Kapitel 8 - Das Lager

Ein weiterer Tag und eine weitere Nacht vergingen, in denen Maeriel immer wieder nach einer Fluchtmöglichkeit suchte, doch scheiterte. Auch wenn die Stimmung zwischen ihr und Arik nicht mehr völlig feindselig war, die Bewachung verlor nicht an ihrer Schärfe.

Als zu Beginn des neuen Tages die hinter dichten Wolken verborgene Wintersonne aufging und ihre flache Bahn über den Himmel zu ziehen begann, bemerkte Maeriel, wie sich Unruhe unter den Norländern breit machte. Auch die Rhûnländer sprachen untereinander, ein wenig ruhiger vielleicht, aber nicht weniger angespannt. Die Pferde, denen die Erschöpfungen der Reise anzumerken war, legten ohne Befehl eine flottere Gangart ein und schienen einem noch nicht sichtbaren Ziel entgegenzustreben.

Maeriel suchte den Horizont ab, da sie den Geruch von Feuer wahrnehmen konnte. Direkt vor ihr erhob sich die graue, massive Kulisse der Berge, von dessen Klüften kalte, feuchte Luft herunterwehte. Tiefhängende Wolken wurden von den höchsten Gipfeln aufgespießt. Das Licht war dumpf und kraftlos, so als wolle der Herbst endgültig vor dem Winter kapitulieren.

Sie ritten über eine weitgezogene Anhöhe und als sie den obersten Punkt erreichten, eröffnete sich vor ihnen der Blick in ein Tal am Fuß der Berge. Rechts von ihr, hinter dem Horizont, wusste Maeriel, floss ein riesiger Strom. Der Ausläufer der Berge endete weiter westlich von ihr, doch sie vermutete, dass Ariks Volk den Weg über die Berge genommen hatte, um, im Gegensatz zum Weg im flachen Land, weniger leicht angreifbar zu sein.

Ariks Volk. In der Senke zu ihren Füßen befand sich ein Zeltlager in einer Größe, die Maeriel nicht erwartet hatte. Es war eine gewaltige Zeltstadt, die mindestens fünftausend Menschen fassen konnte, gefangen in dem zugigen Kanal zwischen der Ebene und den Bergen. Kleine Behausungen, die aus der Entfernung kaum voneinander zu unterscheiden waren, da sie sich dicht aneinander schmiegten, gruppierten sich um Feuer, Koppeln mit Pferden lagen außerhalb der Grenzen.

Maeriel bemerkte, dass sie vor Verblüffung den Griff um die Zügel des Pferdes gelockert hatte und griff wieder fester zu, bevor das Tier die Witterung des nahen Rastplatzes aufnahm und mit ihr durchging. Sie suchte den Blick Ariks, der einige Meter von ihr entfernt verharrte und auf den Anblick ebenso stark reagierte wie sie selbst. Er nickte ihr grimmig zu, so als solle ihr noch einmal klar werden, warum er handelte, wie er es tat. Seine Männer wirkten glücklich, aber dennoch bedrückt. Das was, sie sahen, bedeutete den Rest einer Heimat, die sie einst gekannt hatten. Die Rhûnländer betrachteten das Lager aus anderen Augen, nämlich lauernd und abschätzend. Sie schienen erst jetzt zu realisieren, mit wem sie sich verbündet hatten und wie viele es waren.

Arik trieb sein Pferd den Abhang hinunter, brach als erster den Bann des Augenblicks. Maeriel folgte ihm, auch wenn es sie nicht wirklich zu dem Lager hinzog. Aber in diesem Moment wehten die ersten Schneeflocken durch die Luft, gepeitscht vom Wind, kleine Geschosse aus gefrorenem Wasser, die ihr ins Gesicht schlugen und sie erschauern ließen.

Ein Schrei ertönte hoch über ihr. Sie wischte sich über die Augen, um einige Flocken zu vertreiben und starrte hinauf. Ein schwarzer Vogel kämpfte sich mit rauschenden Schwingen durch die Luft. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Arik neben ihr lachte laut auf.

"Wenn das nicht ein Zeichen des Glücks ist!", rief er zu ihr herüber, doch Maeriel konnte seinen Eindruck nicht teilen. Im Gegenteil, nun, da das Lager vor ihr lag, spürte sie das Gewicht ihrer Angst und der Prophezeiung, die über ihrer Geburt lag.

Je näher sie den Zelten kamen, desto mehr Rufe schallten ihnen durch die feuchte Luft entgegen. Frauen und Kinder liefen zusammen und starrten Maeriel ganz ungeniert an. Keiner von ihnen schien jemals eine Elbin gesehen zu haben, aber alle schienen zu wissen, was sie erwarten würde. Maeriel versuchte, den Blicken zu entgehen und beobachtete, den Moment der allgemeinen Konfusion nutzend, die Reaktionen der Menschen auf die Krieger.

Ariks Gesicht schien plötzlich versteinert und er richtete sich hoch im Sattel auf. Während er die Gruppe seiner Leute problemlos hatte kontrollieren und leiten können, schlug ihm hier eine Welle der Ablehnung entgegen. Es war in den Gesichtern der Menschen zu lesen, dass Ariks Stand in ihrem Umfeld nicht gesichert war. Maeriel erinnerte sich an seien Erzählung, dass er vor den anderen Stammesführern seine Position behaupten musste. Hier war er also nur einer unter vielen.

Sie ritten einen schmalen Pfad entlang, der zwischen den Zelten freigelassen worden war, immer verfolgt von den neugierigen Menschen, und erreichten nach kurzer Zeit die Mitte des Lagers. In diesem innersten Kreis gab es größere Behausungen, kostbarer ausgestattet, und über jedem wehte ein anderes Banner. Die Abbildungen von Bären, Wölfen und anderen mächtigen Tiere flatterten im Wind. Während es unter dem einfachen Volk keine Unterschiede zu geben schien, an diesem Ort wurde deutlich, dass es eine andere Klasse unter den Menschen gab.

Die Stammesführer bildeten eine geschlossene Front. Sie alle waren in wertvolle Pelze gehüllt und trugen Waffen, deren Wert einige Dutzend Frauen und Kinder durch den Winter gebracht hätte. Nur einer von ihnen war jünger als Arik, der Rest von ihnen deutlich älter, aber ebenso bedrohlich und kraftvoll. Einer von ihnen trat schließlich vor, ein muskulöser Mann, dessen braunes Haar und Bart von silbernen Fäden durchzogen wurde.

"Du bist also zurückgekehrt, Arik der Namenlose. Und wie ich sehe, war Dein Raubzug erfolgreich. Du hast sogar unsere neuen Verbündeten zu uns geführt. Dafür gebührt Dir wohl Dank." Er sah zu Maeriel und maß sie mit einem langen Blick. "Ein hübsches Elbenweib, ohne Zweifel. Es könnte mir auch gefallen."

Maeriel wollte empört auffahren, doch Ariks behandschuhte Rechte legte sich befehlend auf ihre Hand, um sie daran zu hindern.

"Niemand wird mich daran hindern, sie zur Frau zu nehmen." Bei diesen Worten rückten die ihm untergebenen Krieger heran und bildeten einen schützenden Kreis um ihn. Arik lächelte grimmig und blickte zu Maeriel. "Oder ziehst Du einen dieser Männer vor, gwelyth? Nach unserem Recht darfst Du unter uns wählen."

Maeriel fehlten nun wirklich alle Worte. Arik hatte sie nicht für sich entführt, sondern für all diese Männer. Er hatte sie belogen. Maeriel Blick glitt rasch über die Reihen der Stammesführer. Aber er war sich sicher gewesen, dass sie ihn wählen würde. Und wie wütend sie auch immer war - sie würde sich trotz allem für ihn entscheiden. Bei ihm wusste sie ungefähr, was sie erwarten würde. Die Wahl des geringsten Übels war ihre einzige Chance.

***

Wenig später führte man Maeriel in das Zelt, über dem die Flagge der Krähe wehte. Sie ließ es willenlos geschehen, denn sie erkannte, dass es sich nicht lohnte, sich groß zu widersetzen. Die Frauen um sie herum, die Gefäße mit Wasser und andere Gerätschaften der weiblichen Schönheit mit sich trugen, waren wirklich die Unschuldigsten an ihrem Dilemma und sie wollte sie nicht verletzen.

Im Inneren des Zeltes herrschte eine behagliche Wärme, die langsam in Maeriels steife Glieder kroch und zumindest ihren Körper wärmte. Im Gegensatz zu dem Zelt, in dem sie Arik das erste Mal gegenübergetreten war, war dieser Ort spartanisch und sehr persönlich eingerichtet. In kleinen Kohlebecken glommen Kräuter und verbreiteten einen angenehmen Wohlgeruch. Ein Vorhang trennte den Wohnraum in zwei Teile. Im vorderen Bereich gab es nur einige kleine Truhen, Waffen und einen schmalen Tisch mit einigen Lebensmitteln darauf, die man zu Ariks Rückkehr angerichtet hatte. Der blanke Boden war mit Fellen minderer Qualität bedeckt.

Den hinteren Teil des Zeltes konnte Maeriel nicht einsehen, doch sie musste nicht lange raten, um herauszufinden, dass sie sich von diesem Ort so lange wie möglich festhalten wollte. Die Blicke der Frauen, die Maeriel begleitet hatten, waren ganz unverwandt auf den Vorhang gerichtet und Gekicher setzte ein. Maeriel suchte in ihrem Gedächtnis nach den richtigen Worten und erkundigte sich dann in der Sprache der Norländer:

"Was wird jetzt geschehen?"

Die Frauen verstummten erschrocken, nicht darauf vorbereitet, dass Maeriel sie verstand. Dann lachten sie ein wenig verschämt. Eine von ihnen, ein junges, hübsches Mädchen mit dunkelblonden Zöpfen, antwortete schließlich:

"Wir werden Dich jetzt auf die Hochzeit vorbereiten." Sie hob ein hübsches Gewand hoch, das sie über dem Arm trug. "Das musst Du tragen. Wir werden Dich waschen und Dein Haar kämmen."

"Oh nein", gab Maeriel zurück. Sie war nicht bereit, sich herauszuputzen zu lassen, als sei sie mit der Verbindung einverstanden. "Ich werde so vor Arik treten, wie ich jetzt bin."

Die Frauen wechselten entsetzte Blick und taten Maeriel fast leid. Aber sie bezweifelte, dass ihnen etwas geschehen würde, wenn sie sie nicht dazu brachten, dem Willen Ariks zu folgen. Fast alle von ihnen liefen aus dem Zelt, vor dem Stimmengewirr einsetzte. Das blonde Mädchen hingegen schien die Situation leicht zu nehmen. Sie warf das Kleid über eine der Truhen und trat an dem Tisch. Mit einem gefüllten Becher kehrte sie zu Maeriel zurück und reichte ihn ihr. Da sie zu ahnen schien, was Maeriel durch den Kopf ging, trank sie selbst einen Schluck, bevor sie den Becher weitergab.

"Es ist kein Gift darin", erklärte sie lächelnd. "Es wird Dich nur wärmen." Mit einem ermunternden Nicken beobachtete sie, wie Maeriel einen Schluck des warmen Mostes trank. "Es kommt nicht darauf an, wie Du aussiehst, auch wenn Arik am liebsten eine saubere Braut hätte."

Der verrückte Gedanken, dass sie sich vor zwei Wochen noch über jeden Fleck auf ihren Gewändern geärgert hätte, durchzuckte Maeriel, als sie an ihrer zerrissenen und dreckigen Kleidung herabsah.

"Mir ist gleich, was Arik will", murmelte sie leise. Ihr Gegenüber musterte sie scharf aus klugen, grauen Augen, die Maeriel merkwürdig bekannt vorkamen.

"Wichtig ist, dass Du Dich nicht gegen ihn entscheidest", sprach das Mädchen weiter, so als habe sie nichts gehört. "Er weiß am besten, was gut für uns ist. Die anderen Stammesführer haben ihr Leben lang nicht die Not der anderen Menschen spüren müssen. Arik ist ein Mann des Volkes und nur die Tatsache, dass er ein guter Krieger ist, machte ihn zum Führer seines Stammes. Mit Euch an seiner Seite wird er die richtigen Entscheidungen treffen."

Der Zelteingang wurde zur Seite geschoben. Thoran trat ein und bedachte Maeriel mit einem kühlen Blick.

"Man erwartet Euch", verkündete er und fügte dann drohend hinzu: "Macht nur keinen Fehler, Weib, sonst wird es Euch schlecht ergehen."

"Halt den Mund, Thoran", fuhr ihn zu Maeriels Überraschung das Mädchen an. "Du nimmst Dir zuviel gegenüber Deiner künftigen Herrin heraus."

Der Mann verstummte, blieb aber abwartend stehen. Maeriel seufzte, tauschte einen Blick mit dem Mädchen und trat dann wieder hinaus in die Kälte.

Der Schnee fiel nun dicht und schwer. Der Wind war ein wenig abgeflaut. Alle Blicke der Anwesenden richteten sich auf Maeriel, die den Kopf hob und sich bemühte, überlegen auszusehen. Arik erwartete sie, im Kreis der anderen Stammesführer, die eine bedrohliche Front bildeten. Einem Mann, der offensichtlich ein Emporkömmling war, diese Hochzeit zugestehen zu müssen, musste sie mit hilfloser Wut erfüllen.

Arik hatte sich einen kostbaren Pelz umgelegt und in der kurzen Zeit seinen Bart ordentlich gestutzt. Humor funkelte in seinen Augen, als er ihre unordentliche Gestalt erblickte, ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, das reine Freundlichkeit enthielt. Er reichte ihr die Hand, die sie zögerlich ergriff. Es gab kein Zurück mehr.

Ein alter Mann in einer weißen Robe trat vor, offensichtlich ein Priester der Menschen. Er begann zu reden, und obwohl Maeriel die Sprache der Norländer verstand, drang keines seiner Worte wirklich zu ihr durch. Einsam unter vielen, stand sie inmitten des fallenden Schnees und kam sich vor wie die Zuschauerin in ihrem eigenen Leben, ohnmächtig und verlassen.

Schneller als erwartet endete die Zeremonie und erst als Arik kurz seinen Mund auf ihre kalten Lippen drückte, kam sie wieder richtig zu sich. Anstandslos ließ sie sich von ihrem Mann in sein Zelt führen.

***

Sie war vor der Hochzeit mit einem Mann geflohen, den sie hätte lieben können und war doch von ihrem Schicksal eingeholt worden. Das war die Strafe für ihre Vermessenheit.

Dieser eine Gedanken füllte Maeriels Kopf, als die Zeltbahn hinter ihn zufiel und sie endgültig in Ariks Reich einschloss. Dass der Krieger sie angesprochen hatte, bemerkte sie erst, nachdem er sich wiederholt hatte:

"Du hast meine Schwester Alwina schon kennengelernt?" Maeriel blickte auf und sah das junge Mädchen, das auf sie und Arik in der Mitte des Zeltes wartete. Die grauen Augen, die ihr so bekannt vorgekommen waren, begegneten ihr freundlich. "Vormals war sie die Herrin meiner Familie, doch jetzt bist Du es. Ich wünsche, dass Ihr gut miteinander auskommt."

Alwina trat auf sie zu und küsste Maeriel auf die Wange. Dann verließ sie das Zelt. Arik sah ihr flüchtig nach und wandte sich dann Maeriel zu, die beunruhigt sofort einen Schritt zurückwich.

"Ihr haben vergessen zu erwähnen, dass ich die Wahl hatte", sagte sie, um die Stille zu vertreiben und zumindest Worte zwischen sich und Arik zu bringen. Dieser hob die Schultern.

"Mir war klar, dass Du das wählen würdest, was Du kennst", gab er ungerührt zurück und trat dann an den Vorhang heran, den er einladend zur Seite zog. Als Maeriel keine Anstalten machte, sich zu bewegen, erklärte er sich sehr freundlich, doch mit Stahl in der Stimme: "Wir müssen das hier hinter uns bringen. Mach es Dir nicht schwerer als nötig."

Die unausgesprochene Drohung sickerte langsam zu Maeriel durch, die vor Entsetzen und Abscheu wie paralysiert war. Ihre Beine bewegten sich wie von selbst, waren ihrer bewussten Kontrolle entglitten; sie ging an Arik vorbei und trat durch den Vorhang. Das große Bett nahm sie nur am Rande wahr, die Kohlenpfannen, die daneben standen, den Gehruch der Kräuter. Viel bedrohlicher erschien ihr der große Mann, der sich hinter sie stellte und begann, ihren Nacken zu streicheln. Seine kundigen Finger lösten die Spange ihres Umhanges, dann drehte er sie zu sich herum und blickte sie prüfend an.

"Nein", sagte sie leise mit kaum hörbarer Stimme. "Tut das nicht."

"Ich will Dir wirklich nicht wehtun, gwelyth, aber wenn ich zwischen Deinen Wünschen und der Notwendigkeit entscheiden muss, dann weiß ich, was ich zu tun habe." Er schob sie mit sanfter Gewalt zum Bett und setzte sie darauf, wie einen seelenlosen Gegenstand. Maeriel wollte kämpfen, schreien oder auch nur weinen, doch sie war zu nichts anderem mehr fähig als das Entsetzen zu spüren, das sie lähmte. Arik drückte sie auf den Rücken und kam zu ihr, drückte sie mit seinem Gewicht sachte, aber nachdrücklich in die Felle.

Er begann, sie zu küssen und zu streicheln, wollte ihr die Angst nehmen, doch es konnte ihm nicht gelingen. Maeriel erwachte aus ihrer Starre, ganz plötzlich, so als habe ihr Körper auf ein Zeichen gewartet. Sie begann sich gegen die Umarmung zu wehren, doch ihre Stärke reichte nicht, um ihn beiseite zu stoßen, obwohl es ihm einige Mühe bereitete, gegen ihre Elbenkräfte anzukommen. Sein Griff verlor plötzlich an Sanftheit und wurde schmerzhaft.

Maeriel spürte, wie ihre so lang unterdrückte Wut erneut in ihr wuchs. Eine Stimme schwoll in ihrem Kopf an, ein Laut formte sich in einem Tonfall, der nicht ihr eigener war und doch vertraut klang.

'Nein!', schrie die mächtige Stimme und im selben Moment hörte Maeriel ein Krachen. Arik rollte sich wie ein Blitz von ihr herunter und zuerst verstand sie überhaupt nicht, warum. Dann sah sie es. Die Kohlenpfannen waren umgestürzt und die Glut fraß sich in Windeseile durch die Zeltbahn und die Felle auf dem Boden. Erste Flammen züngelten ungezähmt nach oben, Rauch füllte die Luft. Arik starrte fassungslos aus das Meer des Feuers, das innerhalb von Sekunden auf das halbe Zelt übergegriffen hatte. Maeriel teilte seine Überraschung und sprang vom Bett. Sie war im Begriff, durch den Vorhang zu stürzen, als auch dieser in Flammen aufging. Sie war gefangen in einem Kreis von Feuer. 'Geh hindurch!', rief ihr Kopf, doch Maeriel konnte ihm nicht folgen. Aus irgendeinem Grund riet ihr ihr Instinkt, es nicht zu tun - und er war mächtiger als der Rat der fremden Stimme. Im selben Moment, in dem sie sich entschied, geschah es.

Die Flammen schrumpften, so als wären Berge von Wasser auf sie herabgefallen, und verloschen einen Moment später ganz. Zurück blieben völlig unberührte Zeltwände und auch die Einrichtung wies keinen Hinweis darauf auf, dass soeben noch ein Flammensturm getobt hatte.

Maeriel war fassungslos. Arik stand ihr gegenüber und starrte sie an. Das erste Mal erblickte sie in seinen Augen ein Gefühl, dass sie bei ihm noch nicht erlebt hatte. Angst.