchschwaden aus den Bergens Mordors aufsteigen. Und durch die Luft hallte ein ohrenbetäubendes Kreischen.
Jeder auf dem Schlachtfeld schien in der Bewegung erstarrt und gebannt nach Mordor zu blicken. Die Flammen schlugen immer höher, und jetzt wußte Aragorn, daß sie direkt aus dem Orodruin, dem Schicksalsberg, kamen. Dann hatte Frodo seine Mission erfüllt! Der Eine Ring war vernichtet!
Aragorn sah sich um und erkannte, daß die Orks fluchtartig und in Panik auseinanderstoben, während die Menschen verunsichert verharrten und sich dem vor ihnen liegenden Schicksal ergaben. Der Nazgul vor ihm erzitterte und begann, vor seinen Augen zu zerfallen, und hinterließ nur einen kleinen Haufen Asche. Das Kreischen in der Luft verhallte, und langsam ertönten die ersten Siegesrufe der Männer aus Gondor und Rohan.
Sauron ist besiegt! hörte er König Éomer verkünden und auch er stimmte triumphierend mit ein.

Es dauerte lange, bis das Schlachtfeld geräumt und die Leichen der eigenen Krieger ehrenvoll bestattet worden waren. Die Krieger der Menschen aus dem Osten und Süden wurden wieder zu ihren Stämmen geschickt und Aragorn bereitete sich darauf vor, sein Amt als König anzutreten.
Es war noch viel zu zun, bevor er die Krone und das Zepter übernehmen konnte. Er mußte die Ämter der Stewarts von Gondor verteilen und mit Faramir besprechen, wie es weitergehen sollte. Aber zuerst mußte er mit Legolas reden.
Er hatte ihn seit der Schlacht nicht mehr gesehen, und auch vorher hatte sich nie die richtige Gelegenheit ergeben. Aber er hatte das Gefühl, daß sein langjähriger Freund ihn jetzt brauchte. Zu verändert hatte er sich gezeigt, auch wenn das außer ihm wohl keinem aufgefallen war. Aber Aragorn kannte den Elfen zu gut, um zu übersehen, daß ihm etwas schwer zu schaffen machte.

Er hatte lange gebraucht, um Legolas zu finden, doch Gimli hatte ihm schließlich den entscheidenden Hinweis gegeben. Sucht ihn am entlegendsten Ort, den Ihr finden könnt.' hatte der Zwerg gesagt. Und Aragorn hatte geahnt, wo das sein würde. Er fand ihn schließlich an der Stelle, wo der Sämling eines der ältesten Bäume Mittelerdes wuchs, nicht unweit der bis dato verlassen Stadt Osgiliath.
Das letzte, was uns von unseren Vorfahren geblieben ist, die den weiten Weg nach Valinor zurückgelegt haben. erklärte der Elf gedankenverloren, als Aragorn sich ihm leise näherte.
Der Sämling von Telerion, dem Silbernen Baum von Yavanna. bestätigte Aragorn. Er trat näher an Legolas heran. Willst du uns verlassen und mit Deinem Volk über die Große See fahren?
Langsam drehte sich der Elf um. Er sah Aragorn an, doch seine Augen schienen durch ihn hindurchzusehen. Sein Blick war auf etwas weit Entferntes gerichtet, und in ihm lag eine tiefe Sehnsucht. Lange sagte er nichts, dann klarte sein Blick auf und er lächelte schwach. Das versuche ich herauszufinden.
Aragorn nickte. Die Zeit der Elfen war vorbei; sie verließen Mittelerde und fuhren zurück nach Valinor, wo sie in Frieden und unbehelligt bis in die Unendlichkeit weiterleben würden. Und für Krieger wie Legolas war hier nichts mehr zu tun. Es sei denn...
Er sah ihn prüfend an. Ich weiß, daß wir uns in deinen Augen nicht sehr lange kennen. begann er dann vorsichtig, Und vielleicht steht mir das auch nicht zu, aber ich bin sicher, diesen Blick schon einmal in einem Elfen gesehen zu haben. Er wartete Legolas' Reaktion ab, doch der Elf verzog keine Miene.
Arwen sah mich so an, als ich in Rivendell von ihr gegangen bin. fuhr er fort. Als sie zweifelte, ob sie die richtige Entscheidung traf, bei mir zu bleiben und ihr Volk zu verlassen. Er machte eine Pause, dann fragte er, Welche Entscheidung hast du getroffen?
Für einen Moment sah ihn Legolas scharf an, doch dann entspannten sich seine Gesichtszüge und seine Augen schweiften in den Wald. Ich dachte immer, diese Entscheidung wäre nie an mir. begann er leise. Doch ich habe hier etwas gefunden, das ich nicht aufgeben will. Obwohl mein Verstand mir sagt, daß es die falsche Entscheidung ist.
Aragorn lächelte. Mein lieber Freund, wüßte ich es nicht besser, würde ich denken, du hast dein Herz an eine Haradrim verloren.
Legolas sah ihn fragend an.
Ist es nicht so? Ich kenne dich, Legolas Greenleaf! Nie hättest du sonst mehrere Tage in einer Hütte im feindlichen Ödland verbracht, wäre es nicht der Liebe wegen. Außerdem war ich da. Ich habe ich sie gesehen. Und nun sag mir nicht, sie ist Deiner nicht würdig! Unwillkürlich berührte er das Amulett, das Arwen ihm in Rivendell geschenkt hatte.
Legolas lächelte nun auch. Wahrlich, du kennst mich, Aragorn, Sohn von Arathorn. Und doch, er zögerte, habe ich das Gefühl, ich kenne mich selbst nicht mehr.
Das ist wahre Liebe. sagte Aragorn und lachte. Du wirst dich an dieses neue Gefühl gewöhnen müssen!

***

Wie recht Aragorn hatte.' dachte Legolas, als er einige Stunden später auf dem Weg nach Near Harad war. Er würde sich daran gewöhnen müssen, nicht mehr nur an sich selbst zu denken. Doch das war ein Preis, den er gerne zahlte.
Erneut trieb er seinen Hengst zur Eile an, denn er wollte noch vor dem Abend das Dorf erreichen. Und je näher er der kleinen Hütte kam, desto schneller schlug sein Herz. Zu lange hatte er die Erinnerung an Taina verdrängt, ihre sanfte Stimme, ihre tiefgründigen grünen Augen, ihre weiche Haut, ihren Duft... Er lächelte, als ihn seine Gedanken an die Zeit mit ihr zurücktrugen. Schon bald konnte er sie wieder in die Arme schließen und ihr zeigen, wie sehr er sie vermißt hatte.

Es schien ihm endlos zu dauern, doch kurz vor Sonnenuntergang kam das Dorf in Sichtweite. Doch irgendetwas stimmte nicht. Seine Elfenaugen erkannten schnell, daß die Häuser zu dunkel waren, und in der Luft lag ein Geruch von verbranntem Holz.
Beunruhigt trieb er sein Pferd voran. Als er näher kam, wurde seine Befürchtung Gewißheit. Alle Häuser im Dorf waren von Feuer zerstört und nirgends konnte er Leben entdecken. Entsetzt ritt Legolas weiter. Die Hütte von Dirkan und Isarin lag ein Stück entfernt, doch er hatte wenig Hoffnung, dort etwas anderes vorzufinden, als er hier sah. Was immer passiert war, es hatte sicherlich nicht vor der einsam gelegenen Hütte haltgemacht. Orks', dachte er, während er Tirion zur Eile trieb.
Plötzlich kam ihm ein furchtbarer Verdacht. Was, wenn Dirkan und die Haradrim den Kampf gegen die Orks damals verloren hatten und niemand mehr am Leben war? Dieser Gedanke war ihm in den vergangenen Tagen nie gekommen. Er war immer davon ausgegangen, daß die Menschen alles unter Kontrolle gehabt hatten. Aber es waren eben nur Menschen... Ein ihm bis dahin unbekanntes Gefühl bemächtigte sich seiner: Schuld. Er hätte sie nicht verlassen dürfen, um rechtzeitig bei Aragorn zu sein. Sie waren auf sich gestellt, und im Grunde war er der Grund für den Kampf mit den Orks gewesen.
Er schüttelte die Vorstellung, was ihn gleich erwarten würde ab und konzentrierte sich auf den Hügel vor ihm, der den Anstieg zur Hütte bedeutete. Doch als das Dach des kleinen Holzhauses in Sicht kam, wußte er, daß er zu spät kam. Die Holzbalken waren schwarz und zerfallen, und dort, wo er vor wenigen Tagen gestanden und dem ersten Ansturm der Orks begegnet war, klaffte ein großes Loch.
Legolas erstarrte und automatisch verlangsamte Tirion sein Tempo und fiel in seichten Trab. Er schien sich wie sein Reiter dagegen zu sträuben, das Bild, das sich ihnen bot, näher zu betrachten. Ausgebrannt. Leer. Fassungslos starrte Legolas auf die Ruine, die vor kurzem noch mit Leben und Hoffnung erfüllt gewesen war. In einiger Entfernung wies er Tirion zum Halt an und stieg ab.
Minutenlang starrte er auf die Überreste des Hauses. Das kann nicht sein.' dachte er immer wieder. Entsetzen stieg in ihm auf und erschwerte sein Atmen. brachte er hervor und schloß die Augen, in der Hoffnung, beim Öffnen wieder das Bild zu sehen, das er erwartet hatte. Doch als er sie wieder aufschlug, war dort noch immer dieser grauenhafte Anblick.

Er wußte nicht, wie lange er so dagestanden hatte. Alles, woran er denken konnte, war, daß sie nicht mehr da war. Er hatte sie verloren, und es war an ihm, es zu verantworten.
Langsam ging er näher. Seine Füße fühlten sich wie Eisen an, und jeder Schritt in Richtung Haus kostete ihn Überwindung. Alles in ihm sträubte sich dagegen, weiterzugehen, doch er mußte Gewißheit haben. Er mußte wissen, ob er Taina für immer verloren hatte, oder ob es ihr gelungen war, der Flammenhölle zu entkommen. Der Gedanke daran brach ihm das Herz.
Langsam erreichte er die Tür, die nur noch dadurch zu erkennen war, daß ein Stück in der Wand fehlte. Er blickte hinein und sah bizarr anmutende Kohlegebilde, die einst Möbel gewesen waren. Nirgends ein Lebenszeichen. Wie in Trance betrat er die Hütte. Sein Blick fiel auf die Stelle am Boden, wo sein Lager gewesen war. Und plötzlich sah er die Bilder jener Nacht vor sich, als Taina zu ihm gekommen war und sie sich geküßt hatten. Wieder spürte er das Verlangen, sie zu berühren, ihre weichen Lippen auf den seinen zu fühlen, doch im selben Moment wußte er, daß es nie wieder so sein konnte.
Er spürte seine Beine nachgeben und sank kraftlos zu Boden. Taina!

Eine unbeschreibliche Leere überkam ihn. So hatte es nicht sein sollen! Alles erschien ihm plötzlich sinnlos. Der Kampf, den er in jeder freien Sekunde mit sich ausgetragen hatte, obwohl er versucht hatte, nicht daran zu denken, die Zweifel, die ihn plagten, ob es nicht doch besser wäre, sich nicht mit einem Menschen einzulassen. Doch schließlich hatte er sein Herz entscheiden lassen und beschlossen, einen für ihn neuen und ungewissen Weg einzuschlagen.
Und jetzt? Sein leerer Blick schweifte durch den verbrannten Raum. Keine seiner Hoffnungen und Pläne würde sich jetzt erfüllen. Er würde zurückkehren nach Mirkwood, jetzt, da ihn nichts mehr bei den Menschen hielt. Seine Mission in der Gemeinschaft war erfüllt, und auch hier wartete niemand mehr auf ihn.

Langsam stand er auf. Jetzt blieb nur noch eines zu tun. Er mußte Gewißheit haben. Schritt für Schritt ging er durch den Raum und sah sich um. Es kostete ihn Überwindung, jeden Gegenstand genau zu betrachten, aber er mußte wissen, was mit Dirkan, Isarin und Taina geschehen war. Seine Augen suchten nach Leichen. Hinter jeder Ecke erwartete er, die schwarzen Umrisse der Menschen zu sehen, die ihm so an's Herz gewachsen waren. Doch er fand nichts.
Plötzlich zögerte er. Irgendetwas war seltsam. Er konnte kein Anzeichen dafür entdecken, daß jemand in dem brennenden Haus gewesen war. Auch fiel ihm auf, daß einige Dinge, die er im Haus gesehen hatte, fehlten. Warum nur? Er überlegte fieberhaft, was hier vorgefallen sein mochte. Hatten die Orks die Familie mitgeschleppt? Was bedeuteten dann die fehlenden Gegenstände? Hatten andere Haradrim das Haus geplündert und dann angesteckt? Wo aber waren dann Dirkan, Isarin und Taina? Hatten sie es selbst angezündet? Er schüttelte den Kopf. Das ergab keinen Sinn.
Und doch verspürte er plötzlich neue Hoffnung. Wenn sie nicht hiergewesen waren, wo waren sie dann? Der Gedanke, daß Taina noch am Leben sein könnte, ließ sein Herz höher schlagen. Wie aber sollte er sie jetzt finden? Es war niemand da, den er hätte fragen können, und das Dorf lag meilenweit von umliegenden Dörfern entfernt.
Legolas sah zu Boden und suchte ihn nach Spuren ab. Dann ging er hinaus und versuchte im Dunkeln der Nacht Fußabdrücke oder andere Hinweise dafür zu entdecken, wo er nach ihnen suchen konnte. Doch er fand nichts. Alles war mit Fußspuren übersäht, jedoch schienen keine zu Taina und ihren Eltern zu passen.
Dann fiel ihm ein, daß Dirkan einen Wagen besessen hatte. Er sah zur Scheune, doch in deren Überresten konnte er nichts was einem Wagen glich erkennen. Sie hatten ihn mitgenommen. Wer immer sie' sein mochten.
Erneut schüttelte Legolas den Kopf. Das ergab keinen Sinn. So kam er nicht weiter.