Anmerkungen: Die Sache mit Andreas ist ein Insiderwitz, nur damit ihr euch nicht wundert. Eure Meinung ist wie immer herzlich Willkommen ...

In den nächsten Wochen verabschiedete sich der Sommer endgültig und machte dem Herbst Platz. Bald gab es im ganzen Schloss kein anderes Gespräch mehr, als der diesjährige Halloween-Ball. Stefanie konnte das Gekicher über den niedlichsten Jungen und über die Auswahl des hübschesten Kleides nicht mehr hören. Seit Tagen lag ihr ein gewisser Andreas in den Ohren, sie solle mit ihm ausgehen. Sie hatte alles probiert, von dezenten Hinweisen über grobe Beleidigungen, entweder war der Typ einfach nur blöd (was sie für die wahrscheinlichere Möglichkeit hielt) oder er verstand wirklich nicht, dass sie in keinster Weise an ihm interessiert war. Nachdem sie mal wieder eine äußerst langweilige Stunde Geschichte der Zauberei hinter sich gebracht hatte, war sie die letzte, die den Klassenraum verließ. Mit ihrem Gedanken schon bei den Unmengen an Hausaufgaben die sie heute noch erledigen musste, hörte sie erst gar nicht, wie sie jemand rief. „Stefanie, jetzt warte doch mal!" Es war Draco, Draco Malfoy. Der Junge, der sie seit ihrem gemeinsamen Nachsitzen keines Blickes mehr gewürdigt hatte. Was wollte er jetzt von ihr? „Ja?", fragte sie in einem bemüht unfreundlichem Ton. „Ich ... ähm ... wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir zum Ball zu gehen?" „Was?", sie glaubte, sich verhört zu haben. „Äh ... der Halloween-Ball, du weißt schon, das Fest ..." „Ich weiß was du meinst. Nur, wie kommst du auf mich? Hat Pansy keine Zeit weil sie zum Schönheitschirurgen muss, obwohl es nicht hilft?" Sie biss sich auf die Lippen, sie hatte nicht sarkastisch sein wollen. Aber Draco nahm ihr diese Bemerkung anscheinend nicht übel. „Lass mich bloß mit Pansy in Ruhe, sie geht mir auf die Nerven. Und was uns beide betrifft, wir hatten einfach nur einen schlechten Start und ich finde, wir verdienen eine zweite Chance." Das klang einleuchtend, selbst für sie, und ehe sie sich recht versah, sagte sie zu. Draco lächelte sie an und verschwand.

Am Halloween Abend war Stefanie nervös, sie hatte ein schimmerndes mitternachtsblaues Kleid an und ihre Haare hochgesteckt. Jetzt wartete sie vor der großen Halle zusammen mit Draco, der ihr versichert hatte, dass sie einfach hinreißend aussah. Endlich öffneten sich die Türen zur Großen Halle und ließen die Schülerschar hinein. Die langen Tische waren verschwunden und statt ihrer standen um eine leere Fläche in der Mitte lauter kleine Tische herum. „Wenn ich bitten darf?" Draco führte sie wie ein Gentleman zu einem Tisch in einer der Ecken des Raumes. „Möchtest du etwas zu Trinken?" Stefanie nickte. Draco war der netteste Junge den sie kannte. Wieso war ihr das nur nicht früher aufgefallen? Wieso hatte sie wertvolle Zeit verschwendet indem sie ihn ignoriert hatte? Aber von nun an würde sie es besser machen, schwor sie sich. Sie hatten wirklich eine zweite Chance verdient. Draco kam mit zwei Gläsern bläulicher Flüssigkeit wieder. „Was ist das?", fragte sie. Er lächelte sie wieder an, es war eines dieser wunderhübschen Lächeln, voller Wärme und Freundlichkeit, überhaupt nicht der Draco, den die Gryffindors kannten, aber sie hatten ja keine Ahnung ... „Mitternachtslimo, der neueste Schrei aus London." Er gab ihr ein Glas. „Auf eine zweite Chance", sagte er und hob sein Glas, sie tat es ihm gleich. „Auf eine zweite Chance." Dann tranken sie. „Nicht ganz mein Geschmack, etwas zu herb", fand Stefanie. „Du kannst dir nachher noch etwas anderes holen, aber jetzt lass uns erst mal tanzen, ich liebe dieses Lied." Er führte sie auf die Tanzfläche und sie schmiegte sich an seine starke Schulter. Dieser Abend war perfekt und nichts konnte ihn ruinieren, dessen war sie sich sicher. Sie löste sich von Draco um sich zu drehen und erstarrte. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, irgendetwas hielt ihre Schuhe fest. Sie sah an sich herunter und wollte schreien, doch auch das ging nicht, ihr Mund war wie zugeklebt und da begriff sie, der Kleistertrank! Sie konnte es nicht glauben. Dieser Mistkerl, dieser Drache, dieser Abschaum von Mensch! Alle Blicke waren mittlerweile auf sie gerichtet und in den meisten Gesichtern zuckten verräterisch die Mundwinkel. Stefanie wünschte sich nichts sehnlicher als ein Mauseloch in dem sie sich verkriechen konnte, stattdessen kam Hagrid auf sie zu und riss sie vom Boden. „Keine Sorge, dass kriegen wir schon wieder hin", flüsterte er ihr zu, während er sie auf seinen Schultern aus der Großen Halle trug. In der Eingangshalle trafen sie auf Professor Snape, der verwundert stehen lieb, als er sie sah. „Haben sie den Trank etwa an sich selbst ausprobiert, Miss Schmitt?" Stefanie wollte antworten, doch ihr Mund war immer noch zugeklebt. „Glücklicherweise habe ich ein Gegenmittel. Wenn sie ... Hagrid mir folgen würde." Er ging die Treppe zu den Kerkern hinunter und führte sie in sein Büro, wobei Hagrid sich um mehr als einen Kopf kleiner machen musste, damit Stefanie nirgends an der Decke anstieß. In Professor Snapes Büro wollte er Stefanie absetzen, doch nun klebte sie an ihm fest, also setzte er sich in einen Sessel, während Snape nach dem Gegenmittel suchte. „Ich denke, die Erfinder des Gegenmittels haben nicht überlegt, wie man das Gegenmittel dem Betroffenen einflösst, schließlich können sie ihren Mund ja nicht öffnen. Probieren wir es also mal mit einem Zauber", er holte seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf Stefanies Mund. „Pateface!" Sie hustete und stellte erfreut fest, dass sie wieder sprechen konnte. Snape flößte ihr die übelschmeckende Flüssigkeit ein und sie wäre zu Boden gerutscht, hätte Hagrid sie nicht aufgefangen und senkrecht hingestellt. „Ich geh dann mal besser. Professor." Er nickte Snape zu, dann stand er auf und öffnete die Tür. „Ach Hagrid, danke", sagte Stefanie, bevor er die Tür hinter sich schloss. „Nun, Miss Schmitt. Was hatte das zu bedeuten?", fragte Snape und setzte sich. Stefanie sah ihn nachdenklich an. Sollte sie es ihm erzählen? Aber war sie sich überhaupt sicher, dass es Draco gewesen war? Blöde Frage, natürlich war er es gewesen. Niemand außer ihnen dreien wusste, wie man diesen Trank braute, und Snape war es ganz sicher nicht gewesen, genauso wie sie selbst. Es konnte nur Draco gewesen sein. Aber ihn gleich anschwärzen? Nein, dass würde sie selber regeln. Draco würde sich noch wundern. „Tut mir leid, Professor Snape. Aber ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich nur irgendso ein dummes Versehen. Nicht weiter schlimm." Nein, überhaupt nicht. Draco hatte sie ja nur vor der gesamten Schule blamiert. „So, so, nur ein dummes Versehen. Aber wie sie meinen, lassen wir das Ganze auf sich beruhen. Sie können dann gehen." Mit wenigen Schritten war sie aus Snapes Büro und auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Das große Zimmer war leer, jedenfalls bis auf eine einzige Person, Draco. Er saß gemütlich in einem der grünen, gepolsterten Sessel vor dem Kamin und hatte anscheinend auf sie gewartet. „Ich sollte dich vorwarnen, Colin Creevey aus Gryffindor hat eine Unmenge Fotos von dir geschossen. Sie werden demnächst wahrscheinlich überall herumliegen", sagte er in einem Tonfall der vermuten ließ, dass ihm das ganz gewiss nicht leid tun würde. Sie blieb vor ihm stehen und ihre Stimme war sehr leise und scharf, als sie sagte: „Lass uns das ein für alle mal aus der Welt schaffen. Wir machen ein Duell, aber ohne diesen üblichen Schnickschnack, von wegen Sekundant und so. Nur wir beide, ein ruhiges abgeschiedenes Zimmer und ein Pokerspiel." Er hob fragend eine Augenbraue. „Poker?" Sie lächelte hintergründig. „Strippoker." Draco verschluckte sich. "Keine Widerrede. Wer verliert, wird das ganze Jahr sein Dasein als Einzelgänger fristen. Morgen um 21.oo Uhr im Kaminzimmer des Südlichen Turmes." Sie ging in Richtung ihres Zimmers. „Ich hoffe, du kannst Poker", sagte sie noch über die Schulter.