Anmerkung: Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Sidestory zu "Du bist mein" und basiert auf den Geschehnissen, wie sie im dritten Kapitel dieser Geschichte erwähnt worden sind. Obwohl vor allem Chichi und Goku im Mittelpunkt stehen, erhält man auch Einblick in einiges, was Bulma in diesem halben Jahr erlebt hat...

Gequältes Herz

Teil 1

Der Boden zitterte unter ihren Füßen, als sich die mächtige Gestalt Shen Longs über ihren Köpfen manifestierte. Bulma und Chichi hatten den Drachen schon oft gesehen, daher erzitterten sie nicht mehr vor Ehrfurcht, aber beeindruckend war das Schauspiel doch jedes Mal wieder.

Die Augen des Drachen öffneten sich und ihre Glut wärmte die Hoffnung in den Herzen der beiden Frauen.

"Was ist euer Begehr?", fragte der Drache mit einer Stimme, die in dieser stillen Wüste meilenweit zu hören war.

Bulma gab Chichi einen sanften Stoß und diese stolperte vor den Drachen hin. "Shen Long", sagte sie nach ein paar tiefen Atemzügen, "das ist etwas kompliziert, darum haben wir unsere drei Wünsche hier aufgeschrieben, kannst du es lesen?"

Der mächtige Kopf des Drachen senkte sich zu dem Blatt herab, das Bulma ihm entgegen hielt. Die glühenden Augen überflogen die Worte, mit denen sich die beiden ebenso viel Mühe gemacht hatten, wie mit dem Finden der Kugeln.

Täuschte es sie oder schmunzelte der Drache ob ihrer detaillierten Formulierung? "Wenn es zu schwierig ist...", sagte Chichi zögernd und versuchte fieberhaft, sich Ersatzwünsche auszudenken.

"Es ist ziemlich kompliziert", sagte der Drache grollend, und die Herzen der beiden Frauen sanken. Traurige türkise Augen trafen auf dunkle, die genauso mutlos drein blicken. Doch der Drache war noch nicht fertig, "aber gerade deshalb eine Herausforderung." Ein ehrgeiziges Funkeln erschien in Shen Longs Augen. "Ich werde es versuchen."

Bulma und Chichi spürten, wie er seine Macht konzentrierte und seine Kräfte erfasste auch die beiden. Ihnen war, als würden ihre Körper schmelzen und goldenes Licht hüllte sie ein. Als es sie frei gab, sahen sie einander an und fielen sich glücklich in die Arme. "Wir haben es geschafft, wir sind wieder jung!", jubelte Chichi . Bulma nickte nur und schloss die Augen, stumm vor Glück.

"Auch eure anderen Wünsche wurden so erfüllt wie ihr es nieder geschrieben habt. So lebt denn wohl!" Der Drache verschwand und aus sieben Glaskugeln wurden sieben Steine, die in alle Richtungen davon schossen.

Eine Weile lang genossen Bulma und Chichi einfach das Gefühl, dass für sie die Zeit zurück gedreht worden war. "Man weiß die Jugend erst zu schätzen, wenn sie lange schon vorbei ist", seufzte Chichi und streckte sich im warmen Sand aus, den Blick auf den klaren Sternenhimmel gerichtet. "Ein wahres Wort", stimmte ihr Bulma zu. "Wir waren noch nie in unserem Leben gleich alt. Jetzt sind wir es."

"Ja, wir sind wieder siebzehn." Chichi hob die Hand und betrachtete sie im Licht des Lagerfeuers, das sie vor der Beschwörung des Drachen schon entzündet hatten. "Diese glatte Haut, diese Kraft und vor allem der Schwung, es ist alles wieder da. Ich fühle mich herrlich, so als gäbe es nichts auf der Welt, das ich nicht zu tun vermag." Sie drehte sich um und sah in Bulmas Mädchengesicht. Es war fast wie damals, als sie sich das erste Mal begegnet waren, am Bratpfannenberg. Damals war Chichi ein kleines Mädchen gewesen und Bulma ein Teenager.

"Was willst du jetzt machen?", fragte Bulma und hob etwas Sand auf und ließ ihn durch ihre Finger rinnen.

"Zuerst mal sehe ich nach Vater." Chichi konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. "Irgendwie komme ich mir schäbig vor, dass wir den Wunsch so formuliert haben."

"Es ist ja nicht für lange", sagte Bulma. "Nur bis wir unsere sturen Männer wieder auf Kurs gebracht haben. Oder willst du Goku wirklich so davon kommen lassen?"

"Niemals!" Stahl klang aus Chichis Stimme. "Er hat mich das letzte Mal einfach sitzen lassen."

"Na also. Weißt du überhaupt, wo du ihn finden kannst?", fragte Bulma.

"Noch nicht. Aber ich weiß, wen ich fragen werde. Gleich morgen, wenn du so nett wärst, mich hinzufliegen."

"Kein Problem. Es ist ja nur ein kurzer Umweg zu meinem Ziel", erwiderte Bulma. "Lass uns schlafen gehen, damit wir morgen fit sind für Schritt zwei unseres Planes."

....

Es war am späten Nachmittag des nächsten Tages, als der langjährige Ringrichter des großen Turniers überraschend Besuch bekam. Das schwarzhaarige Mädchen drängte ihn ohne viele Erklärungen in seines Büros und verlangte den genauen Wohnort des Teilnehmers Oob zu erfahren.

"Aber, wertes Fräulein, solche Daten sind vertraulich", stotterte er hilflos. "Selbst wenn sie sein allergrößter Fan sind ..."

"Fan?", das Mädchen lachte. "Ein guter Witz..." Sie legte einen Finger an ihr Kinn und grinste, "aber warum nicht? Gut, ich bin Oobs Fan und ich möchte ihm einen Brief schreiben. Raus mit seiner Addresse!"

Immer noch zögerte der Schiedsrichter und als zwei stämmige Mönche auftauchten, glaubte er schon, gewonnen zu haben. Doch das Mädchen war nicht zimperlich und bald lagen die beiden Mönche bewusstlos auf dem Boden.

Der Kampfrichter kauerte in einem Winkel des Zimmers und fragte sich, ob das alles nur ein Albtraum war. Aber dennoch, irgendwie kamen ihm das Aussehen und die Technik des Mädchens bekannt vor. Ihr schien das herzlich egal zu sein, aber mit einem einzigen Schlag ihrer Handkante zertrümmerte sie seinen Eichenholzschreibtisch samt Marmortischplatte, um ihrer Frage Nachdruck zu verleihen. Derart überzeugt, krabbelte er zu den Überresten seiner Schubladen und fischte einen dicken Wälzer heraus. "Hier", sagte er und schob ihn ihr hin, "hier müsste die Adresse zu finden sein. Und wie heißen Sie noch gleich?"

Seine Frage ignorierend hob sie das Buch auf und blätterte es rasch durch. Ja, das war das Jahr und hier war das Turnier. Ihr Blick flog über die Liste der Teilnehmer, dann hatte sie die gesuchten Angaben gefunden. Zufrieden nickend ließ sie den Wälzer zu Boden plumpsen, fischte sie einen kleinen Notizblock aus ihrer Tasche und kritzelte die Adresse hinein.

Der Kampfrichter war mehr als erfreut, als das dunkelhaarige Mädchen endlich zufrieden abzog. Er ließ sich erleichtert auf seinen Sessel plumpsen und lockerte den Kragen seines Hemdes. "Diese Fans heutzutage .", seufzte er, ehe er sich wieder seiner Arbeit widmete. "Die Chronik des Großen Turniers", musste spätestens in drei Tagen an den Verleger abgeschickt werden.

Draußen vor der großen Arena atmete Chichi tief durch. "Na, wie ist es gelaufen?", fragte Bulma, die wartend vor dem Auto stand, mit dem sie Chichi bis hierher gefahren hatte. "Hast du, was du brauchst?"

"Habe ich!", Chichi schwenkte das Notizbuch und lachte. Während sie auf das Auto zuging, fiel ihr Blick auf ein Schaufenster, in dessen Glasscheibe sie sich spiegelte. "Du lieber Himmel!", rief sie aus und tastete nach ihrem Haarknoten. "Ich habe zwar ein junges Gesicht, aber diese Frisur." Bulma trat neben sie und zog ihren dicken türkisen Zopf nach vorne. "Da ist was dran, ich denke, wir beide könnten eine neue Frisur und eine neue Garderobe gebrauchen!"

Gesagt getan, sie übernachteten in einem noblen Hotel und gleich am nächsten Tag suchten sie die belebteste Einkaufsstraße heim. Als sie ziemlich erschöpft am späten Nachmittag ins Hotel zurück. " Das hat Spaß gemacht", sagte Chichi und streckte sich. Sie fuhr sich mit den Händen durch die schulterlangen, leicht gewellten Haare, die einen satten Blauschimmer aufwiesen. In der schwarzen Hose und dem blauen Top sah sie jetzt wirklich wie ein schickes, hübsches Mädchen aus. Auch Bulma gefiel sich mit der roten Lockenmähne. "Ein neuer Look war wirklich überfällig", sagte sie zufrieden. "Ich fliege dich morgen zu deinem Vater und mache mich dann zu Lumia auf. Wirst du allein zurecht kommen?"

Chichi nickte. "Mach dir um mich keine Sorgen. Gut, dass du dir ein neues Handy gekauft hast, so können wir in Kontakt bleiben. Willst du nicht zuhause anrufen und ihnen deine neue Nummer durchgeben?"

Das rothaarige Mädchen schüttelte den Kopf. "Sie haben die Nummer von Lumia, das reicht fürs erste. Wenn sie mich dort anrufen, geben ich ihnen die neue Handynummer. Vorher hat es ja doch keinen Sinn, weil sie mich nicht brauchen."

Chichi trat ans Fenster und sah hinaus. Dort, nicht weit von ihrem Hotel entfernt, erhob sich der imposante Bau des neuen Rathauses. Der Anblick brachte Chichi auf eine neue Idee. "Ich muss noch etwas erledigen", sagte sie zu Bulma. Diese war ihrem Blick gefolgt und seufzte. "Bist du dir ganz sicher? Das ist ein ziemlich schwerer Schritt."

"Für mich sicher", sagte Chichi und ein harter Glanz trat in ihre Augen, "aber nicht für ihn, er hat mich ja ohne jeden Abschiedsschmerz einfach zurück gelassen. Offenbar bedeutet ihm unsere Ehe wirklich nichts mehr."

"Du musst es wissen", meinte Bulma achsezuckend. Sie hielt Chichi nicht zurück, als diese ihre Handtasche nahm und in ihre Straßenschuhe schlüpfte. "Ich bin bald zurück!", rief ihr Chichi noch zu und huschte aus dem Zimmer.

Etwa gut zwei Stunden später kam sie zurück. Sie war sehr in sich gekehrt und schweigsam, aber beim Abendessen im Speisesaal wollte sie genauso wenig darüber reden wie später, als sie im Zimmer noch einen letzten Drink nahmen, um sich endgültig von ihrem alten Leben zu verabschieden und den Neuanfang zu feiern.

Am nächsten Morgen hob der Hubschrauber vom Flachdach des Hotels ab und Bulma steuerte ihn zielsicher zu jener Insel, auf der das Erholungsheim lag, in welchem der Rinderteufel betreut wurde. Chichi verabschiedete sich von ihrer Freundin mit einer herzlichen Umarmung. "Wir bleiben in Kontakt!", hieß es auf beiden Seiten, dann lief Chichi zur Eingangstür und sah unter Tränen zu, wie der Hubschrauber abhob. Sie winkte heftig und zwinkerte ihre Tränen weg. Als der Hubschrauber nur noch ein winziger Punkt am Himmel war, gab sie sich einen Ruck und marschierte in das Gebäude. Dort wollte man ihr zunächst nicht glauben, dass sie dieselbe Person war, wie die Frau mittleren Alters, die vor wenigen Wochen ihren Vater hierher gebracht hatte. Erst als der Rinderteufel mit einem staunenden Gesicht seine kräftigen Arme um sie schlang und sie drückte, gaben die Schwestern nach und ließen die beiden allein.

"Geht es dir auch gut, Vater?", fragte Chichi besorgt. "Wir haben alles so gemacht, wie wir es uns vorgenommen haben, aber wenn es dir schlechter geht."

"Keine Angst, Kind, so rasch werde ich nicht die Radieschen von unten betrachten", lachte er und da sein Gesicht dabei eine gesunde Farbe hatte, nickte Chichi und beließ es dabei.

"Gut, aber du hast meine Handynummer, oder? Falls irgendetwas ist, ruf sofort an und ich werde das mit Bulma regeln."

"Jetzt geh erst mal und hol dir deinen Ehemann zurück", sagte der Rinderteufel polternd. "Es wird Zeit, dass du diesem Sturkopf deinen Eigensinn entgegen hältst. Du bist doch meine Tochter, oder?" Chichi öffnete den Mund, um es auszusprechen, doch dann schluckte sie nur und lächelte. "Ich werde tun, was ich tun muss", sagte sie einfach und nach einer kurzen Besprechung mit den Ärzten, machte sie sich auf den Weg zum Hafen der Insel, um einen Platz auf der nächsten Fähre Richtung Festland zu ergattern.

Die Reise dauerte gut zwei Wochen, da das Dorf von Oob wirklich am hintersten Ende der Zivilisation zu finden war. In diesem recht breiten, aber insgesamt doch sehr wasserarmen Tal lagen insgesamt drei Dörfer von etwa derselben Größe. Die Straßen waren schmal und schlecht gepflastert, eine Eisenbahnverbindung gab es nicht.

Chichi war ziemlich müde und ihre Füße brannten, als sie beim ersten Dorf angekommen war. Die Blicke der recht einfach gekleideten Leute sprachen von einem grundlegenden Misstrauen allen Fremden gegenüber. Trotzdem beschloss Chichi, sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Ein Glück, dass ihr das Tragen des Gepäcks nicht sonderlich schwer fiel. Das einzige Gasthaus war rasch gefunden.

Im Empfangsraum war es staubig und dunkel, nicht zu übersehen, dass hier kaum einmal Gäste willkommen geheißen werden konnten. Die Reisetasche plumpste in den Staub und Chichi hielt sich hustend die Nase zu. Ihre Hand sauste auf die Klingel herab und nach einem müden "Drriing!" näherten sich schlurfende Schritte. Eine hagere, grauhaarige Frau mit einer vergilbten Schürze und einem strengen Gesicht erschien. Der Duft nach frischem, gebratenem Reis umgab sie und Chichis Magen begann zu knurren.

"Ja?", fragte die Frau mürrisch. Es war ihr anzusehen, dass sie lieber leere Zimmer als einen unliebsamen Gast hatte.

Chichi besann sich auf ihre Manieren und verbeugte sich höflich. "Könnte ich bei Ihnen ein Zimmer bekommen? Ich bleibe etwa einen Monat."

Die Frau zog die Augenbrauen hoch. "Einen Monat? Wir sind doch kein Kurort für Zierpüppchen! Und wenn du es auf diesen knackigen Wundermann abgesehen hast, den der kleine Oob mitgebracht hat, der hat sich bei Oobs Mutter Ririka einquartiert und die wohnt im dritten Dorf ganz hinten im Tal.

"Ich bin nur zur Erholung hier", schwindelte Chichi. "Ich bin gerade selbst mit einer Beziehung fertig und habe keine Lust auf etwas Neues. Außerdem, was kann an einem Mann schon Wunderbares dran sein?"

Das schien genau der richtige Ton zu sein, denn die Frau lachte herzhaft. "Da spricht ein frisch gebrochenes Herz, Kleines. Wenn man so jung ist wie du, dann verheilen solche Wunden rasch, glaub mir nur. Also kannst du das Zimmer auch wirklich bezahlen?"

Sie nannte eine Summe, die für die Gegend und den Mangel an Luxus gerade richtig zu sein schien und Chichi fischte ohne lange zu feilschen ein Bündel Geldscheine heraus. Ihr Vater hatte ihr eine Vollmacht gegeben und sie gedachte, diese auch weidlich auszunützen. Nachdem sie so lange in immer den gleichen Kleidern herum gelaufen war. Wortlos zählt sie den Betrag ab und legte die Scheine auf den Tresen. Ihr Gegenüber nickte zufrieden. "Na, wenigstens mangelt es dir nicht an Barem, Kindchen. Es muss schon ein ziemlich schlimmer Kummer sein, der dich in diese verlassene Gegend treibt."

Chichi seufzte nur und nickte. Dann griff sie nach ihrem Gepäck. "Wo ist mein Zimmer?"

"Im ersten Stock, das mit der Nummer drei", sagte die Frau und nahm einen der klobigen Schlüssel von seinem Haken. Auf dem runden, grün angelaufenen Messinganhänger stand schwarz die Nummer drei. "Wir nennen es das 'Glückszimmer'. Wer dort allein übernachtet, wird bald ein neues Herzblatt finden, wer dort zu zweit übernachtet, ist glücklich bis an sein Lebensende."

Diese Geschichte rang Chichi ein Lächeln ab. Sie würde das als gutes Zeichen nehmen, dass ihrem Plan Erfolg versprach.

Ohne viel Mühe trug sie locker ihr Gepäck nach oben und schloss das Zimmer auf. Der Anblick, der sich ihr bot, war eine angenehme Überraschung. Bei dem Staub im Empfangsraum hatte sie schon das Schlimmste befürchtet: Silberfischen in der Wanne, Küchenschaben unter dem Bett, Rattenkot in den Ecken und Spinnweben überall. Doch das Zimmer war geräumig und blitzte vor Sauberkeit.

"Na, da bist du überrascht, wie?", fragte die Frau hinter ihr mit gutmütigem Grinsen. "Der Empfangsraum ist Sache meines Mannes, doch er hat in den letzten zwei Wochen Probleme mit dem Fuß und da er es hasst, wenn ich mich in seinen Bereich einmische, habe ich den Staub dort gelassen. In ein paar Tagen wenn der Doktor es zulässt, wird mein Mann da unten für Sauberkeit sorgen."

Chichi stellte ihr Gepäck ab, zog die geblümten Vorhänge zurück und öffnete die Fenster weit. Die klare, saubere Luft tat einfach gut. "Abendessen ist um acht, Frühstück um acht und Mittagessen um 12. Vollpension ist im Preis inbegriffen und wir haben fast die beste Küche im Tal. Einzig Ririka kocht noch besser, aber sie verlangt auch das Doppelte von ihren Gästen."

Chichi bedankte sich und begann mit dem Auspacken. Für die erste Erkundung der Umgebung nahm sie sich eine neue sandfarbene Hose und einen dunkelblauen Pulli. Die schwarze Kunstlederjacke und die Sonnenbrille mit den blau getönten Gläsern, jetzt fehlten nur noch die schwarzen Trainingsschuhe und etwas Make up und sie war gerüstet. Die schwarze Umhängetaschte nahm sie dann auch noch mit.

Auf dem Weg hinunter zum Ausgang begegnete ihr niemand. Es schien wirklich so, als wäre sie der einzige Gast. Sie spazierte gemütlich die Straße hinunter und ignorierte die neugierigen und ablehnenden Blicke der Leute. Ihr ging es nur darum, Goku endlich wieder zu sehen. Dazu musste sie das Dorf verlassen, auch das zweite durchqueren und dann endlich stand sie im dritten Dorf. Hier sah alles ein wenig anders aus als in den anderen beiden Dörfern. Hier gab es sogar gleich drei Gasthäuser und sie schienen gut belegt zu sein.

"Ah, du bist wohl auch da, um den Wundermann zu sehen?", fragte ein stämmiger, junger Mann, der neben der Eingangstüre des größten Gasthofes lehnte.

"Welchen Wundermann?", gab sich Chichi unwissend.

"Sag nur, du hast noch nie von ihm gehört?", lachte der Mann. Es schien ihm zu gefallen, dass sie nicht wegen der Hauptattraktion des Dorfes kam. Er streckte ihr die Hand hin und stellte sich als Taishi vor. "Ich arbeite als zweiter Koch in dem Gasthof hier. Ririka ist eine gute Chefin, und seit dieser Wundermann hier aufgetaucht ist, kommen aus den nächsten Städten die Leute in Scharen, um ihn und Oob kämpfen und fliegen zu sehen. Die beiden sind schuld daran, dass es den Leuten hier inzwischen viel, viel besser geht als jemals zuvor. Der kleine Oob hat ja eine Menge Geld von Mr. Satan bekommen, weil er so toll gekämpft hat, bei dem Turnier. Das hat er brav an alle verteilt und von da an ging es aufwärts. Aber erst seitdem dieser Wunderkämpfer sich mit ihm in der Luft Kämpfe liefert, rollt der Yen so richtig. Demnächst wird Ririka noch Bürgermeisterin werden und Oob bekommt die Ehrenbürgerschaft."

"Klingt ja super für euch", sagte Chichi. "Hat dieser Wunderkämpfer auch einen Namen?"

"Ja, er heißt Son Goku. Ein netter Bursche und dabei so bescheiden. Ein anderer würde sich seinen Anteil an dem Gewinn sichern, aber er ist zufrieden mit einem Zimmer bei uns und gratis Mahlzeiten. Allerdings futtert er wie ein Scheunendrescher." Taishi grinste. Es kam nicht oft vor, dass er bei einer so schicken, jungen Städterin derart Eindruck schinden konnte, daher tat er sehr geheimnisvoll, beugte sich vor und winkte Chichi näher zu sich heran: "Wie es scheint sit er Ririka nicht abgeneigt, kein Wunder, ist sie doch die schönste Frau im Dorf, hat einen prächtigen Jungen und kann kochen wie keine zweite."

Chichi war, als hätte er ihr einen Schlag in den Magen versetzt. Ihr Goku und eine andere? Nur mit großer Mühe konnte sie sich zurück halten und die Rolle einer Touristin weiterspielen. Sie bedankte sich artig für das interessante Gespräch und machte sich auf den Rückweg. Noch ehe sie die nächste Straßenkreuzung hinter sich gelassen hatte, hörte sie ein dumpfes Grollen.

"Sie kommen, sie kommen, Chefin!", rief Taishi und eilte in den Gasthof. Chichi blieb stehen und sah zum Himmel. Wie ein goldener Komet schoss Goku als Supersaiyajin über die Dächer, dem kleinen Oob dicht auf den Fersen. Über dem Platz vor dem Gasthof stellte sich der Junge seinem Verfolger und die beiden lieferten sich eine Prügelei, die Chichi wenig beeindruckte, das sie in ihren geübten Augen viel zu sehr gestellt wirkte.

Doch die Leute, die in Scharen aus dem Gasthof strömten, hielten zum Teil den Atem an, die anderen jubelten den beiden zu, fast wie beim großen Turnier. Lanzen aus Licht, blau glühende Energiebälle, es war kein allzu übles Feuerwerk. Schließlich landeten die beiden auf dem Dach des Gasthofs und lieferten sich einen handfesten Schlagabtausch, den (wen wunderte es) schließlich der kleine Oob gewann und Goku mit einem sauberen Treffer vom Dach fegte. Doch statt wie ein Mehlsack auf den Boden aufzuschlagen machte Goku eine Rolle in der Luft und landete vor den begeisterten Zuschauern auf deinen Beinen. Sein golden leuchtendes Haar wurde schwarz und er brachte sogar eine Art linkischer Verbeugung zustande. Chichi war froh, dass er sie hinter der Menschentraube nicht sehen konnte.

Aus dem Gasthof trat jetzt eine Frau so um die Mitte dreißig mit schimmernden rotbraunen Haaren und warmen, honiggoldenen Augen. Oob sprang vom Dach und landete direkt vor ihr. Sie lachte und umarmte ihn. Die Menge applaudierte. Ein kleines Mädchen mit krausen, schwarzen Haaren ging mit einem Hut reihum und die Leute ließen sich nicht lumpen.

"Eine klasse Show, Ririka!", sagte eine rundliche Frau und spielte mit ihren schweren, goldenen Ringen, an denen Edelsteine von Walnussgröße glitzerten. "Dein Sohn und dein Mann sind echt klasse Kämpfer."

"Aber nicht doch, Frau Fuko", wehrte Ririka lachend ab, "Goku ist nur der Trainer meines Jungen und ein guter Freund der Familie." Sie winkte Goku lachend zu. "Das Essen steht schon bereit, heute gibt es wieder Extragroße Sauriersteaks."

Goku grinste erfreut und zog Oob hinter sich her in den Gasthof. "Liebe geht nicht umsonst durch den Magen", sagte Frau Fuko vielsagend und ein paar andere Frauen in der Runde nickten dazu.

"Goku ist doch schon verheiratet und hat eigene Kinder", sagte Ririka und deutete auf die Eingangstüre. "Ihr Essen sollte auch gleich soweit sein. Möchten Sie nicht hinein gehen?"

Doch Frau Fuko war sehr hartnäckig. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dass der goldene Kämpfer und Ririka blendend zusammen passen würden. "Und wo ist seine Familie jetzt?", frage sie borhend. "Seine Frau hat er offenbar zurück gelassen und deinen Oob scheint er seinen Kindern vorzuziehen." "Goku hat schon eine Enkeltochter, also sind seine Söhne viel älter als Oob", wandte Ririka ein, um Goku zu verteidigen, "und seine Frau . offenbar kommt sie ganz gut ohne ihn zurecht, immerhin ist er schon mehrmals für lange Zeit weg gewesen von zuhause."

"Wenn das so ist, dann ist Goku ja um einiges älter als ich gedacht habe und da er immer noch so jung wirkt, ist er wohl ein Übermensch. Seine Frau ist sicher bereits eine alte, vergrämte Schachtel, die den lieben langen Tag nur jammern und sich beschweren kann, verbittert, dass sie altert und er nicht, neidisch und missgünstig, kurz niemand, um den man sich Gedanken machen muss. Ihr braucht ja keinen Trauschein, um den kleinen Oob zusammen großzuziehen."

Chichi stand wie erstarrt da. Früher, ja früher wäre sie vor Wut schnaubend auf die dicke Pute losgegangen, hätte sie am Kragen gepackt und geschüttelt und angeschrieen. Doch was würde es ihr dieses Mal noch nützen. So bitter es auch war, Goku hatte sie immer wieder verlassen, und ihr zu verstehen gegeben, dass sie nicht genug war, um sein Leben auszufüllen.

Goku fühlte sich nur wohl, wenn er trainieren, kämpfen und sich steigern konnte, er brauchte ein Ziel, eine hohe Mauer, die es zu überwinden galt. Nach dem Ende des bösen Boo war einfach nichts mehr da gewesen, vor allem da Goten mit Einsetzen der Pubertät anderes im Kopf hatte als Trainingskämpfe und Pan einfach noch zu klein war, um ihrem Opa eine gute Partnerin abzugeben.

Chichi liebte diese Seite an Goku und doch hasste sie diese im gleichen Atemzug nicht minder. Seine Hartnäckigkeit, seine Ausdauer und sein eiserner Wille hatten diese Welt immer wieder gerettet, aber sie hatten ihr, seiner Frau, auch die bitteren, einsamen Stunden beschert, in denen eine kleine, hartnäckige Stimme in ihrem Hinterkopf immer wieder gefragt hatte, ob Goku überhaupt etwas an ihr lag.

Goku liebte seine Söhne, da gab es nichts zu zweifeln. Er mochte auch die Mahlzeiten, die sie kochte, er schätze die sauberen Kleider und das kleine Haus.

Doch was lag ihm an ihr, an ihr als Mensch, als Frau?

Zärtlichkeiten waren selten genug von ihm ausgegangen, meist war sie es gewesen, die sich an ihn schmiegte, wenn ihre Sehnsucht zu groß geworden war. Was war so falsch daran, wenn man sich wünschte, spontan in die Arme genommen zu werden, wenn man von einem leidenschaftlichen Küssen träumte und von dem einen oder anderen lieben Wort, das man nicht durch Andeutungen und Hinweise erbetteln musste? Mit einem traurigen Lächeln griff Chichi in ihre Tasche und spürte das Rascheln des Papiers unter ihren Fingerspitzen. Sie war einfach müde. Bulma und ihr Vater glaubten, sie wäre hierher gekommen, um Goku zurück zu holen. Doch dem war nicht so.

Sie gab sich einen Ruck und drängte sich durch die Menge bis sie vor Ririka stand, die gerade zu einer Erwiderung ansetzen wollte.

"Entschuldigen Sie vielmals", sagte sie und zog den Umschlag aus ihrer Tasche. "Ich hätte hier eine Nachricht für Son Goku abzugeben."

Ririka nahm den schweren Umschlag entgegen und drehte ihn um, doch da war kein Absender.

"Keine Angst", sagte Chichi mit einem schiefen Lächeln, "ich bin kein verrückter Fan und das ist kein Liebesbrief."

"Und von wem kommt der Brief?", fragte Ririka verwundert.

"Goku wird es wissen, wenn er ihn öffnet", sagte Chichi nur und lächelte bittend. "Es ist wirklich sehr wichtig, sonst kann ich den Brief auch mit der Post schicken, wenn es Ihnen zuviel Mühe bereitet."

Ririka sah der jungen Frau fest in die Augen und nickte langsam. Irgendetwas lag in diesem Blick der dunklen Augen, das sie bewog, die Bitte ernst zu nehmen. "Ich gebe ihm den Brief gleich, nachdem er gegessen hat, einverstanden?"

Chichi nickte. Ririka war keine schlechte Person, das konnte sie spüren. Offenbar hatte Goku seinen Platz gefunden, an dem er glücklich war. Es hatte gut getan, ihn noch einmal zu sehen, aber so weh es auch tat, sie musste endlich diesen Schritt machen. Wie hieß es doch? - Lieber ein Ende mit Schrecken ...

Ehe die dicke Frau, die offenbar vor Neugier barst, sie mit Fragen löchern konnte, drehte sich Chichi nach einem kurzen Dank und Gruß um und ging mit langsamen, aber festen Schritten die Straße hinunter zu ihrem Quartier im vordersten Dorf.

Der Fußmarsch tat ihr gut und so waren ihre Tränen getrocknet, ehe sie die Türe zum Eingangsraum aufstieß. Hunger hatte sie auch und als sie in den Speisesaal blickte, wurde ihr klar, dass sie tatsächlich der einzige Gast hier war. Anders als der verstaubte Empfangsraum, war hier alles so sauber wie in ihrem Zimmer. Ein kleiner Tisch mit Blick auf den großen Garten war für sie gedeckt worden und da sie sich vor lauter Weinen ganz ausgelaugt fühlte, ging sie zunächst rasch nach oben, um sich das Gesicht zu waschen. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass selbst einem jungen Gesicht wie dem ihren rotgeweinte Augen nicht standen und sie fand sich viel zu blass. Mit einem Seufzer fragte sie sich, warum sie gleich für einen Monat hier reserviert hatte. Konnte es sein, dass sie sich trotz allem nicht sicher war, das richtige getan zu haben? Ihre Hände umklammerten das weiße Porzellan des Waschbeckenrandes und wieder stieg der ganze Schmerz in ihr hoch. Sie war doch wieder jung, schön und stark - hatte sie wirklich gedacht, dass Goku sie allein deshalb zurückhaben wollte? Sie war auch jung, schön und stark gewesen, damals, als sie im Turnier gegen ihn angetreten war, und selbst da war kein Funken Bewunderung in seinen Augen zu lesen gewesen, jede Art von Anhänglichkeit schien ihm schon damals peinlich zu sein.

Wie konnte sie nur glauben, dass sie sein Herz besaß wie er das ihre? .... weil sie zusammen gelebt hatten all die Jahre? .... weil er seine Pflichten als Vater und Familienversorger erfüllte so gut es ging? .... weil sie frührer ab und zu seine Leidenschaft wecken konnte? .... weil sie für ihn sorgte? ... weil es eben Gewohnheit war.....

Ja, er mochte sie, dessen wenigstens war sie sich sicher, aber er mochte auch die Flugsaurier und die Leute nebenan und Muten Roshi und viele andere. Wenn sie es recht bedachte, dann stand ihm Bulma vielleicht noch näher wegen der Abenteuer, die sie geteilt hatten. Ob er auch Bulma geheiratet hätte, wenn diese an Chichis Stelle ihn als erste gefragt hätte?

Chichi ließ das Waschbecken los und setzte sich auf das Bett. Man kann sich Männer erziehen, das hatte sie in einem Buch gelesen und dem entsprechend hatte sie gehandelt, doch wenn sie es recht bedachte, so war Goku zwar immer bereit gewesen sich ihrer Haushaltsführung zu fügen, aber er hatte nie von sich aus, irgendwelches Interesse an häuslichen Dingen gezeigt. Er sorgte für das Essen, weil er selber gern und viel futterte, aber das Dach zu reparieren oder einen Garten anzulegen oder auch nur das Auto zu waschen, all die Dinge, die Ehemänner laut dem Buch sonst gern für ihr Heim erledigen, die blieben letztendlich immer an ihr hängen.

Goku war jemand, der gern Porzellan zerschlug, aber er war niemand, dem es in den Sinn käme, es zu flicken...

Im Grunde seines Herzens, war er zum Teil immer noch ein Kind, ihr Kind, dem sie alle Alltagssorgen abgenommen hatte, so gut sie es vermochte, aber ... und dem sah sie jetzt tapfer ins Auge, ohne sie und ihre Heirat hätte er diese Sorgen nie gehabt. Goku fühlte sich wohl in der Wildnis, sofern er ein Feuer hatte, um seine Beute zu braten und einen warmen Platz zum Schlafen. Er brauchte weder Vorhänge noch Teppiche, keine sauberen Fenster und keine polierten Möbel um sich wohl zu fühlen. Alles, was sie ihm zu geben vermochte, hatte er im Grunde nicht gebraucht, jedenfalls nicht so nötig wie seine Freiheit und die Aussicht auf einen guten Kampf....

Mit eiserner Gewalt schob Chichi die neuen Tränen zurück. Es half nicht, über vergossene Milch zu weinen war nutzlos. Sie hätte längst merken müssen, dass er sie nie geliebt hatte. Sein erster freier Tag vom Totenreich war der Tag des Turniers gewesen, nicht Gohans Geburtstag, nicht ihr Hochzeitstag....

Mit einem Ruck erhob sie sich, strich sich ihr Haar glatt und straffte die Schultern. Sie hatte ihren Schritt getan, jetzt hieß es, damit zu leben. Entschlossenen Schrittes verließ sie ihr Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal, um dort einen Happen zu essen, obwohl sie gar keinen Appetit verspürte ....

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Goku schaufelte die letzte Ladung Reisklöße ins ich hinein und lehnte sich dann satt und zufrieden zurück. "Ahh.... das war mal wieder köstlich, vielen Dank!", sagte er in Richtung Ririkas, die sich neben Oob gesetzt hatte und seinen Bericht des heutigen Trainings anhörte.

"Keine Ursache, Goku, immerhin hat das Dorf dir zu verdanken, dass so viele Touristen hierher strömen. Aber ihr müsst euren Kampf wieder ein bisschen verändern, wir haben ein paar Leute hier, die übernachten wollen und sie wollen morgen was Neues sehen."

Goku runzelte die Stirn. Sein Training mit Oob war nicht als Attraktion gedacht gewesen, die Showeinlage am Schluss machte er nur mit, weil er dafür gratis hier übernachten und soviel essen konnte wie er wollte. Das eigentliche Training fand auf der Hochebene, ein ganzes Stück weit weg von den Dörfern statt und dort ging es auch nicht so gemütlich zu wie bei dem Schaukampf. Dennoch kostete das Einüben einer neuen Vorführung jedes Mal wertvolle Zeit, die er lieber in echtes Training investiert hätte.

"Ach ja", Ririka zog den Umschlag aus der Schürze, "hier, das ist für dich, Goku."

"Wieder ein Liebesbrief?", fragte Oob grinsend. Er freute sich schon auf das knallrot verlegene Gesicht Gokus, wenn er mühevoll die Schriftzeichen enträtselt hatte und ihm der Sinn der Worte klar wurde.

"Das glaube ich nicht", sagte Ririka. "Die junge Frau, die mir das gab, war keine von den hysterischen jungen Gänschen, die ihn für einen jungen Gott halten, weil er goldene Haare hat und fliegen kann."

Goku riss den Umschlag vorsichtig auf und zog mit verwundertem Gesicht das Bündel amtlich aussehender Papiere heraus. "Was soll das?", fragte er Ririka so hilflos, dass sie ihm die Blätter aus der Hand nahm und selber drüberlas.

"Du liebes Bisschen", sagte sie und schluckte. "Goku, das sind amtliche Scheidungspapiere. Deine Frau hat sich von dir getrennt."

Ende des ersten Teils

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Um der einigermaßen korrekten chronologischen Abfolge der Geschehnisse in "Du bist mein" Willen, werde ich zuerst diese kurze Sidestory fertig stellen, ehe ich den Haupthandlungsfaden weiter spinne. Das macht es für mich leichter, da ich so, das Loch des halben Jahres ein bisschen schließen kann.