8. Kapitel Kidding, Hermione?

,,Hermione, das ist doch jetzt nicht dein Ernst!?!", sagte Harry entsetzt.

,,Es ist mein Ernst, oder denkst du etwa, ich würde bei so etwas scherzen?", erwiderte Hermione. Sie hatte eine solche Reaktion erwartet und hätte an Harry's Stelle wahrscheinlich genauso reagiert.

Harry starrte sie finster an. Nach einer Weile meinte er nur:

,,Ich wäre jetzt lieber alleine, um darüber nachzudenken."

,,Harry, bitte sei nicht böse, ich -"

,,Nein, Hermione. Wirklich. Geh lieber."

Sie ging.

Als sie in ihrem Zimmer war, sah sie Tante Jeanne auf ihrem Bett sitzen.

,,Du hast es ihm gesagt", stellte Jeanne fest. ,,Wie hat er 's aufgenommen?"

,,Ich glaube, er ist wütend auf mich. Das kann ich auch irgendwie verstehen. Aber was hätte ich denn machen sollen? Wenn es rausgekommen wäre, hätte Vater mich umgebracht und das meine ich ernst!", erwiderte Hermione tonlos.

Plötzlich sprang Jeanne auf:

,,Ich hab ihr immer von dieser Hochzeit abgeraten, aber nein! Sie muss natürlich ihren eigenen Dickkopf durchsetzen! Immer das Gegenteil von dem machen, was man ihr sagt, ganz typisch! 'Nein, Jeanne, er ist ja gar nicht so wie du denkst, du bist nur eifersüchtig!' Das hat sie gesagt!"

Jeanne setzte sich wieder und sagte ruhiger: ,, Nein, Hermione. Ich war nicht eifersüchtig. Ich hatte Angst. Mein Mann war ein Auror, er kannte Lucius nur zu gut. Meine größte Angst ist jedoch, dass Draco einmal genauso wird. Er fürchtet sich jetzt schon so sehr, dass er von vornherein die gleiche Meinung wie sein Vater hat, egal, ob Draco eigentlich das Gegenteil davon denkt.

Er ist nicht so stark wie du, Hermione. Pass ein bisschen auf ihn auf."

Sie erhob sich und ging zur Tür. ,,Das mit Harry wird schon wieder. Gute Nacht."

,,Gute Nacht, Jeanne", meinte Hermione still.

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Am nächsten Morgen wurde Draco nicht, wie üblich, von Shaldon geweckt. Montags hatte er nämlich frei. Draco erwachte trotzdem ziemlich früh und als er ins Esszimmer kam, um zu frühstücken merkte er, dass seine Eltern noch nicht wach waren. Also ging er in die Küche und versuchte, sich selbst etwas zu essen zu machen. Das gelang ihm allerdings nicht, da er sich in dem großen Raum ziemlich wenig auskannte. Plötzlich betrat Lucius Malfoy die Küche.

,,Guten Morgen, Dad", begrüßte Draco ihn höflich.

,,Wegen DIR durfte ich die Nacht im Arbeitszimmer verbringen! Hättest du mich nicht so provoziert, hätte ich jetzt kein Problem mit deiner Mutter!", fauchte Lucius.

Diesmal würde Draco nicht nachgeben:

"Ich kann doch nichts dafür, wenn du die Kontrolle über dich verlierst!"

"Ich? Die Kontrolle verlieren?! Ich glaube, ich muss dir ein paar Manieren beibringen, Draco."

Draco schwieg.

,,Draco, antworte gefälligst!"

"Was soll ich denn bitte schön darauf antworten, Vater?"

Lucius Malfoy sah seinen Sohn an. Aber Draco hielt dem Blick stand.

Plötzlich machte Lucius Malfoy einen Schritt nach Vorne - holte aus und traf Draco hart an der Schläfe. Es gab ein lautes Klirren, Draco fiel gegen die gläserne Tischplatte, benommen blieb er einige Sekunden liegen.

Er fühlte etwas warmes an seiner Schläfe und an seiner Schulter hinunter laufen. Draco schlug die Augen auf. Seine Hand tastete in seinem Gesicht entlang, sein Blick glitt über seine Schulter. Blut quoll aus einer Schnittwunder an der Schulter. Er besah seine Hand, auch sie war rot gefärbt von Blut. Er spürte Wut in sich aufkommen. Er stand auf und sah seinen Vater haßerfüllt an.

Lucius Malfoy stand mit verschränkten Armen vor ihm und sah ihn nur herablassend und ohne Mitleid an:

,,Ich hoffe, dass war dir eine Lehre, mein Sohn!"

Draco erwiderte nichts, ging aber langsam zur Tür und verließ die Küche, ohne jedoch einen klagenden Laut von sich zu geben.

Er ging ins Badezimmer und sah sich seine Wunden an. Aus dem Riss an seiner Schulter ragte ein Glassplitter heraus. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass seine Schläfe eingerissen war.

Ohne seine Wunden jedoch zu beachten, verließ er das Haus. Er hatte nur noch einen Gedanken: so schnell wie möglich zu dem Anwesen seiner Tante zu gelangen.

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Lucius starte die geschlossene Küchentür an, aus der Draco verschwunden war.

Warum musste es immer wieder so weit kommen?

Draco hatte schon Recht, Lucius verlor wirklich oft die Beherrschung und war gewalttätig.

Dabei liebte er seine Kinder, auch wenn er es selten zeigte.

Er war furchtbar stolz auf die guten Noten seiner einzigen Tochter und dass sie eine Gryffindor war, machte ihm eigentlich wenig aus.

Und jetzt hatte er es soweit gebracht, sie aus ihrem eigenen Zuhause zu vertreiben.

Könnte er es denn verkraften, wenn auch Draco ging?