Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

**Lady-of-Gondor**: *--erstmal verbeug--* Ich hoffe, du bist inzwischen bis hierher vorgedrungen...! Danke für deinen lieben Review! Im Moment tut mir jede Aufmunterung gut (und die Tipps), denn ich hab hier 2 kranke 'Pippins' zu Hause, die meine Aufmerksamkeit erfordern. Aber es geht weiter! Und es wird mieser... (ganz nach deinem Vorbild -- *eiskaltes Verlangen*.... hi hi) *nochmal tiiiiief verbeug und Boden küss*

**Jana** auf diesem Wege danke auch für deine Unterstützung!

und JAAAAA Ihr habt es geschafft!!! Die ganze FF steht jetzt in überarbeiteter Version mit ELB statt ELF drin! *grins*

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Dunkle Stunden

Alles war ruhig. Aragorn hockte auf einem Felsvorsprung und betrachtete aufmerksam die Umgebung. Kein Anzeichen für einen erneuten Überfall. Seine Gedanken wanderten einmal mehr zu dem kurzen Gespräch, das er vor Stunden mit Arwen geführt hatte. Sie hatte ihm etwas vorenthalten, und es hatte mit Legolas zu tun. Stand es vielleicht schlimmer um ihn als er vermutete? Wollte sie ihm aus Rücksicht verschweigen, daß sein Freund bereits seiner Besessenheit zum Opfer gefallen war?
Legolas. Den Blick in seinen Augen, als er den Pfeil auf ihn gerichtet hatte, würde er niemals vergessen können. So mußte sich ein Gegner fühlen, kurz bevor der Pfeil des Elben ihn durchbohrte und für immer dieser Welt entriß. Doch wie war es dazu gekommen? Ganz sicher war er nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen, doch war es tatsächlich seine Absicht gewesen, ihn zu töten? Wer, wenn nicht eine Macht in der Größenordnung von Sauron, hätte davon einen Vorteil? Wenn er tot war, würde das neue Königreich um Gondor und den nördlichen Gebieten geschwächt sein und einem Überfall kaum standhalten. Doch welches dunkle Geschöpf hatte die Mittel dazu? Gab es andere Maiar wie Sauron, die sich nur noch nicht in Erscheinung gebracht hatten? Gandalf hatte nie etwas dergleichen erwähnt.

Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder um die Identität des Gegners, doch er kam zu keinem Ergebnis. Er sah nur deutlich, daß sich die Chancen, Legolas rechtzeitig zu Thranduil bringen zu können, mit jeder Stunde verschlechterten. Längst hatte er die Berge hinter sich lassen wollen, doch der Zwischenfall hatte sie eine weitere Nacht gekostet. Nicht zu vergessen, daß er zwei seiner Männer verloren hatte.

Er seufzte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Dann, plötzlich, hörte er ein Geräusch. Alarmiert sah er auf und sah Arwen, die eilig auf ihn zukam.
Was ist? fragte er sofort, denn ihr verstörter Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
antwortete sie knapp. Ich fürchte, wir verlieren ihn.
Er sprang auf. Was ist passiert?
Er ist nicht mehr er selbst. Er...- Sie hielt inne und sah ihn an. Kümmere du dich um ihn. Ich kann ihm nicht mehr helfen. Aber sei vorsichtig.

Kurz danach hatte er das Lager erreicht und wurde Zeuge einer Situation, in der er seinen Freund niemals erwartet hätte. Legolas lag auf Taina und küßte sie, doch was zunächst aussah wie eine sich anbahnende Liebelei, stellte sich schnell als einen Akt der Gewalt heraus, denn Taina versuchte ganz offensichtlich sich zu wehren. Doch gegen den Elben war sie machtlos. Er hatte seine Hand auf ihrem Mund, während die andere sich an ihren Kleidern zu schaffen machte. Aragorn mußte zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern, das seine Augen ihn nicht betrogen, doch es war eindeutig: Legolas war im Begriff die Südländerin zu vergewaltigen!
Sofort war er bei ihm und ergriff seinen Arm. Laß' sie los! Doch auch er hatte nur den Hauch einer Chance gegen ihn, zumal sich der Elb bereits in keinem zurechnungsfähigen Zustand mehr befand. Mit einer gezielten Bewegung schüttelte er Aragorn's Hand ab und fuhr fort, Taina die Kleider auszuziehen.
Du gehörst mir! zischte er dicht an Taina's Ohr.
Hast du den Verstand verloren? Erneut ergriff Aragorn seinen Arm und im Augenwinkel sah er, daß die anderen, die bis dahin geschlafen hatten, durch den Lärm aufgewacht und dazu gekommen waren. Doch diesen Moment nutzte Legolas, um sich blitzschnell aufzurichten und sich auf Aragorn zu stürzen. Er drängte ihn nach hinten, und Aragorn wäre gefallen, hätte nicht hinter sich plötzlich eine Felswand gespürt. Und er spürte noch etwas: Die kalte Klinge von Legolas' Dolch, die sich fest an seine Kehle preßte. Aragorn blieb versteinert stehen und starrte sein Gegenüber entsetzt an.
Das hätte ich schon vorhin tun sollen. Die Genugtuung in der Stimme des Elben war nicht zu überhören.
keuchte er. Ich bin es.
Ich weiß. Seine Augen drohten ihn zu durchbohren, und die Klinge begann, seine Haut einzuritzen.
Sekundenlang starrte Legolas ihn an, und Aragorn war sicher, daß er sein Vorhaben diesmal zu Ende bringen würde, egal, was er auch tat oder sagte. Doch vorher wollte er es scheinbar noch auskosten, ihn in einer ausweglosen Situation zu sehen.
Nun, nin mellon, sagte er verachtend, genieße diesen Augenblick, denn es wird dein letzter sein.
Aragorn hörte das metallische Geräusch einer weiteren Klinge, die Legolas jetzt aus ihrer Scheide zog und überlegte fieberhaft, wie er sich jetzt noch befreien könnte. Die Umstehenden hatte Legolas im Auge, und auch sie hatten kaum eine Möglichkeit einzugreifen, denn sobald auch nur einer sich bewegte, wäre sein Leben verwirkt. Es mußte einen anderen Weg geben.

Taina's Stimme durchschnitt die Stille, die wie ein Schwert über den beiden hing.
Aus dem Augenwinkel heraus sah Aragorn, daß sie wenige Schritte hinter Legolas stand, die Kleider noch immer zerrissen, in der Hand den Barai. Eine innere Kraft schien sie zu führen.
Erneut sah er zu Legolas. Der starrte ihn noch immer haßerfüllt an, doch allmählich begann sich der Ausdruck in seinen Augen zu verändern. Der Haß wich und machte völliger Verwirrung Platz.
wiederholte Taina, diesmal sanfter, und im Gesicht des Elben spiegelte sich nun blankes Entsetzen wider. Er schien zu begreifen, was er im Begriff war zu tun.
Unendlich langsam löste er den Druck auf seinen Hals und Aragorn hörte, wie der Dolch klingend auf dem Steinboden aufschlug. Kurz danach fiel auch die zweite Waffe und Legolas sank mit versteinertem Gesicht auf die Knie.

Sofort war er bei ihm. Er legte seine Arme von hinten um den Oberkörper des Elben und lehnte ihn vorsichtig gegen sich. Alle Kraft schien plötzlich aus ihm gewichen zu sein.
Legolas starrte ihn entsetzt an. Hilf mir...
Aragorn ergriff die ihm entgegengestreckte Hand und drückte sie. Ich tue alles, aber sag mir wie ich dir helfen kann!
Hilf mir... wiederholte er schwach. Ich halte es nicht mehr aus.
Aragorn konnte nur erahnen, welche Qualen sein Freund durchleiden mußte, und es brach ihm das Herz zu wissen, daß er ihm nicht helfen konnte.
Es ist gut. sagte er leise, während er ihn an sich drückte. Es ist vorbei.
Legolas hob den Kopf und sah ihn mit leerem Blick an. Es wird nie vorbei sein. Eines Tages wird sie es schaffen.
Sie? Wer ist sie? Er schüttelte den Elben, doch er schien ihn nicht mehr zu hören. Er starrte auf einen Punkt weit entfernt und sagte kaum hörbar, Verzeih mir...
Legolas! Wer ist sie? Aragorn weigerte sich aufzugeben, aber auch diesmal bekam er keine Antwort. Und ein Blick in die weit entrückten Augen seines Freundes sagte ihm, daß er sie vielleicht nie mehr bekommen würde.

***

Aragorn...' Sie tippte mit den Fingernägeln mismutig auf den Palantir. König von Gondor. Du hast schon Sauron einen Strich durch die Rechnung gemacht mit Deinem Willen, auch in ausweglosen Situationen nicht aufzugeben. Aber Sauron hatte Dich unterschätzt. Du bist zwar nur ein Mensch, doch das Blut von Númenor fließt dick durch Deine Adern. Aber ich kenne Dich besser. Auch Du hast eine Schwachstelle...'
Sie blickte erneut auf die Situation, die sich ihr in dem schwarzen Stein präsentierte und lächelte. Und jetzt zeig mir Minas Tirith!

***

Arwen's Stimme riß sie aus ihrem Bann. Auch sie war auf die Knie gesunken, nachdem die Kraft, die aus dem Barai ausgeströmt war, nachgelassen hatte. Sie öffnete ihre Hand und sah ihn an. Er leuchtete, schwach, aber deutlich zu erkennen.
Seht Ihr, sagte Arwen leise, Ihr wußtet, was zu tun ist.
Sie sah die Elbin an und nickte. In dem Moment, als sich Legolas auf Aragorn gestürzt hatte, hatte sie irgendetwas aus ihrem Schock gerissen und sie dazu bewegt, aufzustehen und einzugreifen. Doch was genau sie getan hatte, wußte sie nicht mehr.
Verwirrt sah sie an sich herab und der Anblick ihrer Kleidung brachte ihr schlagartig die Erinnerung an Legolas' Mißhandlung ins Gedächtnis zurück. Bei dem Gedanken daran lief ihr ein Schauer über den Rücken. Nie hätte sie ihm das zugetraut! Er hatte sie wie sein Eigentum behandelt und sie hatte es wehrlos ertragen müssen! Und dazu dieser manische Blick... Er hatte die Kontrolle über sich völlig verloren, und diesmal war sie sicher, daß er sie nicht mehr wiedererlangen würde.

Sie sah zu ihm. Er lag noch immer in Aragorn's Armen, doch der Gesichtsausdruck des Königs bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
Können wir denn nichts tun? fragte sie Arwen, die noch immer neben ihr stand.
Die Elbin schüttelte den Kopf. Wenn er es nicht schafft, schafft es niemand.
Auch nicht der Stein? Sie hob ihn hoch, doch das Licht war erloschen.
Der Barai kann nur Euren Glauben an Legolas stärken, daran, daß Ihr ihn nicht aufgebt. Aber er hat keine Macht, das Dunkle abzuwenden.
Aber eben...- begann sie, doch Arwen schüttelte den Kopf.
Das eben wart Ihr, nicht der Stein. Sie sah Taina ermutigend an. In Euch liegt die einzige Kraft, die ihn noch retten kann: Eure Liebe.

Taina schluckte. Sie wollte alles dafür tun, ihm zu helfen, doch sie wußte nicht, ob sie das durchstehen würde. Zu tief hatten sie die letzten Minuten verletzt, und die Ungewißheit, was noch alles auf sie zukommen würde, war mehr als sie ertragen konnte. Sie wünschte sich in ihr Haus in Ithilien zurück, in das Haus, das Legolas für sie gebaut hatte, in ihr altes Leben, bevor sie auf diese Reise gegangen war. Doch das alles war jetzt weit entfernt.

Langsam stand sie auf. Und obwohl sie sich davor fürchtete, was sie dort erwartete, ging sie zu Legolas hinüber. Aragorn sah sie mit schmerzerfülltem Blick an und drehte den Kopf nur leicht hin und her, als ob er sagen wollte, daß es keine Hoffnung mehr gab. Auch er hatte ihn also aufgegeben. Es kostete sie ihren ganzen Mut, ihren Blick von ihm zu wenden und in das reglose Gesicht des Elben zu sehen.
Sofort spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Hätte Legolas nicht die Augen geöffnet und wäre da nicht die leichte Bewegung seines Brustkorbes; sie hätte ihn für tot gehalten. Nichts erinnerte mehr an die Wachsamkeit und Vitalität, die er früher ausgestrahlt hatte.
Wie durch Watte hörte sie Arwen's Stimme hinter sich. Doch sie konnte ihren Blick nicht von ihm nehmen. Legolas...
Ihr dürft ihn nicht aufgeben. Niemand weiß, ob er uns nicht doch hört. Sprecht mit ihm.
Sie zögerte. Ich kann nicht. In Gedanken sah sie ihn dicht vor ihrem Gesicht, die Hand auf ihrem Mund, hörte die Verachtung in seiner Stimme. Ich kann nicht. wiederholte sie leise.
Gib ihr Zeit. hörte sie Aragorn sagen.
Wir haben keine Zeit mehr. drängte Arwen. Wir müssen ihn zu Thranduil bringen. Sonst verlieren wir ihn für immer.
Ich weiß. Aragorn überlegte kurz. Im Morgengrauen reiten wir weiter.

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