03: Begegnung

Nach drei Stunden Marsch trat die Gruppe auf die ersten Eisfragmente. Braska schauderte. "Das ist mir nun wieder zu kalt, muss ich zugeben..." stotterte er vor Kälte.

Dann wand er seinen Blick zu Jecht. "Du hast noch nicht einmal ein Hemd, du musst doch erfrieren!" "Ach was!" Der vorlaute Blitzballer deute stolz auf seine Brust. "Wenn man ein weltklasse Blitzballspieler ist wie ich, dann hat man ein hartes Training zu durchlaufen! Da schwimmt man auch schonmal durch Eiswasser..." In diesem Moment ging Auron langsam an ihm vorbei.

"Wenn dich das überhaupt nicht stört, warum hast du dann eine Gänsehaut, Meisterspieler?" fragte er fast neckisch.

"Hey so eine kleine Gänsehaut wird doch wohl noch...!" Jecht machte eine Geste als wolle er hinter Auron herrennen, bewegte sich aber kein Stück. Braska seufzte. "Dir ist doch kalt..."

Dann kniff er die Augen zusammen. "Sehr ihr die Wolke dort drüben?" fragte er seine Garde und deutete in den Himmel, "Das ist eine Sturmfront. Ein Schneesturm wird aufkommen!" Auron sah in dieselbe Richtung und nickte.

"Allerdings ist es noch ein Marsch von zwei Stunden zum Nächsten Reisebedarfsladen."

Es war also nötig, einen ordentlichen Zahn zuzulegen, und Jecht tat dies auch prompt. Die Sicht wurde mit dem Wetter schlechter, sodass Braska und Auron ihren Kameraden wieder einmal aus den Augen verloren und ihm nachrennen mussten. Als Braska Jecht wiedergefunden hatte, hörte er plötzlich aus der Ferne ein Schneemobil in ihre Richtung düsen.

"Jecht, VORSICHT!!" schrie er noch über den aufkommenden Sturm hinweg, aber dieser marschierte achtlos weiter. Auch der Fahrer des Schneemobils bemerkte den eigentlich ziemlich großen Mann zu spät. Der Fahrer versuchte noch auszuweichen, indem er sich in die Kurve legte, schaffte es aber nicht so ganz und Jecht bekam eine Breitseite mit, die ihn in den Schnee warf.

Schnell sprang der Fahrer von seinem Gefährt. "Das tut mir leid! Alles in Ordnung?!"

Er hatte blaue Haare und eine sehr eigenwillige Frisur, dazu etwas Ähnliches wie eine Tättowierung, die sich über sein gesamtes Gesicht zog. Er war 15 bis 16 Jahre alt, sein Gesicht sah aufrichtig und vornehm aus.

Jecht rieb sich ein Bein. "Nur eine Schramme," beteuerte er.

"Ein Guado...?" murmelte Auron leise, doch der Junge hatte seine Worte gehört. "Ja, ich bin Seymor Guado, Jyscals Sohn."

"Oh!" Hastig machte Braska die Gebetsverbeugung, die laut Yevon üblich war. "Ich wusste leider gar nicht, dass Lord Jyscal einen Sohn hat!"

Auch Seymor verbeugte sich. "Mein Vater ist eben berühmter als der Rest seiner Familie." Keinem entging der leicht säuerliche Unterton in seiner Stimme. "Ich... war zwar gerade auf dem Weg nach Bevelle, aber nach solch einen Maleur ist es meine Pflicht, euch meine Hilfe anzubieten, werte Herren!" fuhr er fort.

Braska wohlte sein Angebot schon ablehnen, als er Jechts mitleiderregenden Blick sah. "Ähm... ich denke, sie könnten uns helfen, indem sie Jecht hier mit zu dem Laden für Reisebedarf nehmen. Wir werden nachkommen."

"Aber Lord Braska!!" Auron schritt ernergisch ein. "Ich bin dafür, euch transportieren zu lassen!!" Braska hob die Hand. "Mein lieber Freund, mir macht laufen nichts aus. Ich bin warm gekleidet und unverletzt, im Gegensatz zu Jecht." "Er... er nutzt eure Freundlichkeit schier aus!!"

"Auron, es reicht!" Braskas Stimme hatte deutlich an Schärfe gewonnen und der Schwertkämpfer wagte es nicht, ihm nun zu widersprechen.

"Lord?" Seymor runzelte die Stirn. "Seid... ihr ein... Summoner?" Braska nickte. "Folgt ihr nicht dem Weg eures Vaters und werdet es ebenso?" fragte er freundlich, doch der Blick des Jungen verfinsterte sich. "Ich folge ihm insofern, dass auch ich meine Reise abbrach." "Und wo?" "Das ist nicht von Belang. Es wird mir nun eine Freude sein, euch zu helfen."

Mit diesen Worten half er Jecht beim Aufsteigen und fuhr mit ihm davon.

Auron rieb sich das Kinn. "Merkwürdig..."

Braska sah ihn von der Seite an. "Wer hat dir bloß beigebracht, immer so misstrauisch zu sein?" Ein Lächeln umspielte Auron's ernste Züge als er antwortete: "Es muss die Erfahrung gewesen sein, Mylord."

Als auch die beiden im Laden ankamen, hatte Jecht sich bereits etwas zu Essen gekauft und saß schmatzend auf dem Boden. Auron sah auf ihn herab. "Ich dachte, du hättest kein Geld?" Jecht nickte. Ich hab ihm erklärt, dass ihr gleich kommt und mir aushelft!" Auron wollte schon wieder wütend werden, als Braska's Frage einen erneuten Streit vereitelte. "Wen meinst du mit "Er"?" "Oh!! Seid ihr es, werter Lord Braska?!" Jecht deutete schmunzeln auf den Al Bhed, der aus einem Gästezimmer getreten war und nun aufgeregt seine Kleidung in Ordnung brachte.

"Wenn ich mich vorstellen dürfte: Ich bin Rin, erinnern sie sich noch an mich?" "Natürlich!" rief Braska freudig. "Du warst es, der Auron das Leben rettete! Rin, der Al-Bhed Händler!" Rin nickte. "Sie müssen wissen, mir gehört die gesamte Reisebedarfs- Ladenkette und ich machte mich vor kurzem auf den Weg zu einer Inspektion der anderen Läden. Die letzten Male müssen wir uns leider verpasst haben. Sir Auron, wie geht es ihnen? Sind sie wieder einigermaßen zu Kräften gekommen?"

Auron nickte knapp. Rin lächelte und fuhr fort: "Sie müssen wissen... dies wird nicht die letzte Attacke eines Chocobo-Fressers sein, diese Biester sind nimmersatt und ungeduldig... sie werden ihre Lektion nie lernen. Trotzdem haben sie uns sehr geholfen."

Rin sprach von der Attacke eines Chocobo-fressenden Monsters auf die Menschen die auf der Mi'hen Straße verkehrten. Chocobo-Zucht sowie die Benutzung der Straße waren extrem gefährlich geworden, also hatte Jecht es damals für eine gute Idee gehalten, dem kurz ein Ende zu setzten.

Bei der Ausführung dieser fixen Idee war Auron allerdings einen Abhang hinuntergestoßen worden und hatte sich ein Bein und sein linkes Handgelenk gebrochen. Alles nur, weil er sich fürchterlich schlecht abgefangen hatte.

Nachdem Auron deutlich gezeigt hatte wie unangenehm ihm dieses Thema war, entschied sich Braska, Jecht eine wichtige Frage zu stellen. "Sir Seymour hat dich abgesetzt und ist weitergefahren, ist das richtig?"

Jecht sah auf und runzelte die Stirn. "Warum interessiert dich das so, ich meine, was ist so toll daran zu erfahren, wie "Sir" Seymour seine Freizeit gestaltet, hä?"

Rin kam Braska zuvor. "Der junge Sir Seymour ist der berühmteste und beliebteste junge Mann in ganz Spira! Er war der jüngste Summoner überhaupt!" Jechts Augen weiteten sich, als braska wohlwissend nickte.

"Mit Sieben Jahren wurde er Summoner und bekam seine erste Bestia, mit Acht begann er seine Pilgerfahrt."

Auron grübelte ein wenig. "Sein Guardian... seine Mutter war sein Guardian, nicht wahr?"

"Genau. Nach anderthalb Jahren kehrte Seymour nach Guadosalam zurück, allerdings ohne Sin besiegt zu haben. Ich schätze, er hat seine Reise wegen der psychischen Belastung abgebrochen," beendete Braska seine Erzählung.

"Was für eine Belastung?" fragte jecht plötzlich. "Na hör mal..." der Summoner sah plötzlich ziemlich ernst aus, immerhin war er selbst Vater. "Der Junge war erst Acht als seine Reise antrat! Wer weiß was er erlebt hat! Normalerweise fürchten sich kleine Kinder schließlich vor Monstern."

Auron ließ ein verächtendes Glucksen hören. "Ich denke nicht das dies der Grund ist, Mylord. Seymour war schon damals schlau genug zu wissen auf was er sich einlässt. Nein, das war es definitiv nicht." "Sondern?"

"Der Tod seiner Mutter." Jecht zuckte erschrocken. "Seymour kehrte ohne seine Mutter zurück und sprach für genau zehn Monate kein einziges Wort, weshalb bis heute auch noch nicht klar ist, wie sie starb. Manche sagen, sie wurde von einem Monster getötet oder Ähnliches, aber allen ist klar, das auf solch einer Reise noch viel mehr passieren kann. Egal was es letztendlich war, Seymour konnte ihr einfach nicht helfen. Weil er zu jung und zu schwach war."

Braska ließ den Kopf hängen. "Ich hätte ihn nicht fragen sollen, ob er ein Summoner wird. Ich dachte, er würde es vielleicht noch einmal versuchen... Aber wenn das so ist... sein Vater Lord Jyscal hatte seine beiden Pilgerfahrten ebenfalls aufgegeben. Beide endeten bei der Stillen Ebene. Er gab zu, sich nicht weiter vorgetraut zu haben. Stattdessen ist er volksoberhaupt der Guado geworden und macht seine Sache sehr gut, wie ich finde. Aber Seymour..."

Aber Seymour ist unbeständig.