Der Drachenkrieg Folge 13 – Das Herz eines Drachen

Ist es nur ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Millerna, Dryden und ich werden auf der Suche nach Van von der Ispano-Festung angegriffen und mitsamt dem Crusado gefangengenommen. Zur selben Zeit muss Chid feststellen, dass Freid der Drachenarmee Asturias nichts entgegenzusetzen hat. Sein Berater Vicozar drängt ihn zu fliehen, um Forderungen verzögern zu können. Als Serena daraufhin ein Gespräch dieser Natur zwischen Vicozar und einem Drachenreiter hört, überkommt sie eine solch starke Panikattacke, dass Dilandau erneut Gewalt über sie bekommt. Der Irre schafft es auch, zwei Drachen zu besiegen und sucht sich nun neue Gegner. Inzwischen muss ich erkennen, dass ich Van nun wohl für immer an sein Volk verloren habe...

„So schlimm steht es also in Farnelia?"

Chids Mut sank. Eigentlich hatte er ja gehofft, bei König Van Unterstützung zu finden... und jetzt musste er von Lady Merle erfahren, dass der junge Monarch scheinbar eine schwere Krise durchlebte. Der Junge verstand das nicht. Er hatte angenommen, dass alles gut werden würde, wenn Hitomi und Van wieder beisammen waren. Liebe war wohl sehr viel komplizierter, als er angenommen hatte.

„Ja, leider", antwortete Merle und sah traurig ins Feuer. Chid hatte schon als Kind gelernt, wie man zumindest Feuer machte und Essbares im Wald fand, falls er als Herzog einmal darauf zurückgreifen musste. Die Katzendame hatte sich für dieses Wissen bedankt, indem sie ihm geschildert hatte, wie sehr sich die Ereignisse in Farnelia zugespitzt hatten. „Er ist sehr verletzt, aber keiner scheint zu wissen, wieso."

„Es tut mir Leid, dass Ihr aus Farnelia verbannt wurdet", fing Chid zögerlich an. Er wusste, dass Merle niemals eine andere Heimat gehabt hatte als der Ort, wo Van war. Vermutlich konnte er nicht einmal entfernt verstehen, was die Katzenfrau gerade durchmachte. Aber er versuchte es trotzdem, und wenn es auch nur dazu diente, sich selbst abzulenken. „Ich hätte Euch ja mit Freuden bei mir aufgenommen, aber ich befürchte", meinte er und ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht, „ich bin momentan nicht Herr der Lage."

Sein Blick suchte die Richtung, in der die Hauptstadt Freids lag, die man momentan allerdings wegen der vielen Bäume nicht sehen konnte. Er hatte darauf bestanden, so weit in den Wald hineinzugehen, bis man von der Stadt aus nicht mehr sichtbar war. Merle hatte deswegen nur die Augenbrauen hochgezogen, jedoch nicht widersprochen. Wie es wohl momentan in der Stadt stand? Er hoffte, dass es Vicozar gelungen war, den Zorn der Angreifer nicht zu wecken. Chid wusste, dass er nicht die Kraft hatte, die Stadt ein zweites Mal in so kurzer Zeit aufzubauen.

„Scheint so", bemerkte Merle spöttisch und ihr Schwanz peitschte hin und her. „Da komme ich nach Freid, um nach Hilfe zu bitten, und dann finde ich mich auf der Flucht wieder. Das scheint wirklich nicht meine Woche zu sein."

Chid hüstelte verlegen. „Es tut mir Leid, dass ich Euch so überstürzt mitgerissen habe", verkündete er etwas verlegen. Er kam sich vor wie ein kleines Kind. „Ich hätte Euch in den Palast schicken sollen, Euch wäre bestimmt nichts passiert..."

Merle machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach was", unterbrach sie ihn betont lässig. „Es hätte mir ohnehin nicht geholfen, wenn ich im Palast festgehalten worden wäre. Ich wollte ja ursprünglich auch nur kurz vorbeischauen, um Serena zu sehen und dann weiterziehen."

Der junge Herzog runzelte die Stirn und eine goldene Locken fiel ihm ins Gesicht. „Warum?", fragte er erstaunt. „Ich dachte, Ihr wolltet mich um Asyl bitten, bis König Van sich wieder beruhigt hat."

„Dazu habe ich aber keine Zeit, Hoheit", teilte ihm Merle mit und legte sich hin. Sie schloss die Augen und ein träumerisches Lächeln erschien auf ihren Lippen. Chid kannte diesen Ausdruck und verzog die Lippen. Lady Merle war doch nicht etwa...?

„Ich bin nämlich auf der Suche", fuhr sie fort, ohne seine Gefühlsregung zu bemerken. „Nach jemand sehr Wichtigem. Und bis ich ihn nicht gefunden habe, werde ich ohnehin nicht nach Farnelia zurückkehren... wenn ich es überhaupt jemals kann."

Einen Moment lang machte sich wieder der Schmerz auf ihrem Gesicht breit, aber dann holte sie tief Luft und lächelte Chid an. Er wusste, was das hieß. Sie konnte den Schmerz unter Kontrolle halten, weil sie ein Ziel hatte. Nun, das war gut. So würde sie nicht verzweifeln und er hatte eine Sorge weniger. Er würde jedenfalls nicht nachfragen. Obwohl er erst 10 Jahre alt war, ahnte er instinktiv, dass er von Lady Merles Ziel momentan nichts wissen wollte.

„Vielleicht ergänzen sich unsere Ziele ja, Lady Merle", vermutete er. „Ich muss mich noch eine Weile hier verbergen, vielleicht finden wir dabei ja eine Spur dieses... Mannes, den Ihr sucht."

„Ja, vielleicht", murmelte sie und starrte wieder auf das Blätterdach des Waldes. Chid beschloss, nicht weiter in sie zu dringen und legte sich ebenfalls hin. Es war vermutlich weise, sparsam mit seinen Kräften umzugehen, solange er hier im Wald war. Also sollte er wohl jetzt schlafen, damit sie morgen weiterfliehen konnten. Aber wohin eigentlich? Farnelia, seine große Hoffnung, hatte ebenso große Probleme wie Freid selbst und das einzige andere Land, das es momentan in militärischer Stärke mit Asturia aufnehmen konnte, war Zaibach... und dorthin würde er sich als letztes begeben!

Er erwachte wieder aus seinen Gedanken, als Lady Merle neben ihm aufschreckte. Sofort sah er sie an und bemerkte sofort den angespannten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Auch ihre Ohren zuckten und schienen ein Geräusch zu suchen. Chid suchte den Wald nach etwas ab, das die Katzendame erschreckt haben konnte, aber er konnte nichts finden. Vielleicht hatte sie ja nur ein Tier gehört, das im Unterholz herumgeschlichen war. Dann hörte er es auch. Es war zwar noch Hunderte Meter weit entfernt, aber das zischende Keuchen, das Geräusch von übergroßen Schwingen beiseitegedrückter Luft und das schnelle Näherkommen ließen nur einen Schluss zu.

Merle reagierte als erste und schrie leise auf. Dann griff sie sofort auf den Boden und erstickte Chids kleines Feuer rasch mit Sand. Chid sah inzwischen nach oben und bemerkte entsetzt, dass sich das Blätterdach über ihnen bereits zu bewegen begann. Hastig griff er nach Merles Arm, auch wenn sie sich immer noch bemühte, die letzten Funken zu ersticken. Wenn sie sich nicht schnell versteckten, dann war es egal, ob das Feuer erloschen war oder noch glühte.

Sie duckten sich ins Unterholz und verbargen ihre Köpfe unter den Händen, als der erste Drache über ihnen vorbeiraste. Der Wind, den das Untier verursachte, fegte unzählige Blätter von den Bäumen und ließ sie auf Chid und Serena nieder regnen. Chid schöpfte langsam wieder Hoffnung, als auch ein zweites dieser Monster über ihren Köpfen hinwegzog, ohne Notiz von ihnen zu nehmen. Vielleicht würden sie ja doch nicht entdeckt werden. Vermutlich hatten sich die Angreifer auch aufgeteilt, um Freid schnell durchsuchen zu können, also würden nicht viel mehr als zwei oder drei Drachen auf einmal hier sein. Tatsächlich war das dritte Tier, welches über sie dahinzog, auch das letzte. Chid wartete einige Sekunden, dann atmete er erleichtert auf.

„Gut", flüsterte er und hob den Kopf. „Ich glaube, sie sind..."

Weiter kam er nicht, weil in diesem Moment das Blätterdach über der Feuerstelle einstürzte. Sofort riss der junge Herzog den Kopf wieder nach unten und presste ihn auf den Boden, was Merles erschrockenen Schrei etwas dämpfte. Etwas Großes erschütterte den Erdboden nur wenige Schritte hinter ihm und einige Bäume fielen entwurzelt zu Boden. Chid wusste bereits vor dem Fauchen, was da hinter ihm gelandet war. Aber wie hatten die Drachen sie gefunden?

„Nun, mir scheint, unsere Suche ist hier zu Ende", verlautbarte eine helle, aber mit düsterem Triumph gefärbte Stimme. „Du kleiner Bengel hast uns ganz schön beschäftigt."

Jetzt erst wagte Chid es, die Hände vom Kopf zu nehmen und hochzusehen. Sein Genick versteifte sich angesichts der Höhe des Drachen, welcher ihn mit roten Augen musterte. Der junge Herzog kam sich auf einmal vor wie ein Huhn, welches sich einem Wolf gegenübersah. Der Vergleich gefiel ihm nicht besonders. Allerdings musste er sich wahrscheinlich um den Drachen weniger Sorgen machen als über seinen Reiter.

Der Mann sah fast aus wie ein normaler Mensch. Sein wilder brauner Haarschopf umrahmte ein kantiges und zu einem Lächeln verzogenes Gesicht. Habichtsaugen schienen den Jungen und das Katzenmädchen unten auf dem Boden anzustarren. Nur ein Detail unterschied ihn von einem normalen Soldaten oder Adeligen aus Freid... seine Flügel. Die schneeweißen Schwingen wuchsen ihm direkt aus dem Rücken und umrahmten ihn heller als Fackelschein. Chid sah sich zum ersten Mal im Leben einem Angehörigen des Drachenvolkes gegenüber.

„Was ist?", fragte der Draconier amüsiert. „Weswegen bist du so stumm? Wegen meines Freundes?" Er tätschelte eine der Schuppen des Drachen, was dieser vermutlich nicht einmal zur Kenntnis nahm. „Oder eher wegen mir?"

Chid konnte nicht antworten. Er hätte es nicht gekonnt, hätte sein Leben davon abgehangen. Selbst im Krieg gegen Zaibach hatte er nicht solches Entsetzen verspürt. Von Kindesbeinen an wurde jungen Menschen auf Gaia die Legende über die verfluchten Mitglieder des Drachenvolkes erzählt. Man wuchs auf diesem Planeten mit Angst und Hass gegen die Geflügelten auf. Aber einen Angehörigen dieser Spezies leibhaftig vor sich zu sehen, noch dazu auf einer weiteren, nicht minder furchterregenden Legende stehend... das war einfach zu viel für einen zehnjährigen Jungen.

Und er war es auch gar nicht, der handelte. Plötzlich fühlte er sich gepackt, hochgerissen und gleich darauf fest an einen warmen Körper gepresst. Weiche Hände legten sich schützend über ihn und drückten seinen Kopf an ein Körperteil, für das Jungen seines Alters entschieden zu alt oder zu jung waren. Chid war unheimlich froh, dass es Nacht und das Feuer erloschen war. Hätte der Draconier die feine Röte gesehen, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete, wäre er vor Scham gestorben.

„Was wollt ihr von ihm?", rief Merle dem Draconier entgegen, Chid schützend an ihre Brust gepresst. „Was habt ihr mit uns vor?"

„Von dir will ich nichts, Katzenfrau", antwortete der Mann schulterzuckend. Er deutete auf Chid. „Du wirst mir den Herzog von Freid jetzt übergeben, dann werde ich dich zurück zu deinem Volk bringen, wo du hingehörst."

„Und Chid?" Merle funkelte den Mann an. „Was habt ihr mit ihm vor?"

„Wir nichts", entgegnete dieser teilnahmslos. „Aber die Asturier. Er wird einen Vertrag mit ihnen unterzeichnen, in dem er Freid als lehenspflichtig erklärt oder etwas Ähnliches. Das ist mir im Prinzip auch egal. Auf jeden Fall kommt er unversehrt zurück in seine Stadt."

„Aber ein solcher Vertrag würde Freid ruinieren!" Nun fand Chid endlich die Kraft, sich aus seiner etwas peinlichen Lage zu befreien. ER war hier der Herzog, nicht Lady Merle! Er musste mit diesem Mann verhandeln! Er stand auf und sah dem Drachenmenschen offen ins Gesicht. „Das kann ich meinem Volk nicht antun."

„Es ist mir völlig egal, was du mit den Asturiern aushandelst, Mensch", teilte ihm der Mann mit. Ein leichtes Grinsen schob sich auf seine harten Züge. „Und wenn es dich beruhigt: Dieser Vertrag, wie auch immer er aussehen wird, wird ohnehin nicht lange Bestand haben... nicht, wenn der Plan meiner Herrin geglückt ist. Aber solange gehorchen wir Drachenreiter den Befehlen Asturias und deswegen werde ich dich jetzt zurück in die Hauptstadt bringen." Er machte eine auffordernde Handbewegung. „Los, steig auf. Die Schuppen müssten groß genug sein, um auf ihnen zu mir hochzuklettern."

Chid schluckte. Er hatte ja wohl keine andere Wahl, als zu gehorchen. Bevor er jedoch einen Schritt tun konnte, wurde er zurückgerissen und eine Gestalt schob sich vor ihn. Halb froh, halb ärgerlich sah er, dass Merle sich mit ausgestreckten Armen vor ihn gestellt hatte. Zum Teufel, sie hatten doch ohnehin keine Chance gegen dieses Monster! Wieso wollte sie noch immer nicht aufgeben?

„Nein!", stellte sie mit lauter Stimme fest und zeigte dem Draconier ihre scharfen Zähne, die im Mondlicht blinkten. „Er wird NICHT mit dir kommen! Ich lasse nicht zu, dass du ihn entführst!"

Der Mann wirkte allerdings nicht sehr beeindruckt. Im Gegenteil, sein Gesicht verdüsterte sich. „Du wagst es?", fragte er gefährlich leise. „Du wagst es, deinem Herrn Widerstand zu leisten, Katzenweib?"

„Du bist nicht mein Herr!", schleuderte ihm Merle zornesentbrannt entgegen. „Einem arroganten Kerl wie dir habe ich niemals gedient und werde ich auch niemals dienen!"

„Eine Abtrünnige!", stieß der Draconier hervor und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Nun, dann hast du soeben dein Todesurteil unterschrieben, Mischling!"

Er riss an den Zügeln des Drachen, welcher ein leises Grollen aus seiner Kehle ertönen ließ und eine Pranke hob. Sie war riesig. Groß genug, um eine Person zu zerquetschen. Angstvoll blickte Merle hinauf, wich aber nicht von Chids Seite. Der Draconier würde es nicht wagen, den Herzog von Freid wegen ihr zu töten... oder?

„Herr!", erschallte plötzlich eine andere Stimme aus der Luft. „Haltet bitte ein!"

Bäume ächzten und gaben nach, als nun auch einer der beiden anderen Drachen auf der viel zu kleinen Lichtung landete. Aber Merle war ganz froh darüber, denn der Drache hatte in der Bewegung innegehalten und seine Pranke schwebte nun über ihr. Sie bewegte sich langsam mit Chid aus dem Schatten des Beins weg, während der Draconier den Reiter des anderen Drachen fragend musterte.

„Was ist?", verlangte er zu wissen. „Wieso willst du nicht, dass diese Verräterin stirbt? Etwa nur, weil sie von deinem Volk ist?"

„Nein", entgegnete der Katzenmann. Erst jetzt, da die Stimme erdnah war, fuhr es Merle heiß und kalt über den Rücken. Sie kannte die Stimme. „Aber ich kenne dieses Mädchen, Herr", fuhr Llorin fort. „Sie hat mich aus Farnelias Kerker befreit. Ich bürge für sie."

Die Augenbraue des Draconiers zuckte. „So, sie hat dich befreit? Aber wieso will sie uns dann den Herzog von Freid nicht übergeben?"

„Sie ist unter Menschen aufgewachsen, Herr", beeilte sich Llorin zu sagen. Man merkte ihm seine Nervosität deutlich an. „Sie kennt ihr Volk oder die Herrin nicht. Aber bitte, gewährt mir die Gnade, sie mitzunehmen. Ich werde sie zu uns nach Hause nehmen, wo sie lernen wird, wem ihre Loyalität gebührt."

Der Blick des Drachenmenschen blieb lange auf Llorin hängen, dann wanderte er zu Chid und Merle, die beide ebenso ängstlich wie erstaunt das Gespräch verfolgten. Am Schluss fiel er wieder auf den Katzenmann. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Na schön, tu was du willst. Aber sorg dafür, dass sie uns nie wieder zuwiderhandelt! Beim nächsten Mal wird sie sterben!"

Llorin verneigte sich vor dem Drachenmenschen. „Danke, Herr", sagte er erleichtert. „Ich schwöre Euch, sie wird Euch keine Sorgen mehr bereiten." Er erhob sich und sah zu Merle und Chid hinunter. „Steig mit dem Herzog bei mir auf, Merle", rief er dem Katzenmädchen hinunter.

Die beiden beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen, allerdings hatte Merle den größeren Ansporn, nach oben zu gelangen. Sie flog die glatte Schuppenhaut des Drachen nur so empor, während sich Chid etwas länger damit abplagen musste. Oben reichte ihr Llorin den Arm und zog sie hinter sich hinauf. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie ihn.

„Du hast sehr großes Glück gehabt, weißt du das?", fragte er sie, während er Chid beim Klettern beobachtete. „Wenn ich nicht hier gewesen wäre, wärst du jetzt tot."

„Aber wie kommst du hierher?", fragte Merle überwältigt vor Glück. Noch vor einigen Minuten hatte sie sich gefragt, ob sie Llorin je wieder sehen würde... und jetzt saß sie neben ihm. „Wie bist du so schnell zu deinen Leuten gekommen?"

„Sie haben mich gefunden, als ich auf dem Weg nach Asturia war", gestand Llorin ein. „Sie nahmen mich hierher nach Freid mit, um der Herrin zu dienen." Nun sah er sie das erste Mal an. „Aber wieso bist du hier? Ich hätte niemals geglaubt, meine Schuld so bald sühnen zu können."

Merle sah unbehaglich zur Seite. „Ich bin dir gefolgt", gestand sie leise, während Chid sich keuchend hinter ihr niederfallen ließ.

„Mir gefolgt?", fragte Llorin überrascht. „Wieso?"

„Ich habe niemanden mehr außer dir", erklärte Merle immer noch flüsternd. Eine Träne stahl sich in ihr Auge. „Van hat mich aus Farnelia verbannt. Für immer."

Llorin sah das Katzenmädchen eine Weile lang bedauernd an, dann legte er seine Hand auf ihre. „Das tut mir Leid", meinte er taktvoll. „Ich weiß, obwohl es eine Menschenstadt war, war es dein Zuhause. Aber nun werde ich dich zu deinem Volk bringen." Lächelnd blickte er ihr in das scheue, hoffnungsvolle Gesicht. „Du wirst nie wieder einsam sein, das verspreche ich dir." Dann drehte er sich wieder um und ergriff die Zügel. „Halt dich an mir fest."

Er spürte, dass das Katzenmädchen sehr zögerlich ihre Hände um seine Brust legte. Sie ist sehr verschreckt, vermutete er. Die Menschen auf der Reise waren sicher sehr hart zu ihr. Aber sie wird eine neue Familie finden, wenn sie zu den Auserwählten der Herrin kommt. Er ahnte allerdings nicht, was der wahre Grund für Merles Scheu war.

„Wohin fliegen wir?" Der Atem des Katzenmädchens streifte sanft sein Ohr. Obwohl er sich bemühte, sich nur aufs Fliegen zu konzentrieren, fand er das irgendwie angenehm störend.

„Zuerst zurück zur Hauptstadt", antwortete er, während der Drache langsam abhob. „Wir werden Herzog Chid dort absetzen. Dann werden die meisten von uns zurück nach Asturia fliegen." Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Diese Narren haben offenbar endlich gemerkt, dass die Zaibacher auch nicht ganz wehrlos sind, deshalb ziehen sie nun alle Streitkräfte an der Grenze zusammen. Bald wird der Plan der Herrin gelingen, Merle, und dann wirst du auf der Siegerseite stehen."

Er konnte allerdings Merles traurigen Blick nicht sehen, als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Könntest du das Kämpfen nur einmal vergessen, dachte sie. Vielleicht würdest du dann merken, dass deine Herrin nicht die einzige Frau in deinem Leben ist.

Van starrte in den Himmel, an die Stelle, wo Juseela vor einer halben Stunden seinem Blick entschwunden war. Seine Tante hatte ihn gebeten, hier zu warten, damit sie das Drachenherz an einer heiligen Stätte sicher verwahren konnte. Später einmal, hatte sie ihm versprochen, würde auch er dorthin dürfen. Wenn er die Sitten seines Volkes gelernt hatte. Wenn er wusste, weshalb ein Drachenherz für die Draconier derartige Bedeutung hatte. Und warum Maschinen wie Escaflowne in ihren Augen den größten Frevel überhaupt darstellten. Aber noch war Van kein Eingeweihter. Noch.

Bald würde er einer sein. Van wunderte sich, warum er wegen dieses Gedankens nichts empfand. Er müsste sich doch eigentlich freuen, überlegte er. Jetzt endlich hatte er die Gelegenheit, sein Volk kennen zu lernen, von dem er bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es noch existierte. Er durfte so sein, wie er war, durfte seine Flügel zeigen und frei herumfliegen, ohne jemandem Angst zu machen. Er müsste glücklich sein. Trotzdem empfand er nur Leere.

Natürlich wusste er ganz genau, woran das lag. Zum Teil lag es sicher daran, dass er Farnelia aufgeben musste. Schließlich war er in dieser Menschenstadt geboren und hatte sie später mit eigenen Händen wiedererbaut. Und auch der Verlust von Escaflowne lastete ihm auf der Seele, denn mit dem Guymelef verband ihn ein noch stärkeres Band als mit der Stadt... ein Band, das bis zu seinem Tode Bestand haben würde, wenn die Erinnerung an Farnelia schon verblasst war. Aber er wusste auch, dass das nicht die wichtigen Gründe waren.

Ein bitterer Zug erschien auf seinem Gesicht und er presste wütend die Augenlider zu. Seine Hände, die er hinter seinen Kopf gebettet hatte, ballten sich zu Fäusten. Wirst du mich denn niemals ruhen lassen, Hitomi?, fragte sich der Junge traurig. Willst du mir sogar dieses Ereignis in meinem Leben überschatten?

Das sieht dir gar nicht ähnlich, Van, flüsterte ihm plötzlich eine Stimme in seinen Gedanken zu. Früher hast du dir an allem die Schuld gegeben, selbst an Dingen, auf die du keinen Einfluss hattest. Und heute? Heute schiebst du deine Fehler auf andere.

Er merkte sofort, dass es nicht die von Juseela war, denn die Stimme war männlich. Einen Augenblick lang war er verwirrt, aber dann weiteten sich seine Augen, als er den Klang und den melancholischen Tonfall erkannte. Diese Person war ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen... und doch war es unmöglich, dass sie jetzt mit ihm sprach!

„Folken?", fragte er dennoch, öffnete schlagartig die Augen und setzte sich auf. Hastig sah er sich um, aber natürlich war niemand hier. „Bist du das?"

Ja, ich bin es, teilte ihm die Stimme mit. Vor dem fassungslosen Jungen erschien die vertraute Silhouette seines älteren Bruders, der im Kampf gegen Kaiser Dornkirk gestorben war. Folken wirkte substanzlos, wie ein Geist, so wie ihre Mutter ausgesehen hatte, damals im Tal der Wunder. Außerdem sah er keinen Tag älter aus als vor fünf Jahren, als ihn das Bruchstück seines eigenen Schwertes in die Brust getroffen hatte. Selbst sein Gesichtsausdruck war noch immer derselbe... traurig und bedauernd. Aber hieß es nicht, dass nach dem Tode alle Sorgen verschwanden?

„Aber du bist tot!", stellte Van fest, konnte die Augen aber nicht von Folkens Geist wenden. „Ich habe gespürt, als du gestorben bist!"

Ja, ich bin tot, bestätigte sein Bruder und blickte ihn unverwandt an. Aber mein Geist ist noch immer tief in Gaia verwurzelt. Wenn das Schicksal des Planeten weiterhin in die Vernichtung steuert, dann finde ich keine Ruhe. Van, du darfst nicht mit Juseela gehen!

„Warum nicht?", herrschte ihn Van an und sprang auf. Seine Augen blitzten vor Jähzorn und seine Muskeln spannten sich. „Sie ist unsere Tante, Folken! Ich kann ihr vertrauen! Und sie will mich zu unserem Volk bringen, wo ich endlich sein kann, was ich bin!"

Folken verzog geringschätzig den Mund, auch wenn er ruhig blieb. Das hatte Van schon immer beinahe wahnsinnig gemacht... diese stoische Ruhe, die sein Bruder ausstrahlte. Wütend bleckte er die Zähne, aber Folken senkte lediglich den Kopf.

Das ist eine Ausrede, Van, behauptete der Geist. Der Junge zuckte unmerklich zusammen. Es geht dir gar nicht darum, zu unserem Volk zu gelangen. In Wahrheit möchtest du dich nur so weit wie möglich entfernen. Von ihr.

„Und wenn es so wäre?" Van sah weg, damit Folken seine Augen nicht sehen konnte. Sein Zorn war von ihm gewichen und der Schmerz war wieder zu ihm zurückgekehrt. Dabei hatte er gehofft, ihn endlich hinter sich gelassen zu haben. Warum hatte Folken ihn nur wieder geweckt? Einen Moment lang hasste Van seinen Bruder dafür. „Vermutlich weißt du ja, was sie mir angetan hat, Folken."

Ich weiß, was du gehört hast, gab Folken zurück, wobei Van nicht entging, dass diese Antwort nicht ganz zu seiner Frage passte. Allerdings war er innerlich viel zu sehr in Aufruhr, um sich darauf zu konzentrieren. Außerdem sprach sein Bruder bereits weiter: Aber ist das wirklich ein Grund, sich Juseela anzuvertrauen? Sie ist die Herrin von Botschafter Kayd.

„Das weiß ich!", gab Van ruppig zurück. Er presste einen Augenblick lang seine Lippen zusammen. „Ich bin nicht so dumm, wie du denkst, Folken! Ich habe schon geahnt, wer sie ist, als ich sie mit ihrem Drachen sah! Aber es interessiert mich nicht, was sie mit ihrer Armee vorhat! Ich habe den Menschen den Rücken gekehrt!"

Nun wirkte Folken nicht mehr so traurig wie vorhin, eher... wissend. Vans Zorn wich der Verwirrung. Was bedeutete das?

Fällt dir eigentlich auf, wie sehr du mir vor einigen Jahren gleichst, Van?, fragte Folken leise. Seine metallene Hand, ebenso durchscheinend wie der Rest seines Körpers, erschien aus einer Falte des langen schwarzen Mantels, den Vans Bruder trug. Obwohl die Sonne eigentlich auf nichts traf, blitzte das Metall auf. Wie du wurde ich schwer verletzt, wenn auch körperlich. In diesem Zustand kam Dornkirk zu mir und seine Lehren von ewigem Glück für alle erschienen mir als das Weiseste auf der Welt. Da ich damals verwirrt und unsicher war, schloss ich mich ihm an und dienste blindlings seinen Zielen, die zum Krieg und beinahe zur Zerstörung von Gaia geführt hätten. Ebenso ist es bei dir, Van. Dein Schmerz wegen Hitomi treibt dich Juseela in die Arme. Und wie bei mir wird auch deine Entscheidung das Schicksal dieser Welt maßgeblich verändern.

„Sprich nicht von Hitomi!", schrie Van und schloss die Augen. Seine Fäuste ballten sich in hilfloser Wut und er knirschte mit den Zähnen. „Sie hat mich betrogen! Sie und Merle und wahrscheinlich alle anderen Menschen auch!" Van fühlte das Blut in den Ohren rauschen und in seinen Augen loderte trotz der Tränen der blanke Hass, als er seinen Bruder ansah. „Es ist mir egal, was unsere Tante vorhat, Folken, hörst du? Es ist mir egal! Ich will mit den Menschen nichts mehr zu tun haben... schon gar nicht mit Hitomi!"

Folken schwieg einige Augenblicke lang, während Van noch immer erregt ein- und ausatmete. Die letzten Sätze hatte sich seine Stimme vor Wut überschlagen, aber auch das schien Folken nicht sehr beeindruckt zu haben. Sein Gesichtsausdruck war undeutbar.

Nun gut, sagte er schließlich. Wenn das deine Ansicht ist, kann ich dich nicht umstimmen. Aber vielleicht wird Hitomi es können, wenn sie dich wie ich heimsucht... und sie wird mit Sicherheit nicht so viel Geduld haben wie ich, das verspreche ich dir. Auf Wiedersehen, Van.

Folken drehte sich um und sein Bild begann langsam zu verblassen. Anfangs war Van noch wie vom Donner gerührt, doch dann begann sein Gehirn zu verarbeiten, was Folken da gesagt hatte. Konnte das sein? Meinte sein Bruder etwa...?

„Warte!", rief Van und streckte die Hand nach seinem Bruder aus. „Folken! Was meinst du damit? Ist Hitomi in Gefahr?"

Die Erscheinung gewann wieder etwas an Farbe, als Folken den Kopf drehte. Wäre Van nicht so aufgewühlt gewesen, hätte er den leisen Triumph in den Zügen des älteren Mannes lesen können. Sie wird sterben, Van, teilte er dem Jungen mit. Sie befindet sich in der Gewalt der Draconier. Diese glauben zwar, dass sie keine Bedrohung mehr für ihre Pläne darstellt, aber Juseela weiß, dass du niemals ganz zum Drachenvolk gehören kannst, solange Hitomi lebt. Folkens Lippen verzogen sich zu einem müden Lächeln. Aber das ist ja egal, nicht? Schließlich interessiert es dich ja nicht, was mit ihr geschieht, oder? Nun, leb wohl, Van. Ich werde versuchen, Hitomi hier in der Nachwelt zu besänftigen, damit sie dich nicht heimsucht, aber ich weiß nicht, ob es mir gelingt. Du weißt ja, wie dickköpfig sie sein kann.

Bei diesen Worten war Folken immer durchscheinender geworden und schließlich völlig verschwunden. Van nahm es nicht einmal zur Kenntnis. Es bemerkte überhaupt nichts mehr außer den Worten, die immer wieder in seinem Kopf umherhallten. Folkens Worte und seine widerstrebenden Gefühle, die in ihm aufeinander prallten und ihn schier zu zerreißen drohten.

Hitomi würde also sterben. Na und? Schließlich hatte sie ihn betrogen! Verdiente sie etwa ein anderes Schicksal? Gleichzeitig weigerte sich sein Verstand aber, sich das Mädchen tot vorzustellen... weil er tief in sich wusste, dass er das nicht ertragen könnte. Aber nun hast du die Chance, allen Schmerz hinter dir zu lassen, flüsterte ihm die andere Seite wieder ins Ohr. Du wirst nie erfahren, ob sie wirklich und wie sie gestorben ist. Nein, gestand er sich selbst ein. Er hatte bei Folken gemerkt, dass er gestorben war. Er würde es auch bei Hitomi wissen. Genauso schmerzhaft. Noch einmal versuchte sein Zorn ihn mit Bildern von Draconiern, mit denen er frei am Himmel dahinflog zu überzeugen... aber sie verblassten, als er sich an Hitomis verletzten Blick erinnerte, als sie sich gestritten hatten.

Nein, erkannte er schließlich und ließ den Kopf hängen. Egal, was sie ihm angetan hatte. Egal, was auch immer zwischen ihnen stand... er konnte sie nicht sterben lassen. Weil er es im selben Moment wissen würde. Und dann würde er vor Kummer darüber, dass es so weit gekommen war, sterben. Langsam sah er noch einmal zum Himmel auf, wo Juseela bald auftauchen musste. Dann, fast widerwillig, drehte er seinen Kopf zu Escaflowne hin und starrte den toten Guymelef an. Es dauerte lange Sekunden, bis er die Entscheidung traf. Seine Flügel fielen aus und die einzelnen Feder sanken langsam zu Boden. Dann ging er auf Escaflowne zu.

Er hörte, wie Juseela sich näherte und schließlich vor Escaflowne landete, aber er blickte nicht zurück, während er auf den Guymelef hinaufkletterte. Wenn er eins nicht gebrauchen konnte, dann war das weitere Ablenkung. Natürlich rief sie ihn an, aber er kletterte unbeirrt weiter, bis er das stählerne Visier der Kampfmaschine erreichte.

„Van! Was machst du da?"

„Fortgehen", antwortete Van fest. „Ich komme nicht mit dir, Tante. Es gibt etwas, das ich erledigen muss."

„Aber das ist doch jetzt nicht mehr wichtig, Van", versuchte sie ihn umzustimmen. Er merkte deutlich ihren Schmerz aus der Stimme heraus, aber noch immer drehte er sich nicht um. „Wenn du dich wieder in die Angelegenheiten der Menschen mischst, dann wirst du nur wieder verletzt werden."

„Das weiß ich", gab er zu und senkte den Kopf. „Glaub mir, ich weiß, dass mir das, was ich tun muss, Höllenqualen bereiten wird. Aber es steht in deiner Macht, es zu verhindern."

„Wie?", fragte sie hoffnungsvoll. „Van, ich tue alles, wenn du nur bei mir bleibst."

Van drehte sich um und sah ihr finster in die Augen. „Dann lass Hitomi gehen."

„Was?" Einen Augenblick lang verstand sie offenbar nicht, was er sagte, dann setzte sie eine ahnungslose Miene auf. „Sprichst du etwa von diesem Mädchen, das dich verletzt hat?"

„Spiel nicht die Unwissende, Juseela!", verlangte er und benutzte absichtlich nicht das Wort „Tante". „Ich weiß, dass sich Hitomi in der Gewalt des Drachenvolkes befindet. Lass sie frei, sonst kann ich nicht mit dir kommen."

Juseela presste die Lippen aufeinander und suchte in seinem Gesicht nach einem Zeichen der Unsicherheit. Es gab keins. Er wusste es wirklich, woher auch immer. „Das kann ich nicht", entgegnete sie. „Die Seherin ist die einzige, die meine Pläne noch stören könnte. Mit ihren verfluchten Kräften könnte sie die Menschen warnen... und das kann ich nicht zulassen."

„Dann bleibt mir keine Wahl", antwortete Van traurig und drehte sich zu dem rosa Energisten um, der früher das Drachenherz beinhaltet hatte. „Ich muss Escaflowne wiedererwecken und Hitomi selbst befreien."

„Und wie willst du das machen?", rief sie, diesmal an seine Vernunft appellierend. „Das Drachenherz des Guymelefs ist weg. Willst du etwa meinen Jungdrachen opfern? Das würde dir nichts nützen." Sie warf der Riesenechse am Waldrand einen beruhigenden Blick zu. „Sein Herz ist noch zu schwach, um ein derartiges Monster wie deinen Guymelef zu beleben."

„Ich hatte auch gar nicht vor, ihn zu töten", versicherte ihr Van und griff unter das Visier von Escaflowne. Er tastete einige Male umher, dann zog er mit einem zufriedenen Lächeln einen pulsierenden Stein hervor. „Das ist gar nicht nötig. Erinnerst du dich noch an den Drachen, den du zur Erde geschickt hast, um Hitomi zu töten?" Er hielt das Drachenherz hoch. „Von ihm stammt dieser Energiestein. Allen hat ihn mir gegeben, wohl als eine Art verfrühtes Hochzeitsgeschenk." Er verzog schmerzlich die Lippen, ließ sich aber sonst nichts anmerken. Dann steckte er das Drachenherz mit einer raschen Geste in den Energisten.

Es war, als würde der Guymelef aus einem langen Winterschlaf erwachen. Der Energist leuchtete hell auf, verblasste dann wieder zu einem pulsierenden Rosa und pumpte wieder Energie in den Kampfroboter. Mechanische Gelenke bewegten sich wieder, Dampf stob aus einigen Ritzen und ein Ruck ging durch die ganze Maschine. Van stand dennoch unberührt da. Wieder tobte ein Konflikt in ihm. Im Grunde hatte er gehofft, das Leben mit den Menschen endlich hinter sich lassen zu können... aber jetzt Escaflowne vor sich zu sehen, bereit zur neuerlichen Verschmelzung mit seinem Herrn zu einer unbesiegbaren Einheit, das ließ wieder ein leichtes Glänzen in seine Augen treten.

Van legte die Hand auf den Energisten, woraufhin sich das Visier zischend öffnete und den Steuerraum des Guymelef freilegte. Ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen stieg er ein, ergriff die Kontrollen und schloss die Augen, als sich das Visier wieder schloss. Er brauchte die Augen nicht. Seit Escaflowne und er verschmolzen waren, hätte er den Koloss auch blind steuern können. Nachdem er sich wieder an das Gefühl des Metalls rund um sich gewöhnt hatte, machte er die Augen auf und ließ den Guymelef aufstehen. Juseelas Drache kam ebenfalls misstrauisch auf die Beine, als sich sein Gegner erhob, aber er griff nicht an, wohl, weil Juseela in der Mitte stand. Van richtete den Blick auf sie.

„Bitte, Juseela", bat er die Frau. „Lass Hitomi frei, dann steige ich wieder aus. Sobald sie in Sicherheit ist, werde ich mit dir gehen."

Die Frau musterte den Guymelef einige Sekunden lang stumm. Nichts in ihrem Gesicht regte sich. Dann schien sie sich zu einer schweren Entscheidung durchzuringen.

„Es tut mir Leid, Van", eröffnete sie. „Aber das geht nicht. Ich kann die Seherin nicht freilassen. Nicht nur, weil sie mir gefährlich werden könnte... auch wegen dir. Solange sie lebt, wird es immer etwas geben, dass dich zu den Menschen zurückzieht und du wirst nicht glücklich werden können." Sie holte tief Luft. „Glaub mir, Van, auch ich leide darunter, dir das antun zu müssen, aber du wirst auch das bald überwinden. Und dann bist du einer von uns."

Van sah ein, dass er so nicht weiterkam. Juseela glaubte wirklich, dass sie das Beste für ihn tat. Er konnte sie nicht von ihrer Entscheidung abbringen. Er seufzte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn ihn seine letzte lebende Verwandte verstanden hätte. Aber so würde er eben seinen Willen durchsetzen müssen. Er hob die Hand. Aber Escaflowne nicht.

Er runzelte die Stirn. Was war das? Wieso machte der Guymelef die Bewegungen nicht mehr mit? Er probierte es noch einmal, aber vergebens. Die Gliedmaßen der Kampfmaschine bewegten sich keinen Zentimeter. Van strengte sich an, wandte all seine Kraft auf, um einen simplen Schritt vorwärts zu machen, aber Escaflowne blieb stur stehen. Panikerfüllt sah er aus dem Visier. Juseela stand noch immer an ihrem Platz und sah ihn traurig an.

„Das Mädchen MUSS aus deinem Leben verschwinden, Van", erklärte sie ihm mit fester Stimme. „Also wird sie hier und jetzt sterben. Ich hoffe, dass du das schon bald verstehst... und mir in ferner Zukunft sogar verzeihst."

Sie achtete nicht auf Vans Protestruf und hob die Hand. Auf das, was jetzt kam, war der Junge nicht vorbereitet. Vor ihm, riesig und einschüchternd, erschien die Guymelef-Werkstatt der Ispano aus dem Nichts. Dunkel hing sie über dem Wald in der Luft und landete schließlich mit einem dumpfen Krachen, wobei einige Bäume nur zweiter Sieger im Wettstreit der Stabilität wurden. Van konnte das riesige Ding nur ungläubig ansehen. Die Ispano. Wo kamen die denn plötzlich her? Und wieso zeigte Juseela keine Anzeichen von Überraschung? Als es ihm dämmerte, blickte er sie wieder an.

Seine Tante schritt majestätisch auf die Werkstatt zu und ohne dass sie etwas tun musste, öffnete sich ein Schott nahe am Erdboden. Van fragte sich schon, was jetzt wohl passieren würde, als Escaflowne sich auf einmal in Bewegung setzte. Gegen Vans wütende Versuche, die Richtung zu ändern, stapfte der Guymelef stur auf das Schott zu, überholte Juseela und trat in die Metallfestung seiner Erbauer. Das erste, was Van sofort ins Auge fiel, war der Crusado. Seine Augen weiteten sich aber noch mehr, als er sah, wer davor stand.

„Dryden!", schrie er aus vollem Hals. „Millerna! Gardes!"

Die Angesprochenen hatten den Guymelef natürlich schon längst bemerkt, sich aber noch nicht bemerkbar gemacht. Das lag vermutlich an den beiden Drachen, die hinter ihnen standen und auf Kommunikationsversuche offenbar ziemlich ärgerlich reagierten. Sie wagten lediglich zu winken als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatten und erleichtert waren, ihn zu sehen. Auf den Drachen, das fiel Van erst jetzt ins Auge, stand eine wohl- und eine unbekannte Gestalt: Botschafter Kayd, dieser Aal und jemand, der ihm recht ähnlich sah. Van fletschte die Zähne, aber es gelang ihm auch jetzt nicht, den Guymelef zu bewegen.

„Das nützt nichts, Van", teilte ihm Juseela mit, die nun ebenfalls das Schott erreicht hatte und eingetreten war. Sie schien die Ruhe selbst zu sein, allerdings strahlte sie nun eine Kraft aus, die Van noch nie aufgefallen war. Nun wirkte sie wahrhaft wie eine Königin, vielmehr, als seine Mutter es je gewesen war. „Dein Guymelef wurde von den Ispano gebaut. Und jetzt wird er von Ispano-Technik kontrolliert. Du kannst nichts dagegen machen. Bitte stell deine Gegenwehr ein. Ich will nicht, dass du dir wehtust."

Ihr Blick wirkte ehrlich, also folgte Van unwirsch ihrem Rat und entspannte den Griff um die Steuerelemente etwas. Allerdings ließ er seinen Blick dabei misstrauisch im Raum umhergleiten. Wo war Hitomi? Sie war nirgends zu sehen.

„Du suchst sicher die Seherin, nicht wahr, Van?", fragte Juseela. Sie gab Kayd einen Wink. „Hol sie her!", befahl sie dem Mann gebieterisch. „Sie wird mich auf meiner Mission begleiten. Rasch!"

„Sehr wohl." Der Botschafter verbeugte sich, breitete seine Flügel aus und flog in einen der Gänge des Ispano-Schiffes hinein. Sinan verharrte weiterhin und sein Drache behielt die Gefangenen im Blick.

„Was hast du mit Hitomi vor?", rief Van laut und begann wieder an den Hebeln zu rütteln. „Und von welcher Mission sprichst du, Juseela?"

„Von der Mission, die ich meinem Volk schuldig bin, Van", teilte ihm Juseela mit. „Wenn die Heere von Zaibach und Asturia aufeinanderprallen, unterstützt durch unsere Drachen, werde ich in einem Ispano-Schiff über dem Schlachtfeld schweben. Dann werde ich die Drachen zurückrufen und die stärkste Waffe der Ispano abwerfen... die Letzte Waffe, von der ein Stück irgendwie in die Hände der Menschen geriet und im Großen Krieg eingesetzt wurde. Erinnerst du dich noch daran, Van?"

Er schauderte. Ja. Natürlich erinnerte er sich an diesen grässlichen Lichtblitz, der das Schlachtfeld mit einem Mal erhellt hatte und alles Leben in weitem Umkreis vernichtet hatte. Fast das gesamte Zaibacher Heer war damals aufgerieben worden und das hatte ihnen den Sieg ermöglicht. Aber Van hatte sich nicht nur einmal gefragt, ob ein solcher Sieg wirklich so genannt werden konnte.

„Hitomi wird mich dabei begleiten", fuhr Juseela unbeeindruckt fort, da sie sein abwesendes Gesicht unter dem Visier nicht sehen konnte. „Sie wird sehen, wie die größten Armeen der Menschen verglühen. Aber sie wird nicht mehr erleben, wie das Drachenvolk mithilfe der dann unbesiegbaren Drachen wieder die Herrschaft über die Menschen antritt. Sie wird nie wieder zurückkommen. Dann ist dieser Schmerz für immer aus deinem Leben verschwunden, das verspreche ich dir, Van."

„Nicht, wenn ich es verhindern kann!"

Diese Stimme kam vom Schott her. Alle Augenpaare, mit Ausnahme Vans, der das Visier nicht in diese Richtung drehen konnte, flogen dorthin, um den Neuankömmling zu sehen. Die Gestalt des Mannes wurde allerdings von seinem ziemlich dreckig aussehenden Guymelef verborgen. Offenbar war er lange querfeldein gelaufen. Van brauchte den Anblick allerdings auch nicht. Er hatte die Stimme erkannt. Ebenso wie die anderen.

„Allen!", rief Millerna freudig aus, die Gefahr des Drachen ignorierend. Dryden warf einen panischen Blick zurück, aber das Monster und sein Reiter hatten nun etwas anderes im Kopf als die Gefangenen. „Das ist Allen! Mit Sherezade!"

„Wenn ihr Hitomi auch nur ein Haar krümmt, dann werdet ihr es bereuen!", drohte der Ritter des Himmels den Draconiern und zog langsam sein Schwert hinter dem Rücken hervor. Die mächtige Klinge schimmerte aufgrund des allgegenwärtigen elektrischen Lichts in allen Regenbogenfarben. „Lasst sie und die anderen Geiseln sofort frei!"

„Sinan!", rief Juseela und rannte auf eine sich bereits schließende Panzertür zu. „Zeige diesem törichten Menschen, wer hier die Herren sind! Kayd wird dich unterstützen, wenn er zurückkommt, halte ihn solange hin! Ich begebe mich in das Begleitschiff und werde mein Werk vollenden."

„Ruhm und Ehre der Königin des Drachenvolkes!", schrie der Draconier enthusiastisch und riss an den Zügeln des Drachen. Die Bestie bäumte sich auf und riss das Maul weit auf. Allen, der wusste, was das bedeutete, wich mit dem Guymelef nach links aus, bis er an der Wand anstand und rannte dann daran entlang auf seinen Gegner zu. Der Feuerstoß verfehlte ihn so, aber Sinan hatte genug Zeit gewonnen, um den Drachen zu wenden. Furchtlos sah er dem Guymelef entgegen.

Die anderen waren inzwischen hinter dem Crusado in Deckung gegangen und verfolgten den Kampf ebenso gespannt wie Van, der ihn allerdings aufgrund seiner Lage nur teilweise sehen konnte. Allen stritt sehr gut, wie immer. Er wehrte Klauenhiebe seines Gegners mit dem Schwert ab, setzte nach, schlug wuchtig auf die eisenharten Hornschuppen des Untiers ein, was dieses leider aber nicht wesentlich verletzte, sondern nur wütender machte. Sinan hatte schon Mühe, den Drachen zu bändigen, damit er ihn nicht abwarf, aber diese Wut versetzte Allen in ebenso große Bedrängnis wie ihn, denn das Tier griff nun noch wuchtiger an und prellte dem Ritter beinahe das Schwert aus den Stahlhänden. Der Guymelef wich einen Schritt zurück.

„Nein", flüsterte Van, der dem Kampf fasziniert folgte. „Nicht zurück! Dann kann er wieder Feuer speien!"

Offenbar waren die anderen auch zu diesem Schluss gekommen, denn Millerna trat hinter dem Crusado hervor, formte die Hände zu einem Trichter und rief: „Allen! Du musst standhalten, sonst kann er wieder mit Feuer angreifen! Sei vorsichtig!"

Der Ritter wusste dies natürlich, holte weit mit dem Schwert aus und versetzte dem Drachen einen Schlag auf die Schnauze. Die Bestie musste ihren Feuerangriff stoppen und war einen Augenblick benommen, was der Ritter nützte, um wieder vorzutreten und ihr einen weiteren Schlag an den Hals zu versetzen. Der größte Teil davon verpuffte an den Schuppen, aber der hintere Teil des Schwertes drang noch in das weiche Fleisch ein, wo die Hornpanzerung endete. Der Drache brüllte vor Schmerz auf und hieb ein weiteres Mal nach dem Ritter, der den Angriff nur mühsam parieren konnte. Dann drehte sich der Guymelef um die eigene Achse und das Schwert züngelte nach der anderen Seite des Halses. Wieder konnte er einen Treffer landen, aber auch der Drache traf in seiner animalischen Wut das Schwert und ein kleines Stück davon splitterte ab.

„Van!", drang auf einmal Drydens Stimme zu dem jungen König hinüber. Der Kaufmann war um das Schiff herumgerannt und deutete hektisch auf den Kampf. „Du musst Allen helfen! Wenn der zweite zurückkommt, hat er keine Chance mehr!"

Van bleckte die Zähne. Als wenn er das nicht wüsste! Probeweise spannte er dennoch seine Muskeln an, aber die metallenen Steuergeräte ließen sich noch immer nicht bewegen. Aber Dryden hatte Recht. Allen brauchte Hilfe, und das schnell. Und zwar bevor...

„Halt, Mensch!"

Van hatte die Stimme sofort erkannt, noch bevor die weißen Schwingen in sein Sichtfeld kamen. Kayd war zurückgekehrt und landete gerade auf seinem eigenen Drachen, der dem Kampf bisher nur zugesehen hatte. Offenbar waren die Tiere so ausgebildet, dass sie ohne Reiter nicht selbst angriffen, solange sie nicht verletzt waren. Aber das interessierte Van momentan nur am Rande. Denn Kayd hatte jemanden mitgebracht, den er eisern umklammerte.

Hitomi war offenbar nichts geschehen, aber sie wirkte sehr blass und verängstigt angesichts der Situation. Sie konnte nichts sagen, weil Kayd ihr den Mund zuhielt, aber der Blick, dem sie Sherezade und dem Drachen zuwarf, verriet alles. Sie wollte nicht sterben. Van war wie gelähmt. In diesem Moment hätte er sich selbst dann nicht bewegt, wenn er es wieder gekonnt hätte. Sie wirkte auf einmal so verletzlich, so... beschützenswert. Etwas auf ihrem Gesicht spiegelte das Licht wider. Tränen. Sie drehte den Kopf, so weit Kayd es zuließ und warf Escaflowne einen flehenden Blick zu.

Van senkte in hilflosem Zorn den Kopf. Wieso schaffte sie es nur immer wieder, ihn in ihren Bann zu ziehen? Dadurch würde es ihn nur noch mehr schmerzen, wenn er sie später wieder verlassen musste. Aber er hatte keine Wahl. Er konnte nicht anders, als sie beschützen zu wollen. Er stieß einen lauten Kampfschrei aus, setzte all seine Kraft, jeden Funken Energie ein, um Escaflowne zu bewegen und –

Der Guymelef rührte sich nicht. Van stiegen heiße Tränen in die Augen. Das war nicht fair! Er hatte sich unter Seelenqualen durchgerungen, Hitomi zu helfen, obwohl sie ihn verletzt hatte... und jetzt konnte er es nicht!

„Du wirst dich jetzt uns ergeben, Mensch!", verlangte Kayd und umklammerte Hitomi, die sich nun zu wehren versuchte, noch fester. Sie schloss vor Schmerz die Augen, was Van fast wahnsinnig machte. „Steig aus deinem Guymelef!"

„Van!" Wieder Dryden, der nun noch gehetzter wirkte. „Hilf ihm!" Der Kaufmann sah ihn konzentriert an. „Selbst wenn Escaflowne von ispanischer Technologie gehemmt wird, hat er immer noch etwas, das ihm seine Energie gibt! Das Drachenherz, Van! Setz das unbesiegbare Drachenherz ein!"

Natürlich! Van schimpfte sich einen vollkommenen Idioten, weil er nicht daran gedacht hatte. Mochte auch alles andere an diesem Guymelef von den Ispano sein... die Energiequelle stammte von einem unbeugsamen Geschöpf, das von niemandem gebändigt, sondern von Allen im Kampf besiegt worden war. Es besaß immer noch die animalische Wildheit, die sie auf Escaflowne übertrug, um ihn im Kampf zu unterstützen. Van ergriff den Anhänger, den er noch immer um den Hals trug. Seltsam, dass er in all der Zeit, in der Hitomi und er sich auseinandergelebt hatten, nie daran gedacht hatte, ihn abzunehmen.

„Bitte", betete er, obwohl er nicht genau wusste, zu wem. „Ich weiß, du hast die Kraft, Wünsche zu erfüllen. Ich bitte dich nun noch ein einziges Mal darum, hilf mir. Erwecke die Kraft Escaflownes wieder, damit ich tun kann, was ich tun muss."

„Lange lass ich dir nicht mehr Zeit, Mensch", erklang Kayds Stimme. Er hielt Hitomi nun vor sich, zu Sherezade gerichtet. „Steig aus oder die Seherin stirbt hier und..."

Weiter kam er nicht. Escaflownes Energist erstrahlte von einer Sekunde zur nächsten in dermaßen hellem Licht, dass die Deckenbeleuchtung dagegen die tiefschwarze Nacht wirkte. Dryden schrie auf und versteckte sich sofort wieder hinter dem Crusado, Allen hob reflexartig Sherezades Arm, um seine Augen zu schützen und Sinan und Kayd schützten sich mit ihren Händen und Flügeln gleichzeitig. Zu spät merkte der Draconier, dass er dadurch auch Hitomi losgelassen hatte. Das Mädchen hatte dabei das Gleichgewicht verloren und war an der Flanke des Drachen zu Boden gefallen. Kayd sah mit zu Schlitzen verengten Augen hin. Nein, sie lebte noch, weil sich ihr Kleid einige Male in den Schuppen verfangen hatte und den Fall gebremst hatte.

Dann verlosch das Licht wieder. Nur langsam wagte der Draconier es, erst seine Arme, dann auch seine Flügel herunterzunehmen und zu dem Guymelef hinzusehen. Was er sah, verstörte ihn zutiefst. Der schneeweiße Kampfriese hatte sein Schwert gehoben und der rosa Energist, der vorher schwarz gewesen war, pulsierte wieder. Der Drache war wiederauferstanden!

In der nächsten Folge...

Nach dem Kampf gegen die Botschafter liegt Van im Koma... Dryden steuert den Crusado zur Grenze von Asturia und Zaibach, um Juseela aufzuhalten... Millerna bittet Hitomi, mit Van Kontakt aufzunehmen und diese dringt in seine Psyche ein... Merle versucht, mit Llorin zu reden... die asturische und die Zaibacher Arme prallen aufeinander... Van und Hitomi tragen ihr Streitgespräch in Vans Kopf aus...

Titel: Im Labyrinth der Angst