Snapes Prüfung



Den zweiten Schultag empfanden Harry, Ron und Hermine als äußerst langweilig. Allerdings wurde ihnen schnell bewusst, dass sie kein leichtes Schuljahr vor sich hatten und sie wohl mehr büffeln müssten, denn je. Hermine hatte bereits am zweiten Tag Lernpläne zur Wiederholung des Stoffes aufgestellt. "Hermine, du brauchst es auch nicht zu übertreiben!", sagte Ron am Nachmittag, als sie ihren Unterricht beendet hatten. "Ron, man kann nicht früh genug anfangen den Stoff zu wiederholen. Einige Fächer haben wir bis jetzt ja noch nicht einmal gehabt. Ich hoffe Professor Flitwick wird bald wieder gesund!", erw iderte Hermine. Professor Flitwick, der Lehrer für Zauberkunst war die ersten beiden Schultage krank gewesen. "Zauberkunst geht ja noch, aber morgen früh haben wir bei Snape!", stellte Ron unzufrieden fest. "Und dann auch noch Snape in zusätzlichen Verteidigung gegen die dunklen Künste Stunden. Das halte ich nicht aus! Lupin ist doch gut genug, oder nicht? Ich wette, Snape kann ihm nicht annähernd das Wasser reichen!", sagte Ron und Harry und Hermine nickten zustimmend. "Wir werden es ja morgen erleben, wie der Unterricht wird. Ich bin schon darauf gespannt, wie Snape auf Siney reagieren wird...", meinte Harry und Hermine verdreht die Augen. "Hoffentlich ist sie wenigstens bei Snape eine Niete! Dann hat er ein neues Opfer zum schikanieren.", sagte Hermine und ihre Augen funkelten. In eben diesem Augenblick kam Siney die Treppe herunter in den Gemeinschaftsraum. "Na, habt ihr schon alle die Hausaufgaben gemacht? Ich hätte nicht gedacht, dass es hier schon an den ersten Tagen so schwer zugeht!", sagte Siney zu Harry und Ron gewandt. Sie mied Hermines Blick und Hermine tat es ihr gleich. Harry und Ron blickten zu Hermine herüber, als ob sie erwarteten, sie würde Siney eine Beleidigung entgegenbringen, doch sie schwieg und wandte sich ihrem Aufsatz für Verwandlung zu. "Nein, noch nicht. Ich frage mich, wie wir das alles schaffen sollen! Vorallem die McGonagall übertreibt es ein wenig mit den Hausaufgaben.", sagte Harry. "Sag mal, Siney, gab es bei euch an der alten Schule eigentlich Quidditch Turniere?" Siney hatte sich inzwischen zu ihnen gesetzt und Hermine rutschte kaum vernehmbar ein paar Zentimeter von ihr weg. "Nein, hatten wir nicht. Wir hatten bei uns nur sterbenslangweilige Wissensduelle...", sagte Siney. Hermine blickte auf. Anscheinend interessierte sie sich sehr für diese Wissensduelle und wollte schon zu einer Frage ansetzen, doch sie überlegte es sich anders und schrieb an ihrem Aufsatz weiter. "Aber ich freue mich schon darauf bei einem eurer Quidditch Spiele zuschauen zu

36 können!", sagte Siney begeistert. "Wer weiß, vielleicht du selbst ja auch ein Quidditch Talent und du könntest für Gryffindor spielen!", meinte Harry. "Nein, das eher nicht, glaube ich.", antwortete Siney. Sie hielt einen Moment inne, dann sagte sie: "Spielt einer von euch in der Hausmannschaft? Harry, Ron, Hermine?" Doch Hermine blickte diesmal nicht auf. "Ja, ich bin in der Mannschaft. Ich bin Sucher.", sagte Harry "und ich bin Teamkapitän.", fügte er stolz hinzu. "Klasse!", sagte Siney und ihre kalten Augen hatten ein warmes Leuchten angenommen. "Wisst ihr was, ich finde wir könnten richtig gute Freunde werden!", sagte Siney strahlend. Und jetzt sah Hermine wieder auf. Doch sie sagte nichts. Sie nahm all ihre Schulsachen, klemmte sie sich unter den Arm und ging ohne ein Wort zu sagen davon. "Was hat sie denn jetzt schon wieder?", fragte Siney genervt. "Keine Ahnung.", antworteten Harry und Ron wie aus einem Munde. "Also gut, Jungs. Ich werde mich dann auch mal meinen Hausaufgaben zuwenden. Bis später.", rief Siney, während sie sich in die hinterste Ecke des Gemeinschaftsraumes verzog. "Ich finde, wir beide sollten mal ein ernstes Wörtchen mit Hermine reden.", flüsterte Harry Ron zu.

Ein seltsamer Schleier hatte sich am Mittwochmorgen über die Klasse gelegt. Ein Schleier von Angst, Spannung und Unsicherheit. Die erste Stunde bei Snape hätte ruhig nie kommen brauche, dessen waren sich alle Gryffindors einig. Unten vor den Kerkern zu Snapes Klassenzimmer trafen sie auf die Slytherins, mit denen die Gryffindors zusammen Unterricht hatten, was die Qual in Snapes Unterrichtsstunden noch größer werden ließ. Auch Malfoy, begleitet von seinen ewigen Schatten Crabbe und Goyle war dabei. Er stolzierte auf Hermine zu, die etwas abseits von den anderen stand und aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Malfoy grinste Hermine hässlich an. "Na, Schlammblut.", hauchte er ihr ins Ohr. "Wie ich höre hast du eine Konkurrentin bekommen! Du bist anscheinend nicht mehr die beste und klügste hier, was? Pass auf, dass diese Siney nicht der neue Liebling der Lehrer wird. Und... sie ist eindeutig reinblütig nicht wahr? Ich denke, dass ist ein weiterer Punkt gegen dich!" "Spricht hier jemand über mich?", hörten die beiden ein Stimme hinter ihnen. Siney war aus der Dunkelheit des Kerkerganges hervorgetreten. "Zufällig... ja! Wir sprachen gerade darüber, dass du zu der besseren Sorte gehörst! Stimmt doch, oder?", sagte Malfoy, doch Siney erwiderte sein grinsen nicht. "Ich denke nicht, dass ich zur besseren Sorte gehöre, Draco. Ich bis Reinblüter, ja, aber auch unter den Reinblütern gibt es schwarze Schafe, nicht war, Malfoy?", sagte Siney kühl. Hermine starrte auf den Kerkerboden und Malfoy warf Siney einen hasserfüllten Blick zu und stolzierte dann zu den anderen Slytherins zurück. Sie begannen heftig zu flüstern und zu tuscheln. "Das war cool!", sagte Ron, während Siney sich wieder zu ihm und Harry gesellte. "Danke.", sagte Siney und sah zu Malfoy, der immer noch mit den anderen flüsterte.

37 "Dieser Malfoy ist echt ein A..." "Ausgezeichneter Schüler, Miss Eldird!", beendete eine kalte Stimme den Satz. Es war Snape, der sich drohend hinter Harry, Ron und Siney aufgebaut hatte. "Ich hörte, du bist wieder so eine Gryffindor, die meint alles zu wissen?! Und ich dachte mit Miss Granger wäre ich schon gestraft genug...", sagte er mit funkelnden Augen. Snape sah aus, als hätte er nur auf die kleinste Gelegenheit gewartet um Siney dranzukriegen. "Wir wollen gleich mal sehen, ob du das bist wofür du dich hältst!", flüsterte Snape Siney zu. "Worauf wartet ihr. Rein in den Klassenraum!", fauchte er durch die Kerker, so dass es widerhallte. Die Gryffindors und Slytherins betraten den dunklen Raum und suchten sich Plätze. Alle wollten möglichst weit hinten sitzen, doch für Harry, Ron, Siney und Hermine waren nur noch vier Plätze ganz vorne frei. Hermine und Siney saßen ganz außen. Ron und Harry zwischen ihnen. "Wie ihr sicherlich alle bereits wisst, werden wir den Zaubertrankunterricht dieses Jahr ein wenig reduzieren müssen...", rief Snape in die Runde und seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln. "Wir werden den größten Teil dieses Schuljahres mit Gegenflüchen verbringen, damit ihr euch schützen könnt, falls ihr angegriffen werdet. Ich denke nicht, dass Lupin in der Lage euch dies zu Lehren, deshalb werde ich ihn unterstützen, obwohl mein Unterricht völlig ausreichen wird!", sagte Snape selbstsicher. Keiner in der Klasse sagte ein Wort, obwohl sich zumindest die Gryffindors darüber aufregten, wie Snape schon wieder schlecht über Professor Lupin sprach. "Ich denke...", sagte Snape mit einem grässlichen Blick. "Ich denke Miss Eldird kann uns nun ihre Fähigkeiten beweisen. Nach vorne!" Siney erhob sich von ihrem Platz und schritt langsam und mit ihrem üblichen, emotionslosen Blick nach vorne zu Professor Snape. Die Klasse schwieg gespannt und aller Augen folgten Siney. Hermine schien nicht genau zu wissen, wie sie sich verhalten sollte. Zum einen wünschte sie sich, dass Snape es ihr so richtig zeigte. Zum anderen aber hielt sie etwas von dieser Freude ab. "Meinst du er wird ihr irgendwelche Fragen stellen?", murmelte Ron. "Ich hoffe es ist nur das!", erwiderte Harry unsicher. Die ganze Klasse fing an aufgeregt zu murmeln. "Ruhe!", schrie Snape und alle verstummten jäh. Böse lächelnd sah Snape zu Siney und sagte leise, so dass nur Siney und Harry, Ron und Hermine, die in der ersten Reihe es hören konnten: "Dann können wir uns ja gleich davon überzeugen, ob du in dem neuen Thema was drauf hast!" Siney sah aus, als ob sie Snape wütend widersprechen wollte, doch sie hielt den Mund und mied die neugierigen Blicke der anderen. "Ich denke ihr alle kennt den Tempus Necario Fluch? Lupin wird ihn sicherlich schon einmal erwähnt haben. Also müsste ihr ihn auch abwehren können! Und genau das werden wir jetzt prüfen!", sagte Snape bestimmt. Siney sah aus, als hätte Snape sie aufgefordert gegen Avada Kedavra zu kämpfen. Entsetzt blickte sie zu Harry, dann weiter zu Hermine, in der Hoffnung, sie wisse vielleicht eine Möglichkeit. Doch Hermine schaute Siney noch immer nicht in die Augen. "Bitte, Professor! Ich bin doch erst seit kurzer Zeit hier in Hogwarts. Ich habe doch

38 keinen Unterricht zuvor an dieser Schule gehabt... Ich... Ich weiß nicht, was der Gegenfluch ist! Man lernt ihn erst... viel später!", stotterte Siney sichtlich von Angst erfüllt. Harry blickte besorgt hinüber zu Hermine, die leise zu ihm sprach: "Verdammt, Harry. Dieser Fluch ist viel zu schwer für uns! Wir können ihn noch nicht abwehren. Snape wird sie in Stücke reißen, wenn das kein übler Scherz von ihm ist!", flüsterte sie. Harry sah wieder zu Siney, die aussah, als würde sie jeden Moment zu Boden fallen. Er hörte, nein, er las es eher von Snapes Lippen ab, wie er ihr drohend zuflüsterte: "Sei lieber vorsichtig! Ich könnte jetzt zwar meine Stelle, aber du... dein Leben... Wenn mir zufällig nicht einfällt, wie ich dir sofort helfen muss..." Plötzlich veränderte sich Sineys Gesichtsausdruck, als Snape drohend seinen Zauberstab hob und diesen auf Siney richtete. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und glitzerten voller Zorn und Kampfbereitschaft. Sie sah sogar richtig gefährlich aus! Die Klasse starrte wie gebannt auf das, was sich vor ihnen abspielte. Malfoy grinste gehässig und Hermine flüsterte: "Oh Gott... Oh mein Gott! Er tötet sie...!" Was nun geschah kam Harry so vor, als liefe es unheimlich langsamer Zeitlupe vor ihm ab. Snape öffnete den Mund, um den gefährlichen Fluch zu sprechen. "Tempus Necario!", donnerte er. Doch zeitgleich erhob auch Siney ihren Zauberstab, richtete ihn auf Snape, doch so, als ob es ihr Handeln nicht von ihr selbst ausginge. "Nonecario!", schrie sie und fiel keuchend zu Boden. Dann lief alles in Wahnsinnstempo ab. Der gleißend orange Lichtstrahl Snapes und der grün-silberne Strahl aus Siney Zauberstab trafen sich in der Mitte. Es gab ein unheimliches Zischen und Krachen, als Snape plötzlich, von der Wucht umgerissen, gegen die Kerkerwand schlug. Schrecksekunden vergingen. Alles schien den Atem anzuhalten, bis Siney mit zitternder Stimme die Stille durchbrach. "Es... es tut mir ja so leid, P-Professor Snape, sir... Ich weiß nicht, w- was in mich gefahren ist... Haben sie sich... verletzt?", fragte sie unsicher und ängstlich. Snape richtete sich mit einem seltsamen Blick in den schwarzen Augen auf. Jeder starrte abwechselnd ihn und Siney gebannt an, Malfoy mit einem Blich, als ob er hoffte, Gryffindor bekäme Hunderte von Punkten abgezogen. Doch Snape sah nur auf Siney, die zusammengekauert wieder dastand. "Das hätten sie nicht tun sollen, Miss Eldird. Sie bleiben nach dem Unterricht auf ein Wort mit mir und vielleicht Professor Dumbledore hier. Das wird noch Folgen für sie haben. Setzen sie sich!", sagte Snape leise und mit eisiger Stimme. Mit offenen Mündern starrten immer noch alle auf Siney, die nun wieder platz nahm. Keiner sagte ein Wort und der Rest der Stunde floss zäh dahin. Snape hatte offenbar die Lust verloren, gefährliche Flüche zu demonstrieren, also langweilte er alle mit einem Vortrag zum Thema Zaubertränke, zog den Gryffindors hin und wieder ein paar Punkte ab und warf Siney mörderische Blicke zu. Und endlich, Harry dachte, die Stunde fände nie ein Ende, klingelte es. Die Schüler traten aus dem Kerker in den Flur, um sich auf den Weg zum Mittagessen in der großen Halle zu machen. "Ähm, Harry?", hörten Harry, Ron und Hermine hinter sich eine Stimme. Harry blickte sich um und entdeckte siney, die in der Kerkertür stand. "Ja, was ist?", antwortete Harry.

39 "Ich weiß nicht... Was ist das für ein Lehrer? Er... er ist irgendwie...", stotterte Siney und warf einen kurzen Blick auf Snape. "Pass auf!", flüsterte Ron. "Er ist ziemlich fies, vor allem Gryffindor Schülern gegenüber. Tu einfach immer das was er sagt und du kommst nicht in Schwierigkeiten!" Siney nickte, als auch Hermine sich zu Wort meldete. "Und, Siney...", sagte sie auf einmal, sogar recht freundlich. "Lass dich bloß nicht reizen! Er sucht nur nach Gründen um uns oder dir..." Doch weiter kam sie nicht, denn hinter ihnen ertönte die langsame, ölige Stimme Snapes. "Miss Eldird, ich kann mich gut daran erinnern gesagt zu haben, dass sie nach der Stunde warten sollen!", sagte er. "Viel Glück!", wisperte Harry ihr zu und hielt den Daumen hoch. Siney ging hinter Snape her zurüch in seinen Klassenraum und schloss die Tür hinter sich. Harry, Ron und Hermine machten sich auf den Weg nach oben. "Seltsam...", murmelte Harry. "Was soll das Ganze?" Hermine schnaubte. "Ganz einfach! Snape schnappt über! Aber worüber man sich wirklich wundern sollte ist, warum Siney diesen Fluch abwehren konnte! Woher kann sie das gewusst haben? Hoffentlich fliegt sie jetzt wenigstens von der Schule! Andererseits... ist sie auch irgendwie normal: Sie hat Angst vor Snape!" Alle drei lachten, doch Harry und Ron fragten sich, warum Hermine immer noch so eine Abneigung gegen Siney hatte. Wahrscheinlich war Hermine einfach wahnsinnig eiversüchtig noch so eine kluge Schülerin neben sich zu haben. Und dann auch noch dieser Fluch, den sie abwehren konnte... "Warum magst du sie denn immer noch nicht?", fragte Ron und sprach das aus, was Harry gerade dachte. "Einfach so.", sagte Hermine. Sie schien es selbst nicht mehr genau zu wissen, aber Harry und Ron hakten auch nicht mehr weiter nach. Sie betraten die große Halle, wo die anderen schon mit dem Mittagessen angefangen hatten. Harry, Ron und Hermine sprachen während des Essens kein Wort mehr über den Unterricht bei Snape. Doch ein Gedanke ließ Harry nicht los. Als Siney den Fluch abgewehrt hatte, schmerzte seine Narbe. Diesmal war ein starker Schmerz gewesen, und das machte Harry sorgen, doch er erzählte seinen Freunden nichts davon. Irgendetwas war an Siney seltsam und Harry hatte das Gefühl, dass mehr dahinter steckte... Doch als Ron ihm einen Teller mit Nachtisch unter die Nase hielt, machte Harry sich keine Gedanken mehr über das Thema Siney.

Am Nachmittag gingen die Gryffindor Schüler hinunter zur kleinen Waldhütte von Hagrid. Hagrid unterrichtete Pflege magischer Geschöpfe und auch diesen Unterricht hatten sie zusammen mit den verhassten Slytherins. Siney war immer noch nicht wieder aufgetaucht und Harry hatte ein ungutes Gefühl. Was hat Snape wohl mit ihr angestellt? Auf dem Weg begegneten Harry, Ron und Hermine Pansy Parkinson und ihrer Bande Slytherin Mädchen. "Hey, Potter, Granger, Weasley! Was meint ihr, hat dieser Riesentrampel wieder so ekelige Viecher? Das wird dann bestimmt euer Lieblingsfach, wenn ihr mit so gleichwertigen, schleimigen Monstern herumtollen dürft!", rief Pansy und ihr Mopsgesicht glühte vor Freude.

40 "Pass lieber auf, dass wir uns keine Notizen über dich machen! So etwas scheußliches wie dich sieht man nämlich nicht alle Tage!", rief Hermine zurück und Ron zwinkerte ihr begeistert zu. Pansy lief purpurrot an und stampfte beleidigt davon. Ihre Freundinnen taten es Pansy gleich und warfen Hermine im Gehen zornfunkelnde Blicke zu. Alle, bis auf Sally-Anne Perks, die Vertrauensschülerin der Slytherins, die mit Mühe ein Lachen unterdrücken musste. "Diese Sally passt ja wohl überhaupt nicht zu diesen Slytherin Schlangen, oder?", fragte Hermine. "Vielleicht können wir sie zu uns holen und den Slytherins dafür Siney andrehen!", sagte sie lachend, doch ohne, dass Harry und Ron mitlachten. Sie sagten nichts. Die drei stapften hinunter zu Hagrids Hütte, vor der schon die meisten Schüler versammelt waren. "Hallo, Hagrid!", rief Harry und winkte. Hagrid stand in der Tür zu seiner Hütte und winkte mit einer seiner riesigen Pranken zurück und kam auf Harry, Ron und Hermine zu. "Ich hab nen tollen Unterricht mit euch vor! Is echt was tolles!", raunte Hagrid ihnen begeistert zu und klopfte Harry so fest auf den Rucken, dass Harry fast kopfüber stürzte. "Was gibt es denn diesmal wieder für abartige Viecher?", ertönte hinter ihnen eine schnarrende Stimme. "Draco Malfoy, natürlich!", sagte Hagrid und warf ihm einen missbilligenden Blick zu. "Leider keine Frettchen, tut mir Leid. Sonst hätteste bestimmt wieder an alte Zeiten gedacht." Malfoy lief rosa an und warf Hagrid einen hasserfüllten Blick zu. Anscheinend erinnerte Malfoy sich noch gut daran, wie er vorletztes Jahr in ein weißes Frettchen verwandelt und vor der halben Schule blamiert wurde. Er ging zurück zu Crabbe und Goyle, mit denen er die Köpfe zusammensteckte und wieder anfing zu tuscheln. Hagrid warf ihnen einen unsicheren Blick zu, fing sich aber schnell wieder. "Hoffentlich wird dein Unterricht besser, als der von Snape!", meinte Harry zu Hagrid. "Wieso? Was is denn passiert?", wollte Hagrid wissen. "Das erzählen wir dir demnächst mal bei einer Tasse Tee. Ich denke, du solltest jetzt anfangen. Es scheinen alle da zu sein!", sagte Hermine und blickte umher. "Also, willkommen zu einem neuen Schuljahr!", rief Hagrid strahlend in die Runde und alle Schüler verstummten. "Diese Jahr hab ich so einige Überraschungen für euch vorbereitet!", verkündete er , während die meisten Schüler ängstlich umher blickte und nach irgendwelchen Monstern Ausschau hielten. Anscheinend fragten sich alle, was für Überraschungen Hagrid wohl meinte. Entweder waren es tolle und interessante Tiere wie Einhörner oder Niffler (putzige, kleine Tiere, die scharf auf Glitzersachen sind), doch unter tollen Überraschung stellt Hagrid sich meist eher abscheuliche Wesen wie knallrümpfige Kröter vor (Tiere, von denen keiner weiß, was sie eigentlich sind). Hagrids Meinung war schon immer je gefährlicher, umso besser, obwohl er nie jemanden schaden wollen würde. "Aber wir fangen diese Stunde noch nich mit der Überraschung an, nee. Heute machen wa nochma Wiederholungen aus dem letzten Schuljahr!", sagte Hagrid glücklich. Einige Schüler stöhnten auf, doch die Stunde wurde doch noch ganz

41 erträglich, als plötzlich ein weiches, pflaumiges Etwas durch das offene Fenster von Hagrids Hütte schoss und zwischen den Schülern hin und herhüpfte. "Na, was soll das denn?", rief Hagrid und packte mit einer Hand nach dem umherwirbelnden Plüsch Ding und hielt es fest. "Ooh, Hagrid, was ist das denn? Was ist das? Dürfen wir uns das mal aus der Nähe angucken?", rief Lavender Brown plötzlich, als das wuselige Tier plötzlich so etwas wie schimmernde Seifenblasen spuckte. Ein lautes Fiepen ertönte und eine besonders schillernde Blase in Herzform stieg auf. Von allen Seiten hörte man Dinge wie "Oooh!" und "Aaah!" und "...wie süß!". Selbst Pansy und die anderen Slytherins konnten ihre Faszination kaum zurückhalten. Und so endete die Stunde nicht in Wiederholung des Stoffes aus dem letzten Schuljahr, denn Hagrid erzählte ihnen alles über diese Wolliwuschels und reichte das vor Begeisterung fiepende, Seifenblasen- spuckende Wolliwuschel herum. Kaum jemand wollte das Tierchen mit dem weißen Wuschel-Fell, den großen, schwarzen Knopfaugen und kleinen Plattfüsschen weiterreichen. Als es über die wiesen schellte, um das Ende der Stunde zu verkünden, gingen alle glücklich und zufrieden zum Schloss zurück. "War das eine schöne Stunde!", schwärmte Hermine und Parvati nickte ihr begeistert zu. "Da hat Siney wirklich was verpasst!", meinte Harry. "Stimmt!", sagte Ron "Ob sie immer noch bei Snape sitzt?" "Und wenn schon...", murmelte Hermine. Harry sah sie nachdenklich an. Doch der Gedanke an die Wolliwuschels hinderte ihn daran sich über Siney Sorgen zu machen. "So ein Tierchen könnte ich mir zu Weihnachten wünschen!", meinte Harry und grinste.

Von Siney war auch den Rest des Tages nichts mehr zu sehen. Erst spät abends ereignete sich etwas, was nur selten im Gemeinschaftsraum der Gryffindors passierte: Professor McGonagall kletterte durch das Portraitloch der fetten Dame. Immer wenn sie den Gemeinschaftsraum betrat hatte sie ein äußerst wichtiges Anliegen und Harry, Ron und Hermine vermuteten bereits, dass es etwas mit Siney zu tun haben musste. Und tatsächlich kam auch Siney ein paar Sekunden später durch das Portraitloch. Alle im Gemeinschaftsraum versammelten schwiegen und warteten gespannt darauf, dass Professor McGonagall oder Siney etwas sagte. Professor McGonagall öffnete den Mund für eine Erklärung, brach jedoch rasch wieder ab und führte Siney hinauf in den Mädchenschlafsaal. Siney sah auf den Boden und ging schweigend hinter Professor McGonagall her. "Was ist denn los?", fragte Ron, als Professor McGonagall und Siney verschwunden waren. "Keine Ahnung!", antwortete Harry und blickte gespannt auf die Treppe zum Schlafsaal. Und nach einer halben Ewigkeit, so kam es Harry vor, sah er Professor McGonagall wieder die Stufen hinuntergleiten. Sie war allein. "Es ist so...", begann sie zu sprechen. "Eure neue Mitschülerin Siney hat heute einen Lehrer angegriffen..." "Aber Professor McGonagall!", warf Seamus Finnigan ein. "Snape wollte..."

42 "Professor Snape wollte lediglich Siney dazu bringen einen einfachen Gegefluch zu sprechen, das ist alles. Der Fluch, den er angewandt hat war nichts weiter als ein bunter Strahl aus seinem Zauberstab!" Harry, Ron und Hermine sahen sich ungläubig an. "Ich versichere ihnen, Miss Eldird war niemals in Gefahr. Aber ich denke, sie sollten sich die Sache schleunigst aus dem Kopf schlagen. Gute Nacht alle miteinander!", sagte Professor McGonagall und verließ mit wehendem Umhang den Gemeinschaftsraum. "Nein!", sagte Hermine plötzlich. "Nein! Ich habe von dem Fluch in die mächtigsten Flüche und Gegenflüche gelesen! Er ist tödlich, wenn man nicht innerhalb von zwanzig Sekunden den Gegenfluch spricht! Snape hätte zwar keinen sterben lassen, aber..." "Da bin ich mir gar nicht so sicher...", meinte Harry.

































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