Professor Flitwicks große Überraschung
Eine ganze Weile noch saßen Harry, Ron und Hermine nachdenklich im Gemeinschaftsraum. Sie schienen alle das gleiche zu denken wie Harry, dem immer wieder dieselbe Frage durch den Kopf schoss: Was war mit Siney los? "Wisst ihr was?", durchbrach Harry die Stille. "Ich denke wir sollten versuchen herauszufinden, was da eigentlich vor sich geht!" "Aber wie sollen wir das denn machen? Einfach zur McGonagall spazieren?", fragte Ron hoffnungslos. "Ganz genau!", sagte Harry zu seiner und auch Hermines Verblüffung. "Allerdings wird sie uns nicht sehen... Ich bin mir sicher, sie unterhält sich gerade mit den anderen Lehrern darüber. Wenn wir nur zuhören würden..." Hermine sah aus, als wäre der Groschen bei ihr gefallen. "Natürlich! Der Tarnumhang!", schrie sie beinahe. "Hermine!", riefen Harry und Ron gleichzeitig. "Doch nicht so laut." "Also, was meint ihr? Gehen wir?", fragte Harry. "Na klar!", meinte Ron. Und so machte sich Harry auf den Weg in seinen Schlafsaal, um den Tarnumhang zu holen. Der Tarnumhang, der Menschen unsichtbar machte, war ein Erbstück von Harrys Vater. Professor Dumbledore hatte ihn für Harry aufbewahrt. Im ersten Schuljahr hatte Harry ihn erhalten und der Umhang war ihm seitdem sehr nützlich gewesen. Und so machte er sich, mit dem kostbaren Stück in Händen auf zu Ron und Hermine, die im Gemeinschaftsraum auf ihn warteten. "Können wir?", fragte Hermine. "Wir können!", sagte Harry knapp und warf sich und seinen Freunden den Umhang über. "Hoffentlich lungert Peeves nicht hinter irgendeiner Ecke rum!", meinte Ron flüsternd. Peeves, war ein äußerst lästiger Poltergeist in Hogwarts, dem es Spaß machte, anderen das Leben schwer zu machen. Harry, Ron und Hermine bewegten sich so leise wie möglich fort, denn es war verboten spät abends durch die Schule zu streifen, und wenn ein Lehrer die drei erwischen würde... Sie bogen durch dunkle Korridore, stiegen schmale Treppen hinab und mussten Aufpassen, nichts umzustoßen, denn zu dritt durch die engen Flure zu gehen, war gewiss keine Leichtigkeit. Und endlich, nach einer halben Ewigkeit, so kam es Harry vor, erreichten sie die Tür zum Lehrerzimmer. Sie konnten Stimmen im Inneren hören, doch es war nicht Professor McGonagall die dort sprach. Es war Snape. Er sprach mit Professor Lupin. Harry, Ron und Hermine trauten sich kaum zu atmen. "Und du bist dir ganz sicher, Severus?", hörten sie die Stimme von Professor Lupin. "Ja, ohne jeden Zweifel!", erwiderte die kalte Stimme von Snape. "Ich sage dir Remus, in ihr steckt mehr schwarze Magie, als alle hier annehmen!"
44 "Wir nehmen gar nichts an! Miss Eldird fühlte sich wahrscheinlich nur bedrängt! Sie muss sich doch auch erst mal einleben!", ertönte wieder Lupins Stimme. "Ich wusste doch, dass man sich auf dich immer noch nicht verlassen kann!", fauchte Snape auf einmal. "Für dich müsste es doch eine Kleinigkeit sein, zu erkennen, dass mit ihr etwas nicht stimmt! Oder wozu nennst du dich Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste?" "Severus, ich nehme deine Unruhe sehr ernst, glaub mir! Nach dem, was in der Nocturngasse geschehen ist. Aber gleich von mächtiger, schwarzer Magie zu sprechen finde ich doch etwas übertrieben!", sagte Lupin ruhig. Harry, Ron und Hermine sahen sich an. In der Nocturngasse? Was meinte Lupin damit? "Und was wirst du nun tun, Severus?", fragte Lupin. "Ich werde meinen Verdacht nicht aufgeben! Ich werde es noch mal testen, darauf kannst du dich verlassen. Und das solltest du auch tun!", sagte Snape befehlerisch. "Severus, ich muss dich warnen. Du weißt, wie gefährlich dein Vorhaben ist. Du kannst in große Schwierigkeiten geraten, wenn du die Sache durchziehst!", sagte Lupin beunruhigt. "Aber ich muss es einfach wissen!", antwortete Snape. Harry, Ron und Hermine wussten gar nichts mehr. Sie konnten mit dem, was Lupin und Snape da redeten einfach nichts anfangen. "Ich werde sie schon nicht töten, Remus...", sagte Snape auf einmal mit einem Anflug von Ironie in der Stimme. "Das hoffe ich!", sagte Professor Lupin nur. In dem Moment hörten Harry, Ron und Hermine plötzlich Schritte. Sie wirbelten erschrocken herum und erblickten Professor Dumbledore, der mit eiligen Schritten auf das Lehrerzimmer zukam. "Schnell! Da rein!", flüsterte Hermine und deutete auf eine Nische in der Wand. Die drei versteckten sich und sahen zu, wie Dumbledore das Lehrerzimmer betrat. "Noch mal Glück gehabt!", flüsterte Harry und bedeutete mit seinen Händen, sich wieder dem Geschehen im Lehrerzimmer zuzuwenden. "Ah, die Professoren Snape und Lupin!", sagte Dumbledore ruhig. "Wie nett, dass ich gerade sie beide hier antreffe." "Was können wir denn für sie tun, Professor?", fragte Snape gekünstelt freundlich. "Üble Geschichte, Severus. Wirklich ganz, ganz Übel!", sagte Professor Dumbledore matt. "Die junge Miss Eldird hat sie hoffentlich nicht zu stark verletzt?" "Nein. Es war nur der Schock. Man wird ja nicht jeden Tag von einer Schülerin angegriffen, nicht wahr?", fragte Snape. "Nein, solche Vorfälle gibt es selten. Aber gerade zu diesen Zeiten sollte man äußerst vorsichtig sein, Severus!", sagte Professor Dumbledore. "Danke, Professor. Ich werde mich bemühen.", erwiderte Snape und lachte kurz auf. "Ich bin gekommen, um etwas mit ihnen beiden zu besprechen. Und zwar geht es um ihren Unterricht. Ich halte es für sinnvoll, wenn sie, Professor Lupin die praktischen Übungen durchführen und sie, Professor Snape den Schülern nur die Theorie vertraut machen.", erklärte Professor Dumbledore den beiden Lehrern. "Misstrauen sie mir?", hörte Harry Snapes Stimme zischeln.
45 "Ich denke nur, wir sollten nichts riskieren, Severus.", erwiderte Professor Dumbledore trocken. "Wenn sie das so sehen.", sagte Snape kühl. "Nun, ich denke, dann ist doch alles besprochen, nicht wahr?", sagte Professor Lupin merklich gut gelaunt. "Ja. Gut, dann noch einen schönen Abend, die Herren!", sagte Professor Dumbledore und verließ das Lehrerzimmer. "Wir sollten uns auch wieder auf den Rückweg machen!", flüsterte Hermine. "Es muss schon unheimlich spät sein." "Na gut, ich bin auch schon hundemüde.", sagte Ron und die drei wollten sich gerade aufmachen zu gehen, als- "Remus!" "Was ist denn los Severus?", fragte Lupin. "Was ist wenn Miss Granger...?", begann er. "Wie kommst du jetzt auf Miss Granger?", fragte Lupin mit einem Ausdruck in der Stimme, als dachte er Professor Snape sei nicht ganz beisammen. "Ähm... nichts, Remus... Es ist gar nichts!", sagte Snape, offenbar wütend auf sich selbst. "Severus, bitte!", forderte Lupin. "Nein, Remus. Es war unsinnig von mir zu denken, dass... Nein, Schluss damit!", sagte Snape. "Hat es etwas mit den Ereignissen in der Nocturngasse zu tun, Severus?", fragte Professor Lupin, bei dem offenbar der Groschen gefallen war. "Indirekt schon... Ich werde dich darüber auf dem Laufendem halten. Aber jetzt muss ich noch ein wenig arbeiten!", meinte Snape und Harry, Ron und Hermine hörten Schritte. "Los, schnell weg hier!", flüsterte Harry, doch sie hörten noch einmal Professor Lupins Stimme: "Wir sollten uns morgen mit Miss Granger unterhalten." "Ja, das sollten wir wirklich! Also gut, dann noch einen schönen Abend.", sagte Snape gequält. "Dir auch." Harry, Ron und Hermine sahen zu, dass sie so schnell wie möglich wegkamen, denn die Professoren Lupin und Snape kamen auf die Lehrerzimmertür zu. Die drei huschten leise durch die stockdusteren Korridore und achteten kaum auf das, was vor ihnen lag. Sie alle schienen sich Gedanken über das zu machen, was sie soeben gehört hatten. Geistig am meisten abwesend war wohl Hermine, die sogar fast geradewegs in eine alte Rüstung gerannt wäre. Einige Minuten hatten sie Peeves gefährlich dich auf den Fersen, doch nach einer halben Ewigkeit, so dachten Harry, Ron und Hermine waren sie durch das Portraitloch der fetten Dame geklettert. "Verschweigst du uns etwas?", brach es aus Ron heraus. "Was?", fragte Hermine überrascht. "Warum sollten Lupin und Snape mit dir sprechen wollen? Gibt es etwas, dass du uns sagen möchtest?", sagte Ron. "Nein, ich habe keine Ahnung was die beiden von mir wollen, ehrlich!", erwiderte sie
46 "Doch es muss wohl etwas mit meiner Entführung zu tun haben." "Du hast uns nie etwas darüber erzählt.", sagte Harry "Warum eigentlich nicht?" "Ihr habt mich nie gefragt!", erwiderte sie knapp. "Und jetzt hab ich keine Lust darüber zu reden! Ich min todmüde. Gute Nacht, ihr beiden!" "Gute Nacht! Ich geh auch pennen!", sagte Ron und gähnte herzhaft.
Die erste Stunde Zauberkunst im neuen Schuljahr sehnten bereits viele herbei. Zwar stand Zauberkunst nun jeden Tag auf ihrem Stundenplan, aber trotzdem hatten sie es bisher noch nicht gehabt. Keiner wusste warum, doch sie hofften es gleich zu erfahren. Professor Flitwick, der Lehrer für Zauberkunst war ein äußerst fröhlicher Zauberer. Außerdem musste er sich zum unterrichten immer auf einen Stapel Bücher stellen, da er nicht besonders hoch gewachsen war. "Wo steckt er nur?", fragte Hermine nach einer Weile gespannten Wartens. "Hinter ihnen Miss Granger!", hörten sie hinter Hermine die hohe Stimme Professor Flitwicks. Hermine wirbelte herum doch - da war niemand! "Oder vielleicht doch hier?", hörten sie die gleiche Stimme, doch diesmal kam sie von der anderen Seite der Schülerschar. Doch auch sie sich umdrehten - war auch dort niemand! "Aber ich bin mir sicher, dass das die Stimme von Professor Flitwick war!", sagte Hermine. "Das stimmt, mein Liebe!", hörten sie erneut Professor Flitwick sagen. "Was soll denn das?", rief Lavender. "Will uns hier jemand verarschen? Echt lustig, ha ha..." Doch plötzlich tauchte Professor Flitwick aus dem nichts vor Lavender auf. "Entschuldigen sie bitte, Miss Brown! Herrschaften, folgen sie mir bitte in den Klassenraum!", quiekte Professor Flitwick und verschwand erneut. Lavender blickte verdutzt umher, als sie die Stimme erneut hörten. Sie kam aus dem Klassenzimmer. "Worauf wartet ihr?", kicherte Professor Flitwick. Die Schüler tauschten verwirrte Blicke aus und betraten zaghaft das Klassenzimmer. Sie setzten sich auf ihre alten Sitzplätze. Siney fand einen leeren Platz neben Parvati Patil, worauf Hermine erleichtert aufatmete. "Einen wunderschönen guten Morgen, meine Lieben!", sagte Professor Flitwick blendend gelaunt. "Ich habe mir einen kleinen Scherz mit ihnen erlaubt. Ich hoffe sie verzeihen mir?" Er grinste in die Runde. Ein paar grinsten zurück. "Nun, ich dachte, ich demonstriere euch auf diese Weise eines der schwersten Kapitel der Zauberei.", fuhr er fort. "Denn ab heute beginnen wir mit dem Apparieren!" Ein aufgeregtes Flüstert erfüllte plötzlich den Raum. "Ich kann mir vorstellen, dass einige von euch dies besonders spannend finden, aber wir werden klein beginnen. Ich habe die letzten Tage damit verbracht, die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Wie ihr sicherlich alle wisst...", er sah zu Hermine herüber. "kann man auf dem Hogwarts Gelände nicht apparieren. Es waren ein paar Zauber nötig, damit wir hier in Ruhe üben können. Und ich muss euch warnen: Das Apparieren ist nicht nur äußerst schwierig, es ist auch äußerst gefährlich! Für alle, die noch nicht wissen, worum es sich beim Apparieren handelt. An einer bestimmten Stelle zu verschwinden und an einer andern wieder aufzutauchen, das ist
47 die Kunst des Apparierens. Man kann unendlich weit apparieren, sofern man es gut beherrscht! Um apparieren zu dürfen, ist eine spezielle Prüfung notwendig, die ihr am Ende des nächsten Jahres bestehen müsst. Aber, wie gesagt, das Apparieren ist sehr gefährlich! Was würdet ihr zum Beispiel machen, wenn ihr einen Teil eures Körpers irgendwo zurücklasst? Ihr könntet weder vor noch zurück und müsstet warten, bis jemand kommt, um euch zu retten. Also, wir werden damit beginnen, ein paar Gegenstände verschwinden zu lassen. Sucht euch dazu bitte einen Partner.", sagte Professor Flitwick. Die Schüler taten sich zu zweit zusammen. Harry und Ron bildeten ein Paar. Hermine arbeitete wie immer zusammen mit Neville, damit sie ihm helfen konnte, wenn er mit einem Zauber (wie so oft) nicht zurechtkam. "Wie ich sehe können wir nun beginnen!", quiekte Professor Flitwick. "Ich verteile nun an jeden von euch eine Feder. Deutet mit eurem Zauberstab auf sie und sagt: Disapparo Feder! Sprecht mir mal alle nach: Disapparo Feder!" Und von allen Seiten hörte man Schüler Disapparo Feder sagen, wobei Hermine denen half, die die Zauberformel falsch aussprachen. Ron verdrehte die Augen. "Und nun kommt euer Zauberstab zum Einsatz. Lasst eure Feder verschwinden.", forderte Professor Flitwick die Klasse auf. Wieder sprachen alle die Zauberformel und versuchten ihre Feder verschwinden zu lassen. Doch nur bei Hermine und Siney hatte es geklappt. Die anderen hatten ihre Federn entweder nur bewegt, oder sie nur zur Hälfte verschwinden lassen. Bei einigen (zu denen Neville und Ron gehörten) passierte gar nichts. "Ron, Ron, Ron. Du musst dich schon konzentrieren! Das geht nicht von alleine!", ermahnte ihn Hermine. "Ich krieg das schon hin!", fauchte Ron zurück. "Disapparo Feder! Disapparo Feder!" Doch noch immer geschah nichts. "Verflucht!", schrie Ron und einige Köpfe wandten sich zu ihm um. Während Hermine noch immer geduldig Ron zu helfen versuchte, kam von der anderen Seite des Klassenzimmers her ein erschrockener Schrei. "Wo ist sie? Was hast du gemacht?", schrie Siney durch den stillen Raum. "Ich... Ich weiß es nicht... Ich dachte...", erwiderte Parvati ängstlich. "Was dachtest du? Oh, du dachtest ich fände das lustig?", schrie Siney bebend vor Zorn. "Mein Gott, nun reg dich mal nicht so auf! Woher soll ich wissen, dass du gleich so überreagierst? Professor Flitwick wird deine bescheuerte Kette schon wieder auftauchen lassen!", schrie nun auch Parvati. "Mein Damen, was ist denn hier los?", rief Professor Flitwick, der mit seinen kurzen Beinen eilig zu ihnen gelaufen kam. "Ich habe Siney Kette verschwinden lassen, Professor...", sagte Parvati kleinlaut. "Soso, sagte ich nicht, sie sollten die Feder verschwinden lassen, Miss Patil? Apparo Kette!", rief Professor Flitwick und deutete auf Sineys Hals. "Und so etwas wird nicht noch einmal passieren, ist das klar?", rief er der Klasse zu. Die Schüler schüttelten hastig die Köpfe. Den Rest der Stunde verbrachten sie weiter damit Federn verschwinden zu lassen. Einige haben es sogar geschafft sie später an gleicher Stelle wieder auftauchen zu lassen, worauf Professor Flitwick diese mit je einem Punkt für Gryffindor belohnte.
48 Hermine hatte insgesamt sogar vier Punkte bekommen, worüber sie äußerst stolz zu sein schien. Aber Harry konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass Hermine sich insgeheim mehr darüber freute, dass Siney nur drei Punkte bekommen hatte. Auf dem Weg zu den Kerkern, wo sie als nächstes Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor Snape hatten, unterhielten sich die Schüler angeregt über die Zauberkunststunde. "Was meinst du, Harry, wann können wir wohl das erste mal richtig apparieren? Wir könnten dann nachts ungehindert in den Honigtopf und uns kostenlos die Bäuche mit Süßigkeiten voll schlagen!", sagte Ron mit leuchtenden Augen. "Bei dir wird es sicherlich noch einige Zeit dauern! Du hast es ja noch nicht einmal geschafft deine Feder verschwinden zu lassen!", erinnerte ihn Hermine, worauf Ron sie böse ansah, dem jedoch nicht widersprach.
Snape und die Schar der böse dreinblickenden Slytherins erwarteten die Schülermenge bereits vor dem dunklen Klassenzimmer und Snape bat nicht nur die Slytherins, sondern auch die Gryffindor freundlich herein. Harry, Ron und Hermine wechselten misstrauische Blicke. "Nun aber herein mit euch.", sagte Snape mit einem aufgesetzten Lächeln, das Harry geradezu Angst machte. Die Schüler setzen sich irritiert auf ihre Plätze und blickten abwechselnd auf Snape und auf die Slytherins, die mittlerweile auch widerlich grinsten. "Wir haben heute eine tolle Stunde vor uns!", sagte Snape und hörte nicht auf zu lächeln. "Nachdem es in unserer letzten Stunde einen äußerst bedauerlichen Zwischenfall gab", er schenkte Siney einen hasserfüllten Blick "wollen wir unserer neuen Schülerin doch heute noch einmal die Chance geben, sich zu beweisen! Kommen sie bitte nach vorn, Miss Eldird!" "Aber Professor Snape! Sie dürfen uns keine Flüche mehr abwehren lassen! Dafür ist Professor Lupin zuständig!", warf Harry ein, doch als er Hermines entsetzten Blick sah, hätte er sich am liebsten selbst hundertfünfzig Punkte abgezogen. "Interessant...", zischte Professor Snape. "Ich dachte davon wüssten nur Professor Dumbledore, Lupin und ich. Das ist sehr interessant... Setzen sie sich gefälligst wieder, Miss Eldird!", blaffte es Siney auf einmal an. "Und sie Potter, sollten sich nicht so dreist in meine Angelegenheiten einmischen, und schon gar nicht nachts durch die Schule streifen! Hundert Punkte Abzug für Gryffindor!", brüllte er. Ein unglaublicher Hass baute sich in Harry auf, doch wenigstens hatte er Siney diesmal davor bewahrt, in Schwierigkeiten zu kommen. Die Slytherins warfen Harry böse Blicke zu, doch Siney sah ihn nur dankbar an.
49
Eine ganze Weile noch saßen Harry, Ron und Hermine nachdenklich im Gemeinschaftsraum. Sie schienen alle das gleiche zu denken wie Harry, dem immer wieder dieselbe Frage durch den Kopf schoss: Was war mit Siney los? "Wisst ihr was?", durchbrach Harry die Stille. "Ich denke wir sollten versuchen herauszufinden, was da eigentlich vor sich geht!" "Aber wie sollen wir das denn machen? Einfach zur McGonagall spazieren?", fragte Ron hoffnungslos. "Ganz genau!", sagte Harry zu seiner und auch Hermines Verblüffung. "Allerdings wird sie uns nicht sehen... Ich bin mir sicher, sie unterhält sich gerade mit den anderen Lehrern darüber. Wenn wir nur zuhören würden..." Hermine sah aus, als wäre der Groschen bei ihr gefallen. "Natürlich! Der Tarnumhang!", schrie sie beinahe. "Hermine!", riefen Harry und Ron gleichzeitig. "Doch nicht so laut." "Also, was meint ihr? Gehen wir?", fragte Harry. "Na klar!", meinte Ron. Und so machte sich Harry auf den Weg in seinen Schlafsaal, um den Tarnumhang zu holen. Der Tarnumhang, der Menschen unsichtbar machte, war ein Erbstück von Harrys Vater. Professor Dumbledore hatte ihn für Harry aufbewahrt. Im ersten Schuljahr hatte Harry ihn erhalten und der Umhang war ihm seitdem sehr nützlich gewesen. Und so machte er sich, mit dem kostbaren Stück in Händen auf zu Ron und Hermine, die im Gemeinschaftsraum auf ihn warteten. "Können wir?", fragte Hermine. "Wir können!", sagte Harry knapp und warf sich und seinen Freunden den Umhang über. "Hoffentlich lungert Peeves nicht hinter irgendeiner Ecke rum!", meinte Ron flüsternd. Peeves, war ein äußerst lästiger Poltergeist in Hogwarts, dem es Spaß machte, anderen das Leben schwer zu machen. Harry, Ron und Hermine bewegten sich so leise wie möglich fort, denn es war verboten spät abends durch die Schule zu streifen, und wenn ein Lehrer die drei erwischen würde... Sie bogen durch dunkle Korridore, stiegen schmale Treppen hinab und mussten Aufpassen, nichts umzustoßen, denn zu dritt durch die engen Flure zu gehen, war gewiss keine Leichtigkeit. Und endlich, nach einer halben Ewigkeit, so kam es Harry vor, erreichten sie die Tür zum Lehrerzimmer. Sie konnten Stimmen im Inneren hören, doch es war nicht Professor McGonagall die dort sprach. Es war Snape. Er sprach mit Professor Lupin. Harry, Ron und Hermine trauten sich kaum zu atmen. "Und du bist dir ganz sicher, Severus?", hörten sie die Stimme von Professor Lupin. "Ja, ohne jeden Zweifel!", erwiderte die kalte Stimme von Snape. "Ich sage dir Remus, in ihr steckt mehr schwarze Magie, als alle hier annehmen!"
44 "Wir nehmen gar nichts an! Miss Eldird fühlte sich wahrscheinlich nur bedrängt! Sie muss sich doch auch erst mal einleben!", ertönte wieder Lupins Stimme. "Ich wusste doch, dass man sich auf dich immer noch nicht verlassen kann!", fauchte Snape auf einmal. "Für dich müsste es doch eine Kleinigkeit sein, zu erkennen, dass mit ihr etwas nicht stimmt! Oder wozu nennst du dich Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste?" "Severus, ich nehme deine Unruhe sehr ernst, glaub mir! Nach dem, was in der Nocturngasse geschehen ist. Aber gleich von mächtiger, schwarzer Magie zu sprechen finde ich doch etwas übertrieben!", sagte Lupin ruhig. Harry, Ron und Hermine sahen sich an. In der Nocturngasse? Was meinte Lupin damit? "Und was wirst du nun tun, Severus?", fragte Lupin. "Ich werde meinen Verdacht nicht aufgeben! Ich werde es noch mal testen, darauf kannst du dich verlassen. Und das solltest du auch tun!", sagte Snape befehlerisch. "Severus, ich muss dich warnen. Du weißt, wie gefährlich dein Vorhaben ist. Du kannst in große Schwierigkeiten geraten, wenn du die Sache durchziehst!", sagte Lupin beunruhigt. "Aber ich muss es einfach wissen!", antwortete Snape. Harry, Ron und Hermine wussten gar nichts mehr. Sie konnten mit dem, was Lupin und Snape da redeten einfach nichts anfangen. "Ich werde sie schon nicht töten, Remus...", sagte Snape auf einmal mit einem Anflug von Ironie in der Stimme. "Das hoffe ich!", sagte Professor Lupin nur. In dem Moment hörten Harry, Ron und Hermine plötzlich Schritte. Sie wirbelten erschrocken herum und erblickten Professor Dumbledore, der mit eiligen Schritten auf das Lehrerzimmer zukam. "Schnell! Da rein!", flüsterte Hermine und deutete auf eine Nische in der Wand. Die drei versteckten sich und sahen zu, wie Dumbledore das Lehrerzimmer betrat. "Noch mal Glück gehabt!", flüsterte Harry und bedeutete mit seinen Händen, sich wieder dem Geschehen im Lehrerzimmer zuzuwenden. "Ah, die Professoren Snape und Lupin!", sagte Dumbledore ruhig. "Wie nett, dass ich gerade sie beide hier antreffe." "Was können wir denn für sie tun, Professor?", fragte Snape gekünstelt freundlich. "Üble Geschichte, Severus. Wirklich ganz, ganz Übel!", sagte Professor Dumbledore matt. "Die junge Miss Eldird hat sie hoffentlich nicht zu stark verletzt?" "Nein. Es war nur der Schock. Man wird ja nicht jeden Tag von einer Schülerin angegriffen, nicht wahr?", fragte Snape. "Nein, solche Vorfälle gibt es selten. Aber gerade zu diesen Zeiten sollte man äußerst vorsichtig sein, Severus!", sagte Professor Dumbledore. "Danke, Professor. Ich werde mich bemühen.", erwiderte Snape und lachte kurz auf. "Ich bin gekommen, um etwas mit ihnen beiden zu besprechen. Und zwar geht es um ihren Unterricht. Ich halte es für sinnvoll, wenn sie, Professor Lupin die praktischen Übungen durchführen und sie, Professor Snape den Schülern nur die Theorie vertraut machen.", erklärte Professor Dumbledore den beiden Lehrern. "Misstrauen sie mir?", hörte Harry Snapes Stimme zischeln.
45 "Ich denke nur, wir sollten nichts riskieren, Severus.", erwiderte Professor Dumbledore trocken. "Wenn sie das so sehen.", sagte Snape kühl. "Nun, ich denke, dann ist doch alles besprochen, nicht wahr?", sagte Professor Lupin merklich gut gelaunt. "Ja. Gut, dann noch einen schönen Abend, die Herren!", sagte Professor Dumbledore und verließ das Lehrerzimmer. "Wir sollten uns auch wieder auf den Rückweg machen!", flüsterte Hermine. "Es muss schon unheimlich spät sein." "Na gut, ich bin auch schon hundemüde.", sagte Ron und die drei wollten sich gerade aufmachen zu gehen, als- "Remus!" "Was ist denn los Severus?", fragte Lupin. "Was ist wenn Miss Granger...?", begann er. "Wie kommst du jetzt auf Miss Granger?", fragte Lupin mit einem Ausdruck in der Stimme, als dachte er Professor Snape sei nicht ganz beisammen. "Ähm... nichts, Remus... Es ist gar nichts!", sagte Snape, offenbar wütend auf sich selbst. "Severus, bitte!", forderte Lupin. "Nein, Remus. Es war unsinnig von mir zu denken, dass... Nein, Schluss damit!", sagte Snape. "Hat es etwas mit den Ereignissen in der Nocturngasse zu tun, Severus?", fragte Professor Lupin, bei dem offenbar der Groschen gefallen war. "Indirekt schon... Ich werde dich darüber auf dem Laufendem halten. Aber jetzt muss ich noch ein wenig arbeiten!", meinte Snape und Harry, Ron und Hermine hörten Schritte. "Los, schnell weg hier!", flüsterte Harry, doch sie hörten noch einmal Professor Lupins Stimme: "Wir sollten uns morgen mit Miss Granger unterhalten." "Ja, das sollten wir wirklich! Also gut, dann noch einen schönen Abend.", sagte Snape gequält. "Dir auch." Harry, Ron und Hermine sahen zu, dass sie so schnell wie möglich wegkamen, denn die Professoren Lupin und Snape kamen auf die Lehrerzimmertür zu. Die drei huschten leise durch die stockdusteren Korridore und achteten kaum auf das, was vor ihnen lag. Sie alle schienen sich Gedanken über das zu machen, was sie soeben gehört hatten. Geistig am meisten abwesend war wohl Hermine, die sogar fast geradewegs in eine alte Rüstung gerannt wäre. Einige Minuten hatten sie Peeves gefährlich dich auf den Fersen, doch nach einer halben Ewigkeit, so dachten Harry, Ron und Hermine waren sie durch das Portraitloch der fetten Dame geklettert. "Verschweigst du uns etwas?", brach es aus Ron heraus. "Was?", fragte Hermine überrascht. "Warum sollten Lupin und Snape mit dir sprechen wollen? Gibt es etwas, dass du uns sagen möchtest?", sagte Ron. "Nein, ich habe keine Ahnung was die beiden von mir wollen, ehrlich!", erwiderte sie
46 "Doch es muss wohl etwas mit meiner Entführung zu tun haben." "Du hast uns nie etwas darüber erzählt.", sagte Harry "Warum eigentlich nicht?" "Ihr habt mich nie gefragt!", erwiderte sie knapp. "Und jetzt hab ich keine Lust darüber zu reden! Ich min todmüde. Gute Nacht, ihr beiden!" "Gute Nacht! Ich geh auch pennen!", sagte Ron und gähnte herzhaft.
Die erste Stunde Zauberkunst im neuen Schuljahr sehnten bereits viele herbei. Zwar stand Zauberkunst nun jeden Tag auf ihrem Stundenplan, aber trotzdem hatten sie es bisher noch nicht gehabt. Keiner wusste warum, doch sie hofften es gleich zu erfahren. Professor Flitwick, der Lehrer für Zauberkunst war ein äußerst fröhlicher Zauberer. Außerdem musste er sich zum unterrichten immer auf einen Stapel Bücher stellen, da er nicht besonders hoch gewachsen war. "Wo steckt er nur?", fragte Hermine nach einer Weile gespannten Wartens. "Hinter ihnen Miss Granger!", hörten sie hinter Hermine die hohe Stimme Professor Flitwicks. Hermine wirbelte herum doch - da war niemand! "Oder vielleicht doch hier?", hörten sie die gleiche Stimme, doch diesmal kam sie von der anderen Seite der Schülerschar. Doch auch sie sich umdrehten - war auch dort niemand! "Aber ich bin mir sicher, dass das die Stimme von Professor Flitwick war!", sagte Hermine. "Das stimmt, mein Liebe!", hörten sie erneut Professor Flitwick sagen. "Was soll denn das?", rief Lavender. "Will uns hier jemand verarschen? Echt lustig, ha ha..." Doch plötzlich tauchte Professor Flitwick aus dem nichts vor Lavender auf. "Entschuldigen sie bitte, Miss Brown! Herrschaften, folgen sie mir bitte in den Klassenraum!", quiekte Professor Flitwick und verschwand erneut. Lavender blickte verdutzt umher, als sie die Stimme erneut hörten. Sie kam aus dem Klassenzimmer. "Worauf wartet ihr?", kicherte Professor Flitwick. Die Schüler tauschten verwirrte Blicke aus und betraten zaghaft das Klassenzimmer. Sie setzten sich auf ihre alten Sitzplätze. Siney fand einen leeren Platz neben Parvati Patil, worauf Hermine erleichtert aufatmete. "Einen wunderschönen guten Morgen, meine Lieben!", sagte Professor Flitwick blendend gelaunt. "Ich habe mir einen kleinen Scherz mit ihnen erlaubt. Ich hoffe sie verzeihen mir?" Er grinste in die Runde. Ein paar grinsten zurück. "Nun, ich dachte, ich demonstriere euch auf diese Weise eines der schwersten Kapitel der Zauberei.", fuhr er fort. "Denn ab heute beginnen wir mit dem Apparieren!" Ein aufgeregtes Flüstert erfüllte plötzlich den Raum. "Ich kann mir vorstellen, dass einige von euch dies besonders spannend finden, aber wir werden klein beginnen. Ich habe die letzten Tage damit verbracht, die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Wie ihr sicherlich alle wisst...", er sah zu Hermine herüber. "kann man auf dem Hogwarts Gelände nicht apparieren. Es waren ein paar Zauber nötig, damit wir hier in Ruhe üben können. Und ich muss euch warnen: Das Apparieren ist nicht nur äußerst schwierig, es ist auch äußerst gefährlich! Für alle, die noch nicht wissen, worum es sich beim Apparieren handelt. An einer bestimmten Stelle zu verschwinden und an einer andern wieder aufzutauchen, das ist
47 die Kunst des Apparierens. Man kann unendlich weit apparieren, sofern man es gut beherrscht! Um apparieren zu dürfen, ist eine spezielle Prüfung notwendig, die ihr am Ende des nächsten Jahres bestehen müsst. Aber, wie gesagt, das Apparieren ist sehr gefährlich! Was würdet ihr zum Beispiel machen, wenn ihr einen Teil eures Körpers irgendwo zurücklasst? Ihr könntet weder vor noch zurück und müsstet warten, bis jemand kommt, um euch zu retten. Also, wir werden damit beginnen, ein paar Gegenstände verschwinden zu lassen. Sucht euch dazu bitte einen Partner.", sagte Professor Flitwick. Die Schüler taten sich zu zweit zusammen. Harry und Ron bildeten ein Paar. Hermine arbeitete wie immer zusammen mit Neville, damit sie ihm helfen konnte, wenn er mit einem Zauber (wie so oft) nicht zurechtkam. "Wie ich sehe können wir nun beginnen!", quiekte Professor Flitwick. "Ich verteile nun an jeden von euch eine Feder. Deutet mit eurem Zauberstab auf sie und sagt: Disapparo Feder! Sprecht mir mal alle nach: Disapparo Feder!" Und von allen Seiten hörte man Schüler Disapparo Feder sagen, wobei Hermine denen half, die die Zauberformel falsch aussprachen. Ron verdrehte die Augen. "Und nun kommt euer Zauberstab zum Einsatz. Lasst eure Feder verschwinden.", forderte Professor Flitwick die Klasse auf. Wieder sprachen alle die Zauberformel und versuchten ihre Feder verschwinden zu lassen. Doch nur bei Hermine und Siney hatte es geklappt. Die anderen hatten ihre Federn entweder nur bewegt, oder sie nur zur Hälfte verschwinden lassen. Bei einigen (zu denen Neville und Ron gehörten) passierte gar nichts. "Ron, Ron, Ron. Du musst dich schon konzentrieren! Das geht nicht von alleine!", ermahnte ihn Hermine. "Ich krieg das schon hin!", fauchte Ron zurück. "Disapparo Feder! Disapparo Feder!" Doch noch immer geschah nichts. "Verflucht!", schrie Ron und einige Köpfe wandten sich zu ihm um. Während Hermine noch immer geduldig Ron zu helfen versuchte, kam von der anderen Seite des Klassenzimmers her ein erschrockener Schrei. "Wo ist sie? Was hast du gemacht?", schrie Siney durch den stillen Raum. "Ich... Ich weiß es nicht... Ich dachte...", erwiderte Parvati ängstlich. "Was dachtest du? Oh, du dachtest ich fände das lustig?", schrie Siney bebend vor Zorn. "Mein Gott, nun reg dich mal nicht so auf! Woher soll ich wissen, dass du gleich so überreagierst? Professor Flitwick wird deine bescheuerte Kette schon wieder auftauchen lassen!", schrie nun auch Parvati. "Mein Damen, was ist denn hier los?", rief Professor Flitwick, der mit seinen kurzen Beinen eilig zu ihnen gelaufen kam. "Ich habe Siney Kette verschwinden lassen, Professor...", sagte Parvati kleinlaut. "Soso, sagte ich nicht, sie sollten die Feder verschwinden lassen, Miss Patil? Apparo Kette!", rief Professor Flitwick und deutete auf Sineys Hals. "Und so etwas wird nicht noch einmal passieren, ist das klar?", rief er der Klasse zu. Die Schüler schüttelten hastig die Köpfe. Den Rest der Stunde verbrachten sie weiter damit Federn verschwinden zu lassen. Einige haben es sogar geschafft sie später an gleicher Stelle wieder auftauchen zu lassen, worauf Professor Flitwick diese mit je einem Punkt für Gryffindor belohnte.
48 Hermine hatte insgesamt sogar vier Punkte bekommen, worüber sie äußerst stolz zu sein schien. Aber Harry konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass Hermine sich insgeheim mehr darüber freute, dass Siney nur drei Punkte bekommen hatte. Auf dem Weg zu den Kerkern, wo sie als nächstes Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor Snape hatten, unterhielten sich die Schüler angeregt über die Zauberkunststunde. "Was meinst du, Harry, wann können wir wohl das erste mal richtig apparieren? Wir könnten dann nachts ungehindert in den Honigtopf und uns kostenlos die Bäuche mit Süßigkeiten voll schlagen!", sagte Ron mit leuchtenden Augen. "Bei dir wird es sicherlich noch einige Zeit dauern! Du hast es ja noch nicht einmal geschafft deine Feder verschwinden zu lassen!", erinnerte ihn Hermine, worauf Ron sie böse ansah, dem jedoch nicht widersprach.
Snape und die Schar der böse dreinblickenden Slytherins erwarteten die Schülermenge bereits vor dem dunklen Klassenzimmer und Snape bat nicht nur die Slytherins, sondern auch die Gryffindor freundlich herein. Harry, Ron und Hermine wechselten misstrauische Blicke. "Nun aber herein mit euch.", sagte Snape mit einem aufgesetzten Lächeln, das Harry geradezu Angst machte. Die Schüler setzen sich irritiert auf ihre Plätze und blickten abwechselnd auf Snape und auf die Slytherins, die mittlerweile auch widerlich grinsten. "Wir haben heute eine tolle Stunde vor uns!", sagte Snape und hörte nicht auf zu lächeln. "Nachdem es in unserer letzten Stunde einen äußerst bedauerlichen Zwischenfall gab", er schenkte Siney einen hasserfüllten Blick "wollen wir unserer neuen Schülerin doch heute noch einmal die Chance geben, sich zu beweisen! Kommen sie bitte nach vorn, Miss Eldird!" "Aber Professor Snape! Sie dürfen uns keine Flüche mehr abwehren lassen! Dafür ist Professor Lupin zuständig!", warf Harry ein, doch als er Hermines entsetzten Blick sah, hätte er sich am liebsten selbst hundertfünfzig Punkte abgezogen. "Interessant...", zischte Professor Snape. "Ich dachte davon wüssten nur Professor Dumbledore, Lupin und ich. Das ist sehr interessant... Setzen sie sich gefälligst wieder, Miss Eldird!", blaffte es Siney auf einmal an. "Und sie Potter, sollten sich nicht so dreist in meine Angelegenheiten einmischen, und schon gar nicht nachts durch die Schule streifen! Hundert Punkte Abzug für Gryffindor!", brüllte er. Ein unglaublicher Hass baute sich in Harry auf, doch wenigstens hatte er Siney diesmal davor bewahrt, in Schwierigkeiten zu kommen. Die Slytherins warfen Harry böse Blicke zu, doch Siney sah ihn nur dankbar an.
49
