So, nachdem ich euch das letzte Mal scheinbar allen einen Schrecken eingejagd habe, hier nun das, wie ich glaube, drittletzte Kapitel...
Natürlich lasse ich den armen Legolas nicht so einfach da, wo er jetzt ist, aber dummerweise weiß ja niemand, wo der Barai ist... oder wißt ihr es...? *grins*
An dieser Stelle nocheinmal Dank an alle Reviewer für euer Lob und eure Unterstützung *knuddel* und es wäre nett, wenn sich auch mal die leisen Leser äußern könnten (wenn es überhaupt welche gibt...). Ich denke nämlich gerade über eine weitere Fortsetzung nach, und da wäre ein wenig Feedback auch von euch sehr hilfreich...! *bettel*
Aber nun will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen. Enjoy!
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Trauer und Hoffnung
Wo ist sie?
Ich weiß es nicht. Arwen zuckte mit den Schultern und sah erneut auf Legolas hinab.
Sie hatten ihn mittlerweile in sein Gemach gebracht und auf sein Bett gelegt, um ihm seine Umgebung so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch Arwen zweifelte daran, daß er davon das geringste mitbekam. Immer wieder hatte sie ihn in den letzten Stunden berührt und nach einer Regung in ihm gesucht, doch sie hatte nichts entdecken können. Sein Körper schien leer.
Meinst du, sie irrt irgendwo im Palast herum? fragte Aragorn wieder.
Ich weiß es nicht. Arwen zwang sich, ihren Blick von Legolas zu nehmen und sah ihn an. Ich nehme an, sie möchte nicht, daß wir sie finden. sagte sie. Sie leidet, und sie möchte vielleicht alleine sein mit ihrem Schmerz.
Niemand sollte alleine sein mit seinem Schmerz. Und schon gar nicht Taina. Sie trifft es am härtesten. Aragorn's Blick wanderte herunter zu Legolas, dann hob er entschlossen den Kopf. Ich werde sie suchen gehen.
Arwen nickte. Ich warte hier.
Sie beobachtete, wie Aragorn den Raum verließ, dann setzte sie sich zu dem leblosen Elben auf das Bett und blickte aus dem Fenster.
Sie dachte an die Momente, die sie im Laufe ihres Lebens mit ihm verbracht hatte. Viele waren es nicht gewesen, denn er war selten in Rivendell gewesen und sie noch nie hier bei ihm in Mirkwood. Doch immer, wenn sie sich begegnet waren, waren es Augenblicke der Freude gewesen. Von Beginn an hatte sie ihn in ihr Herz geschlossen; er war der beste Freund von Aragorn, und er war ihm von jeher ein aufrichtiger und loyaler Kamerad gewesen. Selbst in den letzten Wochen.
Ihr Blick wanderte vom Fenster weg zurück zu ihm. Er hatte sich verändert, als er Taina kennengelernt hatte. Zum positiven, wie sie fand. Durch sie hatte er einen Teil seiner Verschlossenheit abgelegt, er war spontaner und fröhlicher geworden. Ja, fröhlicher. Sie mußte lächeln, denn selten hatte sie ihn so viel lachen sehen wie in den letzten Monaten. Er liebte diese Südländerin, und niemand anderem hätte sie so viel Glück gegönnt wie Legolas. Er war wie ihr kleiner Bruder, auch wenn sie sich in diesem Augenblick auch schmerzlich an andere Momente erinnerte: Seine Hand auf ihrer Wange und seine Lippen auf den ihren.
Sie schloß die Augen und ließ die Gefühle verklingen, auch wenn sie sie erneut innerlich aufwühlten. Sie waren beide nicht Herr ihrer Sinne gewesen, sagte sie sich, und bei klarem Verstand wäre so etwas nie geschehen. Und doch, es war geschehen.
Langsam, ja fast vorsichtig, nahm sie seine Hand. Sie strich über die Sehnen seiner Finger, seine Knöchel und über die feinen Äderchen, die durch seinen Handrücken schimmerten.
hauchte sie. Sag mir, was ich tun kann. Wie kann ich dich zurückholen? Sie beugte sich über sein Gesicht, doch es zeigte keine Regung, kein Zeichen, daß er sie überhaupt gehört hatte.
Es hatte keinen Sinn. Molari hatte ihre Drohung wahrgemacht. Alles, was Thranduil gegen sie eingesetzt hatte, hatte sich gegen Legolas gerichtet. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann auch sein Körper seine Tätigkeit aufgeben würde.
***
Aragorn's Stimme durchschnitt die trauernde Stille des Palastes. Überall begegneten ihm Elben, die ihren Blick starr vor sich hingerichtet hatten, doch von Taina fand er keine Spur. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt.
Er hastete durch die Gänge, vorbei an der großen Halle, bei ihrem Quartier, und schließlich auch bei den Pferdeställen, doch nirgends fand er ein Anzeichen von ihr. Arwen hatte recht; sie wollte nicht gefunden werden.
Wen sucht ihr? hörte er plötzlich Thranduil's Stimme hinter sich.
sagte er knapp. Sie ist nicht zurückgekommen, seit sie vorhin...
Thranduil nickte. Sie scheint viel für ihn zu empfinden.
Aragorn sah den König ernst an. Und er empfand viel für sie. Sehr viel.
Er sah, daß Thranduil ihm etwas entgegnen wollte, doch er wußte scheinbar nicht, wie er es sagen sollte. Deshalb fuhr er fort. Sie hat ihm das Leben gerettet, damals im Feindesland. Und ich glaube, er wollte sie heiraten. Er senkte den Blick, doch Thranduil forderte ihn durch ein weiteres Nicken auf, weiterzureden. Ich habe ihn nie so gesehen. sagte er lächelnd, aber durch sie hat er Seiten an sich entdeckt, die er nie gekannt zu haben schien.
Seiten? Was für Seiten?
Aragorn zögerte. Er hat ein Haus für sie beide gebaut. sagte er schließlich. Und er wollte seßhaft werden, in Ithilien. Mit ihr.
Thranduil sah ihn ungläubig an. Doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich und ein Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Königs. Ein Haus. wiederholte er gedankenverloren. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.
Ich weiß. Aragorn lächelte und sah vor sich auf den Boden. Ich weiß.
Thranduil legte Aragorn die Hand auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. Erzählt mir mehr davon.
***
Alles war dunkel. Niemand war auf den Gängen zu sehen. Waren denn alle schon schlafen gegangen? Pippin schlenderte ziellos durch die verlassen wirkenden Höhlen, auf der Suche nach Ablenkung von seinen trüben Gedanken. Er hatte den Anblick von Legolas nicht länger ertragen können, und die Hoffnungslosigkeit, die ihn umgeben hatte. Er wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er ihn kennengelernt hatte; als stolzen Bogenschützen, der vor keiner noch so gefährlichen Situation Angst gehabt hatte und dessen Waffen todbringend für jeden Anhänger der dunklen Macht gewesen waren. Er konnte sich nicht vorstellen, daß das alles nun vorbei sein sollte.
Langsam strich er mit der Hand über die kahle Steinmauer. Alles war kalt hier, kalt und gefühllos. Kein Wunder, daß Legolas nicht mehr aufwachen wollte. Vielleicht sollten sie ihn an die frische Luft bringen, unter die Sterne, die er so liebte... Pippin sah durch eine geöffnete Tür in einen Raum, der scheinbar ein Wohnraum war. Am Ende des Raumes war ein großes Fenster, das ihm den Blick auf die Sterne ermöglichte.
Er zögerte, dann ging er hinein. Er stellte sich vor das Fenster und sah hinaus. Der Nachthimmel war übersäht mit kleinen Lichtern in den wundersamsten Anordnungen, und es schien Pippin, als ob er sie zum ersten Mal in seinem Leben richtig betrachtete.
Sie sind wunderschön, nicht? hörte er plötzlich eine Stimme.
Er fuhr herum.
Sie saß im Dunkeln und sah ihn aus rotgeweinten Augen an.
sagte er unsicher. Sie sind wunderschön. Er haßte sich dafür, doch er wußte nicht, was er sagen sollte. Sicher brauchte sie jetzt Trost in dieser dunklen Stunde, doch alles, was ihm einfiel, hätte sie sicher noch trauriger gemacht.
Meinst du, er kann sie auch sehen, da, wo er hingehen wird? fragte sie leise.
Pippin zögerte. Er wußte nicht, wo Legolas hingehen würde. Und er hatte auch noch nie darüber nachgedacht. Gingen die Elben nicht in die großen Hallen irgendwo im Westen?
sagte er dann. Sicher wird er sie sehen können. Die Vorstellung davon gefiel ihm. Vielleicht wird er einer von ihnen und scheint dann jede Nacht am Himmel, sodaß wir ihn alle sehen können und ihn nie mehr vergessen. Er sah Taina an, und in ihren Augen glitzerte eine Träne.
Das wäre schön.
Ja, das wäre es. Er sah wieder zum Himmel und versuchte sich vorzustellen, daß jeder Stern einmal ein Elb oder ein Mensch gewesen war. Oder ein Hobbit. Vielleicht geht alles, was er gewußt hat, in diesen Stern über. überlegte er. Alles, was er war. Und dann unterhalten sich die Sterne in der Nacht... Er hielt inne. Das war nun doch ein wenig zu abwegig.
Er sah entschuldigend zu Taina, doch ihr Blick ließ ihn erstarren.
Was hast du gerade gesagt? fragte sie.
Pippin starrte sie erschrocken an. Nichts... nur mein übliches Gefasel...
beharrte sie. Du hast gesagt, daß alles, was er gewußt hat, was er war.... Ihr Gesicht hellte sich schlagartig auf. Das ist es!
Pippin verstand kein Wort. Er hatte doch nur...
Komm mit. Wir haben etwas zu tun!
Taina zerrte ihn aus dem Raum, den Gang entlang.
Wohin willst du? fragte er gehetzt, während er versuchte, nicht über seine Füße zu stolpern.
Wo ist Legolas?
In seinem Gemach.
Wo ist das?
Keine Ahnung. Pippin zuckte mit den Schultern, doch Taina drängte ihn weiter.
Sie schob ihn durch die Gänge, und gerade als er protestieren wollte, trafen sie hinter eine Biege auf Thranduil und Aragorn.
Verzeiht, Hoheit. entschuldigte sich Taina eilig. Wo finden wir Legolas?
Der König musterte sie überrascht. In seinem...-
Ja, ich weiß. unterbrach sie ihn. Wo ist das?
Auch Aragorn sah die beiden jetzt skeptisch an. Den zweiten Gang links. sagte er abwartend. Dann die dritte Tür auf der rechten Seite. Was habt ihr vor?
Taina sah ihn an. Wir müssen den Stern finden. Sie sah zu Pippin. Stern? Welchen Stern? Doch dann dämmerte es ihm.
Wovon spricht sie? Thranduil warf ihnen einen verständnislosen Blick zu, doch Taina war längst weitergerannt. Und auch Pippin machte, daß er hinter ihr herkam.
***
Sie war den ganzen Weg zu seinem Gemach gerannt. Doch jetzt, wo sie vor der Tür stand, zögerte sie. Was ist, wenn sie nicht finden würde, wonach sie suchte? Wenn er den Stein gar nicht mehr hatte? Sie schüttelte den Kopf und griff nach der Türklinke. Es war ihre letzte Hoffnung. Er mußte ihn irgendwo haben!
Sie trat ein und sah sich um. Sie sah zum Bett, auf dem sein Körper aufgebahrt lag, dann ließ sie ihren Blick über die Möbel schweifen. Wo ist er, Legolas? Suchend betrachtete sie die Ablagen über dem Kamin, jeden Ort, auf dem man etwas ablegen konnte. Wo hätte sie ihn hingelegt?
Sie sah in jede Ecke, in jedes Gefäß und hinter jeden Vorsprung, doch sie konnte den kleinen grünen Stein nirgends entdecken. Wo ist er? fragte sie erneut.
Sie drehte sich zu Pippin um, der seinerseits in einer Ecke des Raumes nach dem Barai suchte. Doch auch er schien erfolglos zu sein. Hier ist er auch nicht. sagte er kopfschüttelnd.
Wo kann er ihn hingelegt haben? Taina hob ihre Hände zu ihrem Kopf und rieb sich die Stirn. Sie mußte nachdenken. Er hatte ihn sicherlich nicht wissentlich irgendwo hingelegt. Vorausgesetzt, er hatte ihn nicht vernichtet, hatte er ihn vielleicht schnell verschwinden lassen müssen, bevor Molari dahinter kam, daß er ihn überhaupt mitgenommen hatte. Molari hätte ihn vernichtet, soviel war klar.
Sie sah sich um. Er konnte hier überall sein. Er war klein genug, um in eine Vase zu passen. Doch sie hatte alle Vasen bereits kontrolliert. Wo war er...?
Ratlos ging sie zu Legolas und ließ sich auf das Bett sinken. Langsam wandte sie sich ihm zu. Der Schein der Kerzen tauchte sein regloses Gesicht in rötliches Licht, und die Schatten der tänzelnden Flammen schienen auf seinen Zügen Verstecken zu spielen. Er wirkte fast lebendig.
Sein Anblick versetzte ihr einen Stich. Doch sie zwang sich, ihren Blick nicht von ihm zu nehmen und statt dessen weiter auf seine geschlossenen Augen zu sehen. Wo ist er.. flüsterte sie, Legolas, wo hast du ihn gelassen? Wo konntest du ihn hintun, bevor sie es bemerkte...? Sie sah an ihm herab. Sie hatten ihn umgezogen. Wo waren seine Sachen?
Pippin, wo sind seine Sachen?
Er zeigte auf einen Stapel Kleidung. Ich hab sie schon durchsucht. Nichts
Sie sank in sich zusammen. Dann, plötzlich, kam ihr ein Gedanke. Wenn er ihn nicht in den Kleidungssachen hatte, dann vielleicht in den anderen Sachen, die er dabeigehabt hatte. Sie versuchte, sich an den Moment zu erinnern, als er sie mitten in der Nacht verlassen hatte. Was hatte er immer dabei gehabt? Was nahm er überall mit hin? Und was hatte er auch in jener Nacht dabeigehabt?
Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht auf. Das war die Lösung. Die einzige, die noch blieb. Sie stand auf und ging zur Tür. Mit einem Schwung schloss sie die Tür und sah voller Genugtuung auf das, was dahinter an der Wand lehnte. Was auch in ihrem Haus in Ithilien immer hinter der Tür an der Wand gelehnt hatte - sein Bogen. Ihr Blick glitt über das Holz, durchsuchte es nach dem kleinen grünen Stein. Dann hangelte er sich weiter zu seinem Köcher. Klein genug, um in eine Vase zu passen... Sie bückte sich und nahm den Köcher hoch. Langsam nahm sie die Pfeile darin heraus und drehte ihn um, und schon in der Bewegung hörte sie das kratzende Geräusch von etwas, das sich darin bewegte... Sie hatte ihn gefunden!
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Aaaaah wie gemein.... he he. Das nächste Kapitel trägt den wunderschönen Titel "Die Kraft des Barai", und es wird recht bald nachgereicht. Es ist nämlich schon fertig.... aber ich will euch noch ein wenig quälen...
