Teil: 6/6
Disclaimer: Harry Potter gehört J.K. Rowling und ich möchte kein Geld mit dieser Story machen.
Genre: Slash, Drama, Romance
Rating: PG-13
Pairing: Harry x Draco
Kommentar: am Schluss...
Ansonsten... Ein ganz liebes Dankeschön an Matjes, Mael, Ginny und Tears
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Time of Darkness
Teil 6 "Unforgotten Feelings"
Als Harry aufwachte, war es stockdunkel um ihn herum. Zumindest fast. Als er nämlich den Kopf nach rechts wandte, sah er einige Schritte entfernt ein großes Fenster, welches bis zum Boden reichte und durch das helles, mildes Mondlicht fiel.
Der schwarzhaarige Junge runzelte nachdenklich die Stirn. Wo war er hier denn nur? Der Raum kam ihm bekannt vor... Die Position des Fensters, die Beschaffenheit des Bodens, die wenigen Stühle und Tische, die er aus den Augenwinkeln erblicken konnte und dann diese Kerze... Sie stand unmittelbar vor dem Fenster und war bis auf einen kleinen Stummel abgebrannt.
Es war die Kerze, bei der Draco immer gelesen hatte, die gebrannt hatte, als Draco ihm seine Liebe gestanden hatte...
Harry schluckte, als er sich aufrichtete. Das Stück Stoff, mit dem er zugedeckt gewesen war, rutschte seine nackte Brust hinab.
Er blinzelte verwirrt. Er... er war nackt? Wirklich nackt? Erneuert musste der Junge schlucken, dann blickte er vorsichtig zu seiner linken Seite, wo man unter dem schwarzen Stoff eines Umhangs einen Körper ausmachen konnte.
Das muss ein Traum sein, dachte Harry. Doch als er blondes Haar am Rande des Umhangs erblickte, wusste er, dass das hier Realität war.
Seine Hand bebte, als er sie zu dem blonden Büschel von Haaren bewegte. Doch bevor er es berühren konnte, hielt er inne. Die Erkenntnis, was er hier denn überhaupt machte, überflutete ihn geradezu und genauso intensiv kamen auch die Gefühle und Gedanken des Geschehenen zurück. Harrys Augen weiteten sich, als er endlich erkannte, dass er nicht durch einen Zufall hier war. Nein, sondern aus einem bestimmten Grund, denn er hatte mit Draco geschlafen...
Mühsam den dicken Kloß aus seinem Hals vertreibend, versuchte Harry sich wieder innerlich unter Kontrolle zu bringen. Wieso war das alles so schnell gegangen? Der Kuss, dem ihm Draco gegeben hatte, musste ja eine Menge bei ihm ausgelöst haben und überhaupt...
Zittrig holte Harry Luft. „Das muss doch alles ein Traum sein.", murmelte er leise.
„Zum Glück nicht.", kam die Antwort neben ihm und kurz darauf drehte sich Draco auf den Rücken, blickte Harry aus seinen unergründlichen Augen heraus an.
Wie hypnotisiert starrte der schwarzhaarige Slytherin zurück... Fast ehrfürchtig streckte er schließlich die Hand nach seinem Gesicht aus und ließ seine Fingerspitzen über die warme Haut gleiten.
Ein unheimlich schöner Traum, schoss es ihm durch den Kopf.
„Bist du okay, Harry?", wurde er nun leise gefragt. Benommen nickte er.
„Ja... Das ist nur alles etwas... etwas...", wollte er antworten, doch ehe er fertig war, legte ihm Draco seinen Zeigefinger auf die Lippen. Harry seufzte leise, sagte aber nichts weiter.
Dracos Finger wanderten sanft von Harrys Lippen, über dessen Wange, über die Schläfen und schließlich hinter den Nacken, welchen der Junge umschlang und zu sich hinunterzog. Innerlich lächelnd folgte Harry der Aufforderung und legte seine Lippen af jene von Draco.
„Leg dich doch wieder hin...", kam anschließend die leise Bitte.
Harry ließ sich wieder neben Draco auf den Umhang sinken, legte den Kopf auf die Schulter des Jungen, als jener einen Arm um ihn schlang. Harry zog den zweiten Umhang wieder hinauf und deckte sich und Draco damit zu.
Dann herrschte Stille. Harry betrachtete die Decke, die lediglich aus einem eintönigen Schwarz zu bestehen schien. Eine seltsame Leere erfüllte ihn. Doch sie ähnelte nicht der, die er empfand, wenn er alleine war. Nein, er fühlte sich einfach nur wohl. Er war einfach nur glücklich. Draco lag neben ihm, Harry konnte seine Wärme und Anwesenheit neben sich spüren, den angenehmen, altbekannten Geruch. Und es war einfach nur schön... zumindest fast.
„Wie soll es weiter gehen...?", fragte Draco plötzlich.
Harry schloss gequält die Augen. Genau dies war das Problem. Wie sollte es weiter gehen? Wie sollten sie sich verhalten?
Er wusste auch keine Antwort darauf. Sie konnten nicht einfach zusammen sein. Sie waren zu verschieden... Er, Harry... und Draco. Sie selbst mochten keine Probleme damit haben, aber ihre Umwelt mit Sicherheit. Harry war froh, dass die Slytherin in ihm... nicht so etwas wie einen Feind sahen. Denn das war er, zumindest theoretisch. Doch wie würden sie ihn behandeln, wenn seine Beziehung mit Draco an die Öffentlichkeit dringen würde? Und was würde Draco über sich ergehen lassen? Sein Vater, Lucius Malfoy, würde ihm die Hölle heiß machen...
„Es wäre besser, wenn niemand etwas von uns erfährt...", erklärte Draco plötzlich leise und sprach Harrys eigentliche Gedanken somit aus. Der schwarzhaarige Junge nickte leicht. Ja, anders ging es nicht. Aus dem Weg gehen und sich vergessen konnten sie nicht, öffentlich zusammen sein durften sie nicht... Also war dies die einzige Möglichkeit.
„Das ist schon okay... Wir schaffen das.", gab Harry leise als Antwort und drehte sich auf die Seite. Die Augen schließend schmiegte er sein Gesicht gegen Dracos Brust und küsste ihn dort vorsichtig auf die Haut. Seinen freien Arm schlang er um die Hüfte, dann seufzte er leise.
„Ich liebe dich...", murmelte Harry leise, spürte, wie erneuert Müdigkeit in ihm heraufkam.
Draco fuhr nachdenklich durch Harrys Haare und gab ihm einen knappen Kuss auf den wirren Schopf. „Ich dich auch, Harry... ich dich auch..."
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Anfang Juli 1997
Es war Freitag und gleichzeitig die letzten Stunden, die Harry in der Zauberwelt verbringen sollte.
Er saß am Fenster in einem Abteil des Hogwarts Expresses. Den Kopf hatte er müde an die Scheibe gelehnt, an die von außen dicke Regentropfen trommelten. Der Himmel war düster... Wie Schleier zigen sich pechschwarze Schwaden durch graue Wolken in verschiedensten Abstufungen. Harry war das Wetter egal. Es drückte lediglich seine Stimmung aus. Eigentlich nicht nur seine, eigentlich die aller Hogwartsschüler...
Harry schloss nachdenklich die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Viel zu deutlich konnte er selbst jetzt noch - Stunden später - die Stimme von Professor Dumbledore hören. Er hatte eine Rede wie nach jedem beendeten Schuljahr gehalten. Und doch war es dieses Jahr vollkommen anders gewesen... Voldemort hatte Drohungen gegen Hogwarts ausgesprochen. Nicht gerade wenige, wie Harry sich denken konnte. Und auch wenn Hogwarts als noch so sicherer Ort galt, irgendwann hatte das Ministerium nicht mehr mitgespielt. Es wurde beschlossen, Hogwarts zeitweilig zu schließen.
'Bis sich die Lage beruhigt hat', hatte Dumbledore den Minister zitiert. Doch bis sich die Lage beruhigte, würden Jahre vergehen. Das wusste Harry, das wusste Dumbledore, das wusste der Minister, eigentlich wusste es jeder...
Für Harry war dies wie ein doppelter Schock. Einmal durfte er nicht mehr zurück in sein wahres Zuhause. Er musste zu den Dursleys und auf eine Muggleschule gehen, da seine Verwanden für ihn mit hundertprozentiger Sicherheit keinen Lehrer einstellen würde, der zudem Magie unterrichtete. Und der zweite Grund... der war Draco.
Bei dem Gedanken an ihn, öffnete Harry seine Augen ein Spalt und schielte zu dem blonden jungen, der ihm direkt gegenüber saß. Draco hatte sich tief im Sitz zurück gelehnt und hielt ein Buch in den Händen. Das Haar hing ihm in die Stirn, aber es schien ihn nicht zu stören. Harry wusste, dass Draco ganz andere Sorgen hatte. Ähnliche, wie er selbst, aber auch... vollkommen andere...
Der schwarzhaarige Junge wusste nicht, wie er das zukünftige Jahr überstehen sollte. Im Prinzip wusste er überhaupt nicht, wie es weiter gehen sollte... Er konnte nirgendwo hin. Natürlich konnte er sein Gold von Gringotts holen, sich irgendwo auf dem Land ein Haus kaufen und da leben, bis er sterben würde, oder besser gesagt, bis man ihn umbringen würde. Aber warum sollte er das tun? Warum sollte er alleine leben? Wozu...? Das konnte nicht der Sinn seines Lebens sein.
Nachdenklich ließ Harry seinen Blick über die übrigen Slytherin im Abteil gleiten. Pansy saß neben Draco und schlief. Ihr Kopf hing halb an Dracos Schulter, doch diesen schien das nicht zu stören. Neben Pansy saß Blaise, der mit Eos, die sich neben Harry nieder gelassen hatte, Zauberschach spielte.
Sie alle hatten sich verändert, schoss es Harry durch den Kopf. Oder war er es, der sich verändert hatte? Harry wusste die genaue Antwort darauf nicht. Im letzten halben Jahr war vieles anders geworden, nicht zuletzt durch Draco... Und die zunehmenden Angriffe des Dunklen Lords auf Muggle und Unreingeborene.
Der schwarzhaarige Junge lehnte den Kopf wieder gegen die Scheibe und beobachtete die Wälder und zunehmend mehr werdenden Straßen, die an ihm vorbei zogen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sie in King's Cross ankommen.
Harry wünschte sich in diesem Augenblick mehr denn je, dass der Zug ewig fahren würde.
Stumm standen sich die beiden Jungen gegenüber, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Dabei hätte man mit den Dingen, die sie noch äußern wollten, ganze Bücher füllen können... Doch diese Worte schienen im Augenblick zu fehlen, oder fast schon unwichtig zu sein.
Hunderte von Schülern liefen an ihnen vorbei. Sie zogen ihre sperrigen Koffer hinter sich her oder trugen ihre riesigen Taschen, waren damit beschäftigt, ihre Tiere und sich selbst heil durch die Menschenmenge zu bringen. Andere wurden direkt von ihren Eltern abgeholt, wurden umarmt und glücklich begrüßt. Einige weinten vor Freude, andere lachten vor Freude.
Harry konnte nichts davon.
Er konnte sich nicht freuen. Nur traurig sein, aber nicht weinen, auch wenn er es sich noch so sehr gewünscht hätte.
Harry bemerkte es gar nicht mehr, aber der laute Geräuschpegel, der auf dem Gleis 9 3/4 herrschte, hatte er schon lange ausgeblendet. Lediglich gedämpft drangen einige Rufe und Bruchteile von Sätzen zu ihm hervor. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem blonden Jungen, der genauso versteinert und äußerlich genauso ruhig dastand wie er selbst.
Zeit des Abschieds, dachte Harry ironisch, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
„Draco... ich –-", murmelte Harry ungewollt. Seine Stimme war leise, aber er wusste, dass Draco ihn trotzdem verstand. Doch der blonde Junge wollte ihn scheinbar nicht ausreden lassen. Er überwand den Abstand zwischen ihnen und ergriff eine von Harrys Händen, mit seiner anderen freien umfasste er den Nacken des schwarzhaarigen Jungen und zog ihn sanft zu sich.
Harry schloss die Augen, als er die weichen Lippen auf den seinen spürte. Es sollte ihr letzter Kuss sein.
Ein letzter Kuss, der endete, der enden musste.
„Wie deine Augen...", flüsterte der blonde Junge schließlich leise und Harry spürte, wie seine Finger um etwas Weiches geschlossen wurden.
Draco lächelte traurig. Es war ein schönes Lächeln und Harry hätte am liebsten die Finger ausgestreckt, um diese weichen Lippen zu berühren. Doch als sein Arm bereits eine vorsichtige Bewegung nach oben machte, schüttelte der blonde Junge sanft den Kopf, als hätte er erahnt, was Harry tun wollte. Er ließ Harrys Hand wieder los, wandte sich ab, einen letzten Blick auf Harry richtend.
Jener wusste nicht, ob das Schimmernde in Dracos Augen Tränen waren...
Dann lief Draco. Ohne sich umzusehen lief er durch die Menge an Schülern und Harry stand da, starrte ihm nach...
Es wurde wieder laut um Harry herum.
Müde und traurig schloss er die Augen für wenige Sekunden, spürte jedoch trotzdem die heißen Tränen, die seine Wangen hinab rannen. Er konnte sie nicht halten. Vielleicht wollte er es auch gar nicht... Harry wusste es nicht.
Er wusste gar nichts.
Mit verschwommenen Blick schauter er schließlich auf seine geschlossene Hand. Es musste Einbildung sein, denn er konnte Dracos warme Finger noch an seiner Haut spüren. Wie lange würde es dauern, bis er solche Details vergessen konnte, wollte...? Ewig? Bestimmt nicht...
Es war wohl ein törichter Gedanke zu glauben, dass er den blonden Slytherin niemals vergessen würde. Nach und nach würden die Erinnerungen verblassen, der Duft Dracos würde verschwinden, sein äußerliches Bild würde sich verformen, seine Empfindungen für Draco würden sich auflösen, ihm wie eine fliegende Seifenblase entweichen...
Sich die Tränen mit dem Ärmel des Umhangs aus den Augen streichend, öffnete Harry seine Finger und blickte auf Dracos Andenken. Es war ein samtenes Band in tiefdunkler, grüner Farbe.
‚Wie deine Augen...' Harry lächelte traurig.
Ja, dachte er betrübt, wie meine Augen. Und wie die Hoffnung, die es für uns nicht gibt.
~ The End ~
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Anmerkung: ...
*nicht weiß, was sie schreiben soll* Ich hoffe es hat euch (trotz absolutem Sad-End) gefallen...
War ein bisschen kitschig. Aber das ließ sich nicht vermeiden -.- Was das Band betrifft... Hm, ich wollte, dass Harry irgendetwas von Draco behält, aber es sollte etwas einfaches sein und kein Schmuck oder so...
Das es so traurig ist (ist es doch?) verdangt ihr einem Lied von Coldplay mit Namen ‚Trouble' – falls jemand den Drang verspürt, es hierzu zu hören.
So... Dann verliere ich mal noch ein paar Worte zu der Fortsetzung, bzw. der eigentlichen Geschichte (Vorsicht, Werbung ^^°):
Titel wird ‚Vor dem Morgengrauen' sein und ich stelle sie morgen (03.02.03) ins Net. Sie beginnt in den Sommerferien, die direkt an diese Story hier anschließen. Harry wird etwas... öhm, Unerwartetes erfahren und seine Ansichten werden sich dadurch stark ändern. (jetzt seid ihr schlauer, ne? *g* Es macht Spaß solche Summary's zu schreiben ^^) Na ja, so viel dazu.
Dann habe ich noch eine Frage an euch. Würdet ihr eine Story über Tom Riddle lesen wollen. Mit Slash? Ob ja oder nein, mich würde eure Meinung in dem Punkt mal sehr interessieren.
Das war es, glaube ich. Ich bitte um Reviews!
Shibou
Disclaimer: Harry Potter gehört J.K. Rowling und ich möchte kein Geld mit dieser Story machen.
Genre: Slash, Drama, Romance
Rating: PG-13
Pairing: Harry x Draco
Kommentar: am Schluss...
Ansonsten... Ein ganz liebes Dankeschön an Matjes, Mael, Ginny und Tears
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Time of Darkness
Teil 6 "Unforgotten Feelings"
Als Harry aufwachte, war es stockdunkel um ihn herum. Zumindest fast. Als er nämlich den Kopf nach rechts wandte, sah er einige Schritte entfernt ein großes Fenster, welches bis zum Boden reichte und durch das helles, mildes Mondlicht fiel.
Der schwarzhaarige Junge runzelte nachdenklich die Stirn. Wo war er hier denn nur? Der Raum kam ihm bekannt vor... Die Position des Fensters, die Beschaffenheit des Bodens, die wenigen Stühle und Tische, die er aus den Augenwinkeln erblicken konnte und dann diese Kerze... Sie stand unmittelbar vor dem Fenster und war bis auf einen kleinen Stummel abgebrannt.
Es war die Kerze, bei der Draco immer gelesen hatte, die gebrannt hatte, als Draco ihm seine Liebe gestanden hatte...
Harry schluckte, als er sich aufrichtete. Das Stück Stoff, mit dem er zugedeckt gewesen war, rutschte seine nackte Brust hinab.
Er blinzelte verwirrt. Er... er war nackt? Wirklich nackt? Erneuert musste der Junge schlucken, dann blickte er vorsichtig zu seiner linken Seite, wo man unter dem schwarzen Stoff eines Umhangs einen Körper ausmachen konnte.
Das muss ein Traum sein, dachte Harry. Doch als er blondes Haar am Rande des Umhangs erblickte, wusste er, dass das hier Realität war.
Seine Hand bebte, als er sie zu dem blonden Büschel von Haaren bewegte. Doch bevor er es berühren konnte, hielt er inne. Die Erkenntnis, was er hier denn überhaupt machte, überflutete ihn geradezu und genauso intensiv kamen auch die Gefühle und Gedanken des Geschehenen zurück. Harrys Augen weiteten sich, als er endlich erkannte, dass er nicht durch einen Zufall hier war. Nein, sondern aus einem bestimmten Grund, denn er hatte mit Draco geschlafen...
Mühsam den dicken Kloß aus seinem Hals vertreibend, versuchte Harry sich wieder innerlich unter Kontrolle zu bringen. Wieso war das alles so schnell gegangen? Der Kuss, dem ihm Draco gegeben hatte, musste ja eine Menge bei ihm ausgelöst haben und überhaupt...
Zittrig holte Harry Luft. „Das muss doch alles ein Traum sein.", murmelte er leise.
„Zum Glück nicht.", kam die Antwort neben ihm und kurz darauf drehte sich Draco auf den Rücken, blickte Harry aus seinen unergründlichen Augen heraus an.
Wie hypnotisiert starrte der schwarzhaarige Slytherin zurück... Fast ehrfürchtig streckte er schließlich die Hand nach seinem Gesicht aus und ließ seine Fingerspitzen über die warme Haut gleiten.
Ein unheimlich schöner Traum, schoss es ihm durch den Kopf.
„Bist du okay, Harry?", wurde er nun leise gefragt. Benommen nickte er.
„Ja... Das ist nur alles etwas... etwas...", wollte er antworten, doch ehe er fertig war, legte ihm Draco seinen Zeigefinger auf die Lippen. Harry seufzte leise, sagte aber nichts weiter.
Dracos Finger wanderten sanft von Harrys Lippen, über dessen Wange, über die Schläfen und schließlich hinter den Nacken, welchen der Junge umschlang und zu sich hinunterzog. Innerlich lächelnd folgte Harry der Aufforderung und legte seine Lippen af jene von Draco.
„Leg dich doch wieder hin...", kam anschließend die leise Bitte.
Harry ließ sich wieder neben Draco auf den Umhang sinken, legte den Kopf auf die Schulter des Jungen, als jener einen Arm um ihn schlang. Harry zog den zweiten Umhang wieder hinauf und deckte sich und Draco damit zu.
Dann herrschte Stille. Harry betrachtete die Decke, die lediglich aus einem eintönigen Schwarz zu bestehen schien. Eine seltsame Leere erfüllte ihn. Doch sie ähnelte nicht der, die er empfand, wenn er alleine war. Nein, er fühlte sich einfach nur wohl. Er war einfach nur glücklich. Draco lag neben ihm, Harry konnte seine Wärme und Anwesenheit neben sich spüren, den angenehmen, altbekannten Geruch. Und es war einfach nur schön... zumindest fast.
„Wie soll es weiter gehen...?", fragte Draco plötzlich.
Harry schloss gequält die Augen. Genau dies war das Problem. Wie sollte es weiter gehen? Wie sollten sie sich verhalten?
Er wusste auch keine Antwort darauf. Sie konnten nicht einfach zusammen sein. Sie waren zu verschieden... Er, Harry... und Draco. Sie selbst mochten keine Probleme damit haben, aber ihre Umwelt mit Sicherheit. Harry war froh, dass die Slytherin in ihm... nicht so etwas wie einen Feind sahen. Denn das war er, zumindest theoretisch. Doch wie würden sie ihn behandeln, wenn seine Beziehung mit Draco an die Öffentlichkeit dringen würde? Und was würde Draco über sich ergehen lassen? Sein Vater, Lucius Malfoy, würde ihm die Hölle heiß machen...
„Es wäre besser, wenn niemand etwas von uns erfährt...", erklärte Draco plötzlich leise und sprach Harrys eigentliche Gedanken somit aus. Der schwarzhaarige Junge nickte leicht. Ja, anders ging es nicht. Aus dem Weg gehen und sich vergessen konnten sie nicht, öffentlich zusammen sein durften sie nicht... Also war dies die einzige Möglichkeit.
„Das ist schon okay... Wir schaffen das.", gab Harry leise als Antwort und drehte sich auf die Seite. Die Augen schließend schmiegte er sein Gesicht gegen Dracos Brust und küsste ihn dort vorsichtig auf die Haut. Seinen freien Arm schlang er um die Hüfte, dann seufzte er leise.
„Ich liebe dich...", murmelte Harry leise, spürte, wie erneuert Müdigkeit in ihm heraufkam.
Draco fuhr nachdenklich durch Harrys Haare und gab ihm einen knappen Kuss auf den wirren Schopf. „Ich dich auch, Harry... ich dich auch..."
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Anfang Juli 1997
Es war Freitag und gleichzeitig die letzten Stunden, die Harry in der Zauberwelt verbringen sollte.
Er saß am Fenster in einem Abteil des Hogwarts Expresses. Den Kopf hatte er müde an die Scheibe gelehnt, an die von außen dicke Regentropfen trommelten. Der Himmel war düster... Wie Schleier zigen sich pechschwarze Schwaden durch graue Wolken in verschiedensten Abstufungen. Harry war das Wetter egal. Es drückte lediglich seine Stimmung aus. Eigentlich nicht nur seine, eigentlich die aller Hogwartsschüler...
Harry schloss nachdenklich die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Viel zu deutlich konnte er selbst jetzt noch - Stunden später - die Stimme von Professor Dumbledore hören. Er hatte eine Rede wie nach jedem beendeten Schuljahr gehalten. Und doch war es dieses Jahr vollkommen anders gewesen... Voldemort hatte Drohungen gegen Hogwarts ausgesprochen. Nicht gerade wenige, wie Harry sich denken konnte. Und auch wenn Hogwarts als noch so sicherer Ort galt, irgendwann hatte das Ministerium nicht mehr mitgespielt. Es wurde beschlossen, Hogwarts zeitweilig zu schließen.
'Bis sich die Lage beruhigt hat', hatte Dumbledore den Minister zitiert. Doch bis sich die Lage beruhigte, würden Jahre vergehen. Das wusste Harry, das wusste Dumbledore, das wusste der Minister, eigentlich wusste es jeder...
Für Harry war dies wie ein doppelter Schock. Einmal durfte er nicht mehr zurück in sein wahres Zuhause. Er musste zu den Dursleys und auf eine Muggleschule gehen, da seine Verwanden für ihn mit hundertprozentiger Sicherheit keinen Lehrer einstellen würde, der zudem Magie unterrichtete. Und der zweite Grund... der war Draco.
Bei dem Gedanken an ihn, öffnete Harry seine Augen ein Spalt und schielte zu dem blonden jungen, der ihm direkt gegenüber saß. Draco hatte sich tief im Sitz zurück gelehnt und hielt ein Buch in den Händen. Das Haar hing ihm in die Stirn, aber es schien ihn nicht zu stören. Harry wusste, dass Draco ganz andere Sorgen hatte. Ähnliche, wie er selbst, aber auch... vollkommen andere...
Der schwarzhaarige Junge wusste nicht, wie er das zukünftige Jahr überstehen sollte. Im Prinzip wusste er überhaupt nicht, wie es weiter gehen sollte... Er konnte nirgendwo hin. Natürlich konnte er sein Gold von Gringotts holen, sich irgendwo auf dem Land ein Haus kaufen und da leben, bis er sterben würde, oder besser gesagt, bis man ihn umbringen würde. Aber warum sollte er das tun? Warum sollte er alleine leben? Wozu...? Das konnte nicht der Sinn seines Lebens sein.
Nachdenklich ließ Harry seinen Blick über die übrigen Slytherin im Abteil gleiten. Pansy saß neben Draco und schlief. Ihr Kopf hing halb an Dracos Schulter, doch diesen schien das nicht zu stören. Neben Pansy saß Blaise, der mit Eos, die sich neben Harry nieder gelassen hatte, Zauberschach spielte.
Sie alle hatten sich verändert, schoss es Harry durch den Kopf. Oder war er es, der sich verändert hatte? Harry wusste die genaue Antwort darauf nicht. Im letzten halben Jahr war vieles anders geworden, nicht zuletzt durch Draco... Und die zunehmenden Angriffe des Dunklen Lords auf Muggle und Unreingeborene.
Der schwarzhaarige Junge lehnte den Kopf wieder gegen die Scheibe und beobachtete die Wälder und zunehmend mehr werdenden Straßen, die an ihm vorbei zogen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sie in King's Cross ankommen.
Harry wünschte sich in diesem Augenblick mehr denn je, dass der Zug ewig fahren würde.
Stumm standen sich die beiden Jungen gegenüber, als gäbe es nichts mehr zu sagen. Dabei hätte man mit den Dingen, die sie noch äußern wollten, ganze Bücher füllen können... Doch diese Worte schienen im Augenblick zu fehlen, oder fast schon unwichtig zu sein.
Hunderte von Schülern liefen an ihnen vorbei. Sie zogen ihre sperrigen Koffer hinter sich her oder trugen ihre riesigen Taschen, waren damit beschäftigt, ihre Tiere und sich selbst heil durch die Menschenmenge zu bringen. Andere wurden direkt von ihren Eltern abgeholt, wurden umarmt und glücklich begrüßt. Einige weinten vor Freude, andere lachten vor Freude.
Harry konnte nichts davon.
Er konnte sich nicht freuen. Nur traurig sein, aber nicht weinen, auch wenn er es sich noch so sehr gewünscht hätte.
Harry bemerkte es gar nicht mehr, aber der laute Geräuschpegel, der auf dem Gleis 9 3/4 herrschte, hatte er schon lange ausgeblendet. Lediglich gedämpft drangen einige Rufe und Bruchteile von Sätzen zu ihm hervor. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem blonden Jungen, der genauso versteinert und äußerlich genauso ruhig dastand wie er selbst.
Zeit des Abschieds, dachte Harry ironisch, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
„Draco... ich –-", murmelte Harry ungewollt. Seine Stimme war leise, aber er wusste, dass Draco ihn trotzdem verstand. Doch der blonde Junge wollte ihn scheinbar nicht ausreden lassen. Er überwand den Abstand zwischen ihnen und ergriff eine von Harrys Händen, mit seiner anderen freien umfasste er den Nacken des schwarzhaarigen Jungen und zog ihn sanft zu sich.
Harry schloss die Augen, als er die weichen Lippen auf den seinen spürte. Es sollte ihr letzter Kuss sein.
Ein letzter Kuss, der endete, der enden musste.
„Wie deine Augen...", flüsterte der blonde Junge schließlich leise und Harry spürte, wie seine Finger um etwas Weiches geschlossen wurden.
Draco lächelte traurig. Es war ein schönes Lächeln und Harry hätte am liebsten die Finger ausgestreckt, um diese weichen Lippen zu berühren. Doch als sein Arm bereits eine vorsichtige Bewegung nach oben machte, schüttelte der blonde Junge sanft den Kopf, als hätte er erahnt, was Harry tun wollte. Er ließ Harrys Hand wieder los, wandte sich ab, einen letzten Blick auf Harry richtend.
Jener wusste nicht, ob das Schimmernde in Dracos Augen Tränen waren...
Dann lief Draco. Ohne sich umzusehen lief er durch die Menge an Schülern und Harry stand da, starrte ihm nach...
Es wurde wieder laut um Harry herum.
Müde und traurig schloss er die Augen für wenige Sekunden, spürte jedoch trotzdem die heißen Tränen, die seine Wangen hinab rannen. Er konnte sie nicht halten. Vielleicht wollte er es auch gar nicht... Harry wusste es nicht.
Er wusste gar nichts.
Mit verschwommenen Blick schauter er schließlich auf seine geschlossene Hand. Es musste Einbildung sein, denn er konnte Dracos warme Finger noch an seiner Haut spüren. Wie lange würde es dauern, bis er solche Details vergessen konnte, wollte...? Ewig? Bestimmt nicht...
Es war wohl ein törichter Gedanke zu glauben, dass er den blonden Slytherin niemals vergessen würde. Nach und nach würden die Erinnerungen verblassen, der Duft Dracos würde verschwinden, sein äußerliches Bild würde sich verformen, seine Empfindungen für Draco würden sich auflösen, ihm wie eine fliegende Seifenblase entweichen...
Sich die Tränen mit dem Ärmel des Umhangs aus den Augen streichend, öffnete Harry seine Finger und blickte auf Dracos Andenken. Es war ein samtenes Band in tiefdunkler, grüner Farbe.
‚Wie deine Augen...' Harry lächelte traurig.
Ja, dachte er betrübt, wie meine Augen. Und wie die Hoffnung, die es für uns nicht gibt.
~ The End ~
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Anmerkung: ...
*nicht weiß, was sie schreiben soll* Ich hoffe es hat euch (trotz absolutem Sad-End) gefallen...
War ein bisschen kitschig. Aber das ließ sich nicht vermeiden -.- Was das Band betrifft... Hm, ich wollte, dass Harry irgendetwas von Draco behält, aber es sollte etwas einfaches sein und kein Schmuck oder so...
Das es so traurig ist (ist es doch?) verdangt ihr einem Lied von Coldplay mit Namen ‚Trouble' – falls jemand den Drang verspürt, es hierzu zu hören.
So... Dann verliere ich mal noch ein paar Worte zu der Fortsetzung, bzw. der eigentlichen Geschichte (Vorsicht, Werbung ^^°):
Titel wird ‚Vor dem Morgengrauen' sein und ich stelle sie morgen (03.02.03) ins Net. Sie beginnt in den Sommerferien, die direkt an diese Story hier anschließen. Harry wird etwas... öhm, Unerwartetes erfahren und seine Ansichten werden sich dadurch stark ändern. (jetzt seid ihr schlauer, ne? *g* Es macht Spaß solche Summary's zu schreiben ^^) Na ja, so viel dazu.
Dann habe ich noch eine Frage an euch. Würdet ihr eine Story über Tom Riddle lesen wollen. Mit Slash? Ob ja oder nein, mich würde eure Meinung in dem Punkt mal sehr interessieren.
Das war es, glaube ich. Ich bitte um Reviews!
Shibou
