Disclaimer:

Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir, sondern J. K. Rowling.

Also, zuerst mal: Boah ey! Bin stolz wie Oskar – mehr als 10 reviews für ein lumpiges Kapitel und insgesamt über 100!!!! Wenn ich noch vor Stolz platze, ist das ganz allein eure Schuld *g*

@Evil*Twin – es sei dir gegönnt *wuschel*, by the way, Ideenklau ist das halbe Leben!

@Khair – hab's im letzten Kapitel noch eingebaut *dankt artig für gute Idee*

@Snuffkin – hatte das Dienstags-Update auf Montag vorgezogen... *peinlich berührt auf die Schuhspitzen starr* hatte kurzfristigerweise am Dienstag kein Internet...

@Alanis – ich wollte ja nichts sagen... (bride side - *lol*)

@Colly – genau, Hermine ist gar nicht schwach... danke, guter Tipp – wird berücksichtigt *knuddel*

Mein völlig begeisterter Dank geht wie immer auch an: Maxine, severin, Seelenfinder, Sarista, LionSnape und tentakula *wuschelt alle*

Ich hoffe, ihr habt vom letzten Mal noch ein paar Taschentücher übrig, denn heute geht's zur Sache!

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Night and Day

Fanfiction von Lorelei Lee

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Kapitel 15

Maybe this time

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Am nächsten Morgen sass Snape hellwach in einem Bett auf Hogwarts Krankenstation und versuchte krampfhaft nicht über den letzten Abend nachzudenken. Als er spät am Abend in Hogwarts angekommen war, hatte ihn Madam Pomfrey sofort in die Krankenstation verfrachtet und Snape war noch zu sehr mit seinem eigenen emotionalen Konflikt beschäftigt gewesen um ihr zu widersprechen. Später war Dumbledore noch zu ihm gekommen und Snape gab ihm einen halbwegs vollständigen Bericht über die letzte Woche. Dann hatte Madam Pomfrey ihm einen Schlaftrank eingeflösst der augenblicklich gewirkt hatte.

Jetzt war er wieder wach und wartete darauf, dass Madam Pomfrey endlich erscheinen würde, damit er sich von ihr seine Kleidung geben lassen konnte. Er versprach sich allerdings selbst, dass er, wenn sie nicht in den nächsten fünf Minuten auftauchen würde, lieber im Pyjama durch Hogwarts laufen würde, als noch eine Sekunde länger in einem Krankenbett zu verbringen.

An diesem Punkt seiner düsteren Überlegungen angelangt öffnete sich die Tür zur Krankenstation, doch nicht Madam Pomfrey trat ein, sondern ein besorgt lächelnder Remus Lupin.

"Guten Morgen, Severus", begrüsste er ihn und setzte sich auf das untere Ende des Bettes. "Bist du schon lange wach?"

"Was willst du denn hier?" fragte Snape mürrisch.

"Sehen, wie's dir geht – was glaubst du denn?" erwiderte Lupin zu Snapes Überraschung leicht aufgebracht. "Seit fast einer Woche warst du nach diesem Todessertreffen wie vom Erdboden verschluckt. Dumbledore hat sich in Schweigen gehüllt und sogar Sirius und Harry wollten mir nichts sagen. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!"

Der Werwolf hatte sich Sorgen um ihn gemacht? Das war allerdings eine erstaunliche Erkenntnis!

"Warum?" fragte Snape.

Lupin musterte ihn halb fassungslos, halb ärgerlich.

"Warum? Du willst wirklich wissen warum? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, weil du mein Freund bist!"

Snape war über diese offene Antwort befremdet, doch es war ihm seltsamerweise nicht so unangenehm, wie es ihm eigentlich hätte sein müssen.

"Bin ich das?"

Lupin liess ein leises, ärgerliches Lachen hören.

"Ja, leider. Du darfst mir glauben, dass mein Leben ohne diese Bürde weitaus angenehmer wäre", entgegnete er spöttisch. "Aber genug davon. Willst du mir jetzt nicht endlich erzählen, wo du die ganze Zeit über warst?"

Snape zögerte, doch dann entschied er sich doch dafür Lupin die Wahrheit über seinen Aufenthaltsort preiszugeben. Er hatte keinen Grund dem Werwolf zu misstrauen – er hatte ihm in den letzten Monaten ohnehin schon das Meiste anvertraut. Doch er würde ihm nur seinen Aufenthaltsort mitteilen – nicht mehr und nicht weniger.

"Black und Potter hielten es für zweckmässig mich bei Miss Granger einzuquartieren", sagte er mit unbewegte Miene.

Woraufhin Lupin einen erstickten Laut von sich gab, der allzu sehr an ein Japsen erinnerte.

"Ausgerechnet zu Hermine?" fragte Lupin entgeistert mit gesenkter Stimme. "Andererseits war es natürlich eine clevere Idee und sie konnten ja nicht wissen..." Er beendete den Satz nicht, sondern musterte Snape mit einem neugierig-spekulativen Blick, der diesem überhaupt nicht gefiel.

"Und, wie war es?" platzte Lupin heraus.

"Wie war was?" entgegnete Snape kalt.

"Nun tu' nicht so. Irgendetwas muss passiert sein!"

Snape hätte ihm für dieses wissende Lächeln am liebsten einige Ohrfeigen verpasst, doch er beherrschte sich und schenkte ihm stattdessen einen eisigen Blick.

"Es ist nichts passiert!" bemerkte er mit Nachdruck.

Lupin betrachtete ihn skeptisch und ungläubig.

"Das ist nicht sehr nett von dir, mich so anzulügen. Ein guter Freund tut so etwas nicht", stichelte er. "Du willst mir doch nicht allen Ernstes weismachen, dass du mit deinem gebrochenen Bein die ganze Zeit im Bett gelegen hast und so ausgesehen hast wie jetzt und es soll nicht das Geringste passiert sein?"

Snape sah an seinem grauen Pyjama hinunter und fragte ärgerlich zurück: "Wieso? Wie sehe ich denn aus?"

Lupins Mundwinkel zuckten leicht.

"Man sieht in diesem Pyjama deinen Hals und ein Stück von deinem Schlüsselbein", erläuterte Lupin mit einem Lächeln, das bei Snape einen unangenehmen Eindruck hinterliess. "Verglichen mit deinem üblichen zugeknöpften Erscheinungsbild ist soviel Haut unglaublich sexy. Sogar ich werde bei diesem Anblick langsam aber sicher feucht und dabei bist du noch nicht mal mein Typ", schloss Lupin trocken.

Bei dem Schauspiel, welches Snapes Mienenspiel bot, konnte er ein Grinsen nur sehr unvollkommen unterdrücken. Ein gutes Dutzend Empfindung schienen in Snape um die Vorherrschaft zu kämpfen, doch endlich trug seine übliche kalte Arroganz den Sieg davon.

"Wann wirst du endlich aufhören, mich mit deinen zweideutigen Bemerkungen zu belästigen?" fragte Snape mit eisiger Stimme.

"Vermutlich gar nicht", seufzte Lupin. "Es macht einfach zu viel Spass. Kommst du zum Frühstück in die grosse Halle, oder wirst du dich noch einen Tag länger Poppys Heilkünsten aussetzen?" fragte er freundlich.

"Wenn es nach mir ginge, keine fünf Minuten länger", knurrte Snape grimmig.

"Gut. Ich nehme an, sie hat deine Kleidung hier irgendwo versteckt. Ich hole sie und dann können wir frühstücken gehen."

Lupin erhob sich und brachte kurz darauf Snapes Kleidungsstücke an dessen Bett. Er war froh, dass Snape wohlbehalten wieder in Hogwarts war, auch wenn er insgeheim bedauerte, dass er wohl nie erfahren würde, was zwischen Hermine und Snape tatsächlich vorgefallen war, doch er wusste wann er sich geschlagen geben musste. Er drang deshalb nicht weiter in ihn und war sogar so zuvorkommend, wegzusehen, während Snape in seine Hosen schlüpfte.

Auf dem Weg in die Halle berichtete Snape Lupin in groben Zügen über die missglückte Todesser-Aktion.

"Und Du-weißt-schon-Wer hat sich seither nicht mehr gerührt?" fragte Lupin besorgt.

Snape schüttelte den Kopf. Dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke.

"Hast du eigentlich herausbekommen, wo sich Rozelda und... ihre Tochter während der Sommerferien aufhalten?"

"Zuerst waren sie wohl bei einer älteren Schwester von Rozelda auf Besuch, doch seit ein paar Tagen habe ich nichts mehr über sie in Erfahrung bringen können", gab Lupin unglücklich zu.

"Das ist dann wohl nicht zu ändern", bemerkte Snape düster.

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Während der folgenden zwei Wochen suchte Snape mehrmals die Winkelgasse und die Nocturn-Allee auf um einige Einkäufe zu tätigen und um sich mit Lucius Malfoy zu treffen. Er machte sich Gedanken über Rozeldas Aufenthaltsort und über das dunkle Mal, welches wieder anfing, sich schemenhaft auf seinem Arm abzuzeichnen.

Doch über allem anderen kehrten seine Gedanken mit schöner Regelmässigkeit zu Hermine zurück. Er musste sich eingestehen, dass sie ihm alles andere als gleichgültig war. Sie war bisweilen kratzbürstig, besserwisserisch und verflucht starrsinnig – doch diese Eigenheiten gehörten genauso zu ihr wie dieses reizende Lächeln, die unbewusste Geste mit der sie sich ihre widerspenstigen Haare aus der Stirn strich, ihre Art seinen Blick zu erwidern...

Es war nicht schwer gewesen sich in sie zu verlieben, doch fiel schwerer fiel es ihm, zu begreifen, warum sie sich ausgerechnet in ihn verliebt hatte. Seine missglückte Affäre mit Rozelda hatte ihm klar vor Augen geführt, dass sich in seinem ganzen Leben noch nie eine Frau ohne Grund mit ihm eingelassen hatte. Keine von ihnen hatte ihn geliebt und jede hatte einen Hintergedanken damit verbunden. Er fragte sich wirklich, was Hermine in ihm sehen mochte... Lupins Aussage, er hätte durchaus eine erotische Wirkung auf andere, mass er keine Bedeutung bei. Dieser alberne Werwolf hatte ihn damit sicher nur reizen wollen.

Er seufzte leise. Wahrscheinlich würde er es nie erfahren. Einen schlechteren Zeitpunkt um Tagträumen nachzuhängen konnte es für ihn nicht geben. Er durfte Hermine nicht wiedersehen, wenn er sie nicht unnötig gefährden wollte. Es war überdies höchste Zeit, dass er sein Leben wieder in den Griff bekam. Anstatt Erinnerungen an Hermine nachzuhängen, sollte er lieber Lucius Verhalten bei ihrem letzten Treffen genauer unter die Lupe nehmen.

Nicht, dass sich Lucius Haltung ihm gegenüber tatsächlich verändert hatte, doch etwas in seinem Blick und dem Ton, den er in ihrer Unterhaltung angeschlagen hatte, hatten ihn hellhörig werden lassen. Ob Lucius etwas ahnte? Er würde von jetzt an sehr wachsam sein müssen.

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An einem der folgenden Abende kam er von einer Dinner-Einladung von Malfoy Manor in höchst alarmiertem Zustand zurück. Er war sich sicher, dass Lucius misstrauisch geworden war, aber vermutlich noch keine Beweise für Snapes Verrat vorzuweisen hatte.

‚Sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich schon nicht mehr am Leben' dachte Snape bitter. Er fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Das dunkle Mal schmerzte – es konnte nicht mehr lange dauern, bis Voldemort seine Getreuen wieder um sich scharen würde. Snape gab sich keinen Illusionen darüber hin, was ihn dort erwarten würde, wobei der Cruciatus-Fluch in seinen Überlegungen eine untergeordnete Rolle spielte.

Sein Gehirn arbeitete logisch und nüchtern. Letzten Endes hatte er immer damit gerechnet, dass sein Verrat entdeckt werden würde. Er hatte schon immer ein Leben am Abgrund geführt, er war zu sehr daran gewöhnt, dass jeder Schritt sein letzter sein konnte um bei diesem Gedanken noch die Fassung zu verlieren. Ihm blieben vielleicht noch zwei, höchstens drei Tage. Was konnte er mit dieser geborgten Zeit noch anfangen?

Vielleicht einige Stärkungstränke für sich brauen, falls er doch mit dem Leben davon kommen sollte. Oder er könnte seine Angelegenheiten ordnen.

Doch Tränke jeglicher Art waren in ausreichender Menge vorrätig und seine Angelegenheiten hatte er schon damals geordnet, als Dumbledore ihn gebeten hatte, wieder für ihn zu spionieren. Im Grunde genommen hatte er nur noch einen Wunsch.

Einen verrückten, riskanten und völlig absurden Wunsch.

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Am nächsten Nachmittag hatte er sich dazu durchgerungen, trotz aller Einwände, die ihm in den letzten 15 Stunden in den Sinn gekommen waren, Hermine Granger ein letztes Mal zu besuchen. Er öffnete seinen Kleiderschrank um aus der hintersten Ecke einige Muggel-Kleidungsstücke ans Tageslicht zu zerren. Er hatte sie lange nicht mehr gebraucht, doch es war besser, auf der kurzen Strecke, die er von dem Pub in Edinburgh bis zu Hermines Wohnung zurücklegen musste, nicht aufzufallen.

Er wählte ein hellgraues Hemd, eine dunkelgraue Hose und einen schwarzen Blazer aus. Gerade als er den letzten Knopf geschlossen hatte und sich skeptisch im Spiegel betrachtete, klopfte es an seiner Tür.

Snape blickte genervt an die Zimmerdecke. Dann ging er um die Tür zu öffnen.

Draussen auf dem Gang stand Remus Lupin.

"Können wir gehen?" fragte Lupin ohne Snape genauer zu betrachten.

"Gehen? Wohin?" fragte Snape mit gerunzelter Stirn.

"Nach Hogsmeade! Schon vergessen? Du wolltest mich heute zur Schneiderin begleiten."

"Ich habe keine Zeit", sagte Snape kurzangebunden und wollte die Tür schliessen. Doch in diesem Moment hatte Lupin die Muggel-Kleidung bemerkt und hielt die Tür mit einer Hand auf.

"Und ich glaube, ich weiss sogar, warum du keine Zeit hast", bemerkte Lupin mit einem feinen Lächeln.

"Remus", flüsterte Snape drohend. "Eine idiotische Bemerkung von dir und ich erwürge dich auf der Stelle."

Lupins Blick wurde zu Snapes Überraschung weicher.

"Viel Glück", wünschte ihm Lupin mit leiser Stimme, dann lies er die Tür los und ging den Gang hinunter.

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Hermine lag auf ihrem Sofa, las in einem Buch und neckte von Zeit zu Zeit Krummbein mit einer alten Gummimaus als es an der Tür klingelte. Sie erhob sich und ging hinaus um durch den Türspion zu sehen, da sie keinen Besuch erwartete.

Bei Snapes Anblick gaben ihre Knie etwas nach.

‚Er ist zurückgekommen' dachte sie zusammenhanglos. Im nächsten Augenblick riss sie sich wieder zusammen.

‚Er ist sicher nicht hier um mit einem hysterischen Frauenzimmer Tee zu trinken. Also, etwas mehr Selbstbeherrschung, Hermine!' feuerte sie sich selbst an, fuhr sich noch ebenso hektisch wie erfolglos durch die Haare und öffnete – nun wieder etwas gelassener – die Tür.

Sie musterte ihn mit einer Gelassenheit, die sie durchaus nicht empfand.

"Warum bist du hier?" fragte sie. Knapp, aber nicht unfreundlich. Immerhin hatte sie seinetwegen eine ganze Nacht lang ihr Kopfkissen nassgeweint, welches immer noch ganz leicht nach ihm gerochen hatte.

Snape erwiderte ihren Blick. Obwohl sie nur eine weite Bluse über verwaschenen Jeans trug, konnte er sich nur schwer von ihrem Anblick losreissen. Ausserdem konnte er sich nicht mehr an die Erklärung erinnern, die er sich auf dem Weg hierher zurechtgelegt hatte.

"Weil ich dich sehen wollte", sagte er deshalb schlicht. ‚Moment – hatte er gerade tatsächlich etwas derart Idiotisches gesagt?'

Doch Hermine schien dies nicht im Mindesten idiotisch zu finden. Zumindest lächelte sie ihn verlegen an und liess ihn mit strahlenden Augen in ihre Wohnung eintreten.

Hermine wusste nicht mehr so genau, wie sie in ihr Wohnzimmer gekommen waren. Auf jeden Fall sass sie mit Snape auf ihrem Sofa. Sie hatte es sich mit dem Rücken zur Armlehne bequem gemacht, ihr rechter Arm lag auf der Rückenlehne und ihre linke Hand wurde von Snape gehalten. Sie hätte ewig so dasitzen können! Ab und zu erzählte er ihr mit seiner dunklen, weichen Stimme von Madam Pomfreys Lob über ihre Heilkünste, oder von Remus, der sich endlich einige neue Roben in Hogsmeade kaufen wollte und sich nun nicht für eine Farbe entscheiden konnte. Doch die meiste Zeit sassen sie einfach nur da und sahen sich an.

Snape hatte unbewusst angefangen, erst ihren Handrücken zu streicheln, dann hatte er ihre Hand umgedreht um mit seinen Fingern sanft über die Innenseite ihres Unterarms zu streichen. Hermine entfuhr unwillkürlich ein kleiner Laut der Überraschung und Ermutigung und er fand wieder in die Wirklichkeit zurück.

Er unterbrach seine Zärtlichkeiten, aber er hielt ihre Hand weiterhin fest. Sein intensiver Blick traf sie und sie wagte plötzlich kaum zu atmen.

"Ich hätte nicht hierher kommen sollen", sagte Snape langsam, doch sein Blick strafte seine Worte Lügen.

"Warum nicht?" fragte sie ruhig und ihre Augen wirkten so dunkel wie nie zuvor.

"Weil ich in den nächsten Minuten den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung einbüssen und dich küssen werde", sagte er mit einer Stimme, die wie dunkler Honig über Hermines Haut rann. "Und deshalb wäre es besser, wenn ich ginge, bevor dieser Fall eintritt", setzte er hinzu.

"Warum?" fragte Hermine leicht atemlos und konnte den Blick nicht von seinen brennenden Augen abwenden, bis sie glaubte, in ihnen zu verglühen.

"Weil es nicht bei einem Kuss bleiben würde", flüsterte er mit einem vibrierenden Unterton, bei dem Hermine ein elektrisierendes Prickeln durchlief.

"Und was wäre so schlimm daran?" fragte Hermine als sie ihrer Stimme wieder trauen konnte.

Leichte Überraschung mischte sich in seinen Blick. Doch dann schüttelte er bedauernd den Kopf.

"Du bist etwas ganz Besonderes... es wäre einfach falsch", äusserte er bestimmt. Trotzdem blieb er weiter bei ihr sitzen.

Hermine erkannte in diesem Moment blitzartig, dass er nie den ersten Schritt tun würde. Sie beugte sich leicht zu ihm vor. Während sich ihre Finger um seine Hand schlossen, legte sie ihre andere Hand in seinen Nacken und zog ihn so in einen zärtlichen Kuss.

Bei der Berührung ihrer Lippen warf Snape seine Zurückhaltung, seine Rücksichtnahme und seine ganzen Vorbehalte über Bord und erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich.

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Seine Hände griffen in ihre Haare, seine Zunge schob sich behutsam zwischen ihre leicht geöffneten Lippen und sie genoss jede einzelne Sekunde. Der Kuss wurde fordernder, verlangender, ihr Puls raste und seine Arme schlangen sich wundervoll besitzergreifend um ihren Körper. Sie saugte spielerisch an seiner Zunge und war sich fast sicher ein leises Stöhnen zu hören, doch ihr Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass sie sich auch getäuscht haben konnte. Sein Mund wanderte an ihrem Hals entlang tiefer und als er an ihrer Halsbeuge angekommen war, entrang sich ihrer Kehle ein langgezogenes Seufzen.

Mit einer geschmeidigen Bewegung hob Snape ihren Körper vom Sofa hoch und trug sie auf seinen Armen in das Schlafzimmer. Hermine hatte schon halb befürchtet – oder, wenn sie ehrlich war, halb gehofft – dass er sie einfach aufs Bett werfen würde und... Doch stattdessen stellte er sie behutsam auf die Füsse und küsste sie wieder mit diesem Mund, der jahrelang wegen seiner zynischen Bemerkungen gefürchtet worden war und der nun zum Verrücktwerden sanft an ihrer Zunge saugte. Er musste irgendwann seinen Blazer abgestreift haben, denn als er ihre Hände an seinen Hemdkragen führte, trug er ihn nicht mehr. Er unterbrach den Kuss und seine funkelnden, schwarzen Augen liessen ihre Finger zittern, dennoch gelang es ihr erstaunlich gut, die Knöpfe zu öffnen und ihm das Hemd vom Körper zu streifen.

Ihre Hände fühlten sich angenehm kühl auf seiner Haut an, aber das lag vielleicht nur daran, dass ihn ihre tastenden Berührungen erhitzten und gleichzeitig Schauer über seinen Rücken jagten. Hatte er gerade gestöhnt, als sich ihre Hände auf seine Brust gelegt hatten und nun langsam tiefer glitten? An seinem Hosenbund hielten sie unsicher inne, doch ein leichtes Kopfnicken genügte und der Stoff glitt an seinen Beinen entlang auf die Erde.

Obwohl sie ihn schon in seinen schwarzen Boxershorts gesehen hatte und dieser Anblick also nichts Neues für sie war hielt Hermine dennoch unwillkürlich den Atem an. Diese zwei Situationen konnte man einfach nicht miteinander vergleichen.

Damals war er bewusstlos gewesen – heute war er das Gott sei dank nicht!

Seine geschickten Finger öffneten nun langsam die Knöpfe ihrer Bluse und Hermine hatte das sichere Gefühl, sie würde vor Ungeduld sterben. Snape lächelte, als er unter der zarten Haut ihrer Kehle sah, wie aufgeregt ihr Puls klopfte – manche Dinge änderten sich nie. Da er vermutete, dass sie noch nicht allzu grosse Erfahrung mit Männern hatte, entkleidete er sie behutsam weiter, wobei er immer wieder mehr oder weniger feuchte Küsse auf die freigelegten Körperstellen platzierte.

Er war froh, dass Hermine anders war als alle Frauen, die er bislang gekannt hatte. Sie war aufrichtig und gradlinig und ohne ein Spur falscher Koketterie – und die Art, wie sie auf seine Liebkosungen reagierte war wundervoll neu und erregend.

Er zog sie mit sich auf ihr Bett, wo sie sich ihm bereitwillig überließ. Sanft streichelte und massierte er ihren Oberkörper und senkte seine Lippen auf ihre Brüste. Ihr Stöhnen verriet ihm ihre Lust und stachelte auch sein Verlangen an. Geschickt liebkoste er ihr empfindliches Fleisch mit seinen Fingern. Es war heiß und feucht. Jede ihrer Reaktionen teilte ihm mit, daß sie mehr als bereit für ihn war. Doch er wartete noch, während sein Finger langsam tiefer glitt, bis er seinen Weg in sie fand. Vorsichtig erkundete er sie. Sie hatte nun angefangen, sich instinktiv zu bewegen. Jede Faser ihres Körpers fieberte ihm entgegen. Sie keuchte vor Lust, doch sie konnte nichts dagegen tun. Doch bevor er etwas unternahm, musste sie ihm noch etwas sagen. Als hätte er ihre Gedanken erraten, zog er sich ein wenig zurück und sah sie fragend an. Es fiel ihr plötzlich schwer, die richtigen Worte zu finden.

"Sei bitte ein bisschen vorsichtig – ich... ich habe so etwas noch nie gemacht", bat sie ihn zögernd.

Er runzelte bei ihren Worten leicht die Stirn. Damit hatte er nun nicht wirklich gerechnet.

"Mit anderen Worten – du bist noch Jungfrau?" fragte er sie leise und seine Verblüffung reizte sie seltsamer Weise zum Kichern.

"Wenn du jetzt wieder anfängst, mir Ron und Viktor vorzuhalten – dann schreie ich", drohte sie nicht ganz ernst gemeint.

"Für wie geschmacklos hältst du mich eigentlich?" Er tat beleidigt, doch sein Lächeln sorgte dafür, dass Hermines Herz wieder ein paar Takte aussetzte. Er war ohnehin schon faszinierend, doch wenn er lächelte war der Anblick einfach atemberaubend. Doch dann wurde er wieder ernst.

"Willst du es wirklich?" fragte er sanft.

Ihr Blick glitt über ihre aneinander geschmiegten Körper, über ihre verschlungenen Hände und über sein Gesicht. Es fühlte sich alles so richtig an. Für einen Moment verlor sie sich in seinen Augen.

"Ich will es mehr als alles andere auf der Welt", stellte sie unmissverständlich fest.

Sie glaubte, etwas wie ein Seufzen zu hören, doch dann war sein Mund wieder auf ihren Lippen und seine Finger taten Dinge mit ihrem Körper, die ihr glühende Schauer über die Haut jagten.

Er legte sich halb auf sie, stützte sich mit seinen Händen ab und sah sie eindringlich an. Sie fühlte wie sich seine Erektion zwischen ihre Beine schob. Es fühlte sich heiß und sehr hart an. Er fand ihren Eingang und preßte sich dagegen. Die Spitze seines pulsierenden Fleisches glitt langsam hinein.

Der plötzliche Schmerz trieb Hermine Tränen in die Augen. Obwohl sie beschlossen hatte, sich zusammen zu reissen, stiess sie einen kleinen Schrei aus. Snape hatte sofort aufgehört sich zu bewegen und murmelte ihr beruhigende Worte zu. Gleichzeitig fuhr er fort, sie sanft zu liebkosen und es dauerte nicht lange, bis sie wieder auf seine Zärtlichkeiten reagierte und automatisch ihre Hüften verlangend bewegte. Von Neuem erregt, glitt er tief in sie hinein und wieder hinaus... und wieder... und wieder. Seine Leidenschaft riss sie mit sich in ein Meer der Gefühle. Auf dem Höhepunkt ihrer Ekstase spürte sie undeutlich, wie er sich versteifte und heiss in sie ergoß, bevor eine dunkle Woge der Lust über ihr zusammenbrach und die Welt um sie herum versank.

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Am nächsten Morgen lag Hermine noch angenehm erschöpft im Bett und beobachtete Snape, wie er sich anzog. Sie hatten sich in dieser Nacht noch ein Mal geliebt, bevor sie in den Armen des Anderen eingeschlafen waren. Insgeheim beschloss sie, Krummbein ein besonders feines Frühstück zu zu bereiten. Denn kaum hatte Snape am Abend vorher ihre Wohnung betreten, hatte sich Krummbein aus dem Staub gemacht. Er war wirklich ein selten intelligentes Tier. Sie lächelte verträumt als Snape in seine Hose schlüpfte und sich mit noch offenem Hemd wieder zu ihr aufs Bett setzte.

"Musst du wirklich schon gehen?" fragte sie zärtlich.

"Ja, es ist besser so", sagte er bestimmt.

Sie setzte sich auf und half ihm beim Schliessen der Hemdknöpfe.

Sie schwiegen eine Weile und schienen beide ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.

"Wann sehe ich dich wieder?" fragte Hermine schliesslich leise, während sie versuchte, seine Manschetten zuzuknöpfen.

Er wirkte nachdenklich und antwortete nicht sofort auf ihre Frage.

Sie klopfte leicht mit den Fingern auf seinen Unterarm um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch er zuckte zusammen, als ob sie ihm einen Dolch in den Arm getrieben hätte.

"Was hast du da?" stiess sie entsetzt hervor und hielt seinen Arm, den er ihr entziehen wollte, am Handgelenk fest. Mit der anderen Hand streifte sie den Ärmel nach oben und erstarrte mitten in der Bewegung.

Klar und deutlich zeichnete sich das dunkle Mal auf seinem Unterarm ab.

Ihr Blick wanderte bestürzt und verständnislos zwischen seinem unbewegten Gesicht und dem Mal hin und her. Dann wich ihre Erstarrung und eine schreckliche Vermutung zeichnete sich in ihrer Miene ab.

"Sie wissen es", hauchte sie fast unhörbar.

"Wenn sie es wüssten, würden jetzt bereits die Blumen auf meinem Grab verwelken", sagte Snape bitter. "Sie ahnen vielleicht etwas, aber sie haben sicher keine Beweise."

"Warum hast du es mir nicht gesagt?" Hermine merkte, dass sie kurz davor war hysterisch zu werden und sie zwang sich, ruhig zu bleiben.

"Ich hätte nicht hierher kommen dürfen. Es war ein Fehler. Es wäre besser gewesen, wenn du nichts davon gewusst hättest." Seine Haltung war kühl und abweisend, doch Hermine fühlte, dass dies eher einer jahrelangen Gewohnheit entsprach und nicht das ausdrückte, was wirklich in ihm vorging. Dennoch hatte es sie verletzt.

"Ein Fehler?" fragte sie mühsam beherrscht.

Mit einer raschen Bewegung zog er sie an sich.

"Ein Fehler, den ich immer wieder begehen würde", murmelte er mit samtweicher Stimme und Hermine konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken.

"Wann ist es soweit?" fragte sie mit erstickter Stimme.

"Das lässt sich schlecht sagen. In ein, zwei Tagen vielleicht."

"Dann geh' einfach nicht hin!" bat Hermine flehentlich.

Snape liess sie los und hielt sie auf Armlänge von sich entfernt.

"Du weißt nicht, was du da sagst. Wenn ich nicht hingehe, kommt das einem Schuldeingeständis gleich. Nein – ich habe nur eine Chance. Ich muss hingehen, als ob nichts geschehen wäre."

Er stand vom Bett auf und zog sich fertig an.

"Werde ich dich wiedersehen?" flüsterte ihm Hermine zu, als er sie zum Abschied auf die Schläfe küsste.

Ein schmerzlicher Ausdruck trat in seine Augen.

"Das liegt nicht in meiner Hand."

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(Fortsetzung folgt)

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Übrigens: auf meinem PC ist die Story fast fertig *ätsch* (gemein, ich weiss, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen) – es sind insgesamt 17 Kapitel und das letzte ist ziemlich lang (färbt Mrs. Rowling ab? *zweifel*). Am Dienstag wird's auf jeden Fall nochmal so richtig spannend.

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Hinweis in eigener Sache:

Wer's noch nicht weiss, meine Slash-Story "Foreign Affair" hat noch einen kleinen Epilog erhalten. An alle, die es schon gemerkt und gerieviewt haben ein total verwuscheltes Dankeschön!