Teil 9 - andere Welten, andere Elben
Als es schließlich endlich wieder ruhig geworden war, hatte Streicher es sehr eilig gehabt, aus Bree fort zu kommen. Er hatte seine kleine Reisegruppe unbarmherzig angetrieben und es begann gerade zu dämmern, als die sechs den Flecken durch das zerschmettert am Boden liegende Tor verließen. Prissy hätte gern gewusst, wieso das Tor jetzt plötzlich kaputt war, hatte aber gleichzeitig Angst vor der Antwort, die sie bekommen würde, wenn sie fragte.
So schwieg sie und lief weiter neben Merry und Pippin her. Sie hatten ein karges Frühstück gehabt. Nur etwas Brot und kuhwarme Milch, die Streicher von wer weiß wo besorgt hatte und die beiden Hobbits, besonders Pippin, beklagten sich unentwegt darüber, dass ihnen niemand gesagt hatte, dass man sie hier anscheinend einer Hungerfolter unterzog.
Streicher schwieg ebenfalls stoisch, wobei es bei ihm sicher nicht die Atemnot war, die Prissy dazu zwang, sich zwischen Reden oder Laufen zu entscheiden. Das hinderte sie aber keineswegs daran, neugierig ihre neuen Begleiter zu mustern.
Frodo wirkte nach wie vor sehr abwesend und ihr fiel auf, dass insbesondere Sam sehr um ihn bemüht war. Sie konnte sich ein paar mal das Grinsen nicht verkneifen und sie fragte sich, was zwischen den beiden wohl lief.
Einmal, sie liefen gerade durch einen recht dichten Wald und der anbrechende Tag warf bestenfalls ein diffuses Licht auf die Szenerie, hörte sie die Hobbits miteinander tuscheln und nicht nur sie war überrascht, als Streicher plötzlich auf eine Frage antwortete, die Pippin eigentlich an Frodo gestellt hatte. Sie würde sich merken müssen, dass Streicher offenbar Ohren wie ein Luchs hatte.
Ansonsten war Streicher wortkarg und scheinbar mürrisch wie immer und nicht einmal auf die Frage, wohin er sie führen würde, hatte er eine wirkliche Antwort übrig gehabt.
"In die Wildnis." War alles gewesen, was er dazu zu sagen gehabt und niemand hatte gewagt, weiter zu fragen.
Ziemlich schnell wurde ihr klar, dass die Hauptsorge der Hobbits dem leiblichen Wohl galt und dass ein Hauptteil ihrer Unterhaltungen sich ums Essen drehten. Diese kleinen Kerle schienen nichts lieber zu tun, als Unmengen von Nahrung in sich hineinzustopfen und Prissy hatte das Gefühl, dass sie schon vom Zuhören zunahm. Pippin redete quasi ununterbrochen und binnen kurzer Zeit, glaubte sie, alles über hobbit'sche Kochkunst zu wissen. Nicht, dass sie jemals selber gekocht hätte, aber sie glaubte fast, dass sie es jetzt doch könnte, wenn sie müsste. Aber sie hoffte natürlich für sich und alle anderen, dass es nie dazu kommen würde...
Sie versuchte vorsichtig, mehr Informationen über die Motive ihrer Wanderung aus dem schwatzhaften Hobbit herauszubekommen aber das war nicht leicht, denn obwohl der kleine Kerl sorglos zu sein schien, er hatte anscheinend Streichers Rüffel nicht vergessen.
Statt dessen verlegte er sich schließlich selbst darauf, sie auszufragen. Sie antwortete ihm, aber merkte sehr schnell, dass er nicht so recht verstand, was sie ihm erzählte. Das kreidete sie ihm aber nicht an, denn schließlich hatte sie auch keine Ahnung von Mittelerde - wie sollte er etwas über ihre Welt, geschweige denn verstehen, wie sie hierher gekommen war und wieso. Schließlich sagte sie:
"Ich versteh es doch selbst nicht, Pippin. Gerade war ich noch dort und plötzlich werde ich durcheinandergewirbelt und habe ein Schwert am Hals.... Ein Schwert!!!"
Verständnislos sah er zu ihr herauf
"Na ja, manche haben auch Messer oder einen Bogen..." sagte er ernsthaft und jetzt war es an ihr, große Augen zu machen.
"Also, wo ich herkomme, da hat niemand Schwerter dabei..." stellte sie fest und warf einen Seitenblick auf Streicher, der der einzige in der Gruppe war, der eine Waffe trug.
"Ich verstehe, was du meinst. Wir Hobbits sind auch ein friedliebendes Volk. Waffen tragen wir keine, dafür lieber Töpfe und Pfannen und ein gutes Pfeifchen. Doch jetzt, da wir mit dem wichtigen Ring unterwegs sind, da wünscht man sich schon manchmal, dass unsereins eine Waffe... WAS DENN?"
Streicher war plötzlich herumgewirbelt und hatte Pippin strafend angeblickt und auch Sam trug plötzlich einen besonders finsteren Gesichtsausdruck zur Schau, nachdem Pippin diesen Ring wieder erwähnt hatte. Streicher zischte:
"Ihr solltet aufpassen, was Ihr sagt, junger Herr Tuk. Niemand sollte über das sprechen, was wir bei uns haben. Der Feind ist aufgeschreckt genug, er darf nicht noch weiter auf uns aufmerksam werden, er sucht nach uns und ist schon viel zu nah."
"Was soll denn das schon wieder heißen?" mischte sich Priscilla ein, "'der Feind ist nah...' Soll das heißen, wir werden verfolgt?"
Resignation machte sich einmal mehr auf Streichers Gesicht breit. "Habt Ihr nicht zugehört? Die Nazgûl wollen den Ring und sie werden ihm folgen und versuchen, ihn an sich zu bringen."
"Was denn für Nazgûl?" Ihr dämmerte, dass sie ihm letzte Nacht besser hätte zuhören sollen.
Sie standen auf einer kleinen Lichtung und Streicher schüttelte mal wieder ratlos den Kopf. Gerade wollte er etwas erwidern, doch Pippin kam ihm zuvor.
"Wenn wir hier schon Wurzeln schlagen, können wir auch ein Feuer machen und etwas essen..."
"NEIN!!!" Das erste Mal waren Prissy und Streicher einer Meinung und sie äußerten sie unisono, ohne wenigstens den Kopf in Pips Richtung zu wenden.
"Ihr seid in meinen Augen nichts anderes, als eine verzogene Göre, die sich für nichts anderes, als ihre kümmerlichen Angelegenheiten interessiert! Wer die Nazgûl sind, wollt Ihr wissen? Ich hätte nicht übel Lust, es Euch selbst herausfinden zu lassen!"
"Ich eine verzogene Göre?" Ihr fehlten die Worte und so stand sie nur bebend vor Wut und mit knallrotem Kopf vor dem Waldläufer. Was bildete dieser schmuddelige Kerl ohne Manieren eigentlich ein?
"Ja genau das seid Ihr in meinen Augen." "Nein, bin ich nicht!"
"Doch das seid ihr!" und zu den Hobbits gewandt und kaum freundlicher sagte er: "Und bevor wir hier wirklich Wurzeln schlagen, so macht in Elbereths Namen Euer Feuer, damit ihr mir nicht länger mit eurem Frühstück in den Ohren liegt!"
Die Spannung lag nach wie vor in der Luft, aber Sam, Merry und Pippin machten sich fröhlich ans Werk und bald lag der Duft von brutzelnden Zwiebeln und knusprigem Speck in der Luft.
~~~
Streicher wollte nur weg. Er brauchte Ruhe. Sonst würde er diesem Geschöpf über kurz oder lang den Hals umdrehen. Er konnte mit allem umgehen, hatte viele Heldentaten begangen und hatte dem Bösen mehr als einmal in sein furchtbares Auge geblickt... Aber was sollte er mit diesem Mädchen machen? Er entfernte sich ein wenig von den kochenden Hobbits und genoss die Stille des Waldes, die er so sehr liebte und die er seit ein paar Tagen - seit er in Begleitung war - schmerzlich vermisste.
Er seufzte. Er hatte sehr viel geseufzt, seit sie ihm vor die Füße gefallen war und ein ums andere Mal fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, sie mit zu nehmen.
Doch er hatte geträumt von einer Fremden, die unter seinem Schutz gestellt wurde. Er hatte es fast vergessen gehabt und die Erinnerung war leicht, wie ein Hauch und der schwarze Schleier hob sich nur unzureichend, aber er war vom Blute der Numenôrer und er wusste, dass solche Träume nie bedeutungslos waren. Deshalb belastete er sich mit ihr und er wünschte den Tag herbei, wenn er sie bei Gandalf abladen konnte.
Er wirbelte herum, die Hand am Schwertknauf, als er hinter sich einen Zweig knacken hörte.
Es war Priscilla und ihre Wut war noch kaum verraucht.
Dass er sie einfach hatte stehen lassen, anstatt das Problem wie ein zivilisierter Mensch auszudiskutieren, fand sie 'typisch Kerl' und sie war nicht gewillt, ihm das durchgehen zu lassen.
"Wir waren noch nicht fertig mit unserem Gespräch!" sagte sie dann auch und einmal mehr maßen sich ihre Blicke.
"Sicher waren wir das. Denn gleich, was ich Euch erklärt hätte, Ihr hättet sowieso nicht zugehört." Also wieso sollte ich meinen Atem verschwenden?"
"Ihr tut mir unrecht. Habt Ihr vielleicht schon einmal die Möglichkeit ins Auge gefasst, dass ich mir diesen Schwachsinn von Geistern und magischen Ringen einfach nicht angehört habe, weil es so was da wo ich herkomme nicht gibt? Habt Ihr mich auch nur einmal gefragt, wie es dort zugeht, wo ich herkomme? Ich kenne schließlich beide Seiten und ich muss sagen, dass ich bisher ganz gut ohne diesen Geisterquatsch gelebt habe."
Sie stand vor ihm, die Hände kampfeslustig in die Seiten gestemmt. Sie hatte gepunktet, das konnte sie sehen, denn ihr Gegenüber sah sie fragend an.
"Ihr meint Euer Volk hat freiwillig der Magie entsagt?"
"Nein, ich meine, dass es so was wie Zauberei in meiner Welt überhaupt nicht gibt... Na ja, also bis gestern, mein ich... aber das ging bestimmt nicht von meiner Seite aus, sondern kam von hier!"
"Aber die Elbenvölker, die Zwerge, alle alten Völker... Jedes hat seine Magie - selbst wenn die Menschen sie nicht sehen oder nutzen - Jedes Kind weiß, dass es sie gibt."
"Moment mal, was denn für Elbenvölker? Meint Ihr Elfen? So kleine Flatterdinger mit Flügelchen auf dem Rücken? Die gibt's doch nur im Märchen... Und Zwerge? So was steht bei uns aus Ton im Vorgarten... Ich hab keine Ahnung, wovon Ihr sprecht!"
Streicher blickte sie ungläubig und fast belustigt an.
"Auch ich habe keine Ahnung wovon Ihr sprecht, aber da es zu unglaublich ist, als dass Ihr es Euch ausgedacht haben könnt, werde ich Euch vorerst glauben und ich entschuldige mich wenn ich Falsches über Euch angenommen haben sollte." Er legte seine rechte Hand an seine Brust und deutete ein Verbeugung an. Doch wenn sie gedacht hatte, damit wäre sie seinen Gardinenpredigten entkommen, so irrte sie gewaltig, denn noch im gleichen Atemzug fuhr er fort, ihr wieder einmal klar zu machen, wie wichtig und gefährlich ihre Reise doch war.
Und diesmal hörte sie zu und erfuhr, während sie ein wenig nebeneinander her schlenderten, so einiges, was ihr bisher entgangen war.
"Ach, und wenn wir in Bruchtal ankommen, dann achtet um Elbereths Willen darauf, was Ihr sagt..." ermahnte er sie abschließend noch, während sie schon wieder zu der Lichtung zurück gingen, auf der das Frühstücksgelage schon in vollem Gange war. "Was auch immer Ihr glaubt, über Elben zu wissen, fragt sie NIEMALS, warum sie keine Flügel haben und warum sie so groß sind! Und ich möchte Euch ganz dringend davon abraten, auch nur das Wort an einen Zwerg zu richten, solltet Ihr je einen treffen, es würde Eurer Gesundheit sehr abträglich sein..."
Sie verstand kein Wort, aber sie nickte.
Wenn ihr glaubt, dass es von jetzt an nur noch Friede-Freude-Eierkuchen gibt, dann muß ich euch leider enttäuschen, aber ich fand, dass ein einigermaßen klärendes Gespräch mal angesagt wäre. Das heißt ja nicht, dass sie sich nicht weiter streiten können *ggg*
Als es schließlich endlich wieder ruhig geworden war, hatte Streicher es sehr eilig gehabt, aus Bree fort zu kommen. Er hatte seine kleine Reisegruppe unbarmherzig angetrieben und es begann gerade zu dämmern, als die sechs den Flecken durch das zerschmettert am Boden liegende Tor verließen. Prissy hätte gern gewusst, wieso das Tor jetzt plötzlich kaputt war, hatte aber gleichzeitig Angst vor der Antwort, die sie bekommen würde, wenn sie fragte.
So schwieg sie und lief weiter neben Merry und Pippin her. Sie hatten ein karges Frühstück gehabt. Nur etwas Brot und kuhwarme Milch, die Streicher von wer weiß wo besorgt hatte und die beiden Hobbits, besonders Pippin, beklagten sich unentwegt darüber, dass ihnen niemand gesagt hatte, dass man sie hier anscheinend einer Hungerfolter unterzog.
Streicher schwieg ebenfalls stoisch, wobei es bei ihm sicher nicht die Atemnot war, die Prissy dazu zwang, sich zwischen Reden oder Laufen zu entscheiden. Das hinderte sie aber keineswegs daran, neugierig ihre neuen Begleiter zu mustern.
Frodo wirkte nach wie vor sehr abwesend und ihr fiel auf, dass insbesondere Sam sehr um ihn bemüht war. Sie konnte sich ein paar mal das Grinsen nicht verkneifen und sie fragte sich, was zwischen den beiden wohl lief.
Einmal, sie liefen gerade durch einen recht dichten Wald und der anbrechende Tag warf bestenfalls ein diffuses Licht auf die Szenerie, hörte sie die Hobbits miteinander tuscheln und nicht nur sie war überrascht, als Streicher plötzlich auf eine Frage antwortete, die Pippin eigentlich an Frodo gestellt hatte. Sie würde sich merken müssen, dass Streicher offenbar Ohren wie ein Luchs hatte.
Ansonsten war Streicher wortkarg und scheinbar mürrisch wie immer und nicht einmal auf die Frage, wohin er sie führen würde, hatte er eine wirkliche Antwort übrig gehabt.
"In die Wildnis." War alles gewesen, was er dazu zu sagen gehabt und niemand hatte gewagt, weiter zu fragen.
Ziemlich schnell wurde ihr klar, dass die Hauptsorge der Hobbits dem leiblichen Wohl galt und dass ein Hauptteil ihrer Unterhaltungen sich ums Essen drehten. Diese kleinen Kerle schienen nichts lieber zu tun, als Unmengen von Nahrung in sich hineinzustopfen und Prissy hatte das Gefühl, dass sie schon vom Zuhören zunahm. Pippin redete quasi ununterbrochen und binnen kurzer Zeit, glaubte sie, alles über hobbit'sche Kochkunst zu wissen. Nicht, dass sie jemals selber gekocht hätte, aber sie glaubte fast, dass sie es jetzt doch könnte, wenn sie müsste. Aber sie hoffte natürlich für sich und alle anderen, dass es nie dazu kommen würde...
Sie versuchte vorsichtig, mehr Informationen über die Motive ihrer Wanderung aus dem schwatzhaften Hobbit herauszubekommen aber das war nicht leicht, denn obwohl der kleine Kerl sorglos zu sein schien, er hatte anscheinend Streichers Rüffel nicht vergessen.
Statt dessen verlegte er sich schließlich selbst darauf, sie auszufragen. Sie antwortete ihm, aber merkte sehr schnell, dass er nicht so recht verstand, was sie ihm erzählte. Das kreidete sie ihm aber nicht an, denn schließlich hatte sie auch keine Ahnung von Mittelerde - wie sollte er etwas über ihre Welt, geschweige denn verstehen, wie sie hierher gekommen war und wieso. Schließlich sagte sie:
"Ich versteh es doch selbst nicht, Pippin. Gerade war ich noch dort und plötzlich werde ich durcheinandergewirbelt und habe ein Schwert am Hals.... Ein Schwert!!!"
Verständnislos sah er zu ihr herauf
"Na ja, manche haben auch Messer oder einen Bogen..." sagte er ernsthaft und jetzt war es an ihr, große Augen zu machen.
"Also, wo ich herkomme, da hat niemand Schwerter dabei..." stellte sie fest und warf einen Seitenblick auf Streicher, der der einzige in der Gruppe war, der eine Waffe trug.
"Ich verstehe, was du meinst. Wir Hobbits sind auch ein friedliebendes Volk. Waffen tragen wir keine, dafür lieber Töpfe und Pfannen und ein gutes Pfeifchen. Doch jetzt, da wir mit dem wichtigen Ring unterwegs sind, da wünscht man sich schon manchmal, dass unsereins eine Waffe... WAS DENN?"
Streicher war plötzlich herumgewirbelt und hatte Pippin strafend angeblickt und auch Sam trug plötzlich einen besonders finsteren Gesichtsausdruck zur Schau, nachdem Pippin diesen Ring wieder erwähnt hatte. Streicher zischte:
"Ihr solltet aufpassen, was Ihr sagt, junger Herr Tuk. Niemand sollte über das sprechen, was wir bei uns haben. Der Feind ist aufgeschreckt genug, er darf nicht noch weiter auf uns aufmerksam werden, er sucht nach uns und ist schon viel zu nah."
"Was soll denn das schon wieder heißen?" mischte sich Priscilla ein, "'der Feind ist nah...' Soll das heißen, wir werden verfolgt?"
Resignation machte sich einmal mehr auf Streichers Gesicht breit. "Habt Ihr nicht zugehört? Die Nazgûl wollen den Ring und sie werden ihm folgen und versuchen, ihn an sich zu bringen."
"Was denn für Nazgûl?" Ihr dämmerte, dass sie ihm letzte Nacht besser hätte zuhören sollen.
Sie standen auf einer kleinen Lichtung und Streicher schüttelte mal wieder ratlos den Kopf. Gerade wollte er etwas erwidern, doch Pippin kam ihm zuvor.
"Wenn wir hier schon Wurzeln schlagen, können wir auch ein Feuer machen und etwas essen..."
"NEIN!!!" Das erste Mal waren Prissy und Streicher einer Meinung und sie äußerten sie unisono, ohne wenigstens den Kopf in Pips Richtung zu wenden.
"Ihr seid in meinen Augen nichts anderes, als eine verzogene Göre, die sich für nichts anderes, als ihre kümmerlichen Angelegenheiten interessiert! Wer die Nazgûl sind, wollt Ihr wissen? Ich hätte nicht übel Lust, es Euch selbst herausfinden zu lassen!"
"Ich eine verzogene Göre?" Ihr fehlten die Worte und so stand sie nur bebend vor Wut und mit knallrotem Kopf vor dem Waldläufer. Was bildete dieser schmuddelige Kerl ohne Manieren eigentlich ein?
"Ja genau das seid Ihr in meinen Augen." "Nein, bin ich nicht!"
"Doch das seid ihr!" und zu den Hobbits gewandt und kaum freundlicher sagte er: "Und bevor wir hier wirklich Wurzeln schlagen, so macht in Elbereths Namen Euer Feuer, damit ihr mir nicht länger mit eurem Frühstück in den Ohren liegt!"
Die Spannung lag nach wie vor in der Luft, aber Sam, Merry und Pippin machten sich fröhlich ans Werk und bald lag der Duft von brutzelnden Zwiebeln und knusprigem Speck in der Luft.
~~~
Streicher wollte nur weg. Er brauchte Ruhe. Sonst würde er diesem Geschöpf über kurz oder lang den Hals umdrehen. Er konnte mit allem umgehen, hatte viele Heldentaten begangen und hatte dem Bösen mehr als einmal in sein furchtbares Auge geblickt... Aber was sollte er mit diesem Mädchen machen? Er entfernte sich ein wenig von den kochenden Hobbits und genoss die Stille des Waldes, die er so sehr liebte und die er seit ein paar Tagen - seit er in Begleitung war - schmerzlich vermisste.
Er seufzte. Er hatte sehr viel geseufzt, seit sie ihm vor die Füße gefallen war und ein ums andere Mal fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, sie mit zu nehmen.
Doch er hatte geträumt von einer Fremden, die unter seinem Schutz gestellt wurde. Er hatte es fast vergessen gehabt und die Erinnerung war leicht, wie ein Hauch und der schwarze Schleier hob sich nur unzureichend, aber er war vom Blute der Numenôrer und er wusste, dass solche Träume nie bedeutungslos waren. Deshalb belastete er sich mit ihr und er wünschte den Tag herbei, wenn er sie bei Gandalf abladen konnte.
Er wirbelte herum, die Hand am Schwertknauf, als er hinter sich einen Zweig knacken hörte.
Es war Priscilla und ihre Wut war noch kaum verraucht.
Dass er sie einfach hatte stehen lassen, anstatt das Problem wie ein zivilisierter Mensch auszudiskutieren, fand sie 'typisch Kerl' und sie war nicht gewillt, ihm das durchgehen zu lassen.
"Wir waren noch nicht fertig mit unserem Gespräch!" sagte sie dann auch und einmal mehr maßen sich ihre Blicke.
"Sicher waren wir das. Denn gleich, was ich Euch erklärt hätte, Ihr hättet sowieso nicht zugehört." Also wieso sollte ich meinen Atem verschwenden?"
"Ihr tut mir unrecht. Habt Ihr vielleicht schon einmal die Möglichkeit ins Auge gefasst, dass ich mir diesen Schwachsinn von Geistern und magischen Ringen einfach nicht angehört habe, weil es so was da wo ich herkomme nicht gibt? Habt Ihr mich auch nur einmal gefragt, wie es dort zugeht, wo ich herkomme? Ich kenne schließlich beide Seiten und ich muss sagen, dass ich bisher ganz gut ohne diesen Geisterquatsch gelebt habe."
Sie stand vor ihm, die Hände kampfeslustig in die Seiten gestemmt. Sie hatte gepunktet, das konnte sie sehen, denn ihr Gegenüber sah sie fragend an.
"Ihr meint Euer Volk hat freiwillig der Magie entsagt?"
"Nein, ich meine, dass es so was wie Zauberei in meiner Welt überhaupt nicht gibt... Na ja, also bis gestern, mein ich... aber das ging bestimmt nicht von meiner Seite aus, sondern kam von hier!"
"Aber die Elbenvölker, die Zwerge, alle alten Völker... Jedes hat seine Magie - selbst wenn die Menschen sie nicht sehen oder nutzen - Jedes Kind weiß, dass es sie gibt."
"Moment mal, was denn für Elbenvölker? Meint Ihr Elfen? So kleine Flatterdinger mit Flügelchen auf dem Rücken? Die gibt's doch nur im Märchen... Und Zwerge? So was steht bei uns aus Ton im Vorgarten... Ich hab keine Ahnung, wovon Ihr sprecht!"
Streicher blickte sie ungläubig und fast belustigt an.
"Auch ich habe keine Ahnung wovon Ihr sprecht, aber da es zu unglaublich ist, als dass Ihr es Euch ausgedacht haben könnt, werde ich Euch vorerst glauben und ich entschuldige mich wenn ich Falsches über Euch angenommen haben sollte." Er legte seine rechte Hand an seine Brust und deutete ein Verbeugung an. Doch wenn sie gedacht hatte, damit wäre sie seinen Gardinenpredigten entkommen, so irrte sie gewaltig, denn noch im gleichen Atemzug fuhr er fort, ihr wieder einmal klar zu machen, wie wichtig und gefährlich ihre Reise doch war.
Und diesmal hörte sie zu und erfuhr, während sie ein wenig nebeneinander her schlenderten, so einiges, was ihr bisher entgangen war.
"Ach, und wenn wir in Bruchtal ankommen, dann achtet um Elbereths Willen darauf, was Ihr sagt..." ermahnte er sie abschließend noch, während sie schon wieder zu der Lichtung zurück gingen, auf der das Frühstücksgelage schon in vollem Gange war. "Was auch immer Ihr glaubt, über Elben zu wissen, fragt sie NIEMALS, warum sie keine Flügel haben und warum sie so groß sind! Und ich möchte Euch ganz dringend davon abraten, auch nur das Wort an einen Zwerg zu richten, solltet Ihr je einen treffen, es würde Eurer Gesundheit sehr abträglich sein..."
Sie verstand kein Wort, aber sie nickte.
Wenn ihr glaubt, dass es von jetzt an nur noch Friede-Freude-Eierkuchen gibt, dann muß ich euch leider enttäuschen, aber ich fand, dass ein einigermaßen klärendes Gespräch mal angesagt wäre. Das heißt ja nicht, dass sie sich nicht weiter streiten können *ggg*
