Kapitel 16

Draußen war es sonnig und kühl. Man konnte den Schnee glitzern sehen. Die Fenster in Hogwarts waren weihnachtlich geschmückt worden und die Statuen und Rüstungen, die überall im schloss verteilt standen, waren mit Lametta und Christbaumkugeln verziert. Einige Bilder hatten ihre Rahmen mit Stechpalme verziert und ein Weihnachtsbaum kurz vor der Großen Halle war offensichtlich so verhext wurden, dass er Merry Christmas sang. Jedoch klang es wie, als wenn man bei einem Kassettenrecorder auf Repeat gedrückt hätte. Der Baum wiederholte immer nur den Refrain. Myra ging nun endlich mit einem Bärenhunger in die Große Halle. Schließlich hatte sie heute noch nichts gegessen und es war schon recht spät.

Die Tische in der Großen Halle waren alle an die Wand gestellt wurden und in der Mitte war immer noch der Runde Tisch vom Vorabend zu sehen. Doch saß keiner mehr dort. Einzig und allein ein Gedeck war noch unbenutzt und rundherum standen köstliche Speisen. Myra nahm Platz und wollte sich gerade Spiegelei auftischen, als ihr jemand auf die Schulter klopfte. Myra fuhr erschrocken rum und blickte in zwei schöne braune Augen. Erleichtert holte sie tief Luft und sagte "Meine Güte! Du hast mich vielleicht erschreckt!" "Das war nicht meine Absicht. Das wollte ich nicht." Ginny nahm neben Myra Platz und sah sie an. "Ich muss mit dir reden." Sagte sie ernst und sah Myra düster an. Doch diese stierte in ihr Spiegelei. "So?" fragte sie genervt. "Warum denn das auf einmal? Bin ich plötzlich doch interessant oder ist das nur ein Witz?" Ginny sah sie verwirrt an, doch dann fand sie ihre Sprache wieder. "Nein, das ist kein Witz. Es ist dringend. Und ..." sie sah sich in der Großen Halle um. Ihre Augen huschten zum Eingang und zu den anderen Tischen, als wenn sich jemand dahinter versteckt hätte. "...die anderen dürfen davon nichts erfahren, hörst du?" Myra die so tat, als hätte sie Ginny nicht gehört stocherte immer noch in ihrem Frühstück. Ginny spürte Zorn in sich aufsteigen, doch Myra, der das nicht entging, ließ sich davon nicht beeindrucken. Schließlich platze Ginny der Geduldskragen. Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und ließ sämtliche Gläser, Töpfe, Pfannen und Teller hochspringen. Nun wand Myra sich Ginny zu. "Was soll das?" fragte sie spöttisch. "Verdammt noch mal. Ich will dir nur helfen. Ich weiß wie sehr du unter Ron und Harry und unter den anderen leidest. Sie ignorieren dich einfach. Ist dir das etwa egal?" Myras Miene wurde finster. "Nein ist es nicht. Und eigentlich würde ich nur zu gerne den Grund für ihr Benehmen wissen, doch ich kann mich genauso gut alleine durchschlagen. Ich brauche keine Freunde. Keine Freunde, die mich ignorieren und im Stich lassen." Zischte Myra wütend. "Dann hör mir zu. Wir treffen uns nach dem Mittagessen in der Bibliothek, okay?" Myra nickte nur und stand auf. Der Appetit auf Spiegelei war ihr vergangen.

Myra erschien nicht zum Mittagessen. Sie war die einzige, die fehlte. Alle anderen saßen an dem runden Tisch. Diesmal auch die Lehrer die über Weihnachten in Hogwarts geblieben waren. Professor Snape saß griesgrämig neben Professor McGonagall, die ein kleines Schwätzchen mit Professor Sprout hielt. Dumbledore unterhielt sich quietschvergnügt mit Professor Flitwick, der zur rechten Dumbledores saß. Draco entging die Abwesenheit von Myra nicht und er begann sich Sorgen zu mache. Doch dann fing er den Blick von Ginny auf und seine Miene verfinsterte sich, Sie sah ihn wütend und heraus fordernd an, doch sie sagte nichts. Nach dem Essen verließen alle die Halle und nachdem sich Ginny mit der Ausrede, dass sie noch einmal die Maulende Myrte besuchen wolle, verdrückt hatte und sicher war, dass ihr niemand folgte, ging sie Richtung Bibliothek. Myra wartete dort bereits auf sie. Sie hatte ein Buch in der Hand (Wie man einen Zauberstab baut von Bratimus Britschkow), doch sie las es nicht wirklich. Sie vernahm Schritte und blickte auf. Als sie Ginny erkannte ließ sie das Buch sinken. "Was gibt's?" fragte sie zornig. Ihr missfiel es sehr, dass Ginny sie hierher bestellt hatte und ihre Haare hatten ein dunkles Weinrot angenommen. Ginny ließ sich in den Sessel gegenüber von Myra sinken und sah sie an. Dann lehnte sie sich nach vorne und begann leise zu sprechen. "Ich habe dich gesehen" sagte sie in leisem Ton. Myra verstand nicht recht "Wobei hast du mich gesehen?" Es entstand eine kurze Pause, die von Ginny unterbrochen wurde. "Ich habe dich mit ihm gesehen. Im Schnee." Dieser Satz zeigte Wirkung und Myra fiel buchstäblich die Kinnlade runter. "Was?" fragte sie entsetzt. Ginny lehnte sich zurück und sah sie mit einer Mischung aus Zorn und Mitleid an. "Du und Malfoy .... ihr seit euch sehr nahe gekommen, was?" Myra sah Ginny entgeistert an. "Nein, wir, wir haben uns .... geprügelt. Wir haben uns in die Wolle bekommen. Ehrlich!" Myra wollte ihren Kopf mit einer Ausrede aus der Schlinge ziehen, doch kaum hatte sie gesprochen kamen in ihr Zweifel auf. Sie erkannte, wie dämlich sich ihre Ausrede anhörte und dies verriet auch ihr Gesichtsausdruck. "Nein. Ihr seit zusammen, habe ich recht? Sonst hättest du nie so auf ihm gesessen und du hättest nie mit ihm so .... rumgetobt!" Ginny sah Myra durchdringend an mit einem Blick der so viel bedeutete wie "Du-kannst-mich-nicht-anlügen". Myra begann zu ihrem Entsetzen zu nicken. Ihr stiegen Tränen in die Augen. "Aber nicht nur ich haben euch beobachtet. Sondern auch die anderen. Harry und Ron und .... Fred und George." Die beiden letzten Namen sprach Ginny etwas zögerlicher aus. "Was?`" fragte Myra entgeistert. "Aber ....." Ihr fiel nichts ein, was sie auf diesen Schock hätte sagen können. Für sie brach eine Welt zusammen. Bald würde es das ganze Schloss erfahren und dann wäre alles aus. Draco wäre für immer sauer auf sie und Harry und Ron würden sich für immer von ihr abwenden. Sie wollte gar nicht so weit denken, was geschehen würde, wenn Hermine, Lavender und Parvati aus den Ferien zurück kehren würden. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und ihr flossen heiße Tränen über die Wangen. Ginny saß ihr hilflos gegenüber. Sie wusste nicht was sie tun sollte. "Was .... warum hast du es uns nicht erzählt? Warum mussten Ron und Harry es auf diesem Wege erfahren?" Ginny stand nun auf und kniete sich neben Myra. Liebevoll streichelte sie Myras Arm. "Ich weiß nicht" schluchzte Myra nun. "Ich .... Er meinte, dass wir es geheim halten sollten. Sein Ruf und meiner. Wenn sein Vater davon erfährt. Oh nein!" Sie schluchzte so laut, dass mindestens das halbe Schloss erzitterte. Ginny kniete sich nun vor Myra und hob ihren Kopf an. "Ich denke ...." setzte sie an, doch dann änderte sie ihre Miene bei dem verweinten Gesichtsausdruck Myras, der ihr nun entgegenblickte. "Ich kann Ron und Harry verstehen. Schließlich ist Draco ihr Erzfeind und sie können sich auf den Tot nicht ab. Aber ich denke, dass sie in Wirklichkeit gar nicht sauer auf dich sind, sondern nur verärgert. Als wahre Freunde müssten sie es akzeptieren, dass du, eine Gryffindor, mit einem Slytherin zusammen bist. Ich denke sie sind nicht böse, sondern sie verlangen einfach eine Art .... Erklärung, Entschuldigung von dir. Wir, also ich Ron und Harry sind uns da denke ich recht einig." Myra sah Ginny an. Dann lächelte sie mit nassen Wangen. "Ihr seit also gar nicht ... sauer?" Ginny lächelte zurück. "Ich für meinen Teil nicht. Aber ich kann dir nicht sagen, was die anderen denken." Mit diesen Worten stand Ginny auf und ging Richtung Aufgang. Kurz davor hielt sie Inne und wandte sich der schluchzenden Myra zu. "Hör auf mit Weinen, sondern überleg dir lieber schon mal eine Erklärung für Fred und George. Die sind wirklich sauer." Dann drehte sie sich um und verschwand. Myra war sichtlich durcheinander und überlegte, was sie nun tun sollte. *Wir sind also aufgeflogen. Bald wird es die ganze Schule wissen und irgendwie wird es auch Dracos Vater erfahren. Er wird mächtig Ärger bekommen, dass er mit einem Nichtsnutz wie mir zusammen ist. Das ist alles so schrecklich!* Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen, doch sie wischte sie schnell weg und stand auf. Noch im selben Moment spürte sie, wie ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten und sie fiel zu Boden. Sie überkam eine bekannte Welle der Kälte und um sie herum wurde alles schwarz. Das einzige, was Myra noch deutlich sehen konnte, war das Gesicht Dracos, was vor ihrem Inneren Auge erschien. Sie wollte es ihm sagen, doch sie fiel bewusstlos zu Boden.

So, ein neues, langweiliges Kapitel von mir. Hoffe, dass ihr weiterlest. Bye bye, die Leviglucke