Disclaimer: Alle Figuren, die aus dem "Herrn der Ringe" bekannt sind, sind ausnahmslos Eigentum von J.R.R. Tolkien.

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Tja, hier nun das letzte reguläre Kapitel des Barai... *schnüff*
naja, aber es geht ja bald weiter.

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Ende gut, alles gut?

Ich bin froh, daß es dir besser geht.
Legolas nickte und sah seinen Vater mit festem Blick an. Es war ein sonderbares Gefühl, nach so langer Zeit ein Gespräch unter vier Augen mit ihm zu führen. Er hatte es in der Vergangenheit immer vermieden, mit Thranduil allein zu sein, denn seit dem Tod seiner Mutter hatte sich das ohnehin nie harmonisch gewesene Verhältnis zu ihm noch weiter abgekühlt.
Doch jetzt stand er vor ihm und war scheinbar im Begriff, den ersten Schritt zur Verbesserung dieser Situation zu tun.
Danke, Vater. Es geht mir ausgezeichnet. sagte er schließlich. Dank dir und den anderen, die sich um mich gekümmert haben. Er vermied es, Taina's Namen zu erwähnen, denn von Aragorn hatte er erfahren, wie sein Vater auf sie reagiert hatte. Und er wollte nicht gleich wieder einen Reibungspunkt ansprechen.
Du meinst das Mädchen. sagte Thranduil kritisch, und sofort spürte Legolas die Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute. Doch gerade als er ansetzen wollte, um sie entsprechend zu verteidigen, fuhr sein Vater fort.
Ja, das Mädchen. wiederholte er nachdenklich. Eine Sterbliche. Und du hast es gewagt, sie hierher zu bringen. Er sah Legolas prüfend an. Ich hoffe, du weißt, was das heißt.
Legolas zögerte. Ja, er wußte es. Er hatte es schon gewußt, als er sie fragte, ob sie ihn begleiten würde. Und nach dem Blick seines Vaters in der vergangenen Nacht hatte er eigentlich mit seiner Zustimmung gerechnet. Doch jetzt erschien ihm das unwahrscheinlich. Er würde sie nie akzeptieren.

Die Stimme seines Vaters riß ihn aus seinen Gedanken.
Er sah ihn an und versuchte, einen Hinweis auf die Gedanken des Königs in seinem Gesicht zu erahnen. Doch Thranduil's Blick war versteinert. Er erwartete eine Antwort. Und Legolas haßte ihn dafür. Denn wieder hatte er es geschafft, daß er sich wie ein kleiner Junge fühlte, der sich bei jemandem entschuldigen sollte, für etwas, das er gar nicht getan hatte. Wie damals, bei dem letzten intensiven Gespräch der beiden, vor der Mission mit dem Ring. Als es darum ging, daß er lieber Orks und andere Feinde der freien Völker tötete als bei seinem Volk in Frieden und Harmonie zu leben und seinen Pflichten als Thronfolger nachzukommen. Und diese Entscheidung hatte sein Vater ihm nie verziehen.

Doch diesmal war sich Legolas seiner Sache sicher.
Er blickte dem König fest in die Augen und sagte, Ja, ich weiß, was das heißt. Und du wirst mich nicht daran hindern können.
Thranduil hatte den feindlichen Tonfall in seiner Stimme wohl bemerkt, ging jedoch nicht darauf ein. Er sah zu ihm herüber und nickte. Und dann tat er etwas, was Legolas nie erwartet hätte - er lächelte.
Wer sagt, daß ich dich hindern will? fragte er, während sich sein Gesicht entspannte und einen fast schon herzlichen Ausdruck annahm.
Legolas sah ihn irritiert an.
begann Thranduil nachsichtig. Du hast bewiesen, daß du deine Entscheidungen selbst treffen kannst. Auch wenn sie nicht immer nach meinem Geschmack waren. Und das schließt sicherlich die Wahl deiner Lebensweise ein. Und deiner Verlobten. Er hielt inne und sah seinen Sohn an. Aber auch ich mache Fehler, und wenn man so lange auf dieser Welt wandelt wie ich, fällt es einem noch schwerer, sie zuzugeben. Also mußt du deinem alten, verbitterten Vater schon verzeihen, wenn er deine Entscheidungen anzweifelt. Doch dieses Mal nehme ich mein Urteil gerne zurück. Taina hat sich deinen Respekt und deine Liebe verdient, so, wie sie auch ohne deine Unterstützung mit der Situation umgegangen ist und dich nie aufgegeben hat. Die Frage ist nur, ob du auch die ihre verdient hast.
Legolas schluckte. Solche Worte aus dem Mund seines Vater zu hören, war mehr, als er erwartet hatte.
Geht es dir gut, Vater? fragte er verunsichert, denn dieser plötzliche Sinneswandel gab ihm zu denken.
Es ging mir nie besser. erwiderte er lächelnd. Ich habe meinen Sohn wiedergefunden, den ich nicht erst seit seiner Rückkehr verloren geglaubt hatte. Und das ist weit mehr, als ich zu hoffen gewagt habe.
Aber eben... Legolas zögerte. Wieso hast du nicht gleich gesagt, daß du... Er hielt inne.
Alte Angewohnheit, mein Sohn. sagte Thranduil milde. Du bist mein einziges Kind, und nach so langer Zeit der Zwitracht wollte ich es dir auch nicht allzu leicht machen.

Legolas starrte seinen Vater fassungslos an. Er wußte nicht, ob er seinen Ohren noch trauen konnte oder ob sie einer weiteren Teufelei von Molari zum Opfer gefallen waren. Doch der Gesichtsausdruck seines Vaters war eindeutig. Ohne weiter darüber nachzudenken stand er auf und ging auf ihn zu. Dann verzeihst du mir also, daß ich mich damals gegen dich entschieden habe? fragte er zögernd.
Nein, das tue ich nicht. antwortete Thranduil lächelnd. Doch ich weiß jetzt, daß du aus dem gleichen Holz geschnitzt bist wie ich, und daß auch du eines Tages deine Verantwortung übernehmen wirst. Das einzige, was ich dir vielleicht verzeihe, fügte er hinzu, ist die Tatsache, daß du mir Taina nicht unter anderen Umständen vorgestellt hast. Denn du hattest ja keinen Einfluß darauf. Es wäre natürlich wünschenswert gewesen, es in einem dem Anlaß entsprechenden Rahmen zu tun. Schließlich wird sie ja meine Schwiegertochter!
Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und Legolas konnte nicht anders; er mußte seinen Vater in die Arme schließen.
Thranduil tat es ihm gleich, und hätte Legolas nur einen Augenblick länger damit gewartet, hätte er die kleine Träne gesehen, die sein Vater nur mühsam hatte unterdrücken können.

***

Es war eine weitere sternklare Nacht. Aragorn und Arwen hatten sich nach draußen zurückgezogen, um ein paar Stunden Ruhe genießen zu können, bevor sie am nächsten Tag gemeinsam mit den anderen wieder aufbrechen würden. Sie saßen auf einer Decke am Fuße der Hügel, in denen sich die Hallen der Waldelben befanden, und nutzten die Gelegenheit, um ausführlich über die Geschehnisse der letzten Tage zu sprechen.
Arwen hatte seit Legolas' Erwachen nur kurz mit ihm gesprochen; zum einen, um ihm Ruhe zu gönnen, zum anderen, weil sie selbst noch zu aufgewühlt war, um mit der neuen Situation klarzukommen. Es war alles wieder wie früher, und doch auch wieder nicht. Und sie wußte nicht, wie sie ihm gegenübertreten sollte.
Aragorn war ihr dabei keine große Hilfe, denn er schien die Vorkommnisse verziehen oder verdrängt zu haben, doch für sie hatte sich ein Weltbild verändert. Denn auch wenn sie nicht ganz im Vollbesitz ihrer Urteilskraft gewesen war, so hatte ihr ihr Verhalten Legolas gegenüber aufgezeigt, daß auch ihre Liebe zu Aragorn nicht ungefährdet war. Auch wenn sie das immer geglaubt hatte.

Und nicht nur das. Die Gerüchte, die Molari durch Legolas verbreitet hatte, schienen einen wahren Kern zu haben. Denn durch einen Boten aus Gondor hatten sie am Abend erfahren, daß tatsächlich einige Unruhen in Gondor brodelten, sowohl in Minas Tirith als auch in Ithilien. Deren Ursache und Ursprung waren allerdings noch unklar. Ihre Rückkehr war also dringend erforderlich.

Wie kann Molari das angestellt haben? überlegte Aragorn, während er begann, das kleine Picknick zu plündern, das sie für sie beide vorbereitet hatte. Wie kann sie an all den Orten gleichzeitig sein?
Sie ist eine Maiar. sagte Arwen nachdenklich. Sie verfügt über Kräfte und Magie, von denen wir nichts genaues wissen. Und sicherlich hat sie seit langem ihre Diener und Helfer überall dort, wo sie ihre Intrigen spinnen will. Sie sah ihn ernst an. Sie war lange in der Versenkung. Seit Melkor's Untergang hat niemand etwas von ihr gehört. Sie soll sich in Angmar aufgehalten haben, doch seit über fünftausend Jahren schien sie verschollen zu sein.
Woher kennst du sie?
Ich kenne sie nur aus Erzählungen meines Vaters. Es gibt jedoch auch Aufzeichnungen über sie, über ihre Zeit als Dienerin Melkor's. Und darin soll sie beschrieben sein als großer Feind der Elben. Die Zweitgeborenen scheinen sie allerdings nie interessiert zu haben.
Bis jetzt. sagte Aragorn zähneknirschend. Warum ausgerechnet jetzt? Was ist jetzt anders als damals?
Arwen überlegte. Die Menschen sind diejenigen, die die Macht in Mittelerde übernommen haben, seit sich die Elben immer mehr zurückziehen. Außerdem gibt es im Moment keinen dunklen Herrscher, keine große Macht, die ihr im Wege stehen könnte. Und wenn sie es schafft, die verbliebenen Elben zum Aufbruch nach Valinor zu bewegen, bleiben nur noch die Menschen.
Aragorn nickte. Dann haben wir also einen neuen Feind.
Ich fürchte ja. Sie sah ihn an und lächelte zuversichtlich. Doch auch der ist nicht unbesiegbar.
Ich hoffe, du hast recht.

***

Also dann. Aragorn trat entschlossen vor Thranduil und verneigte sich. Es wird Zeit für uns aufzubrechen.
Thranduil nickte. Er musterte den König von Gondor noch einmal aufmerksam, dann verneigte er sich ebenfalls und sah ihn an. Ihr solltet alles haben, was Ihr für den Rückweg benötigt. Genügend Proviant, und nicht zu vergessen, das Öl. Obwohl ich bezweifle, daß Ihr es brauchen werdet. Er deutete auf die kleinen Ampullen, die in den Satteltaschen der Reisenden verstaut waren. Es wird Euch vor ihrem Einfluß schützen. Doch ich denke nicht, daß Ihr es brauchen werdet.
Aragorn lächelte mismutig. Ich rechne mit allem. Namarië.
Thranduil lächelte ebenfalls. Es schien ihm, als hätte er sich auch in Aragorn getäuscht. Seitdem er die Verantwortung des Königs übernommen hatte, hatte er sich verändert. Thranduil hatte bezweifelt, daß er das jemals tun würde, daß er jemals die Bürde dieses Amtes antreten würde. Doch in diesen Zeiten wuchsen die Menschen scheinbar über sich hinaus.
Le tiriel. sagte er warnend und beobachtete, wie Aragorn zu seinem Pferd ging, dann wandte er sich an Arwen.
Lady Arwen.
König Thranduil. Sie senkte den Blick und fuhr leise fort, Habt Dank für Eure Gastfreundschaft in unserer Not. Und dankt auch für die Männer, die uns auf unserem Weg begleiten werden.
Mögen sie Gondor wieder zu alter Blüte verhelfen. erwiderte er mehrdeutig, bevor er sich auch vor ihr verneigte und sie mit wohlwollenden Blicken verabschiedete.

Merry und Pippin erfuhren eine ähnlich freundliche, wenn auch distanziertere Behandlung, doch Thranduil war sicher, daß sie deswegen keinen Groll gegen ihn hegten. Er hatte fast begonnen, diese beiden Halblinge ins Herz zu schließen, doch seine ihm eigene Zurückhaltung hatte ihn davon abgehalten, sich länger mit den Hobbits zu unterhalten. Für ihn waren sie gute Freunde seines Sohnes, wenngleich er mit ihrer respektlosen Art nicht immer umzugehen wußte.


Der Anblick seines Sohnes ließ ihn einen gewissen Stolz verspüren. Doch bevor er sich von ihm verabschiedete, wandte er sich an die Südländerin, die neben ihm stand und ihn ehrfürchtig ansah.
sagte er abwartend, während er sie noch einmal von oben bis unten musterte, mir ist bewußt, daß wir einen schlechten Start hatten, doch ich nehme an, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, daß ich Euch in meinem Reich begrüßen konnte.
Er lächelte sie versöhnlich an, und sie erwiederte das Lächeln, wenn auch leicht verunsichert.
Beim nächsten Mal wird es sicher weniger dramatisch zugehen. fuhr er deshalb fort, Wenngleich es aus einem nicht weniger wichtigen Grund sein wird. Er sah zu Legolas, und während sein Sohn verständnisvoll nickte, spürte er Taina's fragenden Blick auf sich ruhen.
Für einen winzigen Moment spielte er mit dem Gedanken, Legolas jetzt in die Enge zu treiben und ihn zu zwingen, ihr hier und jetzt einen Antrag zu machen. Es wäre seine kleine persönliche Rache dafür, daß Legolas sich über die Traditionen seines Volkes und seiner Familie hinweggesetzt und ohne jegliche Absprache eine Sterbliche als seine Verlobte gewählt hatte. Doch er wußte, daß sein Sohn ihm das niemals verzeihen würde, denn er hatte für diesen Anlaß bereits seine eigenen Pläne. Also riß er sich zusammen und begnügte sich mit der Vorstellung von den Gesichtern von Legolas und Taina bei einer derartigen Überrumpelung.

Als er den Kopf wieder drehte, traf sein Blick auf den von Taina. Sie schien den Inhalt seiner Andeutung zu erahnen, hielt sich jedoch mit einem Kommentar offenbar zurück. Einzig das versteckte Lächeln in ihren Augen ließ darauf schließen, daß sie wußte, wovon er sprach.
sagte Thranduil, während er ihr ein bestätigendes Lächeln schenkte, ich wünsche Euch eine angenehme Heimreise nach Ithilien. Es war mir eine Freude, Euch kennenzulernen. Und mit einem Seitenblick auf Legolas fügte er hinzu, Laßt Euch von seiner Art nicht entmutigen. Er ist bisweilen recht stur... Das hat er von seiner Mutter.
Taina lächelte. Ich weiß. Sie verneigte sich leicht und sah nun auch zu dem Elben neben ihr.

Und nun zu dir, mein Sohn. Thranduil trat einen Schritt näher an Legolas heran und legte seine Hände auf dessen Schultern. Er sah ihn lange und eindringlich an, dann nickte er. Er hoffte inständig, daß die vergangenen Tage dazu beigetragen hatten, das Verhältnis zwischen ihnen zu verbessern. Denn obwohl er wußte, daß es noch lange Zeit benötigen würde, bis sie ihre Differenzen ausgetragen hatten, war dies immerhin ein Anfang.
Du weißt um die Verantwortung, die du übernommen hast. sagte er schließlich. Nicht nur meinen Leuten gegenüber. Und ich hoffe, du wirst ihr gerecht.
Legolas nickte. Er hob nun seinerseits die Hände und umfaßte die Unterarme seines Vaters. Ich werde dich nicht enttäuschen.
Der König musterte seinen Sohn wohlwollend. Dann ließ er seinen Blick über die restlichen Mitglieder der Gruppe schweifen und nahm seine Hände von den Schultern seines Gegenübers.

Und nun solltet ihr euch auf den Weg machen. sagte er mit einem Blick gen Himmel. Ilúvatar wird euch helfen, den dunklen Kräften zu trotzen, die euch auf eurem Weg begegnen mögen. Molari ist ein ernstzunehmender Feind, doch ich bin sicher, gemeinsam können wir ihr auch in Zukunft etwas entgegensetzen. Er verneigte sich noch einmal, dann sah er zu, wie sich die Reisenden auf ihre Pferde begaben und zum Aufbruch rüsteten.

Noch einmal wanderte sein Blick zu Legolas, der ihn wehmütig ansah, und erneut wurde ihm bewußt, wie sehr er ihn im letzten Jahr vermißt hatte. Er war sein Thronfolger, und er war der einzige, der nach ihm in der Lage wäre, das Volk der Waldelben zusammenzuhalten, auch wenn ihm das heute noch nicht bewußt war. Doch Thranduil wußte jetzt, daß seine Hoffnungen in ihn nicht vergebens waren.
Und auch Aragorn hatte sich als würdevoller König herausgestellt. Er konnte nur hoffen, daß er den Versuchungen widerstehen konnte, die Molari in nächster Zeit für ihn bereithalten würde.
Sie würde nicht aufgeben. Sie würde nicht eher ruhen, bis Mittelerde von den freien Völkern gereinigt war und sie ihre lange geplante Weltordnung durchsetzen konnte. Es sei denn, jemand hielt sie auf.

Mit einem nachdenklichen Blick sah er den Reitern nach, die sich jetzt immer weiter von ihm entfernten, und deren dunkle Umrisse gegen das Licht der Sonne immer kleiner wurden.
Ich hoffe, ihr findet die Kraft für das, was euch bevorsteht.
Damit drehte sich der König der Waldelben um und ging zurück in seinen Palast.

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Eigentlich ist das jetzt das Ende. Also schwingt euch nochmal an den Review-Knopf und sagt mir eure Meinung über diesen Teil der Taina-Trilogie. Für Ideen, wie es weitergeht, bin ich wie immer offen, denn viel steht noch nicht fest.

Der Epilog folgt in Kürze!