Also zuerst mal DANKE für die vielen lieben Riwus. Ich bin fast vom Hocker gefallen, aber ich freu mich riesig, dass es so viele Leute gibt, die meine Getippsel lesen *g* Ich hoffe ich enttäusche eure Erwartungen nichts zu sehr *smile*

@Ensis und Sam Ich hoffe, ich bin diesmal nicht wieder ganz so schnell über das kapitel drübergesaust. Naja, ok, die Erinnerung hab ich wieder mal ziemlich schnell durchgezogen. Aber irgendwie passt das auch zu Snape, oder täusche ich mich? Ich weiß nicht ich kann mir einen in Erinnerung schwelgenden Sev einfach nicht vorstellen ;)

Also hier ist mal wieder ein neues Kapitel. Ich wünsche euch viel Spass beim Lesen ;)

* * *

Keuchend schlug Severus wieder die Augen auf. Verwirrt sah er sich um. Hatte er alles nur geträumt? Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Die unheilvolle Zeremonie kam ihm wieder ins Gedächtnis, und damit auch die Schmerzen, die er erlitten hatte. Dieser allumfassende, abgrundtiefe Schmerz. Widerwillig schüttelte er den Kopf. Langsam sah er sich in dem Raum in dem er erwacht war, um. Er befand sich wieder in seiner kleinen Wohnung im Dachgeschoss eines Hauses in der Winkelgasse. Nichts hatte sich verändert. An der Tür hängte fein säuberlich aufgehängt seine schwarze Robe. Alles war so, wie es immer war. Severus war ein Gewöhnungstier. Nichts überließ er den Zufall. Jeder Handgriff saß. Er weichte von seinen jahrelang eingewöhnten Verhaltensmuster nicht ab. Doch er konnte sich nicht erinnern, wie er nach Hause gekommen war. Verschwommen sah er eine dunkle Gestalt in seinen Erinnerungen auftauchen. Und dann dieser Traum.

Gedankenverloren legte er seine rechten Arm auf seine Stirn. Alles war nur ein böser Traum gewesen. Er war kein Death Eater geworden und hatte Voldemort seine Treue geschworen, kein fürchterlicher Fluch hatte seinen Arm getroffen. Seinen Arm? Ängstlich hob er seinen Arm und hielt ihn gegen das einfallende Mondlicht. Aufmerksam betrachtete er seine Handfläche, sein Handgelenk, seinen Unterarm. Die Haut war unversehrt, kein Kratzer auf der bleichen Haut. Langsam drehte er seine Hand.

Entsetzen breitete sich in seinem Denken aus. Blass konnte er das schwarze Emblem der Death Eater erkennen. Ein Totenkopf mit einer Schlange im Maul. Er hatte von diesem Symbol schon einige in Berichten gesehen, doch noch nie hatte dieses Zeichen eine solche bedrohliche Ausstrahlung erhalten, wie jetzt an seinem Unterarm. Ehrfürchtig strich er über dieses unheilvolle Symbol.

Es war Realität gewesen, kein Traum. Er hatte sich dem dunklen Lord angeschlossen. Nun war er bis in alle Ewigkeit ein Gefolgsmann von Voldemort. Severus schluckte schwer. Was habe ich bloß getan?

* * *

Stumm saß Severus in seinem Ohrensessel und sah dem geschäftige Treiben auf der Straße der Winkelgasse zu. Langsam kam wieder Leben ins Zauberviertel. Läden würden eröffnet, Bekannte freundschaftlich begrüßt, alles ging seinen normalen Gang.

Wehmütig sah Severus den ersten Passanten zu, wie sie sich um ihre Einkäufe kümmerten. Dann glitt sein Blick wieder auf das schwarze Symbol auf seinem Unterarm. Ihm kam dieses Leben auf einmal so fremd, so fern vor. Alles hatte sich schlagartig verändert. Diese Nacht hatte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

Unüberlegt, aus einer Laune heraus, hatte er sein Leben jemanden versprochen, den die restliche Welt hasste. Er wusste nicht ob er sich bedauern oder beglückwünschen sollte. Die dunkle Seite war nach wie vor anziehend, versprach so viel. Doch alle die er kannte, die er mochte, hatte er in dieser Nacht verraten. Besonders Albus Dumbledore. Im Grunde war er der einzige auf den es ankam.

Albus Dumbledore, sein Mentor, sein Freund, sein ... Noch immer viel es ihm schwer sich einzugestehen, dass Albus Dumbledore mehr als nur ein Lehrer und Vertrauter war.

Längst todgeglaubte Erinnerungen erkämpften sich ihren Weg an die Oberfläche. Normalerweise verschloss Severus sich vor diesen Erinnerungen aus seiner Kindheit, doch heute schien es ihm angebracht, sich ihnen hinzugeben.

* * *

Ich war 9 Jahre als mein Vater starb. Über seinen Tod habe ich nie sehr viel in Erfahrung bringen können. Es hieß, er wäre in Ausübung seiner Pflicht gestorben. Wie ich diesen Satz gehasst habe. ...In Ausübung seiner Pflicht.... Ich wusste nicht einmal was seine Pflicht war. Auch das war ein strenggehütetes Geheimnis.

Meine Mutter war bereits bei meiner Geburt gestorben. Mein Vater redete nie sonderlich viel über sie. Hätte ich nicht ein altes Photoalbum mit Familienbildern, wüsste ich nicht einmal wie sie ausgesehen hatte. Es schien bei uns in der Familie zu liegen. Alles wurde totgeschwiegen.

In dem Photoalbum waren viele Bilder von Menschen, die ich nie gekannt habe, und die nur namenlose Gesichter darstellten. Starre Augen starrten mich von den alten Photographien an. Doch meine Mutter bildete eine Ausnahme. Sie wirkte fröhlich und lebensmutig. Ganz im Gegensatz zu meiner restlichen bekannten Familie. Obwohl ich sie niemals gekannt hatte, vermisste ich sie in dem Moment in dem ich ihre Bilder sah.

Ich kann mich noch an das Begräbnis meines Vaters erinnern. Eine wahre Menschenmasse war zu seinen letzten Ehren gekommen. Unzählige Hände schüttelten die meine und versicherten mir ihr Beileid. Ich hörte kaum hin. Es war mir egal, wer sie waren, es war mir egal, wie sehr sie mich bedauerten. Ich glaubte ihnen doch nicht. Ich verstand nicht, warum mein Vater nicht wieder zurückkommen sollte, oder wollte ich es einfach nicht verstehen? Mein Herz schmerzte. Ich fühlte diesen Schmerz, den man nur verspürt, wenn man ein geliebtes Familienmitglied verliert. Doch ich konnte nicht weinen. Keine einzige Träne rann meine Wangen hinab. Innerlich schrie, tobte, weinte ich, doch äußerlich fühlte ich mich wie tot. Mein Gesicht war eine steinerne Maske.

Unmengen von formlosen Gesichter zogen an mir vorbei. Sie bedeuteten mir nichts. Sie konnten nichts sagen, was mir Trost spendete. Ich hörte kaum hin, wenn sie mit mir redeten. Nur ein Gesicht durchbrach diese Menge von gleichartigen Masken. Ein großer weißhaariger Mann, mit langem Bart trat auf mich zu. Seine blauen Augen strahlten eine Güte aus, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Auch er sprach mir sein Beileid aus, doch ihm konnte ich glauben. Seine Stimme war sanft, und voll Trauer. Ehrlicher Trauer. Später erfuhr ich, dass dies der berühmte Albus Dumbledore war.

Nur ein einziger Satz blieb mir von diesem Gespräch in bleibender Erinnerung: "Augen die nicht weinen können, sind die allertraurigsten!" Dieser Satz verkörperte all meinen Schmerz, all meine Trauer, all das wozu ich nicht im Stande war, auszudrücken. Sie spendeten mir Trost. Es war wie eine Erlösung, diese Worte aus dem Mund eines Anderen zu hören.

Albus Dumbledore, Vorstand von Hogwarts, Bezwinger von Grindelwald, der wohl bekannteste Zauberer, den es überhaupt gab, wurde zu meinen neuen Vormund. Es war ein Versprechen, dass er vor langer Zeit meinen Vater gegeben hatte. Und er hielt sich daran. Von da an, wohnte ich auf seinen Schloss irgendwo verborgen in den Highlands.

* * *

Ein stechender Schmerz riss Severus aus seinen Gedanken. Krampfhaft hielt er seinen rechten Arm mit der freien Hand umschlossen. Das dunkle Mal auf seinem Unterarm glühte rot auf. Das Zeichen, dass der dunkle Lord nach seinen Anhängern rief.

* * *

Gedankenverloren lief Albus Dumbledore durch die Gänge von Hogwarts. Dunkle Augenringe verrieten, dass er seit Tagen kaum bis gar nicht geschlafen hatte. Mit wehenden Gewändern stapfte er den Flur entlang. Er beachtete weder die verdutzten Gesichter der Schüler, noch auf die freundlichen Begrüßungen der Lehrer. Zu sehr war er in seine eigenen Gedanken vertieft.

Vor nunmehr fast einer Woche hatte er eine Eule erhalten, dass Severus Snape einfach nicht zu seiner Arbeit erschienen war. Dies war die erste vieler folgenden alarmierenden Botschaften. Severus Snape arbeitete bereits seit 2 Jahren im Zauberministerium und hatte noch nie einen Tag gefehlt. Doch nun war er seit fast einer Woche nicht mehr zur Arbeit erschienen. Er hatte keinem Bescheid gesagt, niemand wusste warum er nicht mehr arbeitete. Doch Albus beunruhigte vielmehr die Tatsache, dass niemand ihm sagen konnte, wo Severus sich überhaupt befand.

Albus hatte sich selbst überzeugt, dass Severus nicht krank in seinem Bett lag. Doch als er in der kleinen Wohnung angekommen war, hatte er alles so vorgefunden, wie es immer gewesen war. Seine Wohnung war verlassen, und nichts deutete darauf hin, wohin Severus verschwunden war. Alle seine Habseligkeiten befanden sich immer dort wo sie hingehörten. Jedes seiner geliebten Bücher stand noch immer an seinem Ort. Albus kannte Severus gut genug, um zu wissen, welch Penetrant Severus sein konnte, wenn es sich um seine Bücher handelte. Severus ordnete sie fein säuberlich alphabetisch in dem alten Bücherregal. Albus war keinen Schritt weitergekommen. Severus war einfach von der Erdoberfläche verschwunden.

Wenn er ein paar Tage in Urlaub gefahren wäre, hätte er mir doch etwas gesagt, oder? immer und immer wieder stellte Albus sich diese Frage. Er wusste, dass Severus ihm immer noch nicht verziehen hatte, dass er James, Remus, Black und Peter einfach davonkommen hatte lassen. Damals hatte Albus ihm das Versprechen abnehmen müssen, dass er den Vorfall für sich behalten sollte. Er hatte getobt, hatte ihn angefleht ihm nicht dieses Gelöbnis abzunehmen. Doch schlussendlich hatte er es doch gegeben. Doch der Preis war sehr hoch dafür gewesen. Die zuvor fast Vater-Sohn ähnliche Beziehung hatte sich immer mehr und mehr verschlechtert. Severus hatte sich von ihm mehr und mehr distanziert. Inzwischen hörten Albus kaum noch von ihm. Gerade zu den wichtigen Feiertagen erhielt Albus noch eine Eule. Die Botschaften waren kurz und gefühllos. Als ob sie eine unangenehme Pflicht seien, die Severus erfüllen musste.

Er hätte mir doch etwas gesagt!? wieder hallte diese Frage durch Albus Kopf. Doch er wusste, dass die Antwort Nein lautete. Er wäre bestimmt der letzte Mensch gewesen den Severus benachrichtigt hätte, stellte er mit bitterer Ironie fest.

An seiner Bürotür angekommen, öffnete er sie lautlos und wandte sich den Stufen zu seinem Büro zu. Noch immer kreiste sein ganzes Denken um Severus und dessen Verbleib. Er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass Unheil drohte. Irgendetwas ging vor sich in der Zauberwelt. Lord Voldemort und seine Death Eater waren so aktiv wie nie zuvor, verübten Anschlag um Anschlag. Viele bekannte Persönlichkeiten waren ihnen bereits zum Opfer geworden. Täglich erreichten Dumbledore neue Hiobsbotschaften. Und dann war Severus auch noch spurlos verschwunden.

Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und tauchte Professor Dumbledores Büro in ein schummriges Licht. Fawkes hatte seinen Kopf ins Gefieder gesteckt und döste ruhig auf seiner Stange auf Dumbledores Schreibtisch. Müde sah Albus auf den Stapel Papier der sich auf seinen Arbeitsplatz angesammelt hatte. In letzter Zeit hatte er seine Pflichten als Direktor der berühmtesten Zauberschule, schmählich vernachlässigt. Heute Abend würde er endlich den ganzen Papierkram aufarbeiten. Schließlich war es seine Pflicht. Doch in erster Linie würde es ihn einfach nur ablenken. Und er würde für jede Ablenkung dankbar sein. So konnten seine Gedanken nicht zu den Befürchtungen wandern, die sich bezüglich Severus immer wieder in seinem Kopf manifestierten.

Langsam ließ er sich in seinen Sessel fallen, und nahm die ersten Blätter vom Papierstoß. Die meisten waren Notizen zu Punktabzügen für diverse Vergehen. Penibel trug Dumbledore die Notizen in die Punktetabellen der Häuser ein. Doch nach und nach nahm seine Konzentration ab. Resigniert legte er die Feder beiseite und wandte sich dem Fenster zu. Wehmütig sah über die Ländereien von Hogwarts. Doch er bekam die malerische Landschaft, die Idylle die über diesem Gelände lag, nicht mit. Wieder waren seine Gedanken zu Severus abgewandert. Hier in dieser Stille konnte er sich nichts mehr vormachen. Er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Severus etwas zugestoßen war sehr hoch war. Und mit jedem weiteren Tag, der verstrich, wurde wahrscheinlicher, dass sie irgendwo die Leiche von ihm finden würden. Severus, bitte melde dich doch! Schwermütig wandte er sich wieder dem Papierkram zu. Fortsetzung folgt....