Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

So, nach einer Akkord-Session hier jetzt Kapitel 10! Unter Vorbehalt, aber einige von Euch können es ja nicht erwarten... *freu riesig darüber*

**Lady-of-Gondor**: Ich hoffe, der Sucht ist ein wenig geholfen... *grins*

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Abschied

Es war die längste Nacht ihres bisherigen Lebens. Sie hatte versucht zu schlafen, doch die Geschehnisse der vorangegangenen Stunden hatten sie immer wieder heimgesucht und sie nicht zur Ruhe kommen lassen.
Legolas hatte den Kampf gegen das Böse verloren. Es hatte zwar im Augenblick keine Gewalt über ihn, so schien es, aber der Legolas, den sie kannte und liebte, war nicht mehr bei ihr. Was dort wenige Schritte entfernt auf einer Decke lag, war sein Körper, eine leblose Hülle, die wach zu sein schien, jedoch auf nichts mehr reagierte. Sie hatten alles versucht; Aragorn hatte zu ihm gesprochen, ebenso Arwen, ja selbst die Hobbits hatten probiert, ihn mit Sprüchen zu einer Reaktion zu provozieren. Alles ohne Erfolg.
Nur sie hatte es nicht gewagt, sich ihm zu nähern. Sie hatte Angst. Angst, daß er sie wieder attackieren würde, daß er sie verletzte, so, wie er vorhin ihre Seele verletzt hatte. Und sie hatte Angst, ihn für immer so in Erinnerung zu behalten; blaß, reglos, unerreichbar.

Wie so oft in den vergangenen Minuten legte sie ihre Hand um den Barai und drückte ihn gegen ihr Herz. Sag mir, was ich tun soll.' flehte sie in Gedanken, doch Arwen's Worte fanden auch diesmal Bestätigung. Der Stein konnte ihm nicht helfen.

Sie sah zu der Elbin hinüber. Auch sie wirkte verändert. Sie war verschlossen, in sich gekehrt, obwohl sie es die meiste Zeit gut verbergen konnte. Doch ihre sonstige Zuversicht war mit dem Augenblick, als Legolas in diesen Zustand verfallen war, geschwunden. Es mußte auch hart für sie sein, schließlich kannte sie ihn seit Jahrhunderten. Und zu Taina's Erstaunen hatte sie sogar Aragorn abgewiesen, als er versucht hatte, sie zu trösten.

Ihr Blick wanderte zum König. Er saß unverändert neben Legolas und starrte auf ihn herab. Ab und zu sagte er etwas zu ihm, das sie nicht verstand, doch seine Haltung zeigte seine Hoffnungslosigkeit nur allzu deutlich.
Plötzlich hob er den Kopf und sah sie an. Er winkte sie zu sich, und Taina zögerte erst, doch dann stand sie schließlich auf und ging zu ihm. Dabei vermied sie es, auf Legolas herabzusehen.
Er braucht Euch. sagte er ernst. Je länger er in diesem Zustand bleibt, desto weniger Chancen hat er.
Sie nickte.
Sprecht mit ihm. fuhr er fort. Auch wenn Ihr denkt, er kann Euch nicht hören. Der Klang Eurer Stimme alleine könnte eine Veränderung bewirken. Wie vorhin. Er warf ihr einen auffordernden Blick zu und stand auf, um sie mit ihm allein zu lassen.

Langsam kniete sie sich neben dem Elb nieder, erneut ohne ihn anzusehen. Sie starrte neben ihn auf den kargen Fels und zwang sich, die letzten Tage zu verdrängen und sich statt dessen an die guten Zeiten mit ihm zu erinnern. An die Zeit in Ithilien, aber vor allem an die Zeit kurz nach dem Ende des Ringkrieges. Bevor sie unbewußt angefangen hatte, ihn zu einem Menschen machen zu wollen.
sagte sie dann leise. Ich hätte das alles niemals tun dürfen. Ich hätte dich nie aus deiner Welt reißen dürfen, damals. Du warst dort sicher, als Krieger, als stolzer Elb an der Seite deiner Freunde. Und was habe ich aus dir gemacht? Der Gedanke, daß sie, wenn auch aus Liebe, sein Leben zerstört haben könnte, versetzte ihr einen Stich. Ich wollte doch nur, daß du glücklich bist. fuhr sie fort. Ich wollte nie, daß du dein Leben für mich änderst oder deine Pläne aufgibst... ich wollte nur bei dir sein und dich einfach.... lieben.
Sie nahm seine Hand und hielt sie fest umklammert. Dann drehte sie den Kopf und sah ihn an. Keines ihrer Worte schien zu ihm durchgedrungen zu sein, denn er zeigte keinerlei Reaktion. Nicht einmal ein Zucken in seinen Augen. Ich wünschte, ich wäre nie in dein Leben getreten. sagte sie traurig. Ich wünschte, du müßtest jetzt nicht hier liegen und all das ertragen. Ich wünschte...- Sie hielt inne. Sie wünschte, sie würde an seiner Stelle da liegen...
Sie fühlte die Tränen auf ihrer Wange. Und sie haßte sich dafür, daß sie ihm nicht sagen konnte, was sie wirklich fühlte: Enttäuschung, Schmerz, ja sogar Wut darüber, daß er ihr nichts entgegnete! Sie wollte mit ihm reden, mit ihm streiten, ihm seine Überheblichkeit vorwerfen, ja sogar sein elbisches Blut verfluchen, solange er ihr nur irgendetwas erwiderte! Doch er lag nur da und sah sie aus kalten Augen an.

Für einen Augenblick setzte ihr Herz aus. Er sah sie an!
Legolas!' wollte sie rufen, doch kein Laut kam über ihre Lippen, als ihr klarwurde, wann sie diesen Blick das letzte Mal gesehen hatte... Sie spürte, wie ihr Körper steif wurde.
Und das war genau das, was der Elb beabsichtigt hatte. Ein kurzer Blick genügte ihm, um die Umgebung zu überprüfen und sicherzugehen, daß niemandem etwas aufgefallen war, dann setzte er sich lautlos auf und sah sie entschlossen an. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von ihrem entfernt und Taina wagte nicht zu atmen, aus Angst, daß er sie dafür töten würde.
Keine Angst, Prinzessin, hauchte er kalt, für dich habe ich keine Pläne. Er fuhr mit der Hand über ihren Hals. Also sei schön brav, denn es wäre doch zu schade, diesen zarten Hals durchtrennen zu müssen. Doch das hier...- Mit einer kurzen Bewegung riß er den Barai von ihrer Kette, nehme ich mit!
Damit sprang er auf, und ehe ihn jemand aufhalten konnte, war er auf seinem Pferd. Er riß es herum, warf Taina noch einen letzten Blick zu und stob davon.

hörte sie Aragorn rufen, doch Arwen war bereits bei ihm und hielt ihn zurück.
Laß ihn. Du kannst ihn nicht einholen. Und selbst wenn, was willst du tun? Sie sah ihn traurig an. Wir können nichts mehr für ihn tun.

Wir können nichts mehr für ihn tun.' Taina sank nach vorne und legte ihre Stirn auf den kalten Steinboden. Es war vorbei. Er war weg. Und mit ihm der Barai, ihre letzte Hoffnung, Legolas jemals retten zu können...

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Ja, ich weiß, zu kurz. Aber es geht ja bald weiter...! 2. Buch sozusagen. Nennen wir es.... Die Rückkehr des Barai...? *kicher*