Disclaimer:
Alle Harry-Potter-Charakter und was so dazugehört gehören natürlich nicht mir, sondern J. K. Rowling.
@Elliot - *wischt elliot vom boden auf* nicht zerfliessen! Du sollst noch weiterlesen und kräftig reviewen.
@Kathie – unmögliches wird sofort erledigt – habe mich tatsächlich noch zu einem Epilog hinreissen lassen.
@Snuffkin – kommt alles noch... ich hoffe, es ist plausibel genug – irgendwie hat meine Inspiration gestern nacht um halb zwölf nicht mehr so richtig gezündet.
@Severin - *keks gibt* richtig geraten!!!! Aber Sevvie hätte sowieso beide Mädels retten müssen, da hat das nicht wirklich einen Unterschied gemacht ;-)
@Naddy – besser spät als nie *g*. Ja, ich war auch im Musical und das Lied kam da total gut und vielen, vielen Dank für deine liebe Review!
Mein glückseeliger Dank geht wie immer auch an:
Crisabella, Sarista, Maxine, Colly, Evil*Twin, Khair ed Din und alle „Schwarzleser"
Und zum Schluss habe ich noch eine ganz unbescheidene Bitte: Reviewt noch mal kräftig – das ist Schokolade für die Seele!
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Night and DayFanfiction von Lorelei Lee
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Kapitel 17
Night and Day – das Finale
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Leises Gemurmel drängte sich in Snapes wirre Träume. Warum gönnte man ihm keine Ruhe? Er war müde und wolle einfach nur schlafen... Die Stimmen wurden erst leiser, gewannen dann aber wieder an Lautstärke. Langsam öffnete Snape seine Augen. Warum fiel ihm das nur so schwer? Seine Augenlider schienen eine Tonne zu wiegen. Sein etwas getrübter Blick erfasste unscharf Betten, eine Tür, einen Wandschirm, Bilder an den Wänden. Hogwarts – Krankenstation. War er nicht erst vor ein paar Tagen hier gewesen? Er konnte sich nicht mehr darauf besinnen. Wie war er überhaupt hierhergekommen?
Zärtliches Lachen drang gedämpft an sein Ohr. Er drehte den Kopf nach links und sah im Bett neben sich Lupin sitzen, wie er gerade von Black – der auf der Bettkante sass – geküsst wurde. Snape schloss wieder die Augen. Das konnte nur ein Fiebertraum sein. Aber warum hatte Lupin einen Kopfverband und einen Arm in der Schlinge? In diesem Moment kehrte seine Erinnerung mit einem Schlag wieder zurück.
Hermine und Rowena!
Und Voldemort!
Er riss die Augen wieder auf und sass plötzlich kerzengerade im Bett. Seine Bewegung hatte das küssende Pärchen aufgescheucht und Lupin machte Anstalten, sein Bett zu verlassen.
„Sind sie tot?" fragte Snape mit rauer Stimme.
„Nein, es geht Ihnen gut", beruhigte ihn Lupin und legte eine Hand auf seine Schulter. „Sie haben bei Weitem nicht soviel abgekriegt wie du. Du solltest dich wieder hinlegen, Severus."
Snape schüttelte die Hand ungeduldig ab.
„Und Voldemort?"
„Der ist allerdings tot", mischte Black sich unbekümmert ein, der es sich mittlerweile im Schneidersitz auf Lupins Bett bequem gemacht hatte.
„Wie?"
„Harry ist es mit Dumbledores Hilfe gelungen... Aber das erzähle ich dir besser zu einem anderen Zeitpunkt. Du solltest dich jetzt wirklich wieder hinlegen", empfahl Lupin.
„Den Teufel werd' ich tun! Wo sind Hermine und Rowena?"
„Dann sprich' um Himmels Willen wenigstens ein bisschen leiser", bat Lupin beunruhigt. „Sirius dürfte genaugenommen gar nicht hier sein und ausserdem sollte ich Poppy unverzüglich informieren, wenn du wach bist. Du tust also niemandem einen Gefallen, wenn du hier so rumbrüllst, dass dich die ganze Schule hört."
„Schon gut", brummte Snape. „Also?" fragte er deutlich leiser.
Lupin seufzte.
„Sie liegt in dem anderen Bett, rechts von dir..."
Lupin sprach zwar noch weiter, doch Snape hörte ihm nicht mehr zu. Er verliess sein Bett und ging um den Wandschirm herum, der die zwei Betten voneinander trennte. Hermine lag ruhig da und schien zu schlafen. Ein Pflasterstreifen klebte auf ihrer Stirn und ihre widerspenstigen Haare waren zu einem lockeren Zopf zusammengebunden.
„Was ist mit ihr?" flüsterte er leise.
„Sie schläft", antwortete Lupin. „Sie hat vor einigen Stunden kurz das Bewusstsein erlangt und Poppy hat ihr einen starken Schlaftrank eingeflösst. Sie ist wahrscheinlich noch für ein paar Stunden ausser Gefecht, aber der Schlaf wird ihr gut tun."
Snape nickte geistesabwesend, dann ging er zurück in sein Bett.
Black hatte diese offensichtliche Besorgnis zwar mit einem Stirnrunzeln quittiert, doch sich nicht wirklich etwas dabei gedacht.
„Und wo ist Rowena?" fragte Snape.
„Rowena ist im Gryffindor-Turm", antwortete Lupin bereitwillig.
„Geht es ihr gut?"
„Oh, ich denke doch", antwortete Black grinsend. „Harry ist bei ihr."
Snape beschloss insgeheim, seine Drohung wahr zu machen und den Bengel doch noch umzubringen. Allerdings machte es ihn stutzig, dass Black über die Liebelei zwischen Rowena und Harry offensichtlich im Bilde war und er dennoch so gelassen darauf reagierte. Sollte es möglich sein, dass er noch nicht wusste...?
Snapes Blick schoss zu Lupin, der sich mittlerweile auf seiner Bettkante breit gemacht hatte.
„Er weiss es nicht?"
Zu seiner Überraschung lächelte Lupin.
„Nein, er weiss es noch nicht. Ich bin der Ansicht, dass es mir nicht zu steht Sirius dieses Geheimnis zu enthüllen."
Snape wandte sich mit einem genüsslichen Grinsen wieder Black zu, der sie verwirrt anstarrte.
„Black, es wird dich und deinen heldenhaften Patensohn sicher freuen zu hören, dass Rowena meine Tochter ist."
Blacks Gesicht, als Snape diese Bombe platzen liess, war unbezahlbar und entschädigte Snape für so Einiges. Lupin hatte dafür etwas gut bei ihm.
Black schnappte nach Luft und suchte offensichtlich nach Worten.
„Überleg' dir gut, was du sagst", riet ihm Snape aufreizend ruhig. „Wir könnten durch diesen Umstand eines Tages verschwägert sein."
So schrecklich dieser Gedanke selbst für Snape war, tat es ihm doch gut, zu wissen, dass es für Black genauso abscheulich sein würde.
Black starrte noch einen Augenblick fassungslos auf Snape, dann wanderte sein Blick weiter zu Lupin, der immer noch unschuldig lächelte.
„Und du hast es gewusst!" stiess er vorwurfsvoll hervor.
„Ja, allerdings", bestätigte Lupin ruhig.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?"
„Das konnte ich nicht. Es musste geheim bleiben. Bist du jetzt sehr böse?"
Lupin schenkte Black einen übertrieben reuigen Blick.
„Ja", bestätigte Black gedehnt. „Sehr böse... das war sehr, sehr ungezogen von dir."
„Jaaa", hauchte Lupin erwartungsvoll.
Snape beobachte die Szene vor sich mit Grauen. Die beiden schienen seine Anwesenheit völlig vergessen zu haben. Um sich wieder in Erinnerung zu bringen, räusperte er sich laut.
Black und Lupin blinzelten und sahen Snape für eine Sekunde verblüfft an.
„Ist es zuviel verlangt, wenn ihr eure Hormone in meiner Gegenwart etwas unter Kontrolle halten würdet?" fragte er ätzend.
Lupin grinste verlegen und Black murmelte etwas in sich hinein, was Snape nicht verstand, aber es hatte für ihn so ähnlich geklungen wie ‚Neidhammel'.
„Interessiert es dich eigentlich gar nicht, was mit dir selbst passiert ist?" fragte Lupin Snape, nachdem er einen warnenden Blick in Blacks Richtung abgeschossen hatte.
„Geringfügig", war Snapes trockener Kommentar.
„Wenn ich mich noch recht erinnere, dann sind einige Flüche aus verschiedenen Richtungen auf dich zugerauscht", sagte Black sinnend und offensichtlich genüsslich bei dieser Erinnerung verweilend. „Ich habe dir dann zwar noch zugeschrien, dass du in Deckung gehen sollst..."
„...aber mir war klar, dass du nicht mehr schnell genug reagieren würdest", ergänzte Lupin seltsam schuldbewusst. „Also habe ich einen schweren Stein nach dir geworfen, damit du umfällst und die Flüche dich nicht treffen... leider haben dich trotzdem ein paar davon gestreift. Deshalb warst du auch so lange bewusstlos."
„Das heisst im Klartext: ich habe mein Leben schon wieder einem Gryffindor zu verdanken", stiess Snape angewidert aus und schloss genervt die Augen.
„Ich weiss nicht, warum du so ein Drama daraus machst", stichelte Black. „Du solltest dich so langsam daran gewöhnt haben."
Snape öffnete langsam wieder seine Augen und sah erst Black und dann Lupin sehr lange an.
„Warum erwürge ich ihn nicht einfach?" richtete er seine trügerisch sanfte Frage an Lupin.
„Weil du mir damit das Herz brechen würdest", antwortete dieser heiter und Snape knurrte verächtlich, dann schnitt er ein anderes Thema an.
„Wie habt ihr uns eigentlich so schnell gefunden?"
„Das ist eine etwas kompliziertere Geschichte", erwiderte Lupin. „Wir beide waren nicht die einzigen, die wussten, dass Rowena deine Tochter ist. Dumbledore hatte auch so eine Ahnung... er hat versucht, Rozelda dazu zu überreden, die Sommerferien hier in Hogwarts zu verbringen. Als sie das rundweg abgelehnt hat, wurde er misstrauisch. Wenn ich ihn recht verstanden habe, hat er Rozeldas Verhalten dir gegenüber sowieso missbilligt und ihre Aussage, sie würden die Ferien bei einer von Rowenas Tanten verbringen, hat ihn nicht wirklich beruhigt. Deshalb hat er Rowena heimlich mit einem Insectatio-Zauber (AN: lat. = Verfolgung) belegt, damit er während ihrer Abwesenheit von Hogwarts jederzeit feststellen konnte, wo sie sich aufhielt." Lupin hielt kurz inne, doch Snape schien noch keine Frage stellen zu wollen und auch Black der noch nicht die ganze Geschichte kannte, nickte ihm auffordernd zu.
„In den ersten Wochen geschah auch nichts Auffälliges. Rowena verbrachte die Ferien bei einer älteren Schwester ihrer Mutter, doch vor ein paar Tagen kam das Signal plötzlich aus Malfoy Manor und als dann Dumbledore deine Nachricht erhielt, dass Voldemort euch zu sich gerufen hat, hat er sofort Rowenas Signal überwacht – so haben wir die Lichtung gefunden, obwohl es nicht ganz einfach war."
Snape war etwas blasser geworden, doch er sagte immer noch nichts.
„Mittlerweile haben wir herausgefunden, dass Rozelda und Narcissa um 25 Ecken miteinander verwandt sind und dass Narcissa auch die Empfängerin der Briefe war, über die wir uns eine Zeit lang Gedanken gemacht haben. Was in Malfoy Manor genau vorgefallen ist, konnten wir bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen", äusserte Lupin zurückhaltend.
„Warum nicht? Ihr braucht nur einen von ihnen zu fragen", platzte Snape ungehalten heraus. „Malfoy, Narcissa oder Rozelda, dieses Miststück – einer von ihnen wird schon mit der Wahrheit herausrücken!"
„Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst, Sev", bemerkte Black ernst. „Lucius hat auf der Lichtung wahrscheinlich von seinen eigenen Leuten einen schlecht gezielten Todesfluch abgekriegt und Narcissa liegt derzeit in St. Mungos – sie stand wohl unter einigen Flüchen, von denen der Imperius anscheinend noch der Uninteressanteste war."
„Und Rozelda?" fragte Snape ahnungsvoll.
„Sie wurde in einem Kellergewölbe in Malfoy Manor gefunden..." erklärte Lupin zögernd. „Severus... sie ist tot. Wir vermuten, dass das auf Macnairs Konto geht."
Snape nickte langsam.
Ihr Tod erschütterte ihn nicht wirklich und doch... einmal hatte sein Herz ihr gehört, auch wenn sie es nie gewollt hatte...
„Dumbledore hat bereits mit deiner Tochter gesprochen", fuhr Lupin in das unbehagliche Schweigen hinein fort. „Aber sie konnte ihm nicht sehr viel sagen. Sie war die letzten beiden Tage auf ihrem Zimmer eingesperrt gewesen, bis Malfoy und Macnair sie geholt und zu der Lichtung gebracht haben. Wir glauben aber, dass Voldemort gewisse Pläne mit deiner Tochter hatte, die doch über das hinausgingen, was Rozelda sich vorgestellt hatte. Sie wollte wohl nicht mehr mitspielen... Ihre Seele war möglicherweise nicht ganz so schwarz, wie wir ihr unterstellt hatten."
Darauf gab es nichts mehr zu sagen. Jeder der drei Männer hing für einen Moment seinen eigenen Gedanken nach.
„Somit ist geklärt, wie Voldemort auf Rowena verfallen ist um das Exempel, das er an mir statuieren wollte – unterhaltsamer zu gestalten, aber wie – zum Teufel – konnte er von Hermine wissen?" fragte Snape schliesslich.
Black blickte misstrauisch von Einem zum Anderen.
„Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ich immer noch nicht alles weiss? Warum sich Voldemort Rowena gekrallt hat, ist mir zwar mittlerweile auch klar geworden, aber wie passt Hermine in dieses Bild?"
Snapes Augen blitzten.
„Das weiss er auch noch nicht?"
„Ja", antwortete Lupin leicht verdrossen. „Aber nur, weil ich selbst nicht auf dem neuesten Stand der Dinge war."
„Was für ein Stand? Was für Dinge?" fuhr Black aufgebracht dazwischen.
„Remus, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du klatschsüchtig bist?" bemerkte Snape unwirsch. Er hatte absolut keine Lust seine Beziehung zu Hermine vor diesem impertinenten Sirius Black auszubreiten.
Black richtete seinen anklagenden Blick auf Lupin. „Soll das etwa heissen, dass Hermine sich tatsächlich mit diesem... diesem... Kerl eingelassen hat?!" stiess er mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwunderung hervor.
„Es hat zumindest den Anschein", entgegnete Lupin bemerkenswert gelassen. „Oder nicht, Severus?"
„Das geht euch überhaupt nichts an", presste Snape zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Black starrte ihn einen Moment fassungslos an.
„Sind denn plötzlich alle verrückt geworden?!" schrie er dann. „Erst versucht Voldemort dich, Rowena und Hermine umzubringen, dann hauen wir euch alle raus und jetzt ist plötzlich Rowena deine Tochter und du und Hermine..." Er schnappte nach Luft.
„Es reicht jetzt, Sirius", mahnte Lupin leise, während Snape verstockt die Arme vor seiner Brust kreuzte und schwieg.
Blacks Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Sag' mal, Remus, auf wessen Seite stehst du eigentlich?"
„Auf gar keiner, Cherie", betonte Lupin sanft. „Aber wenn Severus uns nichts darüber sagen will, dass sich die beiden ineinander verliebt haben, dann ist das ganz allein seine Sache."
Snape schoss daraufhin einen tödlichen Blick in Lupins Richtung ab, der mit einem kleinen boshaften Lächeln quittiert wurde. Dann stand Lupin auf, ging zu Black hinüber, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und schlüpfte wieder in sein eigenes Bett.
„Du wirst dich mit der Zeit schon daran gewöhnen, Sirius", versprach Lupin. Doch Black verdrehte nur wortlos die Augen.
„Dass Voldemort auf Hermine aufmerksam geworden ist, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass der Schutzbann um ihre Wohnung gleich nachdem du wieder hier in Hogwarts warst aufgehoben wurde", nahm Lupin den Gesprächsfaden wieder auf. „Jetzt wissen wir, dass das ein Fehler war. Du wurdest wahrscheinlich schon seit einiger Zeit von Voldemorts Schergen beobachtet. Genaueres werden wir zweifellos in einigen Tagen wissen, wenn die ganzen Verhöre abgeschlossen sind. Ohne den Schutzbann war es für einen etwaigen Verfolger ein Leichtes zu erfahren, dass du Hermine vor ein paar Tagen noch einmal besucht hast."
Snape gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich.
„Es hat keinen Sinn, sich jetzt noch Vorwürfe zu machen", entgegnete Lupin betreten. „Dafür trägst du nicht die alleinige Verantwortung."
„Was uns allerdings noch nicht ganz klar ist... Wie ist Voldemort dir überhaupt auf die Schliche gekommen?" fuhr Lupin fort. „Es wurden zwar in Malfoy Manor einige der Briefe gefunden, die sich Rozelda und Narcissa geschrieben haben... Aber man ist sich über deren Bedeutung noch nicht ganz im Klaren. Es sind natürlich nur einzelne Briefe – völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber so wie es aussieht hat sich Rozelda darin in dunklen Andeutungen über dich ergangen. Entweder, sie hatte hier in Hogwarts etwas aufgeschnappt, was nicht für ihre Ohren bestimmt war, oder es waren einfach nur Vermutungen ins Blaue hinein, weil du nicht gleich bei ihr angebissen hast und sie sich möglicherweise an dir rächen wollte."
„Dann war es Rozelda, die mich als Verräter denunziert hat?" fragte Snape seltsam tonlos.
„Wahrscheinlich hat sie sich selbst nicht träumen lassen, dass sie damit einen Volltreffer gelandet hat..." mischte sich Black überraschend wieder ins Gespräch. „Oder haben Malfoy oder Voldemort noch etwas zu dir gesagt?"
„Nein", sagte Snape zögernd. Er dachte einen Moment nach. „Malfoy hat immer mal wieder versucht, mich bei Voldemort in Misskredit zu bringen – soviel ist sicher. Ich fürchte, da waren die Beschwerden, die Rozelda möglicherweise gegen mich vorgebracht hat nur noch der letzte Tropfen. Ich war bei zu vielen erfolglosen Unternehmungen dabei... es war letzten Endes nur eine Frage der Zeit. Rozelda hat es vielleicht nur beschleunigt." Er hielt einen Moment inne. „Gott sei Dank ist das jetzt alles vorbei", flüsterte er inbrünstig, dann fuhr er sich kurz mit der Hand über die Augen.
Lupin reagierte auf diesen leisen Ausbruch mit einem erleichterten Lächeln, Black hingegen mit erstaunt aufgerissenen Augen. Sollte in der Brust dieses Bastards tatsächlich ein fühlendes Herz schlagen? Black kratzte sich nachdenklich am Kopf und sah seinen Geliebten etwas ratlos an.
„Wo hat Poppy dieses Mal meine Kleidung versteckt um mich am Aufstehen zu hindern?" wandte Snape sich wieder an Lupin.
Lupin riss seinen Blick wieder von seinem Geliebten los.
„Du willst doch nicht wirklich schon aufstehen?"
„Doch."
„Wo willst du denn so dringend hin?" fragte Black.
„Zu meiner Tochter", erwiderte Snape mit merkwürdig rauer Stimme. „Sie hat jetzt nur noch mich."
Black sah plötzlich eine merkwürdige Parallele zwischen sich und Snape. Und dieser Gedanke war ihm höchst zuwider. Beide hatten sie nun jemand um den sie sich kümmern mussten, der zumindest zum Teil auf sie angewiesen war. Black fragte sich ernsthaft, ob wohl auch Snape diese fast schon schmerzhafte Entschlossenheit fühlte, die Black manchmal überkam, wenn er Harry ansah – eine Entschlossenheit, so gut wie möglich für seinen Schutzbefohlenen zu sorgen, komme was da wolle. Black fühlte sich Snape mit einem Mal sehr nahe und es war ein verdammt unangenehmes Gefühl. Dennoch erhob er sich von Lupins Bett und ging zu einem der Schränke.
„Bleib' liegen", kommandierte er unwillig. „Ich hol' dir deinen Kram. Ich weiss wo Poppy alles hingeräumt hat."
„Ich werde so schnell wie möglich wieder da sein", raunte Snape Lupin zu, kaum dass Black ausser Hörweite war. „Sollte Hermine trotzdem vorher aufwachen, dann..." er zögerte.
„Sage ich ihr, dass du gleich wieder da bist", versicherte Lupin mit sanfter Stimme.
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Kurze Zeit später stand Snape vor dem Porträtloch zum Gryffindor-Aufenthaltsraum.
„Carpe Diem", sagte Snape und die dicke Dame gab den Weg frei. Black hatte ihm das Passwort verraten. Die Wunder hörten nicht auf.
Er betrat den Raum und sah sich aufmerksam um. Er war noch nie hiergewesen. Dann sah er sie.
Rowena und Harry sassen Seite an Seite auf einem grossen Sofa vor dem leeren Kamin. Harry hatte einen Arm um Rowena gelegt und ihr Kopf ruhte vertrauensvoll an seiner Schulter. Zwei Augenpaare, eines grün, das andere dunkel, musterten Snape.
Harry flüsterte Rowena etwas ins Ohr, stand dann auf und ging auf Snape zu. Es versetzte Snape einen kleinen Stich, mit welch weichem Blick Rowena Harry angesehen hatte. Snape lenkte seine Aufmerksamkeit zurück zu Harry, der mit angespanntem Gesichtsausdruck vor ihm stand. Snape bemerkte flüchtig, dass von Harrys Narbe nur noch ein feiner, weisser Strich übriggeblieben war.
„Es freut mich, dass es Ihnen wieder besser geht, Professor."
Snapes Mundwinkel zuckten.
„Oh, bitte, Mr. Potter", erwiderte er ironisch. „Sie müssen mich nicht anlügen. Aber es ist erfreulich zu sehen, dass Sie angefangen haben, sich Manieren zuzulegen."
„Naja..." Harry war so zuvorkommend, etwas verlegen dreinzuschauen. „Ich dachte, weil wir uns in Zukunft sicher öfter über den Weg laufen werden..."
„Ja", bestätigte Snape nachdenklich mit einem kurzen Seitenblick auf seine Tochter. „Das werden wir wohl." Er stockte einen Moment und fuhr dann mit leicht verändertem Unterton fort. „Harry... Danke, dass Sie sich um meine Tochter gekümmert haben." Snape streckte Harry die Hand hin.
Harry sah irritiert auf die Hand, doch dann grinste er erleichtert und ergriff sie. „Das habe ich gern gemacht, Sir. Sie ist Ihnen zum Glück nicht besonders ähnlich."
Snape zog eine Augenbraue in die Höhe, doch dann sagte er lediglich: „Möglich ist alles. Wenn Sie uns jetzt einen Augenblick allein lassen würden...?"
„Natürlich", versicherte Harry eilends und ging hinauf in seinen Schlafsaal. Er hatte den Schock, dass seine Freundin Snapes Tochter war, zwar schon weitestgehend verkraftet, aber dennoch war er nicht zu sehr darauf erpicht, längere Zeit mit ihm im selben Raum zu verbringen. Obwohl... gerade eben hatte sich der meistgehassteste Lehrer Hogwarts direkt menschlich verhalten... Harry zuckte mit den Achseln. Er hatte sich Voldemort gestellt und es überlebt – viel schlimmer konnte es mit Snape als Schwiegervater auch nicht werden.
Snape war nun mit seiner Tochter allein. Sie sass immer noch ruhig auf dem Sofa und hatte sich nicht gerührt, seit Harry von dort aufgestanden war. Ihr Blick ruhte mit einem eigenartigen Ausdruck auf ihm. Er ging langsam auf sie zu. Als er sie erreicht hatte stand sie zu seiner Überraschung auf.
„Du bist also mein Vater", sagte sie nachdenklich und ihr Blick wanderte über seinen Körper und sein Gesicht. „Ich habe deine Augen..."
Snape schluckte. „Ja."
„Ich bin froh, dass es dir besser geht und dass du gleich zu mir gekommen bist." Rowena nahm wieder auf dem Sofa Platz und Snape setzte sich neben sie.
„Ja, wir müssen uns unterhalten... über deine Zukunft..." Snape fand es seltsam schwierig, die richtigen Worte zu wählen. Rowena wirkte auf ihn sehr gefasst – zu gefasst für ein junges Mädchen, das gerade seine Mutter verloren hatte – selbst wenn sie seine Tochter war – und das beunruhigte ihn.
„Ich weiss", erwiderte sie überlegt. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Natürlich werde ich weiter hier zur Schule gehen und in den Ferien werde ich wohl bei meiner Tante Hilda leben – sie hat es mir bereits angeboten und gesagt, dass sie sich freuen würde..." Sie zögerte und leckte sich nervös über die Lippen. „Ich dachte nur... ich habe mich gefragt..." Sie sah ihn ängstlich und flehentlich zugleich an. „Würdest du mich dort denn auch besuchen?" flüsterte sie zaghaft. „Ich würde dich so gern besser kennenlernen. Ich meine... du bist schliesslich mein Vater... und ich sollte vielleicht... aber ich kenne dich überhaupt nicht... und...ich habe doch sonst niemand mehr... ausser Harry..."
Sie versuchte krampfhaft ein Schluchzen zu unterdrücken. Snape legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Rowena... wir müssen nicht unbedingt heute darüber sprechen..."
„Doch!" entgegnete sie heftig. „Es geht schon wieder."
‚So so. Potter war also der Ansicht, seine Tochter wäre ihm nicht ähnlich? Wenn dies gerade eben kein Gegenbeweis war, dann wusste er auch nicht.'
Er zog seine Hand wieder zurück und sie fing wieder an zu sprechen.
„Ich war früher schon oft bei Tante Hilda. Ich bin gern bei ihr... sie war mir vermutlich mehr eine Mutter, als meine richtige Mum...Ich glaube, sie hat mich nie wirklich geliebt..."
‚Nicht ähnlich? Oh Gott, wie gut er diese Gedanken kannte! Dieses Gefühl, ungeliebt und ungewollt zu sein...'
„Sie muss dich geliebt haben, Rowena", sagte er eindringlich. „Hätte sie sonst ihr Leben für dich eingesetzt? Genauso wie ich alles versucht hätte um dich vor Voldemort zu schützen."
In ihren Augen glitzerten Tränen. „Hättest du?" fragte sie hoffnungsvoll.
Snape nickte.
„Willst du wirklich bei deiner Tante wohnen? Du könntest die Ferien doch auch bei mir verbringen", schlug er behutsam vor. „Ich habe zwar keine grosse Erfahrung als Vater, aber ich möchte mich gern um dich kümmern."
Seine Tochter musterte ihn nachdenklich.
„Was ist eigentlich mit Hermine?" fragte sie dann unvermittelt. „Ist das wahr, was Volde... was er über sie gesagt hat? Dass sie deine..., dass du sie liebst?"
„Ja," antwortete er mit leichter Verblüffung. „Aber das hat doch nichts..."
„Doch", unterbrach ihn seine Tochter. „Dann werde ich auf keinen Fall mit dir zusammen wohnen. Zumindest nicht in der ersten Zeit... Hermine ist zwar sehr nett, aber ich glaube nicht, dass ich das fünfte Rad am Wagen spielen sollte." Das alles hatte sie in einem Ton geäussert, der keinen Widerspruch duldete und Snapes Mundwinkel zuckten anerkennend. ‚Noch mehr Ähnlichkeiten und er würde in einen Spiegel sehen. Soviel zu Mr. Potters Menschenkenntnis.'
„Also schön", gab er nach. „Tante Hilda."
„Aber nur, wenn du mich dort auch wirklich besuchst. Versprichst du mir das?" fragte sie nun wieder seltsam unsicher.
„Ja. Ich verspreche es", erwiderte er ruhig. „Und während der Schulzeit kannst du jederzeit zu mir kommen."
„Danke", sagte Rowena zaghaft lächelnd. „Ich glaube, ich bin froh, dass du mein Vater bist."
„Ja", sagte Snape und lächelte ernst zurück. „Das bin ich auch."
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Die Unterhaltung mit seiner Tochter hatte ihn mehr bewegt, als er gedacht hatte. Schon seit er wusste, dass sie seine Tochter war, hatte er eine gewisse Verantwortung für sie gefühlt. Doch erst jetzt war dieses Gefühl nicht mehr ausschliesslich Vernunft gesteuert. Sie war ihm in mancherlei Hinsicht beunruhigend ähnlich und erinnerte ihn frappierend an sich selbst, als er im gleichen Alter gewesen war und er war froh, dass sie gesagt hatte, dass sie ihn kennenlernen wolle. Er hatte gespürt, dass es ihr damit ernst gewesen war und das war mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Der erste Schritt war gemacht, alles weitere würde sich im Laufe der Zeit finden.
Im Moment wollte er nur noch eines.
Hermine in seine Arme schliessen. Obwohl erst das Gespräch mit Lupin und Black und nun die Unterhaltung mit seiner Tochter seine geringen Kraftreserven ziemlich erschöpft hatten, beschleunigten sich seine Schritte, als er die Tür zur Krankenstation erreichte.
Er betrat vorsichtig den Raum und begab sich leise an Hermines Bett. Ein prüfender Blick sagte ihm, dass Black so taktvoll gewesen war, die Krankenstation mittlerweile zu verlassen. Lupin schien zu schlafen und auch Hermine lag immer noch reglos im Bett. Doch kaum hatte er sich auf ihrer Bettkante niedergelassen schlug sie die Augen auf und strahlte ihn an.
„Severus", wisperte sie.
Snape atmete erleichtert aus. Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit durchströmte ihn. Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie sanft auf ihre Lippen.
„Bist du schon lange wach?" fragte er leise.
„Ein paar Minuten vielleicht", gab sie zur Antwort. „Remus hat mir Bescheid gesagt, dass du bei Rowena bist." Sie hielt kurz inne. „Ist sie wirklich deine Tochter?"
„Ja. Stört es dich sehr?"
Hermine dachte kurz darüber nach.
„Nein, nicht wirklich. Es ist vielleicht etwas ungewohnt... Sollte es mich denn stören?"
Snape lachte leise. „Ich sehe, ich habe mir umsonst Gedanken gemacht." Er küsste sie erneut. „Wie fühlst du dich?"
„Gut genug um die ganze Wahrheit zu verkraften", versicherte sie ihm. „Wäre es zuviel verlangt, wenn du mir jetzt erzählst, was eigentlich passiert ist?"
Er seufzte leise und fing an ihr alles zu erzählen.
Er erzählte ihr alles über Rowena und Rozelda, über Dumbledores Zauber und seine Unterhaltung mit seiner Tochter und Harry, über die Vorgänge in Malfoy Manor – soweit er davon wusste – und über das Todessertreffen und Voldemorts Untergang.
Als er geendet hatte hingen beide einen Augenblick schweigend ihren eigenen Gedanken nach.
„Du sollst wissen, dass ich nie zugelassen hätte, dass dir auch nur ein Haar gekrümmt wird", sagte er schliesslich mit rauer Stimme. „Ich hätte..."
Hermine legte ihm sacht ihre Finger auf die Lippen um ihn am Weitersprechen zu hindern.
„Verlass' mich nie wieder", sagte sie schlicht und Snape verlor sich wieder in den unergründlichen Tiefen ihrer Augen.
„Das hatte ich auch nicht vor", flüsterte er mit weicher Stimme. „Du bist die erstaunlichste Frau, die mir je begegnet ist. Aber bist du dir wirklich sicher? Willst du wirklich den Rest deines Lebens mit jemandem wie mir vergeuden?" Er hatte sie das einfach fragen müssen – sie war doch noch so jung...
Er hatte zwar nichts anderes erwartet, aber ihr zärtliches Lächeln zerstreute seine letzten dunklen Befürchtungen.
„Ja, das will ich. Aber ich würde dabei nicht von ‚vergeuden' sprechen", schalt sie ihn liebevoll. „Ich finde ‚bereichern' wäre der passendere Ausdruck."
„Es wird nicht einfach sein", sagte er ernst, doch in seinem Blick, der auf Hermine ruhte, lag ein tiefes, glückliches Leuchten.
Hermine legte ihre Hand in seine. „Nein, das wird es sicher nicht", bestätigte sie heiter. „Ich werde in Edinburgh studieren und du wirst hier weiterhin die Schüler terrorisieren", sie grinste schalkhaft.
„Wir haben noch so viel Zeit..."
Er hauchte eine Kuss auf ihre Handinnenfläche und zog sie behutsam in seine Arme. Ihre Lippen fanden sich in einem sinnlichen Kuss, der ihre Sehnsüchte stillte und ihre Ängste verblassen liess.
Als er sie wieder freigab berührte sie leicht seinen Unterarm.
„Ist das dunkle Mal eigentlich genauso verschwunden wie Harrys Narbe?"
„Ich weiss es nicht. Ich war in letzter Zeit etwas zu beschäftigt um mich darum zu kümmern", spöttelte er zärtlich und krempelte seinen Ärmel in die Höhe. Das dunkle Mal war nicht völlig verschwunden. Einige feine weisse Narben waren zurückgeblieben und liessen die Umrisse noch erahnen.
Hermine blickte lange darauf.
„Das macht nichts. Es gehört zu dir – zu deiner Vergangenheit. Ich liebe dich so, wie du bist."
Zwei Betten weiter wischte sich Remus Lupin, der sich nur schlafend gestellt hatte, einige Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln.
‚Endlich!' dachte er noch erleichtert und dann schlief er tatsächlich ein.
(Epilog folgt...)
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Und hier, für alle, die's noch interessiert – meine Inspiration für diese Story...
Night and Day(Like the beat beat beat of the tom-tom
When the jungle shadows fall
Like the tick tick tock of the stately clock
As it stands against the wall
Like the drip drip drip of the raindrops
When the summer shower is through
So a voice within me keeps repeating you, you, you)
Night and day, you are the one
Only you beneath the moon or under the sun
Whether near to me, or far
It's no matter darling where you are
I think of you
Day and night,
Night and day, why is it so
That this longing for you follows wherever I go
In the roaring traffic's boom
In the silence of my lonely room
I think of you
Day and night
Night and day
Under the hide of me
There's an oh such a hungry yearning burning inside of me
And this torment won't be through
Until you let me spend my life making love to you
Day and night, night and day
(© Cole Porter)
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