Gequältes Herz - Teil 5

Nachdem es keine Zweifel mehr gab, dass auch die geheimnisvolle Sochinchi mit Recht an dem Turnier teilnehmen wollte, ging es ans Auslosen. In alphabetischer Reihenfolge wurden die Teilnehmer aufgerufen. Einer nach dem anderen erklomm die Stufen zum Ring und oben angekommen griff jeder in die Schachtel, um eine kleine Kugel zu ziehen, auf der eine Nummer vermerkt war. Daraufhin trug der Bürgermeister persönlich den Namen auf der Tafel ein. Sochinchi war die letzte, die in die Schachtel griff. Bei ihr war es nur noch reine Formsache, war doch auf der Tafel nur noch ein einziger Platz frei.

"Sieben" sagte sie und hielt dem Bürgermeister die Kugel mit der entsprechenden Zahl hin. "Sieht so aus, als müsstest du nicht erst im Finale gegen sie kämpfen, Oob", sagte Goku und grinste. Oob sah nicht sehr zuversichtlich drein. "Ich habe noch nie gegen eine Frau gekämpft. Was ist, wenn ich zu hart zupacke und sie verletze?"

"Das sollte deine geringste Sorge sein", grinste ein hagerer Kämpfer und leckte sich die Lippen. "Ich bin vor dir dran und wenn ich denke, dass ich ihre ...." Er bewegte die Finger beider Hände, als würde er etwas rundliches, weiches drücken.

Oob wurde knallrot und warf einen raschen Blick zu Sochinchi hinüber. Die mysteriöse Kämpferin drehte den Kopf zu dem sabbernden Kämpfer und ein verächtliches Lächeln huschte über ihre Lippen. "Sie sieht mir nicht so aus, als würde sie sich das gefallen lassen", entgegnete Goku halblaut. Er irrte sich nicht. Sochinchi und der hagere Kämpfer namens Rascal eröffneten das Turnier. Kaum hatte der Ringrichter das Turnier eröffnet, stürzte sich Rascal auf Sochinchi, beide Arme weit geöffnet, als wollte er sie umarmen. Schnell wie der Blitz tauchte sie unter seinen Armen hindurch, kam seitlich hinter ihn zu stehen, und ihre Handkante sauste auf seinen Hals herab. Sein Schritt stockte, seine Augen wurden glasig und er kippte um. Das Publikum war einen Moment wie gelähmt, dann aber gab es donnernden Applaus für sie. Mit einem eleganten Sprung verließ sie den Ring. "Du bist dran, Kleiner", sagte sie zu Oob, der neben Son Goku stehend seinem ersten Kampf entgegen fieberte. Beim Vorübergehen streifte sie mit der Schulter Goku am Arm und dieser zuckte zusammen. Was war das für ein merkwürdiges Gefühl? War es die Berührung allein oder war es auch der Duft der von ihrem Haar ausging? Goku erinnerte sich an seine erste Begegnung mit der erwachsen gewordenen Chichi im Ring und wie sie ihn herausgefordert hatte. Diese Kraft und dieses Feuer ... er wünschte sich die Zeit damals zurück.

Ririka sah, wie er Sochinchi nachschaute und sie umklammerte den Griff ihres Sonnenschirmes fester. Schönheit war an ihn vergeudet, wie es schien. Konnte ihn nur rohe Kraft beeindrucken? Oob erledigte seinen ersten Gegner mit weniger Eleganz aber dennoch eindeutig. Gleich sein erster Hieb in den Magen des bestimmt doppelt so großen und dreimal so schweren Muskelprotzes beförderte diesen aus dem Ring.

Der einzige, der seinen ersten Kampf mit ähnlicher Kürze zu Ende brachte, war Hanakir. Der Mönch mit der dunklen Aura blockte den Hieb seines Gegners ab, packte diesen mit beiden Händen an der Kehle und würgte ihn, bis er das Bewusstsein verlor. Anschließend schleuderte er den schlaffen Körper verächtlich in die Wiese.

Alle anderen Erstrundenbegegnungen dauerten länger und vermittelten den Publikum mehr Spannung, als die Auftritte der drei Superkämpfer. Die zweite Runde stand unter ähnlichen Vorzeichen. Hanakir brach seinem Gegner diesmal beide Arme ehe er ihn mit einem Tritt in die Wiese katapultierte. Oob packte seinen Gegner am Kragen und wirbelte ein paar Mal um die eigene Achse, ehe er ihn in die Wiese warf. Sochinchi hatte einen kleinwüchsigen, aber recht zähen Gegner, der versuchte, ihre Schnelligkeit zu kontern, bis er in ihre ausgestreckte Faust lief und bewusstlos zusammenbrach.

Das Achtelfinale, das Viertelfinale ... wie gehabt. Dann, die Zuschauer waren vor Aufregung kaum noch auf den Sitzen zu halten, kam endlich das Halbfinale.

Zunächst war Hanakir am Zug, der auch dieses Mal kein Zeichen von Schwäche zeigte. Sein Gegner hatte genug gesunden Menschenverstand, um nach einem Blick in die düster glühenden Augen freiwillig aus dem Ring zu hüpfen. Zwar quittierten die Zuschauer dies mit Buh-Rufen, und Hanakir spuckte vor seinen Füßen ins Gras, aber der erfahrene Kämpfer schluckte seinen Stolz hinunter und schlich mit gebückten Schultern davon.

Dann betraten Sochinchi und Oob den Ring. Beide hatten sich in den vorangehenden Runden kaum verausgabt und man konnte förmlich spüren, wie die Luft zwischen ihnen knisterte. Sochinchi und Oob umkreisten einander, jeder versuchte in der Deckung es Gegenübers eine Schwäche zu finden. Doch die gab es nicht.

"Worauf wartest du, Oob?!", rief Ririka genervt, die langsam die Lust an diesen Prügeleien verlor. "Denk an deinen Lehrmeister! Willst du ihn beschämen?" Goku versuchte Oob zur Geduld und Vorsicht zu mahnen, doch die Menge stimmte in Ririkas Anfeuerung mit ein und das gab den Ausschlag.

Mit einem Kampfschrei, der auch Goku alle Ehre gemacht hätte, stürzte sich Oob auf Sochinchi. Die gab ihre Lauerstellung auf und tanzte elegant zur Seite. Anders jedoch als die Gegner zuvor, änderte Oob die Richtung seines Schlages noch rechtzeitig und es gelang ihm, Sochinchi an der Schulter zu treffen. Da er einen Gutteil seiner Kraft in den Schlag gelegt hatte, wurde die schlanke Kämpferin zur Seite gewirbelt und geriet sogar über den Rand des Ringes. Ein jeder dachte, dass damit die Entscheidung gefallen wäre, aber Sochinchi konnte noch in der Luft einen Überschlag machen und sich gerade so mit den Fußspitzen vom Rand des Ringes abstoßen. Ein weiterer Salto brachte sie zurück in den Ring und ohne auch nur eine Sekunde inne zu halten schmetterte sie ihre Faust gegen Oobs Kinnspitze. Der Junge, der von Goku einiges gewohnt war, zuckte nur kurz zurück, fing dann blitzschnell ihren Arm ab und schleuderte sie zu Boden.

Die Zuschauer hielten den Atem an, keiner erwartete, dass das Mädchen nach dieser schmerzvollen Landung noch mal aufstehen würde, aber Sochinchi rollte zur Seite und sprang wieder auf die Füße. Ihre Augen blitzten verärgert und sie riss die Arme hoch, um Oobs nächsten Hieb abzublocken. Wieder schien sie zu schwach zu sein, um ihm ernsthaft Paroli bieten zu können. Seine Faust durchbrach ihre Deckung und traf sie voll am Kinn. Für einen Moment wurden ihre Augen glasig und ihre Knie gaben nach, was aber eher ein Segen war, denn so zischte Oobs zweiter Schlag knapp über ihren Scheitel hinweg.

"Leg nach!", rief Goku und bedauerte, dass Sochinchi offenbar doch keine würdige Gegnerin für Oob war. "Sie ist gleich erledigt!" Keiner sah, wie ihre Lippen ein Wort formten, doch jeder Kämpfer, der seinen Namen zurecht trug wich instinktiv vom Ring zurück, als ihre Kampfkraft explodierte. Für einen Augenblick wechselten ihre Haare von Schwarzblau zu funkelndem Kobaltblau und ihre rechte Handkante schoss auf den Deckungslosen Oob zu. Er konnte sich noch zur Seite werfen, aber es genügte schon, dass sie seinen Hals nur streifte. Ein würgender Laut und der Junge sank bewusstlos zu Boden.

Selbst Goku stand mit offenem Mund auf der Wiese, es war totenstill ringsum. Endlich gab sich der Kampfrichter einen Ruck und wies auf Sochinchi, deren Haar längst wieder die ursprüngliche Farbe angenommen hatte. "Siegerin - Sochinchi!", verkündete er laut und erst da brach der Jubel los. Sochinchi verbeugte sich höflich, streifte eine vorwitzige Strähne zurück und sah mit einem auffordernden Lächeln zu Goku hinüber.

Der klappte den Mund wieder zu und atmete tief durch, ehe er den bewusstlosen Oob entgegen nahm und ihn zu seiner Mutter brachte, die völlig aufgelöst mit einem Riechfläschchen und einem feuchten Taschentuch hantierte.

"Wer ist dieses Monster von einer Frau", fragte Ririka Goku. "Ich dachte, du seist der einzige, der meinen Sohn übertreffen kann." "Ich weiß es nicht", sagte Goku langsam. Etwas nagte in seinem Unterbewusstsein, ein Lichtblitz, ein Fragment, das ihm helfen konnte, das Mysterium um Sochinchi zu lösen oder ihm zumindest näher zu kommen. Dieser Hieb mit der Handkante, wo hatte er ihn schon gesehen, in der gleichen Eleganz, wenn auch nicht mit soviel Power?

Doch zum Grübeln blieb keine Zeit, da nun das lang ersehnte Finale beginnen würde. Auf der Wiese standen die Zuschauer dicht an dicht und es herrschte eine geteilte Meinung über den Ausgang. Von dem Rummel völlig unbeeindruckt maßen sich die beiden Finalisten. Sochinchi spürte die Gefahr, die von Hanakir ausging und sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, es hier nicht mit einem Menschen zu tun zu haben. Das war nicht die Ausstrahlung von einem Gegner ... es war die Ausstrahlung von vielen, sehr vielen einzelnen Auren, eine bösartiger wie die andere, sich mühsam zurückhaltend, verschmolzen zu einem unruhigen, brodelnden Ganzen. Das würde nicht leicht werden und doch, sie musste siegen. Die massige Gestalt Hanakirs bewegte sich etwas unbeholfen, so als ob er an Fäden gelenkt würde und sich die Puppenspieler nicht einig wären, was als nächstes zu tun sei. Der Kampfrichter erklärte das Finale für eröffnet und sogleich verschwand jedes Zögern, jede Unbeholfenheit. Mit einer für seine Größe erstaunlichen Geschwindigkeit warf sich Hanakir auf Sochinchi. Diese hatte alle Mühe, den Schlägen auszuweichen und wurde mehr und mehr an den Rand des Ringes getrieben. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Goku Oobs Seite verlassen hatte und sich durch die Menge drängte, um nur ja nichts vom Finalkampf zu versäumen. Sie hatte noch warten wollen, ehe sie es wieder tat, aber Hanakir würde nicht mit halbherzigen Mitteln zu besiegen sein. Die Unterarme zur Abwehr vor dem Gesicht gekreuzt murmelte sie wieder dieses Wort und ihr Haar wechselte die Farbe. "Das ist fast wie bei dir, wenn du zum Supersaiyajin wirst", sagte Oob, der sich wieder erholt hatte und nun neben Goku stand. "Sie ist genauso stark wie du, vielleicht noch stärker." Goku nickte, seine Augen blitzten. Er konnte es kaum erwarten gegen Sochinchi anzutreten. Doch - würde sie auch siegen? Hanakir war von der Wucht ihrer Ausstrahlung etwas zurückgewichen, doch er sah nicht so aus, als hätte er Angst davor.

"Wunderbar", klang es krächzend aus seinem Mund. "Du wirst ein würdiges Gefäß für UNS sein!" Verblüfft über diese Aussage ließ Sochinchi die Arme sinken. "Gefäß? Sag mal, wie redest du mir mir, du verrückter Mönch?"

"Er ist nicht nur verrückt!", ertönte eine Stimme. Der weißbärtige Abt des blauen Klosters der Singenden Nebel zwängte sich schwer keuchend durch die Menge. Ihm folgten zehn grimmig dreinblickende Priester.

"Wie meint Ihr das?", fragte der Bürgermeister verwirrt. "Und warum kommt Ihr erst jetzt? Auch von seinem Kloster ist nur er aufgetaucht und das finde ich uns gegenüber ein wenig schäbig." "Jetzt halte mal die Luft an!", fauchte ein junger Mönch und stützte den Abt, dessen Stirn vor Schweiß glänzte. "Wir haben zuerst mal die wenigen Überlebenden seines Klosters ausgraben und versorgen müssen."

"Ach, es gab Überlebende?", fragte Hanakir mit kalter Stimme. "Dann waren WIR wohl nicht gründlich genug..."

"Du warst mehr als gründlich", ächzte der Abt. "Vom Kloster des Zornigen Drachen sind nur Ruinen übrig geblieben und es haben nur wenige Novizen überlebt. Auch mein Kollege weilt bei den gelben Quellen, aber bevor er diese Welt verließ konnte er mir noch berichten, was vorgefallen ist. Du bist nicht Hanakir, du bist die Legion der Finsternis, ein Bündnis aus 6000 Ausgeburten einer Dimension, die schlimmer ist als die Hölle selbst!"

"6000?" Sochinchi schluckte. "Dann hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Was willst du von mir?" "Deinen Körper, deine Macht, deine Stärke!", lachte der Besessene. "Dieses Gefäß wird nicht mehr lange von Nutzen sein, denn seine Lebenskraft weicht durch UNSERE Gegenwart. Doch du - du wirst UNS lange Zeit dienen können, zumindest lange genug bis WIR diese Welt fest in der Hand haben und UNS an der Kraft des Gewürms, das sich Mensch nennt, laben können."

"Kurzum, du willst diese Welt aussaugen wie ein Vampir, nicht wahr?" Sochinchi ballte die Fäuste. "Und du denkst, dass ich das so einfach mit mir machen lasse, wie?"

Sie riss die Arme hoch und öffnete die letzten Schleusen. Goku sog scharf die Luft ein, als er spürte, dass hier eine Kampfkraft am Werke war, die seine selbst als dreifacher Supersaiyajin überragte. Diese gewaltige Kraft warf sich mit schweigender Entschlossenheit auf Hanakir, der mit einem grässlichen Brüllen seine rote Aura aufflammen ließ. Kraft prallte auf Kraft, ein stummes Ringen, das über das Austeilen von Schlägen und Tritten ging, der Mönch und Sochinchi hatten ihre Hände ineinander verschränkt und ihre Auren fochten einen Kampf weit Jenseits des Körperlichen aus. Die Zuschauer wichen weiter und weiter vom Ring zurück, auch Ririka, die den widerstrebenden Oob mit sich zog. Lediglich Goku stand immer noch am selben Platz, seine Aura glühte golden und ein kuppelförmiger Schutzschirm hatte sich über ihn gewölbt. Selbst der Kampfrichter hatte den Rückzug angetreten und verfolgte das Geschehen aus hundert Meter Entfernung mit einem hastig organisierten Fernglas. Unter den Sohlen der beiden Kontrahenten bildeten sich Risse in den blanken Fliesen, dann barsten sie mit lautem Krachen. Der Bürgermeister hörte es und stöhnte, waren diese Teile doch eine teure Spezialanfertigung aus der östlichen Hauptstadt gewesen.

Die Splitter der geborstenen Keramikfliesen spritzten herum und jene, die an Gokus Schirm prallen zerfielen im goldenen Licht zu Staub. Einige jedoch schossen in andere Richtungen und einer traf ein kleines Mädchen, das neugierig hinter dem Tisch hervor schaute, hinter den es seine Mutter zur Deckung gezogen hatte. Die Scherbe war so groß wie eine Handfläche und sie bohrte sich in die Schulter des Mädchens. Sein angstvoller Schrei, das erschrockene Weinen der Mutter - Sochinchi hörte es und was einen Mann kalt gelassen hatte, sprach ihr Mutterherz an und für einen Augenblick ließ ihre Konzentration nach. Mit einem Triumphschrei drückte Hanakir ihre Hände nach unten und ehe sie ihre Kraft wieder zu sammeln vermochte, presste er seine Lippen auf ihren Mund. Ein erschrockenes Ächzen ging durch die Reihen der Zuschauer und während Sunizir die Atempause nutzte, um sich des kleinen Mädchens anzunehmen, spürte Goku einen dumpfen Schmerz in der Brust, so als ob ihm etwas sehr Kostbares gestohlen worden wäre.

"Oh nein!", rief der Abt des blauen Klosters aus, "Auf diese Weise wird die Legion den Körper wechseln!" Doch ehe jemand einschreiten konnte, wicht Hanakir bereits wieder zurück ... das rote Leuchten in seinen Augen war erloschen. Er griff sich an die Stirn, wankte und brach zusammen.

Sochinchi schlug die Hände vors Gesicht und ging keuchend in die Knie. "Nein ... ich bin ich ... lass mich in Ruhe ... verschwinde aus mir!" Ihre Finger krümmten sich, fassten nach der Maske und rissen sie entzwei.

"Chichi!", Sunizir rief den Namen als erster. Goku machte einen Schritt auf den Ring zu und blieb wieder stehen. Chichi? Er kniff die Augen zusammen und suchte das junge Gesicht nach bekannten Merkmalen ab. Ja, das war jene Chichi, die ihm damals beim Turnier gegenüber getreten war und doch .. war sie es wieder nicht. Die Kraft, die er von dieser Chichi spürte, war viel zu gewaltig für seine - er schluckte bei dem Gedanke, führte ihn aber dennoch zu Ende - für seine Frau. Die junge Frau im Ring krümmte sich und verkrampfte die Hände vor der Brust. Ihr Atem ging rasselnd und jeder ringsum konnte spüren, wie in ihrem Inneren ein Kampf tobte. Die Legion der Finsternis hatte nicht mit soviel Widerstand gerechnet. Der Geist dieser jungen Frau hungerte nicht nach Rache oder Macht wie jener Hanakirs, der daher umso leichter zu täuschen gewesen war. Statt dessen sehnte sie sich nach Wärme und Liebe. Daher prallten die giftigen Einflüsterungen der Dämonischen Wesen an ihr ab wie an einer Wand aus klarem Kristall.

Und was sich nicht trüben lässt, das muss gebrochen werden. Mit einem qualvollen Wimmern schlang Chichi die Arme um ihre Schultern, klammerte sich verbissen an die Gewissheit, dass sie Chichi war. Ihre vor Schmerz tränenden Augen suchten jenes Gesicht, das ihr von allen am meisten bedeutete. Goku.

Der Saiyajin stand nur ein paar Schritte von ihr entfernt und seine Hände lagen bereits auf den wenigen, noch intakten Fliesen am Rand des Ringes. Sein Blick war fragend, zögernd und hoffend und ein kleines, verzerrtes Lächeln stahl sich auf ihr erstarrtes Gesicht. "Go .. ku" Ihre Lippen formten seinen Namen und ihre rechte Hand tastete nach der seinen.

Die Wucht der Erkenntnis ließ seinen Atem stocken. "Chichi! Meine Chichi!" Mit einem Sprung war er an ihrer Seite und seine Hände packten sie an den Schultern. Doch mit übermenschlicher Anstrengung stieß ihn Chichi zurück. "Komm nicht ...", hauchte sie, "komm nicht näher ... die Legion ... sie soll dich nicht kriegen."

"Was ist hier los, Chichi?", Goku schüttelte den Kopf. "Erst schickst du mir diesen Brief, dann bist du auf einmal jung, in meiner Nähe und stärker als Oob."

Noch einmal drängte Chichi die Legion zurück. Ein letztes Mal, um als sie selbst in seine Augen zu sehen. "Jungend ... Kraft ... Shen Long", sagte sie halblaut zwischen schweren Atemzügen. So fest ballte sie die Hände zusammen, dass sich ihre Nägel tief in ihren Handteller gruben. Erschrocken sah er wie das Blut von ihren Händen auf den Ring tropfte "Goku, ich verliere mich", ihr Blick glitt zu den verängstigten Gesichtern, die hinter den hastig errichteten Deckungen hervor schauten. "Sie waren gut zu mir, Goku. Bitte ... um meinetwillen, beschütze sie alle!"

Dann brach ihr Widerstand zusammen und die Legion stieß ihr Bewusstsein und ihre Seele in einen bodenlosen Abgrund. Ein Ruck ging durch ihren Körper und als sie sich erhob, leuchtete der Triumph aus ihren nunmehr roten Augen.

"Welch prächtiges Gefäß!", lachte sie mit rauher Stimme.

"Chichi?", fragte Goku, obwohl er die Antwort schon kannte, denn die Ausstrahlung war eine völlig andere. Es war, als wäre der verrückte Hanakir wieder erwacht.

"Nicht mehr!", gab sie ihm zur Antwort und hob ihre Hand, um sich das Blut vom Handteller zu lecken. "Ich bin die Legion und mit den Kräften dieses Körpers werde ich das menschliche Gewürm zertreten und diese Welt in einen Spiegel meiner Heimat verwandeln."

Wie, um zu demonstrieren, dass es ihr ernst war, hob die Legion die andere Hand und ein heller Strahl schoss daraus hervor und traf die Spitze eines stumpfen Bergkegels weit hinten im Tal. Zunächst hatte es den Anschein, als wäre nichts passiert, doch dann begann die Erde zu beben und der Berggipfel explodierte. Asche, Bimsstein und Lava schossen in die Höhe, vereint zu einem tödlichen Strahl.

"Nicht der Vulkan!", stöhnte der Bürgermeister. "Er war seit dreihundert Jahren friedlich!" Die Menschen starrten angsterfüllt auf das grausige Feuerwerk. Die ersten Bimssteine fielen vom Himmel und der Ascheregen setzte ein.

"Lauft!", rief Doktor Sunizir. "Nehmt eure Kinder und lauft um euer Leben!" Risse taten sich auf und gelbliche Dämpfe stiegen empor. Hustend, weinend und schreiend rannten und stolperten die Menschen dem Ausgang des Tales zu. Sunizir und Tama, welche das schöne Kleid längst gegen praktische Kleidung getauscht hatte, um beim Servieren zu helfen, versuchten die Flüchtenden zusammen zu halten und eine Panik zu vermeiden.

"Oob!", Gokus Stimme ließ keinen Widerspruch zu. "Bring erst eine Mutter in Sichterheit, dann komm zurück und hilf den Kindern und Alten, die es nicht alleine schaffen." "Aber mein Gasthof, mein Lebenswerk..."

"Den werden wir wieder aufbauen", sagte Oob tröstend, schlang einen Arm um die Taille seiner Mutter und hieß sie, ihre Arme um seinen Hals zu legen und sich gut festzuhalten. Dann flog er mit ihr davon. Die Legion sah die Panik und die Angst der Menschen mit Freuden. Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte so hässlich und grausam, dass es Goku eine Gänsehaut bekam. Nein, seine Chichi war das nicht mehr, das war ein Monster ... nein, viele Monster.

"Was habt ihr mit Chichi gemacht?" fragte Goku langsam, während die Aura rings um ihn immer drohender zu leuchten begann.

"Chichi? Die niedere Kreatur, die diesen Körper bewohnte, gibt es nicht mehr. WIR haben sie zertreten", log die Legion und sah zufrieden wie Goku zum Supersaiyajin wechselte. "WIR wissen, dass du für sie empfindest. Daher sind WIR sicher, dass du nicht wagen wirst, dieses Gefäß zu verletzen. Zudem ist es stärker als du und WIR freuen uns schon darauf, diese Kraft zu erproben." Da hatte die Legion gleich zweimal getroffen. Auch Goku wusste, dass er selbst auf Stufe drei es gegen die Chichi mit den blauen Haaren. nicht leicht haben würde, Was hatte sie sich nur genau vom Drachen gewünscht? Warum sollte sie überhaupt den Wunsch haben, so stark zu sein wie er? Doch all diese Fragen konnten warten. Zuerst einmal musste er diese Ungeheuer aus Chichis Körper hinausjagen.

Die Legion verschränkte die Arme und wartete bis sich Goku auf Stufe zwei gesteigert hatte. Dennoch, es schien der letzte Kick zu fehlen. Die Augen der Legion wanderten zu dem noch immer bewusstlosen Hanakir hinüber und sie erinnerte sich an dessen geheimste Wünsche und Fantasien. Vielleicht würde das jene Schranke brechen hinter der dieser Kämpfer noch immer einen Teil seiner Kräfte in Reserve hielt.

Gokus Augen weiteten sich, als sich Chichi an den Halsausschnitt griff und mit einem kräftigen Ruck ihren hautengen Anzug bis zum Bauch aufriss. Der dunkle Stoff bot einen hervorragenden Kontrast zur milchig weißen Haut ihrer Brüste. Doch die Legion war noch nicht fertig. Ein menschengroßer Schatten trat aus Chichis Körper, seine muskulösen Umrisse mit den gebogenen Hörnern auf der Stirn und den angedeuteten Schwingen auf dem Rücken gaben einen ungefähren Eindruck, wie einer der 6000 Dämonen ausschauen mochte, die sich zur Legion vereinigt hatten. Dieser Schatten trat hinter Chichi, legte seine Hände auf die seidige Haut und fuhr mit ihnen hinab zu jener Stelle, die noch vom Stoff verhüllt wurde.

"Was ... soll das werden?!" Mit einem Schlag sah Goku alles nur noch durch einen roten Schleier. Er war sich kaum bewusst, dass er die dritte Stufe erreicht hatte.

"Wonach sieht es denn aus?", zischte die Legion und ein lüsternes Lächeln spielte um ihre Lippen. "Mein erstes Gefäß war ein Mann mit vielen Träumen, ich will mal sehen, ob ich sie verwirklichen kann... Es scheint euch Menschen doch Spaß zu machen, oder?"

Statt einer Antwort warf sich Goku auf den Schatten, doch da dieser so wenig fassbar war wie Nebel oder Rauch krallten traf Gokus Hieb auf keinen Widerstand und seine Faust knallte mit voller Wucht auf Chichis Brustbein. Ein schmerzhaftes Keuchen kam über ihre Lippen, als sie ein paar Schritte zurück geworfen wurde. Goku schluckte, als er die rote Stelle auf ihrer weißen Haut sah und knirschte frustriert mit den Zähnen. Der Schatten war keine Sekunde von ihrer Seite gewichen und legte seine durchscheinende Hand auf ihr Schlüsselbein, um sacht, die Halslinie hinauf bis zu ihrem Ohr zu streichen. Natürlich reagierte ihr Körper in keinster Weise, schließlich war der Schatten nicht materiell genug, um den nötigen Berührungsreiz zu erzeugen, aber Goku scherte sich kein bisschen darum. Scheidung hin oder her, das war seine Chichi, und da es zum ersten Mal in seinem Leben war, dass er quasi mitansehen musste, wie ein anderer sich solche Freiheiten bei ihr herausnahm, reagierte er auf die für ihn typische Weise: ohne jedes Maß. Wie alles an ihm, ob seine Kraft, seine Naivität und sein Appetit, jeden Rahmen sprengte, so waren auch seine Eifersucht und sein Zorn grenzenlos.

"Warte!" Der Abt war ganz plötzlich aus seinem Versteck gekommen und stand nun neben ihm. "Wenn du die Legion besiegen willst, nimm das!" Er warf Goku einen Rosenkranz aus alten, sehr abgegriffenen Holzperlen zu. "Und wenn du die Chance siehst, zögere nicht!"

Mit einem verärgerten Knurren ob dieser Störung fing Goku den Rosenkranz auf und hängte ihn an seinen Gürtel.

"Denkt Ihr, er wird ihn einsetzen?", fragte einer der Mönche, die es ihrem Abt gleich getan hatten und warf einen Blick auf den Vulkan.

"Hab keine Angst." Der Abt nickte dem Mönch und dessen Brüdern zu. "Wir wussten, was zu tun ist, seit wir das Dorf betreten haben. Haltet euch bereit."

Zitternd und dennoch entschlossen nickten die Mönche uns suchten vor dem Aschenregen Schutz. Noch war ihre Zeit nicht gekommen. Auch der Abt ließ sich wieder zu dem überhängenden Felsen ziehen. Goku war wieder auf sich allein gestellt.

Irgendwie schien die Legion die Einmischung des Abtes für vernachlässigbar lächerlich zu halten, denn sie ließ es geschehen ohne einzugreifen. Doch das grausame Lächeln, das um die etwas blutleeren Lippen spielte wies darauf hin, dass die Mönche vom blauen Kloster der Singenden Nebel bereits bald das Schicksal ihrer ungücklichen Brüder vom roten Kloster des Zornigen Drachen teilen würden. Doch erst, nachdem sie mit Genuss die kleine, trügerische Flamme Hoffnung zu Staub zertreten hatte, welche diese dummen Kreaturen noch immer zu hegen schienen.

Der Zwischenfall mit dem Rosenkranz hatte Goku ein bisschen Zeit verschafft, sein kochendes Blut zu beruhigen und eine neue Strategie zu ersinnen. Der Schatten war nicht fassbar, nicht für körperliche Angriffe, aber vielleicht für Energie...

Mit diesem Gedanken sammelte Goku Kraft für ein Kamehameha und schoss dieses ab, noch ehe die Legion wusste, was er plante. Die blaue Energiekugel war seitlich von Chichi gezielt und erwischte die Schattengestalt. Doch statt diese davon zu fegen, passierte das Gleiche wie bei dem Schlag zuvor. Das Kamehameha durchdrang den Schatten und zerbarst am Hang gegenüber, in den es einen tiefen, rauchenden Krater schlug.

"Hahaha!", lachte die Legion aus vollem Halse. "Hast du wirklich gedacht, dass du UNS mit dieser billigen Attacke treffen kannst? Du bist eine absolute Null. Obwohl das hier nur noch die Hülle ist, hast du nicht das Herz, alles zu geben. Du bist verloren, du Feigling!"

Goku zuckte zusammen, denn wiederum hatte die Legion erraten, was in ihm vorging. Der dreifache Supersaiyajin kostete ihn gewaltige Kraft und lange würde er diese Form nicht mehr aufrecht erhalten können. Was sollte er tun? Ja, es war nicht mehr Chichis Seele, die aus diesen kalten Augen blickte, aber es war immer noch ihr Gesicht, ihr Haar und ihr Geruch - und ein hartnäckiger Teil seines Unterbewusstseins weigerte sich einfach, an ihren Tod zu glauben. Sie war noch da drin - irgendwo. Die Legion steigerte die Kraft von Chichis Körper und die Haare leuchteten blau. Aus den Handflächen schossen glühend rote Keile und Goku versuchte vergeblich rechtzeitig auszuweichen. Der Angriff war zu schnell, zu stark und vor allem war er eine Mischung aus Chichis reiner Kraft und der bösartigen Macht der Legion.

Die Keile bohrten sich in Gokus Arme, seine Beine, seine Brust ... er schrie gequält auf und stürzte zu Boden, wo er sich vor Qualen wand. Sein Haar wurde wieder dunkel, er war kein Supersaiyajin mehr. In der Finsternis, in der Leere trieb Chichis Seele ohne Halt, ohne Ziel, gefangen in einem unsichtbaren Strudel, der sie tiefer und tiefer hinab zog. Doch da war auf einmal ein Laut, es klang wie eine Stimme rief ihren Namen, rief ihn voll Schmerz und doch voll Sehnsucht. Mit der Stimme kam die Erinnerung zurück und Chichi wusste wieder, warum sie gekämpft, warum sie gelitten hatte. Die Stimme war wie ein Leuchtfeuer und langsam stieg Chichis Seele aus dem Abgrund empor. Als sie endlich wieder genügend Kraft hatte, ihr Denken und Fühlen, ihren Geist probeweise in Richtung der Legion auszudehnen, schauderte sie. Goku ... die Legion quälte Goku, verletzte ihn, und würde ihn töten. Chichi war trotz ihrer Schwäche danach, die Legion, die sie als dunkle Wolke mit zahllosen Augen und Klauen wahrnahm einfach anzuspringen, doch die Vernunft siegte. Wie ein Dieb schlich sie um die Legion herum, machte sich klein und wartete. Sie würde nur einen Versuch haben, nur einen einzigen, doch zuerst jedoch musste etwas anderes probieren und sacht, ganz sacht zu Werke gehen und so Dende ihr half, würde die Legion es nicht bemerken...

Die Legion war enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass dieser Kämpfer ihr mehr Gelegenheit geben würde, mir ihren Kräften vertraut zu werden. Doch da er bereits am Ende war, musste sie einen anderen Weg finden, um sich auszutoben. Den Vulkan zum Ausbruch zu bringen war ja ganz nett gewesen, aber die Lavamassen zu stoppen, wäre eine viel größere Herausforderung. Ohne jedes Zögern streckte Chichi die Arme nach links und rechts in die Höhe und entließ feurige Lanzen. Eine jede bohrte sich in die Hänge zwischen den ersten beiden Dörfern des Tales und löste gewaltige Erdrutsche aus. Die Geröllmassen donnerten in die Talsenke und bildeten einen Wall, der gedacht war, die Lava zu stoppen.

Gedacht - denn die Kraft der zähfließenden Masse war gewaltiger, als die Legion geplant hatte. Das vereinte Böse benutzte erneut Chichis Kräfte und grub einen tiefen Graben quer durch die Felder, tief genug, dass die Lavamassen hineinflossen - jedoch war der Graben rasch wieder voll und die Lava floss weiter.

*Was erfrecht sich diese Lava UNS zu trotzen*, dachte Chichi vorsichtig und sandte den Gedanken an die Legion, welche ihn auffing wie ihren eigenen und mental mit den Zähnen knirschte. *WIR sind mächtiger als alle Kräfte der Natur und wenn WIR der Lava durch UNSERE Kräfte einen neuen Weg bahnen, hat dieses Nichts von flüssigem Gestein zu gehorchen!*

Da die Legion ja aus vielen bestand, war hier dauern eine Flut von Gedanken, doch Chichis "Vorschlag" wurde begierigst aufgenommen, versprach er ja eine neue Demonstration von Macht, eine die nicht nur den Menschen, sondern der Welt selbst das Fürchten lehren sollte.

Chichi spürte, wie die Kraftreserven ihres Körpers erneut knapper wurden und versuchte, diese Tatsache vor der Legion zu verschleiern. Doch diese war nur an Resultaten interessiert und mit einem rauhen Schrei entließ sie eine ungeheure Masse an Energie, ein Schlag, der von der Grube einen tiefen und breiten Kanal zum südlichsten Berghang fräste und dann durch den Berg selbst einen Schneise schnitt. Von dort, so wusste Chichi von ihrer Anreise, ging es über unbewohntes Gebiet hinab zum Meer. Das Salzwasser würde die Lava abkühlen und zum Erstarren bringen. Zwar waren die oberen zwei Dörfer zerstört, doch da alle Bewohner ohne Ausnahme zum Fest gekommen und nun geflohen waren, gab es keine Toten zu beklagen.

Hinter Chichis Rücken kämpfte sich Goku auf die Beine. Sein Körper war mit gelbblauen Quetschungen übersät, seine Unterarme mit Brandblasen gepflastert und er blutete aus zahlreichen Wunden. Irgendwie schaffte er es, sich aufrecht zu halten. Ein gutes Stück von ihm entfernt sah er Chichi stehen und sich an ihrem Werk der Zerstörung freuen. Ein schmerzhafter Stich ging ihm durchs Herz. Seine Chichi, das war sie nicht mehr. Nie und nimmer. Die Wucht dieser Erkenntnis zwang ihn in die Knie und das Bild vor seinen Augen verschwamm. Also hatte das Monster die Wahrheit gesprochen, Chichi war ... sie war ...

Goku schlug die Hände vors Gesicht. Auf einmal waren sie da, die vielen Bilder, die er sonst immer in den Hintergrund drängte: Chichi am Herd, ihm lachend mit der Kelle auf die Finger klopfend, weil er sich von der Güte ihrer Sauce hatte überzeugen wollen... Chichi, wie sie am See stand als er auftauchte und ihm ein Badetuch reichte und mit einer komischen Grimasse den riesigen Fisch entgegennahm, den er ihr gefangen hatte ... Chichi, die an seinem Bett saß, als die heimtückische Krankheit ihn quälte und die Cyborgs hinter ihm her waren ... Chichi, wie sie sich schlaftrunken zu ihm umdrehte, wenn er aus dem Bett schlüpfen wollte, um mit dem Morgentraining zu beginnen, ihre Augen groß und dunkel und wie ihre Hand nach ihm griff ... ihre Hände, vor allem ihre Hände, sanft und doch so stark, wie sie ihn umarmte, wie sie ihm zeigte, was sie Goten beigebracht hatte, wie sie ihm über das Gesicht strich in dieser Nacht nach dem Ende des bösen Boo, immer und immer wieder, als könne sie nicht glauben, dass er wieder bei ihr war, gesund und heil... Das Wissen, dass sie auf ihn warten würde, ihn willkommen heißen würde ... es war tief drin in ihm gewesen, selbstverständlich und unveränderlich, so fest, dass nicht einmal dieses Gerede von Scheidung und ihr Verschwinden daran rütteln konnten. Irgendwann hätte er sie wieder gefunden, hätte er sie überzeugt, wäre er heimgekommen... Zeit hatte für ihn noch nie eine große Rolle gespielt, wenn er in seinem Training aufging. Die Dinge brauchten eben so lange wie nötig war, und nach dem Kampf gegen den fertig ausgebildeten Oob, dem großen Kampf seines Lebens (wie er geglaubt hatte) wäre er nach Hause gekommen und sie hätte auf ihn gewartet mit ihrer Wärme und ihrer Liebe, die sie immer hinter ihrer Strenge verbarg. Ihre Strenge ... er hatte nie eine Mutter erlebt, und da sein Großvater früh verstorben war, war er im Herzen ein wildes Kind geblieben, jemand der rein nach Gefühl entschied und danach handelte, der nie lange darüber nachdachte ... Chichi war die erste, die ihn gefordert hatte, die versuchte, ihn anzuleiten ein bisschen erwachsener, ein bisschen verantwortungsvoller zu werden und dennoch war sie immer da gewesen, hatte ihm alle Widrigkeiten des Alltags abgenommen, und ihm somit Raum gegeben, seine Wünsche auszuleben.

Tief in seinem Innersten bahnte sich ein Gefühl seinen Weg, das er noch nie zuvor gekannt hatte, es war eine wilde, grausame Wut, ein Zorn, der keinen Halt, keine Grenze kannte. Viel schlimmer als zuvor der Hass auf den grauen Schatten, der noch immer an ihrer Seite stand. Einen Augenblick zögerte Goku, dann gab er der Wut nach und mit ihr kam neue Kraft.

Der Legion blieb es natürlich nicht verborgen und sie drehte sich spöttisch lächelnd um, gewiss, diesem letzten Aufbäumen mit einem Fingerschnippen das Licht ausblasen zu können. Doch der goldhaarige Supersaiyajin strahlte eine derartige Entschlossenheit aus, dass die Legion zögerte. Chichi in ihrem Versteck hingegen jubelte. Er war zurück und er war stärker als je zuvor.

Sich an die Worte des Abtes erinnernd riss Goku sich den Rosenkranz vom Gürtel und schoss blitzschnell auf Chichi zu. Eine flüchtige Handbewegung und der Rosenkranz glitt über ihren Kopf. Die heiligen Perlen schimmerten golden und der graue Schatten krümmte sich vor Schmerz. Chichi spürte, dass die Legion im Moment unfähig war, etwas anderes wahrzunehmen, als diese Pein. Goku nickte und seine Augen glühten vor Zufriedenheit. Nur wenige Schritte von ihr entfernt, lauerte er. Der Schatten versuchte nach den Perlen zu greifen, doch da er keine Substanz hatte, glitten seine Finger durch sie hindurch. Frustriert löste die Legion mehr ihrer Macht aus Chichi und der Schatten wurde zu einer festen Gestalt. Ein raubtierhartes Grinsen erschien auf Gokus Gesicht und er warf sich auf den Schatten, riss ihn von Chichis Körper weg. Die furchtbaren Hiebe des Supersaiyajins prasselten auf den Schatten nieder, bis dieser mit wütendem, frustrierten Heulen wie eine Tonfigur zersprang. Die Splitter der Finsternis wurden von einem Kamehameha erfasst und zu Staub zermalmt, den der Wind davon blies.

Doch noch immer befand sich ein Großteil der Legion in Chichis Körper, blind vor Wut und gierig nach Rache für den Verlust eines Teils ihrer Macht sprengte die Legion den Rosenkranz. Die Mönche, die dessen Macht von ihren Verstecken aus mit Gebeten gestärkt hatten, sanken erschöpft in die Knie. Auge in Auge standen sich Goku und die Legion gegenüber, doch da Chichi wusste, was sie sich von dem Drachen gewünscht hatte, machte sie sich bereit. Die Zeit war gekommen, alles auf eine Karte zu setzen.

Keuchend, da ihn der Sieg über den Schatten auch einiges gekostet hatte, machte sich Goku bereit, ein Kamehameha auf Chichis Mörder loszulassen, das alle bisherigen an Wucht übertraf. Nur zu sehr war er sich bewusst, dass alles davon abhing, wie rasch er seine Kraft sammeln konnte. Wenn die Legion rascher war als er...

"Du wirst es nicht schaffen", lachte die Legion heiser, "mein Gefäß ist dir da einfach über." Chichis Haare wechselten wieder zu tiefblau und die Luft um sie herum begann zu knistern. Im Stillen musste Goku ihm recht geben, da sein Gespür ihm das gleiche sagte. Auf welche Weise auch immer Chichi zu dieser immensen Kraft gekommen war, wenn ihre Haare blau wurden, übertraf sie ihn. Nicht viel, aber genug, dass es ihn das Leben kosten würde. Dennoch dachte Goku keine Sekunde lang daran, einfach aufzugeben oder Hilfe zu holen. Das hier war sein Kampf, seiner allein und er würde ihn durchstehen bis zum Ende.

Chichi ahmte seine Kamehameha Haltung nach und zwischen ihren Handflächen sammelte sich goldene Energie. Der Ball wuchs rasch und war jenem von Goku ebenbürtig. Mit zusammen gebissenen Zähnen legte Goku noch mehr Energie nach und hielt ein wenig in Reserve, um es im letzten Augenblick loszulassen. Dieses Kamehameha war anders als alle anderen zuvor, es war kein blitzschneller Angriff, sondern ein Ringen von Macht gegen Macht, und beide gaben sie alles. Chichis Seele wartete... wartete bis die Legion ihre Energie loslassen wollte, einen Atemzug früher als Goku. In diesem entscheidenden Augenblick warf sie sich auf diese schwarze Wolke und umschlang sie mit ihrem eisernen Willen, der ihrer Liebe zu Goku entsprang. Nicht, das ihre kleine Seele dieser Dämonenmacht viel antun konnte, aber durch die Überraschung riss sie ein letztes Mal die Kontrolle über ihren Körper an sich und riss ihre Hände gerade rechtzeitig nach oben, um die Energie ins All zu schleudern, wo sie wirkungslos verpuffte. Goku, der just in diesem Moment sein Kamehameha los gelassen hatte, sah wie Chichis Haare wieder schwarz wurden, sie die Hände sinken ließ und eine einsame Träne aus ihrem Augenwinkel rollte, während ihre Lippen das Wort "Danke" formten. Dann war die Energie heran und überrollte sie.

Die Legion spürte, wie ihr Gefäß litt und mit einem wütenden heulen löste sich die Dämonenmacht aus Chichis Körper, und stieg in Form der Wolke, die Chichi wahrgenommen hatte in den Himmel, um sich auf die nächstbeste Lösung, Goku, zu stürzen, der zu ausgepowert war, als dass er sich wehren hätte können.

"Nicht so schnell!" ertönte die Stimme des Abtes. Die Mönche, die sich rasch erholt hatten, waren zur Stelle und bildeten einen Kreis um jene Stelle, über der die Legion schwebte. Ihre Hände vollführten die heiligen Gesten und die Worte des uralten, geheimen Mantras strömten über ihre Lippen. Ein jeder einen Rosenkranz und die Perlen aller schimmerten golden, hell und heller.

"Ihr Elenden! Meint ihr im Ernst, dass mich eure lächerlichen Gebete aufhalten können?", höhnte die Dämonische Kreatur, doch davon ließen sich die Mönche nicht beirren. Und tatsächlich, als die Perlen am hellsten strahlten, wand sich die Wolke vor Schmerzen. Beim letzten Wort ihres Gebetes warfen die Mönche, allen voran der Abt die Rosenkränze in die Wiese und das Licht aus den Perlen bildete unzählige Pfeiler, die in den Himmel wuchsen.

"Nein, nicht ...!" ächzte die Legion. Im nächsten Augenblick wurde sie von den Lichtpfeilern vielfach getroffen, durchbohrt und zerrissen, bis keine Spur mehr von ihr übrig war. Ein Mönch nach dem anderen brach zusammen, auch der Abt konnte sich nicht länger auf den Beinen halten.

"Warum habt ihr das nicht früher gemacht!", keuchte Goku und wankte zu Chichis regungsloser Gestalt hinüber. "Dann hätte die Legion sie nicht getötet."

"Das Gebet hätte keine Wirkung gehabt, solange die Macht der vereinten Dämonen in ihrem Körper steckte.", schnaufte der Abt und wischte sich den Schweiß aus dem aschgrauen Gesicht. Sein Blick war traurig, als er sah, wie Goku neben dem übel zugerichteten Körper auf die Knie sank und sie sacht in die Arme nahm.

"Chichi...", murmelte er und drückte ihren Kopf an seine Brust, während sein Körper vor unterdrücktem Schmerz bebte.

Doch dann spürte er eine schwache Regung und schluckte. Mühsam, unendlich mühsam zwang Chichi ihre Augenlider, sich zu öffnen. Ihr Blick war durch einen dunklen Schleier getrübt, aber sie spürte Goku ganz nahe und endlich erkannte sie sein verzweifeltes Gesicht nahe dem ihren. "Goku ... geht es dir gut?", hauchte sie, sodass er sich anstrengen musste, überhaupt ein Wort zu verstehen. Tränen sammelten sich in seinen Augen und sein Herz pochte heftig. Er nickte, da er seiner Stimme nicht traute. Ein schwaches Lächeln erhellte ihr mit Brandwunden übersähtes Gesicht. "Gut, dann habe ... ich das Dunkle ... rechtzeitig erwischt..." Ihr Kopf fiel zur Seite und sie verlor das Bewusstsein.

"Das Dunkle erwischt..." Goku schüttelte den Kopf. Also war dieses Gefühl doch keine Täuschung gewesen. "Ich habe nicht die Legion getroffen, sondern dich", sprach er aus und eine Welle aus Reue und Verzweiflung fegte über ihn hinweg. "Ich ... ich habe dir das angetan..."

Mit der freien Hand griff er nach ihrem Handgelenk und seine Finger tasteten zitternd nach ihrem Puls. Er war noch da, schwach und flatternd. Der Tod stand schon bereit, den zarten Faden zu kappen, der Chichi noch am Leben hielt. Goku kannte die Anzeichen, spürte, wie ihre Aura ihm entglitt. Damals hatte er auch den verletzten Gohan nicht spüren können, doch der war sehr weit weg gewesen. Sie war hier, nahe bei seinem Herzen und er wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass er spüren würde, wie ihr letzter Lebensfunke erlosch.

Auch seine Kräfte waren fast am Ende, aber er musste es versuchen, denn etwas anderes kam nicht in Frage. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und teleportierte. "Goku, um Himmels willen!", entfuhr es Meister Quitte als der Saiyajin mit Chichi in den Armen vor ihm in die Knie sank. Schwarze Ringe hatten sich tief um seine Augen eingegraben, er rang nach Atem und zitterte vor Erschöpfung, als er sie sacht vor dem Kater auf den Boden gleiten ließ. "Bitte, Meister Quitte, eine Bohne für Chichi... rasch!", keuchte er und stütze sich schwer auf seine Arme. "Und was ist mit dir, Goku? Du siehst schrecklich aus!", sagte der Kater bestürzt und eilte zu den beiden hin.

"Halb so wild", versuchte Goku von seinem Zustand abzulenken. Seine Augen suchten Chichis regungslose Gestalt nach einem Lebenszeichen ab. "Meister Quitt, bitte rette sie!" Die Gestalt des Katers verschwamm vor seinen Augen und die Finsternis schlug über ihm zusammen.

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"Hier ... iss!" Eine weiche Pfote zwängte seinen Mund auf und er spürte etwas Hartes auf seiner Zunge. "Kauen und schlucken!" Trotz der Schmerzen zwang Goku sich diesem Befehl zu folgen. Es schmeckte trocken, doch kaum hatte er die Brösel runter gewürgt, durchströmte ihn neue Kraft, welche die Schmerzen verblassen ließ. Mit einem Schlag konnte er auch wieder klar denken. "Chichi!" Ruckartig sprang er auf und sah sich um. Keine Spur von ihr.

"Meister Quitte", fragte er den Kater, der zufrieden lächelnd vor ihm stand. "Chichi ... ist Chichi ...?" Er konnte sich nicht überwinden, das Wort auszusprechen.

"Es geht ihr gut", erklärte ihm der Meister und Goku fiel ein Stein vom Herzen. "Wo ist sie denn?" Meister Quitte zuckte die Schultern. "Sobald sie wusste, dass du nicht in Lebensgefahr bist und meine Bohne dich rasch heilen würde, ist sie davon geflogen."

"Geflogen?" Goku hatte nicht gewusst, dass sie das konnte.

"Ja. Ich musste ihr nur kurz erklären worauf es ankommt. Sie lernt schnell."

"Hat sie gesagt, wo sie hin wollte?", drängte Goku.

"Nicht direkt, sie murmelte nur etwas von "Schaden wieder gut machen". Hilft dir das?" fragte der Kater.

Goku nickte und schritt an dem Kater vorbei. "Vielen Dank für alles!" Damit sprang er über das Geländer und flog in Richtung der drei Dörfer davon. Meister Quitte sah ihm nach und zupfte schmunzelnd an seinem Schnurrbart.

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"Das wäre geschafft!" Chichi wechselte wieder die Haarfarbe und strich sich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn. Der Erdwall füllte die Kluft, welche die Legion gegraben hatte voll aus und die erkaltete Lava tat ein Übriges. Von den beiden Dörfern dahinter war nicht viel geblieben, man würde alles wieder aufbauen müssen. "Das ist alles ihre Schuld!", ereiferte sich Ririka. Tränenbäche hatten Furchen in ihr staubiges Gesicht gegraben.

Chichi hörte die Verzweiflung heraus und sah betreten zu Boden. Irgendwie stimmte es und stimmte nicht. Richtig, es war ihre Kraft gewesen, welche es der Legion ermöglicht hatte, diesen Schaden anzurichten, andererseits ...

"Sag das nicht, Mama", mischte sich zu ihrer beider Überraschungen Oob ein. "Ich habe mit dem Abt gesprochen, der alles beobachtet hat, er hat gesagt, dass diese Dämonenmacht sonst sicher Goku genommen hätte, um ihre bösen Pläne zu verwirklichen oder vielleicht auch mich. Wäre dir das lieber gewesen?"

Ririka umarmte ihren Sohn und drückte ihn an sich. "Natürlich nicht, aber ... aber ... unser Zuhause, deine Zukunft ..." Er drückte sie auch und spürte, wie ihre Schultern bebten. Auch ihn traf der Verlust hart. "Ich weiß Mama, ich weiß."

"Es wird alles wieder aufgebaut werden", sagte der Bürgermeister. "Ich und meine Kollegen von den anderen beiden Dörfern haben uns schon überlegt, was wir der Reihe nach tun werden. Zuerst stellen wir Zelte auf und auch im Kloster können Leute unterkommen."

"Ich werde eine Freundin um Hilfe bitten", sagte Chichi. "Ihr Vater ist der Chef der Capsule Corps und sie wird eine Möglichkeit finden, wie wir günstig an viele Kapseln für neue Häuser kommen werden. Ich verspreche, dass eure Dörfer wieder neu erstehen werden." Man sah ihr an, wie ernst es ihr war und obwohl Ririka ein skeptisches Gesicht machte, bedankte sich der Bürgermeister überschwänglich. Trotzdem blieb noch viel Arbeit, die keine Kapsel ersetzen konnte, denn auch Wege und Felder waren zerstört und mussten erst wieder hergestellt werden. Zum Glück hatte der Vulkan seinen erzwungenen Ausbruch rasch beendet und würde vermutlich die nächsten paar Jahre Ruhe geben. Chichi nahm sich vor, dass sie bald wieder die Dragonballs suchen würde, um sich einen ewig friedlichen Berg statt des Vulkanes zu wünschen, damit die Menschen nicht in dauernder Angst leben mussten.

Einige freilich wollten das Risiko nicht eingehen und Chichi plünderte ihr Konto, um all ihre Ersparnisse unter denen zu verteilen, die woanders einen Neubeginn versuchen wollten. Danach half sie Oob die erkaltete Lava mit gezielten Energiestößen Stückweise in feine Krümel zu verwandeln. So hatten die verbrannten Felder nahrhafte, neue Erde auf der das Korn gut gedeihen würde.

Nach einer Weile schickte Chichi Oob zu seiner Mutter, die vor der verkohlten Ruine ihres Gasthofes stand, damit er ihr half, und machte alleine weiter.

"Brauchst du keine Hilfe?", fragte eine Stimme hinter ihr. Chichi hatte sein Kommen nicht gespürt, wohl weil er seine Aura gelöscht hatte. Ihr Herz klopfte heftig und langsam drehte sie sich um. Meister Quitte hatte nicht zuviel versprochen, Goku war vollkommen geheilt und brannte vor Tatendrang. Sie lächelte und machte einen Schritt auf ihn zu, ehe ihr einfiel, dass sie ja eigentlich kein Ehepaar mehr waren und dass sie eigentlich seine Nähe hatte meiden wollen...

Goku hingegen zögerte kein bisschen. Sie war zum Greifen nah, sie war gesund und am Leben. Mehr braucht er nicht. Mit zwei Schritten war er heran und riss sie in seine Arme. Chichi wehrte sich nicht. *Er wird dich wieder verlassen, wird dich wieder verletzen!*, wisperte eine Stimme im vernarbten Winkel ihrer Seele. Doch rasch brachte Chichi diese Stimme zum Schweigen. Sie war nicht länger nur seine Frau, sie war inzwischen auch eine Kämpferin, die er nicht mehr abhängen würde, denn genau das hatte sie sich von dem Drachen gewünscht, eine Kraft, die für ihn eine Herausforderung wäre für den Rest ihres Lebens.

"Ich will dich nie wieder verlieren, Chichi", murmelte er in ihr Haar. "Dieses dumme Papier, warum zerreißen wir es nicht einfach und sind ein Paar wie früher."

Sie rückte ein wenig von ihm ab. "Willst du das denn?", fragte sie vorsichtig. "Jetzt haben wir gerade einen Kampf vorbei, aber wenn das Dorf wieder steht, wirst du weiter Oob trainieren wollen und mich wieder verlassen." Sie machte sich aus seiner Umarmung frei und wandte sich ab, damit er die Tränen nicht sah. Goku runzelte die Stirn. Stimmt, er wollte Oobs Training nicht abbrechen, aber genauso gern wollte er mit Chichi kämpfen und trainieren, jetzt, da sie besser war als er ...

Es musste doch einen Weg geben... und dann kam ihm die Erleuchtung. "Momentane Teleportation!", rief er aus. "Wenn du die blauen Haare hast, ist deine Kampfaura superstark und Oob ist inzwischen auch soweit, dass ich ihn locker rings um die Erde erspüren kann. Ich springe einfach jeden Morgen hierher, trainiere mit ihm, und komme dann wieder zu dir zurück. Vielleicht können wir auch zu dritt trainieren, oder Vegeta dazu einladen..."

Er zog sie wieder zurück in seine Arme und legte den Finger unter ihr Kinn, damit er in ihre Augen sehen konnte. "Ich habe nie daran gedacht, wie weh es tut, verlassen zu werden. Nie, bis ich dieses dumme Papier bekommen haben und auch dein Vater mir nicht helfen konnte. Ich will nie wieder so fühlen müssen. Chichi..." Warum fielen ihm die Worte nicht ein, die Frauen gerne hörten, jene Worte, die richtig waren und die sie überzeugten? Also mussten Taten her und im gleichen Augenblick presste er seine Lippen auf die ihren. Sie schmeckte so gut, so frisch und süß, warum hatte er das nur vergessen?

Chichis Augen wurden weit und weich. Der erste Kuss, das war der erste Kuss, den er ihr einfach so von Herzen gab, ohne dass sie erst einen Anstoß geben musste. Sie schmeckte seine Angst, aber auch seine Sehnsucht und seinen eisernen Willen. Er wollte sie, er wollte sie wirklich ... Ihre Hände fassten nach seinen Schultern und ihre Nägel gruben sich tief in seine Muskeln. Beide vergaßen sie die Welt rings herum und nichts zählte mehr außer dem Hunger, der den Kuss wilder und härter werden ließ.

"Sieht aus, als hätten wir bald zwei Gäste in unserem Glückszimmer", sagte Sumira zu Cherny und zwinkerte ihm zu. Die Dorfbewohner ringsum grinsten, vor allem auch, weil das Paar mit knallrotem Gesicht auseinander fuhr.

Goku fasste nach Chichis Hand. "Wollen wir wieder Mann und Frau werden, so mit einer großen Feier bei deinem Vater?"

"Nicht nötig", Chichi schmiegte sich an ihn und genoss das Gefühl seiner Kraft und Wärme. "Du hast die Papiere nie unterschrieben, oder?" Er schüttelte den Kopf. "Dann war die Sache nie gültig. Ich mache ein paar Anrufe und dann sind wir wieder ein Paar. Es wird wie früher sein." "Niemals", sagte Goku und küsste sie wieder. Sie schmeckte einfach zu gut und er wollte mehr. "Nicht wie früher, sondern besser..."

Chichi nickte und gab den Kuss zurück. Endlich hatte ihr Traum eine Chance wahr zu werden. Es würde noch Kämpfe geben und Tränen und viel Arbeit. Aber sie würde nicht aufgeben, niemals wieder.

Ende