Na bin ich nicht fleißig?
Kapitel 20. Das Elbenheer
Ein neuer Tag begann. Die Zeit des großen Kampfes rückte immer näher und alle bereiteten sich darauf vor. Die Freiwilligen wurden von der Königin Rohans gelehrt mit dem Schwert um zu gehen und dem Gegner den Pfeil mit solch einer Präzision ins Herz zu schießen, dass er nicht lange leben würde.
Carêl versuchte sich jedes einzelne Wort genauestens ein zu prägen, weil sie im Ernstfall vorbereitet sein wollte. Sie hoffte so Ascorlon schnell wieder zu sehen. Es fiel der Elbe zum Teil schwer auf zu passen uns sich alles zu merken, da sie in der vorigen Nacht wenig geschlafen hatte.
Sie musste die ganze Zeit an ihn denken und erst kurz vor Sonnenaufgang fiel sie in einen leichten Schlaf. Noch dazu hatte sie einen Traum in dem Ascorlon von den Orks verschleppt wurde. Sie wachte verschwitzt und zitternd auf.
" ... Und jetzt schießt ihr ab - und trefft in die schwarze Mitte."
Die junge Elbe wurde von Malina's Worten aus ihren Gedanken gerissen. Sie passte wieder voll und ganz auf, oder versuchte es. Obwohl man ihr nicht die Müdigkeit an sah, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in ihr Bett zurück.
Was sie sich noch sehnlicher wünscht wäre, dass Ascorlon neben ihr liegt und sie in seinen Armen halten würde. Carêl war schon wieder in Gedanken versunken ...
"So. - Und nun versucht es."
Carêl schreckt erneut aus ihren Gedanken hoch. - Sie hatte nicht gut aufgepasst und nun musste sie das machen, was Malina ihnen vorgezeigt hatte. Jetzt hatte sie ein kleines Problem. Sie würde sich vor allen Anderen zum Idioten machen.
Sie ging zu einem der Bögen, die in den Haltern standen und nahm in an sich. Sie wusste zwar, wie der Schießvorgang ging, aber ... Sie hatte noch nie einen Bogen in der Hand gehalten. Dafür kannte sie eine der schwierigsten Schwertkünste.
Sie, so auch die Anderen nahmen die Pfeile und spannten den Bogen. Alle schossen gleichzeitig und fast alle trafen. Carêl schoss weit über ihr Ziel hinaus und so zog sie alle Blicke auf sich. Das der wahrscheinlich peinlichste Moment in ihrem Leben.
Die junge Elbe sah beschämt zu Boden, während Malina auf sie zu ging. Sie rechnete damit, dass sie nun Ärger bekommen würde, doch als die junge Königin und Lehrmeisterin bei ihr angelangte, merkte sie, dass sie sich bei ihrer Befürchtung getäuscht hatte.
"Seht ihr? - Man kann nicht immer sein Ziel treffen. Selbst ich habe hin und wieder mein Ziel verfehlt, aber nun ist das anders. Nach langem Üben konnte ich meine Gegner auch im Schlaf treffen. Ihr seit da anders. Ich merke, dass ihr sehr schnell lernt und dass ihr nicht so lange, wie ich brauchen werdet. Also übt weiter und hört nicht auf, nur weil jemand sein Ziel verfehlt."
Alle widmeten sich erneut ihren Schießübungen und Malina wendete sich Carêl zu, welche mittlerweile, wieder aufsah.
"Ich nehme an, dass du noch nie einen Bogen in der Hand gehalten hast."
"Ja, My Lady."
"Sagte ich dir nicht, dass du das "My Lady" vergessen sollst? Nenne mich einfach Malina." Die junge Elbe sah sie etwas verdattert an, worauf sie zu schmunzeln begann. "Ich zeige es dir noch einmal. und immer wenn du Hilfe brauchst kannst du zu mir kommen."
"Danke."
Die junge Königin zeigte ihr noch einmal alles und dann startete Carêl einen weiteren Versuch, den Pfeil in das Ziel zu schießen, was ihr auch gelang. So ging es den ganzen Vormittag über. Sie machten dann zusammen im Hof, wo Tische und Bänke aufgestellt waren, eine Pause.
Carêl saß neben einer Elbe, namens Dûroliel. Dûroliel war ungefähr so alt, wie Malina. Genau genommen war sie um 25 Jahre älter, sprich 2956 Jahre alt. Sie unterhielten sich und so erfuhr die junge Elbe, dass Dûroliel nach eine Familie hatte, was sie erschreckte.
"Du hast einen Mann und Kinder?"
"Nein, ich hatte Kinder. Sie sind leider den Yrch zum Opfer gefallen, deshalb bin ich auch hier. - Weil ich meine Kinder rächen will."
"Und was ist mit ihrem Mann?"
"Den haben sie verschleppt. Seit dem habe ich ihn nicht mehr geseh'n. - Wie ich sehe, bist du noch jung. Was veranlasst so ein junges Ding, wie du dazu, bei diesem Krieg mit zu machen?"
"Ich habe auch jemanden verloren. Er wurde auch von den Yrch verschleppt."
"Und wie lange ist das schon her?"
"Das erste Mal, dass er entführt wurde, war als Malina gekrönt wurde."
"Ihr nennt die Königin beim Vornamen?"
"Ja, sie sagte, dass ich sie so nennen soll."
"Zurück zu deiner Erzählung. Du sagtest, dass er - wer er auch immer sein mag - zum ersten Mal entführt wurde? Hatte man ihn etwa noch ein zweites Mal entführt?"
"Ja. Ascorlon konnte sich in der zwischen Zeit befreien und kam gestern in den Wald."
"Und weiter?"
"Nach der Körnung - vorgestern - brachte er mich zu einem kleinen, verborgenen See. Ich ging gestern wieder dort hin und gerade, als ich gehen wollte, stand er hinter mir. Ich lief zu ihm, als auch schon wieder die Yrch kamen. Wir liefen davon, doch sie brachten ihn zu Fall und nahmen ihn wieder mit."
"Das ist ja schrecklich. - Zu erst hattest du ihn wieder und dann wird er dir erneut weggenommen. Wie kannst du die Kraft dazu aufbringen, das Ganze zu überstehen?"
"Es ist sehr schwer, aber nun habe ich die Hoffnung ihn wieder zu sehen."
""Bist du dir sicher, dass dies der richtige Weg ist?"
"Ja."
***
Malina saß draußen bei ihren Lehrlingen und aß mit ihnen. Legolas betrat den Hof und setzte sich neben seine Geliebte. Sie sah ihn an, während er mit ernster Miene zurückblickte.
"Und wie geht es voran?"
"Sie sind alle sehr schnell. - Da komme ich mir langsam richtig alt vor, wenn ich bedenke, wie lange ich gebraucht habe, bis ich das konnte."
"Mein Schatz, du vergisst, dass die Meisten bereits mit Pfeil und Bogen umgehen können."
"Stimmt. - Nur Carêl hat noch einpaar Probleme, aber auch sie lernt schnell. Die neue Generation versteht immer schneller und sehr bald würden sie uns überholt haben."
"Kann sein. - Nur ist es so, dass nicht alle von der jungen Generation sind. Siehst du die Elbe neben deiner neuen Freundin?"
"Wie kommst du drauf, dass Carêl meine Freundin ist?"
"Wenn ihr euch schon duzt und du dabei noch die Herrscherin Rohans bist ..."
"Wer ich bin, hat nichts damit zu tun, was ich mache."
Er musste lächeln. Er erinnerte sich daran, dass sie früher oft solche Sätze gesagt hatte. Trotz ihren jungen Alters hatte sie recht, was heut zu Tage noch immer so ist. Sie erstaunte ihn jeden Tag mehr und mehr. Egal wie lange er sie kannte - sie konnte ihn immer auf's Neue überraschen.
"Du hast recht. - Lass uns zum wesendlichen Thema zurückkehren. Diese Elbe ist sicher älter, als du."
"Da hast du recht."
Malina blickte auf ihr noch in der Ausbildung stehendes Heer. Plötzlich wurde sie ernst und warf Legolas einen fragenden Blick zu. Doch da war noch mehr in ihren Augen. Vielleicht ... Angst?
"Legolas?"
"Ja?"
"Was ist wenn Minaton früher angreift? - Bevor mein Heer ausgebildet ist. Er würde sie alle töten und sie hätten eine geringe Chance, dem Ganzen zu entfliehen."
"Wir haben noch drei andere Heere. Sie würden für die Verteidigung - selbst für den Krieg reichen."
"Wollen wir hoffen, dass du recht behältst."
***
Ascorlon schreckte aus seinen Schlaf, als ein Ork einen Eimer Wasser über ihn entleerte. Er blinzelte kurz zu dieser Kreatur auf, bevor er sich mit einem leichten Stöhnen gerade hinsetzte.
"Na entlich. Wir tachten tu bizt tot. Ez izt auch nicht normal, dazz ein Elp, wie tu zo lange zchläft."
"Ja, ja. - Nerv' jemand Anderen."
"Wert nicht frech, tu Elp."
"Sei still, du Orch. - Und lass mich weiterschlafen, auf dass ich eure hässlichen Fratzen nicht sehen muss."
"Hey! - Hapt ihr daz gehört? Tiezer Elp glaupt, er könnte zich allez erlaupen."
"Du solltest einmal deinen Sprachfehler beheben."
"Zei ztill, tu plöter Elp!"
"Verschwinde du abstoßend hässlicher Orch."
Ascorlon hätte das nicht sagen dürfen, weil sich der Ork und seine Kumpels auf ihn schmissen. Sie kannten keine Gnade und attackierten ihn so lange, bis er das Bewusstsein verlor. Dann gingen sie weg und schimpften über ihn.
Es dauerte eine Weile, bis er wieder das Bewusstsein erlangte. Er lag am Rücken und starrte noch etwas benommen zum Himmel hinauf. Kurz darauf begann es zu regnen und Ascorlon saß noch immer auf der mittlerweile schlammigen Erde, lehnte an einem großen Stein und blickte den Wassertropfen entgegen. Die Blutung war noch immer nicht gestillt, doch das bemerkte er zur Zeit nicht.
Der Elb hoffte nur dass es seiner Geliebten gut ging. Hätte er gewusst, dass sie sich zum Elbenheer gemeldet hatte, würde ihn der Schlag treffen und er müsste sich ständig Sorgen um Carêl machen.
"Carêl ..." Ascorlon schloss seine Augen, mit dem Gesicht noch immer nach oben gerichtet. "Milin cen. Ich vermisse dich." Sobald er seine Augen wieder öffnete ran mehr, als das Regenwasser seine Wangen hinab. So warm, wie Sonnenstrahlen liefen sie sein Gesicht entlang herunter.
"Carêl ... - Warum ..."
***
Es regnete bereits überall im Rohan und das Training wurde nach innen in einen der Säle verlegt. Man konnte das Unwetter durch die großen Fenster des Saales beobachten. Die Tropfen prasselten so fest gegen die Scheiben, dass man meinen könnte, das Glas bräche.
Das Ganze verschaffte ihnen, aber auch eine gemütliche Atmosphäre und so machten sie mit den Übungen weiter. Carêl erging es besser, als am Vormittag und sie lernte auch schon mit zwei Pfeilen zu schießen. Sie war wirklich schnell, was das lernen betraf.
Malina schlenderte hinter ihren Lehrlingen, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten und auf die aufgebauten Zielscheiben schossen, vorbei und begutachtete ihre Übungen. Als sie bei Carêl angelangte, war sie erstaunt, wie flink diese Elbe war.
"Du bist wirklich gut."
Carêl spannte zwei Pfeile in den Bogen und visierte an. "Danke." Sie schoss ab und traf mit beiden Pfeilen in die schwarze Mitte der Scheibe.
"Wir werden morgen noch einmal ein Bogenschießen - Training machen und dann wenden wir uns dem Schwertkampf zu. - Kannst du mit dem Schwert umgehen?"
Die junge Elbe senkte den Bogen und sah Malina verwundert an.
"Ja, kann ich, aber ..."
"Was aber?"
"Warum erzählt - erzählst du mir das?"
"Einfach so. Damit du schon gefeit bist."
"Meinst du etwa, dass ich dringend ein spezielles Training nötig hätte?"
"Nein. Wenn du es genau wissen, willst ... - Du bist eine der Besten. Aber denn noch..."
"Du machst dir Sorgen ..."
"Carêl, du bist noch so jung und ich will nicht, dass du in diesem Krieg stirbst. Schau dich um. Du bist die Jüngste von allen in den Heeren, die uns zur Verfügung stehen."
"Danke, My Lady. Ich brauche aber keinen, der mich wie ein kleines Kind behandelt."
Sie spannte den Bogen und schoss erneut ab. Und wieder traf sie die schwarze Mitte. Die junge Elbe würdigte ihre Königin keines Blickes und setzte ihre Übungen so fort. Malina sah sie noch kurz an, ehe sie weiter ging.
Sie wusste, warum sie Carêl bat das Heer zu verlassen. Der Krieg würde sehr bald beginnen und sie wollte nicht, dass so ein junges Wesen fällt. Es reichte ihr schon, dass sie die verbleibenden Körper von den Kindern gesehen hatte, die durch die Angriffe der Orks starben.
Die Nacht brach herein und alle machten sich auf den Weg nach Hause. Malina stand am Balkon, der vom Regenschauer noch immer feucht war. Sie blickte zu den Sternen auf und hoffte, dass alles gut werden würde, doch ihre Hoffnung verblasste vom Minute zu Minute. Wie würde dieser Krieg nur ausgehen?
***
Nun ja ... - Schön dass euch meine Geschichte gefällt. Ich werde euch wieder einmal vorwarnen. Wer schwache Nerven hat, sollte das nächste Chap nicht lesen. Es wird aber noch etwas länger dauern, bis es rauskommt. (ca. eine Woche)
Sarah
Kapitel 20. Das Elbenheer
Ein neuer Tag begann. Die Zeit des großen Kampfes rückte immer näher und alle bereiteten sich darauf vor. Die Freiwilligen wurden von der Königin Rohans gelehrt mit dem Schwert um zu gehen und dem Gegner den Pfeil mit solch einer Präzision ins Herz zu schießen, dass er nicht lange leben würde.
Carêl versuchte sich jedes einzelne Wort genauestens ein zu prägen, weil sie im Ernstfall vorbereitet sein wollte. Sie hoffte so Ascorlon schnell wieder zu sehen. Es fiel der Elbe zum Teil schwer auf zu passen uns sich alles zu merken, da sie in der vorigen Nacht wenig geschlafen hatte.
Sie musste die ganze Zeit an ihn denken und erst kurz vor Sonnenaufgang fiel sie in einen leichten Schlaf. Noch dazu hatte sie einen Traum in dem Ascorlon von den Orks verschleppt wurde. Sie wachte verschwitzt und zitternd auf.
" ... Und jetzt schießt ihr ab - und trefft in die schwarze Mitte."
Die junge Elbe wurde von Malina's Worten aus ihren Gedanken gerissen. Sie passte wieder voll und ganz auf, oder versuchte es. Obwohl man ihr nicht die Müdigkeit an sah, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in ihr Bett zurück.
Was sie sich noch sehnlicher wünscht wäre, dass Ascorlon neben ihr liegt und sie in seinen Armen halten würde. Carêl war schon wieder in Gedanken versunken ...
"So. - Und nun versucht es."
Carêl schreckt erneut aus ihren Gedanken hoch. - Sie hatte nicht gut aufgepasst und nun musste sie das machen, was Malina ihnen vorgezeigt hatte. Jetzt hatte sie ein kleines Problem. Sie würde sich vor allen Anderen zum Idioten machen.
Sie ging zu einem der Bögen, die in den Haltern standen und nahm in an sich. Sie wusste zwar, wie der Schießvorgang ging, aber ... Sie hatte noch nie einen Bogen in der Hand gehalten. Dafür kannte sie eine der schwierigsten Schwertkünste.
Sie, so auch die Anderen nahmen die Pfeile und spannten den Bogen. Alle schossen gleichzeitig und fast alle trafen. Carêl schoss weit über ihr Ziel hinaus und so zog sie alle Blicke auf sich. Das der wahrscheinlich peinlichste Moment in ihrem Leben.
Die junge Elbe sah beschämt zu Boden, während Malina auf sie zu ging. Sie rechnete damit, dass sie nun Ärger bekommen würde, doch als die junge Königin und Lehrmeisterin bei ihr angelangte, merkte sie, dass sie sich bei ihrer Befürchtung getäuscht hatte.
"Seht ihr? - Man kann nicht immer sein Ziel treffen. Selbst ich habe hin und wieder mein Ziel verfehlt, aber nun ist das anders. Nach langem Üben konnte ich meine Gegner auch im Schlaf treffen. Ihr seit da anders. Ich merke, dass ihr sehr schnell lernt und dass ihr nicht so lange, wie ich brauchen werdet. Also übt weiter und hört nicht auf, nur weil jemand sein Ziel verfehlt."
Alle widmeten sich erneut ihren Schießübungen und Malina wendete sich Carêl zu, welche mittlerweile, wieder aufsah.
"Ich nehme an, dass du noch nie einen Bogen in der Hand gehalten hast."
"Ja, My Lady."
"Sagte ich dir nicht, dass du das "My Lady" vergessen sollst? Nenne mich einfach Malina." Die junge Elbe sah sie etwas verdattert an, worauf sie zu schmunzeln begann. "Ich zeige es dir noch einmal. und immer wenn du Hilfe brauchst kannst du zu mir kommen."
"Danke."
Die junge Königin zeigte ihr noch einmal alles und dann startete Carêl einen weiteren Versuch, den Pfeil in das Ziel zu schießen, was ihr auch gelang. So ging es den ganzen Vormittag über. Sie machten dann zusammen im Hof, wo Tische und Bänke aufgestellt waren, eine Pause.
Carêl saß neben einer Elbe, namens Dûroliel. Dûroliel war ungefähr so alt, wie Malina. Genau genommen war sie um 25 Jahre älter, sprich 2956 Jahre alt. Sie unterhielten sich und so erfuhr die junge Elbe, dass Dûroliel nach eine Familie hatte, was sie erschreckte.
"Du hast einen Mann und Kinder?"
"Nein, ich hatte Kinder. Sie sind leider den Yrch zum Opfer gefallen, deshalb bin ich auch hier. - Weil ich meine Kinder rächen will."
"Und was ist mit ihrem Mann?"
"Den haben sie verschleppt. Seit dem habe ich ihn nicht mehr geseh'n. - Wie ich sehe, bist du noch jung. Was veranlasst so ein junges Ding, wie du dazu, bei diesem Krieg mit zu machen?"
"Ich habe auch jemanden verloren. Er wurde auch von den Yrch verschleppt."
"Und wie lange ist das schon her?"
"Das erste Mal, dass er entführt wurde, war als Malina gekrönt wurde."
"Ihr nennt die Königin beim Vornamen?"
"Ja, sie sagte, dass ich sie so nennen soll."
"Zurück zu deiner Erzählung. Du sagtest, dass er - wer er auch immer sein mag - zum ersten Mal entführt wurde? Hatte man ihn etwa noch ein zweites Mal entführt?"
"Ja. Ascorlon konnte sich in der zwischen Zeit befreien und kam gestern in den Wald."
"Und weiter?"
"Nach der Körnung - vorgestern - brachte er mich zu einem kleinen, verborgenen See. Ich ging gestern wieder dort hin und gerade, als ich gehen wollte, stand er hinter mir. Ich lief zu ihm, als auch schon wieder die Yrch kamen. Wir liefen davon, doch sie brachten ihn zu Fall und nahmen ihn wieder mit."
"Das ist ja schrecklich. - Zu erst hattest du ihn wieder und dann wird er dir erneut weggenommen. Wie kannst du die Kraft dazu aufbringen, das Ganze zu überstehen?"
"Es ist sehr schwer, aber nun habe ich die Hoffnung ihn wieder zu sehen."
""Bist du dir sicher, dass dies der richtige Weg ist?"
"Ja."
***
Malina saß draußen bei ihren Lehrlingen und aß mit ihnen. Legolas betrat den Hof und setzte sich neben seine Geliebte. Sie sah ihn an, während er mit ernster Miene zurückblickte.
"Und wie geht es voran?"
"Sie sind alle sehr schnell. - Da komme ich mir langsam richtig alt vor, wenn ich bedenke, wie lange ich gebraucht habe, bis ich das konnte."
"Mein Schatz, du vergisst, dass die Meisten bereits mit Pfeil und Bogen umgehen können."
"Stimmt. - Nur Carêl hat noch einpaar Probleme, aber auch sie lernt schnell. Die neue Generation versteht immer schneller und sehr bald würden sie uns überholt haben."
"Kann sein. - Nur ist es so, dass nicht alle von der jungen Generation sind. Siehst du die Elbe neben deiner neuen Freundin?"
"Wie kommst du drauf, dass Carêl meine Freundin ist?"
"Wenn ihr euch schon duzt und du dabei noch die Herrscherin Rohans bist ..."
"Wer ich bin, hat nichts damit zu tun, was ich mache."
Er musste lächeln. Er erinnerte sich daran, dass sie früher oft solche Sätze gesagt hatte. Trotz ihren jungen Alters hatte sie recht, was heut zu Tage noch immer so ist. Sie erstaunte ihn jeden Tag mehr und mehr. Egal wie lange er sie kannte - sie konnte ihn immer auf's Neue überraschen.
"Du hast recht. - Lass uns zum wesendlichen Thema zurückkehren. Diese Elbe ist sicher älter, als du."
"Da hast du recht."
Malina blickte auf ihr noch in der Ausbildung stehendes Heer. Plötzlich wurde sie ernst und warf Legolas einen fragenden Blick zu. Doch da war noch mehr in ihren Augen. Vielleicht ... Angst?
"Legolas?"
"Ja?"
"Was ist wenn Minaton früher angreift? - Bevor mein Heer ausgebildet ist. Er würde sie alle töten und sie hätten eine geringe Chance, dem Ganzen zu entfliehen."
"Wir haben noch drei andere Heere. Sie würden für die Verteidigung - selbst für den Krieg reichen."
"Wollen wir hoffen, dass du recht behältst."
***
Ascorlon schreckte aus seinen Schlaf, als ein Ork einen Eimer Wasser über ihn entleerte. Er blinzelte kurz zu dieser Kreatur auf, bevor er sich mit einem leichten Stöhnen gerade hinsetzte.
"Na entlich. Wir tachten tu bizt tot. Ez izt auch nicht normal, dazz ein Elp, wie tu zo lange zchläft."
"Ja, ja. - Nerv' jemand Anderen."
"Wert nicht frech, tu Elp."
"Sei still, du Orch. - Und lass mich weiterschlafen, auf dass ich eure hässlichen Fratzen nicht sehen muss."
"Hey! - Hapt ihr daz gehört? Tiezer Elp glaupt, er könnte zich allez erlaupen."
"Du solltest einmal deinen Sprachfehler beheben."
"Zei ztill, tu plöter Elp!"
"Verschwinde du abstoßend hässlicher Orch."
Ascorlon hätte das nicht sagen dürfen, weil sich der Ork und seine Kumpels auf ihn schmissen. Sie kannten keine Gnade und attackierten ihn so lange, bis er das Bewusstsein verlor. Dann gingen sie weg und schimpften über ihn.
Es dauerte eine Weile, bis er wieder das Bewusstsein erlangte. Er lag am Rücken und starrte noch etwas benommen zum Himmel hinauf. Kurz darauf begann es zu regnen und Ascorlon saß noch immer auf der mittlerweile schlammigen Erde, lehnte an einem großen Stein und blickte den Wassertropfen entgegen. Die Blutung war noch immer nicht gestillt, doch das bemerkte er zur Zeit nicht.
Der Elb hoffte nur dass es seiner Geliebten gut ging. Hätte er gewusst, dass sie sich zum Elbenheer gemeldet hatte, würde ihn der Schlag treffen und er müsste sich ständig Sorgen um Carêl machen.
"Carêl ..." Ascorlon schloss seine Augen, mit dem Gesicht noch immer nach oben gerichtet. "Milin cen. Ich vermisse dich." Sobald er seine Augen wieder öffnete ran mehr, als das Regenwasser seine Wangen hinab. So warm, wie Sonnenstrahlen liefen sie sein Gesicht entlang herunter.
"Carêl ... - Warum ..."
***
Es regnete bereits überall im Rohan und das Training wurde nach innen in einen der Säle verlegt. Man konnte das Unwetter durch die großen Fenster des Saales beobachten. Die Tropfen prasselten so fest gegen die Scheiben, dass man meinen könnte, das Glas bräche.
Das Ganze verschaffte ihnen, aber auch eine gemütliche Atmosphäre und so machten sie mit den Übungen weiter. Carêl erging es besser, als am Vormittag und sie lernte auch schon mit zwei Pfeilen zu schießen. Sie war wirklich schnell, was das lernen betraf.
Malina schlenderte hinter ihren Lehrlingen, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten und auf die aufgebauten Zielscheiben schossen, vorbei und begutachtete ihre Übungen. Als sie bei Carêl angelangte, war sie erstaunt, wie flink diese Elbe war.
"Du bist wirklich gut."
Carêl spannte zwei Pfeile in den Bogen und visierte an. "Danke." Sie schoss ab und traf mit beiden Pfeilen in die schwarze Mitte der Scheibe.
"Wir werden morgen noch einmal ein Bogenschießen - Training machen und dann wenden wir uns dem Schwertkampf zu. - Kannst du mit dem Schwert umgehen?"
Die junge Elbe senkte den Bogen und sah Malina verwundert an.
"Ja, kann ich, aber ..."
"Was aber?"
"Warum erzählt - erzählst du mir das?"
"Einfach so. Damit du schon gefeit bist."
"Meinst du etwa, dass ich dringend ein spezielles Training nötig hätte?"
"Nein. Wenn du es genau wissen, willst ... - Du bist eine der Besten. Aber denn noch..."
"Du machst dir Sorgen ..."
"Carêl, du bist noch so jung und ich will nicht, dass du in diesem Krieg stirbst. Schau dich um. Du bist die Jüngste von allen in den Heeren, die uns zur Verfügung stehen."
"Danke, My Lady. Ich brauche aber keinen, der mich wie ein kleines Kind behandelt."
Sie spannte den Bogen und schoss erneut ab. Und wieder traf sie die schwarze Mitte. Die junge Elbe würdigte ihre Königin keines Blickes und setzte ihre Übungen so fort. Malina sah sie noch kurz an, ehe sie weiter ging.
Sie wusste, warum sie Carêl bat das Heer zu verlassen. Der Krieg würde sehr bald beginnen und sie wollte nicht, dass so ein junges Wesen fällt. Es reichte ihr schon, dass sie die verbleibenden Körper von den Kindern gesehen hatte, die durch die Angriffe der Orks starben.
Die Nacht brach herein und alle machten sich auf den Weg nach Hause. Malina stand am Balkon, der vom Regenschauer noch immer feucht war. Sie blickte zu den Sternen auf und hoffte, dass alles gut werden würde, doch ihre Hoffnung verblasste vom Minute zu Minute. Wie würde dieser Krieg nur ausgehen?
***
Nun ja ... - Schön dass euch meine Geschichte gefällt. Ich werde euch wieder einmal vorwarnen. Wer schwache Nerven hat, sollte das nächste Chap nicht lesen. Es wird aber noch etwas länger dauern, bis es rauskommt. (ca. eine Woche)
Sarah
