Kapitel 7: Von einem Mädchen, das auszog, die Orcs das Fürchten zu lehren
Das schlanke, anmutig aussehende Ross trabte gemächlich Richtung Flussufer auf eine bewegungslose, männliche Gestalt zu. Diese war vollkommen durchnässt und konnte eine hässlich aussehende Fleischwunde am linken Arm ihr eigen nennen. Haseful - so des Pferdes Name - stupste den Körper so lange an, bis er sich auf den Rücken drehte. Dann fuhr es mit seinen feuchten Nüstern über das Gesicht des Mannes und erreichte damit auch genau das, was es wollte. "Hm. Das nächste Mal kaust du bitte vorher Kaugummi" murmelte Karin schläfrig und öffnete dann die Augen. "Ich glaub mich knutscht ein Pferd" sagte sie als sie Hasefuls Kopf erblickte. Dieses kniete sich nieder, damit Karin besser aufsteigen konnte. Mühsam schleppte sich das Mädchen auf den Rücken des Pferdes, welches sich sachte erhob und in einen schnellen Trab fiel. "Da steht ein Pferd auf dem Flur - Ja, ja, ein Pferd auf dem Flur... Aber meine Zahnbürste kriegt er nicht," sang Karin leise, bevor sie in einen Trance-ähnlichen Zustand fiel.

Gott sei Dank wusste Haseful auch ohne Reiter, wohin er musste, denn Karin wachte erst sechs Stunden später wieder auf als die Sonne sich schon langsam ihrem Untergang zu bewegte. Dafür war sie aber wieder einigermaßen klar im Kopf. Sie standen auf einem kleinen Hügel, nur noch wenige Kilometer von Helm's Klamm entfernt. Ein paar hundert Meter vor ihnen marschierte das Heer Isengards. Karin konnte mit der dunklen, sich bewegenden Masse zunächst nichts anfangen, doch als sie die Fahnen mit der weißen Hand erblickte, dämmerte in ihr die Erkenntnis. "Wow, das sind also unsere Gegner," meinte sie ungläubig und rieb sich vorsichtshalber die Augen. Doch an dem Bild, dass sich ihr bot, änderte sich nichts. "Also, ich hoffe jetzt einfach mal, dass König Théoden in Helm's Klamm noch ein paar tausend Mann stationiert hat oder aber, dass ich Fieber habe und halluziniere." Haseful schnaubte, als wolle er ihr zustimmen. Karin sah das Pferd verblüfft an. "Vielleicht hatte die Wache Recht und du bist doch kein stinkender Flohsack" meinte Karin versöhnlich.

Dem fast ebenen Gelände und Hasefuls Kondition war es zu verdanken, dass sie binnen einer knappen Stunde Helm's Klamm erreichten. Karin bewunderte das riesige, aus massivem Stein bestehende Versteck schon von weitem gebührend und umso näher sie ihm kam, desto größer wurde ihre Ehrfurcht. Das Tor wurde schon geöffnet, bevor sie sich überhaupt zu erkennen gegeben hatte und so konnte sie schnurstracks hineinreiten. Als sie von ihrem Pferd abstieg, wurde sie erst einmal von einem großen Teil des rohan'schen Volkes überrascht und dennoch glücklich angesehen. Auch Gimli war unter ihnen und kämpfte sich zu ihr durch, wobei er die Massen förmlich in 2 Teile spaltete. Der Zwerg ergriff ihre Hand und drückte sie so heftig, dass Karin dachte, er würde ihr die Fingerknöchel brechen. "Hättest dich ruhig etwas mehr beeilen können. Jetzt ist die größte Arbeit schon verrichtet" brummte er freundschaftlich. Karin grinste. "Bring mich lieber zu König Théoden" erwiderte sie. Gimli führte sie die Treppen hinauf, ins Innere der Burg, wo sich auch der Saal befand, in dem der König Rohans weilte und sich mit seinen Ratgebern unterhielt. Als Karin die Trepp erklommen hatte, sah sie Legolas vor der Tür stehen, dessen Gesicht keine Regung verriet, als er sie musterte. Stumm standen sie einander gegenüber, als der Elb meinte: "Du siehst scheußlich aus. Mit einem schiefen Grinsen antwortete Karin - perfekt nach einem beliebten Spruch ihres Zeitalters-: "Äußerlichkeiten interessieren nicht, es zählen nur die Inneren Werte." Und sie schritt an Legolas vorbei, öffnete schwungvoll die Tür und ging direkt auf König Théoden zu, der aussah, als hätte er soeben einen Geist erblickt. "Herr Aragorn meldet sich zum Dienst!" erklärte Karin und schlug in Soldaten-Manier die Hacken zusammen. "Aragorn! Gelobet sei diese Stunde!" meinte Théoden und umarmte das Mädchen erleichtert. "Reitet neben mir, als Heerführer! Dies wird unseren Truppen neuen Mut geben!" Karin sah den König peinlich berührt an. "Ähm... Wenn Ihr es so wünscht." In jenem Moment betrat eine Wache den Raum. "Alle männlichen Einwohner Rohans, die als fähig befunden wurden eine Waffe zu tragen, wurden bewaffnet und auf ihre Posten verteilt, ganz wie Ihr es wünschtet, König Théoden." Karin sah den König verwirrt an. "Aber... Das ist doch gar nicht nötig... Ich meine, Ihr habt ja schließlich Verstärkung hier." Sie sah in Théodens regloses Gesicht. "Oder?" fragte sie. Der Gefragte wandte sich schweigend ab. "Da draußen ist ein Heer mit über 10 000 Mann unterwegs! Ich habe es gesehen! Also sagt mit bitte nicht, dass die Männer, die mit uns ritten, das Einzige sind, was Ihr dem entgegenzusetzen habt!" rief Karin schockiert. "Doch so ist es" antwortete Théoden mit eiserner Miene. "Na, dann solltet Ihr vielleicht anfangen zu beten, falls Ihr irgendwelche Götter kennt. Denn diese steinernen Mauern werden auch nicht ewig halten!" knurrte Karin und verließ den Raum. Sie setzte sich auf die Steintreppen und sah gedankenverloren zu der untergehenden Sonne auf. Dann schweifte ihr Blick nach links, wo sie einen Jungen, ungefähr in ihrem Alter, stehen sah, mit einem Helm und einem Schwert ausgerüstet. Er sah hilflos zu ihr herüber. "Ist das alles, was du hast?" fragte sie. Der Junge nickte. "Sie haben gesagt, Schilde seien nur für die ersten Reihen. Ich stehe in der Vierten." Ein bitteres Lachen stieg in Karins Kehle auf, doch sie unterdrückte es erfolgreich. "Geh noch einmal zu ihnen und sage, Aragorn habe befohlen, dass dir ein Schild gegeben wird. Beeil dich." Dankbar lächelnd stürmte der Junge die Treppen hinunter. "Das sind also die wehrfähigen Männer König Théodens" dachte sie nüchtern. "16-jährige Jungs, die noch nie ein Schwert in einer Schlacht führen mussten." Eine kleine boshafte Stimme erklang in ihren Gedanken. "Ach, und was bist du? Ein 16-jähriges Mädchen ohne jegliche Kampferfahrung, das einfach nur in einem erwachsenen, männlichen Körper steckt. Du hättest nie mit diesen Leuten weiter reiten dürfen!" "Dann hätte ich mich schon längst verlaufen und wäre schon tot, das Frühstück irgendeines wilden Tieres" knurrte Karin halblaut. Die Stimme verschwand. Gut so. Was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war ein innerlicher Konflikt à la: Meuterei auf der Bounty. Langsam stand sie auf. Die Wunde an ihrem linken Arm brannte und sie fragte sich, ob man in diesem Zeitalter schon mal die Worte "Deutsches Rotes Kreuz" gehört hatte. Wahrscheinlich nicht. Karin zog ihr Schwert aus der Scheide und schwang es durch die Luft, um sich rechtzeitig mit der Waffe vertraut zu machen.

Als Gimli und Legolas wenige Minuten später, in der Hand hielt Gimli ein Kettenhemd, die Treppen hinaufstiegen, vollführte Karin gerade einen Schwertkampf gegen einen imaginären Gegner. "Nimm dies, du dreckiges Biest! Ha, jetzt sagst du nichts mehr, was? Merkt euch meinen Namen: Aragorn, der Felsenbezwinger!" rief sie und stieß einen lauten Triumphschrei aus, als sie Legolas und Gimli erblickte. "Oh," stotterte sie verlegen. "H-i!" Gimli schmiss ihr das Kettenhemd zu. "Das wirst du brauchen, Felsenbezwinger!" grinste der Zwerg. "Ha ha!" erwiderte sie und machte sich daran, das Hemd anzulegen. "Es wird übrigens auch mal langsam Zeit die Positionen einzunehmen. Wir kämpfen und sterben ganz vorne" erklärte Gimli. "Oh toll!" meinte Karin zynisch. Doch ihr Freund verstand das falsch. "Ja, nicht wahr! Meine Axt hat bereits großen Hunger!" erwiderte er mit leuchtenden Augen. Legolas schüttelte lächelnd den Kopf. "Kommt Aragorn. Treten wir an!" Und zu dritt suchten sie die Außenmauer auf. Gimli und Legolas stellten sich etwas entfernt von Karin auf, die sich unter den ganzen rohan'schen Männern doch etwas unwohl fühlte. Sie sah hinaus auf die dunkel Ebene. Die Sonne war mittlerweile ganz untergegangen, doch nur wenige Sterne glitzerten in der Nacht. Der Rest des Himmels war von dunklen, grauen Wolken bedeckt, die die meisten Anwesenden nur noch in größere Betrübnis stürzten.

Eine volle Stunde lang standen sie so auf der Außenmauer und Karin hatte Mühe, nicht dauernd loszugähnen. Dann ertönte plötzlich der laute Ton eines Horns und ließ das Mädchen erschrocken aufzucken. "Aragorn!" rief Legolas zu ihr herüber. "Dies war kein Orc-Horn!" Und er stürmte zum Haupttor hinunter. Gimli und Karin folgten ihm verblüfft, keiner von Beiden wusste eigentlich worum es ging. Doch sie erfuhren es just in jenem Moment, als sie vor dem Haupttor ankamen und dieses geöffnet wurde. Eine beachtliche Anzahl Bogenschützen - elbische Bogenschützen - betraten das Schloss im Gleichschritt und stellten sich formiert auf. Ihr Anführer trat stolz nach vorne und wandte sich an König Théoden, der sprachlos neben Karin stand. "Die Elben haben das Bündnis, das einst zwischen uns und den Menschen herrschte, nicht vergessen. Wir sind gekommen, um das Volk Rohans zu unterstützen." Karin war so verzückt von dem herrlichen Anblick der Elben - und vor allem von ihren Bögen - dass sie dem Elb ungestüm um den Hals fiel. "Ihr seid klasse!" jubelte sie und ließ dann wieder los, damit Legolas seinen verblüfft aussehenden Verwandten begrüßen konnte. "Haldir, es tut gut Euch zu sehen" sagte der Waldelbe förmlich, doch man konnte die Freude in seinen Augen ablesen.

Eine Viertelstunde später hatten auch die Elben Position bezogen. Karin fühlte sich mit jenen hinter sich schon etwas sicherer und ihre Stimmung hob sich etwas. "Noch besser wäre es allerdings, wenn die Orcs sich verlaufen und gar nicht erst ankommen würden" dachte sie. Und eigentlich war das ja gar nicht so unwahrscheinlich... Die Landschaft war groß... Gerade als Karin begann, sich mit dem Gedanken anzufreunden, wurden in der ferne Fackeln sichtbar. "Na toll," dachte Karin "das musste ja so kommen". "Aragorn, die Orcs kommen!" rief Legolas. "Ich weiß!" erwiderte das Mädchen und betrachtete die Fackeln, während sie immer näher kamen. Die Orcs waren schnell. Binnen 20 Minuten stand das gesamte Herr Isengards vor Helm's Klamm und klopfte lärmend auf ihre Schilde. Karin sah auf die Masse hinunter, mit hochgezogener Augenbraue. Dann drehte sie sich um und ließ den Blick über ihre Verbündete schweifen. "Klasse" murmelte sie "Kann es noch schlimmer kommen? Nein!" In just diesem Augenblick gab es ein Mark erschütterndes Donnern und strömender Regen fiel vom Himmel. Er lief über Karins regloses Gesicht und in ihren Kragen hinein. Jeder, der Karins Gesichtsausdruck gesehen hätte, hätte sofort die Flucht ergriffen. "Da bete ich mal zwei oder drei verdammte Tage nicht, weil ich mit mir selbst ins Reine kommen muss und sofort ist Petrus gegen mich!" knurrte sie und drehte sich dann zu den Elben um. " Ihr habt nicht zufällig einen Regenschirm, oder?" fragte sie. In diesem Augenblick löste sich ein Pfeil aus dem Bogen eines rohan'schen Mannes und traf einen Orc tödlich. Diese verfielen in eine Totenstille. Doch dann löste sich ein großes Geheule aus der Orc-Masse, welches selbst den Lärm des Schildklopfens noch übertraf. "Okay...Feuer!" rief Karin und die Elben reagierten auf's Wort. Die Schlacht begann. Hatte Karin vorher noch tausend Gedanken im Kopf, so wurden diese nun durch den starken Wunsch, das Ganze zu überleben, überdeckt. Die Orcs schickten natürlich ebenfalls ihr schwarz-gefiederten Pfeile los, auf tödliche Mission und holten ihre Leitern hervor, mit denen sie auf die Außenmauer zu erlangen gesuchten. "Bitte, Herr, lass keine dieser Leitern bei mir anlegen" betete Karin. Sie hatte schon genug Mühe den Pfeilen zu entgehen. Gerade schwirrte wieder ein ganzes Regiment auf sie zu. Schnell duckte sie sich und die Pfeile trafen einen Mann hinter und links neben ihr. Der Linke verlor das Gleichgewicht und fiel über die Außenmauer hinunter, direkt auf einen Orc. Beide standen nicht mehr auf. "Na ja, wenigstens hast du noch einen von denen mitgenommen" sagte Karin, als eine Leiter mitsamt Orc direkt vor ihrem Gesicht erschien. Der Orc schlug mit seinem Schwert auf sie ein, doch Karin parierte. Allerdings waren zu viele Orcs auf der Leiter, als dass sie denen hätte standhalten können, wenn sie nicht eine Idee bekommen hätte. Die Leiter wurde durch einen Enterhaken mit Seil gehalten und gerade, als der Orc mal nicht auf sie einstach, durchhieb sie eben jenes Seil mit einem kräftigen Schwerthieb. Die Leiter löste sich und stand noch ein paar Sekunden in der Luft, sodass Karin noch schadenfroh den überraschten Gesichtsausdruck des Orcs sehen konnte, bevor die Leiter rückwärts in das feindliche Heer krachte. "Yeeha! Wahoo!!!" rief Karin glücklich. "Die Schlacht ist noch nicht vorbei, Felsenbezwinger!" rief Gimli von links. Karin streckte ihm die Zunge heraus. Mittlerweile hatte eine ganze Kompanie Orcs sich dem Außentor genähert. "Das hält doch nie," dachte Karin "da sind viel zu wenig Männer!" "Gimli!" rief sie "Folge mir!" Zusammen mit dem Zwerg betrat sie den Innenteil der Burg und ging dort durch eine versteckte Tür, links von dem eigentlichen Haupttor. "Kannst du mir mal sagen, was dies hier werden soll?" knurrte der Zwerg "Vertrau mir einfach" erwiderte Karin. "Wie soll ich jemandem vertrauen, bei dem sich beim Anblick eines gewissen männlichen Elben ein ganz bestimmtes Körperteil regt?" sagte Gimli. Karin rollte kopfschüttelnd mit den Augen.

Sie befanden sich nun auf einem schmalen Steg der außen zum Tor führte. Langsam balancierten sie dort entlang. Man konnte durchaus erkennen, dass Gimli dass gar nicht lag. Kurz vor der Brücke zum Außentor endete der Steg. Gimli lugte vorsichtig an Karin vorbei. "Ok, dann müssen wir halt springen," sagte diese mit etwas wackliger Stimme "Schmeiß mich!" forderte Gimli sie auf. Karin drehte sich überrascht zu ihm um. "Bitte?!" "Ich kann so weit nicht springen! Du musst mich herüberwerfen." Man konnte es dem Zwerg durchaus anmerken wie unangenehm ihm die Situation war. Und obwohl Karin sich wirklich beherrschen wollte, so musste sie doch grinsen. "In Ordnung" meinte sie und wollte ihn gerade greifen als er noch hinzufügte: "Aber erzähl es nicht dem Elb!" "Keine Sorge, ich werde ihm es genauso wenig erzählen wie du eine gewisse Sache vor einem Tor breit treten wirst." "Nun gut" knurrte Gimli und landete kurz darauf mitten zwischen den Orcs, vor dem Tor. Seine Axt mähte sofort einige der Feinde nieder, bevor auch Karin ihren ganzen Mut zusammen nahm und ins Getümmel sprang. "Du bist total lebensmüde" dachte sie, zog ihr Schwert und schlug einfach blind auf die Orcs ein. Nicht selten entging sie nur knapp einer Enthauptung, doch sie und Gimli schafften es, den ersten Ansturm niederzuschlagen. Es wurden allerdings immer mehr. "Wir müssen uns zurückziehen!" rief Karin daher dem Zwerg dazu. " Immer wenn es anfängt Spaß zu machen!" beschwerte sich der Zwerg. "Aragorn!" rief Legolas von der Mauer herunter rund warf ein Seil hinunter. "Klettert daran hoch!" Schnell schnappte Karin mit der einen Hand das Seil, mit der anderen Gimli und schwang sich zur Außenmauer hin. Sie war noch nie eine Kletterwand hochgeklettert und wünschte sich, sie hätte es schon einmal versucht, denn trotz Aragorns trainiertem Körper fiel es ihr schwer hinaufzugelangen.

Doch Legolas und einige Männer Rohans erleichterten ihr dies ein wenig, in dem sie an dem Seil zogen. Und so kamen die beiden tapferen Helden wohlbehalten wieder auf der Außenmauer an. "39!" sagte Gimli triumphierend zu Legolas. "Wie bitte?" Karin sah fragend zu dem Elben. "37. Du bist in Führung" sagte dieser bevor er sich ihr zuwandte. "Wir zählen die vernichteten Gegner" erklärte er. "Männer!" schimpfte Karin, bevor sie hinüber zu ihrem Platz vor den elbischen Bogenschützen stolzierte. Sie war froh überhaupt noch am Leben zu sein und ihre Freunde zählten eliminierte Gegner, als wäre dies alles ein Spiel!

Die Orcs hatten währenddessen beschlossen, einen anderen Weg ins Innere der Burg zu suchen; und der Wasserkanal schien dafür geeignet zu sein mithilfe Sarumans schwarzer Magie eine neuer Eingang für die Orcs zu werden

Das Einzige, was Karin davon mitbekam war, dass einer von ihnen eine Fackel in der Hand trug und auf das Gitter des Wasserkanals von Helm's Klamm zu rannte. "Legolas!" rief Karin, da sie eine neue Gemeinheit witterte. "Erschieß ihn!" Doch der Schuss des Elben brachte den Orc nicht rechtzeitig zu Fall, er erreichte das Gitter und plötzlich gab es ein lautes: Krawumm!!! als ein großes Stück der Außenmauer explodierte und einige Männer durch die Luft wirbelten. "Oh Scheiße!" fluchte Karin hingebungsvoll. Wie aufgestachelte Ameisen rannten die Orcs durch den neuen Eingang ins Innere. Karin dachte fieberhaft darüber nach, wie sie die Außenmauer halten sollte, doch es fiel ihr nichts ein. Daher lief sie zunächst hinunter in den Hof, wo die Orcs sich nun tummelten, um diese irgendwie zurückzutreiben. Dies war auch schon Gimli eingefallen, denn sie ganz vorne kämpfen sah, im Nächsten Augenblick aber in dem Wasser untertauchte, das den Hof überschwemmt hatte. Karin rannte zu der Stelle hin und zog den Zwerg wieder aus dem Wasser. "Danke!" prustete dieser. "Nichts zu danken!" meinte Karin. Sie sah sich um. Die Orcs waren definitiv zu viele, als dass sie sie irgendwie besiegen könnten. "Wir ziehen uns in die Burg zurück!" rief Karin und rannte noch einmal hoch zur Außenmauer, wo die elbischen Bogenschützen immer noch die Stellung hielten. "Haldir, wir ziehen uns zurück!" erklärte sie dem Elben. Dieser nickte und wollte ihr gerade folgen, als ihn ein Orc-Pfeil traf. Erschrocken sprang Karin auf ihn zu, doch der Elb sank tödlich getroffen auf den Boden, seine Augen noch vor Überraschung weit aufgerissen. "Zum Teufel!" flüsterte Karin. Doch sie konnte nicht auf der Mauer sitzen bleiben, sie musste in die Burg und stürmte über den Hof. Doch ein Orc schien mit der Idee, dass sie lebend die schützende Burg erreichte, gar nicht einverstanden zu sein. Er stürzte sich mit lautem Kampfgebrüll auf sie und warf sie zu Boden. Karin spürte nur den Stoß und wie sie plötzlich im Matsch lag, ein Orc mit seinem Schwert über ihr. "Verabschiede dich Mensch!" knurrte er und sein fahler Atem drang in ihre Nase. Schnell zog Karin ihre Knie an und hoffte, dass auch die Orcs ihre empfindlichste Stelle dort hatten wo ihr Knie gegen schlug. Es schien so, denn der Orc schrie auf. Karin stieß ihn mit einem Fußtritt von sich herunter, hob ihr Schwert, das neben ihr lag, vom Boden auf und rammte es dem Orc mit aller Kraft in die Brust. Der Orc keuchte, aus seinem Mund kam ein Schwall Blut und er starb. "Das heißt Felsenbezwinger, merk dir das!" knurrte sie, schwer atmend und wollte ihr Schwert aus ihm herausziehen... Aber das ging nicht. "Hey, jetzt komm schon!" rief sie verzweifelt. Ein anderer Orc hatte sie erblickt und rannte auf sie zu. "KOMM DA RAUS!" Karin zog mit aller Kraft an dem Schwert, doch es rührte sich keinen Millimeter. Der Orc war fast bei ihr angelangt "Oh, bitte!" Sie stellte einen ihrer Füße auf den Oberkörper des Orcs und zog noch einmal kräftig. Das Schwert löste sich gerade noch rechtzeitig, Karin stolperte nach hinten und entging so dem Schwerthieb des Orc, der vollkommen verwirrt das Gleichgewicht verlor. So schnell wie sie konnte rannte Karin nun hinauf zur Burg und wurde eingelassen, bevor das Innere Tor hinter ihr vor den Orcs geschlossen wurde.

"Endlich in Sicherheit!" seufzte sie atemlos, als die Orcs begannen, etwas gegen das Tor zu rammen. "Jetzt reicht es!" rief Karin und machte sich auf den Weg zu der Halle in der sich der König versteckt hielt. Sie öffnete die Tür diesmal mit einem solchen Schwung, dass sie Türflügel gegen die Wand krachten. "Aragorn!" sagte der König erschrocken und musterte das Mädchen "Seid ihr verletzt?" Doch Karin war nicht in der Laune für Smalltalk. "Es wird Zeit, dass ihr heraus reitet und für Euer Volk kämpft, König Théoden! Schließlich habt ihr es auch hierher geführt!" Der König sah sie sprachlos an, dann wurde seine Miene hart. "Es hat doch keinen Sinn!" erwiderte er. "Ach nein? Aber dass die anderen und ich da draußen rumrennen und unser Leben riskieren, dass macht wahrscheinlich Sinn?! Verdammt, es ist EUER Volk, also helft auch gefälligst es zu verteidigen! Das würde den Bewohner wieder Mut geben, versteht Ihr das denn nicht? Trotz allem beten sie Euch an! Also zeigt Ihnen auch, dass Ihr es wert seid!" Zwei der königlichen Leibwächter wollten sich schon auf sie stützen, hielten sie ihre Worte doch für beleidigend, doch Théoden gebot Ihnen Einhalt. "Ihr habt Recht, Aragorn! Besorgt mir ein Kettenhemd und holt mein Schwert!" wandte sich der König an die Leibwächter die eilends nickend losgingen. Kurz darauf kamen sie wieder. Der König zog das Hemd an und nahm dann, mit einem melancholischen Ausdruck in den Augen, das Schwert in die Hand. ""Dies ist Wahnsinn" flüsterte er. "Aber es ist ein Wahnsinn der Euer Volk vielleicht rettet" meinte Karin sanft. "Lasst uns für Rohan kämpfen!" "Für Rohan," murmelte Théoden. "Ja, für Rohan! Reiten wir hinaus!" Zusammen gingen sie die Treppen hinunter, zu den Pferden. Als sie an Gimli und Legolas vorbeikamen rief Karin Gimli zu: "Komm, Gimli, wir gehen Orcs abschlachten!" Sofort folgte ihr der Zwerg und nahm schließlich hinter ihr auf dem Pferd Platz. "So reiten wir dann los!" sagte Théoden und trieb sein Pferd Richtung Tor. "Auf zu Ruhm und Ehre!" rief Karin und ritt hinter her. Schnell wurde das Tor geöffnet und die Orcs waren sehr verblüfft, als auf einmal ihre Feinde ihren Schutz verließen und direkt auf sie zukamen. Mittlerweile war auch die Sonne wieder am Aufgehen, sodass die ganze Szene etwas Magisches an sich hatte. "Attacke! Es gibt Orc-Filet!" rief Karin übermütig. Gimli Axt hieb währenddessen schon längst auf die Schädel der Orcs nieder. In diesem Moment fielen Gandalfs Worte Karin wieder ein und sie wandte ihr Gesicht nach Osten. Dort stand Gandalf, auf seinem weißen Pferd. "Théoden! Seht nur! Gandalf!" rief Karin und deutete nach Osten. Auch die Orcs sahen sich um. Hinter Gandalf tauchten nun viele Reiter auf, die dann auf die Orcs losstürmten. "Dies ist nicht möglich" meinte Théoden verblüfft. "Na also, es geht doch! Let the good times roll!" rief Karin euphorisch, während Gimli weiter seine Axt fütterte.

Binnen zwei Stunden waren die Orcs nicht nur in die Flucht geschlagen, sondern auch noch vernichtend geschlagen worden. Die Bürger Rohans verfielen in halbstündige Jubelschreie, ebenso wie Gimli, aber nur aus dem Grunde, weil er Legolas um einen Orc übertroffen hatte und Karin lernte nun endlich Éomer kennen, denn eben diesen hatte Gandalf geholt. "Ihr habt die Burg gut gehalten, Aragorn," lobte Gandalf Karin, die die ganze Zeit mit einem Grinsen auf dem Gesicht umherging. Sie, Karin Mahler, hatte sich in einer Schlacht behauptet! Und zwar in Real-Life! Selbstverständlich gab es eine große Feier, wenn es auch nur wenig Lebensmittel gab, und auf dieser traf Karin sogar den Jungen wieder für den sie ein Schild besorgt hatte. "Na, hat dir das Schild was gebracht?" fragte sie ihn freundlich. Er nickte schnell und seine Mutter die neben ihm stand brach in Tränen aus. "Ihr habt ihm das Leben gerettet, Herr! Wie kann ich Euch nur je danken?" "Ach.. Vergesst es" erwiderte Karin errötend. Die Bevölkerung Rohans nahm ebenso Gimli in Beschlag, der seine Heldentaten natürlich nur zu gerne zum Preis gab. Karin hingegen ging in die Höhlen von Helm's Klamm hinunter um erstmal etwas zu schlafen, denn sie war hundemüde.
Sie schlief bis zum Abend und wurde auch nur geweckt, weil Gandalf sie an der Schulter rüttelte. "Steht auf, Aragorn, wir müssen miteinander reden." Gähnend folgte Karin dem Zauberer hinaus auf die Reste der Außenmauer. "Was ist denn?" fragte sie. "Ich werde morgen nach Isengard reiten, mit König Théoden. Und ich wünsche, dass Ihr mich begleitet." Karin zuckte mit den Schultern. "Aber gerne. Was möchtet Ihr dort tun?" fragte sie neugierig. "Mit Saruman reden" erklärte Gandalf knapp. "Nun gut, ich werde Gimli und Legolas Bescheid sagen." Karin ging wieder hinunter in die Höhlen, auf der Suche nach ihren beiden Kumpanen. Gimli zu finden war relativ einfach, er saß inmitten einer Schar Kinder die seinen Geschichten zuhörten. "Und dann kam dieser Orc von hinten, und trachtete danach Aragorn zu meucheln, doch ich zog meine Axt und..." "Und was?" fragte Karin amüsiert. Gimli sah sie erschrocken an. "Ihr geht jetzt besser ins Bett" meinte Karin zu den Kindern, die sich auch zügig entfernten. "Vielleicht hätte ich ihnen noch die Geschichte von dem fliegenden Zwerg erzählen sollen" sagte Karin grinsend. "Was wollt ihr, Aragorn?" fragte der Zwerg schroff, hatte das Mädchen ihn doch bei seiner Märchenstunde gestört. ,,Dir mitteilen dass wir morgen früh mit Gandalf nach Isengard reiten." "Was? Aber ich wollte diese wunderbaren Höhlen noch erforschen!" "Das musst du wohl oder übel verschieben. Wo ist denn Legolas?" "Sucht wahrscheinlich nach einer Pflanze, mit der er sprechen kann" knurrte Gimli. Karins Neuigkeit hatte ihn verstimmt. Kopfschüttelnd suchte Karin in den Höhlen nach Legolas und fand ich auch, etwas abseits der rohan'schen Bevölkerung. Er schien nachzudenken. "Legolas?" sagte Karin. Der Elb sah sie fragend an. "Ja, Aragorn?" "Ähm, wir reiten morgen früh mit Gandalf und Théoden nach Isengard" erklärte Karin und bemerkte wieder einmal die Attraktivität des Elben. Dieser nickte. "Ich bin froh, dass wir die Orcs besiegt haben" sagte er. "Und ich erst!" grinste Karin. "Nun, ich werde mich noch zu meinen Freunden begeben" meinte der Elb. "Ja, tu das. Wer weiß, wann wir sie wieder sehen. Ach und sag ihnen doch bitte, dass ich ihnen tausend Mal danke" erwiderte Karin. Legolas nickte und ging dann auf das Lager zu. "Was für ein Mann," seufzte Karin "Ich wünschte, er würde mir gehören. Zumindest eine Nacht." Grinsend drehte sie sich um, um zu ihrem "Bett" zurückzukehren, als sie plötzlich erschrocken die Augen aufriss. Ihr Gegenüber stand Éowyn.