Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

Es geht weiter... kurz aber schmerzvoll... he he

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Der Angriff

Na endlich, die Berge,' Aragorn blickte erleichtert auf die ersten Erhebungen vor ihnen, die es nun zu überqueren galt. Sie hatten die Alte Waldstraße vor Stunden passiert, und am Ende dieses Tages würden sie die vorletzte Etappe ihrer Reise hinter sich haben.
Auch er war froh, daß der endlos scheinende Wald hinter ihnen lag. Das beklemmende Gefühl des unsichtbaren Feindes, der dort irgendwo auf sie gelauert hatte, hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Und nicht zuletzt die Mücken. Mücken. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor von solch aggressivem Ungetier belästigt worden zu sein. Auch nicht in Mirkwood, wo Mücken alltäglich waren. Ihre Stiche schwollen zu erbsengroßen Beulen an und schienen auch nach Tagen nicht abzuklingen. Allerdings schienen sie nur bei den Menschen der Gruppe solche Erscheinungen auszulösen, denn weder die Elben noch die Hobbits hatten über derartige Auswirkungen geklagt.

Unauffällig sah er zu Legolas. Der Elb schien sich wieder gefangen zu haben, denn nachdem er wieder eine Nacht in einem für ihn untypischen Tiefschlaf verbracht hatte, verhielt er sich an diesem Tag recht normal. Er war wortkarg, aber das war nicht ungewöhnlich. Aragorn hoffte inständig, daß sich Arwen's Befürchtungen nicht verwirklichen würden und tatsächlich etwas von ihm Besitz ergriff. Sein Wille war stark, das wußte er, doch Arwen schien sich sicher zu sein, daß Legolas bereits unter dem Einfluß einer anderen Macht stand. Und seit letzter Nacht ließ sie ihn nicht mehr aus den Augen.

Wie geht es ihm? fragte er, als Arwen wieder zur Spitze des Trupps aufschloss.
Soweit gut.
Er hakte nach, denn ihr Gesichtsausdruck ließ auf Zweifel schließen.
Arwen zögerte. Ich bin nicht sicher. Er scheint ganz normal zu sein, zumindest bemüht er sich darum, so zu wirken. Aber innerlich scheint er zu brodeln.
Du meinst, er kämpft gegen etwas an.
Sie nickte. Wir müssen darauf acht geben, daß er sich nicht irgendwann gegen uns wendet.
Hälst du das für möglich?
Sollte er es nicht schaffen, die Kontrolle zu behalten, wird das geschehen. Wir müssen ihn schnellstens zu seinem Vater bringen. Der König hat Heiler, die sich darum kümmern können.
Wenn sie wissen, was genau es ist. ergänzte Aragorn nachdenklich.
seufzte sie. Solange wir das nicht wissen, können wir nichts tun.

Die Stunden vergingen, und bald waren sie von Bergen umgeben. Sie folgten den alten Pfaden, durch die schon seit tausenden von Jahren die Elben des Waldes passiert hatten, und zu beiden Seiten erhoben sich kahle, graue Steinwände. Es war deutlich kühler hier oben, doch die Luft war endlich wieder frisch und rein. Trotz des unwegsamen Geländes kamen sie gut voran, auch wenn sie gelegentlich absteigen und ihre Pferde führen mussten. Doch auch das war eine willkommene Abwechslung, die sich positiv auf die Stimmung in der Gruppe niederschlug. Und endlich hörte Aragorn hinter sich auch wieder das Kichern und Scherzen der Hobbits, das er seit Tagen vermißt hatte.
Du, Pippin, witzelte Merry gerade, hab ich dir eigentlich erzählt, daß ich Gimli einmal dabei erwischt habe, wie er in Lothlorien versucht hat, Galadriel unauffällig zu folgen und sie ihn dabei erwischt hat?
Ja, hast du. entgegnete Pippin eifrig. Aber ich habe ihn dabei erwischt, wie er aus ihrer Vogeltränke trinken wollte.
Merry schien seinen Ohren nicht zu trauen. Das ist keine Vogeltränke. Das ist ihr magischer Spiegel! Darin kann sie alles sehen! Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
Au fein! Dann laß uns zurückreiten und hineinsehen, wann wir hier endlich mal ankommen.
Pip, ich glaube nicht, das das geht.
Wieso? Hat sie ihn mitgenommen?
Aragorn konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Diese beiden schafften es doch immer wieder, den Situationen ihr Gutes abzugewinnen.
Ich freue mich, Euch so gut gelaunt zu sehen. sagte er, als er sich zu ihnen umdrehte.
Ja, was ein bißchen Licht so ausmachen kann. nickte Merry. Jetzt sind wir sicher bald da.
Aragorn lächelte. Hinter den Bergen ist es noch eine Tagesreise. Dann sind wir in König Thranduil's Reich.
Pippin seufzte erleichtert auf. Er blickte nach vorne, doch plötzlich stand ihm der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Was ist das? hauchte er.
Aragorn drehte sich um und fast gleichzeitig hörte er die Stimme eines der Krieger.

Jetzt sah er sie auch. Etwa zwei Duzend der kleinen, wendigen Kreaturen kamen kurz vor ihnen von beiden Seiten die Felswände hinab. Bleibt zusammen! rief er aus und zog sein Schwert. Sofort formte er mit seinen Männern einen Halbkreis, um die Gruppe mit den Hobbits und den Frauen hinter sich abzuschirmen, doch die Goblins hatten sie bereits erreicht. Jetzt konnte er nur hoffen, daß Legolas ihn nicht enttäuschen und sich auf seine Kampfeskünste besinnen würde.

Er sah nach hinten und zu seiner großen Erleichterung sah er bereits die ersten von ihnen von Pfeilen durchbohrt zu Boden gehen. Legolas hatte sich blitzschnell auf eine Erhebung gestellt und feuerte einen Pfeil nach dem anderen. Wie in alten Zeiten', dachte Aragorn, bevor er sich wieder seinen Gegnern zuwandte. Doch er hatte sie unterschätzt. Waren es eben noch zwei Goblins gewesen, die sich gegen ihn gestellt hatten, so stand er jetzt vier Kreaturen gegenüber, die sich mit wildem Geschrei auf ihn stürzten. Ein kurzer Seitenblick sagte ihm, daß keiner der anderen Krieger in der Lage war, ihm zu helfen. Also zog er mit der linken Hand seinen Dolch und wehrte beidhändig die Schläge der Angreifer ab. Doch es waren zu viele. Hilfesuchend sah er sich um. Arwen, Taina und die Hobbits kämpften aneinandergedrängt gegen eine Handvoll Goblins und Legolas war damit beschäftigt, diejenigen abzuwehren, die weiterhin von hinter den Bergen nachströmten. Doch plötzlich wurde er vom Pferd gerissen, und er spürte einen Arm, der sich von hinten um seinen Hals schlang.
konnte er noch rufen, bevor der Goblin begann, ihm die Luft abzuschnüren.
Sofort drehte Legolas sich ihm zu und spannte den Bogen. Doch dann zögerte er.
Was ist?' dachte Aragorn, während er versuchte, den Goblin so zu halten, daß der Elb ihn besser treffen konnte, und gleichzeitig die Schläge der anderen abzuwehren. Warum schießt er nicht?'
Doch dann sah er es. Legolas hatte sein Ziel anvisiert, aber es war nicht der Goblin sondern er selbst!

***

Schieß!' hörte er die Stimme in seinem Kopf. Löse den Pfeil. Erlöse den Schmerz.'
Noch immer zögerte er. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, was sein Körper gerade tat, aber er schien keine Macht mehr über ihn zu haben. Er konnte seinen Arm nicht dazu bewegen, das Ziel zu ändern oder den Schuss abzubrechen, er konnte nur mit eisernem Willen versuchen, den Pfeil nicht loszulassen. Doch er spürte, daß er nicht mehr lange in dieser Haltung verweilen konnte, denn der voll gespannte Bogen zehrte an seinen Kräften.
Schieß!'
Nein.' dachte er verzweifelt. Ich werde ihn nicht töten. Nicht Aragorn.' Seine Finger klammerten sich an die grünen Federn des Pfeils.
Schieß!'
Er sah, wie der Griff um Aragorn's Kehle fester wurde und sein Freund nach Atem rang.
Schieß! Und du wirst wieder frei sein.'
Ja, frei sein.' dachte er. Doch im selben Moment wußte er, daß die Stimme log. Sie würde immer in ihm sein. Nein!'
Wieder sah er zu Aragorn. Er hatte ihn jetzt genau im Visier. Wenn er jetzt losließ... Seine Hand zitterte. Er würde den Pfeil nur noch Sekunden halten können. Er mußte es noch einmal versuchen! Mit der Kraft seines ganzen Willens lehnte er sich gegen die Taubheit seines Körpers auf und bewegte seinen linken Arm, genau in dem Moment, als die Federn durch seine Finger glitten. Er hörte das Zischen des Pfeils und schloss die Augen.