Disclaimer:
Ranma 1/2 und alle damit verbundenen Ereignisse, Personen etc. sind
Eigentum der geistigen Entwickler und Verlage. Ich verfolge damit keinerlei
gewerblichen Zweck.

Legende:
"..." jmd. Spricht
^...^ jmd. Denkt
{...} Panda-Schilder
[...] Regieanweisung
(...) Kommentar des Autors, sollte jemanden etwas auffallen, das wie Sinn
aussieht, lasst es mich wissen

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Dieser Teil hat dann wirklich lange gedauert, das geb' ich zu. Tja, Schreibblockaden müssen halt mal sein.
Dafür gibt's ein Wortspiel als Entschädigung: „To be or not to be? That is a Zwetschgen."
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Zeit der Veränderung – Unerwartetes Wiedersehen


Nach einer langen Bremsphase kam der Wagen endlich zum stehen. Voller Panik sprang der Fahrer aus der Tür um nach dem Mädchen zu sehen, dass eben plötzlich vor seinem Wagen auftauchte. Als er es schaffte die Situation zu überblicken atmete er tief durch. Dem Mädchen war nichts passiert. Anscheinend hatte sie jemand noch rechtzeitig von der Straße geholt.

Akane konnte spüren, dass sie sich nicht mehr auf dem Boden befand. Sie bemerkte den Luftstrom und wie sie sich für einen kurzen Augenblick schwerelos fühlte. Und sie merkte, dass sie sich an jemanden festhielt, ganz unbewusst schien sie das getan zu haben. Ein wenig mulmig war ihr schon nach dem erlebten, weshalb sie sich nicht dazu durchringen konnte die Augen zu öffnen. Dann kam die Landung und Akane löste ihren Griff, aber öffnete noch nicht ihre Augen.

Mann: „Alles in Ordnung mit ihnen?"

Irgendwie kam Akane die Stimme bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. Aber dadurch fand sie endlich den Mut die Augen zu öffnen. Zuerst sah sie ein weißes Hemd, dann neigte sie ihren Kopf nach hinten und blickte genau in die Sonne. Das Gesicht ihres Retters blieb ihr daher noch verborgen. Der ihr fremde Mann setzte sie vorsichtig ab. Erst jetzt fühlte Akane wie ihr der Schreck in die Glieder gefahren war. Ihre Knie waren so weich, dass sie kaum stehen konnte. Zu ihrem Glück wurde sie weiterhin festgehalten. Nach einer kleinen Weile spürte sie, dass sie wieder genug Kraft hatte um alleine zu stehen. Nun konnte sie erneut versuchen in sein Gesicht zu blicken, welches so weit über ihrem lag. Diesmal spielte die Sonne mit und Akane sah das Gesicht. Das längliche Gesicht mit den hellgrünen Augen, den kurzen grauen Haaren, den schmalen lächelnden Lippen. Und Akane lief ein kalter Schauer über den Rücken als sie dieses Gesicht erkannte.

Akane: „S-s-sidney?"

Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des anderen und eine seine Stelle wurde ein ernstes, fast vorwurfsvolles Gesicht gesetzt.

Mann: „Sie leben ganz schön gefährlich, junge Dame. Das ist bereits das zweite Mal, dass ich sie retten muss. Sie sollten vorsichtiger sein, das nächste Mal bin ich vielleicht nicht anwesend."

Es dauerte einige Sekunden bis Akane überhaupt die Worte verstand und entsprechend fiel auch ihre Antwort aus.

Akane: „Du...warst...das?"

Von dem plötzlichen Du schien ihr gegenüber ziemlich überrascht.

Mann: „Fühlen sie sich nicht gut?"

Akane: „Was...was machst du hier?"

Mann: „Sie scheint es ja schwer erwischt zu haben, wenn sie glauben mich zu kennen. Wie haben sie mich eben genannt? Sydney? Ihr Freund?"

Akane: „Was? Nei-nein! Ich...ich meine..."

Mann: „Ich bring' sie wohl doch besser zum Arzt."

Akane: „Nein. Ich bin vollkommen in Ordnung. Mit dir scheint was nicht zu stimmen."

Mann: „Mit mir? Na hören sie mal. Wie kennen uns nicht mal fünf Minuten und sie behaupten mich zu kennen, also bitte. Nun gut, wenn sie darauf bestehen, werde ich sie nicht zu einem Arzt bringen. Aber nach Hause werde ich sie bringen. Das ist sicherer für sie und für alle anderen."

Dass Akane zustimmend nickte bemerkte sie nicht, dass sich ihr Retter jetzt mit dem Fahrer unterhielt konnte man nicht übersehen, denn der Mann von dem sie glaubte, dass er Sidney sei, schien ziemlich aufgebracht.

Mann: „Haben sie keine Augen im Kopf?! Schauen sie gefälligst auf die Straße! Jemand wie sie sollte zu Fuß gehen, damit ersparen sie allen anderen viel Ärger!"

Der Fahrer selber reagierte nicht so wie man es erwarten würde, er versuchte nicht sich zu rechtfertigen oder die Schuld auf Akane abzuwälzen. Nein, er murmelte nur ein kaum verständliches Ja und wollte sich wieder in seinen Wagen setzen.

Mann: „Na na na! Sie wollen in ihrem Zustand doch nicht weiterfahren? Das lassen sie mal schön bleiben! Rufen sie sich ein Taxi oder gehen sie zu Fuß oder so, aber Autofahren werden sie jetzt nicht!"

Fahrer: „Ist...ist gut."

Ohne weiter auf den Fahrer zu achten ging der groß gewachsene Mann zu Akane und ging mit ihr weiter. Alle umstehenden Personen blieben noch etwa eine Minute stehen bevor sie weitergingen, der Fahrer brauchte ein wenig länger um sich wieder zu fassen.

***

Bis zu den Tendos war es noch ein beachtliches Stückchen, außerdem hatte Akane immer noch etwas weiche Knie, wodurch beide nicht sehr schnell vorankamen. Zuerst sprach keiner, Akane deutete immer nur auf den Weg den sie gehen mussten. Innerlich aber sah es bei ihr etwas anders aus. War er es oder war er es nicht? Er musste es sein. Sein Gesicht war genauso! Aber seine Haare, sie waren kurz. Wie konnte das sein? Er konnte sie nicht kürzen. Aber die kurzen Haare waren fast unbedeutend im Gegensatz zu dem anderen was Akane auffiel. Emotionen? Er konnte es nicht sein, niemals! Aber man konnte nie wissen. Sie musste einfach fragen.

Akane: „Ähm...Wie heißt...heißen sie?"

Mann: „Aishano Hirazu. Und sie?"

Akane: „Ich? Äh...Akane Tendo." ^Hirazu? Hikaru? Ist das Zufall? ^

Aishano: „Akane..."

Akane: ^Kann er sich erinnern? ^

Aishano: „Ein schöner Name. Sagen sie Frau Tendo, sind sie immer so geistesabwesend?"

Akane: „Ich...äh...nein. Es sind nur besondere Umstände gewesen."

Der Mann der sich Aishano nannte musterte Akane sehr intensiv.

Aishano: „Ich verstehe."

Beide blieben vor einem Tor stehen.

Akane: „So, hier wohne ich."

Aishano: „‚Tendo Kampfsportschule für Schlägereien aller Art', wie interessant. Also dann, machen sie's gut Frau Tendo. Den Rest schaffen sie sicherlich alleine."

Für einen kurzen Moment zögerte sie, aber dann wurde sie einfach von ihrer Neugier überwältigt.

Akane: „Wollen sie nicht noch mit rein kommen? Ein Tee als Dankeschön."

Für eine kleine Weile waren hinter Aishanos Augen viele Gedanken zu sehen.

Aishano: „Warum nicht? Wir wollen doch das Angebot einer jungen Dame nicht ausschlagen."

Vielleicht würde er sich erinnern wenn er auch die anderen sehen würde. Dass man die Familie Tendo nie vergisst, das musste auch Akane zugeben. Und vielleicht, wenn er Kasumi sehen würde. Aber halt, Kasumi war ja nicht da. Dann müsste halt der Rest der Familie genügen.

Als beide vor der Tür standen passierte erst einmal nichts.

Aishano: „Möchten sie nicht öffnen?"

Akane schreckte wieder aus ihren Gedanken.

Akane: „Ach ja…warten sie."

Sie suchte alle Taschen ab und zwar gründlich, aber der Schlüssel war einfach nicht zu finden.

Akane: „Ich,…also…wo ist er denn? ...Komm schon…zeig dich!"

Aishano: „Schlüssel verloren?"

Akane: „Sieht so aus. Aber keine Angst, das klappt schon. Müssen wir halt klingeln."

Kaum hatte es Akane gesagt, da betätigte sie auch schon die Klingel und bereits wenige Augenblicke später stand Soun in der Tür.

Akane: „Hallo, Paps."

Für einen kurzen Moment starrte Soun seine Tochter an. Dann umarmte er sie fest, natürlich nicht ohne wieder einmal die Niagarafälle zu imitieren.

Soun: „[heulend] Oh mein Kleines! Wo warst du nur? Ich hab mir solche Sorgen gemacht."

Akane: „Ist ja gut. Es hat ein wenig länger gedauert. Und um es abzukürzen: ja mir geht es gut" ^Vielleicht besser wenn ich erstmal nichts erzähle. ^

Unser Wasserwerk wurde durch ein Räuspern neben sich aus seinen Gedanken gerissen und betrachtete sich nun seinen Gast ganz genau.

Soun: „Wer sind sie denn?"

Aishano: „Aishano Hirazu. Gehe ich recht in der Annahme, dass sie Herr Tendo sind?"

Soun: „Ja, ich bin Soun Tendo. Was wünschen sie?"

Akane: „Nun ja. Wie soll ich sagen…"

Aishano: „Ihre Tochter ist auf dem Heimweg ohnmächtig geworden. Ich habe ihr einfach nur nach Hause geholfen."

Für einen kurzen Moment blickte Akane Aishano fragend an, aber sein Blick deutete, dass es so besser wäre.

Akane: „Äh…ganz genau. Und als Dank wollte ich ihm einen Tee anbieten."

Soun: „Na wenn das so ist. Kommen sie doch herein."

Aishano: „Danke."

Die beiden Neuankömmlinge betraten nun das Haus und entledigten sich ihre Schuhe. Aishano legt dabei eine besonders eindrucksvolle Darbietung ab. Mit einer einfachen Bewegung flogen seine Schuhe von den Füssen und landeten genau parallel nebeneinander. Nur Schade, dass niemand darauf achtete. Danach schaute Soun noch Aishano hinterher.

Soun: ^Den hab' ich doch schon irgendwo gesehen. ^

Die anderen beiden gingen in Richtung Wohnzimmer davon.

Akane: „Kommen sie, ich stelle ihnen meine Familie vor." ^Jetzt muss er sich erinnern. ^

Im Wohnzimmer befanden sich derweil Nabiki und Genma.
Zuerst deutete Akane auf ihre Schwester.

Akane: „Das ist meine ältere Schwester Nabiki."

Aishano verbeugte sich und grüßte kurz. Natürlich erkannte Nabiki sofort wer da neben Akane stand, ließ sich aber wie üblich nichts anmerken. Entsprechend kurz viel auch ihre Antwort aus.

Nabiki: „Tach."

Drei von sechs waren weg. Kommt der nächste.

Akane: „[deutet auf Genma] Das ist mein Schwiegervater Genma Saotome."

Wieder verbeugte sich Aishano und grüßte.

Genma: „Guten Tag."

Wie man sieht fiel Genmas Antwort ebenfalls kurz aus. Aber nur weil er wirklich nichts merkte. Nun ja, wen wundert's? Es ist halt Genma.

Akane: „Und das hier ist: Aishano Hirazu."

Aishano: „Seien sie gegrüßt."

Akane: „Wo ist eigentlich Ranma?"

Nabiki: „Der ist oben und schläft. Der war heut' Morgen so müde, dass er nicht mal gemerkt hat, dass du nicht da warst."

Wie das halt so üblich ist, kam genau in diesem Augenblick Ranma in das Zimmer und sein erster Blick fiel auf Akane.

Ranma: „Akane, da bist du ja. Ich dacht schon es wäre sonst was passiert."

Verärgert stemmte Akane ihre Hände in die Hüfte.

Akane: „Ach ja?! Und da pennst du einfach seelenruhig?"

Ganz klein wurde Ranma bei Akanes Worten.

Ranma: „Entschuldige."

Um es wieder gut zu machen wollte Ranma seine Geliebte Akane umarmen, nur fiel sein Blick vorher auf den Gast im Zimmer. Vor Schreck erstarrte Ranma zur Salzsäule.

Akane: „Ähm…das ist dann mein Verlobter Ranma Saotome. Ranma, das ist Aishano Hirazu."

Aishano: „Sehr erfreut."

Ranma: „Ah…ja…äh…puh…ich…äh…gleichfalls."

Aishano: „Warst du nicht derjenige der mir gestern vor mein Knie gesprungen ist?"

Es dauerte eine Weile bis Ranma endlich verstand was Aishano eigentlich von ihm wollte.

Ranma: „Hey, Sid! Du bist mir gestern vor den Kopf gesprungen! So und nicht anders!"

Aishano: „Sid? Kurzform für Sydney. Warum nennst du mich so?"

Nabiki: „Weil du das bist."

Aishano dreht sich nicht einmal richtig zu Nabiki um, als er antwortete.

Aishano: „Ich heiße weder so, noch kenne ich jemanden mit diesem Namen."

Ranma: „Soll das heißen du bist nicht Sidney Hikaru?"

Aishano: „Hikaru?! Woher kennst du diesen Namen?"

Akane: „Das ist dein Name, jedenfalls soweit wir wissen. Woher kennst du ihn?"

Aishano: „Das tut nichts zur Sache."

Nabiki: „Wenn du nicht Sidney bist, wer bist du dann?"

Aishano: „Ich bin Aishano Hirazu, 26, geboren in Niigata, Honshu, Erbe des Hirazu-Ryu und Erfinder des…"

Akane: „Des?"

Aishano: „Nicht so wichtig."

Ranma: „Wir würden es schon gerne wissen."

Aishano: „Kein Grund es euch zu erzählen."

Genma: „Ein gesunde Portion Misstrauen ist nie verkehrt."

Seine Worte waren mal wieder alles andere als passend, was auch Ranma so empfand. Als kleine Belobigung wurde Genma deshalb in den Teich befördert. Als Aishano den auftauchenden Panda sah, war er ziemlich überrascht, jedenfalls für seine Verhältnisse. Er hob zumindest die linke Augenbraue.

Aishano: „Ein Panda? Wie geht das?"

Die anderen (außer Genma natürlich) fanden das dann doch sehr merkwürdig, denn eigentlich müsste er von den verfluchten Quellen von Jusenkyo wissen.

Nabiki: „Schon mal von Jusenkyo gehört?"

Aishano: „Jusenkyo? Hm…sagt mir was."

Akane: „Na also."

Aishano: „Ein kleines Dorf im tibetanischen Hochland, oder?"

Wie das halt so ist, fanden das die anderen sehr ermüdend. So ermüdend, dass sich Akane und Ranma hinlegen mussten.

Ranma: „Nei-en! Das ist ein Trainingsplatz in China. Dort gibt es viele kleine Quellen mit Bambusstangen."

Nabiki: „Gab es, wolltest du sagen."

Ranma: „Ja ja, schon gut."

Aishano: „Muss man den kennen?"

Akane: „Hast du wirklich Jusenkyo vergessen?"

Aishano: „Nein."

Ranma und Akane fiel ein Stein vom Herzen. Sidney wusste doch noch über Jusenkyo Bescheid.

Aishano: „Wie kann ich etwas vergessen, das ich nicht kenne?"

Zum zweiten Mal an diesem Tag küssten Ranma und Akane den Boden.

Ranma: „Moment! Ich werde nur schnell was holen."

Sofort ging er in Richtung Küche davon.

Aishano: „Wo bin ich hier nur gelandet?"

Mittlerweile war auch schon Soun endlich eingetroffen.

Soun: „Nanu? Sie sitzen ja noch gar nicht. Und Tee ist auch noch nicht da. Also wirklich, wenn Kasumi mal nicht da ist, dann geht hier alles den Bach runter." (Was für eine Erkenntnis!)

Akane: „Sag mal Paps, erkennst du ihn nicht wieder?"

Erneut betrachtete sich Soun seinen Gast, aber diesmal ganz genau.

Soun: „Hm…Er kommt mir tatsächlich bekannt vor."

Noch eine Weile beobachte Soun den Mann der da in der Ecke stand und einen Blick aufsetzte der andeutete, dass er jetzt gern ganz woanders wäre.

Soun: „Herr Hikaru?"

Aishano vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Aishano: „Wer seid ihr nur?"

Akane: „Kannst du dich wirklich nicht mehr an uns erinnern? Du warst vor ein paar Monaten bei uns und hast hier gewohnt, während du Urlaub gemacht hast."

Aishano: „Was für Urlaub? Und bis letzten Monat war ich auf Hokkaido."

Bevor Akane etwas darauf erwidern konnte kam auch schon Ranma wieder, eine dampfenden Kessel in der Hand haltend.

Nabiki: „Das ist natürlich eine gute Idee."

Ranma: „Ich habe immer gute Ideen."

Nabiki: „Nun ja…"

Ranma: „Na los, Sid. Komm schon her."

Aishano: „Erstens heiße ich Aishano und zweitens würde ich gerne wissen was das zu bedeuten hat."

Ranma: „Das wirst du schon sehen, Aisha."

Aishano: „Oh bitte! Aisha ist ein Frauenname, also nenn mich Aishano oder wenn es unbedingt sein muss: Aish."

Ranma: „Dann halt Aish. Und jetzt halt still."

Mit erhobenem Kessel ging Ranma auf Aishano zu. Der war aber keineswegs auf den Kopf gefallen und erkannte was nun folgen würde. Hastig wich er dem fallenden Wasser aus, welches kaum auf den Boden getroffen, schon eine große Dampfwolke bildete.

Aishano: „Was bitteschön soll das?"

Ranma: „Das wirst du schon noch sehen. Und halt endlich still."

Nochmals versuchte Ranma sein Glück, aber auch diesmal gelang es Aishano auszuweichen. Doch diesmal nebelte der Dampf ihn ein und Ranma konnte es ein drittes Mal versuchen, jetzt endlich erfolgreich. Das heiße Wasser floss über Aishanos Kopf, an seinem Körper herunter und netzte schließlich den Boden. Für einen kurzen Augenblick war nichts zu sehen außer Dampf. Doch dann, nach wenigen Augenblicken sah man kurz etwas vorschnellen, selbst Ranma konnte seine Konturen nur sehr schwer erkennen. Er war auf so etwas nicht vorbereitet. Er spürte einen Druck in seiner Seite, wie sich sein Körper zur Seite bewegte und seine Füße den Halt verloren. Er spürte die ihn umströmende Luft und den Aufprall, als sein Köper die Mauer des Tendogeländes berührte.
Der Dampf lichtete sich, sowie auch der Staub an der Stelle wo Ranma die Mauer ‚begrüßte'. Ranma sah schwer mitgenommen aus und Aishano stand leicht gebückt mit roter Haut da, seinen linken Arm in die Richtung gestreckt in der zuvor noch Ranma stand. Für einen kurzen Moment herrschte absolute Ruhe, nur kurz vom Aufschlag des Wasserkessels auf den Boden unterbrochen. Dann besannen sich die ersten wieder und untersuchten Aishano auf Veränderungen. Doch nichts hatte sich verändert. Die Haare waren immer noch kurz und grau, das Gesicht immer noch lang und schmal, die Augen immer noch grün und stechend. Nur der Ausdruck im Gesicht war anders, wütender, aufgebrachter.

Aishano: „Das…Wasser…war…sehr…heiß!"

Er atmete einmal tief durch und stellte sich wieder aufrecht hin. Nun bemerkte er auch die großen Augen um sich herum.

Aishano: „Was ist?"

Innerhalb der kurzen Zeit konnte sich auch Ranma wieder aufrichten und ergriff als erster das Wort.

Ranma: „Du…du hast dich nicht verwandelt."

Aishano: „Verwandeln? Wovon sprichst du?"

Nabiki: „Nun ja…eigentlich müsstest du dich jetzt zurückverwandeln."

Aishano: „Bin ich hier in einem Irrenhaus, oder was? Zurückverwandeln, so ein Schwachsinn. Wir leben nicht im Mittelalter. Glaube an Magie, so ein Idiotismus!"

Nabiki: „Ich glaube in der Tat, dass das nicht viel bringt."

Akane: „Du hast Recht, das müssten wir schon noch mal überdenken."

Aishano: „Tut was immer ihr wollt! Ich für meinen Teil werde dieses Irrenhaus sofort verlassen. Sucht euch ein anderes Opfer!"

Urplötzlich und von einer Sekunde zur anderen stand plötzlich Ranma vor ihm.

Ranma: „Tut mir Leid. Es gibt da ein paar wichtige Dinge zu besprechen."

Aishano: „Aus dem Weg!"

Kaum hatte er das gesagt, verspürte er auch schon eine Hand auf seiner Schulter.

Aishano: „Was? Nein…"

Die Müdigkeit überkam ihn und seine Muskeln entspannten sich. Sein Körper sackte zusammen und er schlief ein.

Akane: „Erledigt."

***

Derweil war für Kasumi und Dr. Tofu der letzte Abend in der kleinen Hütte in den Bergen eingetroffen. Von außen machte diese Hütte nicht viel her und wenn sie auch nicht ganz im Nirgendwo stand, so war sie doch recht weit abseits anderer Gebäude. Im Inneren sah es allerdings ziemlich anders aus. Die Räumlichkeiten waren allesamt ziemlich großzügig angelegt und es war eindeutig mehr Platz vorhanden als man von außen vermuten konnte. Insgesamt fünf Räume waren in der Hütte verteilt. Ein Bad, eine kleine Küche, ein geräumiges Wohnzimmer mit Kamin und ein nettes großes Schlafzimmer mit Doppelbett. Der fünfte Raum war eine Art Bibliothek und der mit Abstand größte Raum in dieser Hütte. Drei der Wände waren vollkommen mit Bücherregalen verdeckt. Das waren immerhin fünf Meter von einer Ecke zur anderen und rund drei Meter bis zur Decke. An der vierten Wand befanden sich die Tür und ein großer Schreibtisch der ebenfalls noch einmal mit Büchern bestückt war.
Diese Hütte war weder angemietet noch gehörte sie Dr. Tofu oder gar Kasumi. Nein, diese Hütte hatte einem alten Freund von Dr. Tofu gehört. Er war eine Art Mentor für ihn. Eigentlich hatte ihm dieser Mann erst zu dem guten Arzt gemacht der er war. Mittlerweile schon verstorben überließ er Dr. Tofu seine Hütte und alles was sich darin befand. Es war nur eine mündliche Abmachung, aber wer sollte schon etwas dagegen haben?

Kasumi und Dr. Tofu hatten es sich am Kamin bequem gemacht, nach einem recht anstrengenden Tag. Dr. Tofu schwamm regelrecht auf einer Welle des Glücks als er Kasumi so in den Armen hielt, ihren Atem verspürte, das Heben und Senken ihres Brustkorbes vernahm. Im Schlaf zeigte ihr Gesicht einen derartig sanftmütigen Ausdruck, dass nichts und niemand im Stande gewesen wäre auch nur an etwas Schlechtes zu denken. Er hätte noch bis in alle Ewigkeit so verweilen können, aber leider war er nicht nur zum Erholen hier.

Was Ranma ihm erzählt hatte ließ ihm keine Ruhe, so sicher war er, dass er schon einmal etwas darüber gehört hatte. Auch deshalb war er hier, denn die Bücher in dieser kleinen Hütte enthielten mehr Wissen als alle Universitäten Japans zusammen. Wenn es etwas zu find gäbe, dann hier.

Vorsichtig und nicht ohne ein Gefühl der Schwere ließ er seine Umarmung los und schlich sich in die Bibliothek.

Dort angekommen ging er zielstrebig auf das Regal zu welches rechts des Eingangs stand.

Dr.Tofu: ^Dann mal frisch ans Werk.^

Er nahm sich das erste Buch aus der untersten Reihe und ging damit zum Schreibtisch.
Er atmete noch einmal tief durch und öffnete das Buch dann um das Wissen darin zu erkunden.

***

Von einer Sekunde zur nächsten war Aishano wach. Wo er sich befand wusste er nicht, nur dass es dunkel war wusste er und dass seine Hände und Füße gefesselt waren wusste er nachdem er versuchte sich aufzurichten.

Aishano: ^Was soll das? ^

Nach ein paar geschickten Bewegungen bekam er seine Hände wieder frei. Gleich darauf befreite er sich auch von seinen Fußfesseln und stand auf. Zum Abschluss rieb er sich noch mal die Handgelenke und suchte dann nach dem Ausgang, da der sich aber nicht allzu stark von den Wänden unterschied dauerte es etwas bis er ihn endlich gefunden hatte. Auf dem Flur bewegte er sich vorsichtig auf die in der Nähe liegende Treppe zu und stieg ihr genauso vorsichtig hinab. Man hatte es doch tatsächlich gewagt ihn unschädlich zu machen und zu fesseln. Das ging ja noch, aber dass sie ihm dann auch noch die Schuhe auszogen und versteckten, war ja wohl der Gipfel der Dreistigkeit. Unten an der Haustür waren sie auffindbar. Schnell aber ohne jegliches Geräusch zu erzeugen schlüpfte er in seine Schuhe, öffnete die Tür, trat hindurch und schloss sie wieder.

Aishano: ^Endlich raus aus diesem Irrenhaus.^

Kurz bevor er sich wieder in Bewegung setzt vernahm er Geräusche aus dem Nebengebäude, was das Dojo der Familie Tendo war. Ohne wirklich zu zögern ging er auf den Eingang zu, um zu beobachten ob die trainierende Person denn gut war und wenn es dieser Ranma-junge sein würde, ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen.
Vorsichtig lugte er durch den Spalt an der Tür. Es war tatsächlich Ranma der da trainierte und ein paar recht einfache Katas durchführte. Hatte dieser Junge ihn doch tatsächlich mit kochendem Wasser übergossen! Aishano musste zugeben, dass es ihn sehr interessierte was hier eigentlich vorging, dass die gesamte Familie verrückt war konnte er sich nun nicht vorstellen und um sich auf diese Art und Weise über andere lustig zu machen schien nicht ihr Stil zu sein. Er hatte natürlich nicht vor das zuzugeben aber auf Umwegen war das sicherlich zu erreichen. Deswegen versuchte er nicht einmal seine Präsenz zu verbergen. Wie erwartet stoppte Ranma in seinen Bewegungen und wandte sich der Tür zu.

Ranma: „Komm ruhig rein, Sid."

Ohne zu überlegen ging Aishano durch die Tür und stellte sich in die Mitte des Raumes gegenüber Ranma auf.
Dort angekommen verschränkte er die Arme vor der Brust und legte eine absolut kalte Miene auf und sagte erst mal nichts.

Ranma: „Ich wusste doch, dass die Fesseln dich nicht aufhalten können."

Aishano: „Selbst ein Anfänger hätte sich daraus befreien können."

Ranma: „Wo du schon mal hier bist, können wir reden."

Aishano: „Ich sehe dazu keine Veranlassung."

Ranma: „Du musst doch zugeben, dass es dir merkwürdig vorkommt, wie wir uns benehmen."

Aishano: „Jeder hat so seinen Spleen."

Ranma: „Aber nicht wir alle."

Auf diesen Satz reagierte Aishano erst gar nicht sondern lenkte das Gespräch in eine Richtung die ihm gefiel.

Aishano: „Bist du gut?"

Ranma: „Der Beste."

Aishano: „Gut, dann machen wir eine Wette."

Ranma: „Was für eine."

Aishano: „Das ich dich besiegen werde."

Ranma: „Wie ist der Einsatz?"

Aishano: „Ganz einfach, wenn ich gewinne, werde ich gehen. Wenn du gewinnst, bleibe ich und höre mir an was du zu sagen hast."

Ranma: „Alles klar."

Aishano: „Na dann los."

Ranma ging wieder in seine gewohnte Kampfhaltung über. Aishano stand ziemlich gerade, die Arme kaum erhoben.

Ranma: ^Seine Haltung ist anders. ^

Ranma: „Alter vor Schönheit."

Aishano: „Ansichtssache."

Er ging einen Schritt auf Ranma zu, veränderte dabei aber seine Haltung. Seine rechte Seite richtete er auf Ranma aus, seine Arme ausgestreckt in die gleiche Richtung.

Ranma: ^Muay Thai?^

Der erste Angriff war eine Reihe von hohen geraden Schlägen denen Ranma noch ausweichen konnte. Dann ging Aishano in die Knie und versuchte Ranmas Beine wegzuziehen, doch mit einem kleinen Satz entkam Ranma dem Beinfeger. Ohne abzusetzen drehte sich Aishano einmal um die eigene Achse und setzte zu einem höheren Kick an. Zu Ranmas Glück war er nicht zu hoch gesprungen und landete noch rechtzeitig auf dem Boden um sich unter Aishanos Bein wegzuducken und seinerseits einen Beinfeger anzusetzen. Aishano hatte keine Möglichkeit dem zu entkommen und fiel zu Boden, rollte sich aber schleunigst von Ranma weg um wieder aufzustehen. Mit einem langen Kick griff er erneut an. Wieder drehte sich Ranma zur Seite und griff diesmal unter Aishanos Achseln und beugte sich nach hinten. Mit etwas Mühe schaffte es Aishano sich abzustützen und wieder auf die Beine zu stellen. Dabei schnappte er sich Ranmas Arme und verdrehte sie ihm auf dem Rücken. Es brauchte viel Kraft um sich vom Boden abzustoßen und rücklings fallen zu lassen, aber Ranma schaffte es. Nur war Aishano davon nicht wirklich beeindruckt. Stattdessen richtete er sich wieder auf und ging wieder in eine andere Stellung über. Diesmal winkelte er sein rechtes Bein an, so dass die sich bildende Dreiecksebene leicht schräg zu Ranma zeigte.

Ranma: ^Flamingo? Tae Kwon Do?^

Aishano zuckte mit seinem erhobenen Bein ein wenig. Ranma versuchte krampfhaft herauszufinden wo er jetzt hintreten würde. Aber es waren nicht die Beine die Ranma zum Verhängnis wurden. Statt zuzutreten, schlug Aishano Ranma ins Gesicht, welcher auch gleich zurücktorkelte und somit eine riesige Lücke anbot, welche auch gleich ausgenutzt wurde. Ein Schlag in die Magengrube und ein Roundhouse-Kick waren die Folge. Beide Angriffe brachten Erfolg.

Aishano: „Du hättest nicht so lange zögern dürfen."

Ranma: „Was du nicht sagst." ^Da wird man einmal getroffen und schon ist man fast K.O. Ich hasse so was! ^ „Na gut, müssen wir halt härtere Geschütze auffahren."

Ranma ging leicht in die Knie und winkelte die Arme eng an seinen Körper an.

Ranma: „Darf ich dich mit der Spezialtechnik der Saotome Kampfschule für Schlägereien aller Art bekannt machen? ‚Umisen-ken'!"

Seine Präsenz verschwand vollständig und irgendwie sah er aus wie ein Geist.

Aishano: „Was soll der Schwachsinn."

Aishanos Faust flog in Richtung Ranmas, aber dort angekommen traf sie nur Luft. Ranma war verschwunden.

Aishano: „Wo ist er?"

Hinter ihm tauchten Ranmas Konturen wieder auf. Mit ausgebreiteten Armen segelte er auf Aishano hinab.
Mit ungeheurer Geschwindigkeit verringerte sich der Abstand zwischen ihm und Aishano. Doch kurz bevor seine Hände ihr Ziel erreichten stoppte er. Nicht freiwillig. Der Ellenbogen in seinem Magen verursachte unsägliche Schmerzen. Von der Wucht des Aufpralls wurde er kurz nach oben gehoben, das verschafft Aishano genug Zeit um für einen Tritt auszuholen der Ranma in der Seite traf und ihn in die Wand des Dojos beförderte, wo er zusammenbrach. Hustend und mit den Händen abgestützt hockte er auf dem Boden.

Ranma: „Wie…wie hast du?"

Aishano: „Wie ich dich entdeckt habe? Ganz einfach. Deine Technik befasst sich einfach nur damit die eigene Energie zu unterdrücken. Und genau da liegt der Fehler. Unser ganzes Umfeld ist mit Energie gesättigt. Sie durchdringt Steine, Erde und so weiter, außer dem was selber Energie erzeugt, also Lebewesen. Wenn du deine Energie abschaltest unterschreitest du damit das dich umgebende Energieniveau. Du hinterlässt sozusagen ein Negativ, wonach ich einfach nur suchen muss. Aber keine Sorge, mit ein bisschen mehr Übung könntest du diesen Fehler bestimmt ausmerzen."

Ranma: „Das ist das zweite mal, dass du mich so demütigend geschlagen hast."

Aishano: „Ach ja, und wie habe ich dich das erste Mal geschlagen?"

Ranma: „Der ‚Ball der Zwei Himmelssphären'."

Aishano durchfuhr es wie ein Blitz. Woher wusste er von dieser Technik, niemand, absolut niemand außer Aishano kannte sie. Es war unmöglich! Oder vielleicht doch nicht? War es vielleicht möglich, dass der Junge und die anderen die Wahrheit gesagt hatten? Aber wie könnte das gehen? Er konnte jetzt nicht gehen. Er musste herausfinden was es damit auf sich hatte!

Ranma versuchte sich wieder aufzurichten, was ihm aber nicht gelang. Erst Aishanos helfende Hand ermöglichte es ihm sich wieder auf die Beine zu stellen.

Aishano: „Gut, ich will mal nicht so sein. Ich werde dir zuhören."

Ranma: „Wirklich? Danke. Aber ich glaube heute wird das nichts mehr."

Aishano: „Aber natürlich. Ich werde morgen Nachmittag wiederkommen."

***

Mittlerweile schienen die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Fenster über dem Schreibtisch, auf dem Dr. Tofu zusammengesunken über einem Buch schlief.

Kasumi allerdings war schon wach und hatte für sie beide schon ein wunderbares Frühstück gezaubert. Jetzt fehlte nur noch Dr. Tofu.

In der Bibliothek fand sie ihn.

Kasumi: ^Wie süß er doch aussieht, wenn er schläft. ^

Mit einem Kuss auf seine Wange versucht sie ihn zu wecken. Langsam öffnete er die Augen und das erste was er an diesem Morgen erblickte, war genau das was er immer sehen wollte: eine lächelnde Kasumi.

Kasumi: „Guten Morgen."

Dr.Tofu: „Morgen."

Kasumi: „Hast du wieder die ganze Nacht gelesen?"

Dr.Tofu: „Ja, und diesmal hab ich gefunden was ich gesucht habe."

Er deutete dabei auf das Buch auf dem er geschlafen hatte. Die Seiten waren stark vergilbt und die Schrift teilweise nur schwer zu entziffern.

Kasumi: „Ich hab uns schon mal Frühstück gemacht."

Dr.Tofu: „Kasumi, mein Schatz, was würde ich nur ohne dich machen?"

Beide ließen ihr Umfeld weit zurück als sie sich küssten, lange und innig.