„OOOHAAAAYYYYOOOOO!" Die Tür zu seinem Zimmer wurde aufgerissen und ein fröhlicher Shibuya
grüßte ihn. /Himmel, da sind 90 Jahre vergangen und der Mann hat sich kein bisschen geändert./
Trotz seiner nächtlichen Aktivitäten fühlte Izumi sich ganz wohl und stand auf. Schlimmer als gestern
konnte der heutige Tag ja wirklich nicht werden.
Etwas später saßen sie alle am Frühstückstisch und besprachen den heutigen Tag. Koji war immer
noch darauf bedacht, nichts von seinem Gesicht zu zeigen, was Izumi allmählich lächerlich vorkam.
Aber vorerst wollte er noch Ruhe bewahren. Wenn Koji wirklich Angst hatte, war es nicht gut, ihn zu
etwas zu zwingen, was er nicht wollte.
Ko-chan genoss weiterhin die vorlesungsfreie Zeit an seiner Uni, wollte sich aber vielleicht noch mit
Serika treffen und ihren Erfolg feiern. Schließlich war ihr Trainingslager ganz in der Nähe. Und Shibuya
würde Izumi nachher zu einem Verwandten mitnehmen, mehr hatte man ihm nicht gesagt. Er ging in
Gedanken noch einmal die Gespräche von gestern durch, während er still an seinem Toast kaute.
Wenigstens am Essen hatte sich nicht viel geändert. Dann wurde ihm schlagartig klar, welche
Bemerkungen ihn mehr als alles andere aus dem Konzept geworfen hatten. Man hatte auf ihn
gewartet. Koji und Co. wussten, dass er kommen würde. Er ließ seinen Arm auf den Tisch sinken.
„Woher konntet ihr wissen, dass ich zurückkehren würde? Und dann auch noch auf den Tag genau."
Er sah die anderen am Tisch an und starrte dann auf das Dunkel unter der Kapuze. Erst war es ganz
still, dann setzte Shibuya zu einer Erklärung an.
„Na ja. Woher weiß ich eigentlich auch nicht. Aber nachdem du damals nicht nach Hause gekommen
bist, war Koji mehr als in Aufregung versetzt. Es war ja nur ein Jahr vorher, als diese Sache mit
Hirose… Und dann ist Koji vor die Tür, um nach dir zu suchen. Drei Sekunden später war er wieder im
Haus, keine Ahnung, was er gemacht hat. Plötzlich war er glücklich, hat dieses Datum verkündet und
seitdem war er eigentlich ganz ruhig und hat nur noch auf heute gewartet. Hat mir nie gesagt, was da
draußen passiert ist. Und ich habe ihn mehr als einmal gefragt."
„Woher Koji? Woher dieses Datum?"
„Du wirst es mir sagen, wenn ich dir erzählen kann, woher ich es weiß."
„Dann sage ich dir jetzt, erzähl es mir." In ihm braute sich Ärger zusammen, dass Koji ihn so zum
Narren hielt. War es denn so geheim, dass er es keinem sagen konnte oder wollte es sich einfach nur
streiten.
„Ah, so nicht. Du wirst mir sagen, woher ich es weiß und ich werde es bestätigen." Izumi schwieg auf
diesen Kommentar hin, das war ihm alles zu verrückt.

Während Shibuya und Izumi sich für ihren Besuch fertig machten, zog sich auch Koji seinen Mantel
über. „Ich werde euch begleiten. Die sollen mal meinen Chip kontrollieren, der macht langsam
Probleme."
„Naoto hat dir ja auch nur für dreißig Jahre Garantie gegeben. Mehr wolltest du nicht."
„Warum auch, es gab ja immer noch die hauchdünne Möglichkeit, dass alles nur eine Lüge war und
ich ihn nie wiedersehen würde."
„Und jetzt?" Izumi war ob dieser Diskussion etwas ratlos, was mit Koji geschah.
„Wenn diese Chips in uns nicht funktionieren, sind wir wie alle anderen auch und altern vor uns hin.
Und da keiner weiß, wie alt er wird…"
„Dann heißt das also, er könnte jeden Moment sterben."
„Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber im Wesentlichen trifft es den Kern."
„Dann setzt doch einen neuen Chip ein."
„Naoto hat die Pläne zerstört. Er hielt es nicht für angebracht, dass die Menschheit über solches
Wissen verfügt. Verrückter Wissenschaftler eben. Hat nur für uns eine Ausnahme gemacht und zwei
gebastelt. Und dann… Alles zerstört, was damit zu tun hatte."
„Wer ist dieser Naoto eigentlich?"
„Mein Sohn." Shibuya hielt die Unterhaltung damit wohl für beendet und schloss seine Jacke. Er trat
hinaus vor die Tür und sah sich im schneebedeckten Vorgarten um. „Gott sei dank. Die Anlage unter
dem Weg funktioniert mal wieder. Noch so eine Erfindung von Naoto. Andere Leute schippen Schnee
oder verlassen sich auf die Abwärme von Rohren und wir bekommen etwas, dass auf Kälte reagiert
und dann den Weg von Schnee befreit. Er schmilzt nicht mal, sondern wird auf komische Art und
Weise entfernt. Manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht."
Izumi trat hinter ihm ins freie und staunte über die Veränderungen. Aus den kleinen Bäumchen, die
sie gepflanzt hatte, waren richtige Bäume geworden. Eine Schaukel, war an einem Zweig befestigt
worden und der Zaun war einer Hecke gewichen, die eine ansehnliche Höhe erreicht hatte.
Zu dritt trotteten sie die paar Meter die Straße hinunter. Bei dem Haus, wo er den Ginkobaum in
Erinnerung hatte, blieben sie stehen. Izumi deutete auf eine Stelle im Schnee. „Genau hier bin ich
aufgewacht."
„Wie kannst du das so genau sagen?" erkundigte sich Shibuya. Izumi bückte sich und hob etwas auf,
mit dem er vor Shibuyas Gesicht wedeln konnte. „Weil das hier mein Schlüsselbund ist. Ich dachte
schon, ich hätte ihn verloren. Hatte ich ja auch."
Koji öffnete die Pforte im Zaun und ging den anderen voran ins Haus.

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Ko-chan war unterdessen in Serikas Trainingslager angelangt. Zwar hatte sich die christliche Religion
in Japan nie so richtig durchsetzen können, dennoch war für heute und morgen kein Training
angesetzt worden.
So saßen die beiden jetzt in ihrem Zimmer und feierten ihre Aufnahme in die olympische Staffel,
während er von der Ereignissen des gestrigen Tages berichtete. „Sie sind jetzt bei deinem Großvater.
Katsumi-sama und Koji-sama glauben, dass er da mit drin hängt. Schließlich ist Izumi-kun genau vor
dessen Haus wieder aufgewacht."
Serika stöhnte leicht, Naoto-sama konnte man nicht alleine lassen, ohne dass etwas passierte. Dann
konnte sie sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Es scheint so, als ob Leute mit dem Aussehen von
Yuugo immer Aufregung mit sich bringen, wenn sie in eurem Haus auftauchen, oder?" Er verstand,
was sie mit dieser Bemerkung meinte. Als er Yuugo das erste Mal mit nach Hause gebracht hatte, war
es auch kein ruhiger Abend gewesen. In Gedanken drehte er die Zeit zurück, bis zu diesem Tag.

Yuugo lehnte am Schultor und sah den letzten Schülern nach. Er war sich sicher, dass Ko-chan nicht
an ihm vorbeigegangen war, aber wo steckte der Zwerg. Hatte er sich etwa doch vor ihrer
Verabredung gedrückt und war über den Zaun geflüchtet? Da sah er ihn endlich. Ziemlich zögerlich
kam Ko-chan aus dem Schulgebäude auf ihn zu, so als ob er nicht ganz wüsste, was er hier tat. Dafür
wusste Yuugo umso besser, wohin er wollte.
Kaum war Ko-chan am Tor angekommen, wurde er stürmisch umarmt und Yuugo versuchte ihn zu
küssen. Das es bei einem Versuch blieb, lag an der schnellen Reaktion des Kleineren, der sich
geschickt aus der Umarmung wand. „Was sollte das?" Empört wand er sich an Yuugo, davon war
gestern nicht die Rede gewesen.
„Ich dachte, ich begrüße mein Date angemessen." Also doch, er hatte ihn gestern nicht
missverstanden. Er war sich nur nicht sicher, ob er wirklich mit dem anderen ausgehen wollte. Diese
Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn Yuugo hatte sich seine Hand geschnappt und zog ihn
hinter sich her in Richtung Shopping Center. Ko-chan hatte es geschafft auf eine Höhe mit Yuugo zu
gelangen und lief neben ihm her, doch der dachte gar nicht daran seine Hand loszulassen. „Lass mich
los. Was ist, wenn uns jemand aus der Schule sieht?"
„Dann werden sie denken, dass du einen sehr gut aussehenden Freund hast."
„An Selbstvertrauen mangelt es dir nicht gerade."
„Jepp. Und meine anderen Talente kennst du noch gar nicht." Bei diesen Worten ließ der die Hand los
und glitt mit seiner Hand vorsichtig über Rücken und Po von Ko-chan.
„Hör auf. Du bist nicht mein Freund, also lass das sein."
„Das heißt also, wenn ich dein Freund wäre, dürfte ich dich berühren. Dann habe ich ja noch eine
Chance." Ko-chan errötete und zog es vor, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Warum
musste er auch nur diese Worte wählen. Jetzt würde dieser Playboy wahrscheinlich nichts unversucht
lassen, um ihn anzumachen. Es war ja nicht so, dass Yuugo ihm unsympathisch war. Aber die
Geschwindigkeit, mit der er voranschritt, war für Ko-chan eindeutig zu schnell.
Yuugo bog im Einkaufscenter in eine Seitengasse ab und von dort noch mal, so dass sie sich auf der
rückwärtigen Gebäudeseite befanden. Hier war er selbst noch nie gewesen. Über das ganze Gesicht
grinsend klopfte der andere an einer Tür. Ko-chan ahnte schon, dass das Grinsen nichts Gutes
bedeuten konnte, aber was ihn hinter der Tür erwartete, brach dann alle Rekorde.
Es schien sich um einen Club zu handeln, für Schwule, wie er vermutete, denn die Gäste sowie die
Bedienung waren ausschließlich männlich. Damit hätte er ja ohne weiteres leben können, aber die
Leitung des Clubs musste davon überzeugt sein, dass ein String-Tanga völlig ausreichte um die
Kundschaft zu bewirten. Ko-chan kam sich zwischen all diesen athletischen Körpern reichlich verloren
vor. Mit 16 1/2 war er gerade mal 1,70 m groß, man hatte ihm zwar gesagt, dass er eines Tages 1,90
m groß sein würde, doch auf diesen Tag wartete er bis jetzt noch. Durch das Kendo Training hatte er
zwar Muskeln entwickelt, die änderten aber auch nichts an seiner Größe.
Er starrte Yuugo mit einem muss-das-wirklich-sein-Blick an, der sah sich aber erst mal an den anderen
satt, bevor er sich seiner Begleitung widmete. „Das Essen hier ist einfach fabelhaft. Und die Musik ist
auch klasse."
„Du warst hier schon mal?" Ko-chan konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme zwischen Empörung
und Entsetzen schwankte.
„Ich würde dich doch nicht in einen Club mitnehmen, den ich nicht kenne."
Sie zogen die Schuhe aus und ließen sie am Eingang stehen, als der Kellner kam, um sie zu ihrem
Tisch zu führen. Der dunkle Teppich fühlte sich angenehm weich unter seinen Füßen. Wenigstens
etwas, das ihn beruhigen konnte, stellte Ko-chan für sich fest. Sie nahmen im hinteren Teil des Clubs
Platz, hatten aber eine gute Sicht auf die Bühne, wo eine Live-Band spielte. Ko-chan hätte sich am
liebsten unter dem Tisch versteckt, so mulmig war ihm zumute. Dafür, dass es gerade kurz nach vier
Uhr war, war hier schon einiges an Betrieb.
„Hast du schon Hunger?" Er schüttelte nur den Kopf.
„Möchtest du etwas trinken?" Ein Nicken. Ja, ganz unbedingt. Noch lieber wäre ihm allerdings ein
Beruhigungsmittel gewesen.
„Wein?" Wieder ein Nicken.
„Roter?" Ein weiteres Nicken. Yuugo sah die Karte durch und bestellte ein Flasche Chardonnay für sie.
Damit kennt er sich also auch aus. Ko-chan wartete fast auf die nächste Überraschung, die der andere
für ihn bereithielt.
„Du bist aber ziemlich geworden in den letzten Minuten."
„Wie kannst du mich an einen Ort wie diesen schleppen?", zischte er seinem Tischnachbar zu. Ihr
Kellner kam mit dem Wein zurück und bot ihn Yuugo zum probieren an. Der nickte freundlich und
daraufhin wurden beide Gläser gefüllt. Während die Bedienung mit ihrer Aufgabe beschäftigt war,
stellte Ko-chan fest, dass die Tangas nicht schwarz waren, wie zuerst vermutet, sondern aus einem
sehr durchsichtigen dunklen Stoff. Die Röte kroch zurück in sein Gesicht.
„Also, auf uns." Yuugo hob sein Glas, um anzustoßen. /Was auch immer./ Ko-chan lächelte ein wenig
verkrampft und stieß mit ihm an. Hoffentlich konnte der Alkohol seine Nerven etwas zur Ruhe bringen.
„Erzähl mir was über dich."
„Was willst du denn wissen?" Solange er redete konnte der andere ihn wohl kaum in eine peinliche
Situation bringen, deswegen griff es nach diesem Strohhalm.
„Oh. Familie, Sport, Hobbies, alles einfach."
„Tja. Ich wohne bei meinem Großvater und Katsumi-sama, die beiden passen auf mich auf, seitdem
meine Eltern vor über 10 Jahren bei einem Unfall gestorben sind. Ich bin der stolze und einzige Erbe
der Nanjo-Dynastie, aber Koji-sama, mein Opa, macht da nicht viel Gewese drum. Er sagt immer, ich
soll tun, was mich glücklich macht und mit aller Kraft nach diesem Glück streben. Mein Glück liegt im
Kendo, letztes Jahr bin ich Junioren-Meister von Tokio gewesen."
„Ich weiß, deswegen bin ich hier."
„Wie bitte?" Da war sie, die nächste Überraschung. Er wünschte nur, Yuugo würde endlich damit
aufhören.
„Ich habe dein Foto gesehen, bei dem Tunier und wusste, dass du der richtige Partner für mich bist."
„Kendo Partner?" Er sah Yuugo flehentlich an, damit der dies bestätigte. Doch er wurde enttäuscht.
„Nein, mehr wie in ‚Partner fürs Leben'". Ko-chan sank in sich zusammen und ließ seinen Kopf auf die
Tischplatte knallen. Konnte Yuugo es nicht etwas langsamer und weniger aufdringlich probieren, es
war ja nicht so, dass er sich sofort in Luft auflösen würde. /Soll es aber schon gegeben haben, denk
an Izumi./ So eine Stimme im Kopf ist was feines, dachte sich Ko-chan und sah wieder auf. Ein
aufmunterndes Lächeln begrüßte ihn.
Nach dieser Bemerkung hielt sich Yuugo für den Rest des Tages tatsächlich zurück und entwickelte
sich tatsächlich zu einem angenehmen Unterhalter, auch wenn er bei einigen zweideutigen
Bemerkungen Ko-chan zuzwinkerte. Einige Zeit nach dem Essen, das in der Tat ausgezeichnet
geschmeckte hatte, machten sie sich auf dem Weg nach Hause.

Es war inzwischen dunkel geworden und hier an der Rückseite des Gebäudes hatte man auch mit
Lampen gespart. So sahen sie die vier Typen nicht, die an der Ecke auf sie warteten. Die Begegnung
mit ihnen war erstaunlich kurz. Einer der vier, vermutlich ihr Anführer, hatte sich Yuugo und Ko-chan
in den Weg gestellt, während der Rest sie einkreiste. Seine Brille und der helle Anzug sagten, dass er
sich nicht die Hände schmutzig machen würde, dafür hatte er die drei anderen. Trotz ihrer, durch das
Kendok, geschulten Reflexe, gelang es ihnen nicht, sich ernsthaft zur Wehr zu setzen. Ko-chan ging
als erster zu Boden, ein Treffer des Rothaarigen in seinen Unterleib, hatte ihm die Luft zum Atmen
genommen. Wenig später stürzte Yuugo neben ihn und stöhnte, als sein Rücken den Boden berührte.
Der Anführer ihrer Gegner durchwühlte ihre Taschen und nahm die Portemonnaies an sich. Der
Weißhaarige leckte einmal über sein Messer und dann war sie auch schon wieder verschwunden.
Ko-chan stöhnte leise auf, er war etwas benommen, doch sonst ging es ihm gut. Yuugo hatte es
deutlich schwerer getroffen, wohl, weil er sich stärker gewehrt hatte. Ko-chan bemühte sich, so gut es
eben ging, den anderen aufzurichten und mit ihm zur Straße zu gehen. Er dankte sämtlichen
Gottheiten, dass sie nicht lange auf ein Taxi warten mussten, dass sie zu ihm nach Hause brachte.
Wie durch ein weiteres Wunder, schaffte er es, den angeschlagenen Yuugo in sein Zimmer zu bringen,
ohne dass Katsumi-sama oder Koji-sama etwas davon merkten.
Er ließ Yuugo vorsichtig auf sein Bett gleiten, was dieser mit einem schmerzverzogenen Gesicht
quittierte. Er begann in seinem Schrank zu wühlen.
„Zieh dich schon mal aus."
„Ich wusste doch, dass du auf mich stehst."
„YUUGO."
„Schon gut, Kleiner." Er sah den Verbandskasten in der Hand des anderen. „Lass mich raten. Du gibst
auch noch die Krankenschwester für das Kendoteam?"
„Genau. Deswegen wirst du dich jetzt auch ausziehen, damit ich sehen kann, ob du außer blauen
Flecken auch ernsthafte Verletzungen hast."
„Die blauen Flecken beschädigen mein Aussehen ernsthaft. Zählt das etwa nicht?"
„Nein. Los jetzt."
Yuugo schien beim Sturz in eine Scherbe gefallen zu sein, denn auf seinem Rücken prangte eine
Schnittverletzung. Aber sonst war alles in Ordnung, nur eine Rippe war angeknackst. Das Training
schien in zumindest vor ernsthaften Verletzungen bewahrt zu haben. Ko-chan reinigte die Wunde und
setzte das Näh-Pack auf die Wunde. Betäubung und Nähen automatisch, er fand es sehr praktisch.
Anschließend legte er noch einen Stützverband um den Brustkorb, damit die Rippe wieder
zusammenwuchs, gab seinem Patienten noch einige Medikamente, die die Heilung beschleunigten und
sah Yuugo dann an.
„Du solltest dich erst mal nicht bewegen. Bleib die Nacht über hier. Soll ich deine Familie anrufen?"
„Ich wohne hier alleine. Da ist niemand, der sich Sorgen um mich macht. Mit meinen Eltern habe ich
gestern telefoniert, die werden also nicht gleich in Panik verfallen, wenn ich mich mal nicht melde."
Ko-chan kramte erneut in seinem Schrank und förderte diesmal einen Futon zutage.
„Was machst du da?"
„Mir ein Bett bauen." War das denn nicht offensichtlich.
„Hör auf. Dein Bett ist breit genug für zwei. Und ich werde schon nicht über dich herfallen. Dafür
schmerzt diese Rippe zu sehr.
Nach einem Abstecher ins Bad lagen beide in Shorts und T-Shirt unter der Decke. Ko-chan war bei
dem Gedanken immer noch nicht ganz wohl, aber Yuugo war offensichtlich nicht in der Lage, heute
Nacht etwas zu versuchen. Er vernahm ein leichtes Schnarchen von der anderen Bettseite und glitt
kurz darauf selbst in den Schlaf hinüber.

Am nächsten Morgen ging zur gewohnten Zeit sein Wecker an. Er brauchte einige Minuten um
aufzuwachen und erinnerte sich an den gestrigen Abend. Ein Blick auf die Seite von Yuugo genügte,
um festzustellen, dass der nicht mehr im Bett war. Katsumi-samas überraschter Schrei „IZUMI??" aus
Richtung Bad ließ ihn vermuten, wo Yuugo abgeblieben war. Er tappte zu den beiden anderen, um
den Irrtum aufzuklären, doch Koji-sama war schon vor ihm im Bad.
Yuugo kam sich vor wie ein Tier im Zoo, als die zwei alten Herren ihn recht argwöhnisch anstarrten.
Der mit den schulterlangen Haaren kam noch einen Schritt auf ihn zu und sah im tief in die Augen.
Dann seufzte er enttäuscht. „Du bist nicht Izumi."
„Richtig. Darf ich vorstellen, das ist Hyuga Yuugo, mein neuer Mitschüler. Auf dem Weg nach Hause
hat man uns gestern überfallen. Deswegen habe ich mit hierher gebracht und etwas
zusammengeflickt. Und gleich ist er wieder weg, nichtwahr?" Halb flehend, halb drohend blickte er
Yuugo an.
„Da schläft er mit mir und wirft mich am nächsten Morgen raus. Tsss." Ko-chan bemerkte kaum noch,
wie er wieder rot wurde. Er konnte keine zehn Minuten in der Gegenwart des Anderen verbringen,
ohne dass er in irgendwelche Peinlichkeiten hineingezogen wurde.
Zwei Augenpaare sahen ihn an und fragten ihn simultan. „Ko-chan habt ihr etwa...?"
„Nein." Erschrocken sah er seine „Familie" an. Wie konnten die nur soetwas vermuten.
„Gib es doch endlich zu. Du willst mich."
„DA. IST. NICHTS." Yuugo verließ das Badezimmer und drückte sich an ihm vorbei, wie zufällig ließ er
seine Hand über Ko-chans Hüfte gleiten. Der wandte sich wütend ab und knallte die Badezimmertür
hinter sich zu. Endlich allein. Ohne neugierige Blick oder anzügliche Mitschüler.
Beim Frühstück, mit Yuugo, wie Ko-chan grimmig bemerkte, bohrte Koji in der Vergangenheit von
Yuugo herum. Der erzählte ihm alles soweit er sich erinnern konnte, konnte sich aber an keinen Izumi
Takuto in seiner Familie erinnern. Immerhin lag diese Zeit weit zurück. Mit den Informationen von
Yuugo war es Koji aber bereits um die Mittagszeit gelungen, die Verbindung zu Izumi herzustellen.
Der junge Mann vom Frühstückstisch war der Urenkel von Serika, wer hätte das vermutet. Er scholt
sich selbst, dass er den Weg von Serika und Yuugo nicht mehr weiter verfolgt hatte, nachdem Izumi
verschwunden war. Aber scheinbar holte einen die Vergangenheit immer ein.

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Während sich Ko-chan und Serika weiter über ihren Trainingsplan unterhielten, ging es in einem
anderen Teil der Stadt deutlich weniger friedlich zu.
Kojis Chip wurde von den Assistenten von Naoto gründlich untersucht, doch die konnten nur
feststellen, dass alle Verbindungen funktionierten, weiter waren sie in diese Technik auch nicht
eingeweiht worden.
Shibuya grummelte die ganze Zeit über seinen Sohn und dessen Ansichten zur Menschheit vor sich
hin, bis Naoto sich endlich zu ihnen bemühte. Der Wissenschaftler wollte sich nicht in seiner
Konzentration stören lassen und so hatten sie bald eine Stunde auf ihn gewartet.
Wenn die ganze Situation nicht so dramatisch gewesen wäre, hätte Izumi wohl beim Anblick von
Naoto laut losgelacht. Ihm kam da tatsächlich ein Wissenschaftler entgegen, wie er im Buche stand,
nur auf den weißen Kittel hatte er verzichtet. Dafür standen die schlohweißen Haare ab, die Brille saß
auf dem rechten Fleck und seine Bewegungen wirkten teilweise recht fahrig.
„Ah, da seid ihr ja. Und du musst wohl der langerwartete Izumi sein. Gestern pünktlich eingetroffen,
wie ich annehme." Er wirkte beinahe wie ein kleines Kind, das sich über seine Geschenke zum
Geburtstag freut. „Das ist ja alles so aufregend. Kein bisschen gealtert in 90 Jahren. Fast wie bei
einem Zeitsprung."
Shibuya sah seinen Sohn an und schien an dessen Verstand zu zweifeln. „Genau deswegen sind wir
hier. Koji und ich haben uns da was erinnert, das du uns vor einer Weile erzählt hast. Experimente mit
Quantenphysik. Du hast uns ja seit Jahrzehnten damit zugetextet und dann wacht Izumi direkt vor
DEINEM Haus wieder auf. Da haben wir mal eins und eins zusammengezählt und sind auf dich
gekommen." Er sah Naoto bedrohlich an. Izumi blickte zwischen den beiden hin und her /Ich hätte
nicht geglaubt, dass er überhaupt so gucken kann./ Er wartete gespannt darauf, wie sich dieser
Dialog entwickeln würde.
„Also Oto-san, wie kannst du so was vermuten." Naoto schien sichtlich geschockt zu sein.
„Ich kenne dich. Und bist du jetzt dafür verantwortlich? Hast du gestern rumexperimentiert mit
deinem Strudel?"
„Ja schon, aber es hat anfangs nicht richtig funktioniert. Der erste Strudel ist für kurze Zeit
verschwunden. Hat mich ziemlich gewurmt. Irgendwie hat er das Labor verlassen."
Shibuya warf die Arme hoch. „Das heißt also, er ist wieder aufgetaucht?"
„Oh ja, er wanderte hier durch den Vorgarten. Tänzelte etwas auf und ab. Blieb aber auf den Ort
ziemlich beschränkt."
„Glaubst du, dass er die Kraft hatte, etwas aus einer anderen Zeit mitzunehmen?" Naoto sah seinen
Vater verwundert an. Wieso denn so eine Frage?
„Natürlich, dafür ist er ja konzipiert. Um Gegenstände aus der Vergangenheit hier in Sicherheit zu
bringen. Einige Güter wurden durch Brände oder ähnliches unwiederbringlich zerstört. Wenn man
vorher den Strudel auf Ort und Zeit ausrichtet, kann man diese Schätze der Menschheit retten." Dann
sah er zu Izumi und verstand, was mit der Frage gemeint war. „Oh, du denkst das er, durch den
Strudel..."
Koji gluckste derweil vor sich hin. Schätze der Menschheit, so hatte noch niemand Izumi bezeichnet,
aber er fand, diese Beschreibung traf genau zu. Zumindest für ihn war Izumi ein Schatz, den es zu
retten galt.
Da Naoto seinen Satz nicht beendet hatte, setzte Shibuya wieder ein. Er legte seinem Sohn auf nicht
ganz elegante Art dar, was er von diesem Experiment hielt. Schließlich hatte ihn Naoto dazu
„verdammt" fast sein ganzes Leben mit Koji zusammen sein zu dürfen und seit einem halben
Jahrhundert wohnten sie auch noch zusammen. Hätte er doch nie Kinder in die Welt gesetzt, dann
wäre das alles nicht geschehen und er könnte ruhig und zufrieden leben. Dann erinnerte er sich an die
Zeit, als er quasi den Aufpasser für Koji und Izumi gegeben hatte. „Ruhig" war es damals sicher nicht
gewesen.
Izumi hatte dem Ganzen aufmerksam gelauscht und sich seine Gedanken dazu gemacht. Wenn er
durch diesen Strudel hierher gekommen war, müsste er doch auf dem gleichen Weg auch wieder
zurückkehren können. Leider wurde diese Hoffnung von Naoto zerstört. Denn der erklärte ihm, dass
es, von einem kontinuierlichen Zeitstrom ausgehend, nicht möglich war, dass er zurückkehrte. Das
wäre dann nämlich schon passiert. Zumindest in der Vergangenheit von Koji, Shibuya und Naoto. Für
Izumi läge es zwar noch in der Zukunft, aber da sich keiner der anderen drei daran erinnerte, würde
Izumi nicht zurückkehren.
Naoto holte dann noch weiter aus und erklärte ihm etwas von Paralleluniversen, wo man bei jedem
Zeitsprung in eine Parallelwelt eindringen würde. Ginge man von dieser Möglichkeit aus, wäre es
technisch machbar, dass Izumi in seine Zeit reiste, deswegen konnten sich die Personen aus dieser
Zeit auch nicht daran erinnern, da Izumi beim Zeitsprung in eine andere Welt gelangen würde.
Allerdings ließen sich die Paralleluniversen nicht beweisen, da man ja immer zu Personen gelangte, die
mit der vorherigen Welt die Erfahrungen des letzten Zeitsprungs nicht teilten.
Irgendwann während dieses Monologs hörte Izumi auf sich zu konzentrieren und ließ die Worte nur
noch durch sich hindurchgleiten. Er war hier gestrandet, das war alles, worauf es ankam. Mit einem
Koji, der uralt war und sich vor ihm nicht zeigen wollte, seinem Enkel, der ihm aufs Haar glich und
einer Unmenge von Dingen, von denen er nicht die geringste Ahnung hatte.

Er wollte nur weg von diesem Ort. Ihm war egal, ob Strudel in Vorgärten umhertanzten oder nicht.
Oder wie man sie abschalten konnte, das Gespräch nahm für ihn Wendungen an, die er nicht
nachvollziehen konnte oder wollte. Unbemerkt von den anderen zog er sich wieder an und ging in
Richtung Haus. An der Tür traf er Ko-chan, der in Begleitung einer jungen Dame war.
„Darf ich vorstellen. Izumi Takuto, das ist Shibuya Serika, und umgekehrt." Er nickte ihr zu. Das also
war die Frau, die Japan bei den Olympischen Spielen vertreten würde. Er gratulierte ihr zu ihrem
Erfolg, wurde dann aber von Ko-chan unterbrochen. Die beiden waren hier, weil sie Koji, Shibuya und
ihn zu einem Fußballspiel abholen wollten. Die japanische Nationalmannschaft in einem
Freundschaftsspiel gegen Italien.
Izumi brauchte nicht einmal nachzudenken, um zuzusagen. Endlich etwas, was er kannte und wo es
keine Verwirrungen gab. Die Regeln dürften sich nicht großartig geändert haben und der italienische
Fußball hatte ihm immer gefallen. Ko-chan hinterließ eine Nachricht für die beiden anderen und legte
noch Karten hin, falls sie nachkommen wollten. Dann begaben sie sich zu dritt ins Stadion.
Für ein Spiel mitten im Winter, am 1. Weihnachtsfeiertag, war es sehr voll. Man konnte kaum noch
freie Plätze erkennen. Serika lotste sie zu einer Tribüne, die den Angehörigen der Spieler vorbehalten
war. Da fiel es Izumi wieder ein, Takuto, seine Namensvetter, war ja in der Nationalmannschaft. Die
Spieler der beiden Mannschaften betraten den Rasen und ließen die übliche Prozedur, von
Nationalhymne bis Seite aussuchen, über sich ergehen. „Siehst du den Spieler mit der 8, das ist mein
onii-chan." Serika freute sich, ihren Bruder endlich wieder in Natura zu sehen und nicht immer nur
über Video-Konferenz.
„Auf welcher Position spielt er?"
„Stürmer, rechts außen. Es war immer sein großer Traum in die Nationalmannschaft zu kommen und
vor zwei Jahren hat er es endlich geschafft."
„Wie alt ist er denn?"
„23. Vor kurzem geworden. Ist er nicht großartig." Inzwischen war das Spiel im vollen Gange, auch
wenn es eigentlich um Nichts ging, schenkten sich die beiden Mannschaften nichts. Izumi verfolgte
gebannt die Angriffe der Japaner. Takuto war wirklich gut, es war unverkennbar, warum man ihn ins
Team geholt hatte. Seine Bewegungen war kraftvoll, aber kontrolliert. Er wusste, wie viel Stärke er in
jeden Schuss legen musste. Seine Pässe waren genau gezielt und er ließ sich keinen Ball entgehen,
der an ihn gerichtet war. Fast wie ein Vogel schien er über das Spielfeld zu gleiten und kaum jemand
konnte es mit seiner Geschwindigkeit aufnehmen.
Das Spiel verging wie im Fluge, aber diese 90 Minuten und die Pause hatten ihn befreit. Er musste
nicht mehr ständig an die Ereignisse von gestern und heute denken, sondern konnte sich ganz auf die
Strategien der Mannschaften konzentrieren. Die Italiener ließen während der zweiten Halbzeit stark
nach, so dass Takuto und sein Kollege ihre Chance nutzen. Das Spiel endete mit einem 2:0 Sieg für
Japan.
Izumi wollte aufstehen und zum Ausgang gehen, als er von Serika aufgehalten wurde. „Möchtest du
Takuto nicht noch treffen?"
„Ja, doch. Gerne." Langsam leerte sich das Stadion und Serika schleppte sie zu den Umkleideräumen
der Spieler. Ko-chan ging einfach herein, als ob er dazu gehören würde. Wenig später kehrte er mit
Takuto im Schlepptau zurück.
Izumi sagte einfach nichts mehr, nicht einmal die Kinnlade fiel ihm noch herunter. Er hätte es sich ja
schon fast denken können. Takuto war eine Ausgabe von Shibuya, nur eben 23 Jahre alt und etwas
muskulöser. Das war einfach nur noch grotesk. /Ich träume, ich muss einfach träumen. Ich bin in den
Schnee gefallen und durch die Unterkühlung habe ich jetzt Wahnträume. Das kann doch einfach gar
nicht möglich sein./
Dennoch ließ er sich vom Aussehen des anderen Takuto nicht allzu sehr beeinflussen. Zu viert gingen
sie ein Restaurant in der Nähe des Stadions. Fußball war DAS Thema ihres Gesprächs und Izumi trug
seinen Teil dazu bei. Hier fühlte er sich sicher und Takuto war ein angenehmer Gesprächspartner,
zumindest für ihn, die beiden anderen am Tisch hatten sich irgendwann aus dem Gespräch
ausgeklinkt und diskutierten über die Vor- und Nachzüge von aktuellen Musikgruppen.
Irgendwann am späten Nachmittag entschuldigte sich Takuto, er müsse noch zur Nachbesprechung
des Spiels. Mit ihm ging auch Serika, die zwar nicht trainieren musste, trotzdem aber noch etwas für
ihre Kondition tun wollte.

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Ko-chan ging zusammen mit Izumi zu Fuß nach Hause, da es nicht sonderlich weit war und das
Wetter förmlich dazu einlud. Es war zwar kalt, aber die Sonne schien wunderbar. Es würde bald
dunkel werden, doch bis dahin waren sie wieder im Warmen.
Izumi erinnerte sich an ihre Unterhaltung von letzter Nacht. Er wollte zu gerne wissen, wie aus diesen
beiden doch noch ein Paar geworden war. Ein Paar, bei dem der Eine ohne den Anderen absolut
verzweifelt war, auch wenn er es nur selten zum Vorschein kommen ließ. Zögerlich fragte er Ko-chan,
ob dieser weitererzählen wollte und er wollte. Die Erinnerungen, die er heute Vormittag schon gehabt
hatte, konnte er schnell in Worte fassen.
„Als Yuugo und ich am nächsten Tag bei der Polizei waren, wegen dem Überfall, haben die uns
angesehen, als ob wir Ammenmärchen erzählen würden. Kein Mensch klaut heute noch Karten, die
sind alle über einen Netzhautscan gesichert. Man bekommt nur Geld, wenn der Scan mit dem, der auf
der Karte gespeichert ist, übereinstimmt. Und der Puls wird gemessen. Es gab schon Leute, die haben
anderen auch die Augen entfernt, weil sie an das Geld ranwollten. Gott sei Dank, sind diese Zeiten
vorbei. Deswegen hat die Polizei uns auch nicht so recht geglaubt. Gefunden hat man die vier Typen
nie." Er erzählte fröhlich weiter und ließ die Vergangenheit für Izumi erneut lebendig werden.

Ko-chan hatte die zwei Wochen nach ihrem „Date" in relativer Sicherheit gelebt. Yuugo war in der
ersten Woche gar nicht in die Schule gekommen und danach hatte er ihn nur etwas mit seinen
Sprüchen aufgezogen. Er hatte wohl doch erkannt, wie sehr sich der Jüngere bedrängt fühlte.
Doch heute, am Mittwoch, war wie immer Kendo-Training und Yuugo war wieder ganz in seinem
Element, das hatte schon im Umkleideraum angefangen. Er musste sich natürlich direkt neben Ko-
chan umziehen und seine Augen, gelegentlich auch eine Hand, über dessen Körper gleiten lassen. Die
anderen hatten das alles komplett ignoriert und so war Ko-chan seinem persönlichen Albtraum
ausgeliefert, ohne dass ihm jemand half.
Er beeilte sich, in die Halle zu kommen, um mit dem Aufwärmtraining zu beginnen. Die Übungen zu
zweit durfte er, wie sollte es auch anders sein, mit Yuugo machen. Heute war dessen erstes Training
an dieser Schule, er fragte sich, ob Yuugo mit dem Schwert auch so gut war wie mit dem Mund. Bei
diesem Gedanken wurde er feuerrot. /Das habe ich jetzt nicht gedacht. Das kann doch nicht war sein.
Was interessiert es mich, was er mit seinem Mund macht. Ich meinte seine Sprüche, die Sprüche./
Sein Gegenüber bemerkte die Gesichtsfärbung von Ko-chan und war prompt bereit, ein Kommentar
dazu abzugeben. „Na, hast du an mich gedacht? Oder hast du nur was Scharfes gegessen?"
„Lass mich doch endlich in Ruhe."
„Ich werde dich nie in Ruhe lassen. Nicht, so lange ich lebe. Mein Ziel ist es, dass du mein wirst und
daran werde ich alles setzen."
„Habe ich dabei auch ein Mitspracherecht?"
„Natürlich, aber du hast doch schon längst ‚Ja' gesagt." Einmal mehr sah er Ko-chan herausfordernd
an, einmal mehr war dieser kurz vor dem Explodieren.
„Ich soll was gesagt haben? Du leidest nicht nur unter Arroganz und einem riesigen Ego, nein jetzt
hast du auch noch Wahnvorstellungen."
„Hyuga-san, Nanjo-san, könnten sie bitte die Unterhaltung auf später verschieben. Wir fangen jetzt
an." Ein zweifaches „Ja" schallte dem Trainer entgegen. Beim Aufstehen vom Boden flüsterte Yuugo
Ko-chan noch etwas ins Ohr. „Ich freue mich schon auf diese Unterhaltung. Ganz privat." Ko-chan zog
langsam in Erwägung die Schule zu wechseln, wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, dass der
andere ihm auch dahin folgen würde, hätte er das wohl auch getan.
Yuugo erwies sich als außerordentliches Talent im Kendo. Mit seinen schnellen, präzisen Bewegungen
konnte er fast jedes Duell für sich entscheiden. Selbst Ko-chan, der seine Fähigkeiten in diesem Sport
als nicht sonderlich schlecht einschätzte, zeigte sich beeindruckt. Vermutlich stärkte sein Können sein
Selbstbewusstsein noch zusätzlich.

Nach dem Trainingsende blieb Ko-chan extra lange in der Halle, räumte alles zusammen und sprach
noch mit Trainer über die anstehenden Stadtmeisterschaften. Er hoffte mit dieser Methode Zeit
totzuschlagen, denn er wollte nicht riskieren, Yuugo unter der Dusche zu begegnen. Nachdem alle
anderen längst gegangen waren, sah er sich vorsichtig in der Umkleidekabine um. Alles leer, nur noch
seine Tasche war da. Er nahm sein Handtuch und das Duschbad und ging in den Duschraum.
Er stellte eine Dusche an und ließ das warme Wasser auf sich herabprasseln.
Er wollte gerade nach seinem Duschbad greifen, als er Schritte hinter so hörte. Er betete inständig,
dass es nicht der war, den er vermutete, doch seine Gebete wurde nicht erhört. Yuugo stand direkt
neben ihm, wie eine Katze grinsend, die gerade eine Maus gefangen hatte. Ko-chan stieß einen
Seufzer aus, dabei hatte er doch solange gewartet. Yuugo sah das wohl ähnlich. „Ich dachte schon,
du kommst gar nicht mehr aus der Halle raus. Hab mir hier die Beine in den Bauch gestanden, bis du
endlich kommst."
„Wegen mir hättest du nicht warten müssen." Mehr oder weniger offensichtlich ließ er seine Augen
über den Körpern von Yuugo wandern. Die wohlgeformten Muskeln an Armen und Beinen und erst
dieser Waschbrettbauch. Die Haare trug er offen und sie ergossen sich wie ein dunkler Wasserfall
über seinen Rücken. Er musste den Impuls, diesen Körper berühren zu wollen, stark unterdrücken.
„Doch, nur wegen dir. Schließlich konnte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, dich endlich
einmal SO zu sehen." Er deutete mir der Hand auf Ko-chans nackten Körper. Dieser war nicht gewillt
die Unterhaltung fortzusetzen und wand sich ab. Da fiel ihm das Shampoo von Yuugo vor die Füße. Er
hatte sich schon leicht nach vorne gebeugt, um die Flasche wieder aufzuheben, als er blitzartig wieder
nach oben schoss. „Auf diesen Trick falle ich nun wirklich nicht rein." Er starrte Yuugo wütend an.
„Ah, ein Versuch war's wert." Er bückte sich, um seine Flasche aufzuheben und kam bei dieser
Bewegung der Hüftgegend von Ko-chan gefährlich nahe. Doch anstelle wieder in die Vertikale zu
kommen, kniete er sich auf den Fliesen hin. Den Kopf ungefähr auf der Höhe des Bauchnabels seines
Gegenüber. „Nette Aussicht von hier."
Ko-chans Emotionen fuhren Achterbahn mit ihm. War er erst durch den Anblick von Yuugo leicht
erregt gewesen und dann wütend auf ihn, versuchte er nun angestrengt an alles andere zu denken,
nur nicht daran, dass da ein gewisser Jemand seinen Kopf nur etwas bewegen musste, um an seinem
Schwanz zu lecken. /Denk an Eis. Das ist kalt... Eis im Mund von Yuugo, der mich dann verwöhnt.
Nein, nein, nein. Denk an... Küsse?/ Er sah an sich herab und stellte fest, dass seine Wahrnehmung
ihn nicht getäuscht hatte. Yuugo hatte angefangen ihn auf den Bauch zu küssen. Seine Hände hatte
er auf den Po von Ko-chan gelegt, um damit sein Gleichgewicht besser halten zu können.
Er ließ Yuugo gewähren, der inzwischen nicht nur den Bauch, sondern auch schon die Hüften mit
Küssen bedeckte. In seinem Magen tanzten Schmetterlinge auf und ab, während er seine Augen
schloss und sich ganz seinen Sinnen hingab. Das Wasser, das auf seinen Körper traf, Yuugos Hände,
die seine Rückseite sanft massierten und dessen Zunge, die begonnen hatte, über das voll erregte
Glied von Ko-chan zu lecken.
Er zog den Kopf von Yuugo enger an sich heran. Jetzt, wo er alle inneren Widerstände aufgegeben
hatte, würde er nehmen, was er bekommen konnte. Zwar war ihm das Tempo, das der andere
vorlegte, immer noch zu schnell, doch das störte ihn in diesem Moment herzlich wenig. Er wollte
Yuugos Lippen auf sich spüren und sich ganz in dessen Mund versenken. Ein lustvolles Stöhnen
entkam aus seiner Kehle. Die Bewegungen zwischen seinen Beinen hörten auf. Er öffnete die Augen
und sah Yuugo etwas benommen an. Der freute sich, als ob er im Lotto gewonnen hätte und fragte
nur ein einziges Wort. „Mehr?"
„Jaaaa." Er keuchte mehr, als dass er sprach, aber wer sollte es ihm in diesem Augenblick verdenken.
Er spürte, wie seine Beine langsam den Dienst aufgaben und ließ sich an der Wand zu Boden gleiten.
Yuugo war weiterhin zwischen seinen Beinen und strich jetzt sanft über die Innenseiten der
Oberschenkel. Sein Kopf kam nach oben und er fing an, an den Nippeln von Ko-chan zu knabbern.
Erst etwas links, dann rechts. Immer wieder setzte er seine Zunge ein und ließ sie über die
Brustwarzen gleiten.
Die Hände von Yuugo waren weiterhin in der unteren Region seines Körpers beschäftigt. Ein Daumen
glitt über seine Spitze, eine Hand legte sich um den Schaft und begann ihn zu massieren.
Er überlegte noch, ob er Yuugos Kopf nach unten dirigieren sollte, als dieser von selbst seine
pochende Begierde in den Mund nahm. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Die warmen
Lippen des Anderen, die ihn umschlossen und die Feuchtigkeit im Inneren waren fast zu viel für ihn.
Er wusste, dass er dies nicht lange durchhalten würde. „Oh, Gott, Yuugo." Noch drei, vier Mal ließ
dieser seine Mund auf- und abgehen, dann explodierte er in ihm. In Yuugo. Er hatte ihn noch warnen
wollen, war aber nicht schnell genug gewesen.
Yuugo leckte auch den letzten Tropfen von ihm ab und beugte sich dann vor, um ihn zum ersten Mal
direkt zu küssen. Für Ko-chan war dieser Kuss unglaublich, er schmeckte noch etwas nach Moschus,
von sich selbst, doch in diesem Kuss konnte man sich verlieren. Die Schmetterlinge waren stärker als
zuvor, während Yuugos Zunge mit der seinen tanzte und jeder um die Vorherrschaft rang. Er schlang
die Arme um den Körper über ihm und wollte ihn nie wieder loslassen. Es war einfach perfekt, auch
wenn Yuugo die Bedeutung des Wortes „Zurückhaltung" nicht so ganz klar zu sein schien, wollte er
keinen Tag mehr ohne ihn sein. Alles in ihm begehrte nach diesem jungen Mann, der sein ganzes
Denken und Handeln so durcheinander gebracht hatte.
Irgendwann bemerkte er, dass sie sich immer noch küssten, er aber kurz davor war, aufgrund von
Sauerstoffmangel ins Delirium zu gleiten. Er drehte den Kopf weg und atmete heftig ein. Yuugo zog
sich von ihm zurück und stand auf. Er strich mit seiner Hand sanft über die Wange von Ko-chan und
drehte sich dann um, um zu gehen. An der Tür blieb er noch einmal kurz stehen und sah ihn belustigt
grinsend an. „Danke, das war das beste Geschenk, das ich je zum Geburtstag bekommen habe."
Damit war er verschwunden.
Ko-chan blieb völlig perplex auf dem Boden der Dusche sitzen. Wie sollte er denn das jetzt verstehen?
Er hatte gedacht, dass Yuugo bei im bleiben würde und sie vielleicht noch etwas essen gehen
könnten, aber der verschwand einfach und ließ ihn hier zurück. Ziemlich niedergeschlagen und
verunsichert beendete er seine Dusche und ging nach Hause.