Kapitel 10 - Ins Ungewisse

"Ich bin wirklich enttäuscht." Ariks Stimme klang sehr leise und beherrscht, aber Maeriel hatte sehr schnell erkannt, dass hinter seiner Freundlichkeit kaum verhohlene Wut stand. Deswegen widersprach sie ihm nicht oder erzählte ihm, was sie in Swarens Zelt gehört hatte, sondern saugte stumm an ihrer blutenden Unterlippe, die bei der unsanften Beförderung in Ariks Zelt aufgeplatzt war. Ihre Hände waren um den Mittelpfosten des Zeltes gebunden und durch ihre sitzende Haltung war sie gezwungen, zu Arik aufzublicken. Die Zeit der scheinbaren Gastfreundschaft war vorbei. "Ich hatte gedacht, dass Du verstehen würdest, welche Bedeutung Du für uns alle hast."

"Ich habe nur für Euch Bedeutung", betonte Maeriel vorsichtig, um ihn nicht zu reizen. "Ihr haltet Euch für den besten Anführer und habt bei der Sicherung Eurer Position den Fehler gemacht, Euch mit den Elben anzulegen. Ich wage Eure Fähigkeiten nicht zu bezweifeln, aber wer weiß, vielleicht hätte einer der anderen Männer klugerweise einen Pakt mit meinem Volk geschlossen."

Arik starrte sie für eine Weile stumm an und Maeriel fürchtete schon einen gewaltigen Wutausbruch, doch dann senkte der Krieger kurz den Blick.

"Ich wusste, dass es Ärger geben würde, als ich erfuhr, dass Dein Begleiter der Prinz von Düsterwald ist. Aber da gab es schon kein Zurück mehr für mich." Er kniete sich neben sie und strich ihr durch das nasse Haar. "Ich wollte Dich vom ersten Moment an haben, als ich Dich sah. Ich hätte Euch beide freilassen können, doch ich tat es nicht."

"Der Anblick einer Frau sollte niemals eine Rechtfertigung sein." Maeriel bewegte ihre Hände, um die Durchblutung anzuregen. Ihre Gedanken rasten. Innerhalb von einer Minute war Arik wieder in eine Stimmung gelangt, in der man mit ihm diskutieren konnte. Sie musste es zumindest versuchen. "Noch ist es nicht zu spät. Wenn Ihr mich jetzt gehen lasst, werde ich die Elben überzeugen, Euch ziehen zu lassen. Dann müsst Ihr nur noch mit den Rhûnländern umgehen."

Arik schüttelte den Kopf und wirkte amüsiert, so als habe sie einen Scherz gewagt.

"Die Rhûnländer haben sich gegen uns verschworen. Sie stehen einen halben Tagesmarsch entfernt im Osten und im Süden und schneiden uns den Weg ab. Einer ihrer Späher, der uns in die Hände fiel, berichtete von einem Bündnis zwischen Elben und Zwergen, das im Westen aufmarschiert und den Rhûnländern mit furchtbarer Rache drohte, wenn sie ihren Pakt mit uns nicht auflösen würden. Als Belohnung für ihre Kooperation haben sie den Rhûnländern den Inhalt unseres Lagers geboten und da diese Sklavenhalter sind, mache ich mir über die Auswirkungen dieses Paktes keine Illusionen." Er erhob sich wieder, der Moment der Verhandlung war vorbei. "Wir könnten zurück nach Norden gehen, doch das wäre unser Tod. Es bleibt nur der Kampf. Du wirst hier im Lager als unsere Geisel bleiben. Vielleicht ist es möglich, so einen Überfall auf unsere Familien zu verhindern."

"Mein Volk würde ihnen nichts tun", empörte sich Maeriel.

"Das glaube ich Dir, allerdings werden wohl die Rhûnländern nicht so gnädig sein. Da die Elben das Kommando führen, werden sie den fremden Truppen einen Überfall verbieten, wenn Du noch in unserem Lager bist. Vielleicht können wir mit Dir einen freien Abzug erreichen." Ariks Miene wurde finster. "Unsere Frauen würden niemals erlauben, dass feindliche Krieger ihre Ehre rauben. Sie würden sich eher töten als gefangen nehmen lassen."

In Maeriels Kopf festigten sich die Informationen zu einem Bild. Das Gemurmel aus Swaerens Zelt machte fast einen Sinn, auch wenn ihr einige wichtige Hinweise noch fehlten. Der Stammesführer hatte anscheinend vor, mit seinen Leuten als Rückendeckung im Lager zu bleiben - da sie umzingelt waren, ein ganz normaler taktischer Zug. Dann wollte er dafür sorgen, dass die Seinen überlebten - nur wie? Maeriel glaubte nicht, dass ein Überfall des Lagers auf lange Zeit zu verhindern war, selbst wenn sie sich noch darin befand.

"Was werdet Ihr nun tun?", erkundigte sie sich.

"Wir werden zu den Waffen gehen und die Elben angreifen. Falls wir gegen sie bestehen sollten, werden wir gen Westen ziehen - wenn es dann noch ein Volk geben sollte, das diesen Weg antreten kann. Aber besser im Kampf und von eigener Hand zu sterben als durch Kälte, Hunger und Sklaverei."

Maeriel hatte ihm lediglich mit einem Ohr zugehört, da sie langsam durchschaute, was Swaeren plante. Wenn die Rhûnländer ihre Beute, nämlich das Lager, betreten würden, würden sie nur Berge von Toten finden. Es sei denn, Swaeren verhinderte auf irgendeine Weise diesen Massenselbstmord, übergab die Frauen und Kinder als Sklaven an die Eroberer und kaufte sich selbst und seinen Stamm durch diese Handlung frei.

Ein verwickelter Plan, der darauf setzte, dass Arik den schweren Weg, den Kampf mit den überlegenen Völkern der Zwergen und Elben, zuerst wählte.

Maeriel öffnete den Mund, um nun, da sie sich sicher war, Arik ihre Schlüsse zu berichten, als eine Gestalt durch den Zelteingang trat. Es war Thoran, dessen Blick sich sofort, als er sie sah, verfinsterte.

"Herr", sagte er mit einer kleinen Verbeugung. "Wir sind im Morgengrauen bereit zum Abmarsch. Wollte Ihr die Vorbereitungen überwachen?"

"Natürlich", nickte Arik und sah dann zu Maeriel. Die Nachricht seines Stellvertreters hatte ihn in kurzer Zeit erstarren lassen. Nun sprach kein Gefühl mehr aus seiner Gestalt. "Thoran wird bei Dir bleiben, als meine Stellvertretung im Lager. Er ist Dir nicht so freundlich gesonnen wie ich oder meine Schwester und wird Deinen Einflüsterungen widerstehen können." Er schenkte Maeriel ein kleines Lächeln. "Dies ist wohl ein Abschied, gwelyth. Aber sicher nicht unser letzter."

Kaum eine Sekunde später war Arik in die Nacht hinaus verschwunden. Maeriel blickte in Thorans grimmiges Gesicht, als er sich in ihrer Nähe auf einem Schemel niederließ. Mit ihm würde sie nicht reden können. Frustriert begann sie vorsichtig, vorsichtig an ihren Fesseln zu zerren.

***

Die Nacht verging, ohne dass im Inneren des Zeltes etwas geschah. Thoran schwieg beharrlich. Er drehte einen kurzen Dolch zwischen seinen groben Fingern und starrte auf den Eingang des Zeltes. Offensichtlich fühlte er sich gegenüber seinen Gefährten zurückgesetzt mit der Aufgabe, Ariks Ehefrau zu bewachen.

Maeriel stellte fest, dass ihre Fesseln dieses Mal unüberwindlich waren und ihre Unruhe stieg von Minute zu Minute. Sie hörte das Jaulen der den Krieg witternden Wolfshunde vor der Plane des Zeltes, Waffengeklirr und laute Stimmen, die stritten und prahlten. Die Normänner rüsteten zu ihrem wahrscheinlich letzten Zug.

Der schmale Streifen von Licht, der durch den Eingang des Zeltes fiel, kündigte ihr den neuen Morgen an. Die Geräusche der Männer auf dem Platz vor Ariks Behausung wurden leiser, entfernten sich. Zurück blieb ein eisiges Schweigen, geschwängert von Zweifels und Angst.

Maeriel wusste, dass es Zeit zu handeln war. Auch wenn sie Groll gegen Arik hegte, sie würde niemals erlauben, dass unschuldige Frauen und Kinder leiden mussten. Allerdings wusste sie um die grausame Doppeldeutigkeit der Entscheidung, die sie treffen würde. Wenn sie Arik warnte und das Lager fiel, würden alle von eigener Hand sterben. Wenn sie Swaeren gewähren ließ, würden Frauen und Kinder in die Sklaverei gehen, ein Schicksal, das vielleicht noch schlimmer war als der Tod. Maeriel wollte nicht entscheiden, welcher Weg der richtige war. Doch plötzlich öffnete sich ihr Mund und Worte sprudelten heraus.

"Thoran, ich muss mit Arik reden. Das Lager ist in Gefahr." Sein Kopf ruckte nach oben, seine hellen Augen fixierten sie ungehalten. Der zwischen seinen Fingern wirbelnde Dolch erstarrte. "Bitte, Swaeren will diejenigen, die im Lager bleiben, gefangen setzen und an die Rhûnländer übergeben, um sein Leben zu retten."

Abrupt schwieg sie, verwirrt, dann wütend, als sie erkannte, dass es nicht ihre eigene Stimme gewesen war, die gesprochen hatte.

'Die Warnung wird Dich im Ansehen der Leute höher stellen. Das solltest Du ausnutzen', triumphierte der Feind in ihr. Maeriel zuckte zusammen wie vom Blitz getroffen. Soviel Macht hatte es schon über sie, dass es für sie sprechen und Entscheidungen treffen konnte?

Thoran erhob sich mit der Schwerfälligkeit eines muskulösen Mannes und trat zu ihr. Maeriel verfolgte besorgt seine Bewegungen, als er hinter sie ging. Sekunden später fielen ihre Fesseln zu Boden. Thoran murmelte etwas, das sie nicht verstand, doch als sie wegen des Geräusches aufsah, erkannte sie gerade noch das Blitzen einer fallenden Klinge.

Schnell rollte sie sich zur Seite und kam auf die Beine. Thoran schnellte heran, und da Maeriels Gliedmaßen vom langen Sitzen leicht taub waren, konnte sie nicht ausweichen. Sie gingen gemeinsam zu Boden und der Aufprall drückte Maeriel für einen Moment die Luft aus den Lungen. Plötzliche Angst befiel sie, dass sie an diesem feindlichen Ort nun sterben musste.

Doch im selben Moment ertönte ein dumpfer Schlag und Thoran kippte mit einem Ächzen von ihr herunter. Maeriel rang nach Atmen und erkannte Alwina, die mit gezücktem Schwert neben ihr stand. Sie hatte den Vertrauten ihres Bruders mit der breiten Seite der Klinge bewusstlos geschlagen. Doch die Spitze schwebte über Maeriels Kehle.

"Erklär mir das!", forderte Ariks Schwester entschlossen und senkte das kalte Metall soweit herab, das Maeriel es an ihrer Haut spürte.

"Die Fesseln", krächzte Maeriel. "Er hat sie durchgeschnitten. Ich wollte nicht noch einmal fliehen." So schnell wie möglich versuchte sie Alwina zu erklären, was sie herausgefunden hatte und was im Zelt geschehen war, aber die Konfusion über Thorans Angriff und den ohnehin schon komplizierten Plan verschlangen kostbare Minuten. Am Ende verlegte sie sich aufs Flehen. "Dein Bruder rückt bereits ab. Wenn wir nicht sofort handeln, dann wird es zu spät sein."

Alwina zögerte, doch dann nickte sie. Sie rief die Wachen herein und sorgte dafür, dass Thoran gefesselt wurde. An Maeriel gewandt, sagte sie schließlich:

"Komm. Du wirst Arik selbst berichten, was Du herausgefunden hast. Thorans Versuch, Dich zu ermorden, ist ein Beweis für Deine Unschuld. Aber ich warne Dich, wenn Du uns zu hintergehen versuchst -."

Die junge Frau ließ den Satz unbeendet. Der stählerne Unterton ihrer Stimme ließ ihre Verwandtschaft zu Arik deutlich erkennen. Maeriel nickte stumm und eilte dann hinter Alwina aus dem Zelt.

***

Der Morgen dämmerte, doch es gelang dem Licht kaum, die Ebene vollständig zu erhellen. Zwischen dem weißen Himmel und der weiten Schneedecke lag ein grauer, feuchter Nebel, der alles einhüllte.

Das Lager lag wie ausgestorben vor Maeriel, als sie Alwina folgte. Ihre Stiefel versanken fast knöcheltief im Schnee. Der Wind heulte, Zeltplanen flatterten. Es war kein Tag, der Freude verhieß.

Sie verließen im Westen den äußeren Teil des Lagers. Vor ihnen erstreckte sich das Rhûnland. In nicht allzu weiter Entfernung erblickte Maeriel der abziehenden Truppen der Norländer. Eine breite Front Krieger marschierte dem Kampf entgegen, etwas sechshundert Mann, doch so genau konnte Maeriel es nicht bestimmen. Hunde liefen ihre Kreise um die Gruppe und bellten, das Geräusch aus ihren Kehlen schallte über die leere Landschaft. Die Normänner hatten keine Angst, dass man sie kommen hörte.

Alwina pfiff gellend, dreimal kurz hintereinander. Nichts geschah. Sie wiederholte das Signal, und tatsächlich lösten sich wenig später drei Berittene aus den Kampfreihen und trabten zu ihnen zurück. Arik, der in voller Rüstung auf seinem kräftigen Hengst saß und einen Speer in der Hand hielt, war einer von ihnen.

"Was gibt es, Schwester?" Er war weder ungehalten noch stellte er Fragen über ihr Motiv, ihn aufzuhalten. Anscheinend wusste er, dass etwas Bedeutendes vorgefallen sein musste. Alwina war Maeriel einen auffordernden Blick zu. Sie wiederholte also alles, was sie bereits einmal erzählt hatte. Während sie sprach, beobachtete sie die Veränderungen in Ariks Gesicht. Schon bei der Erwähnung von Swaerens Namen wurde er ungehalten und als ihr Bericht endlich beendet war, sah er sie für einen Moment lang an. Als ob er die Wahrheit in ihrem Gesicht lesen könne.

Dann trieb er sein Pferd im Galopp zurück ins die Zeltstadt. Alwina stieß einen leisen Seufzer aus.

"Er vertraut Dir, obwohl Du vor ihm fliehen wolltest. Du musst wirklich große Macht haben."

"Nein!" Maeriel schüttelte den Kopf. In Wirklichkeit hatte sie keine Macht. Sie war ein Nichts in dieser Welt, wurde hin und hergeworfen vom Schicksal, zwischen Männern und Völkern. Ein Gedanke, der ihr schon öfters gekommen war in der vergangenen Zeit, drängte sich ihr erneut auf, als sie Arik mit einigem Abstand zurück ins Innere des Lagers folgte. Dieser zerstörerische, bösartige Gedanke stammte nicht von der Stimme, die immer mehr Einfluss auf ihr Leben bekam. Es war sie selbst, die überlegte, ob sie nicht akzeptieren sollte, was mit ihr geschah. Magie war vielleicht der Weg, der für sie vorgesehen war, auch wenn sie sich dafür Stück für Stück selbst aufgab.

Alwina und Maeriel erreichten den Kreis der innersten Zelte, als aus dem Eingang von Ariks Behausung ein Körper geflogen kam. Thoran war bewusstlos, sein Gesicht zerschlagen. Rotes Blut tropfte in den Schnee und zeigte sich auch an Ariks Fäusten, als der Krieger seinem Opfer folgte.

Maeriel war erschrocken. Auf ihren Rat hin war dies geschehen. Und wenn sie sich nun irrte? Doch im selben Moment, als in ihr erneut Zweifel über ihr Handeln aufkeimte, traten aus einer Gasse Swaeren und einige seiner Leute.

In der Mitte des Kreises blieb er stehen. Sein Lächeln wirkte offen, doch Maeriel konnte in seinen Augen eine gewisse Starre wahrnehmen. Swaeren war unsicher und der Anblick von Thoran, der offensichtlich von seinen Plänen wusste, diente nicht gerade dazu, seine Sorge zu zerstreuen.

"Du wolltest mich sprechen, Arik?", erkundigte er sich. "Man sagte mir, Du seist bereits abgereist?" Einer seiner Männer murmelte etwas und die anderen lachten höhnisch. Arik zuckte nicht einmal mit der Wimper. "Warum bist Du nicht bei Deinen Truppen?"

"Ich beschuldige Dich des Verrats und benenne als meine Zeugen Thoran, Sohn von Frands und meine Ehefrau Maeriel." Arik legte drohend die Hand auf den Knauf seines Schwertes. Swaeren ließ die Anschuldigung nicht auf sich sitzen.

"Was für Zeugen! Ein Bewusstloser und ein betrügerisches Elbenweib. Macht Euch nicht lächerlich, Arik. Vergesst Eure Worte und kehrt zum Kampf zurück. Meine Leute und ich werden dieses Lager schützen, so gut wir es vermögen - und alle, die sich darin befinden." Sein durchdringender Blick heftete sich auf Maeriel. Er schien nicht damit zu rechnen, dass es wirklich zu einer Auseinandersetzung kommen würde, da die Zeit drängte. Doch Arik tat nicht das, was man von ihm erwartete.

"Schon allein für die Beleidigung meiner Frau sollte ich Dir eine Lektion erteilen." Arik zog endgültig sein Schwert und trat Swaeren drohend entgegen. "Aber ich fordere Dich nun nach dem Willen unseres Volkes zum Zweikampf. Die Götter werden über meinen Verdacht entscheiden."

Kaum hatte Arik den Satz beendet, da hatte Swaeren schon blank gezogen und stürmte auf seinen Gegner zu. Die Schwerter der Krieger prallten klirrend aufeinander, wurden durch die Wucht der Schläge voneinander abgelenkt. Der Kreis der Umstehenden zog sich auseinander, um einer unfreiwilligen Einmischung zu entgehen. Maeriel stockt der Atem, als sie die Chancen der beiden Kämpfer abwog. Swaeren war breit und kräftig, die massive Wucht seiner Schläge war nicht zu unterschätzen. Arik war ein wenig größer als sein Gegner, schmaler und schneller. Beiden Männern war ihre Wut und ihre Entschlossenheit anzusehen. Als Arik nach einem besonders schnellen Hieb zurücktaumelte, fühlte Maeriel auf einmal, wie sich Alwinas Hand in ihre stahl. Sie drückte sie fest und lächelte Ariks Schwester beruhigend zu.

Immer mehr Frauen und Kinder verließen den Schutz ihrer Zelte, um dem Schauspiel beizuwohnen. Fasziniert und verängstigt beobachteten sie, wie Kampf und Gewalt in ihre eigenen Reihen vorgedrungen waren.

Swaeren war anzusehen, dass er nichts mehr zu verlieren hatte. Wenn er unterlag, würden wohl auch die Mitglieder seines Stammes das Ansehen und vielleicht sogar das Leben verlieren. Dementsprechend legte er viel Energie in den Kampf, während Arik den Angriffen auswich und nur parierte, wenn es nicht anders ging. Er wollte seinen Gegner müde machen.

Plötzlich geschah es. Swaeren machte einen Ausfall und Arik wich ihm geschickt aus, woraufhin Swaren das Gleichgewicht verlor und vorwärts fiel. Maeriel wandte den Blick ab, da sie kommen sah, was geschah. Als sie das nächste Mal zum Kampfplatz sah, lag Swaeren tot am Boden, eine klaffende Wunde in seiner Seite.

Arik verharrte für einen Moment über der Leiche seines Gegners, dann blickte er auf und in die Runde. Seine Stimme hallte laut über den Platz.

"Ich überlasse es Euch, mit ihm und seinem Stamm so zu verfahren, wie Ihr es wollt. Meine Schwester wir Euch den Ausmaß ihres Verrats mitteilen."

Dann steckte er seine Waffe ein und verließ den Kreis. Vor Maeriel blieb er stehen. Für einen Moment blickte er sie einfach nur an, dann zog er sie heftig in seine Arme und küsste sie. Dieses Mal wehrte sich Maeriel nicht. Als Arik sein Pferd bestieg und schweigend davonritt, beschlich sie das eigenartige Gefühl, dass es sie schmerzen würde, ihn niemals wiederzusehen.