Arabella Figg
Hatte Mrs Figg gerade wirklich das Wort Muggel gesagt? Nein, dachte sich Harry, das konnte nicht sein. Sie stürmten weiter in Richtung des kleinen Hauses in dem Mrs Figg lebte. Jetzt, wo Harry es genauer betrachtete, weil er nach einem Baum oder Ähnlichem im Garten suchte, fiel ihm auf, dass es gar nicht in den Ligusterweg passte. Die übrigen Häuser waren allesamt weiß und sauber. Alle hatten die gleiche Haustür, die gleichen Fenster. Lediglich die Gardinen in den Fenstern unterschieden sich. Doch Mrs Figgs Haus war kleiner und auch irgendwie, so bemerkte Harry schiefer. Es sah aus, als ob jemand es über Nacht zwischen zwei völlig identische Häuser des Ligusterwegs gebaut hätte. Harry wunderte sich, weshalb ihm dies noch nie aufgefallen war. Als er das letzte Mal bei der alten Mrs Figg gewesen ist, sah ihr Haus noch aus wie alle anderen, oder etwa nicht? Umso näher Harry und Mrs. Figg dem seltsamen Haus kamen, umso mehr Komisches fiel Harry an diesem auf. Endlich angekommen begrüßte die beiden ein vor der Haustür liegender Hund. Er war groß und schwarz, doch Harry war sich sicher, dass Mrs Figg keinen Hund hatte. Schon allein aus dem Grund, da sie so viele Katzen beherbergte. Was ging hier eigentlich vor, fragte sich Harry irritiert... Der Hund begrüßte auch Harry lebhaft und dann fiel es Harry wie Schuppen von den Augen...! "Schnuffel!", rief Harry begeistert. "Endlich! Aber... w-warum..." "Komm schon rein, Harry. Ich glaube du und Sirius habt euch einiges zu erzählen.", sagte Mrs Figg strahlend. Harry konnte sich noch immer nicht erklären, was hier los war. Woher wusste Mrs Figg, dass Sirius sich in einen Hund verwandeln konnte? (Sirius war ein Animagus, ein Zauberer, der sich nach Belieben in ein bestimmtes Tier verwandeln konnte) Woher konnte sie überhaupt von Sirius wissen? Harry schritt hinter Mrs Figg her in das kleine Wohnzimmer. Dieses Wohnzimmer kannte Harry schon seit Jahren und es hat sich nicht im geringsten geändert. Immer noch war es vollgestellt mit altmodischen Möbeln und Hunderten von Katzenbildern, immer noch standen die merkwürdigen Gegenstände auf einem Regal, die Harry nie auch nur anfassen durfte. Nun kam auch der Hund ins Wohnzimmer und ließ ein fröhliches Bellen ertönen. Harrys Sorgen waren im Nu verflogen und er freute sich riesig. "Schnuffel, schön dich zu sehen, aber könntest du dich bitte in dich selbst verwandeln? Ich möchte nicht unbedingt mit einem Hund reden...!", forderte Harry Sirius auf. Im nächsten Moment stand der Hund aufrecht auf den Hinterbeinen, nach und nach verschwand auch sein dickes, schwarzes Fell. Er nahm immer mehr die Gestalt eines großen, schwarzhaarigen, gut aussehenden Mannes an. "Harry! Ich freue mich ja so dich zu sehen! Geht es dir gut? Wirst du von den Muggeln gut behandelt? Ach, und übrigens, nenn mich bitte nicht mehr Schnuffel.
9 Die Zeiten sind Gott sei dank vorbei. Auch das Zaubereiministerium hat mittlerweile eingesehen, dass sie dreizehn Jahre lang den Falschen in Askaban sitzen hatten. Sie sind immer noch auf der Suche nach Peter Pettigrew, doch es gibt noch nicht die geringste Spur." Sirius ließ einen Seufzer hören und fuhr dann fort. "Askaban ist im Moment voll von Zauberern, die auch nur das kleinste Bisschen schwarze Magie angewendet haben! Ich bin froh, dass ich dort nie wieder hin muss. Der schrecklichste Ort auf Erden, das kannst du mir glauben. Und das nicht nur für die, die dort ihre Strafe absitzen müssen! Jeder, der einmal dort war, wird nie wieder so glücklich sein, wie vor seinem Besuch! Aber genug von Zauberergefängnissen! Entschuldige bitte Harry.", sagte Sirius. "Ich nehme dir ja schon die gute Laune!", fügte er schmunzelnd hinzu. "Du siehst wirklich gut aus, Sirius. Wo lebst du eigentlich im Moment?", fragte Harry neugierig. "Im Moment wohne ich bei Arabella.", antwortete Sirius und nickte zu Mrs Figg herüber. "Bei ihr darf ich mich allerdings nicht in einen Hund verwandeln.", flüsterte Sirius Harry ins Ohr. "Wegen ihren Katzenviechern..." "Das habe ich gehört!" rief Mrs Figg. "Sei bloß vorsichtig, mein Lieber. Außerdem gefällst du auch mir in Menschenform viel besser.", sagte sie breit grinsend. Alle drei lachten, und Harry freute sich, dass auch Sirius, der in letzter Zeit nicht viel zu lachen hatte, ausgeglichen und fröhlich war. Doch immer noch stellte sich Harry immer wieder die gleiche Frage, und nun sprach er sie aus. "Mrs Figg, ich verstehe nicht, warum... warum sie...", stotterte er. "Nenn mich Arabella, Schätzchen.", sagte sie freundlich. "Nun, dein Pate und ich dachten uns, du wärst bereit zu erfahren, welche Rolle ich in deinem bisherigen Leben gespielt habe." Harry sah sie fragend an und Mrs Figg fuhr fort. "Nun, ich zog in den Ligusterweg, als auch du hierher kamst. Du hattest damals wie heute einem Todfeind Harry, Lord Voldemort, und deine Verwandten, die Familie Dursley konnte dir keinen Schutz vor Voldemort und seinen Anhängern bieten. Wir wussten, dass er eines Tages seine Macht wiedererlangen würde und mussten uns etwas einfallen lassen um dich dort, wo du die ersten elf Jahre deines Lebens verbracht hast zu schützen. Und so wurde ich beauftragt, hier im Ligusterweg für deine Sicherheit zu sorgen. Professor Albus Dumbledore, Professor Remus Lupin, Sirius, Rubeus Hagrid und ich zimmerten noch in der Nacht, in der Lord Voldemort seine Macht durch dich verlor dieses Haus hier zusammen. Wir belegten es mit einem Zauber, der es wie eines der anderen Häuser hier aussehen ließ, und mussten auch sonst noch eine Menge zaubern, denn die Menschen hier hätten es wohl gemerkt, wenn auf einmal eine neue Nachbarin auftaucht. Und so lebe ich schon seit sechzehn Jahren hier und passe auf, dass dir nichts zustößt. Natürlich durfte ich mir nie etwas anmerken lassen. Offensichtlich haben die Muggel hier allerdings doch etwas gemerkt, denn ich gelte ja als die verrückte Mrs Figg nicht wahr?", und sie zwinkerte Harry zu. "Aber meine geliebten Katzen wollte ich nicht aufgeben." Harry wusste nicht, was er sagen sollte. In all den Jahren hatte er sich einige Male gefragt, warum Lord Voldemort ihm nicht im Ligusterweg auflauerte, fand jedoch nie eine halbwegs logische Erklärung. Nie wäre er darauf gekommen, dass Mrs Figg eine Hexe ist!
10 "So, Harry. Nun kennst du die ganz Geschichte. Ich werde uns dreien eine Kanne Tee kochen und, wie ich gesehen habe, muss der Tarnungszauber für das Haus aufgefrischt werden." Sie lächelte Harry zu und verschwand leise murmelnd in die Küche. "Damit hättest du wohl nicht gerechnet, oder?", fragte Sirius den immer noch völlig verblüfften Harry. "Nein!", antwortete Harry knapp, offenbar sprachlos. "Oh, beinahe hätte ich es vergessen. Alles Gute zum Geburtstag, Harry! Sechzehn Jahre... hast du schon eine Freundin...?", fragte Sirius lachend. "Wie wäre es mit Hermine?" Harry mochte dieses Gespräch nicht, also wechselte er rasch das Thema. "Was haben wir beide heute noch vor?", wollte er von Sirius wissen. "Erst mal gebe ich dir noch dein Geschenk, oder möchtest du es nicht? Ich könnte es auch selbst ganz gut gebrauchen.", sagte Sirius schmunzelnd. "Wichtig ist, dass du da bist!", erwiderte Harry, doch auch gegen ein Geschenk hatte er nichts. "Aber zu einem Geschenk würde ich auch nicht nein sagen." Und so zog Sirius ein wunderschön eingepacktes Packet aus einem großen Rucksack und übergab es Harry. "Herzlichen Glückwunsch!", sagte er noch mal. Der Form des Paketes nach war es leicht zu erraten, was sich darin befand. Es war lang und dünn und an einem Ende etwas geweitet. Harry staunte nicht schlecht als er das, was in dem Päckchen war in den Händen hielt. "Ist das... Sirius, das ist... Fantastisch!" sagte Harry überwältigt vor Freude. "Der nagelneue Feuerblitz Primus. Ich dachte dem neuen Mannschaftskapitän der Gryffindors könnte ich damit vielleicht eine kleine Freude machen.", erklärte Sirius, der beim Anblick von Harry Gesicht ebenso strahlte. "Gefällt er dir?" "Das ist einfach unglaublich! Danke Sirius!", sagte Harry und umarmte seinen Paten. In diesem Moment hätte Harry die ganze Welt umarmen können. Es war der schönste Geburtstag seines Lebens. "Und der Tag ist noch nicht vorbei! Ich dachte mir, vielleicht möchtest du deinen neuen Besen mal ausprobieren!? Wie wär's mit einer Runde Quidditch? Ich kann ja deinen alten, normalen Feuerblitz nehmen, wenn du nichts dagegen hast.", sagte Sirius. "Natürlich nicht! Aber ich glaube kaum, dass du gegen mich ein Chance hast...", erwiderte Harry grinsend. "Nach dem Tee geht's los. Und ich hab noch eine kleine Überraschung für dich...", flüsterte Sirius geheimnisvoll. "Was denn noch?", fragte Harry. "Das verrate ich dir noch nicht. Aber es wird dir gefallen, glaub mir." Im nächsten Moment kam Mrs Figg mit einem Tablett, auf dem Tee und Kekse waren ins Wohnzimmer. "Arabella, endlich! Ich verdurste!", rief Sirius ihr zu. "Es ist gar nicht so leicht, einen komplizierten Zauber auszuführen, wenn einem ständig Muggel über den Weg laufen. Deine Verwandten haben mich auch gesehen Harry. Sie haben mich allerdings nicht gefragt, wo du steckst. Sei froh, dass du da heute nicht mehr hin musst. Auf jeden Fall ist das Haus wieder getarnt.", sagte Mrs Figg zufrieden. Die drei saßen noch eine halbe Stunde im gemütlichen Wohnzimmer, schlürften Tee
11 und unterhielten sich. Harry war froh, dass er nun Mrs. Figgs Geheimnis kannte. Er hatte das Gefühl, dass er sich bei den Dursleys ab jetzt nicht mehr so allein und unnormal vorkommen würde. Vielleicht erlaubten es die Dursleys ja sogar, dass er nun öfters Mrs Figg besuchen kommen könnte. Schließlich wären sie ihn dann für ein paar Stunden los, also sah Harry da keine Probleme.
Um die Mittagszeit brachen Harry und Sirius auf. Die beiden schlugen eine bekannte Richtung ein. Sie reisten mit Hilfe von Flohpulver aus dem Wohnzimmer von Mrs Figg direkt in den tropfenden Kessel. Der Tropfende Kessel war eine kleine Kneipe in London, die nur Hexen und Zauberer besuchten und wahrnehmen konnten. Durch den Tropfenden Kessel ging es zur Winkelgasse, einem Ort, voll gestopft mit den wunderbarsten und sonderbarsten Zauberergeschäften und vielen anderen sehenswürdigen Dingen. "Hier werden wir erst mal eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns zum Quidditchfeld aufmachen, okay Harry?", schlug Sirius vor. "Ja, gerne.", sagte Harry inzwischen unglaublich hungrig. Und so mampften sich Harry und Sirius durch drei leckere Gänge, nicht minder gutschmeckend als die Speisen, was es in Hogwarts normalerweise zu Festen zu essen gab. Danach waren Harry und Sirius so satt, dass sie dachten, nie wieder etwas essen zu können. Sie erhoben sich von ihrem Tisch und machten sich nun auf den Weg hinein in die belebte Winkelgasse. "Kaufen wir jetzt meine Schulbücher?", fragte Harry irritiert. "Nein, wo denkst du hin?", erwiderte Sirius kopfschüttelnd. Sie gingen an den Zauberergeschäften geradewegs vorbei und erreichten nach einem kurzen Fußmarsch ein großes Feld, auf dem sich wunderbar Quidditch spielen ließe, dachte Harry. "Können uns die Muggel hier denn nicht sehen?", fragte Harry. "Nein, dafür habe ich schon gesorgt", antwortete Sirius. "Hey Harry, wir bekommen Besuch!" "Ron!", rief Harry. "und Hermine!" Die Beiden kamen über das Feld auf Harry und Sirius zugelaufen und alle strahlten sich an. "Hab' mir die Freiheit genommen, deine Freunde auch einzuladen.", sagte Sirius. "Das gehört doch zu einer richtigen Geburtstagsfeier dazu, oder nicht?" "Hallo ihr beiden!", sagten Ron und Hermine wie aus einem Munde. "Schön euch zu sehen!", erwiderte Harry. "Und noch mal Herzlichen Glückwunsch.", sagte Hermine. "Von mir auch!", fügte Ron glücklich hinzu. "Danke euch allen!", sagte Harry und sah grinsend in die Runde. "Das ist der schönste Geburtstag meines Lebens!" "Na, das wollen wir doch erst mal sehen. Los Hermine, wir spielen gegen Harry und Ron!", sagte Sirius voller Energie. "Endlich wieder Quidditch.", rief Harry und er stieg auf seinem neuen Besen hoch in die Lüfte. Harrys neuer Besen flog sich butterweich und fast von alleine. Es war ein
12 fantastisches Gefühl wieder in der Luft zu sein. Am liebsten wäre er nie wieder heruntergekommen. "Wow, Harry! Neuer Besen? Voll krass!", staunte Ron. "Also los!", rief Hermine über das Spielfeld. Harry hatte sie noch nie Quidditch spielen sehen, also war er umso gespannter, wie sie sich mit Sirius gegen Ron und ihn schlagen würde. Natürlich konnte sie zu viert kein richtiges Quidditch spielen. Sie hatten auch nur einen Ball, aber Spaß machte es trotzdem. Hermine schien gar keine schlechte Spielerin zu sein, und auch Sirius machte auf dem Besen eine gute Figur, doch Ron und Harry konnten das erste Spiel trotzdem für sich entscheiden, was nicht zuletzt an Harrys Superbesen lag. Im der zweiten Runde allerdings schien Harry vor Freude etwas unkonzentriert und so mussten Ron und er eine heftige Niederlage einstecken. Nach einigen Stunden Spaß in der Luft fühlte es sich komisch an wieder auf festem Boden zu stehen, doch auch der schönste Tag geht irgendwann einmal zu Ende, und deshalb mussten sie leider aufhören, obwohl alle vier gerne weitergespielt hätten. Und so verabschiedeten Harry und Sirius sich von Ron und Hermine. "Treffen wir uns nächste Woche in der Winkelgasse? Wir haben ja so viele neue Bücher zu kaufen!", sagte Hermine. "Ja, klar. Machen wir. Ich weiß zwar noch nicht ganz wie ich dort hinkomme...", erwiderte Harry. "Mach dir darüber mal kein Sorgen. Du hast schließlich eine Hexe als Nachbarin!" sagte Sirius immer noch lächelnd. Er schien heute überhaupt nicht aufgehört haben zu lächeln... "Hexe als Nachbarin? Was soll das heißen?", fragte Ron neugierig. "Das erzähle ich euch nächste Woche.", sagte Harry. "Tschau, danke, dass ihr gekommen seid!" "Es war toll.", sagte Hermine. "Bis nächste Woche dann.", sagte Ron und beide machten sich über das Spielfeld auf den Weg nach Hause. "Vielen Dank, Sirius! Vielen, vielen Dank!", sagte Harry und umarmte Sirius. "Gern geschehen, Harry!", erwiderte Sirius und Harry sah eine Träne in seinen Augen blitzen.
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Hatte Mrs Figg gerade wirklich das Wort Muggel gesagt? Nein, dachte sich Harry, das konnte nicht sein. Sie stürmten weiter in Richtung des kleinen Hauses in dem Mrs Figg lebte. Jetzt, wo Harry es genauer betrachtete, weil er nach einem Baum oder Ähnlichem im Garten suchte, fiel ihm auf, dass es gar nicht in den Ligusterweg passte. Die übrigen Häuser waren allesamt weiß und sauber. Alle hatten die gleiche Haustür, die gleichen Fenster. Lediglich die Gardinen in den Fenstern unterschieden sich. Doch Mrs Figgs Haus war kleiner und auch irgendwie, so bemerkte Harry schiefer. Es sah aus, als ob jemand es über Nacht zwischen zwei völlig identische Häuser des Ligusterwegs gebaut hätte. Harry wunderte sich, weshalb ihm dies noch nie aufgefallen war. Als er das letzte Mal bei der alten Mrs Figg gewesen ist, sah ihr Haus noch aus wie alle anderen, oder etwa nicht? Umso näher Harry und Mrs. Figg dem seltsamen Haus kamen, umso mehr Komisches fiel Harry an diesem auf. Endlich angekommen begrüßte die beiden ein vor der Haustür liegender Hund. Er war groß und schwarz, doch Harry war sich sicher, dass Mrs Figg keinen Hund hatte. Schon allein aus dem Grund, da sie so viele Katzen beherbergte. Was ging hier eigentlich vor, fragte sich Harry irritiert... Der Hund begrüßte auch Harry lebhaft und dann fiel es Harry wie Schuppen von den Augen...! "Schnuffel!", rief Harry begeistert. "Endlich! Aber... w-warum..." "Komm schon rein, Harry. Ich glaube du und Sirius habt euch einiges zu erzählen.", sagte Mrs Figg strahlend. Harry konnte sich noch immer nicht erklären, was hier los war. Woher wusste Mrs Figg, dass Sirius sich in einen Hund verwandeln konnte? (Sirius war ein Animagus, ein Zauberer, der sich nach Belieben in ein bestimmtes Tier verwandeln konnte) Woher konnte sie überhaupt von Sirius wissen? Harry schritt hinter Mrs Figg her in das kleine Wohnzimmer. Dieses Wohnzimmer kannte Harry schon seit Jahren und es hat sich nicht im geringsten geändert. Immer noch war es vollgestellt mit altmodischen Möbeln und Hunderten von Katzenbildern, immer noch standen die merkwürdigen Gegenstände auf einem Regal, die Harry nie auch nur anfassen durfte. Nun kam auch der Hund ins Wohnzimmer und ließ ein fröhliches Bellen ertönen. Harrys Sorgen waren im Nu verflogen und er freute sich riesig. "Schnuffel, schön dich zu sehen, aber könntest du dich bitte in dich selbst verwandeln? Ich möchte nicht unbedingt mit einem Hund reden...!", forderte Harry Sirius auf. Im nächsten Moment stand der Hund aufrecht auf den Hinterbeinen, nach und nach verschwand auch sein dickes, schwarzes Fell. Er nahm immer mehr die Gestalt eines großen, schwarzhaarigen, gut aussehenden Mannes an. "Harry! Ich freue mich ja so dich zu sehen! Geht es dir gut? Wirst du von den Muggeln gut behandelt? Ach, und übrigens, nenn mich bitte nicht mehr Schnuffel.
9 Die Zeiten sind Gott sei dank vorbei. Auch das Zaubereiministerium hat mittlerweile eingesehen, dass sie dreizehn Jahre lang den Falschen in Askaban sitzen hatten. Sie sind immer noch auf der Suche nach Peter Pettigrew, doch es gibt noch nicht die geringste Spur." Sirius ließ einen Seufzer hören und fuhr dann fort. "Askaban ist im Moment voll von Zauberern, die auch nur das kleinste Bisschen schwarze Magie angewendet haben! Ich bin froh, dass ich dort nie wieder hin muss. Der schrecklichste Ort auf Erden, das kannst du mir glauben. Und das nicht nur für die, die dort ihre Strafe absitzen müssen! Jeder, der einmal dort war, wird nie wieder so glücklich sein, wie vor seinem Besuch! Aber genug von Zauberergefängnissen! Entschuldige bitte Harry.", sagte Sirius. "Ich nehme dir ja schon die gute Laune!", fügte er schmunzelnd hinzu. "Du siehst wirklich gut aus, Sirius. Wo lebst du eigentlich im Moment?", fragte Harry neugierig. "Im Moment wohne ich bei Arabella.", antwortete Sirius und nickte zu Mrs Figg herüber. "Bei ihr darf ich mich allerdings nicht in einen Hund verwandeln.", flüsterte Sirius Harry ins Ohr. "Wegen ihren Katzenviechern..." "Das habe ich gehört!" rief Mrs Figg. "Sei bloß vorsichtig, mein Lieber. Außerdem gefällst du auch mir in Menschenform viel besser.", sagte sie breit grinsend. Alle drei lachten, und Harry freute sich, dass auch Sirius, der in letzter Zeit nicht viel zu lachen hatte, ausgeglichen und fröhlich war. Doch immer noch stellte sich Harry immer wieder die gleiche Frage, und nun sprach er sie aus. "Mrs Figg, ich verstehe nicht, warum... warum sie...", stotterte er. "Nenn mich Arabella, Schätzchen.", sagte sie freundlich. "Nun, dein Pate und ich dachten uns, du wärst bereit zu erfahren, welche Rolle ich in deinem bisherigen Leben gespielt habe." Harry sah sie fragend an und Mrs Figg fuhr fort. "Nun, ich zog in den Ligusterweg, als auch du hierher kamst. Du hattest damals wie heute einem Todfeind Harry, Lord Voldemort, und deine Verwandten, die Familie Dursley konnte dir keinen Schutz vor Voldemort und seinen Anhängern bieten. Wir wussten, dass er eines Tages seine Macht wiedererlangen würde und mussten uns etwas einfallen lassen um dich dort, wo du die ersten elf Jahre deines Lebens verbracht hast zu schützen. Und so wurde ich beauftragt, hier im Ligusterweg für deine Sicherheit zu sorgen. Professor Albus Dumbledore, Professor Remus Lupin, Sirius, Rubeus Hagrid und ich zimmerten noch in der Nacht, in der Lord Voldemort seine Macht durch dich verlor dieses Haus hier zusammen. Wir belegten es mit einem Zauber, der es wie eines der anderen Häuser hier aussehen ließ, und mussten auch sonst noch eine Menge zaubern, denn die Menschen hier hätten es wohl gemerkt, wenn auf einmal eine neue Nachbarin auftaucht. Und so lebe ich schon seit sechzehn Jahren hier und passe auf, dass dir nichts zustößt. Natürlich durfte ich mir nie etwas anmerken lassen. Offensichtlich haben die Muggel hier allerdings doch etwas gemerkt, denn ich gelte ja als die verrückte Mrs Figg nicht wahr?", und sie zwinkerte Harry zu. "Aber meine geliebten Katzen wollte ich nicht aufgeben." Harry wusste nicht, was er sagen sollte. In all den Jahren hatte er sich einige Male gefragt, warum Lord Voldemort ihm nicht im Ligusterweg auflauerte, fand jedoch nie eine halbwegs logische Erklärung. Nie wäre er darauf gekommen, dass Mrs Figg eine Hexe ist!
10 "So, Harry. Nun kennst du die ganz Geschichte. Ich werde uns dreien eine Kanne Tee kochen und, wie ich gesehen habe, muss der Tarnungszauber für das Haus aufgefrischt werden." Sie lächelte Harry zu und verschwand leise murmelnd in die Küche. "Damit hättest du wohl nicht gerechnet, oder?", fragte Sirius den immer noch völlig verblüfften Harry. "Nein!", antwortete Harry knapp, offenbar sprachlos. "Oh, beinahe hätte ich es vergessen. Alles Gute zum Geburtstag, Harry! Sechzehn Jahre... hast du schon eine Freundin...?", fragte Sirius lachend. "Wie wäre es mit Hermine?" Harry mochte dieses Gespräch nicht, also wechselte er rasch das Thema. "Was haben wir beide heute noch vor?", wollte er von Sirius wissen. "Erst mal gebe ich dir noch dein Geschenk, oder möchtest du es nicht? Ich könnte es auch selbst ganz gut gebrauchen.", sagte Sirius schmunzelnd. "Wichtig ist, dass du da bist!", erwiderte Harry, doch auch gegen ein Geschenk hatte er nichts. "Aber zu einem Geschenk würde ich auch nicht nein sagen." Und so zog Sirius ein wunderschön eingepacktes Packet aus einem großen Rucksack und übergab es Harry. "Herzlichen Glückwunsch!", sagte er noch mal. Der Form des Paketes nach war es leicht zu erraten, was sich darin befand. Es war lang und dünn und an einem Ende etwas geweitet. Harry staunte nicht schlecht als er das, was in dem Päckchen war in den Händen hielt. "Ist das... Sirius, das ist... Fantastisch!" sagte Harry überwältigt vor Freude. "Der nagelneue Feuerblitz Primus. Ich dachte dem neuen Mannschaftskapitän der Gryffindors könnte ich damit vielleicht eine kleine Freude machen.", erklärte Sirius, der beim Anblick von Harry Gesicht ebenso strahlte. "Gefällt er dir?" "Das ist einfach unglaublich! Danke Sirius!", sagte Harry und umarmte seinen Paten. In diesem Moment hätte Harry die ganze Welt umarmen können. Es war der schönste Geburtstag seines Lebens. "Und der Tag ist noch nicht vorbei! Ich dachte mir, vielleicht möchtest du deinen neuen Besen mal ausprobieren!? Wie wär's mit einer Runde Quidditch? Ich kann ja deinen alten, normalen Feuerblitz nehmen, wenn du nichts dagegen hast.", sagte Sirius. "Natürlich nicht! Aber ich glaube kaum, dass du gegen mich ein Chance hast...", erwiderte Harry grinsend. "Nach dem Tee geht's los. Und ich hab noch eine kleine Überraschung für dich...", flüsterte Sirius geheimnisvoll. "Was denn noch?", fragte Harry. "Das verrate ich dir noch nicht. Aber es wird dir gefallen, glaub mir." Im nächsten Moment kam Mrs Figg mit einem Tablett, auf dem Tee und Kekse waren ins Wohnzimmer. "Arabella, endlich! Ich verdurste!", rief Sirius ihr zu. "Es ist gar nicht so leicht, einen komplizierten Zauber auszuführen, wenn einem ständig Muggel über den Weg laufen. Deine Verwandten haben mich auch gesehen Harry. Sie haben mich allerdings nicht gefragt, wo du steckst. Sei froh, dass du da heute nicht mehr hin musst. Auf jeden Fall ist das Haus wieder getarnt.", sagte Mrs Figg zufrieden. Die drei saßen noch eine halbe Stunde im gemütlichen Wohnzimmer, schlürften Tee
11 und unterhielten sich. Harry war froh, dass er nun Mrs. Figgs Geheimnis kannte. Er hatte das Gefühl, dass er sich bei den Dursleys ab jetzt nicht mehr so allein und unnormal vorkommen würde. Vielleicht erlaubten es die Dursleys ja sogar, dass er nun öfters Mrs Figg besuchen kommen könnte. Schließlich wären sie ihn dann für ein paar Stunden los, also sah Harry da keine Probleme.
Um die Mittagszeit brachen Harry und Sirius auf. Die beiden schlugen eine bekannte Richtung ein. Sie reisten mit Hilfe von Flohpulver aus dem Wohnzimmer von Mrs Figg direkt in den tropfenden Kessel. Der Tropfende Kessel war eine kleine Kneipe in London, die nur Hexen und Zauberer besuchten und wahrnehmen konnten. Durch den Tropfenden Kessel ging es zur Winkelgasse, einem Ort, voll gestopft mit den wunderbarsten und sonderbarsten Zauberergeschäften und vielen anderen sehenswürdigen Dingen. "Hier werden wir erst mal eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns zum Quidditchfeld aufmachen, okay Harry?", schlug Sirius vor. "Ja, gerne.", sagte Harry inzwischen unglaublich hungrig. Und so mampften sich Harry und Sirius durch drei leckere Gänge, nicht minder gutschmeckend als die Speisen, was es in Hogwarts normalerweise zu Festen zu essen gab. Danach waren Harry und Sirius so satt, dass sie dachten, nie wieder etwas essen zu können. Sie erhoben sich von ihrem Tisch und machten sich nun auf den Weg hinein in die belebte Winkelgasse. "Kaufen wir jetzt meine Schulbücher?", fragte Harry irritiert. "Nein, wo denkst du hin?", erwiderte Sirius kopfschüttelnd. Sie gingen an den Zauberergeschäften geradewegs vorbei und erreichten nach einem kurzen Fußmarsch ein großes Feld, auf dem sich wunderbar Quidditch spielen ließe, dachte Harry. "Können uns die Muggel hier denn nicht sehen?", fragte Harry. "Nein, dafür habe ich schon gesorgt", antwortete Sirius. "Hey Harry, wir bekommen Besuch!" "Ron!", rief Harry. "und Hermine!" Die Beiden kamen über das Feld auf Harry und Sirius zugelaufen und alle strahlten sich an. "Hab' mir die Freiheit genommen, deine Freunde auch einzuladen.", sagte Sirius. "Das gehört doch zu einer richtigen Geburtstagsfeier dazu, oder nicht?" "Hallo ihr beiden!", sagten Ron und Hermine wie aus einem Munde. "Schön euch zu sehen!", erwiderte Harry. "Und noch mal Herzlichen Glückwunsch.", sagte Hermine. "Von mir auch!", fügte Ron glücklich hinzu. "Danke euch allen!", sagte Harry und sah grinsend in die Runde. "Das ist der schönste Geburtstag meines Lebens!" "Na, das wollen wir doch erst mal sehen. Los Hermine, wir spielen gegen Harry und Ron!", sagte Sirius voller Energie. "Endlich wieder Quidditch.", rief Harry und er stieg auf seinem neuen Besen hoch in die Lüfte. Harrys neuer Besen flog sich butterweich und fast von alleine. Es war ein
12 fantastisches Gefühl wieder in der Luft zu sein. Am liebsten wäre er nie wieder heruntergekommen. "Wow, Harry! Neuer Besen? Voll krass!", staunte Ron. "Also los!", rief Hermine über das Spielfeld. Harry hatte sie noch nie Quidditch spielen sehen, also war er umso gespannter, wie sie sich mit Sirius gegen Ron und ihn schlagen würde. Natürlich konnte sie zu viert kein richtiges Quidditch spielen. Sie hatten auch nur einen Ball, aber Spaß machte es trotzdem. Hermine schien gar keine schlechte Spielerin zu sein, und auch Sirius machte auf dem Besen eine gute Figur, doch Ron und Harry konnten das erste Spiel trotzdem für sich entscheiden, was nicht zuletzt an Harrys Superbesen lag. Im der zweiten Runde allerdings schien Harry vor Freude etwas unkonzentriert und so mussten Ron und er eine heftige Niederlage einstecken. Nach einigen Stunden Spaß in der Luft fühlte es sich komisch an wieder auf festem Boden zu stehen, doch auch der schönste Tag geht irgendwann einmal zu Ende, und deshalb mussten sie leider aufhören, obwohl alle vier gerne weitergespielt hätten. Und so verabschiedeten Harry und Sirius sich von Ron und Hermine. "Treffen wir uns nächste Woche in der Winkelgasse? Wir haben ja so viele neue Bücher zu kaufen!", sagte Hermine. "Ja, klar. Machen wir. Ich weiß zwar noch nicht ganz wie ich dort hinkomme...", erwiderte Harry. "Mach dir darüber mal kein Sorgen. Du hast schließlich eine Hexe als Nachbarin!" sagte Sirius immer noch lächelnd. Er schien heute überhaupt nicht aufgehört haben zu lächeln... "Hexe als Nachbarin? Was soll das heißen?", fragte Ron neugierig. "Das erzähle ich euch nächste Woche.", sagte Harry. "Tschau, danke, dass ihr gekommen seid!" "Es war toll.", sagte Hermine. "Bis nächste Woche dann.", sagte Ron und beide machten sich über das Spielfeld auf den Weg nach Hause. "Vielen Dank, Sirius! Vielen, vielen Dank!", sagte Harry und umarmte Sirius. "Gern geschehen, Harry!", erwiderte Sirius und Harry sah eine Träne in seinen Augen blitzen.
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