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Die letzten Sonnenstrahlen waren gerade verschwunden, als der Deckel eines Sarges so schwungvoll beiseite gestoßen wurde, dass er krachend an die steinerne Wand der Gruft flog. Eine Gestalt folgte. Graf von Krolock erhob sich aus seinem Sarg und betrachtete befriedigt den kleinen dicken Vampir, der sich entrüstet in der Ecke aufsetzte. Bevor dieser seine Redeschwall beginnen konnte rauschte der Graf aus der Gruft. Er brauchte dringend ein Bad! Der Geruch der ungepflegten Kleider des Wirts hielt sich hartnäckig in seiner Nase.

Da der Graf spurlos verschwunden war, konzentrierte sich der Wirt auf seine Tochter. "So ein ungehobelter Klotz!" brummte er "Als ob ihn der kleine Gefallen etwas gekostet hat." Immer noch über die Ungerechtigkeit der Welt und des Adels lamentierend zog er seine Tochter hinter sich aus der Gruft. "Bevor er sich nicht bei mir entschuldigt hat, wirst du dich nicht...Aber wenigstens war ich ja heute hier, um im auf die Finger zu ... wenn er... und das... MEINE Tochter..." Die Stimme des Wirts verlor sich in der Ferne.

Als die Luft wieder rein war, öffnete sich auch der zweite Sarg. "Die arme Sarah!" bemerkte Alfred. "Ich glaube, wir sollten sie retten. Sie kann nun wirklich nichts dafür..." Herbert streckte sich zuerst einmal ausgiebig. "Ach weißt Du, Eltern sind doch alle gleich!" antwortete er. "Alle wollen sie bestimmen, was man tun und lassen soll... und mit wem..." Dann gab er Alfred erst einmal einen dicken Kuss.

Mit wehendem Cape rauschte Graf von Krolock durch die hohen Gänge seines Anwesens. Seine Entrüstung hatte sich noch immer nicht gelegt. Dieser unverschämte BAUER! Wie konnte er es wagen, SEINEN Sarg als Zuflucht zu nutzen und ihm, dem Herrn der Grafschaft, Vorschriften zu machen, was - und vor allem, was nicht- er mit dessen Tochter tun durfte? Wütend erreichte er das Badezimmer. Koukul hatte sein Bestes gegeben und von der gestrigen Verwüstung war nichts mehr zu sehen, wie der Graf anerkennend bemerkte. "Koukul!" Wie aus dem Nichts erschien der bucklige Diener neben ihm. "Heißes Wasser!" befahl der Graf kurz angebunden. Koukul schlurfte los, um seinem Wunsch nachzukommen.

Wenig später war die Wanne mit warmen, angenehm duftendem Wasser gefüllt. Koukul hatte in weiser Voraussicht auch einen weiten Bademantel mitgebracht. Der Vampir schloß die Tür des Badezimmers und warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Bad. Dann verschwand er hinter dem Paravent, legte seine Kleidung ab und ließ sich erleichtert in das Wasser sinken. Mit geschlossenen Augen begann er vor sich hin zu summen.

Sarah sah sich panisch um. Es gab kein Entkommen. Schon seit Stunden hielt ihr Vater ihr einen Vortrag über angemessenes Verhalten, ihre Pflichten als Tochter und die höchst unehrenhaften Absichten des Grafen. Sarah versuchte sein Gerede zu ignorieren. Sie war mit ihrer jetzigen Lage sehr viel zufriedener als früher. Und überhaupt, was bildete sich ihr Vater überhaupt ein? Immerhin ging sie ja jetzt in den adligen Kreisen ein und aus. Und sie hatte so viel Spaß! Auf einmal sah sie eine Bewegung hinter dem Rücken ihres Vaters. Alfred sah vorsichtig um eine Ecke. Als er sie entdeckte, winkte er ihr eifrig zu und bedeutete ihr, dass alles in Ordnung sei. Erleichtert atmete sie auf. Auf Alfred konnte man sich in Notlagen doch immer wieder verlassen. Plötzlich verschwand Alfred mit einem Grinsen wieder. Sarah konnte näherkommende Stimmen hören. Sie glaubte ihren Augen und Ohren kaum zu trauen. Magda und Herbert näherten sich, scheinbar tief in ein Gespräch versunken. Die Frau hatte sich bei dem Sohn des Grafen eingehängt, er griff nach einer ihrer Hände und zog sie an seine Lippen. Sie kicherte geschmeichelt und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das die beiden auflachen ließ. Chagall drehte sich empört um: "Was tust DU da, Nachtigall? Versucht dieser adlige Nachtschwärmer etwa, dir den Kopf zu verdrehen? Pfui, wie kannst Du das deinem Yoine nur antun?"

ANMERKUNG: (WIE ZUM TEUFEL SCHREIBT MAN DAS? IN BESETZUNGSLISTEN WIRD ER IMMER NUR UNTER CHAGAL(L) GEFÜHRT...???) Ich bin für jede Information dankbar!

Magda warf dem aufgebrachten Wirt einen hochnäsigen Blick zu. "Was denn, es gibt dich also auch noch? Glaube nicht, dass du irgendwelche Anrechte gelten machen kannst... Wer ist denn heute Nacht nicht in den Sarg gekommen und hat mich ganz alleine gelassen? Wer weiß, mit welchem Flittchen du dich herum getrieben hast! Aber wie du siehst bin ich ja nicht auf dich angewiesen. Herbert weiß wenigstens, wie man einer Frau Komplimente macht." Damit wandte sie sich wieder dem hochgewachsenen Vampir zu.

Alfred hatte sich inzwischen an Sarah herangeschlichen und griff nach ihrem Arm. Leise schlichen die beiden unbeobachtet davon, während der dicke Wirt versuchte, Magda von Herbert fortzuziehen. "Danke! Du bist wirklich ein Held!" sagte Sarah, als sie sich endlich außer Sichtweite der anderen befanden und drückte Alfred dankbar. Dieser wurde rot. "Ach, das war doch nichts besonderes und außerdem hat Herbert ja auch geholfen. Ohne ihn hätte das nie geklappt." winkte er verlegen ab. "Dann seid ihr eben beide meine Retter. Ich werde das bei Gelegenheit bestimmt wieder gut machen!" versprach Sarah. Wenig später stieß auch Herbert wieder zu ihnen. "Was ist mit Magda?" fragten die beiden ihn "Sie ist beleidigt. Chagall versucht, sie dazu zu überreden sich ... wieder mit ihm zu versöhnen" dabei hob er mit einem anzüglichen Grinsen eine Augenbraue, "Aber ich glaube, dass wird ein hartes Stück Arbeit für ihn. Sie ist jedenfalls in Richtung Friedhof verschwunden. Mich hat sie auch zum Teufel geschickt, sie sagte etwas von 'Männer können ihr in Zukunft gestohlen bleiben' und 'sie wolle alleine sein...' " "Die Arme!" bedauerte Alfred sie, der im Grunde ja ein gutes Herz hatte. "Keine Angst. Ehe wir uns versehen, ist das alles wieder in Butter. Wir sollten heute Nacht einen großen Bogen um den Friedhof machen, da stören wir nur." versicherte Herbert ihm. "Mmmmh, Veröhnungs-Sex..." nachdenklich sah er Alfred an und machte einen Schmollmund. "Schade, dass wir uns soooo gut verstehen!" Sarah musste lachen. "Als ob *du* Streit brauchst um Alfred ins Bett zu kriegen!" neckte sie Herbert. "Hey!" protestierte Alfred "Ich bin auch Anwesend. Wie redet ihr den über mich?" Sich gegenseitig neckend machten die Vampire sich davon.

Doch dieses Mal hatte Herbert sich geirrt. Auf dem Friedhof standen alle Zeichen auf Sturm. Nachdem Chagall seine Möglichkeiten ausgeschöpft hatte und Magda dennoch eisern blieb zog er sich geschlagen zurück. Plötzlich wurde ihm das Fehlen seiner Tochter bewußt. "Ich kann mir schon denken, bei wem sie sich wieder herum treibt." ärgerte er sich "Dieses Mädchen ist schlimmer zu hüten als ein Sack Flöhe. Aber wartet nur, euch werde ich einen Strich durch die Rechnung machen..." Der Vampir wandte sich wieder dem Schloß zu.

Das Wasser in der Wanne kühlte langsam ab. Der Graf saß immer noch darin und eine große Schaumkrone türmte sich auf seinem Kopf. Laut singend wusch er sich die Haare.

"Parla, parla, mia cara, e con quell dritto ch'oggi prendi su me finché tu vivi chiedi, imponi, prescrivi..."

ANMERKUNG: Le Nozze di Figaro - W.A. Mozart (er singt den Grafen Almaviva... wie passend *g*) Für alle die nicht mit der Handlung vertraut sich... der Graf möchte von seinem "Recht der ersten Nacht" gebrauch machen und die Hochzeitsnacht mit der Braut seines Dieners Figaro verbringen - und nebenbei dabei auch noch seine eigene Frau betrügen. Figaro hat natürlich einiges dagegen... Darüber hinaus gibt es einen Verehrer der Gräfin...Eifersucht... ein Heiratsversprechen Figaros an eine andere als an die Braut, die er zu heiraten gedenkt, eine Menge Verwechslungen und Intrigen... "You'd never get away with all this in a play, but if it's loudly sung and in a foreign tongue, it's just the sort of story audiences adore... in fact a perfect opera...! (André & Firmin PdO)

Es war so in seinen Gesang vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich die Tür des Badezimmers öffnete. Chagall lukte vorsichtig in den Raum. Er sah den adligen Vampir, der immer noch ungerührt sein Lied schmetterte. Ein schadenfrohes Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des Wirtes. "Se vuol ballare - Signor Contino, - Se vuol ballare - Signor Contino..." summte er leise vor sich hin als er zu dem Paravent schlich und die Kleider des Grafen an sich nahm.

ANMERKUNG: Noch einmal Il Nozze di Figaro - W.A. Mozart... Diesmal Figaro, der - als er von den Absichten des Grafen Almaviva mit seiner Braut erfährt - beschließt, diesem einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sorry, ich konnte nicht widerstehen, auch wenn ich nicht glaube, dass Chagall die Oper erkennen würde...

Der Graf fuhr aus der Wanne auf. Er konnte gerade noch die Gestalt des Wirtes erkennen, der ihm schadenfroh zuwinkte, als er mit dem Bündel seiner Kleidung aus der Tür rannte. Der adlige Vampir fuhr aus dem Wasser. Das ging zu weit! Ohne eine Sekunde zu verlieren griff er nach dem weinroten Bademantel, den Koukul für ihn neben der Wanne bereit gelegt hatte, streifte ihn im Laufschritt über und nahm die Verfolgung auf. Barfuß platschte er über die steinernen Fliesen des Schlosses, Schaum in seinem nassen Haar.

"Oi oi oi!" Chagall lief, so schnell ihn seine Füße trugen. Er hatte nicht erwartet, dass der sonst so würdevolle Graf die Verfolgung im Bademantel aufnehmen würde. Die wilde Hetzjagd führte durch mehrere Stockwerke des Schlosses, über den verschneiten Innenhof (wo Koukul die Überraschung seines Lebens erlebte, als er nichtsahnend die Tischlerei verließ), durch den großen Ballsaal und die Ahnengalerie, ohne dass er den wutschnaubenden Schloßherrn abschütteln konnte. Chagall begann um sein Leben zu fürchten.

Herbert, Sarah und Alfred sprangen zur Seite, als Chagall mit einem lauten "Platz da!" zwischen ihnen hindurch preschte. "Was sollte den das?" wunderte Alfred sich überrascht. Doch da hörten sie auch schon das Klatschen bloßer Füße auf den kalten Bodenfliesen und der Verfolger bog um die Ecke. "Vater?" Herbert traute seinen Augen nicht, als der Graf mit wehendem Bademantel an ihnen vorbei stürmte. Sarah starrte der Rot gekleideten Gestalt nur mit offenem Mund hinterher. "Ich würde einiges geben, wenn ich wüßte, wie es *dazu* gekommen ist." bemerkte Alfred kopfschüttelnd. "Meinst Du, wir sollten ihm helfen?" fragte Sarah. "Wem denn?" erkundigte sich Herbert, der immer noch nicht fassen konnte, was gerade passiert war. Alfred nahm den Vorfall am gelassensten hin, ihm waren in seiner Karriere als Assistent Professor Abronsius' schon wesentlich merkwürdigere Dinge zugestoßen. Er erinnerte sich da zum Beispiel an einen Vorfall... "Hey, träumst Du?" unterbrach Sarah seine Gedanken.

Chagall sah sich panisch um. Eine Sackgasse! Der hohe Gang, dem er gefolgt war, endete an einer verschlossenen Tür. Vergeblich rüttelte er mit all seiner Kraft an der Klinke. Er konnte die Gestalt des Grafen sehen, der sich ihm triumphierend näherte. "Bitte, Exzellenz, ein Mißverständnis." brachte er ängstlich hervor. "Ich wollte eure Kleidung lediglich ... reinigen, ja, *reinigen* lassen." Graf von Krolock glaubte ihm kein Wort. Oh oh! Jetzt musste er sich dringend etwas einfallen lassen. Der adlige Vampir näherte sich Schritt für Schritt. Selbst mit seinem nassen und wild zerzaustem Haar, bloßen Füßen und dem Bademantel machte er auf den Wirt einen sehr ehrfurchtsgebietenden Eindruck. "Euer Gnaden, bitte..." Chagall streckte ihm flehend seine Hände entgegen. Der Graf griff nach seinen Händen und hielt ihn fest. Dann zerrte er ihn durch das Schloß auf den Hof. So sehr der Wirt auch zappelte, es gab kein Entkommen.

"Wir müssen Papa helfen!" bat Sarah ihre beiden Gefährten. "Ich weiß, vermutlich hat er sich das alles selbst zuzuschreiben, aber..." Alfred stimmte ihr sofort zu "Immerhin ist er ja dein Vater. Also, was glaubst du, was können wir tun?" Herbert war sich nicht so sicher, ob es so eine gute Idee war, sich *seinem* Vater in den Weg zu stellen, nachdem der Wirt ihn öffentlich gedemütigt hatte. Er wußte, wie stolz sein Vater war. Aber ein Blick auf seine Begleiter sagte ihm, dass sie ihren Plan mit oder ohne seine Hilfe ausführen würden. "Also gut, wenn es sein muß..." willigte er ohne Begeisterung ein.

Schnell hatten die drei sich auf eine Vorgehensweise geeinigt. Sarah erklärte sich bereit, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen während Alfred und Herbert ihren Vater retten sollten. Der Graf hatte den Wirt in der Zwischenzeit auf den schneebedeckten Innenhof des Schlosses gezerrt. Er schlug mit dem Ellenbogen die dicke Eisschicht ein, die den Brunnen bedeckte und verfrachtete den sich heftig wehrenden Vampir in das eisige Wasser. Dann drückte er den Kopf des Wirtes unter die Oberfläche. Von dem lauten Geschrei Chagalls angelockt, hatte sich bereits eine kleine Menge Schaulustiger eingefunden. "Laßt ihn nicht aus dem Wasser, bis die Sonne aufgeht." wies der Schloßherr sie an. "Er soll den Tag naß in einem kalten Grab verbringen. Morgen Nacht wird wird der Winter sein Temperament gekühlt haben, wenn seine Arme und Beine steif gefroren sind!" Dann verschränkte er die Arme und sah mit Genugtuung zu, wie der verzweifelte Vampir versuchte sich aus dem Brunnen zu befreien, von seinen Untertanen jedoch immer wieder daran gehindert wurde.

Auf einmal verlor er fast das Gleichgewicht, als Sarah sich in seine Arme stürzte. Die junge Frau klammerte sich mit aller Kraft an ihm fest und schluchzte herzzerreißend. Aus tränenfeuchten Augen sah sie zu ihm auf. Beruhigend für er ihr über den Kopf. "Beruhige dich, Kind. Was ist denn geschehen?" "A..A..Alfred!" schluchzte die Frau in seinen Armen herzzerreißend. Alfred? Von Krolock hatte erwartet, dass Sarah um Gnade für ihren Vater flehen würde. Was war denn nun mit Alfred? "Was ist passiert?" fragte er, ein Ton der Warnung in seiner Stimme. Wenn der junge Mann es gewagt haben sollte, seine Sarah anzurühren...! Zwischen Tränen, gelang es Sarah, eine Erklärung hervor zu stoßen. "Er... er haßt mich! *Schnief* ...und dann hat er gesagt, ich hätte ihn ja sowieso nie gemocht... und außerdem spricht er jetzt nicht mal mehr mit mir *schüff* denn er hat Angst, dass Du ihn dafür umbringst... Ich liebe Dich, aber ich mag Alfred doch... und er war so gemeiheihein..." Der Graf brauchte einen Moment, bis er aus den Bruchstücken schlau würde. Er fühlte sich ein wenig unbeholfen und überfordert, als er die Frau an sich drückte und versuchte sie zu beruhigen "Sssssh! Das wird schon wieder. Bestimmt hat er das nicht so gemeint, ich bin sicher, er mag dich immer noch..." Was zum Teufel machte er da??? Er sollte doch dankbar sein, dass Alfred sich scheinbar entschlossen hatte, Sarah zu vergessen. Aber er konnte ihre Tränen nicht ertragen. Hilfe suchend sah er sich um. Sein Gefolge hatte es auf einmal furchtbar eilig, den Schloßhof zu verlassen. Er sah gerade noch einen alten Veteranen hinter einen Grabstein springen, dann war er mit Sarah und dem immer noch im Brunnen zappelnden Chagall alleine. Die klammerte sich noch fester an ihn und begann immer lauter und hysterischer zu schluchzen. Von Krolock traf eine Entscheidung. Sarah war im wichtiger als seine Rache an dem impertinenten Wirt. Er hob sie auf und trug sie in seinen Armen in das Schloß. Sarah schien sich langsam wieder zu beruhigen, ihr Weinen ließ nach und wurde weniger hysterisch.

Kaum hatte sich die Tür mit einem Knall hinter den beiden geschlossen, traten Herbert und Alfred, dieser mit einem großen Handtuch, auf den Hof. "Ich weiß überhaupt nicht, warum du so einen Aufstand machst." Herbert zuckte mit den Schultern. "Der da" damit wies er abfällig auf Chagall "Fällt doch immer auf die Füße. Er schafft es bestimmt auch ohne uns, sich in Sicherheit zu bringen. Für mich würdest du dich bestimmt nicht so ins Zeug legen," fuhr er fort "du willst nur deine geliebte Sarah beeindrucken." Eifersucht war deutlich in seiner Stimme zu hören. Doch Alfred war viel zu beschäftigt, dem dicklichen Mann aus dem eiskalten Wasser zu helfen, um sich um Herbert zu kümmern und auf dessen Klage zu hören. Abwesend sagte er nur "Ja, ja, ist ja gut... jetzt hilf' mir lieber mal..." "WAS!" Herbert konnte sich nicht beherrschen. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ mit laut klackenden Absätzen den Hof. Rumms! Mit Schwung hatte er die Tür hinter sich ins Schloß geworfen. "Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht?" fragte sich Alfred verzweifelt. "Gratuliere mein Junge!" Chagall klopfte ihm auf die Schulter. "Das war eine Meisterleistung! Jetzt laß uns aber erst mal ein trockenes Plätzchen suchen, bevor die Sonne aufgeht." Verwirrt folgte Alfred dem kleineren Vampir und fragte sich immer noch, warum Herbert ihn einfach hatte stehen lassen. Heute Nacht würde er vermutlich einen anderen Schlafplatz finden müssen.

Von Krolock und Sarah würden von dem Geräusch wütend stapfender Schritte gestört. Eilig zogen sie den Deckel über den Sarg des Grafen, in dem sie die letzten Minuten gemeinsam verbracht hatten. Von Krolock fluchte innerlich. Er war gerade dabei gewesen, Sarah davon zu überzeugen, dass sie auch weiterhin attraktiv war, selbst wenn Alfred nicht mehr mit ihr sprechen wollte... Ein lautes Poltern sagte ihnen, dass Herbert den Deckel über sich ebenfalls zugeknallt hatte. Dann hörten sie ein unterdrücktes Schluchzen. Der Graf seufzte. Nicht schon wieder. So gut es ging brachte er den Bademantel, den er immer noch trug in Ordnung; strich sich das Haar glatt und öffnete den Sargdeckel wieder. Entschuldigend warf er Sarah einen Blick zu, dann klopfte er leise an den Sarg seines Sohnes. "Geh weg!" ertönte Herberts trotzige Stimme aus dem Inneren. Er klopfte noch einmal. "Was ist den los?" erkundigte er sich vorsichtig. "A...A...Alfred!" drang die dumpfe Antwort an sein Ohr. Nicht schon wieder! Dieser Junge hatte aber auch wirklich ein Talent dafür, anderen das Herz zu brechen. Der Graf begann sich zu fragen, warum eigentlich immer *er* für die weinenden Opfer des jungen Mannes eine Schulter zum Anlehnen bieten musste. "Willst du mir erzählen, was passiert ist?" Wie oft hatte er schon dem Klagen seines Sohnes gelauscht, wenn dieser wieder einmal unglücklich verliebt war. "Man sollte meinen, er sei jetzt alt genug, um aus seinen Fehlern zu lernen, aber nein, immer stürzt er sich Herz über Kopf in eine Beziehung..." dachte der Graf. Als sich der Deckel des Sarges langsam hob und Herbert mit Tränen in den Augen herausschaute, machte er sich auf eine lange Nacht gefaßt.

Bei Sonnenaufgang, schlief er erschöpft ein, Sarah und Herbert beide an sich gedrückt.