Der sprechende Hut lässt warten

"Ich glaube er wacht auf!" "Der arme Junge. Er muss Höllenqualen durchlebt haben." "Sieh mal Mum, er bewegt sich." "Nun sei doch endlich still Ron!" Harry lag in einem weichen Bett, hörte leise Stimmen um sich her und wusste weder wo er war, noch was geschehen war. Er fühlte sich schwach und seltsam leer. "Ich gehe und hole ihm eine Tasse Tee. Er fühlt sich ganz kalt an." "O Harry, es tut mir ja so leid.", flüsterte eine vertraut klingende Stimme, die Harry als Hermines erkannte sanft in sein Ohr. "Was tut dir leid?", flüsterte Harry Hermine schwach zu. "Das ist jetzt nicht wichtig! Hauptsache dir geht es erst mal wieder besser!" sagte sie nun um einiges fröhlicher. Im nächsten Moment kam Mrs. Weasley mit einer großen Tasse Tee ins Zimmer gewuselt. "Harry, wie schön, dass du wieder zu dir gekommen bist!" rief sie ihm glücklich zu. "Du scheinst trotzdem noch sehr geschwächt zu sein. Hier, trink das aus." Und sie gab Harry die Tasse. Harry trank den Tee schnell aus und fühlte nun etwas mehr Wärme in seinem Körper. "Was ist passiert?" fragte er beunruhigt. "Hermine ist entführt worden und du und Ron, ihr beiden habt sie in der Nocturngasse gesucht und, und auf einmal bist du einfach ohnmächtig geworden!" antworte Mrs Weasley. "Ja, du lagst einfach wie tot auf der Straße!" warf Ron ein. "Es war gruselig. Du lagst in der Nähe eines Geschäfts. Aus dem Schaufenster hat dich ein Mädchen die ganze Zeit angestarrt... Und kaum drehte sich das Mädchen um, kam Hermine von hinten angelaufen." "Ich kann mich daran erinnern ein Mädchen gesehen zu haben" sagte Harry. "Sie hatte kalte, grüne Augen. Das weiß ich noch genau! Und Hermine... Was... Warum bist du entführt worden?" "Das ist seltsam, denn ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern. Ich weiß nur noch, wie ich dich auf der Straße hab liegen sehen und es ziemlich mit der Angst zu tun bekommen hab." Sagte sie leicht zitternd. "Merkwürdig." Sagte Harry. "Zum Glück war ich schnell genug bei euch!" sagte Mrs. Weasley. "Wenn Ron mich nicht geholt hätte... Euch hätte in der Nocturngasse wer weiß was passieren können, aber ich mache euch keinen Vorwurf. Ihr wolltet schließlich nur Hermine finden..." "Danke Mum!" sagte Ron. "Aber ihr hättet mich ruhig informieren können! Dann wäre einigen leichter gewesen. Aber nun sind wir ja alle wieder beisammen!" sagte Mrs. Weasley. "Am besten, Harry

21 du ruhst dich jetzt noch ein wenig aus. Ich hoffe morgen bist du wieder fit." Und so schlief Harry den Rest des Tages und blieb bei den Weasleys. Auch Hermine blieb dort bis zum nächsten Tag. Am nächsten Morgen frühstückten die Weasleys, Harry und Hermine noch gemeinsam, bis sich die beiden schließlich auf den Weg nach Hause machen mussten. "Ihr könnt mit Flohpulver reisen." Sagte Mrs. Weasley. Und so verabschiedeten sich Harry und Hermine von den anderen und schritten nacheinander ins Feuer. Harry rief 'Mrs. Figgs Muggelhaus' und schon war er verschwunden. Im Wohnzimmer von Mrs. Figg wurde er schon erwartet. Mrs. Figg und Sirius saßen aus einem Sofa und sahen Harry erleichtert an. "Gott sei dank, es geht dir gut!" sagte Mrs. Figg. "Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht. Wenn dir etwas passiert wäre!" "Aber Arabella!" sagte Harry, doch Mrs Figg unterbrach ihn. "Nein, ich hätte besser auf dich aufpassen sollen!" sagte sie. "Es geht ihm doch gut!" warf Sirius ein. "Das ist die Hauptsache. Mrs. Weasley hat uns erzählt was passiert ist. Wirklich merkwürdige Geschichte." Sirius schien sehr nachdenklich. "Aber ich denke du solltest jetzt erst mal nach Hause gehen. Die Dursleys hoffen wahrscheinlich schon, dass du nicht mehr wieder kommst. Vermies ihnen doch diese Freude!" sagte Sirius giggelnd. Und so machte sich Harry zurück auf den Weg zum Haus der Dursleys. Dort wurde er empfangen, als ob er gar nicht gekommen wäre. Die Dursleys hatten sich nun offenbar vorgenommen Harry endgültig zu ignorieren. Der Rest der Woche verging schnell und Harry freute sich nun schon wahnsinnig auf den Beginn des neuen Schuljahrs.

Am ersten September fuhr Harry zusammen mit Mrs Figg und Sirius zum Bahnhof. Mrs Figgs alter Wagen rollte auf den Parkplatz vom Bahnhof King's Cross ein. Harry blickte aus dem Fenster, sah die ganzen Muggel hin und herrennen und spürte wieder das aufgeregte Kribbeln im Bauch. Sirius lud Harrys Gepäck auf einen kleinen Wagen und die drei betraten die Bahnhofshalle. Als sie vor der Absperrung zwischen Gleis neun und zehn standen, fiel Harry ein, dass er bisher immer zusammen mit der Familie Weasley zum Gleis neundreiviertel gelangt war. Suchend blickte er umher und da kamen sie auch schon auf ihn, Mrs. Figg und Sirius zu! Allen voran Mrs. Weasley, gefolgt von Ron, Ginny, Fred und George. "Hey!" rief Ron "du scheinst ja wieder ganz der alte zu sein" Und im nächsten Moment deutete er auf Fred und George "Sie sind zwar mit der Schule fertig, aber sie wollten unbedingt mit." Harry blickte die Zwillinge verdutzt an. "Nein, nein" lachte Fred "nicht mit nach Hogwarts! Aber wir mussten unbedingt mit zum Bahnhof!" "Denn vorher hätten wir euch nicht unsere Vorräte geben können" zwinkerte George und deutete auf Mrs. Weasley, die in ein Gespräch mit Mrs. Figg und Sirius vertieft war. "Mum hätte uns vorher geköpft!" Harry lachte und ging mit Ron auf die Absperrung zu. Er erinnerte sich an sein zweites Schuljahr, wo die Absperrung sie nicht durchgelassen hatte und Angst durchströmte ihn. Was, wenn sie wieder nicht durchkamen? Doch ehe Harry sich

22 versah stand er schon mit Ron auf Bahnsteig neundreiviertel. Dort stand schon die scharlachrote Dampflok und auf dem Bahnsteig tummelten sich die Schüler mit ihren Koffern. Kurz nachdem Harry und Ron durch die Mauer getreten waren folgten auch schon Ginny, Fred, George, Mrs. Weasley, Mrs. Figg und Sirius. Fred und George zogen Ron und Harry beiseite und gaben ihnen eine Tüte. Fragend blickte Ron darauf. "Alles beste Streiche! Stinkbomben, Kracher... einfach alles!" strahlte Fred. Lachend stellte sich die Zwillinge wieder zu den anderen, wo Mrs. Weasley sie schon misstrauisch beäugte. Ginny entdeckte Neville, einen tollpatschigen Gryffindor Jungen, der mit seiner strengen Oma am Bahnsteig stand. Sie lief rosa an und ging zu ihm. "Sie mag ihn..." sagte George. "Bist du nicht eifersüchtig, Harry?" fragte Fred lachend. "Oh, endlich hab' ich euch gefunden." Rief jemand, so dass Harry auf Freds Witz nichts sagen konnte. Er wirbelte herum und sah Hermine, die auf das Grüppchen zugerannt kam. "Hallo Hermine!" wurde sie von allen Seiten begrüßt. "Wo ist denn Krummbein?" fragte Harry. "Die hab' ich schon seit einer Woche nicht mehr gesehen!" sagte Hermine. "Manchmal braucht sie ein paar Tage für sich. Sie wird schon wieder auftauchen." "So Harry, es wird langsam Zeit!" sagte Mrs. Figg. "Ihr solltet euch langsam auf den Weg machen." "Aber wir haben doch noch fünf Minuten!" erwiderte Harry. "Lieber zu früh als zu spät! Also Harry, alles Gute dann!" sagte Mrs Figg fröhlich, gab Harry einen Kuss auf die Wange, verabschiedete sich von den anderen und verschwand. "Sie, sie muss noch etwas wichtiges erledigen..." erklärte Sirius. "Also Harry, wir schreiben uns, versprochen?" "Ja klar!" sagte Harry "Tschau Sirius!" Und Sirius umarmte Harry zum Abschied und machte sich ebenfalls zurück auf den Weg zur Absperrung. Im nächsten Moment ertönte ein Pfeifen, was die Abfahrt des Hogwartsexpress ankündigte. Schnell verabschiedeten sich alle von einander und Harry, Ron und Hermine betraten den Zug. "Und macht keinen Blödsinn!" rief Mrs. Weasley noch. Sie betraten ein leeres Abteil und ließen sich auf die Sitze fallen. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Harry, Ron und Hermine blickten aus dem Fenster und winkten zum Abschied. Die Weasleys winkten fröhlich zurück und Mrs. Weasley warf ihnen Luftküsschen hinterher. Schon nach kurzer Zeit hatten sie den Bahnhof hinter sich gelassen und fuhren durch die Landschaft mit ihren grünen Wiesen und Wäldern, vorbei an kleinen Dörfern. "Was meint ihr," fragte Hermine "ob wir dieses Jahr wieder soviel 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' haben? Ich habe nämlich noch nicht das ganz neue Buch gelernt!" Harry und Ron zogen Grimassen und sahen aus dem Fenster. Plötzlich ging die Abteiltür auf.

23 "Hallo ihr!" Es waren Dean Thomas und Seamus Finnigan. "Habt ihr das letzte Quidditch Spiel gesehen? Vor allem du, Harry? Da war so'n genialer Bluff, besser als der Wronski-Bluff..." Doch Harry sah sie nur traurig an. "Nee, ihr wisst doch wie schlimm meine Muggelverwandtschaft ist. Allein das Wort 'zaubern' würde reichen, mich einen Kopf kürzer zu machen." Dean sah ihn mitleidend an. "Ist es wirklich so schlimm bei denen? Mögen sie denn wenigstens Fußball?" So ging die Unterhaltung eine ganze Zeit lang weiter; Hermine las natürlich ein neues Schulbuch, bis die verhunzelte Hexe mit dem Imbisswagen auftauchte. Dean und Seamus verabschiedeten sich und gingen zurück in ihr Abteil, während Harry Kürbispasteten, Druhbels Besten Blaskaugummi, Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Unmengen von Schokofröschen und noch mehr Leckereien kaufte.. Gemeinsam machten sich Harry, Ron und sogar Hermine, die sich von ihrem Buch losreißen konnte über die Süßigkeiten her. "Ach wie schön!" mampfte Ron. Bisher ist Malfoy noch nicht aufgetaucht! Hoffentlich vergisst er uns die gesamte Hinfahrt!" Doch kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, erschien Malfoy (ein fahlgesichtiger Junge aus dem Hause Slytherin, den Harry schon seit dem ersten Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten hasste) flankiert von Crabbe und Goyle (zwei fetten Jungen, ebenfalls aus Slytherin, die offenbar nur die Aufgabe hatten Malfoy nachzulaufen) in der Abteiltür. Harry, Ron und Hermine stöhnten gleichzeitig auf. "Sieh an, sieh an!" schnarrte Malfoy. "Der gütige Harry Potter verteilt Süßes an den armen Weasley! Aber wo du schon mal dabei bist..." Malfoy trat ganz in das Abteil ein und versuchte Ron nachzuahmen "...kannst du mir auch einen Schokofrosch geben! Meine Familie kann sich so etwas nämlich nicht leisten. Oder gleich drei, für mich, Fred und George..." Er deutete auf Crabbe und Goyle. "Hast ja genug. Davon können wir nur träumen, nicht wahr Fred?" Crabbe nickte und alle drei lachten laut auf. Sie drehten sich um und verließen mit erhobenen Haupt das Abteil. Harry, Ron und Hermine hörten sie noch lange lachen. "Mein Gott, ist der Typ lustig..." sagte Hermine gelassen und schlug ihr Buch wieder auf, doch dann- "Krummbein!" Krummbein, Hermines Hauskatze, groß und mit rötlichem Fell sprang ihr auf den Schoß. "Schön, dass du wieder da bist!" sagte Hermine glücklich und streichelte ihre Katze liebevoll. Krummbein war eine ganz besondere Katze. Im dritten Schuljahr hatte sie Harry, Ron und Hermine sogar dabei geholfen festzustellen, dass Harrys Pate Sirius Black nicht der kaltblütige Mörder war, für den alle ihn hielten. Dafür war Harry Krummbein noch immer dankbar. Im nächsten Moment kam die Hexe mit dem Imbisswagen wieder in ihr Abteil gelaufen. "Gibt es hier noch Wünsche?" fragte sie. "Der Zug ist bald da. Zieht euch lieber schon mal um!" Nach kurzer Zeit verlangsamte sich der Zug und sie erreichten den Bahnhof von Hogsmeade. Die Schüler traten hinaus auf den Bahnsteig, wo schon Hagrid stand und

24 die neuen Erstklässler zu sich rief. Über die schnatternde Menge hinweg rief Hagrid Harry, Ron und Hermine ein lautes "Hallo" zu. "Wie? Dieser Hornochse ist immer noch da?" Das war eindeutig Malfoy, denn nur er und seine Slytherin Bande hassten Hagrid. Für Harry, Ron und Hermine vollkommen unverständlich, denn Hagrid war ein guter Freund von ihnen. Er wohnte in einer kleinen Hütte am Rande des verbotenen Waldes von Hogwarts, wo er als Wildhüter arbeitete. In seinem dritten Schuljahr wurde Hagrid aus Hogwarts ausgeschlossen, doch Harry und seine Freunde hatten herausgefunden, dass dies zu Unrecht geschehen war. Seitdem arbeitete Hagrid als Lehrer für 'Pflege magischer Geschöpfe', denn mit magischen (und vor allem gefährlichen) kannte Hagrid sich sehr gut aus. Die Schüler gingen nun zu den führerlosen Kutschen, die sie zum Schloss Hogwarts raufbringen sollten. "Oh Mann" stöhnte Ron "bin ich satt! Diese blöden Schokofrösche, ich habe so viele von ihnen gegessen, dass ich gleich nichts von dem Festmahl herunterbekomme." Hermine sah ihn altklug an. "Das ist ganz allein deine Schuld! Du hättest vorher daran denken sollen!" sagte sie. Ron verzog das Gesicht. "Ich habe noch total viele! Werde sie bestimmt nicht alle allein essen können!" meinte Harry und grinste Ron an. Als sie aus dem Fenster der Kutsche sahen, erblickten sie schon das erleuchtete Hogwarts mit seinen vielen Türmen, den dunklen, spiegelnden See und den verbotenen Wald. "Endlich wieder da." Hörten sie Parvati Patil und Lavender Brown, zwei Gryffindor Mädchen ihrer Klasse, seufzen. Kurz danach kamen die Kutschen zum stehen, und die Schülerscharen machten sich auf den Weg in die riesige Eingangshalle, wo schon Professor McGonagall, die Hauslehrerin Gryffindors auf sie wartete. Sie schickte die Schüler gleich weiter in die wunderschön geschmückte große Halle. Über den langen Haustischen (Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin und Gryffindor) und dem langen Lehrertisch schwebten tausender kleiner Kerzen, die die Halle in ein gemütliches Licht tauchten. Der verzauberte Dachhimmel war wie der Himmel draußen; dunkel und mit Sternen übersät. Auf den Tischen blitzten die goldenen Teller und Kelche - jetzt noch allesamt leer. Alle Schüler nahmen an ihren Haustischen platz und warteten auf die Zeremonie des sprechenden Hutes, der die Erstklässler in die verschiedenen Häuser einteilte. Endlich kam auch Dumbledore, der Schulleiter, und stellte den kleinen, dreibeinigen Hocker mit dem Hut darauf in die Mitte der Halle. Und dann traten die Erstklässler ein. Aufgeregt betraten sie die Halle und bestaunten den Himmel und die fliegenden Kerzen. Harry konnte sich noch gut daran erinnern, wie aufgeregt er war. Und noch heute dachte er oft daran, dass der sprechende Hut ihn erst nach Slytherin schicken wollte... Professor McGonagall erhob sich am Lehrertisch und schlug sanft mit einem Löffel an ihr Glas. Sofort verstummte die gesamte Halle. Harry sah zum Lehrertisch und merkte, dass Professor Lupin nicht dort war - sein Platz neben Professor Snape war frei. "Okay, Erstklässler" rief Professor McGonagall, "ich werde eure Namen jetzt einzeln aufrufen. Ihr kommt dann nach vorne und ich setze euch den Hut auf. Dieser wird dann entscheiden, in welches Haus ihr kommt, und an diesen Tisch setzt ihr euch

25 dann! Also los: ...Calvin, Linda!" Ein kleines Mädchen mit langen Zöpfen trat vor und Professor McGonagall setzte ihr den Hut auf. "Ravenclaw!" rief der Hut. Am Tisch der Ravenclaws brach Jubel aus und alle begrüßten das Mädchen mit tosendem Beifall. "Grey, Lisa!" rief Professor McGonagall. "Gryffindor!" polterte der Hut. Und so ging es weiter, bis niemand mehr übrig war. Plötzlich öffnete sich die Tür zur großen Halle und Professor Lupin trat mit wehendem Umhang in die Halle. Alle wandten ihm erstaunt den Kopf zu. Professor Lupin nahm von den Schülern keinerlei Notiz und schritt eilends zu Professor Dumbledore herüber. Dieser sah Professor Lupin fragend an, der ihm daraufhin zunickte. Dumbledore machte eine Geste mit der Hand, worauf Lupin zum Eingangsportal lief. Die große Halle war merkwürdig still, trotz der Tuscheleien, die in der Luft hingen. Plötzlich wurde die Stille durch ein lautes Donnergrollen durchbrochen. Alle Schüler blickten erschrocken zum verzauberten Dachhimmel empor. Der Himmel hatte sich zugezogen und große, schwarze Gewitterwolken wirbelten umher. Grelle Blitze erleuchteten die Halle. "Das ist gruselig!" flüsterte Hermine Harry und Ron zu. "Ich frage mich, was los ist!" sagte Harry "was ist mit Lupin?" Alle Schüler blickten nervös abwechselnd zum Lehrertisch und zur großen Eichentür, durch die Lupin verschwunden war. Plötzlich schlug die Tür mit einem lauten Krachen, begleitet von einem lauten Donnergrollen auf. Herein kam ein zweites Mal Professor Lupin, doch diesmal begleitete ihn ein Mädchen. Die Halle war nun vollends in Schweigen gehüllt. Das Mädchen schien schon mindestens in ihrem Alter zu sein, schätze Harry, doch er hatte sie noch nie in Hogwarts gesehen. Professor McGonagall sah sie mit strengen Augen an. "Danke, Professor" sagte sie zu Lupin gewandt "Dies ist Siney Eldird!" sagte sie weiter an die Schüler gewandt. Etwas beruhigendes lag in ihrer Stimme "Sie wird zwar jetzt erst eingeteilt, wird aber schon in einer sechsten Klasse weiterlernen, da sie die vorherigen fünf Jahre schon auf einer anderen Schule war." Stellte sie Siney vor. Harry starrte sie wie alle anderen Schüler an. Sie schritt nach vorne, und bevor Professor McGonagall ihr den Hut aufsetzte warf sie einen kurzen Blick in die gespannte Menge der Schüler. Harrys und ihr Blick trafen sich für einen winzigen Moment und ein seltsames Gefühl durchfuhr seine Narbe. Professor McGonagall setzte Siney schließlich den sprechenden Hut auf. Alles wartete gespannt auf dessen Entscheidung, doch der Hut blieb stumm, für die anderen jedenfalls. Dieser Hut konnte so etwas ähnliches wie Gedanken lesen. Harry erinnerte sich, dass die Entscheidung bei ihm auch etwas länger gedauert hatte... Nur durch sein inniges Hoffen, nicht in Slytherin zu landen entschied sich der Hut für Gryffindor. So lange wie bei Siney hatte es bei Harry allerdings nicht gedauert. Immer noch hatte sie den Hut auf dem Kopf und sah ängstlich in die Runde. Nach einiger Zeit begann ein aufgeregtes Tuscheln, denn der Hut hatte immer noch nicht seine Entscheidung kundgetan. "Hat sie" murmelte Ron "vielleicht gar kein magisches Blut? Vielleicht hat man sich einfach vertan und sie ist ein ganz normaler Muggel!?" Professor McGonagall sah aus, als würde sie das gleiche denken wie Ron, und auch

26 Professor Dumbledore sah besorgt von seinem Platz auf Siney und den Hut herunter. "Ich denke..." begann Dumbledore zu sprechen. "Ich denke die Lehrer sollten sich kurz vergewissern, ob mit dem Hut alles in Ordnung..." "Gryffindor!" schrie der Hut plötzlich durch die Halle. Alle sahen sich erschrocken und erleichtert an und am Tisch der Gryffindors brach mit einem mal Jubel aus. "Na endlich!" sagte Ron fröhlich. "Ich möchte heute auch noch mit dem Essen anfangen!" Harry hatte das Gefühl, dass diese Siney wohl etwas besonderes sein müsste, da der Hut noch nie so lange mit der Antwort gewartet hatte. "Das Festmahl soll beginnen!" rief Professor Dumbledore nun fröhlich. Sofort füllten sich die Teller und Tische mit den köstlichsten Speisen. Erst jetzt kam Siney zum Tisch der Gryffindors und setzte sich zu den neuen Erstklässlern. Immer noch folgten ihr die Blicke der anderen Schüler. "Wie kommt es, dass du erst jetzt in Hogwarts bist?" fragte Harry und blickte in ihre kalten, dunkelgrünen Augen. Sofort durchstöhmte wieder dieses Gefühl Harrys Narbe. "Was hast du denn für Eltern, die dich von deinen Freunden trennen und dich auf eine andere Schule schicken?" fragte Ron interessiert. "Ich... ich habe gar keine Eltern mehr!" antwortete Siney leise. Sofort spürte Harry ein seltsames Gefühl und er fragte Siney nicht mehr weiter und bedeutete Ron mit Blicken, ihm dies gleichzutun. Harry wusste ganz genau, wie schmerzhaft es war, wenn ihn jemand nach seinen toten Eltern fragte. "Seid ihr alle Reinblüter?" fragte Siney plötzlich und erntete damit den empörten Blick Hermines. "Ja... bin ich, und Ron auch... Hermine allerdings nicht! Wieso fragst du so etwas? Es ist doch letztendlich egal, ob Reinblüter oder nicht!" antwortete Harry, und Hermine, die Siney ärgerlich anstarrte, nickte. "Tut mir leid" murmelte Siney hastig "i-ich weiß auch nicht, warum... warum ich das jetzt gefragt habe!" Verlegen sah sie in Harrys Augen und verzog das Gesicht. Harry wurde langsam ein wenig verwirrt. Warum fragte sie, ob sie Reinblüter seien? Warum hatte er dieses merkwürdige Gefühl in der Narbe, wenn er Siney in die Augen sah? Was war mit ihren Eltern? Er war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass Ron mit ihm sprach. Harry schreckte erst hoch, als Ron ihn an der Schulter rüttelte. "... was hast'n du? Hey, du musst unbedingt mal von der gebratenen Ente probieren" mampfte Ron und hielt Harry einen Teller unter die Nase. Jetzt spürte Harry, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Die ganzen Süßigkeiten im Zug schien er schon vor Stunden verputzt zu haben. "Die restlichen Schokofrösche können wir am Abend noch mampfen!" schmatzte Ron. Hermine, die bis jetzt eisern geschwiegen hatte, huschte ein Lächeln über das Gesicht. Harry hatte das Gefühl, dass Hermine die neue Schülerin nicht sonderlich mochte, und er schien Recht zu haben, denn sie warf Siney ab und zu wutblitzende Blicke zu. Diese aß relativ wenig, schwieg und blieb still sitzen. Nachdem sich letztendlich auch alle durch den Nachtisch gefuttert haben, erhob sich Dumbledore von seinem Stuhl. "Liebe Schülerinnen und Schüler! Willkommen zu einem neuen Schuljahr. Angesichts

27 der momentanen Lage..." er sah ein wenig bedrückt aus "... wird auch dieses Jahr wieder ein wenig mehr 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' gelehrt. Als zuverlässigen Lehrer hierzu, der einen großen Teil seines Unterrichts für diese Aufgabe zurückstellt, ist Professor Snape!" Die meisten Gryffindor Schüler, aber auch einige Hufflepuffs und Ravenclaws stöhnten entsetzt auf, während am Tisch der Slytherins ohrenbetäubender Jubel ausbrach. "Das kann ja heiter werden" stöhnte Harry. Draco Malfoy warf ihm vom Slytherin Tisch aus triumphierende Blicke zu. Snape war der Hauslehrer Slytherins; ein Zauberer mit fettigem schwarzem Haar, Hakennase und einer besonderen Abscheu gegen Harry. Und das zeigte Snape ihm und anderen Schülern deutlich, indem er ihn und seine Freunde verspottete und ihnen Punkte abzog, wo es nur ging. Es gab sogar Schüler die regelrecht Angst vor Snape hatten. Malfoy hingegen war sein Lieblingsschüler, und so war es erst recht kein Wunder, dass er bei den Gryffindors unbeliebt war. Harry lauschte nun wieder Professor Dumbledore, der mit seiner Rede fortfuhr, als sich der Tumult ein wenig gelegt hatte. "Als zweiten Lehrer für die Extrastunden ist Professor Remus Lupin zuweilen hier!" Diesmal war es Draco Malfoy mit seiner Bande, die dumm aus der Wäsche guckten, denn alle anderen Häuser klatschten und jubelten. Professor Lupin war rosa angelaufen, aber dennoch strahlte er in die Menge. "Mann, Ron, das ist spitze!" freute sich Harry. "Er war doch bisher wirklich der Beste!" Dean warf Harry einen begeisterten Blick zu und nickte zustimmend. "A-aber Professor Moody war auch nicht schlecht!" protestierte Neville Longbottom leise. Alle blickten überrascht auf den kleinen, , vergesslichen und tollpatschigen Jungen, der selten seine Meinung sagte. "Jaah..." zweifelte Harry. Abgesehen davon, dass wir den echten Moody nie wirklich kennengelernt haben, fügte er in Gedanken hinzu. Der Mann, der sich dank des Vielsaft-Trankes ein Jahr lang für Professor Moody ausgegeben und fast aller Sympathie gewonnen hatte, war in Wirklichkeit der, der Lord Voldemort zurück an die Macht gebracht hatte... Plötzlich räusperte sich Professor Dumbledore und alles wurde wieder still. "So, und nun zu den Regeln in Hogwarts: An alle, die es nie wussten oder wissen wollten" er zwinkerte ein paar Schülern zu, die ihn verlegen angrinsten. "Der verbotene Wald ist immer noch... nun ja... verboten. Also betretet ihn nicht!" Ron grinste ebenfalls. Er dachte an seine Zwillingsbrüder Fred und George, die sich nie viel aus den Schulregeln machten... "Außerdem hat Mr. Filch, unser guter alter Hausmeister, die Liste für die Sachen verlängert, die auf den Fluren verboten sind. Neu hinzu gekommen sind unter anderem Laufende Mausefallen, die es in diversen Scherzartikelläden zu kaufen gibt" Dumbledore lächelte und wies auf Filch, der in seinen alten, mottenzerfressenen Anzug in der Tür stand. Mrs. Norris, seine staubfarbene Katze mit den leuchtend roten Augen, die jeden Schüler aufspürten, saß zu seinen Füßen. "Wer sich dafür interessiert, kann gerne Einblick in diese Liste haben. Dazu wendet ihr euch bitte an Mr. Filch" sagte Dumbledore munter weiter. Er schien sofort zu

28 bemerken, dass niemand auch nur im Traum daran dachte freiwillig zu Filch zu spazieren, denn dieser hasste jeden einzelnen Schüler so sehr, dass er bei Dumbledore ständig um die Wiedereinführung brutaler Folterinstrumente bettelte. "So, und jetzt mal alle husch, husch in die Betten, damit ihr morgen frisch und munter den ersten Unterricht genießen könnt!" Dumbledore klatschte in die Hände, und die ganzen Schüsseln und Schalen verschwanden rasch von den Tischen. Alles erhob sich um sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume und Schlafsäle zu begeben. "Da fällt mir ein, Harry" sagte Ron, als sie sich erhoben. "Wer ist eigentlich der oder die neue Vertrauensschülerin?" Harry sah sich um und zuckte mit den Schultern. "Tja, Überraschung!" rief Hermine, die hinter ihnen stand und strahlte.. An ihrem Umhang war tatsächlich ein silbernes V für Vertauensschülerin geheftet! "Das gibt's doch nicht!?" Ron blickte sie entgeistert an. Dann strahlte er von einem Ohr zum anderen und legte einen Arm um sie. "Super!" rief er. Lavender Brown begann zu kichern, als sie dies sah und sofort zog Ron seinen Arm zurück und lief rosa an. "Warum hast du uns das nicht schon früher gesagt?" wollte Harry wissen. "Naja, es sollte doch eine richtige Überraschung sein!" antwortete Hermine als sie sich auf den Weg zum Gryffindor Turm machten, alle Schüler hinter ihnen her. Sie erreichten rasch das Portrait der fetten Dame und betraten, nachdem sie das Passwort genannt hatten, den Gemeinschaftsraum. Viele gingen zu Bett, unter anderem auch Siney, die Harry, Ron und Hermine erst jetzt wieder auffiel. "Wir sollten uns morgen mal ein wenig mit ihr beschäftigen!" sagte Harry. "Muss denn das sein?" sagte Hermine kühl. Die drei ließen sich in die bequemen Sessel ihres Gemeinschaftsraumes fallen um sich noch ein wenig weiter zu unterhalten.





















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