Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir, sondern J. K. Rowling.
@Alanis - Danke! Einfach nur: Danke! Ich hab' dich auf jeden Fall verstanden ;-)
@Colly - Tja, ich hab' mal nachgerechnet und wir dürften so ungefähr auf insgesamt 15 Kapitel kommen. Es passiert also noch Einiges.
tentakula, Black Rose, Severin - Solange es euch Spass macht, bin ich voll zufrieden :-)
Und weiter geht's - einfach Hirn ausschalten und geniessen *grins*
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Night and Day
Fanfiction von Lorelei Lee
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Kapitel 5
I wanna be loved by you
++++
In den folgenden Tagen fühlte Snape immer öfter Hermines ruhigen, klugen Blick auf sich ruhen und es war ihm seltsamerweise nicht im mindesten unangenehm. Er schätzte ihre Intelligenz und er begrüsste ihre ruhige Art und ihre zunehmende intellektuelle Reife, die sie zu einer ausgezeichneten Schülersprecherin machten.
Da sein Leben seit einiger Zeit - auch dank Rozelda - etwas strapaziös geworden war, versuchte er, sich zusätzlichen Ärger - wenn möglich - vom Hals zu halten. Er brauchte einen klaren Kopf um sich über seine Gefühle für Rozelda klar zu werden. Zu lange war er es gewöhnt gewesen sie für das, was sie ihm einst angetan hatte, zu verachten. Doch jetzt, nachdem er ihre Seite der Geschichte kannte, wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein Teil von ihm tendierte zu Lupins Sicht der Dinge, doch ein anderer Teil sehnte sich danach, ihr Glauben zu schenken.
Daher bestand eine seiner Massnahmen um unnötigen Ärger zu vermeiden darin, dass er Longbottom in seinem Unterricht einfach ignorierte um seine eigenen Nerven zu schonen.
Dies führte einerseits dazu, dass Hermine dem armen Neville besser helfen konnte und Neville im Unterricht nicht mehr so nervös war. Snape bemerkte dies nach einiger Zeit und ärgerte sich, dass er nicht schon früher auf diese Idee gekommen war. Er liess einige Unterrichtsstunden verstreichen, bevor er der Klasse - zu Wiederholungszwecken - aufgab eine Schrumpflösung zu brauen, die er schon vor Jahren mit ihnen durchgenommen hatte. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er Longbottom und stellte mit einer gewissen grimmigen Genugtuung fest, dass der Bengel diesen Trank tatsächlich ohne fremde Einmischung braute. Als die Stunde fast beendet war, schritt Snape durch die Bankreihen und vergab Noten für die Schrumpflösungen. Schliesslich erreichte er auch Longbottom, dessen Hände vor Aufregung zitterten.
Snape liess sich Zeit - er schöpfte ein wenig von der Flüssigkeit ab und liess sie wieder in den Kessel zurück plätschern. Dann zückte er sein Notizbuch.
"Etwas zu wässrig, Longbottom. Sieben von zehn Punkten", sagte er kalt und bemerkte im Weitergehen, dass Longbottom vor Glück fast ohnmächtig wurde. Als er vor Hermine stand, viel ihm ein, dass er einen Ruf zu verlieren hatte und liess deshalb kein gutes Haar an ihrer Schrumpflösung, doch egal, was er auch zu ihr sagte, nichts vermochte das Leuchten in ihrem Blick auszulöschen.
Abends im Gryffindor-Gemeinschaftsraum waren Nevilles gute Noten im Zaubertränkeunterricht immer noch das heisseste Gesprächsthema. Auch, dass Hermine nur drei Punkte erhalten hatte wurde ausgiebig besprochen. Nur Hermine bekam davon nicht allzuviel mit. Sie sass mit träumerischem Ausdruck in einem der Sessel und nahm augenscheinlich nichts von ihrer Umgebung wahr.
"...von Ihnen hätte ich wesentlich mehr erwartet, Miss Granger!" Ron gab unter grossem Gelächter eine gelungene Parodie von Snape zum Besten. "Man sollte nicht glauben, dass Sie schon in der Abschlussklasse sind, Miss Granger. Es ist wirklich..."
"Hey, Hermine." Harry hatte sie angestupst und Hermine sah irritiert auf. "Nun lach' doch auch mal. Oder ärgerst du dich immer noch über Snape?"
"Was? Nein... ich bin müde. Ich gehe ins Bett. Gute Nacht, Harry."
Harry beäugte sie misstrauisch.
"Sag' mal, was ist eigentlich los mit dir in letzter Zeit?" rief er ihr hinterher, doch Hermine antwortete nicht.
Als sie in ihrem Zimmer war, ging sie keineswegs gleich zu Bett. Stattdessen stellte sie einen Stuhl an ihr Fenster und setzte sich gedankenschwer darauf. Die Ellbogen auf das Fenterbrett gestellt und das Kinn in die Hände gestützt sass sie lange da und starrte in die Dunkelheit hinaus.
Wann hatte sie eigentlich aufgehört, Snapes eisigen Blick und seine sarkastischen Bemerkungen persönlich zu nehmen und angefangen mehr in ihm zu sehen, als nur einen Lehrer?
Wann hatte sie zum ersten Mal den Mann in ihm wahrgenommen? War es schon damals gewesen, als er Arithmantik unterrichtet hatte und sie von seinem Unterricht mehr profitiert hatte, als bei den anderen Lehrern? Sicher hatte auch der Weihnachtsball einen grossen Anteil an ihrer veränderten Sichtweise. Manchmal glaubte sie immer noch seine kräftigen Hände auf ihrer Haut zu spüren, die für jemanden der den meisten Teil seiner Zeit in feuchtkalten Kerkergewölben verbrachte, überraschend warm gewesen waren. An diesem Abend hatte sie auch seinen scharfzüngigen, zynischen Sinn für Humor entdeckt, der eine Seite in ihr ansprach, welche die meiste Zeit im Verborgenen schlummerte.
Sie dachte auch gerne an die wenigen kurzen Gespräche zurück, die er in diesem Schuljahr mit ihr geführt hatte. Sie war nicht so anmaßend zu glauben, dass sie ihn nun wirklich verstehen würde, aber er hatte ihr dadurch einen kleinen Einblick in seine Persönlichkeit gewährt, die sie überaus interessant fand.
Er war sicher kein sehr gutaussehender Mann, doch sie fühlte sich dennoch auf unerklärliche Weise von ihm angezogen. Sie entschied, dass das Schönste an ihm seine dunklen Augen und seine ausdrucksstarken Hände waren. Eine neuerliche Prüfung ihrer Gefühle führte sie zu der Erkenntnis, dass sie zwar nicht sonderlich angetan war von dem Lehrer Professor Snape, aber unrettbar in den Mann Severus Snape verliebt war.
Verliebt! Sie fühlte, wie ihr Herz bei diesem Gedanken heftiger pochte. Flüchtig dachte sie an ihre Schwärmerei für Professor Lockhart als sie in der zweiten Klasse gewesen war, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. Nein! Die Gefühle, die sie jetzt empfand waren anders. Sie war nicht blind für Snapes Fehler, aber...
Dann kam ihr ein äusserst unangenehmer Gedanke in den Sinn.
Sie war Schulsprecherin und beinahe täglich kamen verzweifelte Schüler zu ihr um sich über Snapes Ungerechtigkeiten zu beschweren oder sich bei ihr über seinen Sarkasmus auszuweinen. Was sollte sie zukünftig nur tun? Sie war nun ganz gewiss nicht mehr in der Lage den Hilfe suchenden Schülern einen objektiven Rat zu erteilen - am Ende verriet sie sich noch unabsichtlich!
Das war nicht gut - das war definitiv gar nicht gut. Was hatte sie sich überhaupt dabei gedacht? Immerhin war sie selbst noch eine Schülerin und er war ihr Lehrer!
Hermine stöhnte verhalten und ihr Kopf sank deprimiert auf das Fensterbrett.
Am nächsten Tag bat sie Professor Dumbledore um ein Gespräch.
++++
"Was kann ich für unsere reizende Schulsprecherin tun?" begrüsste der Direktor sie freundlich.
Hermine setzte sich und Dumbledore fiel auf, dass sie reichlich blass aussah.
"Darf ich Ihnen etwas anbieten, Miss Granger? Tee? Oder ein paar Plätzchen?"
"Nein, danke, Herr Professor", sagte Hermine mit fester Stimme. "Ich wollte sie lediglich bitten, mich von meinem Amt als Schulsprecherin zu entbinden und jemand anderen zu ernennen."
Dumbledores weise Augen ruhten auf ihr und Hermine senkte beschämt den Kopf.
"Ich werde keine so weitreichende Entscheidung treffen, ohne Ihre Gründe zu kennen", sagte er schliesslich.
"Die Gründe sind rein persönlicher Natur und tun deshalb nichts zur Sache", antwortete Hermine um Sachlichkeit bemüht.
"Ich fürchte, dass ich diese Antwort nicht akzeptieren kann, mein Kind."
Hermine fuhr sich mit der Hand durch die Haare und kaute nervös auf ihrer Unterlippe.
Dumbledore blieb geduldig. "Nicht vielleicht doch ein Schokoladenplätzchen?" fragte er freundlich und bot Hermine eine offene Schachtel mit Plätzchen an.
Hermine schüttelte stumm den Kopf. Dann schien sie sich einen Ruck zu geben. Sie sah Dumbledore direkt in die Augen.
"Es sind emotionale Gründe. Und ich glaube nicht, dass ich mein Amt als Schulsprecherin unter diesen Umständen noch so ausfüllen kann, wie ich es sollte", erläuterte Hermine zögernd.
Der Direktor liess diese Antwort auf sich wirken und dachte gründlich darüber nach. Miss Granger musste wohl ein Faible für einen der Lehrer entwickelt haben. Eine andere Schlussfolgerung liessen ihre Antworten - oder besser ihre Weigerung auf seine Fragen zu antworten - nicht zu. Es konnte nichts anderes sein. Um welchen Lehrer mochte es sich wohl handeln? Die Auswahl war schnell getroffen. In einem - für Schülerinnen - attraktiven Alter waren nur zwei Lehrer. Severus und Remus. Ob Miss Granger wohl darüber orientiert war, dass der Letztere gleichgeschlechtliche Beziehungen bevorzugte? Dumbledore war sich in diesem Punkt nicht sicher, aber er tippte trotzdem auf Severus. Dieser Fall war kompliziert. Er würde in Ruhe darüber nachdenken müssen.
"Miss Granger, kommen Sie doch bitte in zwei Stunden wieder zu mir. Bis dahin werde ich eine Entscheidung getroffen haben."
Hermine nickte und war froh, wieder aufstehen zu dürfen. Sie hatte schon befürchtet, sie würde mit der Wahrheit nicht länger hinterm Berg halten können.
Als er allein war, zauberte sich Dumbledore ein Tasse Kräutertee herbei und tunkte einen Schokoladenplätzchen ein. Nach dem dritten Plätzchen hatte er seine Gedanken soweit geordnet, dass er Miss Grangers Problem erneut angehen konnte.
Er ging davon aus, dass sich Miss Granger in Severus verliebt hatte. Das war in so weit ein Problem, als dass sie seine Schülerin war und Dumbledore nicht wusste, ob es sich nur um eine vorübergehende Schwärmerei handelte, oder ob ihre Gefühle tiefer gingen. Eine Liebelei zwischen dem Lehrkörper und den Schülern war selbstverständlich nicht erwünscht, doch andererseits behagte es dem Direktor auch nicht sonderlich, dass Rozelda Lexington viel zu offensichtlich ihre Netze nach Severus auswarf. Vielleicht ergab sich hier eine Möglichkeit...
Pünktlich zwei Stunden später sass Hermine wieder Dumbledore gegenüber, der sie freundlich anlächelte. Für Hermines Geschmack fiel sein Lächeln vielleicht etwas zu verschmitzt aus und sie ahnte Fürchterliches.
"Miss Granger, ich habe mich entschieden, in Ihrem Fall nicht allein die Entscheidung zu treffen."
"Ach", stöhnte Hermine ahnungsvoll.
"Ja, ich denke, Sie sollten Ihr Problem noch einem anderen Lehrer vortragen. Ich würde mich dann der Empfehlung dieses Lehrers anschliessen."
"Und an welchen Lehrer hatten Sie da gedacht? Vielleicht an Professor McGonagall? Sie ist immerhin meine Hauslehrerin", schlug Hermine suggestiv vor.
Doch Professor Dumbledore schüttelte den Kopf.
"Nein, ich dachte an jemand Objektiveren. Minerva wäre unter Umständen doch etwas parteiisch und würde Sie womöglich dazu überreden im Amt zu bleiben." Er zwinkerte leicht mit den Augen. "Ich dachte an Professor Snape."
Hermine schloss für eine Sekunde die Augen. ‚Warum ich?' dachte sie niedergeschlagen.
"Ich möchte lieber nicht mit Professor Snape darüber sprechen", wandte Hermine erstaunlich beherrscht ein.
"Dann bleiben Sie Schulsprecherin."
"Das kann ich auch nicht", jammerte Hermine, doch Dumbledore lächelte nur und liess sich nicht erweichen.
"Treffen Sie Ihre Entscheidung, Miss Granger und jetzt wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag."
(Fortsetzung folgt)
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Wie schon das letzte, war auch dieses Kapitel eine Art Zwischenspiel, bevor wieder mehr passiert... Muss halt auch mal sein ;-)
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir, sondern J. K. Rowling.
@Alanis - Danke! Einfach nur: Danke! Ich hab' dich auf jeden Fall verstanden ;-)
@Colly - Tja, ich hab' mal nachgerechnet und wir dürften so ungefähr auf insgesamt 15 Kapitel kommen. Es passiert also noch Einiges.
tentakula, Black Rose, Severin - Solange es euch Spass macht, bin ich voll zufrieden :-)
Und weiter geht's - einfach Hirn ausschalten und geniessen *grins*
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Night and Day
Fanfiction von Lorelei Lee
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Kapitel 5
I wanna be loved by you
++++
In den folgenden Tagen fühlte Snape immer öfter Hermines ruhigen, klugen Blick auf sich ruhen und es war ihm seltsamerweise nicht im mindesten unangenehm. Er schätzte ihre Intelligenz und er begrüsste ihre ruhige Art und ihre zunehmende intellektuelle Reife, die sie zu einer ausgezeichneten Schülersprecherin machten.
Da sein Leben seit einiger Zeit - auch dank Rozelda - etwas strapaziös geworden war, versuchte er, sich zusätzlichen Ärger - wenn möglich - vom Hals zu halten. Er brauchte einen klaren Kopf um sich über seine Gefühle für Rozelda klar zu werden. Zu lange war er es gewöhnt gewesen sie für das, was sie ihm einst angetan hatte, zu verachten. Doch jetzt, nachdem er ihre Seite der Geschichte kannte, wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein Teil von ihm tendierte zu Lupins Sicht der Dinge, doch ein anderer Teil sehnte sich danach, ihr Glauben zu schenken.
Daher bestand eine seiner Massnahmen um unnötigen Ärger zu vermeiden darin, dass er Longbottom in seinem Unterricht einfach ignorierte um seine eigenen Nerven zu schonen.
Dies führte einerseits dazu, dass Hermine dem armen Neville besser helfen konnte und Neville im Unterricht nicht mehr so nervös war. Snape bemerkte dies nach einiger Zeit und ärgerte sich, dass er nicht schon früher auf diese Idee gekommen war. Er liess einige Unterrichtsstunden verstreichen, bevor er der Klasse - zu Wiederholungszwecken - aufgab eine Schrumpflösung zu brauen, die er schon vor Jahren mit ihnen durchgenommen hatte. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er Longbottom und stellte mit einer gewissen grimmigen Genugtuung fest, dass der Bengel diesen Trank tatsächlich ohne fremde Einmischung braute. Als die Stunde fast beendet war, schritt Snape durch die Bankreihen und vergab Noten für die Schrumpflösungen. Schliesslich erreichte er auch Longbottom, dessen Hände vor Aufregung zitterten.
Snape liess sich Zeit - er schöpfte ein wenig von der Flüssigkeit ab und liess sie wieder in den Kessel zurück plätschern. Dann zückte er sein Notizbuch.
"Etwas zu wässrig, Longbottom. Sieben von zehn Punkten", sagte er kalt und bemerkte im Weitergehen, dass Longbottom vor Glück fast ohnmächtig wurde. Als er vor Hermine stand, viel ihm ein, dass er einen Ruf zu verlieren hatte und liess deshalb kein gutes Haar an ihrer Schrumpflösung, doch egal, was er auch zu ihr sagte, nichts vermochte das Leuchten in ihrem Blick auszulöschen.
Abends im Gryffindor-Gemeinschaftsraum waren Nevilles gute Noten im Zaubertränkeunterricht immer noch das heisseste Gesprächsthema. Auch, dass Hermine nur drei Punkte erhalten hatte wurde ausgiebig besprochen. Nur Hermine bekam davon nicht allzuviel mit. Sie sass mit träumerischem Ausdruck in einem der Sessel und nahm augenscheinlich nichts von ihrer Umgebung wahr.
"...von Ihnen hätte ich wesentlich mehr erwartet, Miss Granger!" Ron gab unter grossem Gelächter eine gelungene Parodie von Snape zum Besten. "Man sollte nicht glauben, dass Sie schon in der Abschlussklasse sind, Miss Granger. Es ist wirklich..."
"Hey, Hermine." Harry hatte sie angestupst und Hermine sah irritiert auf. "Nun lach' doch auch mal. Oder ärgerst du dich immer noch über Snape?"
"Was? Nein... ich bin müde. Ich gehe ins Bett. Gute Nacht, Harry."
Harry beäugte sie misstrauisch.
"Sag' mal, was ist eigentlich los mit dir in letzter Zeit?" rief er ihr hinterher, doch Hermine antwortete nicht.
Als sie in ihrem Zimmer war, ging sie keineswegs gleich zu Bett. Stattdessen stellte sie einen Stuhl an ihr Fenster und setzte sich gedankenschwer darauf. Die Ellbogen auf das Fenterbrett gestellt und das Kinn in die Hände gestützt sass sie lange da und starrte in die Dunkelheit hinaus.
Wann hatte sie eigentlich aufgehört, Snapes eisigen Blick und seine sarkastischen Bemerkungen persönlich zu nehmen und angefangen mehr in ihm zu sehen, als nur einen Lehrer?
Wann hatte sie zum ersten Mal den Mann in ihm wahrgenommen? War es schon damals gewesen, als er Arithmantik unterrichtet hatte und sie von seinem Unterricht mehr profitiert hatte, als bei den anderen Lehrern? Sicher hatte auch der Weihnachtsball einen grossen Anteil an ihrer veränderten Sichtweise. Manchmal glaubte sie immer noch seine kräftigen Hände auf ihrer Haut zu spüren, die für jemanden der den meisten Teil seiner Zeit in feuchtkalten Kerkergewölben verbrachte, überraschend warm gewesen waren. An diesem Abend hatte sie auch seinen scharfzüngigen, zynischen Sinn für Humor entdeckt, der eine Seite in ihr ansprach, welche die meiste Zeit im Verborgenen schlummerte.
Sie dachte auch gerne an die wenigen kurzen Gespräche zurück, die er in diesem Schuljahr mit ihr geführt hatte. Sie war nicht so anmaßend zu glauben, dass sie ihn nun wirklich verstehen würde, aber er hatte ihr dadurch einen kleinen Einblick in seine Persönlichkeit gewährt, die sie überaus interessant fand.
Er war sicher kein sehr gutaussehender Mann, doch sie fühlte sich dennoch auf unerklärliche Weise von ihm angezogen. Sie entschied, dass das Schönste an ihm seine dunklen Augen und seine ausdrucksstarken Hände waren. Eine neuerliche Prüfung ihrer Gefühle führte sie zu der Erkenntnis, dass sie zwar nicht sonderlich angetan war von dem Lehrer Professor Snape, aber unrettbar in den Mann Severus Snape verliebt war.
Verliebt! Sie fühlte, wie ihr Herz bei diesem Gedanken heftiger pochte. Flüchtig dachte sie an ihre Schwärmerei für Professor Lockhart als sie in der zweiten Klasse gewesen war, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. Nein! Die Gefühle, die sie jetzt empfand waren anders. Sie war nicht blind für Snapes Fehler, aber...
Dann kam ihr ein äusserst unangenehmer Gedanke in den Sinn.
Sie war Schulsprecherin und beinahe täglich kamen verzweifelte Schüler zu ihr um sich über Snapes Ungerechtigkeiten zu beschweren oder sich bei ihr über seinen Sarkasmus auszuweinen. Was sollte sie zukünftig nur tun? Sie war nun ganz gewiss nicht mehr in der Lage den Hilfe suchenden Schülern einen objektiven Rat zu erteilen - am Ende verriet sie sich noch unabsichtlich!
Das war nicht gut - das war definitiv gar nicht gut. Was hatte sie sich überhaupt dabei gedacht? Immerhin war sie selbst noch eine Schülerin und er war ihr Lehrer!
Hermine stöhnte verhalten und ihr Kopf sank deprimiert auf das Fensterbrett.
Am nächsten Tag bat sie Professor Dumbledore um ein Gespräch.
++++
"Was kann ich für unsere reizende Schulsprecherin tun?" begrüsste der Direktor sie freundlich.
Hermine setzte sich und Dumbledore fiel auf, dass sie reichlich blass aussah.
"Darf ich Ihnen etwas anbieten, Miss Granger? Tee? Oder ein paar Plätzchen?"
"Nein, danke, Herr Professor", sagte Hermine mit fester Stimme. "Ich wollte sie lediglich bitten, mich von meinem Amt als Schulsprecherin zu entbinden und jemand anderen zu ernennen."
Dumbledores weise Augen ruhten auf ihr und Hermine senkte beschämt den Kopf.
"Ich werde keine so weitreichende Entscheidung treffen, ohne Ihre Gründe zu kennen", sagte er schliesslich.
"Die Gründe sind rein persönlicher Natur und tun deshalb nichts zur Sache", antwortete Hermine um Sachlichkeit bemüht.
"Ich fürchte, dass ich diese Antwort nicht akzeptieren kann, mein Kind."
Hermine fuhr sich mit der Hand durch die Haare und kaute nervös auf ihrer Unterlippe.
Dumbledore blieb geduldig. "Nicht vielleicht doch ein Schokoladenplätzchen?" fragte er freundlich und bot Hermine eine offene Schachtel mit Plätzchen an.
Hermine schüttelte stumm den Kopf. Dann schien sie sich einen Ruck zu geben. Sie sah Dumbledore direkt in die Augen.
"Es sind emotionale Gründe. Und ich glaube nicht, dass ich mein Amt als Schulsprecherin unter diesen Umständen noch so ausfüllen kann, wie ich es sollte", erläuterte Hermine zögernd.
Der Direktor liess diese Antwort auf sich wirken und dachte gründlich darüber nach. Miss Granger musste wohl ein Faible für einen der Lehrer entwickelt haben. Eine andere Schlussfolgerung liessen ihre Antworten - oder besser ihre Weigerung auf seine Fragen zu antworten - nicht zu. Es konnte nichts anderes sein. Um welchen Lehrer mochte es sich wohl handeln? Die Auswahl war schnell getroffen. In einem - für Schülerinnen - attraktiven Alter waren nur zwei Lehrer. Severus und Remus. Ob Miss Granger wohl darüber orientiert war, dass der Letztere gleichgeschlechtliche Beziehungen bevorzugte? Dumbledore war sich in diesem Punkt nicht sicher, aber er tippte trotzdem auf Severus. Dieser Fall war kompliziert. Er würde in Ruhe darüber nachdenken müssen.
"Miss Granger, kommen Sie doch bitte in zwei Stunden wieder zu mir. Bis dahin werde ich eine Entscheidung getroffen haben."
Hermine nickte und war froh, wieder aufstehen zu dürfen. Sie hatte schon befürchtet, sie würde mit der Wahrheit nicht länger hinterm Berg halten können.
Als er allein war, zauberte sich Dumbledore ein Tasse Kräutertee herbei und tunkte einen Schokoladenplätzchen ein. Nach dem dritten Plätzchen hatte er seine Gedanken soweit geordnet, dass er Miss Grangers Problem erneut angehen konnte.
Er ging davon aus, dass sich Miss Granger in Severus verliebt hatte. Das war in so weit ein Problem, als dass sie seine Schülerin war und Dumbledore nicht wusste, ob es sich nur um eine vorübergehende Schwärmerei handelte, oder ob ihre Gefühle tiefer gingen. Eine Liebelei zwischen dem Lehrkörper und den Schülern war selbstverständlich nicht erwünscht, doch andererseits behagte es dem Direktor auch nicht sonderlich, dass Rozelda Lexington viel zu offensichtlich ihre Netze nach Severus auswarf. Vielleicht ergab sich hier eine Möglichkeit...
Pünktlich zwei Stunden später sass Hermine wieder Dumbledore gegenüber, der sie freundlich anlächelte. Für Hermines Geschmack fiel sein Lächeln vielleicht etwas zu verschmitzt aus und sie ahnte Fürchterliches.
"Miss Granger, ich habe mich entschieden, in Ihrem Fall nicht allein die Entscheidung zu treffen."
"Ach", stöhnte Hermine ahnungsvoll.
"Ja, ich denke, Sie sollten Ihr Problem noch einem anderen Lehrer vortragen. Ich würde mich dann der Empfehlung dieses Lehrers anschliessen."
"Und an welchen Lehrer hatten Sie da gedacht? Vielleicht an Professor McGonagall? Sie ist immerhin meine Hauslehrerin", schlug Hermine suggestiv vor.
Doch Professor Dumbledore schüttelte den Kopf.
"Nein, ich dachte an jemand Objektiveren. Minerva wäre unter Umständen doch etwas parteiisch und würde Sie womöglich dazu überreden im Amt zu bleiben." Er zwinkerte leicht mit den Augen. "Ich dachte an Professor Snape."
Hermine schloss für eine Sekunde die Augen. ‚Warum ich?' dachte sie niedergeschlagen.
"Ich möchte lieber nicht mit Professor Snape darüber sprechen", wandte Hermine erstaunlich beherrscht ein.
"Dann bleiben Sie Schulsprecherin."
"Das kann ich auch nicht", jammerte Hermine, doch Dumbledore lächelte nur und liess sich nicht erweichen.
"Treffen Sie Ihre Entscheidung, Miss Granger und jetzt wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag."
(Fortsetzung folgt)
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Wie schon das letzte, war auch dieses Kapitel eine Art Zwischenspiel, bevor wieder mehr passiert... Muss halt auch mal sein ;-)
