08: Endlose Wassermassen

Als er fiel, fühlte Auron die Luft an seinen Ohren vorbeizischen, entgegen sämtlicher Gewohnheit wurden seine Knie weich und er merkte, wie er schwächer wurde, von der Luft hinuntergedrückt. Seine Arme schmerzten von dem unerbittlichen Versuch sich am Luftschiff festzuklammern, aber eher hätte er sie sich noch einmal gebrochen als sein Schwert loszulassen. Er fiel mit dem Rücken Richtung Wasser, eine Zeit lang hatte er das Flugschiff kleiner und kleiner werden sehen, hatte sich einmal mehr größere Sorgen um seinen Lord als um sein eigenes Leben gemacht. Aber er spürte am Luftdruck, wie nah er dem Wasser bereits war und kniff die Augen in Reflex zusammen.

Mit einem lauten Klatschen krachte der Ronin in die Fluten. Doch er öffnete nicht sofort die Augen um zu sehen, er bewegte keinen Muskel um an die Wasseroberfläche zu paddeln, nein, er lauschte. Er lauschte und sammelte erneut seine Kräfte. Weit entfernt wie es ihm schien, war eine Explosion zu hören. Sie kam höchstwahrscheinlich vom Luftschiff und Auron wähnte Braska in höchster Gefahr.

Langsam öffnete er die Augen, das Salzwasser schmerzte nur kurz, dann schwamm er an die Wasseroberfläche. Oben angekommen, prustete Auron erst einmal, er hatte sich doch ziemlich viel Zeit gelassen um aufzutauchen. Je länger er einfach verschnaufte und sich umsah, desto mehr merkte er erneut, wie sein Mantel ihn nach unten zog. Auron war nicht im Besitz seiner vollen Körperkräfte und wenn er sich nun, wie er es leicht dramatisch einschätzte, mitten im Ozean, genauer gesagt auf dem Wasserweg von Luca nach Kilika, befand, musste er entweder ein ganzes Stück schwimmen oder ausharren, bis das luftschiff zurückkam. Falls es zurückkam.

Beides war leider mit dem Gewicht des Mantels so gut wie unmöglich. Auron seufzte und begann, sich das Stück Stoff abzustreifen. Er hatte sehr an seinem roten mantel gehangen, es gab von ihm nur dieses eine Exemplar, aber ein Menschenleben war er nun doch nicht wert.

Wie ein Felsbrocken plumpste Der Mantel ins Wasser und Auron knete nervös an seinen Schultern herum. Er fühlte sich tatsächlich als hätte er einige Kilo abgenommen, was nichts daran änderte, dass ihm Arme, Beine und der Rücken schmerzten.

Er musste milde Lächeln. Fast wäre er dem verfallen, was seinen Freund Kinoc stets davon abgehalten hatte, Spitzenpositionen vor ihm zu erreichen: Dem Jammern.

Irgendwann wurde es ihm zu bunt und er schwamm los, ohne festes Ziel, ohne zu wissen wo sich das Luftschiff befand.

Jecht arbeitete sich langsam zu Braska vor, durch die Explosion hatte das Schiff schließlich Feuer gefangen und schlenkerte, als Brüderchen abzudrehen versuchte. Sins Schuppen waren abgesprungen und hatten sich wieder an ihren Wirt gekettet, das Feuer wurde selbst ihnen zu gefährlich. Durch den dichten, schwarzen Qualm konnte Jecht Braska schlecht ausmachen, er drückte sich also am Boden entlang und blinzelte.

"Sir Jecht! Mehgc juh ten!!" hörte er plötzlich eine Stimme rufen. "Was? Ich kann doch kein Al-Bhed!" brüllte er zurück. Er hörte ein Mädchen husten. "Cid's Kleine!" dachte er bei sich. Wie war ihr Name noch gleich? Verdammt, er konnte sie nicht einmal rufen!

Doch Rikku war schlau genug zu bemerken das der Blitzballer sie nicht verstand. Leider konnte das Mädchen nicht anders antworten. Die Rauchschwaden schwebten über ihr hinweg, Leute schrien, Jecht hustete... und impulsiv sprang Rikku nach vorn und warf sich über ihren Onkel. "Sir Jecht! Sir Jecht!" rief sie immer wieder, bis er begriff, dass er ihrer Stimme folgen sollte.

Das Schiff hatte endlich abdrehen können und raste jetzt in ebenso atemberaubender wie völlig lebensmüder Geschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung, was das Feuer noch verstärkte.Als wenn das alles nicht längst genug gewesen wäre, jagte Sin jetzt brüllend hinterher.

"Gibt diese Vieh denn niemals auf?!" Cid war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Jecht und Rikku zogen den immernoch bewusstlosen Summoner wieder in das Schiff, keuchend und in Rikkus Fall- weinend. Der Blitzballer aber rüttelte sie an ihren Schultern zur Besinnung. "Hey, Kid! Schau, ob du ein Gegenmittel und einen normalen Giftstich finden kannst, hörst du? Gegenmittel!"

Die kleine Al-Bhed schniefte und nickte schwach. Dann begann sie in ihren Taschen zu kramen und zog eine Al-Bhed Notration hervor. "Das... für Onkel Braska... hilft!" stotterte sie.

In jeder normalen Situation hätte Jecht gegrinst. Diese Art erinnerte ihn etwas an einen sprachbegabten Ronso.

Käpt'n Cid massierte derweil seine Stirn, ein Zeichen für höchste Konzentration. "Ok!! Sin's Schuppen hin oder her! Wir brauchen Vorsprung! Feuert die letzte Bombensalve! Auf mein Kommando... Vaian!!!" Wieder Rauch, Gebrüll... und diesmal eine Warnung von einem Al-Bhed aus dem Maschinenraum: "Tea Syclrehah rymdah tea Kaclrfehtekgaed iht tah Tnilg tan Gyhuhah helrd yic! Fen janmeanaah Ahankea iht cdianwah!"

Cid betätigte sein Mikrofon: "An alle die mich hören! Haltet euch fest! Wir schmieren ab! Es geht abwärts!!"

Auch Jecht hörte es und flößte Braska hastig das Gegengift ein. Dann ging alles sehr schnell: Die Maschinen gaben Eine nach der Anderen plötzlich auf und Sin tat sein Übriges dazu.

Metall barst, Glas splitterte, Wasser drang in jede Ritze ein. Menschen kreischten und warfen die Arme schützend über den Körper... und Jecht schloß die Augen, Rikku an sich gedrückt.