Nach einer kleinen Krankheitspause hier nun das nächste Kapitel... und wie immer: R/R pleaz!
Für jede Inkonsequenz was die Namen und Orte angeht, entschuldige ich mich im Voraus. Aber ich kann mich einfach nicht dazu durchringen, immer die deutschen Begriffe zu nehmen (zumal ich sie meist gar nicht kenne...) Wer schenkt mir mal die deutsche Ausgabe...? *grins*
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Der König der Waldelben
Am Nachmittag diesen Tages erreichten sie endlich den Waldfluß und damit auch die hügelige Landschaft, in deren Höhlen der Palast von Thranduil und den Waldelben war. Schon von weitem sahen sie die mit Bäumen bewachsenen Erhebungen, in denen seit Jahrtausenden das kleine Volk der Elben wohnte, die den weiten Weg über die See nach Valinor nie zurückgelegt hatten. Unter den anderen Elbenvölkern waren sie daher als weniger gebildet und als einfach' bekannt, was jedoch nicht bedeutete, daß sie keine elbischen Fähigkeiten besaßen.
Die Waldelben waren ähnlich ihren Verwandten aus Lorien groß und blond, nur weniger geschickt im Umgang mit Handwerkszeug, ausgenommen den Werkzeugen der Jagd.
Ihr fast schon sprichwörtliches Mißtrauen Fremden gegenüber hatten die Gefährten bereits Stunden zuvor zu spüren bekommen, als sie eine kleine Gruppe in sehr abwartender Manier begrüßt hatte. Und obwohl ihnen Aragorn sogleich ihr Anliegen erklärt hatte, hatte es längerer Diskussion bedarft, um ungestört weiterreiten zu dürfen.
Sie trauen nicht einmal den Hochelben aus dem Westen, ihren eigenen Verwandten. erklärte Arwen Taina leise, als sie sich den Höhlen weiter näherten und auf eine Brücke zuritten. Und der König selbst bildet da keine Ausnahme. Unser Vorteil könnte aber sein, daß er dadurch sei Reich schon lange durch einen unsichtbaren Bann schützen läßt. Und der könnte auch diese Bedrohung abhalten.
Einen Bann? wiederholte Taina verunsichert. So etwas hatte sie bis dahin nur in alten Geschichten gehört, und selbst da hatte sie eine solche Existenz stets bezweifelt. Aber hier war sie im Reich der Elben, da schien alles möglich zu sein.
Sie sah nach vorne, und wieder spürte sie ihre Abneigung gegen diesen Teil der Reise wachsen. Die Höhlen wirkten kühl und abweisend, und die riesigen Steintore erinnerten eher an eine Festung als an eine Behausung. Doch offenbar war dieser Ort die einzige Möglichkeit für sie, erstmal zur Ruhe zu kommen und darüber nachzudenken, was nun weiter geschehen sollte.
Kaum kamen sie in die Nähe der Brücke, traten ihnen zwei bewaffnete Elben entgegen. Sie waren ähnlich gekleidet wie Legolas, nur trugen sie statt Pfeil und Bogen Schwerter.
wies sie der eine an. Er musterte die Gruppe eindringlich, dann blieb sein Blick an Aragorn hängen und sofort streckte sich sein ganze Haltung.
König Elessar! sagte er überrascht. Was führt Euch in das Gebiet der Waldelben? Er blickte zu Arwen und verneigte sich dann leicht. Lady Arwen...
Wir kamen ursprünglich aus einem anderen Grund. erklärte Aragorn knapp. Doch jetzt benötigen wir die Hilfe des Königs.
Seine Hilfe? wiederholte der Elb und Taina konnte einen ironischen Unterton in seiner Stimme hören.
Ganz recht. Aragorn sah ihn gelassen an. Dann sagte er etwas auf sindarin, das Taina nicht verstand, und sofort änderte sich die Miene des Wächters und nach kurzem Zögern gewährte er ihnen Zugang zur Brücke.
Was hat er gesagt? flüsterte Taina, doch Arwen deutete ihr, still zu sein.
Sie ritten über die Holzbrücke, die die Höhlen mit dem Wald verband und kamen schließlich zu dem großen Steintor, das den Eingang zu Thranduil's Palast markierte. Dort stiegen sie von ihren Pferden und wurden umgehend von weiteren Wachen durch die gewaltige Öffnung in das Innere des Palastes geführt.
Taina bemühte sich, dicht neben Arwen zu bleiben und die beklemmende Atmosphäre zwischen den dicken Felswänden zu ignorieren, und erst nachdem sie nach wenigen Schritten in eine große Halle kamen, die von Licht durchströmt wurde, begann sie, sich ein wenig zu entspannen.
Und dann sah sie ihn. Auf einem hölzernen Stuhl am Ende der Halle saß ein blonder Elb, Legolas wie aus dem Gesicht geschnitten und in ihren Augen nicht viel älter als er, in der Hand einen Holzstab und auf dem Kopf eine Krone aus grünen Blättern und weißen Blüten. Thranduil.
Für einen Augenblick setzte ihr Herz aus, so groß war die Ähnlichkeit mit Legolas. Doch als sie sich ihm näherten, konnte sie deutlich sehen, daß die Jahrhunderte auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen waren. Sein Gesicht war von dünnen Fältchen durchzogen, und nicht zuletzt dadurch wirkte er auf sie kühl und grimmig, ja fast schon verbissen.
Mit sicherem Schritt löste sich Aragorn von seiner Gruppe und ging auf den König zu. Er verneigte sich und grüßte ihn dann mit der elbischen Geste, indem er die Hand erst zu seinem Herzen führte und den Arm dann wieder vom Körper wegbewegte.
erwiderte der König abwartend, nachdem er ihn ebenfalls gegrüßt hatte. Ein hoher Besuch. Wie geht es im Königreich Gondor?
Aragorn's Antwort war ein wohlwollendes Nicken, bevor er näher auf Thranduil herantrat und ihn ernst musterte. Wir brachen auf, um ein Versprechen, das Eure Sohn mir einst gab, einzulösen. begann er. Doch die Reise barg unerwartete Zwischenfälle.
Täuschte sich Taina, oder war da ein wissender Zug, der die Mundwinkel des Elbenkönigs umspielte?
Fahrt fort. forderte er Aragorn auf.
Sobald wir die Grenzen zu Mirkwood erreicht hatten, spürten wir einen Schatten, der sich nach und nach auf einige in unserer Gruppe legte. Aragorn vermied es, sich umzudrehen und die betreffenden Leute anzusehen. Darunter war auch Euer Sohn.
Thranduil zog eine Augenbraue hoch. Wo ist er?
Taina spürte, wie Aragorn mit sich kämpfte. Vor dieser Situation hatte sie sich den ganzen Tag gefürchtet.
Er hat sich von uns abgesetzt. erklärte Aragorn schlicht. Nachdem eine uns unbekannte Kraft offenbar Besitz von ihm ergriffen hat.
Aragorn schien sich seine Worte wohl überlegt zu haben, doch als er in das Gesicht des Königs blickte, schien er an seiner Wahl zu zweifeln.
Besitz ergriffen, sagt Ihr? wiederholte Thranduil. Und wie soll das geschehen sein?
Aragorn suchte nach den geeigneten Worten, wir wissen es nicht genau, aber wir können es uns nicht anders erklären, als daß ein spezielles Gift in seinen Körper kam, durch.... Er machte eine Pause.
Durch Mücken? fragte Thranduil plötzlich.
Aragorn sah ihn überrascht an und durch den Rest der Gruppe ging ein Raunen. Aber woher wißt Ihr...-
Eine Handbewegung des Elbenkönigs ließ ihn innehalten. Das tut jetzt nichts zur Sache. sagte er schroff. Dann wanderte sein Blick zu den anderen der Gruppe. Und nun sagt mir, wer die Leute sind, die Euch begleiten. Er sah zu Arwen. Außer Eurer Königin, die mir sehr wohl ein Begriff ist.
Aragorn drehte sich nun auch zu ihnen um, und Taina drohte das Blut in ihren Adern zu gefrieren. Jetzt war es soweit.
Das hier, sagte Aragorn, während er auf die beiden Hobbits zeigte, sind Meriadoc Brandybuck und Peregrin Took, zwei Halblinge aus dem Auenland, die schon bei der Vernichtung Sauron's eine große Rolle gespielt haben. Und hier, er sah zu Taina, ist --
unterbrach ihn Thranduil harsch. Laßt sie selbst reden.
Taina fühlte alle Farbe aus ihrem Gesicht weichen. Sie sah die Augen des Elben, die abwartend auf ihr ruhten und jede Unsicherheit zu bemerken schienen, und sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten.
fragte er, und das Wort hallte unbarmherzig lange in ihrem Kopf nach.
Was sollte sie ihm jetzt erwidern? Daß sie seine freundin war? Diejenige, die er auserwählt hatte?
Mein Name ist Taina. sagte sie schließlich. Und ich bin mitgekommen, weil Legolas mich darum gebeten hat. Sie schluckte und warf Aragorn einen hilfesuchenden Blick zu.
Thranduil's Stimme klang ungläubig.
Ihre Familie hat Legolas das Leben gerettet. warf Aragorn nun ein, doch auch das schien den König nicht zu beeindrucken.
Er richtete sich in seinem Stuhl auf und sah zu den anderen herab. Niemals würde mein Sohn eine Sterbliche mit hierher bringen. Und schon gar nicht aus Dankbarkeit. erklärte er kaltherzig. Der einzige Grund dafür wäre, sie hier einzuführen und sie dann zu heiraten. Doch auch das ist bei einem Menschen ausgeschlossen.
Er sah Taina aus eisigen Augen an und sie fühlte nun auch den letzten Rest ihrer Selbstachtung schwinden und senkte den Blick. Wenn sie gewußt hätte, wie sein Vater auf sie reagieren würde, hätte sie Legolas nie auf diesen Weg begleitet! Sie war Gast in seinem Haus, und nicht einmal die barbarischsten Haradrim würden ihre Gäste derart behandeln.
hörte sie Thranduil inzwischen fortfahren, und jetzt zeigen Euch meine Diener Eure Räume für die nächsten Nächte. Alles andere können wir dann später besprechen.
Aber was ist mit Legolas? warf Merry plötzlich ein. Ihr könnt doch nicht so einfach weitermachen, als ob nichts geschehen wäre?
Es ist auch nichts geschehen. sagte Thranduil, nachdem er dem Hobbit einen strafenden Blick zugeworfen hatte.
Merry sah nun ebenfalls hilflos zu Aragorn.
sagte Aragorn ruhig, da draußen ist eine Gefahr, die droht, die Elben in Mirkwood zu vernichten, und auch die in Mittelerde verbliebenen. Wenn wir sie nicht finden und aufhalten, werden wir nicht wissen, was mit Eurem Sohn geschehen ist!
Der Elbenkönig sah ihn an, dann stand er auf und richtete seinen Blick über ihre Köpfe hinweg in den hinteren Teil der Halle.
Ihr wollt wissen, was mit meinem Sohn geschehen ist? fragte er herausfordernd. Fragt ihn selbst - er ist hier.
***
Aragorn fuhr herum und durchsuchte die Halle nach dem vertrauten Gesicht seines Freundes. Und tatsächlich - an der gegenüberliegenden Wand stand er, die Hände hinter sich verschränkt, auf dem Gesicht ein selbstgefälliges Lächeln.
Sofort war er bei ihm und musterte ihn von oben bis unten. Was ist passiert? Wieso bist du...-
Ich mußte etwas erledigen. unterbrach ihn der Elb besänftigend.
Aber du warst doch... Aragorn starrte ihn verwirrt an, doch dann übermannte ihn die Freude und er trat einen Schritt vor, um Legolas herzlich zu umarmen.
Auch die anderen waren mittlerweile dazu gekommen, und die Wiedersehensfreude stand allen ins Gesicht geschrieben.
Wie geht es dir? fragte Arwen, und auch sie konnte ihren Unglauben kaum verbergen. Ich fürchtete, du wärst verloren!
wiederholte Legolas milde. Dazu braucht man schon andere Mittel als Mücken.
Aragorn sah ihn überrascht an. Du wußtest davon?
Sicher. Es war nicht schwer herauszufinden.
Aber du wolltest mich umbringen! erinnerte er ihn. Zwei Mal hast du es versucht.
Auf dem Gesicht des Elben breitete sich ein Grinsen aus. Glaubst du, du würdest jetzt hier vor mir stehen, wenn ich es wirklich vorgehabt hätte?
Aragorn zögerte. Es war zu gut um wahrzusein, daß sein Freund scheinbar unversehrt vor ihm stand. Doch er spürte, daß der Schein trügte. Das war nicht der Legolas, der mit ihm auf diese Reise gegangen war. Dazu war er zu unberührt, zu kühl, auch wenn er sich alle Mühe gab, das Gegenteil darzustellen.
Legolas schien seine Zweifel zu bemerkten, denn er legte ihm seine Hand auf die Schulter und sagte leise, Ruht euch aus. Ihr seid hier im Hause meines Vaters, dort mag Euch vieles fremd vorkommen. Doch in ein paar Tagen werdet ihr Euch daran gewöhnt haben. Er sah zu Arwen und lächelte. Ihr seid hier in Sicherheit. Keine noch so dunkle Bedrohung vermag diese Wände zu durchdringen.
Aragorn nickte. Er wußte von Thranduil's Bann, doch wenn er recht hatte, dann war die Bedrohung längst im Inneren des Palastes, in Gestalt von Legolas.
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So, und jetzt wieder ab ins Bett...
