Don't Cry For US

01: Dinge zu erledigen

„Hey! Hey Auron, sieh mal! Ich habe einen Schmetterling gefangen!" Jecht hielt das kleine Insekt fast behutsam in den Händen. Der Schmtterling schien ein wenig zu schimmern, wie alles im Wald von Macalania.

Auron warf dem Blitzballspieler einen entnervten Blick zu. „Wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen?! Wir sind nicht zum Vergnügen hier!"

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. „Du bist nervös, nicht wahr, mein Freund?" sagte Braska leise und seine Stimme klang wie immer äußerst beruhigend. „Ich habe es gemerkt.Es macht dir zu schaffen, dass wir nicht weit von der Stillen Ebene entfernt sind, oder?"

„Lord Braska, ich..."

Doch der Summoner ließ seine Garde nicht aussprechen. „Lass uns den Spaß. Bald wird er uns vielleicht vergehen." Auron nickte stumm. Jecht zog eine beleidigte Grimasse und ließ den Schmetterling fliegen. „Genau, Spielverderber!" brummte er.

Schon nach wenigen Metern musste die Gruppe wegen ihm erneut stehen bleiben. „Sagt mal... diese ganzen Kristalle hier... ist das Eis?" Braska lächelte. „Fass es an." Langsam streckte Jecht seine Hand aus und berührte das Gebilde aus glänzendem Kristall. „Es... ist nicht kalt."

Auron lehnte sich gegen einen großen Baum und seufzte resignierend.

„Es ist das Wasser, aus dem Sphäroiden entstehen," erklärte Braska. Jecht grinste. „So wie dieser hier?" Er zog seinen Reise-Sphäroiden aus der Tasche. „Du drehst immernoch deine Filmchen," brummte Auron. „Diese Dinger sind doch auch irgendwie magisch, nicht? Es läßt sich allehand damit aufnehmen und je mehr Sphären man hat, desto stärker wird man... oder so..." Auron ging Jecht's Fragerei allmählich mächtig auf die Nerven.

„Um das genauer zu verstehen, muss man wohl Yevoniter sein," sagte er ungehalten. Braska sah ihn erstaunt an.

„Aber du bist doch auch ein..."

„Ich WAR ein Anhänger Yevons."

„Ich habe nie gewusst, das du der Religion unseres Landes den Rücken gekehrt hast," gab Braska zu und krazte sich am Kopf.

„Das habe ich schon getan, als ich mich euch anschloss, Lord Braska," sagte Auron kühl.

„Aber wieso?"

„Nun, wenn Yevon so mächtig ist, warum läßt er die Summoner sterben? Alles was er tut, ist uns eine "Hilfestellung" geben. Er läßt einige Ungesandten als Asthra hier, andere hatten Pech und werden zu Monstern. Ihr vielleicht auch... Sieht so eine gerechte Religion aus? Wenn Sin eines Tages zurückkehrt, und ihr wisst, das er das wird, dann werden die Leute sagen: ‚Betet zu Yevon, aufdass er uns beschützt!' Aber wer beschützt die übrigen Menschen? Die Summoner! Mir ist einiges nicht klar, aber ich glaube nicht, dass Yevon etwas tut."

Braska seufzte. „Nun vielleicht hast du Recht. Aber alles was ich tue, tue ich aus eigener Überzeugung. Yevon gab mir meinen Weg, ob ich ihm folge oder nicht, muss ich entscheiden. Yevon ist mein leitender Stern. Er gibt mir die Möglichkeiten aufdass ich meine Entscheidungen treffen kann."

„Lord Braska..."

Auron war überwältigt. Dieser Mann verdiente es wahrlich, in die Geschichte einzugehen. Er war so stark und überzeugt, er tat es wirklich für die Menschen, die ihm wichtig waren. Er hoffte wohl, dass Yevon ihren Schmerz eines Tages lindern würde, wenn Braska nicht mehr da war...

Den Schmerz der kleinen Yuna, die noch viel zu jung war um das alles zu verstehen, aber später den selben Weg zu gehen hatte...

Oder er selbst, der Angst vor jedem einzelnen Schritt richtung Zanarkand hatte.

Auf einmal hörten die Beiden eine rauhe Stimme nach ihnen rufen. „Hey ihr Schlafmützen! Kommt ihr bald mal?" Jecht war fröhlich winkend vorausgelaufen.

„Es ist, als würde man mit einem Kind reisen!" grollte Auron und Braska lachte leise.

Dann sprinteten sie hinter dem Blitzballer her. An einer kreuzung blieben sie keuchend stehen.

„Wo ist er denn jetzt wieder hin?!" Auf der einen Seite ging der Weg weiter, auf der anderen Seite war in der Ferne eine Quellen mit Wasser für die Sphäroiden zu sehen. Braska grinste ein wenig und sah seinen Freund an. „Wohin wohl?"

Als der Summoner und seine Garde auf die Lichtung mit der Quelle traten, sahen sie Jecht auf dem Boden hocken und etwas filmen. Auron wollte schon nach ihm rufen, als Jecht ihm bedeutete, ruhig zu sein.

„Hallo mein Junge. Wenn du das hier siehst, hat es dich wohl auch hierher verschlagen. Ich werde Auron bitten, auf dich aufzupassen. Er mag ein wenig schwierig sein, aber ihr werdet euch schon aushalten!" Jecht lachte leise.

Auron ballte eine Hand zu Faust. „Dieser unverschämte..."

„Ich hoffe, du hast dir das heulen abgewöhnt, ein Summoner kann nämlich nur starke Guardians gebrauchen! Aber du schaffst es bestimmt, immerhin bist du mein Sohnemann! Ich hätt dich ja gern selbst gesehen... aber das wird wohl nicht mehr gehen. Wie dem auch sei... ähm... ich hoffe du hast nicht unterwegs ein Bein oder sowas verloren und... pass auf dich auf, ok? Das war Jecht, over and out."

Schnell versteckte er den Sphäroiden unter einem Baum.

Braska lächelte warum und herzlich. „Sieh mal einer an..." murmelte er.

Auron knurrte leise, dann schritt er auf Jecht zu. „Hey! Jecht! Wehe, du tust das nochmal, verstanden? Der Summoner muss von seiner Garde beschützt werden, wenn jetzt ein Monster angegriffen hätte, dann..."

„Schon gut, hab's kapiert." Jecht ließ traurig den Kopf hängen. „Ich würde dann mal sagen, wir gehen weiter, Mister Hauptsache-ich-hab-was-zu-meckern !"

Wieder trottete Jecht voraus. Braska sah ihm nach. Er schlurfte fast.

„Er vermisst seine Famile, Auron. Das musst du verstehen," gab er leise zu bedenken.

„Ihr doch auch, nicht wahr? Verlangt ihr deshalb etwa eine Spezial- Behandlung? Eure Bürde ist schwer genug."

„Jecht macht mindestens genauso viel duch wie ich. Was ist mit dir? Vermisst du Kinoc?"

„Nein." Mit diesen Worten sprintete Auron hinter Jecht her.

Braska zuckte mit den Schultern. „Stur wie immer, alle beide..."