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Neue Feinde?
Sie kommen. Arwen wandte sich vom Fenster ab und sah zu Aragorn. Sie kommen beide.
Er nickte. Er hatte geahnt, daß Legolas nicht ohne Taina kommen würde. Damit stand er auf und ging zur Tür.
Willst du mit ihm auch über das andere reden? fragte Arwen, ohne sich vom Fenster abzuwenden.
Ich habe es vor. Aber ich weiß nicht, ob er jetzt noch der richtige Ansprechpartner dafür ist. Er überlegte. Zu sehr hatte sich Legolas verändert. Und er konnte es ihm nicht verübeln, wenn er jetzt nichts mehr riskieren wollte. Andererseits... Er verwarf den Gedanken und öffnete die Tür.
begrüßte er den Elb wenige Minuten später am Eingang des Palastes. Schön, euch beide zu sehen. Er half Taina vom Pferd und führte seine Gäste in den Palast.
Drinnen setzten sie sich an die gedeckte Tafel und speisten, bevor Aragorn irgendwann das Gespräch auf das eigentliche Thema brachte.
Und, hast du darüber nachgedacht, was du mir einst angeboten hast? fragte er den Elb, der linker Hand neben ihm saß.
Legolas nickte. Darum bin ich hier.
Aragorn sah sich um. Wir können paar Elben gut gebrauchen, die ein bißchen Leben in diese Stadt bringen. Der Krieg hat viele Opfer gefordert. Vieles ist zerstört, und die Menschen hier brauchen das Vertrauen in das neue Zeitalter. Er sah ihn ernst an. Dazu gehört auch das Vertrauen in andere Völker.
Ich weiß. Legolas warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Und was ist es, das du wirklich mit mir besprechen wolltest?
Aragorn atmete tief durch. Die Direktheit des Elben überraschte ihn einmal mehr. Er würde es nie schaffen, etwas lange vor ihm zu verheimlichen.
Also gut. seufzte er. Du hast recht. Da ist noch etwas. Er sah in die Runde, und als er feststellte, daß alle in Gespräche verwickelt waren, sagte er leise. Gandalf war hier. Irgendetwas geht im Norden vor. Aber er weiß nichts genaues. Und mit einem Seitenblick auf Taina fügte er hinzu. Ich glaube nicht, daß es eine Bedrohung ist, aber wir sollten es im Auge behalten.
Der Elb nickte. Er schien nicht überrascht zu sein. Auch Legolas sah jetzt zu Taina, und als er sie in ein Gespräch vertieft sah, sagte er leise, Wir werden vorsichtig sein.
fragte Aragorn erstaunt. Du willst sie mitnehmen?
Legolas richtete sich auf. Gehe ich nach Mirkwood, geht sie mit. Sie kann dort viel über mich lernen, und außerdem ist es an der Zeit, daß sie meine Familie kennenlernt. Etwas leiser fügte er hinzu. Ich werde sie nicht schutzlos zurücklassen.
Aragorn nickte. Ich verstehe. Gegen diese Elben war nichts zu machen, hatten sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt. Und Legolas schien nirgends mehr ohne Taina hingehen zu wollen. Er konnte das verstehen, denn sie war wirklich eine bemerkenswerte Frau, aber daß sein Freund so sehr in seiner neuen Rolle aufgehen würde, hätte er nie gedacht.
Er sah zu Arwen, die sich gerade mit Merry und Pippin unterhielt. Auch sie besaß eine Sturheit, der er nicht viel entgegensetzen konnte. Aber sie besaß auch die Gabe, Unheil vorauszusehen. Und sie hatte schon seit längerem die Befürchtung, daß der neu erlangte Frieden in Mittelerde bereits wieder gefährdet war.
Er seufzte innerlich. Jetzt hätte er Kämpfer wie Legolas gebrauchen können. Niemand war schneller und präziser im Umgang mit dem Bogen als er. Aber ihn zu bitten, in Reichweite für ihn im Falle eines neuen Krieges zu bleiben, brachte er nicht über's Herz. Nein. Es war schon viel wert, daß er bereit war, den Weg nach Mirkwood zurückzulegen. Vielleicht würde er von dort auch Neuigkeiten mitbringen, die Gandalf's und Arwen's Befürchtungen widerlegten. Er würde sich um andere Krieger bemühen müssen.
sagte er schließlich. Wann könnt ihr aufbrechen?
Legolas warf ihm einen belehrenden Blick zu. Wir sind bereits aufgebrochen.
Aragorn wußte, daß der Elb den Wink, den er ihm gegeben hatte, verstanden hatte, und daß er dementsprechend vorsichtig sein würde. Und er wußte auch, daß er sich, wenn es zum Ernstfall kommen sollte, immer auf ihn verlassen konnte.
***
Die Nacht war kalt. Taina zog ihre Bettdecke noch weiter hoch und versuchte dabei, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Sie wußte, daß Legolas nicht schlief, sondern wie jede Nacht nur mit geschlossenen Augen neben ihr lag und nachdachte. Elben schlafen nicht, hatte ihre Mutter ihr erklärt, sie brauchen nur Entspannung. Und das war eines von den Dingen, an die sie sich bei ihm wohl nie gewöhnen würde. Wie an so manches andere auch.
Sie sah ihn im Dunkeln an, und wieder war sie hin und hergerissen zwischen dem Verlangen danach, ihn zu berühren und dem Wunsch, diesen Augenblick einfach nur in ihrem Gedächtnis festzuhalten, um ihn jederzeit abrufen zu können. Seine ebenmäßigen Gesichtszüge und seine Aura fesselten sie immer wieder auf's Neue. Er war so unwirklich, daß sie oft dachte, daß sie träumte. Doch da lag er, die blonden Haare wie ein Rahmen um sein Gesicht, seine helle, fast weiße Haut so makellos wie der erste Winterschnee.
Vorsichtig hob sie die Hand und berührte seine Wange. Wie gerne würde sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen. Wie gerne würde sie eine Familie mit ihm haben. Sie würde alles dafür geben, aber tief in ihrem Innern wußte sie, daß all das wohl niemals möglich sein würde. Er war zu lange auf sich gestellt gewesen, um jetzt plötzlich mit der Belastung einer Familie klarkommen zu können. Er war Hunderte von Jahren nur damit beschäftigt gewesen, Feinde aufzuspüren und zu töten; was würde sie jetzt von ihm verlangen? War es nicht unfair, ihm eine Lebensweise aufzuzwingen, die er nie gewollte hatte?
Sie zog ihre Hand zurück und begrub sie unter ihrer Bettdecke. Sie wußte keine Antwort auf ihre Fragen, sie wußte nur, daß sie alles tun würde, um ihn glücklich zu machen. Auch wenn das bedeutete, ihn irgendwann gehenzulassen.
Sie wandte den Blick ab und sah an die Decke. Sie fürchtete sich davor, seine Familie kennenzulernen. Er hatte nie viel von ihnen erzählt, und irgendwie hatte sie das Gefühl, daß er kein sehr gutes Verhältnis zu ihnen hatte. Aber bei Legolas konnte man das nie wissen. Er war zu allem recht distanziert. Zwar hatte sich seine anfängliche Zurückhaltung was Körperkontakt anging, schnell gelegt, aber an seine Gefühlswelt war sie auch in den vergangenen Wochen nie richtig herangekommen. Scheinbar war das so bei Elben. Sie machten alles mit sich selbst aus. Sie würde sich daran gewöhnen müssen.
Erneut sah sie ihn an. Sie sah, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, und sie überlegte, ob er nicht doch schlief. Minutenlang sah sie ihn einfach nur an und war glücklich, bei ihm zu sein. Sie wünschte sich, daß sie die Kraft haben würde, die Schwierigkeiten, die ihre Beziehung mit sich brachte, zu überwinden und gemeinsam die nächsten Jahre zu verbringen. Und das hieß auch, daß sie morgen mit ihm zusammen aufbrechen und den weiten Weg durch Mittelerde in sein Heimatland antreten würde. Er hatte sie gebeten mitzukommen, und sie wußte, wie wichtig es ihm war. Und irgendwie freute sie sich auch darauf, etwas neues kennenzulernen und dadurch mehr über ihn zu erfahren. Sie würde andere Elben treffen und beobachten können, und sicher würde sie ihn dadurch besser einschätzen können. Und vielleicht würde der Besuch bei seinen Eltern auch nicht so schlimm werden.
Seufzend drehte sie sich auf die andere Seite und kuschelte sich in ihre Decke. Sie versuchte zu schlafen, und allmählich entspannte sie sich auch. Doch plötzlich spürte sie seinen Arm, der sich um ihren Bauch schlang und sie sanft an ihn zog, bis sie seinen Körper an ihrem Rücken spürte. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Hals, als er sie an sich drückte und flüsterte, Es gibt keinen Grund für trübe Gedanken. Schlaf jetzt, meine Prinzessin, wir haben morgen einen weiten Weg vor uns.
Und mit seiner Berührung vergaß sie ihre Zweifel und sie wußte, daß sie nirgends lieber sein wollte als hier und jetzt bei ihm.
***
Arwen schüttelte den Kopf. Du kannst sie nicht alleine gehen lassen. Ich spüre, daß dort etwas auf sie wartet, dem sie nichts entgegensetzen können. Sie sah Aragorn an, doch der wich ihrem Blick aus.
Ich weiß nicht. sagte er kopfschüttelnd. Was sollte sie denn dort erwarten, mit dem Legolas nicht klarkommt? Orks? Wilde Stämme? Goblins? All das bekämpft er ohne Schwierigkeiten. Sogar alleine. Er hört sie früher, sieht sie früher. Und Sauron ist nicht mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, was ihm gefährlich werden könnte.
Arwen seufzte. Es ist nichts, was wir kennen. sagte sie leise. Und deshalb fürchte ich um sie. Sie ging auf ihn zu und legte ihre Hand auf seine Schulter. Wir sollten mit ihnen gehen, Aragorn.
Er drehte sich um und sah sie überrascht an. Wenn es so gefährlich ist, dann gehe ich mit, aber du wirst mich nicht begleiten.
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. Hatte er es noch immer nicht verstanden, daß sie Kräfte besaß, die seine Kampfeskünste überstiegen? Sie sah, daß er zögerte, denn scheinbar hatte er die falschen Worte gewählt.
sagte er sanft, ich kann dich nicht daran hindern, mitzukommen. Aber ich fühle mich wohler, wenn du hierbleibst.
Ich weiß. Sie sah ihm fest in die Augen. Aber ich werde dich begleiten. Denn diese Reise wird mehr erfordern als Schwerter und Bögen.
Aragorn nickte. Wir werden trotzdem noch einige Krieger mitnehmen. Und Taina sollte dann doch lieber hierbleiben.
Sie wird nicht hierbleiben.
Das fürchte ich auch.
