Die Sonne schien durch die goldenen Blätter der Mallorn-Bäume und Legolas lehnte sich zurück an den dicken Stamm eines alten Baumes. Er liebte diese Stunden zwischen spätem Nachmittag und Dämmerung. Alles schien so ruhig, so friedlich, so unendlich eins mit sich selbst. Auch er spürte sich im Gleichklang mit seinem Leben. Seit 3 Jahren war er hier, eine unendliche Abfolge von Gold und Silber, Glück und Wärme. Er liebte Haldir aus ganzem Herzen und nur selten verdunkelte Sehnsucht sein helles Gemüt. Sehnsucht nach seiner Familie... nach seinem Vater vor allem, dem er trotz alledem herzlich zugetan war.

Legolas verscheuchte eine kleine Fliege, die sich neckisch dauernd versuchte auf seine Nase zu setzen und ihn so kitzelte. Er lächelte, zufrieden mit allem und dachte darüber nach, wie lange so ein Zustand anhalten könnte. Nichts trübte ihn.

Er hatte nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde.

Glorfindel saß bereits geraume Weile in gebührendem Abstand unter einem anderen Baum, die Gedanken des Prinzen erahnend und seinerseits grübelnd... sollte er wirklich das Glück zerstören, das aus Legolas' ganzem Wesen ihm sogar über diese Entfernung hinweg entgegenstrahlte?

Aber war es nicht nur schales, eitles Glück...?

Gebaut auf falschem Fundament.

Gold, unter deren Oberfläche Rost sein schädliches, vernichtendes Werk tat.

Glorfindel sog leise Luft ein und stand dann auf, näherte sich Legolas vorsichtig von hinten.

Legolas drehte sich nicht um, als sich eine Hand leicht auf seine Schulter legte. Stattdessen schmiegte er sich dem Unterarm entgegen und schloss seine Augen.

'Er ist wirklich blind', dachte Glorfindel, und Mitleid überschwemmte seine Seele, als er sich vor den Prinzen hinkniete und ihn leise ansprach: "Legolas... öffne deine Augen... ich bin es, Glorfindel..."

Sofort öffneten sich die blauen Augen des Königssohns und ungläubig und überrascht zugleich sah er Glorfindel von Imladris an.

"Du?" war alles, was er zunächst hervorbringen konnte.

"Ja, Legolas, ich. Ich bin gekommen, dir... die Augen zu öffnen."

Glorfindel brach fast das Herz, als er sah, wie sich die glatte Stirn in Falten legte und dunkle Wolken sich der Seele des Prinzen bemächtigten, der auf einmal zu ahnen schien.

"Er schickt dich, nicht wahr?" flüsterte Legolas, und Vorboten kommenden Schmerzes flatterten über sein Gesicht.

Glorfindel nickte nur, dann bot er dem Prinzen seine Hand an.

"Komm mit mir, Legolas. Ich muss dir etwas zeigen, das du wissen musst... es tut mir Leid."

Legolas nahm die Hand nicht an, sondern folgte Glorfindel stumm, zurück ins Herz Lothloriens.