Ankunft

"Eure Majestät. Aragorn, mein Freund und Waffenbruder. Es ist mir eine unbeschreibliche Ehre und Freude, Euch in meinen Hallen begrüßen zu dürfen." Faramir war auf den König zugelaufen, der nur von einigen wenigen Getreuen begleitet in den Hof geritten war und hielt nun ehrerbietig das Zaumzeug, während Aragorn von seinem Ross stieg. Sie fassten einander um die Schultern und umarmten sich schließlich, wie es Freunden und Waffenbrüdern geziemte.

"Ich danke für die offene Tür und die Freundlichkeit mir diesen kurzfristigen Besuch zu gewähren." Sprach der König und Faramir sah nicht, wie seine Blicke suchend über die Fassaden des Schlosses glitten.

"Sagt mir, wo habt Ihr Eure Königin gelassen? Unsere Frauen hätten sicher mehr Vergnügen, miteinander zu plaudern, als in Männergesellschaft herum sitzen zu müssen." sagte Faramir arglos auf das kleine Gefolge verweisend, bemerkte aber sofort, dass er das falsche Thema angeschnitten hatte. Auch wenn er nicht verstand, warum dies so war.

Jedenfalls hatte sich für Sekundenbruchteile ein Schatten über Aragorns Gesicht gelegt, bevor er steif antwortete: "Königin Arwen befindet sich zur Zeit bei ihrem Vater in Bruchtal. Ihr elbisches Gemüt reagiert sehr empfindlich auf die für sie raue Welt der Menschen." Faramir konnte nur nicken und schwor sich selbst, in Aragorns Gegenwart nie wieder unbedacht Arwens Namen zu nennen.

Er bat seinen Gast hinein, sie saßen in der großen Halle und sprachen lange Zeit über die verschiedensten Dinge.

Éowyn konnte nicht hinunter gehen.

Seit sie ihn gesehen hatte, klopfte ihr Herz so heftig, dass sie meinte, jeder im Palast müsste es hören können.

Sie stand versteckt im Schatten einer Säule oben auf einer der Tribünen, die einen unentdeckten Blick auf die große Halle erlaubten und presste ihre weißen Hände in einer beruhigenden Geste auf die Brust.

Selbst wenn viele Meter zwischen ihnen lagen, so spürte sie jedoch die Spannung, die in der Luft lag und es wunderte sie kaum, dass Aragorn plötzlich zielsicher den Kopf in ihre Richtung wandte und zu ihr heraufsah. Sie war sich sicher, dass Faramir keine Ahnung hatte, wo sie war, doch Aragorn hatte ihre Anwesenheit gespürt und durchbohrte sie nun durch den Schatten hindurch mit seinem stahlblauen Blick.

Und wie im Trance machte sie für einen kurzen Augenblick einen Schritt ins Licht, so dass er ihr blasses Gesicht sehen konnte.

Sie hielt seinem Blick stand.

Mehr noch, die Botschaft, die ihm ihr Blick übermittelte, ließ ihn mitten im Satz stocken, so dass Faramir verwirrt den Blick in seine Blickrichtung wandte.

Doch Éowyn war schon wieder im Dunkel der Säule verschwunden.