Der nächste Morgen sollte eine Überraschung für die beiden bereithalten. Judith erfuhr es beim Frühstück. Ihre Gastschwester Kelly (im selben Alter wie Sara und Judith) knallte ihr die Tageszeitung vor die Nase. *Was ist das?* Judith gähnte. *Was soll das sein? Eine Zeitung, was sonst?* Dann fiel ihr Blick auf das Foto unter Klatsch&Tratsch. Augenblicklich erstarrte sie. *Ohh.* Das Foto zeigte Dwayne, Caleb, Sara und sie lachend auf der Promenade. Komisch. Sie hätten die Fotografen doch bemerken müssen. Ihre Gastschwester deutete auf den Text unter dem Bild. *Kannst du mir das bitte erklären?* Judith überflog den Text:
Thousands of Girls - one Question
Who are the girls, walking around with Dwayne Cameron
and Caleb Ross (at the moment New Zealands most wanted young actors)?
Are they just friends or is it more???
We'll tell you more, as soon as we can.
Sie verkniff sich ein Grinsen. *Das sind zwei Fragen und ein Satz. Was muss daran denn erklärt werden? Ich dachte ich bin hier diejenige die Englisch lernen soll.* Judith stopfte sich die Zeitung in die Tasche und lies ihre Gastschwester stehen. *Bye! Ich geh Sara abholen.* Damit war sie aus dem Haus.
Sara staunte nicht schlecht über den Artikel. Aber sie war zu nervös um sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Sie hatte sich schwer zusammengerissen um nicht vollkommen overdressed zum Treffen zu erscheinen. Unzufrieden schaute sie an sich hinunter. *Dieser blöde Rock! Ich sehe aus wie ein Rollbraten!* klagte sie. Judith lachte. *Blödsinn, außerdem scheint Dwayne ja voll auf Rollbraten zu stehen.* Das hätte sie nicht sagen sollen. Sara war nun wieder völlig aus dem Häuschen. Nervös lief sie vor dem Mc Doof auf und ab, während Judith lässig an der Wand lehnte. Wie konnte sie so ruhig bleiben? Was war, wenn Dwayne und Caleb nicht kamen? Und noch ein Problem tat sich auf. So ziemlich jedes Mädchen, das an ihnen vorbei kam funkelte sie böse an, zischte ihnen Drohungen zu, oder rempelten sie sogar mit Absicht an. Die Situation drohte brenzlig zu werden, als eine ganze Meute wasserstoffblonder Tussen auf sie zusteuerte.
Judith und Sara stellten sich innerlich schon auf Konfrontation ein, als...
*Surprise!* Jemand hielt Judith die Augen zu. *Hi Caleb!* *Och manno. Woher wusstest du das?* Caleb lies enttäuscht die Hände sinken. *Sechster Sinn.* Sie grinste. *Aber mal ehrlich, so viele Leute kenn ich nicht die mich heute hier treffen wollen.* *Es hätte aber auch Dwayne sein können.* Judith zog eine Augenbraue hoch und warf einen Blick auf Sara und Dwayne. Er hatte sie von hinten umarmt und sah nicht so aus als wolle er sie sobald wieder loslassen. *Aber klar. Der gibt sich doch noch nicht mal die Mühe mich zu begrüßen.* Judiths Blick wanderte weiter zu der Tussenfraktion. Zufrieden registrierte sie, dass bei denen sämtliche Kinnladen auf dem Boden schleiften. Wenn Blicke töten könnten, wären die beiden Mädchen schon längst tot umgefallen. Die Sache verschärfte sich noch als Caleb den Arm um Judith legte (die den Tussen ihr gemeinstes Lächeln schenkte) und Sara laut (so das die Tussen es hören mussten) fragte: *Was haben unsere Fremdenführer heute für uns geplant?* *Beach!* antworteten Dwayne und Caleb wie aus einem Mund. Die beiden Mädchen waren begeistert und die Vier marschierten los.
Es war ein schöner, warmer Sommertag (eine Woche nach Weihnachten) und Sara und Judith trugen ihre so wieso nur leichten Jacken bald in der Hand (besser gesagt: Ließen tragen). Judith sah, wie Dwayne und Sara mal wieder Händchen hielten. Wieso ging das bei den beiden so einfach? Das Gleiche schien Caleb auch durch den Kopf geschossen zu sein, denn er legte schüchtern einen Arm um sie und zog sie ein Stückchen zu sich.
Bald hatten sie den Strand erreicht. Während Dwayne und Sara sich im feuchten Sand niederließen, gingen Caleb und Judith noch ein Stück am Meer entlang.
Dwayne sprang auf einmal auf, zog sich Schuhe und Socken aus und rannte ins Wasser. Dann fing er an Sara kräftig nass zu spritzen. Die sprang ebenfalls auf und folgte Dwayne ins Wasser. Bald waren beide völlig durchnässt. Aber das störte sie überhaupt nicht. Sie balgten sich weiter und plötzlich passierte es. Keiner konnte sagen wie es dazu gekommen war, doch Sara und Dwayne versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.
Währenddessen hatten Caleb und Judith einen felsigen Teil des Strandes erreicht und begannen auf den Klippen herum zu kraxeln. Irgendwann standen sie auf einer etwa zwei Meter hohen Klippe. Während Caleb mit einem eleganten Satz hinuntersprang, blieb Judith ängstlich stehen. *Was ist? Willst du da oben Wurzeln schlagen?* Caleb warf ihr einen erstaunten Blick zu. *Ich trau mich nicht. Was ist wenn ich mir was breche?* Innerlich musste Judith grinsen. Die Hilflosentour funktionierte doch immer wieder. *Spring einfach. Ich fang dich auf.* *Na gut.* Judith schloß die Augen, atmete noch einmal tief durch und sprang. Als sie die Augen wieder öffnete fand sie sich in seinen Armen wieder. Das unvermeidliche nahm seinen Lauf. Sie küssten sich.
Aber leider nicht für lange. Dwayne und Sara kamen den Strand entlang gerannt. Dwayne rang nach Atem: *Reporter! Fotos!* Caleb schaute sich genervt um. Als Star konnte man einfach keine Privatsphäre haben. Eins war klar. Am nächsten Morgen würden ihnen wunderbare Fotos aus der Zeitung entgegen lachen.
*Apropos Fotos!* Judith zog die Zeitung aus ihrer Tasche. *Könnt ihr uns das bitte erklären? Ich hab gedacht ich bin im falschen Film als ich das heute Morgen gelesen habe. At the moment New Zealands most wanted young actors. Wann hattet ihr gedacht uns das zu sagen?* Ihre Augen funkelten und auch Sara sah sauer aus. Caleb schaute betreten zu Boden. *Wir wollten es euch ja sagen. Aber erst mussten wir doch wissen das ihr uns auch ohne den ganzen Rummel mögt.* *Na toll!* Sara zwang sich ruhig zu bleiben. *Jetzt weiß ich wenigstens warum uns dauernd die Mädchen so böse angucken.* *Seit ihr sauer?* Diesen Hundeaugen konnte niemand widerstehen. Sara und Judith schmolzen dahin. *Ach was. Das ist ja auch irgendwie verständlich. Schwamm drüber.* *Ich habe Lust auf ein Eis!* Sara packte Dwaynes Hand und zog ihn hinter sich her in Richtung Promenade. Judith und Caleb folgten Arm in Arm.
Auch der Rest des Tages war traumhaft und abends brachten Caleb und Dwayne die Mädchen nach Hause.
