Ranma und Kasumi - Teil 3

von moskito
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TEIL 3 - Die Abschlussprüfung

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Tote Laubblätter fielen auf die einsamen Straßen von Nerima... in ein paar Tagen würde es wieder Winter sein... und dann wäre wieder ein kurzes Jahr voller Überraschungen vorüber... und Ende März müsste ich dann meine Abschlussprüfung schreiben... alles schien so einfach, doch ich kapierte diese verdammte Mathematik nicht!

"Das Resultat sollte 4563 lauten, nicht 4560!" mahnte Kasumi verständnisvoll und verbesserte meine Fehler mit einem Rotstift. Entsetzt blickte ich von meinem Fenster auf das beschriebene Blatt, das mit ein paar Rotstriche geschmückt wurde.

"Das ist aber nur eine Drei!" protestierte ich.

"Kann sein, doch wegen dieser Drei kannst du durchfallen, denn es ist immer noch falsch, Ranma! Versuch es noch mal, und diesmal versuche die Formel anzuwenden, die ich dir gestern beigebracht habe."

"Mach' ich, Kasumi-sensei!" rief ich. (Anm.d.Aut.: sensei (jap.)=Lehrer(in), Meister(in))

Ich zerbrach mir erneut den Kopf über die Rechnung. Ich wusste einfach nicht, wie man sie lösen sollte. Mitten in meinen Gedanken kam ein weiterer Gedanke auf.

+ Oh man... Kasumi hat mir schon zwei Wochen lang beim Lernen geholfen, sie gibt sich solche Mühe, mich für die Abschlussprüfung zu unterstützen... und ich Idiot versteh' diese Sachen nicht... ist doch so kompliziert das alles... aber ich will es unbedingt bis zur Uni schaffen... Verdammt... Kasumi... steh mir bei! ...warte mal! +

"Yeah! Ich hab's! Diesmal habe ich die richtige Antwort, da bin ich mir 100% sicher!" rief ich. Kasumi kontrollierte misstrauisch mein Resultat, und lächelte kurz darauf zufrieden.

"Tatsächlich! Gut gemacht, Ranma!" bestätigte sie und ich gab ihr fröhlich einen langen Kuss. Verträumt saßen wir da und küssten uns liebevoll. Dann löste sie sich plötzlich von meinen Lippen und schaute kurz auf ihre Armbanduhr.

"Meine Güte! Paps kommt gleich!" teilte sie mir mit. "Ich würde sagen, für heute haben wir genug gelernt. Es wäre jetzt besser, wenn ich was zu Abendessen kochen würde." sagte sie.

"Ich werde dir dabei helfen!" sagte ich hilfsbereit, doch Kasumi dankte ab.

"Danke, Ranma, das ist zwar sehr lieb von dir, aber ich schaff das schon alleine. Geh du lieber ein Bad nehmen, ja?"

"Wie du meinst, Kasi-chan... flüsterte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, den sie mit einem Kichern erwiderte. Dann ging sie aus meinem Zimmer und ging runter in die Küche.

Kasumi redete immer offener mit mir, sie war nicht mehr dieses scheue Mädchen aus der Vergangenheit. Doch ihr Lächeln und ihre Gutmütigkeit waren immer noch geblieben. Das gefiel mir unheimlich. Sie war immer noch das beste Mädchen, das ich kannte (und das ich hatte ^_^). Aber da gab es ein Problem... und meine Gedanken drehten sich momentan nur um dieses Thema...

+ Jeden Abend treffen wir uns geheim und verbringen die ganze Nacht zusammen, Kasi und ich... aber wenn Akane oder jemand anders das erfährt... könnte das meine Verlobung mit Kasumi gehörig gefährden... so kann es also nicht weitergehen... Ich muss einen Weg finden, wie ich es meinen Verlobten schonend beibringen soll... Ukyo, Shampoo und Akane... ja, besonders auf Akane muss ich Acht nehmen... +

Es wäre eine relativ einfache Aufgabe, jemandem wie Ukyo oder Shampoo mitzuteilen, dass wir nur Freunde bleiben würden, aber Akane... sie war wie eine Familie für mich... aber Kasumi war es auch... und zwar viel mehr als Akane! Ich wollte einfach nicht, dass es zwischen Akane und Kasi Konflikte geben würden... Kasumi hatte auch schon ein paar Gedanken darüber verschwendet, und kam zu dem Entschluss, uns dreien noch ein wenig Zeit zu lassen...

+ Genau... Doch wie lange? + dachte ich, als ich am Eingang eine Tür rumsen hörte. Herr Tendo, Nabiki und Akane waren vom Badehaus zurückgekehrt (nein unser Bad war nicht defekt, sie waren nur zum Spaß hingegangen), und ich hörte Akane fluchen und schreien.

"DU VERDAMMTER SEX BESESSENER LÜSTLING! LASS MEINEN BADEANZUG LOS! RRRRRAAAAH!"

Reflexartig schaute ich aus dem Fenster und bemerkte Happosai, der mit Überschallgeschwindigkeit dem Orbit zuflog. Ich seufzte. Damals hätte ich noch über Akane gelacht, doch jetzt... ging das nicht mehr.

Sieben Uhr, Abendessen wurde serviert. Mutter und mein (idiotischer) Panda- Vater kamen gerade noch Rechtzeitig zum Essen. Anscheinend waren sie den ganzen Tag in Tokio unterwegs und in ein religiöses Tempel zum Beten gegangen. Herr Tendo legte dann, als alle Mitglieder beider Familien anwesend waren, seine Zeitung nieder und wechselte kurz ein paar Worte mit Paps. Dann warteten alle gebannt auf das (wie immer) köstlich riechende Essen, das Kasumi gekocht hatte. Kasumi tauchte dann auf und servierte jeden fröhlich lächelnd, mir gab sie eine größere Portion Reis, was aber keiner bemerkt hatte. Dann ging sie in die Küche, um ihre Schürze abzusetzen. Als sie zurückkam...

"Hä?" fragte Kasumi erstaunt. Eine Schüssel voller Reis lag vor ihr auf dem Tisch. Dann begriff sie. Fragend sah sie mich an, und ich blickte grinsend zurück. Ich hatte nämlich ganz unauffällig die Kastanien-aus-dem-Feuer- holen-Technik angewendet um ihre Schüssel mit Reis zu füllen.

"Danke." sagte Kasumi und setzte sich auf ihr Platz hin. Alle anderen sahen sie fragend an. Mit wem sie wohl gesprochen habe, fragten sie sich bestimmt.

"Ach, übrigens, Ranma! Im Tempel habe ich für dich gebetet, und habe dir Glück gewünscht. Hoffentlich wird das dich bei deinem Studium nützlich sein, und auch für das eine da... du weißt schon, was ich meine, Ranma." berichtete Mutter, und ich nickte.

"Danke, Mutter." sagte ich und widmete mich wieder meinem Essen zu. Ich wusste nur zu gut, was sie meinte, nämlich unsere Wette. Auch wenn das Problem von der Welt geschaffen schien, war es mir immer noch unangenehm.

"Da wir gerade von Studium sprechen. Ranma, mein Sohn. In welcher Universität möchtest du es denn gerne fortsetzen?" fragte mich Paps. Ich ließ mich nicht beim Essen unterbrechen und antwortete mit vollem Mund:

"Keine *mampf* Ahnung, Paps. Habe noch keine gefunden *mampf*, die mir gefällt. Ich hoffe, ich finde eine Uni *mampf* mit einem Kampfklub in der Nähe"

"Kampfklub? Du meinst wohl Kampfschule. Nicht viele Universitäten hier in Nerima haben solche Schulen in ihrer Gegend." bemerkte Akane, und Nabiki stimmte ihrer Schwester kopfnickend zu.

"Schlimmstenfalls müsstest du in den Stadtkern gehen, um solch eine Uni zu finden."

"Das macht nix. Ich bin es ja gewohnt, umherzureisen." entgegnete ich schnippisch.

"Wenn du aber wissen willst, welche Universitäten solche Schulen unterstützen, könnte ich dir gerne bei der Suche helfen, Ranma." sagte Kasumi.

"Danke Kas...umi!" erwiderte ich. Am liebsten hätte ich 'Kasi-chan' gesagt, aber nicht vor den anderen... plötzlich stand Akane auf. Hatte sie was gemerkt?

"Das Essen hat mir sehr gut geschmeckt, Kasi-chan! Ich geh' jetzt mal ein bisschen in den Dojo um zu trainieren. Ranma, kommst du mit?" fragte Akane. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

+ Uff, sie hat es Gott sei Dank nicht gemerkt... Doch warum will sie plötzlich mit mir trainieren gehen? + zerbrach ich mir den Kopf.

"Ääh, ich komm' später, ja? Bin noch nicht fertig mit dem Essen." gab ich mich zu verstehen. Akane nickte verständnisvoll und ging raus. Das war wie ein Zeichen für unsere beiden Väter. Sie setzten sich rasch neben mich.

"Ok, jetzt! Ranma! Wann hast du vor, Akane zu heiraten? Vor oder nach deiner Abschlussprüfung?" fragte mich Herr Tendo neugierig. Erschrocken zuckte ich zusammen, ich brachte nur ein mickriges "Aäääääh..." heraus.

"Wie? Ranma, du wirst mir jetzt doch nicht erzählen, dass du das noch nicht entschieden hast?" fragte Paps leise mit einem drohenden Ton.

+ Scheiße, nicht jetzt! + dachte ich verzweifelt und schaute meine Mutter an. In ihren Händen konnte ich ihre Katana erkennen. Das entmutigte mich noch mehr. Ich fand einfach keine Worte mehr! Dann schaute ich Kasumi an, sie saß stirnrunzelnd da und schaute mir gebannt zu. + Ich darf sie nicht enttäuschen, nein! + redete ich mir ein und gewann neue Hoffnung.

"Ääh, könnten wir später noch einmal darüber reden? Ich bin mitten in meinen Vorbereitungen für die Abschlussprüfung, ich hab jetzt keine Lust, mich von solchen Zeitverschwend... ääh Sachen ablenken zu lassen." sagte ich abweisend.

"Wie du willst, Ranma. ich hoffe aber, dass es in Kürze geschehen wird." seufzte Soun.

"Tendo!" rief Paps. "Dieser Sohnemann hält immer sein Wort. Ranma wird ohne Zweifel Akane heiraten."

"Ja! Du hast Recht, Saotome! Lust auf eine Partie Go?" fragte Soun wieder grinsend.

"Immer, Tendo! BUHAHAHA!" erwiderte Paps lachend und alsbald saßen beide wieder auf der Veranda und spielten fröhlich wieder Go, unter dem trüben Licht einer Lampe, die über ihnen hing.

+Paps, Herr Tendo. Bitte vergebt mir. + dachte ich stirnrunzelnd. + Ich will Akane jetzt nicht mehr heiraten. Letztes Jahr hätte ich es fast geschafft, in der Zwischenzeit hätte ich es auch noch tun können, aber jetzt... liebe ich eine andere Frau... Kasumi... +

Nach dem Mahl räumte Kasumi den Tisch ab, und ich half ihr dabei. In der Küche schaute ich sie an, und man sah ihr an, dass sie leicht traurig und entsetzt über die Leichtigkeit war, mit der unsere Väter umgingen. Ich nahm sie in meine Arme, und sofort wurde mir wieder warm ums Herz.

"Kasi-chan... Unsere Eltern wissen nicht, was sie sagen. Ich werde dich nie im Leben verlassen, glaub mir." flüsterte ich. Kasumi drückte mich fest an sich.

"Ich weiß... Ich mache mir eher Sorgen um dich... auf dir lastet ein enormer Druck, und in ein paar Monate musst du deine Abschlussprüfung antreten." erwiderte sie leise.

"Keine Angst, Kasumi." sagte ich in einem beruhigenden Ton und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde es schaffen. Immer."

+ Ich hoffe es. +

Grübelnd begab ich mich zur Trainingshalle.

+ Was wäre, wenn ich jetzt jedem erzählen würde, dass ich Kasumi liebe? Wahrscheinlich würde Akane mich als Erste zusammenschlagen, gefolgt von Ukyo und Shampoo. Herr Tendo und Paps würden mich mit einem Fußtritt aus dem Haus fortschicken, weil ich dann meine Verlobung mit Akane gelöst habe. Mutter würde mich bis ans Ende der Welt mit ihrer Katana jagen, und ich wäre dann ganz alleine auf der Welt! Und Kasumi... man würde sie zwingen, sich mit diesem Dr. Tofu zu verloben, und dann würden beide an einem sehr sehr weiten Ort leben, und ich könnte sie dann nie wiedersehen und... RANMA! + Ich schlug mir eine ins Gesicht. + Beruhige dich mal! Deine Phantasie geht mit dir durch, mein lieber Junge! Ruhig Blut, ja? Dann wird alles wieder gut werden, wirst du noch sehen! + redete ich mir ein und öffnete die Tür des Dojos.

"Hm? Ach, du bist es, Ranma." sagte Akane und trainierte weiter.

"Ja." entgegnete ich ihr und schaute sie genauer an. Sie sah besorgt aus.

"Was ist los, Akane? Warum siehst du denn so bedrückt aus?" fragte ich, und wich allen Schlägen und Tritten Akanes lässig aus.

"Ich habe alles mitbekommen. Unsere Väter wollen also, dass wir so schnell wie möglich heiraten, nicht wahr?" fragte sie, und ich nickte kurz. "Genau."

Akane hielt inne.

"Ich frage mich aber, ob wir dazu bereit sind." bemerkte sie kurz und errötete ein wenig. Ich hingegen schüttelte den Kopf.

"Akane... vielleicht sollten wir jetzt keine großen Gedanken darüber verschwenden. Ich meine, wir sind immer noch sehr jung, und ich bin mir sicher, dass wir die Verantwortung als Mann und Frau noch nicht auf uns nehmen können, hab ich Recht?"

Akane überlegte kurz.

"Du hast Recht, ja. Nur wegen der Torheit unserer Väter sind wir verlobt. Zum totlachen, nicht wahr? fragte sie.

"Naja... vielleicht ist es ja Schicksal, dass wir uns wegen dieser Torheit begegnet sind, nicht?" fragte ich zurück.

"Ja! HAHAHAHAHA!"

Wir lachten. Lange Zeit her, dass wir solchen Spaß miteinander hatten. Vielleicht hatte sie ja endlich begriffen, dass es Zeit für einen Wechsel war. In letzter Zeit versuchte Akane, weiblicher zu wirken als Nabiki und/oder Kasumi, nicht mehr so empfindlich auf Bemerkungen zu reagieren, und ihre Kochkünste weiterzuentwickeln (obwohl es immer noch scheußlich schmeckte), usw...

+Doch Akane, vergib mir... Letztes Jahr hätte ich dir noch eine Chance geben können, aber jetzt... liebe ich nun mal Kasumi... + dachte ich nach. + Ich hoffe wir können immer noch Freunde bleiben... +

Die Zeit verging wie im Fluge. Vier Monate nach dieser lockeren Unterhaltung mit Akane im Dojo war's schon her... und jetzt... Tag X ist gekommen.

Kasumi, Akane und ich begaben uns zu der großen Tafel in der Mitte der Eingangshalle der Furinkan-Oberschule. Genau, heute entschied sich, ob ich zur Uni durfte oder nicht; die Noten der Abschlussprüfung standen dort auf der Tafel.

Akane rannte hastig zu dieser Tafel, doch eine beachtliche Menge an Studenten hatte sich rund herum versammelt, um die jeweiligen Noten zu erfahren. Von weitem konnte man Schreie hören. Freudenschreie. Oder auch enttäuschte Seufzer oder lautes Weinen.

+ Wie erbärmlich. + dachte ich, als ich diese Menge sah. + Doch vielleicht werde ich in ein paar Minuten auch so enden... +

"Beeil dich, Ranma!" rief eine höchst aufgeregte Akane.

"Ich weiß nicht so recht... Ich traue mich nicht..." sagte ich mit einer gewissen Wut in der Stimme. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte mich bereits dazu zwingen, zur Tafel zu gehen, als Kasumi, die freundlicherweise an diesem besonderen Tag mitgekommen war, mir eine Hand auf die Schulter legte.

"Beruhige dich, Ranma." flüsterte sie. "Keine Angst, du wirst es schon schaffen. Ich werde die ganze Zeit bei dir sein." Ihre Hand suchte meine Hand und ergriff sie sanft.

"Danke, Kasumi..." entgegnete ich ihre Tat und von dann an fürchtete ich nichts mehr. Mit Kasumi an meiner Seite war ich stark. Ich fühlte neue Hoffnung in mir reinströmen, und kniff ein letztes Mal meine Augen zu. Dann ging ich mit sicherem Schritt zur Tafel, Kasumi hinter mich her ziehend.

Plötzlich aber ertönte ein Schrei, das meine Entschlossenheit dahinschwinden ließ. Es war Ukyo, die vor Wut schrie.

"AAAAHH! Das kann nicht wahr sein... ich... ich bin durchgefallen? Nein, das glaube ich nicht... VERDAMMT!" Sie lief weinend aus dem Gebäude.

"Was ist denn mit der los?" fragte Akane und schaute sich die Tafel genauer an. "Kuonji Ukyo... ungenügend, durchgefallen. Tze... Wie schlampig... He! Ich bin drunter! Mal schauen... Tendo Akane... zufriedenstellend, bestanden.... UUUUUAAAAAHHH!!!!! Kasumi-chan! Ich habe es geschafft! Ich habe BESTANDEN!" schrie sie überglücklich, und andere Durchgefallene schauten sie neidvoll an.

"Das ist ja super, Akane! Herzlichen Glückwunsch! Ranma, was sind deine Resultate?" fragte Kasumi. Sie freute sich zwar für Akane, war aber nicht so begeistert, wie letztere es sich vorgestellt hatte, was sie stutzig machte. Noch mehr, als sie merkte, dass Kasumi meine Hand anhielt.

Kasumi wandte sich mir zu. Ich stand mit dem Rücken zur Tafel. Sie runzelte die Stirn.

"Ranma, ich weiß, du hast Angst, dass es negativ ausfallen wird. Es könnte aber auch positiv ausfallen, weißt du?" fragte sie. Keine Antwort meinerseits. Kasumi drückte meine Hand noch fester.

"Meine Güte, was bist du ein Sturkopf!" rief sie. Dann beugte sie sich vor und flüsterte mir ins Ohr:

"Sag mir deine Nummer. Ich werde für dich nachschauen, mein Feigling..." Sie lächelte, und dieses Lächeln gab mir den Rest. Leise flüsterte ich:

"1436..."

"Sicher?"

"Ga-ganz s-sicher."

Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn, meine Aufregung erreichte ihren Höhepunkt. Ich kniff meine Augen zusammen, und erwartete das Schlimmste.

"Nummer 1436, Saotome Ranma... Meine Güte! Das kann nicht sein!" rief Kasumi mit einer Enttäuschten Stimme. Sie ließ meine Hand los.

+ Ich wusste es... Ich bin doch durchgefallen... Ich will es aber mit meinen eigenen Augen sehen, verlieren tu ich doch sowieso nichts mehr... Aber weinen darf ich auf keinen Fall... Ich bin doch kein Schwächling...+ dachte ich, und mit Tränen in den Augen drehte ich mich um, und schaute enttäuscht auf die Tafel.

"Eins... Vier... Drei... Sechs...! Saotome Ranma... Hä? WAS? "SEHR GUT, BESTANDEN" ICH HABE BESTANDEN? Aber, Kasumi..." sagte ich und drehte mich zu Kasumi, die mich fies anlächelte.

"Och nööö, Kasumi... Du bist doch sooo fies! Ich habe doch bestanden!" rief ich und lief weinend in ihre Arme. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Kasumi umarmte mich feste, während ich mich an ihrer Brust die Augen ausheulte.

+ ICH HAB'S GESCHAFFT! ICH HABE KASUMI NICHT ENTTÄUSCHT! + dachte ich, und Glücksgefühle breiteten sich in mir aus.

"Herzlichen Glückwunsch, Ranma!" flüsterte sie mir ins Ohr.

Schluchzend antwortete ich gedämpft durch den Stoff ihres Pullis: "Danke, Kasumi. Vielen, vielen, vielen, Dank! Ich... Ich liebe dich... aus ganzem Herzen!"

"Nicht der Rede wert, das habe ich doch gern gemacht. Ich liebe dich auch, Ranma"

Überglücklich beugte ich meinen Kopf nach vorne und gab Kasumi einen dicken Schmatzer auf den Mund, den sie begeistert erwiderte.

Wir vergaßen alles und jeden um uns herum auf dieser Welt. Alles was für mich zählte, war mit Kasumi zusammen zu sein. Doch eine Person vergaß ich nicht. Diese Person stand nur entgeistert da und starrte uns fassungslos an.

Akane.

Sie sah Kasumi aus ganzem Herzen lächeln wie noch nie zuvor, mit der einzigen Person, die sie jemals geliebt hatte... mich.

Die folgende Nacht war nicht mehr zu toppen. Das Festmahl, das Kasumi zu diesen speziellen Anlass gekocht hatte, war schlichtweg köstlich! Paps und Herr Tendo feierten und tranken 5 (!) Flaschen Sake, Mutter, die übrigens Alkohol hasste, feierte trotzdem mit ihnen, Nabiki, die auch schon zu tief ins Glas geschaut hatte und Kasumi, die so glücklich über diesen freudevollen Tag war, sangen zusammen ein paar Lieder, die mit einem vernichtenden Beifall unserer Eltern begrüßt wurden, und ich schaute belustigt dem Treiben zu. Aber ich konnte mich aber nicht so doll freuen, obwohl diese Feier für mich bestimmt war... und für Akane...

+ Akane? Wo ist sie? + fragte ich mich.

Ganz alleine saß sie da, im hintersten Eck des Wohnzimmers, und war wie weggetreten. Ihr Kopf hatte sie gegen die Wand gestützt, und starrte einfach nur geradeaus. Ihr Gesicht war so... ausdruckslos, so... traurig. Andauernd versuchte sie, sich ihre Tränen zu verkneifen, doch plötzlich, als sie bemerkte, dass ich sie besorgt anstarrte, stand sie auf und lief ohne ein Wort zu sagen aus dem Wohnzimmer in ihr Zimmer rauf. Ich wollte ihr hinterher laufen, doch eine Hand hielt mich zurück.

"Ich denke, wir sollten sie jetzt mal in Ruhe lassen, sonst wird alles noch schlimmer." sagte Kasumi in einem Mitleidigenden Ton.

"Ja, du hast Recht." entgegnete ich und setzte mich wieder auf meinem Platz. Geistig abwesend schaute ich der Karaoke-Show zu, die unsere Eltern soeben veranstaltet hatten.

+ Was wird in Zukunft passieren? + fragte ich mich die ganze Zeit.

Nach Mitternacht räumten Kasi-chan und ich das Wohnzimmer auf. Wir beide waren die einzigen Personen im Haus, die noch nüchtern geblieben waren (außer Akane, die die Festlichkeiten frühzeitig verlassen hatte). Wegen der albernen Karaoke-Show wurde dort solch ein Durcheinander angerichtet wie noch nie zuvor. Unsere betrunkenen Eltern hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. (Mutter hatte sich gegen ihre Prinzipien ein paar Gläser Sake genehmigt, und da sie All-Kohol nicht so gut verträgt, musste sie ihre Nüchternheit aufgeben)

Nach einer halben Stunde Arbeit waren wir endlich fertig mit dem Aufräumen. Entgegen meinen Erwartungen hatte ich es aber noch vorhin geschafft, ein bisschen zu feiern, was Kasumi freute. Begeistert nahm ich sie auf meine Arme und trug sie die Treppen rauf. Mitten im Gang zu unseren Zimmern musste ich aber stehen bleiben.

"Akane?" fragte ich. Sie stand vor meiner Tür, und so wie es schien, sah die Lage nicht gut aus.

"Ist was los, Akane?" fragte Kasumi und bat mich, sie auf den Boden abzusetzen, was ich dann auch tat.

"Du solltest schon lange im Bett sein." fügte sie besorgt hinzu.

"DU hast mir NICHTS vorzuschreiben, 'Schwesterherz'!" rief Akane sarkastisch.

Ich wusste es! Das, was ich am meisten fürchtete, wurde wie immer wieder Realität! Wie konnte es doch anders sein: Akane lehnte sich gegen ihre älteren Schwester auf!

Schützend stellte ich mich vor Kasumi und sagte ruhig:

"Kasumi! Du gehst in dein Zimmer! Ich werde mich darum kümmern!"

"A-Aber Ranma..." Kasumi zögerte.

"Bitte. Ich will nicht, dass du dabei verletzt wirst." sagte ich hinzu.

"Ich... verstehe..." flüsterte sie renitent und ging hastig in ihr Zimmer. Noch einmal blickte sie durch den Türspalt zu mir rüber, bevor sie die Tür ganz schloss.

"Akane!" rief ich und gewann ihre volle Aufmerksamkeit. "Komm mit in den Dojo!" rief ich und ging sofort die Treppen runter. Akane folgte mir ohne was zu sagen.

Am Dojo angekommen öffnete ich dessen Tür und ging rein, es war ruhig und dunkel dort. Ich betätigte den Lichtschalter, und mit einem leisen Surren erhellten sich die an der Decke befestigten Lichter.

Akane stand vor mir, ihre schönen Haare im hellen Licht der Halle blau schimmernd. Ihre Augen waren mit Tränen erfüllt, weinen tat sie aber immer noch nicht. Ihr Gesicht drückte Angst und Kummer aus. Ich blickte weg, denn dieser Anblick würde mich erweichen lassen. Ein paar Mal atmete ich noch ein.

+ Jetzt gibt's kein zurück mehr... + dachte ich. + Nun... +

"Also, was willst du von mir wissen?" fragte ich Akane ernst. Ihr rollte eine Träne die Wange runter, und mit leiser Stimme fragte sie:

"Ranma... liebst du mich?"

+ Verdammt! Ich wusste, dass sie das fragen würde! + dachte ich wie vom Schlag getroffen. Verzweifelt suchte ich nach besänftigenden Worten, die die Lage einigermaßen schonend erklären konnten, doch das schien unmöglich...

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Fortsetzung folgt...

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moskito *bzzz*