3.Teil

Draco schreckte auf. Fast wäre er eingeschlafen und das auf dem Besen, in
der Luft, gut 50 Meter über dem Boden. Er sah sich um. Felder, eine Landstraße,
Felder, ein Dorf, wo zum Teufel war er? Vorsichtig senkte Draco den
Besenstiel etwas und versuchte mit zusammengekniffenen Augen irgendetwas ihm
bekanntes auszumachen. Scheiße, er war noch NIE hier gewesen und bei näherem
Betrachten war er auch froh darüber. Es war eine armselige Gegend, die Häuser halb
verfallen, bei diesem Wetter keine Menschen auf den Straßen und verwilderte
Gärten. Da hätte Draco noch lieber in Filchs Büro gewohnt! (Also nur ohne Filch
jetzt) Die Häuser wurden älter und lagen nun weiter auseinander, sahen aber
nicht unbedingt einladender aus. Draco seufzte.
„Master Draco?" fiepte es plötzlich von unten und Draco wäre vor Schreck
fast vom Besen gefallen. Tinfy, klar die Hauselfe, deswegen war er noch nicht
samt Besen abgestürzt. „Wa… Wo sind wir?" Tinfy sah fröhlich zu Draco auf und
antwortete. „Da." Sie deutete mit einem langen, dünnen Finger auf den Garten
eines bedrohlich wirkenden Hauses. Bedrohlich deshalb, weil es sich halb gegen
den Wind neigte, die unzähligen Anbauten scheinbar in der Luft schwebten und
es noch verfallener aussah als die meisten anderen. Draco konnte sich beim
besten Willen nicht vorstellen, dass jemand darin wohnte, aber im Garten waren
vier, nein fünf Personen zu erkennen; drei davon auf Besen und vier mit
feuerroten Haaren.
Die andere Person, ein schlanker schwarzhaariger Junge, hielt mit einem Mal
seinen Besen in der Luft an und sah genau in Dracos Gesicht. Seine Lippen
bewegten sich lautlos und bevor Draco wusste was geschah raste Harry auf ihn
zu. Die Weaslys sahen ihm erstaunt nach und der für ihn bestimmte Ball fiel in
den halb gefrorenen Matsch.
Harry hielt kaum einen Meter vor Dracos Besen, der geräuschlos in der Luft
schwebte. Der heiße Atem gefror in weißem Nebel vor seinem Mund, seine Wangen
waren gerötet. „D…Draco." Keuchte er. „Was tust du hier?" „Fliegen" Draco lächelte dünn, wunderte sich darüber, dass sich seine Gesichtsmuskeln überhaupt noch regten.
Plötzlich sah Harry besorgt aus und fuhr sich nervös durch die zerzausten Haare. „Draco? Was… ich meine ist etwas passiert?" „Nein, Potter." Entgegnete Draco langsam. „Ich
verfolge dich nur gerne." Er bemühte sich um ein gemeines Grinsen, doch Harry
entging die Müdigkeit auf seinem blassen Gesicht nicht. „Komm mit." Harry
steuerte seinen Besen auf den kahlen Platz vor der Haustür zu und stieg ab. Anstatt
ihm zu folgen, sah Draco ihm noch ein paar Sekunden nach. Harry winkte
ungeduldig von unten. „Na dann." Murmelte Draco seufzend und ließ seinen Besen
neben Harry landen. Er stieg umständlich ab, da seine Beine wegen der Kälte
schon nicht mehr spürte. Harry grinste schief, nahm Dracos Hand und zog ihn zur
Tür. Tinfy stand zunächst unschlüssig mit dem schwebenden Koffer auf dem Hof.
//War es wirklich richtig gewesen Master Draco hierher zu bringen? Er hatte
nicht sehr glücklich ausgesehen… aber trotzdem war ich sicher gewesen, dass
Master Draco zu ihm wollte, das hatte er bestimmt gewollt.// Ein unterdrücktes
Schluchzen entwich Tinfys Kehle und ihre großen Ohren zitterten nervös, dann
schlurfte sie niedergeschlagen hinter den Jungen her.
Mrs Weasly, die mit hochgekrempelten Ärmeln am Küchentisch saß, in einer
alten Ausgabe der Hexenwoche blätterte und hin und wieder einen prüfenden Blick
zum Ofen warf, hob erstaunt den Kopf als Harry mit Draco im Schlepptau
eintrat und wollte Harry schon einen warmen Kakao anbieten, doch dann bemerkte sie
den blonden Jungen, dessen Hand Harry immer noch hielt. „Harry!" Sagte sie
überrascht. „Wer ist das?" Sie hatte zwar eine gewisse, nicht angenehme Ahnung,
//dieses Gesicht… aber man konnte sich ja täuschen, vor allem wenn Harry//
„Mrs Weasly, ich äh… na ja könnte Draco für ein paar… Tage hier vielleich... bleiben." Molly
erstarrte. //Draco Malfoy! Was bei Merlin wollte der Sohn dieses
aufgeblasenen Schnösels hier, und viel wichtiger, was wollte er von Harry?// Sie konnte
nicht verhindern, dass ihre sonst freundlichen Augen kampflustig funkelten.
Das entging Draco nicht. Er drehte sich um und wollte auf die Tür zugehen, doch
Harry hielt ihn an der Hand fest. „Lass mich." Zischte Draco und versuchte
sich los zu reißen. „Draco." Harry Stimme war drohend und der Angesprochene
blieb erstaunt stehen. "Was soll das? Erst tauchst du einfach so auf und
dann..." Jetzt schien Harry ernsthaft wütend zu sein. „… dann gehst du wieder wenn
es dir passt… was denkst du eigen…" Weiter kam er nicht. Draco hatte sich aus
Harrys Griff befreit und ihm mit der Hand ins Gesicht geschlagen.
Harry schnappte nach Luft. Molly stieß einen entsetzten Schrei aus.
Ungläubig starrte Draco in Harrys Gesicht, auf dem sich die Umrisse seiner eigenen
Hand abzuzeichnen begannen und sah dann benommen zu Mrs Weasly hinüber. Diese
war mittlerweile aufgestanden und schien Harry vor dem fremden Jungen in
Sicherheit bringen zu wollen. Bevor Draco wusste was er tat, hatte er den
schwarzhaarigen Jungen unsanft an den Schultern gepackt, von Molly Weasly zu sich
herangezogen und sein Gesicht an Harrys Hals verborgen. „Was… redest du da?"
Molly hielt verwirrt einen Moment inne und betrachtete das seltsame Bild
eine Weile, dann zog sich ein wissendes Lächeln über ihr Gesicht und sie wandte ich für einen Moment ab.

„Pic, raus, raus da." Grummelte Harry genervt und schüttelte zum dritten Mal
den leeren Bettbezug. Die kleine Eule zwitscherte vergnügt, flatterte unter
dem dünnen Stoff hin und her und beulte ihn an den Stellen, gegen die sie
stieß ein wenig aus. „Betten beziehen, also wirklich…" Draco kniete leise
fluchend auf der Matratze und versuchte gleichzeitig eine Ecke davon anzuheben um
das Spannbetttuch zu befestigen. Schließlich gab er auf, setzte sich auf das
Bett und beobachtete Harry, der gerade mit verwuschelten Haaren wieder unter
dem Bettbezug auftauchte und seine Brille zurück schob.
Rons Zimmer war so eng, dass auf seinem Bett knien musste, das nun in der
Mitte stand, und die drei Betten beinahe eine einzige Liegefläche bildeten.
Zwar hielt Harry es für keine so gute Idee Ron und Draco in einem Raum schlafen
zu lassen und die Tatsache, dass er das einzige Hindernis war, das es zu
überwinden galt, wollten die beiden sich tatsächlich die Köpfe einschlagen,
machte die Sache nicht angenehmer, aber w…
Plötzlich wurde Harry nach hinten gestoßen, an den Schultern auf die
Matratze gepresst. Er stieß ein überraschtes Keuchen aus, bevor Dracos Lippen seinen
Mund verschlossen und dessen linke Hand ihn tiefer in sein Kissen drückte,
während die andere an Harrys Seite entlang glitt. „Draco." Brachte Harry
hervor, als der Junge den Kuss kurz unterbrach. Draco betrachtete das gerötete
Gesicht, die Brille war wieder verrutscht und seine leicht geöffneten Lippen
bebten. Ein hinterhältiges Lächeln umspielte Dracos blasse Lippen, dann senkte
er sein Gesicht an den Hals des anderen und fuhr mit seiner Zunge hinauf zu
Harrys Ohr. „Was?" Sein warmer Atem strich über die empfindliche Haut und jagte
elektrisierende Schauer über Harrys Rücken, die er bis in die Beine zu
spüren glaubte. „Willst du etwa nicht?" fragte Draco beinahe ungläubig und gerade
als seine Hand über Harrys Oberschenkel auf die Innenseite glitt und Harry
sich fast verzweifelt in der schwarzen Robe des über ihn gebeugten Jungen
festkrallte, wurde die alte Holztür unsanft aufgerissen. Ron stand erst ein paar
Sekunden mit offenem Mund in der Tür, dann wurde ihm langsam klar, WAS er da
sah.
Ein „Hallo, Harry, bist du da? Ron geh doch mal ein Stückchen zur Seite, was
'ist' denn, stimmt was nicht? He, Ron…" ertönte. Hermines unbeschwerte Stimme
verstummte, als sie den rothaarigen Jungen zur Seite geschoben und sich in den
Türspalt gezwängt hatte. „Was zum Teufel…" Ihre Augen weiteten sich als auch sie
in dem hellblonden Jungen, der (für Hermine) in eindeutig erotischer Pose über
den hochroten Harry gebeugt war, Draco 'Granger-du-widerliches-Schlammblut'
Malfoy erkannte. Glücklicherweise warf sie Ron einen verwirrten Blick zu und
bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass dieser kurz davor war sich auf Malfoy zu
stürzen um diesen zu erwürgen. Energisch packte sie Ron am Handgelenk und
wandte sich an die beiden Jungen auf dem Bett. Draco war inzwischen
aufgestanden und hatte sich auf dem Bettende niedergelassen, während Harry sich noch
benommen aufsetzte und versuchte seine Kleidung zu ordnen.
„Harry" sagte Hermine in sachlichem Ton, als würde sie ihnen allen nun die
Unterschiede zwischen Waldkauz und Schleiereule erläutern. „Was geht hier
vor?" ...