Kapitel 6: Der Unterschied zwischen Leibeserziehung für Mädchen und Jungen
Aragorn verträumte die restlichen 30 Minuten der Deutschstunde, ohne auf das zu achten, was Frau Pals erzählte. Viel mehr machte er sich Gedanken darüber, ob und wie er jemals wieder nach Mittelerde zurückkehren sollte. Fast alle erwähnten ihm gegenüber das Wort: Salzsäure, doch damit konnte er beim besten Willen nichts anfangen.
In diesem Moment klingelte es. Aragorn zuckte nur noch kurz zusammen, der Ton war zwar immer noch befremdlich für ihn, aber er hatte mittlerweile begriffen, dass er nichts Schlimmes bedeutete. Anja stand auf und hakte sich bei ihm ein.,, Noch eine Stunde, dann sind wir endlich befreit!" grinste sie und schleifte ihn mit sich. Der Waldläufer ließ alles mit sich geschehen, er fragte sich, ob er vielleicht Anja einfach die Wahrheit erzählen sollte? Aber wer wusste, was man in dieser Zeit mit Menschen wie ihm machen würde? Und vor allem, würde sie ihm überhaupt glauben? Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass Anja ihn in ein anderes Gebäude
schleifte. Gerade kam ihm die Idee, Anja einfach nur zu fragen, was Salzsäure eigentlich genau sei, als diese eine Tür zu einem kleinen Raum mit zwei schlichten Holzbänken öffnete.
Aragorn atmete vor Verblüffung hörbar aus. In diesem Raum standen all seine
weiblichen Klassenkameraden und entkleideten sich!,, Ähm... Ich halte das für keinen
guten Plan," stotterte er und wollte rückwärts gehen, doch Anja hatte ihn fest im Griff.,, Nein? Wo willst du dich dann umziehen? In der Jungenumkleide?" lachte sie. Der Waldläufer hätte am liebsten genickt, doch er wusste, dass es keinen Ausweg aus dieser Situation gab.
Anja hatte sich mittlerweile einen Platz auf der Holzbank gesucht, öffnete ihren Rucksack und nahm weiße, instabil aussehende Schuhe, eine kurze Hose und ein T-Shirt heraus, beides
in sehr auffallenden Farben.
Zögernd öffnete Aragorn ebenfalls seinen Rucksack und beförderte ein paar beige-rote Turnschuhe, eine lange graue Hose und ein blaues Shirt hervor. Er betrachtete das alles mit
einem verzweifelten Blick. Wenn er das anziehen wollte, so musste er vorher - der Logik halber - seine jetzige Bekleidung ablegen, und dieser Gedanke behagte ihm so gar nicht.
Er hatte das Gefühl, die Intimsphäre dieses fremden Mädchens, dass er ja jetzt war, empfindlich zu stören. Doch was blieb ihm schon anderes übrig?
Gerade als er sich aus seiner Hose heraus zwängen wollte, sprach ihn jemand an.,, Dein Gedicht war echt klasse!"
Aragorn sah hoch. Es war Liane, die ihn ansprach, nur mit Unterwäsche bekleidet, gerade dabei, ihre Sporthose anzuziehen.
Der Waldläufer konnte noch so sehr auf sich einreden, er spürte, wie er rot anlief und hoffte, dass Liane dies auf ihr Kompliment schieben würde.,, D...danke," sagte er.,, Deins
auch." Liane lachte und wandte sich dann ihrer Freundin zu. Schnell widmete Aragorn sich wieder seinem Problem. Diese Hose aufzubekommen war schon ein großer Akt und sie auszuziehen benötigte er mehr Überwindungskraft als sich einer Truppe Orcs alleine in den Weg zu stellen.
Doch er schaffte es. Während er schnell seine lange Hose anzog, entgingen ihm doch nicht die Muskeln, die dieses Mädchen an den Beinen besaß. Womit sich die Menschen aus dieser
Zeit wohl fit hielten? Nun, er würde es wohl sogleich erfahren.
Bevor er sich seinem Oberkörper zuwandte, zog er erst mal die Schuhe an. Sie fühlten sich
bemerkenswert leicht an seinen Füßen an, nicht so wie die, die er immer in Mittelerde trug.
Dann aber konnte er es nicht weiter aufschieben: Langsam zog er seinen Pulli über den Kopf und konnte einen Blick auf seinen Oberkörper nicht vermeiden.
Schnell schnappte er sich sein T-Shirt, da er angesichts der ungewohnten Form schon wieder rot zu werden drohte. Und das wäre dann wohl doch etwas verdächtig gewesen.
In jenem Moment betrat auch schon Frau Kaab, die Sportlehrerin, den Raum. ,,So, dann wollen wir mal," sagte sie und schloss die Tür zu einer kleinen Sporthalle, mit zwei
Basketballkörben und zwei weiteren Holzbänken auf. Sofort setzten sich alle Mädchen auf die Holzbänke und Aragorn tat es ihnen gleich, wobei er unauffällig seinen Blick durch die Reihen schweben ließ.
Frau Kaab ergriff wieder das Wort:,, Nun lauft ihr euch erst einmal ein, ich werde während dessen den Kassettenrecorder holen."
Aragorn lief neben Anja her, nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte dann:,, Was ist überhaupt diese: Salzsäure, von der du die ganze Zeit sprichst?" Anja sah ihn verwundert an.
,, Mensch, Karin, dass du Chemie verabscheust weiß ich ja, aber du musst doch wissen, dass du eben jene heute Morgen neutralisiert hast.... Na ja, zumindest halb." ,, Nein, das weiß ich leider nicht mehr," sagte Aragorn betrübt. Seine Freundin setzte gerade zur Antwort an, als Frau Kaab wieder kam und sich alle um die Lehrerin versammelten.,, Heute werden wir den Tanz, den wir letzte Stunde begonnen haben, etwas weiterführen," erklärte sie.,, Nächste Woche werde ich darauf Noten geben. Stellt euch bitte ihn zwei Reihen nebeneinander auf." Sie taten, wie geheißen und Frau Kaab schaltete den Kassettenrecorder an. Sofort erschaltete: Time of my Life aus dem Gerät. Aragorn sprang vor Schreck einen Schritt zur Seite.
Verwirrt sah er sich um.,, Wo... Ist denn der Sänger? Und was ist dies für ein merkwürdiges Lied?" ,, Ähm... Das Lied kommt aus dem Kassettenrecorder?" sagte Anja.,, Ah...ja. Und wie kommt es dort hinein?" fragte Aragorn zurück und musterte das Gerät misstrauisch. Doch
Anja schüttelte nur genervt den Kopf. Frau Kaab wartete die richtige Stelle im Lied ab und sagte dann:,, Los!"
Alle Mädchen begannen sofort mit dem Tanz, Wechselschritt, Drehung, vor, zurück, Charleston...
Alle Mädchen? Nein! Aragorn stand reglos da und beobachtete die geschmeidigen Bewegungen seiner Kameradinnen sprachlos. Anja sah ihn aufmunternd an.,, Na komm schon! Wir haben das doch erst letztens bei mir geübt!" Aragorn konnte nichts erwidern.
Frau Kaab kam zu ihm herüber.,, Karin, was ist denn los?" fragte sie.,, Das werde ich nie erlernen!" sagte er trostlos.,, Aber natürlich! Liane, komm mal her." Liane kam zu ihnen herüber.,, Tanz doch mal zusammen mit Karin, damit sie wieder in das Lied herein
findet," sagte Frau Kaab. Liane nickte Aragorn aufmunternd zu und nahm ihn an der Hand.
Verständlicherweise wurde Aragorn durch Lianes Nähe noch nervöser und trat der Schönen in 3 Minuten ungefähr 30 Mal auf den Fuß.
Nachdem das Lied zu Ende war, ließ Aragorn Liane, die tapfer lächelte, frustriert los.,, Ich habe ja gesagt, dass ich dies nie erlernen werde!" Frau Kaab sah ihn ratlos an.,, Was mache
ich nur mit dir?" fragte sie.,, Ich habe eine Idee!" mischte Anja sich ein.,, Vielleicht sollte sie einfach mal bei den Jungs mitmachen?"
Frau Kaab sah erst Anja überrascht an, dann schweifte ihr Blick zu Aragorn, der heftig nickte.,, Nun gut... Wir werden es einfach mal versuchen," sagte sie zögernd.,, Ja!" rief Aragorn glücklich.,, Sie werden es nicht bereuen, Herrin, ich bin bewandert in jeder Art von Schwertkampf und darf mich auch als ausgezeichneten Reiter und Spurenleser bezeichnen," meinte der Waldläufer.
Eine peinliche Stille trat ein. Liane und Anja sahen sich an.,, Salzsäure," sagten sie gleichzeitig, bevor Anja sich Aragorn schnappte und ihn in die andere, größere Sporthalle führte, wo die Jungs gerade Hockey auf die Fußballtore spielten.,, Herr Rog?" rief Anja und der Sportlehrer kam von seinem Schiedsrichterposten zu ihnen herüber.,, Ja?" fragte er und musterte die Beiden.,, Also... Karin hier hat leichte Schwierigkeiten, ihre Beine und Arme beim Tanzen zu koordinieren," erklärte Anja und Herr Rog konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen.,, Und Frau Kaab dachte, es wäre wohl besser führ sie, diese Stunde mit den Jungs Sport zu machen."
,, Na, das kann ich voll und ganz verstehen. Natürlich kannst du bei uns mitmachen. Ist auch nur halb so gefährlich wie Tanzen," sagte Herr Rog verschwörerisch, gerade als der Puck
ihn am Schienbein traf.,, Au! Na ja, zumindest meistens."
Herr Rog wandte sich an die 5 Jungs, die mittlerweile aufgehört hatten zu spielen und Karin höhnisch ansahen.,, Also, Karin wird heute mit uns Sport machen," erklärte Herr Rog.,, Dann haben wir wenigstens gleichstarke Mannschaften." Aragorn wurde zu Stefan und Marc eingeteilt, die ihn finster ansahen. Die anderen drei Jungs lachten laut.,, Gleichstark ist gut!" brüllten sie.,, Pass auf, dass du dir keinen Fingernagel abbrichst!" ,, Euch werde ich gleich etwas abrechen," knurrte Aragorn. Daraufhin lachten sie nur noch mehr.
,, Du kannst doch Hockey spielen, oder?" fragte Herr Rog und drückte dem verdutzten Waldläufer einen Schläger in die Hand.,, Hockey?" fragte Aragorn und betrachtete den Schläger. Dies war definitiv kein Schwert.,, Ja, ist ganz einfach: Du versuchst diesen Puck," er hielt die schwarze Scheibe hoch, ,, mit dem Schläger in das gegnerische Tor zu schießen. Du darfst an deine beiden Mitschüler rüberpassen und kannst selbst von ihnen angespielt werden. Sonst noch Fragen? Nein? Na dann ist ja gut."
Und Herr Rog pfiff das Spiel wieder an. Aragorn stand erst mal unschlüssig auf dem Feld und beobachtete, wie die fünf Jungs mit dem Schläger und dem Puck spielten.,, Na, das kann
ich auch!" dachte er grimmig und beschloss, ins Spielgeschehen einzugreifen.
Stefan hatte gerade den Ball und stürmte auf das gegnerische Tor. Aragorn
rannte links von ihm, und rief:,, Passe mir den Ball! Ich stehe frei!" Doch Stefan grinste ihn nur schief an und machte auf Alleingang.
Selbstverständlich ging das schief und ihre Gegner bekamen den Ball.
So ging es eine Viertelstunde lang, es stand 5:5 und es waren noch 5 Minuten von der Stunde übrig. Gerade bildete sich ein heftiges Knäuel beider Mannschaften um den Puck, nur
Aragorn stand etwas abseits; und plötzlich landete der Puck genau vor seinen Füßen. Verdutzt sah er ihn an, bevor er begriff, dass dies seine Chance war. Er rannte auf das Tor zu, als Pascal neben ihn lief und hämisch lächelnd mit dem Schläger ausholte, um ihn gegen Aragorns Knie zu schlagen. Doch dieser hatte die Bewegung bemerkt und sprang blitzschnell hoch, über den Schläger. Pascal verlor vollkommen verblüfft das Gleichgewicht und Aragorn hatte freie Sicht. Er holte weit aus und schlug den Puck mit voller Kraft Richtung Tor.
Er traf den Torwart direkt an seiner empfindlichsten Stelle, dieser sackte mit einem lauten
Schmerzensschrei nach hinten und der Puck rutschte knapp über die Torlinie.,, JA!!! Wir haben gewonnen!" rief Aragorn euphorisch. Doch keiner jubelte mit ihm. Er stürzte auf Stefan zu und umarmte ihn glücklich, doch als er dem Jungen ins Gesicht sah, wich er zurück.
Stefans Gesicht war vor Wut ganz rot angelaufen.
,, DU IDIOTIN!!! DAS WAR UNSER TOR!!! WIR HABEN VERLOREN, UND DAS NUR WEGEN DIR!" brüllte er und stürzte sich auf Aragorn, bevor Herr Rog reagieren konnte. Auch Aragorn war zu verblüfft, um die herankommende Faust noch abzuwehren und bekam Stefans Schwinger direkt gegen sein Kinn. Aragorn taumelte rückwärts und hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten, als Stefan sich auf ihn schmiss. Zusammen krachten sei auf den Boden der Turnhalle. Und zum ersten Mal konnte Aragorn von seinen Kampfkenntnissen Gebrauch machen. Mit einer flinken Bewegung befreite er sich aus Stefans Griff und wendete das Blatt, sodass nun Stefan unter ihm lag und in den Genuss eines Faustschlages von Aragorn auf seine Nase kam.
Bevor der Kampf allerdings noch weiter ausarten konnte, hatte Herr Rog sie erreicht. ,, Auseinander! Nein, so geht das aber nicht!" Er sah von Aragorn zu Stefan hinüber. ,, Geht euch anziehen! Und danach gehen wir alle zusammen zum Direktor!" erklärte der Lehrer streng. Währenddessen hatte sich der Torwart mühsam wieder aufgerappelt.,, Tut mir leid," murmelte Aragorn noch, bevor er sich in die Mädchenumkleide rettete. Irgendwie war das einfach nicht sein Tag.
Aragorn verträumte die restlichen 30 Minuten der Deutschstunde, ohne auf das zu achten, was Frau Pals erzählte. Viel mehr machte er sich Gedanken darüber, ob und wie er jemals wieder nach Mittelerde zurückkehren sollte. Fast alle erwähnten ihm gegenüber das Wort: Salzsäure, doch damit konnte er beim besten Willen nichts anfangen.
In diesem Moment klingelte es. Aragorn zuckte nur noch kurz zusammen, der Ton war zwar immer noch befremdlich für ihn, aber er hatte mittlerweile begriffen, dass er nichts Schlimmes bedeutete. Anja stand auf und hakte sich bei ihm ein.,, Noch eine Stunde, dann sind wir endlich befreit!" grinste sie und schleifte ihn mit sich. Der Waldläufer ließ alles mit sich geschehen, er fragte sich, ob er vielleicht Anja einfach die Wahrheit erzählen sollte? Aber wer wusste, was man in dieser Zeit mit Menschen wie ihm machen würde? Und vor allem, würde sie ihm überhaupt glauben? Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass Anja ihn in ein anderes Gebäude
schleifte. Gerade kam ihm die Idee, Anja einfach nur zu fragen, was Salzsäure eigentlich genau sei, als diese eine Tür zu einem kleinen Raum mit zwei schlichten Holzbänken öffnete.
Aragorn atmete vor Verblüffung hörbar aus. In diesem Raum standen all seine
weiblichen Klassenkameraden und entkleideten sich!,, Ähm... Ich halte das für keinen
guten Plan," stotterte er und wollte rückwärts gehen, doch Anja hatte ihn fest im Griff.,, Nein? Wo willst du dich dann umziehen? In der Jungenumkleide?" lachte sie. Der Waldläufer hätte am liebsten genickt, doch er wusste, dass es keinen Ausweg aus dieser Situation gab.
Anja hatte sich mittlerweile einen Platz auf der Holzbank gesucht, öffnete ihren Rucksack und nahm weiße, instabil aussehende Schuhe, eine kurze Hose und ein T-Shirt heraus, beides
in sehr auffallenden Farben.
Zögernd öffnete Aragorn ebenfalls seinen Rucksack und beförderte ein paar beige-rote Turnschuhe, eine lange graue Hose und ein blaues Shirt hervor. Er betrachtete das alles mit
einem verzweifelten Blick. Wenn er das anziehen wollte, so musste er vorher - der Logik halber - seine jetzige Bekleidung ablegen, und dieser Gedanke behagte ihm so gar nicht.
Er hatte das Gefühl, die Intimsphäre dieses fremden Mädchens, dass er ja jetzt war, empfindlich zu stören. Doch was blieb ihm schon anderes übrig?
Gerade als er sich aus seiner Hose heraus zwängen wollte, sprach ihn jemand an.,, Dein Gedicht war echt klasse!"
Aragorn sah hoch. Es war Liane, die ihn ansprach, nur mit Unterwäsche bekleidet, gerade dabei, ihre Sporthose anzuziehen.
Der Waldläufer konnte noch so sehr auf sich einreden, er spürte, wie er rot anlief und hoffte, dass Liane dies auf ihr Kompliment schieben würde.,, D...danke," sagte er.,, Deins
auch." Liane lachte und wandte sich dann ihrer Freundin zu. Schnell widmete Aragorn sich wieder seinem Problem. Diese Hose aufzubekommen war schon ein großer Akt und sie auszuziehen benötigte er mehr Überwindungskraft als sich einer Truppe Orcs alleine in den Weg zu stellen.
Doch er schaffte es. Während er schnell seine lange Hose anzog, entgingen ihm doch nicht die Muskeln, die dieses Mädchen an den Beinen besaß. Womit sich die Menschen aus dieser
Zeit wohl fit hielten? Nun, er würde es wohl sogleich erfahren.
Bevor er sich seinem Oberkörper zuwandte, zog er erst mal die Schuhe an. Sie fühlten sich
bemerkenswert leicht an seinen Füßen an, nicht so wie die, die er immer in Mittelerde trug.
Dann aber konnte er es nicht weiter aufschieben: Langsam zog er seinen Pulli über den Kopf und konnte einen Blick auf seinen Oberkörper nicht vermeiden.
Schnell schnappte er sich sein T-Shirt, da er angesichts der ungewohnten Form schon wieder rot zu werden drohte. Und das wäre dann wohl doch etwas verdächtig gewesen.
In jenem Moment betrat auch schon Frau Kaab, die Sportlehrerin, den Raum. ,,So, dann wollen wir mal," sagte sie und schloss die Tür zu einer kleinen Sporthalle, mit zwei
Basketballkörben und zwei weiteren Holzbänken auf. Sofort setzten sich alle Mädchen auf die Holzbänke und Aragorn tat es ihnen gleich, wobei er unauffällig seinen Blick durch die Reihen schweben ließ.
Frau Kaab ergriff wieder das Wort:,, Nun lauft ihr euch erst einmal ein, ich werde während dessen den Kassettenrecorder holen."
Aragorn lief neben Anja her, nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte dann:,, Was ist überhaupt diese: Salzsäure, von der du die ganze Zeit sprichst?" Anja sah ihn verwundert an.
,, Mensch, Karin, dass du Chemie verabscheust weiß ich ja, aber du musst doch wissen, dass du eben jene heute Morgen neutralisiert hast.... Na ja, zumindest halb." ,, Nein, das weiß ich leider nicht mehr," sagte Aragorn betrübt. Seine Freundin setzte gerade zur Antwort an, als Frau Kaab wieder kam und sich alle um die Lehrerin versammelten.,, Heute werden wir den Tanz, den wir letzte Stunde begonnen haben, etwas weiterführen," erklärte sie.,, Nächste Woche werde ich darauf Noten geben. Stellt euch bitte ihn zwei Reihen nebeneinander auf." Sie taten, wie geheißen und Frau Kaab schaltete den Kassettenrecorder an. Sofort erschaltete: Time of my Life aus dem Gerät. Aragorn sprang vor Schreck einen Schritt zur Seite.
Verwirrt sah er sich um.,, Wo... Ist denn der Sänger? Und was ist dies für ein merkwürdiges Lied?" ,, Ähm... Das Lied kommt aus dem Kassettenrecorder?" sagte Anja.,, Ah...ja. Und wie kommt es dort hinein?" fragte Aragorn zurück und musterte das Gerät misstrauisch. Doch
Anja schüttelte nur genervt den Kopf. Frau Kaab wartete die richtige Stelle im Lied ab und sagte dann:,, Los!"
Alle Mädchen begannen sofort mit dem Tanz, Wechselschritt, Drehung, vor, zurück, Charleston...
Alle Mädchen? Nein! Aragorn stand reglos da und beobachtete die geschmeidigen Bewegungen seiner Kameradinnen sprachlos. Anja sah ihn aufmunternd an.,, Na komm schon! Wir haben das doch erst letztens bei mir geübt!" Aragorn konnte nichts erwidern.
Frau Kaab kam zu ihm herüber.,, Karin, was ist denn los?" fragte sie.,, Das werde ich nie erlernen!" sagte er trostlos.,, Aber natürlich! Liane, komm mal her." Liane kam zu ihnen herüber.,, Tanz doch mal zusammen mit Karin, damit sie wieder in das Lied herein
findet," sagte Frau Kaab. Liane nickte Aragorn aufmunternd zu und nahm ihn an der Hand.
Verständlicherweise wurde Aragorn durch Lianes Nähe noch nervöser und trat der Schönen in 3 Minuten ungefähr 30 Mal auf den Fuß.
Nachdem das Lied zu Ende war, ließ Aragorn Liane, die tapfer lächelte, frustriert los.,, Ich habe ja gesagt, dass ich dies nie erlernen werde!" Frau Kaab sah ihn ratlos an.,, Was mache
ich nur mit dir?" fragte sie.,, Ich habe eine Idee!" mischte Anja sich ein.,, Vielleicht sollte sie einfach mal bei den Jungs mitmachen?"
Frau Kaab sah erst Anja überrascht an, dann schweifte ihr Blick zu Aragorn, der heftig nickte.,, Nun gut... Wir werden es einfach mal versuchen," sagte sie zögernd.,, Ja!" rief Aragorn glücklich.,, Sie werden es nicht bereuen, Herrin, ich bin bewandert in jeder Art von Schwertkampf und darf mich auch als ausgezeichneten Reiter und Spurenleser bezeichnen," meinte der Waldläufer.
Eine peinliche Stille trat ein. Liane und Anja sahen sich an.,, Salzsäure," sagten sie gleichzeitig, bevor Anja sich Aragorn schnappte und ihn in die andere, größere Sporthalle führte, wo die Jungs gerade Hockey auf die Fußballtore spielten.,, Herr Rog?" rief Anja und der Sportlehrer kam von seinem Schiedsrichterposten zu ihnen herüber.,, Ja?" fragte er und musterte die Beiden.,, Also... Karin hier hat leichte Schwierigkeiten, ihre Beine und Arme beim Tanzen zu koordinieren," erklärte Anja und Herr Rog konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen.,, Und Frau Kaab dachte, es wäre wohl besser führ sie, diese Stunde mit den Jungs Sport zu machen."
,, Na, das kann ich voll und ganz verstehen. Natürlich kannst du bei uns mitmachen. Ist auch nur halb so gefährlich wie Tanzen," sagte Herr Rog verschwörerisch, gerade als der Puck
ihn am Schienbein traf.,, Au! Na ja, zumindest meistens."
Herr Rog wandte sich an die 5 Jungs, die mittlerweile aufgehört hatten zu spielen und Karin höhnisch ansahen.,, Also, Karin wird heute mit uns Sport machen," erklärte Herr Rog.,, Dann haben wir wenigstens gleichstarke Mannschaften." Aragorn wurde zu Stefan und Marc eingeteilt, die ihn finster ansahen. Die anderen drei Jungs lachten laut.,, Gleichstark ist gut!" brüllten sie.,, Pass auf, dass du dir keinen Fingernagel abbrichst!" ,, Euch werde ich gleich etwas abrechen," knurrte Aragorn. Daraufhin lachten sie nur noch mehr.
,, Du kannst doch Hockey spielen, oder?" fragte Herr Rog und drückte dem verdutzten Waldläufer einen Schläger in die Hand.,, Hockey?" fragte Aragorn und betrachtete den Schläger. Dies war definitiv kein Schwert.,, Ja, ist ganz einfach: Du versuchst diesen Puck," er hielt die schwarze Scheibe hoch, ,, mit dem Schläger in das gegnerische Tor zu schießen. Du darfst an deine beiden Mitschüler rüberpassen und kannst selbst von ihnen angespielt werden. Sonst noch Fragen? Nein? Na dann ist ja gut."
Und Herr Rog pfiff das Spiel wieder an. Aragorn stand erst mal unschlüssig auf dem Feld und beobachtete, wie die fünf Jungs mit dem Schläger und dem Puck spielten.,, Na, das kann
ich auch!" dachte er grimmig und beschloss, ins Spielgeschehen einzugreifen.
Stefan hatte gerade den Ball und stürmte auf das gegnerische Tor. Aragorn
rannte links von ihm, und rief:,, Passe mir den Ball! Ich stehe frei!" Doch Stefan grinste ihn nur schief an und machte auf Alleingang.
Selbstverständlich ging das schief und ihre Gegner bekamen den Ball.
So ging es eine Viertelstunde lang, es stand 5:5 und es waren noch 5 Minuten von der Stunde übrig. Gerade bildete sich ein heftiges Knäuel beider Mannschaften um den Puck, nur
Aragorn stand etwas abseits; und plötzlich landete der Puck genau vor seinen Füßen. Verdutzt sah er ihn an, bevor er begriff, dass dies seine Chance war. Er rannte auf das Tor zu, als Pascal neben ihn lief und hämisch lächelnd mit dem Schläger ausholte, um ihn gegen Aragorns Knie zu schlagen. Doch dieser hatte die Bewegung bemerkt und sprang blitzschnell hoch, über den Schläger. Pascal verlor vollkommen verblüfft das Gleichgewicht und Aragorn hatte freie Sicht. Er holte weit aus und schlug den Puck mit voller Kraft Richtung Tor.
Er traf den Torwart direkt an seiner empfindlichsten Stelle, dieser sackte mit einem lauten
Schmerzensschrei nach hinten und der Puck rutschte knapp über die Torlinie.,, JA!!! Wir haben gewonnen!" rief Aragorn euphorisch. Doch keiner jubelte mit ihm. Er stürzte auf Stefan zu und umarmte ihn glücklich, doch als er dem Jungen ins Gesicht sah, wich er zurück.
Stefans Gesicht war vor Wut ganz rot angelaufen.
,, DU IDIOTIN!!! DAS WAR UNSER TOR!!! WIR HABEN VERLOREN, UND DAS NUR WEGEN DIR!" brüllte er und stürzte sich auf Aragorn, bevor Herr Rog reagieren konnte. Auch Aragorn war zu verblüfft, um die herankommende Faust noch abzuwehren und bekam Stefans Schwinger direkt gegen sein Kinn. Aragorn taumelte rückwärts und hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten, als Stefan sich auf ihn schmiss. Zusammen krachten sei auf den Boden der Turnhalle. Und zum ersten Mal konnte Aragorn von seinen Kampfkenntnissen Gebrauch machen. Mit einer flinken Bewegung befreite er sich aus Stefans Griff und wendete das Blatt, sodass nun Stefan unter ihm lag und in den Genuss eines Faustschlages von Aragorn auf seine Nase kam.
Bevor der Kampf allerdings noch weiter ausarten konnte, hatte Herr Rog sie erreicht. ,, Auseinander! Nein, so geht das aber nicht!" Er sah von Aragorn zu Stefan hinüber. ,, Geht euch anziehen! Und danach gehen wir alle zusammen zum Direktor!" erklärte der Lehrer streng. Währenddessen hatte sich der Torwart mühsam wieder aufgerappelt.,, Tut mir leid," murmelte Aragorn noch, bevor er sich in die Mädchenumkleide rettete. Irgendwie war das einfach nicht sein Tag.
