Ein ganz großes Dankeschön geht an meine neue Beta - Leserin Aragorna, die mir mit ihren Vorschlägen wirklich super geholfen hat!!!



Kapitel 5: Von der Liebe einer Schildmaid und anderen Nöten



Während Aragorn also der wirklichen Karin eine Eins bescherte, saß diese mit Gandalf, Legolas, Gimli, Éowyn und König Théoden an einem Tisch. Éowyn schenkte gerade Rohan'schen Wein aus, den Karin eigentlich ablehnen wollte, aber sie dachte, dass dies viel zu unmännlich gewesen wäre.,, Nun denn, Gandalf, ich habe mir diese Sache durch den Kopf gehen lassen. Ich werde es nicht zu einem offenen Krieg kommen lassen. Die Bevölkerung von Edoras wird sich nach Helm's Klamm zurückziehen. Er hat uns schon vorher gerettet und wird es hoffentlich auch wieder tun," erklärte König Théoden.,, Schlacht? Welche Schlacht?" fragte Karin und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher. Erschrocken fing sie an zu Husten. Der Wein brannte schlimmer als Whiskey. Gimli grinste sie schadenfroh an. ,, Die Schlacht gegen Isengard," erklärte Gandalf und fügte dann, an den König gewandt hinzu:,, Ihr könnt nicht vor ihnen weglaufen, König Théoden. Sie werden Euch finden, wo auch immer Ihr Euch versteckt. Bedenkt: Sie haben Sarumans schwarze Künste auf ihrer Seite." Der König sah den Zauberer missmutig an.,, Aber wir sind zu wenige um gegen sie zu kämpfen! Und unsere alten Bündnisse bestehen nicht mehr!" ,, Éomer wird kommen," sagte Gandalf.,, Bis dahin ist es zu spät!" brummte der König. Karin hörte teilnahmslos zu. Sie war müde und zeigte es auch mit einem kräftigen Gähnen.,, Wenn Ihr müde seid, Herr, kann ich Euch gerne Euer Gemach zeigen," erklärte Éowyn sofort. Karin wollte schon nicken, als sie Gimlis höhnischen Gesichtsausdruck sah.,, Ja, Herr Aragorn, geht nur und gönnt Euch Euren Schönheitsschlaf. Wir Männer regeln in der Zwischenzeit die wichtigen Dinge." Karin sah den Zwerg finster an und blieb sitzen. Dieser hob seinen Krug an die Lippen und trank ihn in einem Zug leer.,, Noch einen, Herrin Éowyn, bitte," sagte er dann und zwinkerte Karin zu.

Das war eindeutig eine Kampfansage!,, Kein Zwerg säuft mich unter den Tisch," knurrte Karin, nahm ihrerseits den Krug an die Lippen und trank ihn leer. Ihr war, als müsse sie sofort Feuer spucken, doch ließ auch sie sich von Éowyn noch einen Krug einschütten. Natürlich wäre es normalerweise für Karin sehr schwer gewesen, einen Mann - und sei er nur ein Zwerg - unter den Tisch zu trinken, da sie nach einem Glas Sekt bereits angeheitert war, doch Aragorns Körper schien über einen ungeheuren Alkoholspeicher zu verfügen. So gab Gimli nach 12 Krügen Wein auf und fiel fast vom Stuhl.,, Ich denke, ich bring ihn besser in sein Gemach," sagte Legolas und verließ mit Gimli den Thronsaal.

Kurz darauf stand auch Karin mit etwas wackligen Beinen und leichten Koordinationsschwierigkeiten auf .,, Ich gehe auch mal," sagte sie und war überrascht, dass sie noch einigermaßen nüchtern klang.,, Wartet, Herr! Ich begleite Euch!" beeilte Éowyn sich zu sagen.,, Wenn Ihr es so wünscht..." Zusammen gingen sie hinaus. Éowyn starrte fasziniert aus dem Fenster.,, Ach, ich wünschte ich könnte noch einen kleinen Spaziergang durch diese wunderschöne, sternenklare Nacht machen," seufzte sie.,, Warum tut Ihr es dann nicht einfach?" fragte Karin verwundert.,, Weil es mir nicht erlaubt ist. König Théoden hat Angst, jemand könnte mich angreifen oder gar rauben." ,, Manche Dinge sind sogar in anderen Zeiten gleich," murmelte Karin, an ihre Eltern denkend.,, Wie wäre es, wenn ich Euch begleite?" wandte sie sich dann gut gelaunt an Éowyn. Deren Augen begannen zu leuchten. ,, Es würde mich sehr freuen!"

Schwungvoll hängte Karin sich bei ihr ein.,, Na dann, lasst uns mal durch den romantischen Mondschein taumeln!" rief sie. Éowyn lief rot an, ließ sich aber von Karin nach draußen ziehen.,, Hach, dieses Land erinnert mich fast an meine Heimat!" sagte Karin als sie mit der jungen Frau über die rohan'schen Hügel spazierte.,, Woher stammt Ihr denn?" fragte Éowyn neugierig.,, Vom Hunsrück!" erklärte Karin.,, Hunsrück? Ich habe noch nie etwas von einer Gegend vernommen, die so heißt," wunderte sich Éowyn.,, Nun ja, wisst Ihr, dass ist die Bezeichnung meines Volkes," beeilte Karin sich zu sagen.,, Ich verstehe." Schweigend gingen sie weiter. Mittlerweile hatte Karin Éowyn losgelassen und diese musterte sie nun unauffällig., Was für ein gutaussehender Mann er doch ist,' dachte Éowyn wehmütig, als ihr Blick auf die silberne Kette fiel, die Aragorn um den Hals zu tragen pflegte.,, Sagt, mein Herr, von welcher Frau habt Ihr dies edles Schmuckstück?" fragte sie neugierig. Karin sah verblüfft an sich herunter.,, Welches meint Ihr? Ach, ich trage ja eine Kette..." Fieberhaft überlegte die Schülerin, was sie sagen sollte.,, Wie kommt Ihr darauf, dass sie von einer Frau ist?" fragte sie zurück.,, Nun, ich kenne keinen Mann, der sich für Schmuck interessiert, es sei denn er stammt von der Dame seines Herzens," erwiderte Éowyn ein wenig enttäuscht. Karin lachte. ,, Dann habt Ihr soeben die Ehre erfahren, einen solchen kennen zu lernen. Diese Kette ist definitiv nicht von einer Frau!" ,Hoffe ich zumindest,' fügte Karin in Gedanken hinzu. Auf Éowyns Lippen zeigte sich ein freudiges Lächeln und ohne an das Gebot der Zurückhaltung zu denken, beugte sie sich nach vorne und küsste Karin. Diese wusste erst einmal nicht, was ihr geschah und stieß dann, angewidert guckend, die junge Frau von sich.,, Pfui! Seit Ihr denn das Wahnsinns?" rief sie und starrte Éowyn schockiert an.,, Aber..." stotterte Éowyn und konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Karin dämmerte es, dass sie sich vollkommen falsch verhalten hatte, schließlich war sie ja eigentlich männlich und sollte sich über solch ein Zuneigungsbekenntnis freuen.,, Es tut mir leid, Herrin, es ist nur so... Ihr seid zu gut für mich... Ähm... Mein Lebensweg ist viel zu unsicher..." ,, Ich würde überall mit Euch hingehen, selbst in den Tod!" rief Éowyn aus und nahm sie an der Hand.,, Das solltet Ihr nicht sagen! Ihr seid eine Königstochter, Ihr werdet jemand Besseren finden als mich," meinte Karin vorsichtig und löste ihre Hände. Éowyn sah sie mutlos an.,, Ich werde besser gehen. Wahrscheinlich gefalle ich Euch nicht." Und sie lief zurück zum Schloss.,, Éowyn, so wartet doch! Es ist alles ganz anders!" rief Karin ihr hinterher, doch die junge Frau war schon längst außer Sicht.,, Na toll! Wenn ich das Anja erzähle... Ich hab einer jungen Frau einfach so das Herz gebrochen... Mannsein macht echt unsensibel," beschwerte sich Karin und trottete dann ebenfalls hinauf zum Schloss, um sich eine Weile auszuruhen.

Am nächsten Morgen wurde sie von einem lauten Klopfen an der Tür geweckt. Verschlafen stand sie auf und zog ihre Oberbekleidung wieder an, denn sie hatte in Unterwäsche geschlafen. Ohne ihrer Anatomie mehr als nur einen Blick zu widmen, was sie auch noch so lange es eben gehen würde vermeiden wollte. Dann öffnete sie die Tür.,, Gandalf! Guten Morgen. Was wollt Ihr?" fragte sie in stiller Hoffnung, dass sie nicht schon wieder aufbrechen würden.,, Ich muss mit Euch reden, folgt mir," erwiderte der Zauberer und Karin folgte ihm zu den Ställen. Dort wartete Schattenfell, Gandalfs prächtig anzusehendes Pferd.,, Ich muss noch ein paar Dinge klären, Aragorn. Ihr, Legolas und Gimli aber werdet von Rohan gebraucht. Ihr müsst mit Ihnen nach Helm's Klamm reiten und für Sie kämpfen. Haltet die Verteidigung bis zum dritten Tag. Dann schaut bei Sonnenaufgang nach Osten. Viel Glück." Mit diesen Worten stieg der Zauberer auf sein Pferd und ritt in vollem Galopp davon. Karin starrte ihm nach.,, Ich soll also in einer Schlacht mitmachen... Na toll! Dieses Volk wird wahrscheinlich zehnmal schneller untergehen," murmelte sie betrübt und ging dann wieder ins Schloss, um König Théoden, Gimli und Legolas Bescheid zu sagen. Auf dem Weg begegnete sie Éowyn, die den Blick abwandte. Karin seufzte. Im Moment lief es ziemlich schlecht für sie.

Gimli, Legolas und König Théoden befanden sich im Thronsaal und Karin berichtete ihnen, was Gandalf gesagt hatte. Der König sah sie nachdenklich an.,, Werdet Ihr denn mit mir kämpfen, Aragorn?" ,, Ja," erwiderte Karin. Théodens Miene hellte sich auf.,, Dann reitet neben mir, als einer der Heerführer!" ,, Ähm... Ich halte das nicht für eine gute Idee," stammelte Karin unsicher.,, Ich auch nicht," knurrte Gimli. Théoden überhörte beide Kommentare.,, In zwei Stunden brechen wir auf," sagte er.

Zwei Stunden später machte sich das gesamte Volk Rohans auf den Weg nach Helm's Klamm. Auch Éowyn ging mit, sie führte Gimlis Pferd. Dieser ritt vor Karin, neben Legolas und so konnte Karin den Elben unauffällig mustern. Er war bis jetzt das Beste, was diese Welt zu bieten hatte. Gimli erzählte Éowyn gerade etwas über Zwergenfrauen, diese lachte und sah dann kurz zu Karin zurück. Diese lächelte ihr aufmunternd zu, doch Éowyn hatte den Blick schon wieder abgewandt.

Die Reise war sehr beschwerlich, vor allem für die älteren Reisenden und für die Kinder. Karin selbst fragte sich, was genau Helm's Klamm eigentlich war und vor allen Dingen um welche Schlacht es ging. Seufzend betrachtete sie die Landschaft. Ein seltsames Gefühl beschlich sie und sie stellte erstaunt fest, dass es Heimweh war. Am Anfang war ja alles noch ganz witzig gewesen, sogar spannend, aber Karin musste langsam feststellen, dass es extrem ernst wurde. Genau in diesem Augenblick sauste ein Pfeil durch die Luft, keinen Zentimeter an ihrer Wange vorbei.,, Orcs!" rief Legolas.,, Éowyn, führe das Volk ins Tal!" rief der König, sein Schwert ziehend. Schnell rannte Éowyn zurück. Karin sah sich verwirrt um. Orcs? Was zum Teufel waren Orcs? Die Antwort wurde ihr sofort gegeben. Orcs stürmten auf sie zu, manche von Ihnen auf seltsamen, braunen, fast bärenähnlichen Kreaturen sitzend. Karin hatte noch nie so hässliche Gestalten gesehen. Auch sie zog ihr Schwert, etwas ungelenk und lenkte ihr Pferd zum König.

Die Schlacht begann. Obwohl Karin schon einige Kriegsfilme gesehen und schon viele Ego-Shooter gespielt hatte, so versetzte diese, noch relativ kleine Schlacht, sie in Panik. Ihrer Meinung nach war sie viel zu Nahe dabei, trotz der Tatsache, dass sie sich im Hintergrund hielt. Plötzlich ritt einer der Orcs mit erhobenem Schwert auf sie zu. Karin, völlig erschrocken, wendete ihr Pferd und ritt davon, um den Orc abzuhängen und sich in Sicherheit zu bringen. Dieser jedoch kam immer näher und hatte bald aufgeschlossen. Er ritt nun rechts neben ihr und holte zum Schlag aus. Karin parierte und versuchte selbst zu zustoßen, verlor dabei aber Zügel und Gleichgewicht und drohte, vom Pferd zu fallen. Sie rettete sich mit einem Sprung hinter den Orc, der sich verdutzt umdrehte., Vielleicht war das doch keine so gute Idee,' dachte Karin als der Orc wieder auf sie einzustechen versuchte. Karin wehrte sich verzweifelt und schaffte es tatsächlich, den Orc mit einem festen Stich ihres Schwertes ( welches sie natürlich wieder aus Rohan mitgenommen hatte; ganz unbewaffnet wollte sie dann doch nicht in eine Schlacht ziehen) von seinem Reittier zu schleudern. Sie wollte gerade in Jubelschreie ausbrechen, als sie dicht vor sich eine Klippe bemerkte. Leider war es bereits zu spät für sie, um Abzusteigen, und kurz darauf fiel sie den Abgrund hinunter.